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"Wir sind kompromisslos in der Qualität. Unsere Reporter und Journalistinnen haben Zeit, um ein Thema mit der angebrachten Sorgfalt und Hartnäckigkeit zu recherchieren. Und es gibt drei Dinge, an denen uns besonders viel liegt: Gute Sprache. Gute Bilder. Und gutes Design."

Das ist das Motto der «Republik».
Wer könnte mit einem solchen Anspruch an ein Medium nicht restlos einverstanden sein? Es könnte zwar Kritiker geben, die dies als anmassend und vor Selbstgerechtigkeit triefend empfinden könnten; solche ungerechte Vorwürfe möchte ich nun anhand eines Artikels, den ich kürzlich gelesen habe, ein für alle Mal entkräften! Es handelt sich um den Beitrag "die Physiker" von Kati Rickenbach und kongenial illustriert von Kati Rickenbach. Der Beschränkung auf eine maximale Anzahhl von Buchstaben beschränke ich mich auf "gute Sprache".
"Fuck you Newton! – You too, Einstein." Gute Sprache zeichnet sich eben auch dadurch aus, dass sie die erstarrten Konventionen bildungsbürgerlicher Klassenschranken zerschlägt und die Idiomatik einer rebellischen, revolutionären und kritischen Jugend sich zu eigen macht.
Böse Zungen könnten behaupten, dabei handele es sich um geschmacklose Anbiederung an ein vermeintlich junges, urbanes Publikum, welches seine Weltoffenheit durch das Perpetuieren angelsächsischer "four-letter words" manifestiert.
Weit gefehlt! Was einem Billy Connolly zum Markenzeichen wurde, darf auch getrost als Stilmittel in einem so auf Qualität bedachten Medium, wie eben der Republik, bedenkenlos eingesetzt werden! Mut zur Banalität und Vulgarität helfen, eine komplexe Materie einem grossen Publikum näherzubringen.

Im Weiteren besticht auch die sorgfältige Recherche, die sich in der sprachlichen Gestaltung wiederspiegelt: ich hatte während meines ganzen Physikstudiums keinen einzelnen Kollegen gefunden, der den epochalen Leistungen eines Newton oder Einstein nicht den grössten Respekt entgegengebracht hätte, auch wenn die klassischen Theorien im gegenwärtigen Stand des Wissens nur als Approximationen anzusehen sind. Umso mehr überrascht es mich, wenn ein Physiker einen Newton zum Koitus auffordern würde; aber eben dies macht Qualitätsjournalismus aus: dass man neues und einem bisher fremdes erfährt!.

Die Autorin versteht es auch, der Leserschaft den Blick auf die grossen politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge zu lenken, statt ihn mit technischen und wissenschaftlichen Details zu bemühen. So ist es natürlich wichtig und löblich einen grossen Teil des Textes damit zu verwenden, die poltische und gesellschaftliche Gesinnung der Teilnehmer auszuloten. Und was für ein Glück: die meisten sind stramm links getrimmt!

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Anja Conzetts Stil finde ich schlicht atemberaubend. Wie Sie es schaffen, mit präziser Beobachtung und kristallklarer Konstruktion eine dichte, funkelnde Atmosphäre zu erzeugen, sodass ich als Leser das Gefühl habe, nicht nur einen Bericht zu lesen, sondern das Berichtete mitzuerleben, daran teilzunehmen, liebe Frau Conzett: grossartig.

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Anja Conzett
Reporterin
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Oh. Herzlichen Dank für dieses wundervolle Kompliment! Das macht Freude.

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Danke für diese Liebeserklärung an die Physik und Physiker*innen, liebe Anja. Ein absolutes Lesevergnügen mit Erkenntnisgewinn. ❤️

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Anja Conzett
Reporterin
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♥️🙏

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Bin ich der einzige, der sich an Formulierungen wie „Fuck you, Newton!“ oder „Fuck you, Einstein!“ stört? Das ist doch extrem stillos...

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nein, gian, ich störe mich (nicht) mehr daran, 'fuck you' oder 'fucking' hat im amerikanischen englisch – und der nahtlosen, unübersetzten übernahme in europäische sprachen – durch den über-gebrauch in jedwegem zusammenhang die ursprüngliche sexuelle konnotation nahezu vollständig verloren, ist fast zu so etwas wie einem vorangestellten ausrufezeichen geworden.

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Herr Weigel, ich habe Ihnen nicht das Du angeboten! (<- Wie Sie sehen, bevorzuge ich hier Ausrufezeichen statt fuck you...) Laut wiktionary ist der Ausdruck jedenfalls "markedly vulgar" und laut dem Oxford Dictionary "vulgar slang". Mir scheint jedenfalls unvorstellbar, eine solche Formulierung jemals in der NZZ (die bei Republik-Lesern einen schlechten Ruf zu geniessen scheint) lesen zu können/müssen. Was mir auch als passender Modus für jede Zeitung scheint, die für sich in Anspruch nimmt, der Medienlandschaft gut zu tun.

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Anja Conzett
Reporterin
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Oh, nein – sie sind keineswegs der Einzige, den das stört. Nur stört es mich nicht, dass Sie das stört.

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In Ihrem Umgang mit anderen Meinungen zeigen Sie wahre Grösse. :)

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Zugegeben, die Formulierungen sind ungewohnt - ich finde das aber erfrischend.

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Lieber G. M., Sie haben völlig recht. Aber nicht nur wegen der Vulgarität des Ausdrucks. Bei der dummen 1:1-Übernahme des amerikanischen Fuck und fucking zur negative Steigerung wird übersehen, dass im US-Amerikanischen Negatives mit sexuellen Zusätzen verstärkt wird, wogegen in unserem Sprachkreis die analoge Verstärkung mit fäkalen Zusätzen geschieht. (Bis pornhub hatten viele von uns auch eine positivere Beziehung zum Sex.)

Ein Beispiel: ein amerikanischer "fucking idiot" ist nicht ein Idiot, der das grosse Glück hatte, doch noch einen Sexualpartner bzw. eine Sexualpartnerin zu finden. In unserem Sprachraum sagt der vulgär Beschimpfende: "Scheissidiot". Da gibt es dann auch keine Missverständnisse und ist klar, dass es nichts zu beglückwünschen gibt.

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Anja Conzett
Reporterin
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Herr O.

  1. «Fuck» hat seinen Ursprung im altgermanischen Wort «fock» und bedeutet zuschlagen. Aber Sprache befindet sich in kontinuierlichem Wandel – und mit der Sprache wandelt sich natürlich auch auch der Vulgaritätsbegriff. Fucking awesome, isn't it?

  2. «Ficken» oder «fucking» ist nicht etwas, zu dem ich Menschen jemals gratulieren würde, da es im besten Fall – Pornhub lässt grüssen – ein Indikator für schlechten Sex ist. Da gratuliere ich vorher zu einem guten Schiss.

  3. Zu dem, dass im Sprachraum keine sexuell konnotierten «Vulgaritäten» existieren, sage ich als Bündnerin: U huara nid.

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Sehr spannend und sehr gut ge- und beschrieben. Eine wahre Lesefreude, danke.

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Spannend, informativ, unterhaltsam - diesen Artikel habe ich gerne gelesen!

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Anja Conzett
Reporterin
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Das freut mich sehr.

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Danke sehr Anja Conzett für das atmosphärische Stimmungsbild

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Anja Conzett
Reporterin
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Gerne!

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Mit Rückblick auf eine kürzliche Diskussion zu Esoterik stimme ich einer Aussage nicht zu, nämlich dass wir uns alle nach eindeutiger Wahrheit sehnen. Esoterik, aber auch Magie und Religion sind doch der Wunsch, dass unser Wünschen und Hoffen eine Rolle spielt und eben nicht einfach alles berechenbar ist. Die Quanteninformation eröffnet dazu endlich wieder eine Möglichkeit, das Physik möglicherweise nicht die absolute Antithese zu jeglichem spirituellen Weltbild sein muss. Wer kann denn schon sagen, was unser Bewusstsein ist, und folglich was es bei richtiger Übung wahrnehmen im Stande ist. Bloss weil es sich noch nicht messen lässt, heisst ja nicht dass es etwas nicht existiert. Die Quanteninformation entspricht vielen metaphysischen Glaubenssätzen von denen man hundert Jahre lang glaubte sie seien reiner Aberglaube. Ich will daraus nicht folgern man solle Quanteninformation jetzt in alten Büchern von Religion und Metaphysik suchen solle. Ich will nur sagen dass es mich sehr freut wenn es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt welche die Möglichkeit einer höchst magischen Welt zumindest nicht theoretisch ausschliessen.

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Gut gelugene lockere Einführung in die Quantentheorie.

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Sowas wünscht ich mir auf Papier zu lesen. Oder auf Bierdeckeln. Oder auf Wandtafeln. Oder in Sand geritzt. ABER NICHT AUF EINEM MICKRIGEN BILDSCHIRM existenzermöglicht durch Quantenphysik!

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pdf generieren und ausdrucken?

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ein wirklich guter rat, nadja! die PDFs sind satztechnisch so gut gestaltet, daß ihre lektüre auf einem screen ebenso erfreulich ist wie im ausdruck auf papier. eine visitenkarte der «Republik».

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eine frage, anja, «...ist, erhält man 42 Antworten.»
42 – hasard et/ou nécessité?

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Ein Quantenphysiker würde wahrscheinlich antworten, dass die Kenntnis der Antwort und der dazugehörigen Frage einander ausschließen und niemals beide im selben Universum zur gleichen Zeit bekannt sein können. 😃

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andreas, ich habe vielleicht etwas um die ecke gefragt. mir erschien die "42" als hübsche referenz an doug adams... anja?

ach ja! merci vielmal für das «postscriptum» zu seth lloyd.

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Da geht es den Forschenden ja ähnlich wie ihren Forschungsobjekten. Sie bewegen sich frei und ziellos und hoffnungsvoll, bis die Industrie ein Auge auf sie wirft und damit ihren Zustand verändert. Vielleicht könnte man sagen, dass das Verhalten von Quantenteilchen und unseren Gedanken gar nicht so unähnlich ist.

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Wenn ich so meinen Gedanken beim hin und her Springen zu- sehe, höre oder fühle, bin ich geneigt zu glauben, dass das Verhalten der Quantenteilchen die Grundlage des Denkens ist😁

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Grandios Reportage! Danke!

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Was mich an dem Artikel am meisten fasziniert, ist der Alternative Aufbau dieser Konferenz!
Ich finde es erfrischend zu sehen, dass es nicht immer eine klare Struktur benötigt. Für mich ist dieser freie Austausch der Inbegriff von was Wissenschaft sein sollte!
Vielleicht interpretiere ich ja hier auch zu viel in die Beschreibung, aber ich habe das Gefühl, das ein solcher freier Austausch eher dazu führt von dem Konkurrenzdenken weg zu kommen, was sonst in der Akademie doch auch zuweilen verbreitet ist.

Ich wünschte mir solche Konferenzen wären auch in anderen Disziplinen gängig, obwohl gerade der philosophische Aspekt der Quantenphysik und Quanteninformation einen Austausch in dieser Form sehr vereinfacht.

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Anja Conzett
Reporterin
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Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Herr W. Die Methode Benasque sollte Schule machen – auch in anderen Fachbereichen.

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Respekt, geschätzte Frau Conzett. Inhaltlich und v.a. auch sprachlich habe ich die Lektüre sehr genossen. Vielen Dank.

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Anja Conzett
Reporterin
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Das freut mich! Vielen Dank.

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Ja, wenn Physiker unter sich bleiben...
Hätten sie Laotse, Buddha oder sonstwelche alten Weisen eingeladen, so hätten diese vielleicht etwa so gesprochen: "Seid willkommen in der Realität. Wir haben Euch schon lange erwartet und freuen uns über Euer Da-Sein. Vielleicht habt Ihr weitere Fragen? "

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Zum Quanten-Dingsbums: endlich einmal verständlich erklärt. Danke. Allerdings fehlt noch der Gag mit der dank Quanten überlichtschnellen Informationsübertragung.
Zu den Tensornetzwerken: einfach eine zusätzliche Dimension nehmen. Dann geht's.

Zu Seth Lloyd: Wir ultimativ Selbstgerechten: Seth Lloyd muss gesteinigt werden, weil er seine Arbeit von einem Milliardär sponsern liess, der wegen Zuhälterei etc. verurteilt war. Man lese einmal Lloyds völlig verschwurbelten Entschuldigungstext. (Indem er weiterhin an Gesprächen mit Epstein und anderen teilgenommen und von ihm Geld angenommen habe, habe er dessen Opfer entmächtigt.) Da wurde eine Koryphäe fix und fertig gemacht, bis sie nicht mehr klar denken kann. Selbstkritik wie in der chinesischen Kulturrevolution.

Gibt es denn Milliardäre, denen nichts vorzuwerfen ist? Wer alles wurde und wird von Philip Morris gesponsert, die Geschäfte mit todbringenden Suchtmitteln machen? Und mit dem Segen des Bundesrates in der Schweiz Zigaretten mit besonders hohem Suchtpotential fabrizieren, die hier nicht in Verkehr gebracht werden dürfen und deshalb nach Afrika etc. exportiert werden. Man vergleiche einmal die Reaktionen auf das Sponsoring für Lloyd und jenes für Cassis. Insbesondere die Lesermeinungen.

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Ich weiss nicht genau, welche Reaktionen und LeserInnenmeinungen Sie ansprechen, Herr O. Hier in der Republik hat die Nähe von BR Cassis und seinem Departement zu Philip Morris erheblich mehr Kommentare ausgelöst als Anja Conzetts Einschub zu Seth Lloyd/Jeffrey Epstein, auf den Sie bisher als Einziger reagiert haben.
Interessant finde ich Ihre Umschreibung, dass Epstein 'wegen Zuhälterei etc.' verurteilt worden sei. Den weit belastenderen Teil lassen Sie weg: dass es bei dieser Zuhälterei (auch) um minderjährige Mädchen ging.
Da wirkt Ihre Frage, ob es denn Milliardäre gebe, denen nichts vorzuwerfen sei, doch etwas fehl am Platz. Warum ein Unrecht mit dem andern aufwiegen?
Dass Lloyd den verurteilten Epstein mit seinem Renommee gegen Forschungsgeld unterstützt hat, ist im besten Fall eine katastrophale Fehleinschätzung und mit Sicherheit keine Heldentat. Weshalb sollte man das schönreden?

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Liebe Frau J., lassen Sie mich Absatz für Absatz antworten:

Zu Lesermeinungen zu Philip Morris und Cassis: Richtig, hier in der Republik hat es andere Leser/innen. Hier lautete der Tenor nicht, dass in Afrika das Rauchen ja freiwillig sei. Darum habe ich den Kommentar überhaupt geschrieben. Aber ich finde nicht, dass man sich dafür entschuldigen soll, Seth Lloyd in einem Artikel wie dem von Frau Conzett zu erwähnen.

Zu Epsteins Verbrechen: Ich will den Missbrauch von 14- und 16-jährigen Mädchen nicht kleinreden und bedenke auch die Langzeitfolgen. Aber hier geht es um Lloyd und nicht um Epstein. Hätte Epstein sein Geld mit Herstellung und Verkauf von todbringenden Drogen mit gesteigertem Suchtpotential gemacht, so wäre die Reaktion milde ausgefallen - so wie bei Cassis und Philip Morris. Erinnern Sie sich noch an Bührle, den verurteilten Waffenhändler und berühmten Sponsor? Wen stört es, dass seine mit Blutgeld finanzierte Sammlung ins Zürcher Kunsthaus integriert wurde? Das ist mein Punkt. Darum schrieb ich: "Wir ultimativ Selbstgerechten..."

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Ein interessanter, gut geschriebener Artikel. Und er zeigt, wie Physiker funktionieren, leider.

Sie, Anjet C., haben nichts vergessen! Keiner ihrer Informanten hat Ihnen davon erzählt, weil sie offensichtlich nicht über ihre, zugegeben, sehr komplizierten mathematischen Formeln hinaussehen.
Der von Einstein so gehasste Spuk mit den Quanten ist nichts weniger als der definitive Abschied von jeder Form von Kreationismus! Einstein war überzeugt, dass mit geeigneter Mathematik die Zukunft wie die Vergangenheit berechnet werden kann, dass der Ablauf des Universums folglich feststeht, mit anderen Worten schon kreiert ist. Die Zukunft muss sich jetzt nur noch manifestieren. In diesem Sinne war er Kreationist.
Dann kommt Bell mit seiner Ungleichung und stellt das Instrumentarium zur Verfügung um eindeutig und unwiederlegbar lokale und nicht lokale Vorgänge zu unterscheiden. Und siehe da, Alain Aspect gewinnt 1982 im engen Labor das Bellspiel. Zwanzig Jahre nachher ist die Reihe an meinem Cousin (im vielleicht 10. Grad), Nicolas Gisin in Genf. Auf einem kommunen Glasfaserkabel der Swisscom gewinnt er das Bellspiel über 20 km Distanz.

Was heisst das? In Genf sind in einer Entfernung von 20 km zwei Ereignisse, nicht zufällig sondern eben korreliert, gleichzeitig passiert. Wenn die Allgemeine Relativitätstheorie von Einstein stimmen soll, und sie stimmt wie unser Handy und Laser und etc. täglich beweisen, dann ergeben die Messungen von Gisin Zufallsreihen von 1 und 0.

Das ist der ultimative, wissenschaftliche Beweis, dass der Ablauf des Universums zwar statistisch sehr genau berechnet werden kann, aber in letzter Instanz vom absoluten Zufall regiert wird. Unser Los hängt ultimativ vom Zufall ab. Ob ich als Individuum zur rechten oder falschen Zeit am rechten oder falschen Ort stehe entscheidet in lezter Instanz der absolute Zufall.

Jegliche Form von Kreationismus, sei es religiöser, phylosophischer oder wissenschaftlichen Art ist damit falsifiziert. Religionen werden damit zur leeren Hülle, zu bequemen Alibigeschichten für verängstigte Menschen, die ihre zufällige Vorläufigkeit nicht akzeptieren können. Nach 50 000 Jahren Religion und mangels besserem Wissen kann man ihnen auch keinen Vorwurf machen. Aber die Physiker, die die Zusammenhänge kennen,
was machen sie? Sie verkaufen die Zufallsreihen den digitalen Spielkasinos..?

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Quantenkorrespondent
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Sehr geehrter Fritz Gysin,

Danke für Ihren Kommentar!

Als Erstes möchte ich gern anmerken, dass Sie DIE Physiker nur bei Dürrenmatt bzw. jetzt auch in der Republik finden. Wenn Sie den Artikel aufmerksam und mit offenen Augen lesen, werden Sie feststellen, dass wir ein ziemlich bunter und diverser Haufen sind.

Bezüglich der Unterstellung Informationen unterschlagen zu haben bzw. nicht über den Tellerrand der mathematischen Formalismen blicken zu können, möchte ich Ihnen die Einleitung zum Glossar empfehlen. Dieser hat weder den Anspruch vollständig, noch meinungsfrei zu sein, sondern jenen, einen leichten und unterhaltsamen Zugang zu einem hochkomplexen Themenfeld zu bieten.

Da sind wir schon beim Thema Meinung. Auch wenn ich Teile Ihrer Ausführung zur Verletzung der Bell'schen Ungleichung nachvollziehen kann, so sind die Schlussfolgerungen, die Sie daraus ziehen, nicht so sehr in Stein gemeiselt wie Sie dies hier darstellen (siehe https://www.republik.ch/2019/09/07/…nt-problem). Hierzu verweise ich nochmals auf den Artikel selbst: "Richard Feynman drückte es so aus: «Wir müssen vorsichtig sein, nicht Dinge zu glauben, nur weil wir wollen, dass sie wahr sind. Niemand kann dich so leicht in die Irre führen wie du selbst!»"

Sollte Ihnen Ihr Cousin (circa 10. Grades) mal auf einem grossen Familienfest begegnen, so wünsche ich Ihnen viel Spass beim Diskutieren!

Zum Abschluss noch Eins: Bis jetzt habe ich noch keine einzige Zufallsreihe verkauft, weder an digitale Spielkasinos noch an Privatpersonen. Trotzdem werfe ich ab und zu gern mal eine Münze um Entscheidungen zu erleichtern, natürlich kostenfrei (bis auf die eine oder andere verlorene Münze).

Mit freundlichen Grüssen,
P. E.

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Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, mir zu antworten. Das mit "Den Physikern" ist mir in polemischer Art herausgerutscht. Effektiv weiss ich nur von meinem Cousin 10. Grades, aus seinem Buch "Der unbegreifliche Zufall", dass seine Zufallsreihen kommerziell ausgenützt werden. Ich ziehe meinen unbelegten Generalverdacht in aller Form zurück und entschuldige mich bei "Den Physikern".
Der wissenschaftliche Nachweis des absoluten Zufalls hat mich in meiner Weltansicht allerdings elektrisiert. Einstein und Anverwandte, hätten sie diesen Nachweis noch miterlebt, wären sicher nicht bei saloppen Bemerkungen über Gott stehen geblieben.
So bleibt meine leicht irritierte Verwunderung, dass dieser Sachverhalt in den letzten 20 Jahren keine Diskussionen auslöste zwischen physikalisch orientierten Wissenschaftern und Geisteswissenschaftlern. Und der Anstoss dazu müsste von der Physik her kommen. Vielleicht gab oder gibt es diese Diskussionen auch, aber ich bin bis jetzt noch nie darauf gestossen. Falls ich das meiner Ignoranz schulde würde ich gerne belehrt.
Philosophische und erst recht religiöse Wissenschaft meidet den Kontakt mit exakten Wissenschaften. Es würde hingegen gerade in diesem Moment unserer Welt sehr gut tun, wenn die vielen -ismen, die unsere Gesellschaft formen, leiten und aus meiner Sicht in die Irre führen, endlich, dank besserem Wissen, entsorgt würden. Gerade in nächster Zukunft brauchen wir nicht Glauben, philosophische Rezepte und Apostel, sondern klar denkende Wissenschaftler, die im Stande und willens sind, ihr Wissen unter die Leute zu bringen. Vielleicht kriegen wir so die Kurve und bringen die Menschheit ohne apokalyptische Änderungen in die nahe Zukunft.

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Interessanter, gut aufgemachter Beitrag aus einem interessanten Biotop. In Anbetracht der Schwierigkeiten, die der Alltagsverstand mit den beschriebenen Phänomenen hat, wundert es nicht, dass Quanten.... allem möglichen Gugus vorangestellt wird, um dem Angehängten einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Wer versteht schon genug, um den Anspruch zu überprüfen?

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Fantastischer Artikel, ich werde jetzt mein Republik-Abo verlängern.

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Grossartig; nebst dem Thema auch, weil gängige Paradigmen in Frage gestellt werden.

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Anja Conzett
Reporterin
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Merci!

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Habe diesen Beitrag jetzt erst und per Zufall gefunden und ihn in einem Rutsch gelesen. Inhaltlich und stilistisch so atemberaubend, dass ich fast vergessen habe, aus dem Zug auszusteigen. Eine Qualität der Republik: guter Journalismus hat keine Verfallsdatum. Herzlich, Anne

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Danke für diesen wunderbaren, unterhaltsamen Artikel mit Porträt- und Wissenschaftsqualitäten plus vielen Einstiegsmöglichkeiten für Nachdenken über unsere Welt.
Einziger kleiner Wermutstropfen für mich persönlich ist ein sachlicher Fehler: aus der Aorta entspringen keine Venen, sondern Arterien.

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Daniel Meyer
Korrektor Republik
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Liebe Frau H., vielen Dank, selbstverständlich. Wir habens angepasst. Schönes Wochenende!

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kleines anatomisches entanglement. "aorta" klingt einfach dramatischer – zusammen mit "entspringen" – als "vena superior und vena inferior" : )

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Anja Conzett
Reporterin
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Herrje! Sie haben natürlich vollkommen Recht, Frau H. Wir passen das gleich an. Danke für den Hinweis!

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Tolle Verbindung von Milieustudie und Wissenschaftsjournalismus!

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Als absoluter Laie hat mich dieser Podcast auch fasziniert:
https://m.srf.ch/sendungen/perspekt…eter-duerr

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Anja Conzett
Reporterin
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Danke für den Tipp!

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Alexander Melliger
Fotografie und Webpublishing
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Sehr schöner und spannender Artikel, herzlichen Dank

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Viele Dank für diesen stimmungsvollen Beitrag. Ich fühlte mich versetzt, als ob ich die Hitze spürte, wirklich sehr toll. Danke vielmal.

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Als Laie finde ich den Artikel faszinierend. Aber es gibt eigentlich EINEN klaren Zeitpunkt, wo die Ideengeschichte der Phhysik entgleiste: als Kant behauptete es gäbe Raum und Zeit als SYTHETISCHE APRIORIS, etwas das gar nicht geben kann. Der Newtonsche Kosmos war eine geniale Vorstellung , der aber nur eine Stufe au ener jetzt schnell fortschreitenden Folge war. Sie lag uns, weil wir darin unsere Sinneseindrücke in einem mittleren Grössen-/Geschwindigkeitsbereich auch unterbrigen konnten. Ein gut erzählbares Kindermärchen. Etwas das wirdarum weiter brauchen.
MfG
W. T. M.

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Nur weil sie/man Quantenphysik und und ihr abergläubisches Geschwurbel nicht absolut erklären kann, heisst nicht, dass beides auch zutrifft. Mich nervt der Vergleich von Quantenphysik und Esogeschwurbel ( ja auch ich versteh beides nicht wirklich).

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