Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Als Mensch, der über 3000 Tonträger zuhause hat, werde ich natürlich beim Thema Plattenläden und Musikhören sehr schnell nostalgisch. Man muss aber festhalten: die CD und damit sehr viele "Platten"läden wurden schon vor den Streamingdiensten gekillt, durch das Filesharing. Streaming hat im Prinzip erst wieder einen funktionierenden Markt geschaffen (man schaue sich die Umsatzentwicklung der Musikindustrie an), der nun aber - auch aufgrund der Verteilung der Einnahmen, Stichwort fehlendes user centric model - stark verzerrt ist und zu einer extremen Akkumulation von Hörerzahlen und damit Einnahmen führt, weil die meisten Musikkonsumenten einfach hören, was ihnen vorgeschlagen wird. Als Musikliebhaber kann ich mich aber rein vom Angebot her nicht über Spotify beklagen. Ich finde sehr vieles, auch obskures (was bspw. hilfreich ist bei der jährlichen Vorbereitung auf die Bad Bonn Kilbi), und der Algorithmus schlägt mir immer wieder sehr tolle Sachen vor. Playlists vermeide ich, stattdessen höre ich Alben, die mich interessieren und wenn Spotify anschliessend weitere Songs vorschlägt, wähle ich die händisch aus, markiere die die mir gefallen und überspringe was mir nicht gefällt. Damit "trainiere" ich den Algorithmus was mittlerweile zu einigen sehr tollen Vorschlägen geführt hat (meine Lieblingsentdeckung via Spotify: Can't Cheat Karma der englischen Post-Punk-Band Zounds). Für mich ist das Angebot - ergänzend zu meinen Platten und CDs (und MP3s) - ideal. Problem: das System funktioniert finanziell für die Künstler nur dann, wenn der Konsument nebst dem Streaming noch bereit ist, über andere Kanäle Geld für Musik auszugeben (Tonträger, Shirts, Konzerte). Das mag meine Generation (in den 90ern musiksozialisiert) noch tun, aber für jüngere mag das fremd sein... Wo ich dem Autor widersprechen muss: Streaming führt sicher nicht zu mehr Vereinsamung beim Hören. Spotify (und Youtube) machen es extrem einfach, über "social" media und andere Kanäle, Musiktipps auszutauschen. Zudem sehe ich auf Spotify, was Facebook-"Freunde" grad hören - nicht selten verleitet mich das zu einem Klick oder es entsteht eine Konversation daraus (Hey, du hörst auch grad das neue Album von xy, was meinst du dazu?). Last but not least ein Musiktipp: das Lied "Schöni neui Wält" von Hermann thematisiert die Macht der Algorithmen und beginnt mit der Zeile "Er het sech sehr dröber gfreut, dass sin Wochemix sin Gschmack sehr guet trifft..."

29
/
1

Sehr schön Danke! So funktioniere ich auch…unsere Kids kommen durch Spotify je länger je mehr mit einem sehr distinguierten Musikgeschmak daher-also genau das was ich als Kid im Plattenladen genoss. Mich faszinieren auch diverse Algohack Piraten welche 200 Songs an 4 Sekunden Länge mit digitalem Null (also gar kein Ton) auf Spotify stellen. Und wir haben noch gar nicht von ASMR Künstler oder Podcasts gesprochen 😂. Ja vermeidet die Playlists✊🏻 Aber auch hier-ich kenne lokale Künstler welche in Playlists reinrutschten und NUR mit Spotify leben können. 10million plays sind dann doch irgendwie Miete/Krankenkasse und Dosenravioli ein Leben lang…klar auch dass die Betroffenen schon wissen dass das Streaming Format keine sustainable career sind. Aber es hilft!

4
/
0

Das mit dem Reinrutschen ist schon krass, aber halt auch extrem unplanbar. Von meiner Band ist ein Song in eine editoriale Playlist reingerutscht: der hat mittlerweile 100'000+ Plays im Vergleich zu den paar Tausend aller anderen Songs. Musikmachen wird ein bisschen zum Glücksspiel... 10 Millionen Plays wären etwa 40'000.- - sofern alles an den Künstler geht. Für Miete und Krankenkasse müsste das dann doch eher ein kurzes Leben sein ;-)

4
/
0
Janik von Rotz
Mensch
·
· editiert

Eine schöne Ausführung. Doch ganz ehrlich: Inwischen darf es niemanden überraschen, dass auch Spotify und CO böse und Mitglieder der Tech-Oligarchie sind.

Diversifizierung ade

Nach wie vor führt die statistische Glättung der User (früher Mensch) mit Daten-getriebenen Geschäftsmodellen dazu, dass es ein grosser Verlust der Diversität entsteht und man dem Musik-Markt durch Monopolbildung langfristig schadet.

Super Rendite

Als User scheint es zahlt man wenig und erhält viel. Auch als Anleger sehen Spotify-Aktien super aus. Doch in was investiert man eigentlich? Was ist das verpsprechen, ausser dass Geld generiert wird? Offensichtlich geht es nicht um Musik und Plattformen, die Musikerinnen bei ihrem Schaffen unterstützen.

Broker sind ein Problem

In der Erforschung von Netzwerken sind Broker jene Knoten, die zwei Netzwerke mit wenig Überschneidungen verbinden. ein Broker hat viel Macht, weil er einen immensen Informationsvorteil hat. Streamingdienste wissen alles über die Konsumenten und zugleich über die Produzenten. Sie haben die Möglichkeit Signale und Nachrichten zwischen diesen Gruppen zu filtern. Das ist ein Problem, dass nur durch Regulierung gelöst werden kann und muss.

Wertschöpfung

Als Endkonsument von Internetdienstleistungen ist man immer ein Globalist. StreamingnutzerInnen interessieren sich nicht dafür wo ihr Geld landet und ob darauf Steuern bezahlt werden. Die Wertschöpfung und der Traum an den nationalen Kapitalismus wandern mit dem Monatsabo aus.

Gewerkschaften im digitalen Raum

Wisst ihr noch Gewerkschaften? Das sind diese Gebilde aus Vertretern der Arbeitnehmenden, die deren Interessen gegnüber den Arbeitgebenden durchsetzen. So etwa gibt es im digitalen Raum noch nicht. Als MusikerInnen müsste man die Möglichkeit haben mit Streamingdiensten auf Augenhöhe über Arbeitsbedingungen zu Verhandeln.

26
/
0

Als jemand, der nie wirklich Pop hörte, und dessen Musikgeschmack seit eh und je persönlich und nach innen gerichtet ist, kommt mir dieser Text unglaublich weinerlich vor, da die Prämisse überhaupt nicht motiviert wird.

Der Autor nimmt einfach an, dass wir das alle im Grunde schon so sehen, dass es unheimlich wichtig ist, dass wir alle denselben Einheitsbrei hören (und lesen, gemessen an den Büchervergleichen) und übersieht dabei, dass sich die Fangemeinden einfach verlagert haben. Es ist weniger relevant geworden, dass in der Schule alle die Musik hören, die man selber hört (wie gesagt: War bei mir eh schon nie der Fall) denn ich kann mir Gleichgesinnte anderswo finden! Sei es auf Reddit, TikTok, in meiner Minecraft-Community oder sonst irgendwo.

Geschmack ist immer persönlich, war schon immer persönlich, und uns zu ermöglichen, dem zu frönen, was uns gefällt, statt uns mit Einheitsmüll abzuquälen ist ein riesiger Gewinn! Ein Hoch auf die Streamingdienste!

Ebenso bei den Büchern: Die meisten Bücher, die ich las, kannte kaum jemand anderes, das ist auch okay so. Ich finde mir schon die Leute, mit denen ich über diese Bücher reden kann und bin froh, muss ich nicht nur die paar Bücher lesen, die ich in Schweizer Buchhandlungen finden kann. Bei jedem Besuch in Stockholm oder Barcelona oder in den USA verbringe ich viel viel Zeit in den grossartigen Nischenbuchhandlungen, die es hier schlicht nicht gibt.

Entsprechend wenig kann ich dieser Trauer um den einen, wahren, globalen Pop herzlichst wenig abgewinnen.

Unabhängig davon müssen wir aber über die Bezahlung der Künstler reden, denn dies ist tatsächlich miserabel gelöst zurzeit. Besser als zu Zeiten von Filesharing vielleicht, aber nur knapp. Dass Einzelne unter uns dann hin und wieder auch mal ein Album oder Merch kaufen ersetzen das auch nur ungenügend, befürchte ich.

28
/
3

Ich behaupte die Mehrheit hört gerne stark verbreitete Musik. Das war aber auch vor Spotify schon so. Die meisten Menschen haben schon immer lauter aufgegrölt wenn im Club oder beim Konzert der eine abgelatschte Klassiker anläuft, den alle schon kennen. In meiner kurzen DJ Karriere war es immer einfacher die Leute mit flachem bekanntem abzuholen, als mit speziellem, persönlichem. Kopfhörer und Spotify haben einfach dazu geführt, dass überall und kontrolliert gehört werden kann. Niemand der sehr persönlich und sehr spezifisch Musik gehört hat, ist jetzt plötzlich fan von Musik aus dem Allgemeinplatz. Aber trotzdem haben alle Freude, wenn jemand anderes die selbe Musik mag.

1
/
0

Ja, das ist sicher so! Ich bezweifle ja auch nicht, dass es Pop gibt bzw dass es Musik gibt die "Mainstream" ist. Ich finde das ja nichtmal schlecht, auch unter den massentauglichen Liedern hat es durchaus einige richtige Kracher!

Nur, dass das irgendwie besonders schützenswert ist und es tragisch ist, dass die grosse Masse jetzt etwas kleiner geworden ist, das erschliesst sich mir nicht. Es kommt mir halt wirklich rüber wie irgendein konservativer Politiker, der die "guten alten Tage" betrauert und sich fragt, warum die Leute jetzt mehr wollen als das Gender-Binary/Essen von anderswo, obwohl doch Grossmuttern am besten kocht/Ehe für alle offen sein soll, das ging doch auch ohne etc etc...

Klar, früher war es anders. Aber war das besser? Aus meiner Sicht ganz klar Nein. Und der Artikel nimmt einfach an, dass das schon besser war, für alle.

3
/
0
Zuhörer und Amateur-Musiker
·

T. M. blickt sehr pessimistisch auf die Entwicklung der globalen Musikkultur, doch die Frage stellt sich, ob die Dinge nicht noch viel dramatischer sind, als er sie darstellt.

Die ehemalige Protestbewegung der 60-er und 70-er Jahre ist ja bereits zu Beginn durch den Kommerz gekapert worden, unbemerkt noch in den 60-er Jahren (Stones), und dann immer unverschämter in den 70-ern und folgenden. Je rotziger der Protest, umso erfolgreicher seine gewinnorientierte Vermarktung, wie Punk und Gangsta-Rap eindrücklich zeigen. Streaming ist hier nur die konsequente Fortsetzung.

Ich habe diesen Sommer mehrere Gespräche mit professionellen Musikern zum Thema Streaming geführt und alle sind entsetzt. Corona ist für professionelle Musiker materiell und emotional ein Schock, doch viel schwerwiegender sehen sie die Unterspülung ihrer Existenzgrundlage durch Spotify und Co.

Die Frage ist nur, wie wir aus dieser verhängnisvollen Entwicklung wieder herauskommen.

20
/
0

Was mir beim Musiker-Einkommen ein bisschen fehlt, ist der Vergleich mit der Vor-Streaming-Zeit. Haben kleine Bands damals effektiv mehr via Platten und Gigs eingenommen als sie das heute via Streaming und Gigs tun? Oder, falls heute weniger Geld reinkommt, liegt es am Streaming oder schlicht an der Angebotsausweitung?

10
/
0
Zuhörer und Amateur-Musiker
·

Ja, das Leben war für Musiker (Stars ausgenommen) schon vorher nicht besonders lukrativ. Aber vor der Streaming-Zeit haben die Musiker CDs verkauft, das gab ein kleines Einkommen. Mit Streaming fällt das weg, die Anteile der Musiker sind echt zu tief.

7
/
0
System Engineer
·

Ich hadere auch schon eine Weile mit den Streaming Diensten.
Da ich sehr viel Metal höre beginnen meine Probleme damit, dass ich ein Nischengenre höre.
Mittlerweile wurde es besser aber lange Zeit konnten die Plattformen fast keine vernünftigen Vorschläge machen.
Aber immer noch gibt es eine enorm starke Präferenz für Pop Musik.
Wenn ich mal etwas aus meiner Nische ausbreche und etwa mal Lana Del Rey höre, drehen die Algorithm komplett durch und zeigen mir dann gleich sehr viel Pop.
Im Stil von “Wuhu, endlich mal etwas was wir kennen!”.

Das Problem das Musik auf den Plattformen fehlt habe ich immer noch.
Auch der fixe Fokus auf Playlists nervt mich teilweise, ich höre eigentlich noch ganz gerne ganze Alben.

Bezüglich der Vergütung wurde mal in einer Arte Doku erwähnt das der Anteil den die Bands bekommen dem globalen Streaming Anteil entspricht.
Was natürlich absolut irre ist, damit finanziere ich mit meinem Beitrag Stars wie Taylor Swift obwohl ich die nie höre und Bands die ich non-stop höre bekommen nur einen Bruchteil von meinem Geld.

Bandcamp ist hier noch interessant.
Ist vom Prinzip her nichts spezielles, einfach der Plattenladen in digital.
Auch kann man die Profile der anderen Hörer anschauen um zu sehen was sie gekauft haben.
So habe ich schon ein paar Bands entdeckt weil ich gemerkt habe, dass jemand einen ähnlichen Geschmack hat.
Ganz perfekt ist die Sache noch nicht aber es ist eine interessante Richtung.

19
/
0
System Engineer
·

Ah einen grossen Vorteil hat Streaming.
Ich muss kein Radio mehr hören.
Was ich früher auf der Arbeit Radio32 gehasst habe 🤮

13
/
0
Janik von Rotz
Mensch
·
· editiert

Ist das Klagen über das Angebot (hier der Empfehlungsalgorithmus) der Plattformen nicht völlig belanglos?
Du kannst ja einfach die Plattform wechseln, wenn dir das Angebot nicht gefällt... ah wait ... geht nicht so einfach, weil hier der Vendor Lock-In wirkt. Schade wars. Die Spotify-Playlist gehört dir nicht und die trainierten Daten des Algorithmus erst recht nicht.

Das ist doch ein schlechter Deal als Meta-Hörer?

P.S.: Bandcamp und Soundcloud sind für mich die Good Guys. Sie setzen sich aktiv für bessere Arbeitsbediungen der Musikschaffenden ein.

4
/
0
System Engineer
·

Nein find ich nicht, die Algorithm glätten dadurch die Musikrichtungen aus.
Wenn schon, will man als Kunde doch das bekommen was man auch wirklich hört und nicht einfach die Charts vorgesetzt bekommen.

Die Plattformen habe ich schon ein paar Mal gewechselt.
Ich habe fast keine Playlisten und die, die ich habe sind mir nicht wirklich wichtig.
Aber ja Datenportabilität ist auch ein Problem mit Cloud Diensten aber nicht eines spezifisch von Streaming Plattformen.

Den Deal finde ich als Kunde eigentlich ganz fair, ich habs mir mal grob ausgerechnet.
Mit 12*13 CHF könnte ich mir bei weitem nicht die Menge Musik kaufen die ich über die Streaming Plattformen höre.
Als Fan finde ich jedoch die Vergütung gegenüber den Künstlern eine Frechheit, ich will doch das meine Abo Gebühren bei den Leuten landet die ich wirklich höre.

3
/
0
Noch spotify-Nutzer
·

Für Playlisttransport zu anderen grossen Diensten gibt es handliche Drittanbietertools im Internet.

Was macht Soundcloud deiner Meinung nach anders? Bandcamp leuchtet mir ein..

Leider kann ich bei Bandcamp nur mit Kreditkarte bezahlen.

2
/
1
Medizinstudent
·

Ich glaube ich bin hier in der Kommentarsektion in der Minderheit, wenn ich sage, dass ich auf die Vorschläge von Spotify, Last.fm und co nicht mehr verzichten wollen würde. Habe meinen Musikgeschmack sehr ausgeweitet dadurch, und wenn mir etwas gefällt, dann höre ich das trotzdem rauf und runter. Die Interoperabilität der Streaming Dienste ist heutzutage durch manche Drittanbieter halbwegs möglich (da gehen halt die Daten auch noch an einen Dritten...).
Ich versuche durch Bandcamp (für meine FLACs auf PlexAmp), Plattenkäufe und Konzertbesuche wenigstens denjenigen Künstlern, die ich wirklich schätze, etwas unabhängiger Geld zu beschaffen.

Aber ganz ehrlich: Spotify etc. sind mir viel lieber als die zahlreichen, mit Werbung vollgespickten Youtube-Download-Apps (wie z.B. iTube), die den AppStore anfangs der 10er-Jahre überliefen. Davon hatte der Künstler damals auch nichts.

18
/
1

Bei mir hats auch sehr gut gut funktioniert. Allerdings sind die Vorschläge seit ca. 1 Jahr völlig ausgetrocknet. Sogar lächerlich schlecht. Mir wird regelmässig der gleiche quatsch vorgeschlagen, obwohl ich nie länger als 3 Sekunden davon höre. Ich Entdecke nun meine Musik auf Radio (NTS, GDS.fm, Soma fm). Der Kontrollverlust über was gespielt wird ist extrem erfrischend.

3
/
0
Medizinstudent
·

Ich habe tatsächlich gemerkt, dass ich manchmal den Algorithmus fast "purgen" muss. Dann lasse ich einfach Schrott laufen für eine Woche (gemuted im Hintergrund, wenn ich eh grad nicht wirklich zuhöre) und dann wird's besser haha

0
/
0
Fachperson
·

Playlists ignoriere ich einfach. Ohne die Spotify-Vorschläge ist Spotify richtig gut :-)

Wirtschaftlich finde ich Spotify interessanter:

Es funktioniert gleich wie Netflix, Uber, Airbnb, Google, Facebook und Amazon:

Das Internet hat die Distributionskosten und die Transaktionskosten auf Null gesenkt.

Darum verlieren die alten Unternehmen, die die Distribution und die Transaktion beherrschten, ihre Macht.

In der Musik sind das die Plattenfirmen. In den anderen genannten Beispielen sind es TV-Sender, Taxiunternehmen, Hotels, Verlage, nochmal Verlage, und Geschäfte.

An ihre Stelle treten neue Unternehmen, die alle Angebote im Markt den Nutzern präsentieren. Sie müssen sich nicht mehr besonders um die Hersteller kümmern. Im Fall von Spotify: Einzelne Musiker sind ohne Bedeutung für den Erfolg von Spotify. Denn Spotify beherrscht den Zugang zu den Hörern.

Alles, was Spotify (und Netflix, Uber, Airbnb...) gut tun muss, ist den Nutzern die Benutzung zu erleichtern.

Das ist die Basis für die fundamentalen Umwälzungen, die das Internet in die Welt bringt.

Das hat Vor- und Nachteile. Man kann es mögen oder ablehnen. Aber es sollte uns bewusst sein.

17
/
0

Gute Punkte. Was nicht vergessen werden darf, ist dass man als HörerIn langfristig den MusikerInen schadet. True Cost Accounting findet nicht statt. Die Arbeitsbedingungen für die Mehrheit der MusikerInnen sind schlecht und damit sparen Plattformen wie Spotify (Netflix, Uber und Airbnb) hohe Kosten.

Der Konsumentenschutz ist überfällig. Neu braucht es einen Produzentenschutz.

Produzierende, die starke Plattformabhängigkeit haben, sind auf dem Glatteis. Sie brauchen mehr Hebel um Arbeitsbedingungen und Verträge festzulegen.

15
/
0

Feiner Beitrag / Je kleiner das Publikum (CH-Mundart = 5 Mio Hörer) umso sinnloser ist es als Musiker bei Spotify mitzutun. Ein Konzert ergibt gleichviel Stutz wie ein illusorisches Megastreaming von 500‘000x. jeder Musiker wir dir bestätigen: nichts ersetzt den Live Kontakt zum Publikum. Spotify wird in einpaar Jahren Geschichte sein. Nicht aber das Blätterrauschen im Baum, Regen und Meeresrauschen = uralte Musik.

13
/
0

Interessanter Artikel. Ob es wirklich genau die genannten Gründe sind welche den aktuellen Zustand hervorbrachten sei mal dahingestellt.

Was ich aber wirklich vermisse ist ein anderer Aspekt. Die grossen Umwälzungen in der Art und Weise wie die meisten Menschen heute Musik hören hat in meinen Augen auch zu einer Nivellierung der durchschnittlich konsumierten Audio-Qualität geführt - und zwar nach unten. Begründen würde ich dies nicht nur mit den grossen Mainstream-Streaming Diensten von denen nach meinem Wissen keiner ein HQ Streaming anbietet, sondern auch den Nutzern die offensichtlich gar keinen Bedarf an hochwertiger Audioqualität haben. Wohl als Folge der immer extensiveren Nutzung von immer kleineren Geräten zum Abspielen von Musik bei denen konstruktonsbedingt qualitative Abstriche bei der Verarbeitung des Audiosignals unvermeidlich waren. Von den oftmals minderwertigen Kopfhörern die den Handy beiliegen ganz zu schweigen.

Ich wage deshalb zu behaupten dass sich heute weniger Menschen etwas vorstellen können unter audiophilem Hörgenuss als noch vor 2-3 Jahrzenten. Was ich bedauere. Persönlich bin ich froh mit TIDAL vor einiger Zeit doch noch einen Dienst gefunden zu haben der gegen Aufpreis in besserer Qualität streamt, mit einem immer grösser werdenden Angebot von Produktionen sogar in MQA Qualität (Master Quality Authenticated). Mit einem entsprechenden Decoder an einer hochwertigen Anlage ist die Audio-Qualität so ganz passabel und Welten entfernt vom Streaming mit Spotify etc.

13
/
3

Bei solchen Aussagen muss ich immer schmunzeln. Ich glaube es ist im Buch "Mein erster Sanyo" von Christian Gasser wo er beschreibt, wie er sich eine Stereoanlage kaufen will. Und der Verkäufer ihn zutextet mit Angaben zu Bässen, Leistung etc. Und der Autor dann feststellt, dass es Menschen gibt, die Musik hören und andere, die Sound hören.

3
/
1
System Engineer
·

Es macht eigentlich keinen Sinn ein verlustfreies Format einzusetzen.
Den Unterschied hört man eh nicht.
Verlustfreie Formate machen hauptsächlich zum Speichern Sinn damit man zum Konvertieren von einer guten Quelle ausgehen kann. Also nicht doppelt komprimiert.

5
/
5

Den Qualitäts Unterschied im streaming hört man sehr wohl. Letzthin wunderbarer AB listening test mit kleineren Piega Boxen, guten Kabeln und einem Apogee converter beim Kollegen. Wir hörten Isfar Sarabski ab Spotify gegen Qobuz. Da ich Mastering Engineer bin, war das für mich keine Überraschung. Musik welche eine Loudness range von über 10 dezibel hat profitiert eindeutig von höheren streaming Raten. Ich bin einverstanden dass man keinen Unterschied hört wenn wir von Drake oder Kanye sprechen 😂 hart gelimitete Musik mit 6 LRAs sind verdonnert (im wahren Sinn des Wortes) Verzerrungen zu haben, die unsere Ohren wegstecken weil wir alle fast nur noch datenkomprimiert Musik geniessen. Its all in the final Limiter! Und dann eben noch paketiert by Ogg Vorbis…Wir Musik Mixer haben es gut momentan, der Loudness War ist durch Spotify gestorben und die finalen Limiter werden immer besser. Wir nehmen in bester Quali auf (bei mir 96khz 32bit) mischen möglichst nach besten Talent Vorgaben und versuchen dann auf den streaming Pegel zu kommen-Eze! Wenn ich Drake gegen Kanye höre, gibt es für mich den dramatischen Unterschied der da Mike Dean heisst. Kanyes Überproducer/Mixer/Masteringchef holt mich jedesmal ab mit seinen üppigen Mixes! Musik ist feinstofflich in der Komposition und natürlich auch im recording/mix/mastering. Streaming Dienste haben uns das alles ein bisschen aus der Hand genommen-corporate Technology halt. Ich bin nicht bitter darüber, es wurde zum Status Quo für mich. Genauso wie der Loudness War in den 90ern. Wir adaptieren uns😎
Wenn Ihr möchtet könnt Ihr Euch gerne durch meine Referenzen durchhören.
https://www.audio-net.ch/mix-mastering
Je älter die Produktionen werden, höre ich wie sich die Qualität verschlechtert. Ich bin besser geworden und die Technik wurde dramatisch besser in den letzten 5 Jahren. Danke für die Artikel!

12
/
1

Die skandalöse „Nichtbezahlung“ der kreativen Leistungen von Musikern*|Komponisten*|Textern* müsste schon lange von den Urheberrechtsgesellschaften weltweit einheitlich angegangen. Dieses völlig einseitige Win/Win-System der Streamingdienste (die beinahe kostenfrei mit Fremdmaterial Milliardengewinne machen), konnte nur durch technologischen Vorsprung und die Trägheit der Rechtinhaber bei der digitalen Entwicklung entstehen….the early bird catches the worm

11
/
2

Aeh....Ich bezahle Urheberrechte bei der Billag, resp Nachfolger, als Flatrate. Ob ich einen Fernseher oder Radio habe oder nicht. Trotzdem ist auf jedem Datentraeger, Festplatte, USB Stick nochmals eine Urheberrechtsabgabe drauf.

0
/
2

Die SRG und auch die privaten Medienhäuser in der Schweiz leisten vorbildlich über die Suisa ihren Anteil. Die Diskussion dreht sich vielmehr um die internationalen Player wie Spotify, Deezer, YouTube, Apple etc. mit ihren Streamingangeboten.

6
/
0
ichfürchte...
·

Super geschrieben. Das Thema hat mich eigentlich nicht so interessiert, aber die witzigen Titel & Illustration haben mich zum Anlesen verführt und im Text bin ich gerne hängen geblieben. Vielen Dank!

8
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit. […] «Wir haben das Glück erfunden» — sagen die letzten Menschen und blinzeln. — (Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra)

Exit through the Gift Shop – and never come out, könnte man sagen.

Danke, T. M., für diese Eröffnung des Pop-Panoramas. Zu Beginn dachte ich, hm, begann der Niedergang des Plattenladens und seiner Verkäufer[sic] nicht schon früher, sagen wir, mit CD-Brenner, Napster, iTunes & Co.? Aber dann kam am Ende doch noch der historische Aufriss (und wie bei der Kybernetik, Informatik und der Künstlichen Intelligenz ist auch da der Krieg der Vater aller Dinge).

Was die (Hyper-)Personalisierung, ja Singularisierung angeht, denke ich, hatte die Musik-Industrie und deren Marketingabteilungen selbst ihren Anteil, in dem sie zielgruppen- und geschmacksspezifische Kategorien und Genres etablierten (was überhaupt dem vermessenden und einteilenden Menschen zu liegen scheint). So gab und gibt es nicht nur «das Pop», sondern: E- und U-Musik, Klassik, Jazz, Pop, Rock, Hip-Hop (aber auch Country, Schlager, Volksmusik, Europop, NDW, New Wave, Folk Pop, Cloud Pop, Hard Rock, Prog-Rock, Punk, Gothic, Grunge, Alternative Rock, Indie-Rock, Post-Rock, Blues, Soul, R'n'B etc. pp.).

Ich erinnere mich noch, wie ich meine iTunes-Bibliothek versuchte einigermassen zu ordnen. Oder wie last.fm dies über folksonomy bzw. social tagging (kollaboratives Filtern?) machte. Und Streaming-Plattformen selbst diese Kategorien per Algorithmen und Maschinelles Lernen granular auflösten und automatisierten.

Was nach und nach, mehr und mehr verloren ging, sind die sozialen Praktiken – dafür gibt es jetzt «Reaction Videos». Statt Interaktivität überall Interpassivität.

Personalisierung qua Singularisierung durch Technologie fand ab den Nullerjahren übrigens auch «auf der anderen Seite» statt – nicht nur beim «User», sondern auch beim «Producer»: «I feel like there aren’t any bands any more … I feel like they’re a dying breed.» klagte Adam Levine von der Band Maroon 5. Und auch ich habe den Eindruck, dass manche Bands, aber auch Solo Artists nach dem Hype-Zyklus wieder im Orkus der Nicht-Aufmerksamkeit verschwinden.

8
/
1
· editiert

Super Text. Vielen Dank.
Endlich mal wieder ein toller Artikel, bei dem ich mich - gierig Zeilen verschlingend - immer wieder zum genussvolleren Langsamlesen anhalte musste.
Umfassend, vertieft, diverse Aspekte vernetzend, historisch begründend - und nicht zuletzt, vor allem im appellierenden Schlussteil, den Musik- und vor allem Musikerschaffendenliebhaber hinter den Zeilen erkennen lassend.
Ob Herr M. damit eine Gegenrevolution hin zu physischen Tonträgern und Plattenläden wird auslösen können? Ich wage es zu bezweifeln: convenience, alles allzeit und überall zur Verfügung zu haben - dieses Angebot der digitalen Streaming-Konsumwirtschaft ist schlicht zu mächtig. Bedient es doch zu schön unsere spätkapitalistische Illusion des Jetzt-Alles-Immer.
Die Monetarisierung des Musikschaffens basiert m.E. schon jetzt nicht mehr auf ständig verfügbaren Musikprodukten, sondern - nebst Nebenprodukten wie Getränke- oder Kleiderlinien, die aber auch nur für ein paar wenige grosse Stars möglich sind - auf Prozessen. Prozesse sind die neuen Produkte! Exklusive, einmalige, einer begrenzten Zuhörerschaft zur Verfügung stehende Prozesse, die in ihrem Ausgang offen sind: Jam-Sessions, Live-Konzerte, einmalige Aufführungen, die nicht aufgezeichnet werden, um anschliesend im Cyberspace ewiges Leben zu erhalten, sondern durch ihr einmaliges Erklingen Wert generieren. Ähnlich dem Musikschaffen vor der Erfindung der Konservenmusik. Man finde zwei Pianisten, welche die Mondscheinsonate tupfengleich - besser digitalgleich - interpretieren. Auch auflagenlimitierte Tonträger können wohl Wert schaffen, sind aber vermutlich eher nichts für die breite Masse.

Was ich vom Autor und der Community gerne wissen würde:

M. schreibt, dass Spotify nur Musik der Sorte „akustische Watte“ vorschlage und das „Sperrige“ aussen vor bleibe, weil dieses dem Hauptziel der Streamingplattformen, der Verweildauer, abträglich sei.
Wie der Autor mag auch ich Musik mit Ecken und Kanten. Kann man von der Beobachtung M. jetzt im Umkehrschluss darauf schliessen, dass der Durchschnittshörer weniger lang etwa sperrigen und fordernden Metal von Emperor oder Meshuggah hört, als zum Beispiel den Easy-Listening-Rock von Connan Mockasin (den ich übrigens dank Spotify kennengelernt habe und genauso liebe, wie die dunklen, harten Klänge aus Skandinavien)? Hören „User“ im Schnitt weniger lang hart und sperrig als weich und handlich? Oder sind die Hörer*innen von Sperrigem schlicht eine Minderheit auf Spotify?

6
/
0
Chefredaktion
·
· editiert

Vielen Dank für Ihre freundliche und neugierige Rückmeldung, lieber Herr H., die Antworten auf Ihre Fragen überlasse ich gerne dem Autor und der Community, was mich wunder nimmt: Sie schreiben

Endlich mal wieder ein toller Artikel, bei dem ich mich - gierig Zeilen verschlingend - immer wieder zum genussvolleren Langsamlesen anhalte musste.

Vermissen Sie das? Machen wir zu wenig davon? Was können wir besser machen? Herzlicher Gruss!

3
/
0
· editiert

Lieber Herr M.

Ach, ich hoffe bei Ihnen ist jetzt nicht der Eindruck einer «gschnädderfrässigen» Anspruchs- und Erwartungshaltung meinerseits entstanden. Das würde ich nämlich auf keinen Fall wollen. Es ist ja nicht so, dass uns Republikaner/*innen eine Pistole an die Schläfe gehalten wird, die uns zwingt Ihren vorbildlichen Journalismus zu lesen.
Ich denke, das Problem liegt vielmehr bei mir. Auf der einen Seite haben sich meine Interessen in den letzen zehn Jahren im privaten Bereich noch stärker als bisher weg von zeitgemässen und aktuellen – insbesondere politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen – Themenfeldern hin zu eher zeitloseren Thematiken, wie Philosophie, Psychologie, Spiritualität, Musik und generell Offmainstream, Aussenseiter- und Nischentum im weitesten Sinne entwickelt.
Auf der anderen Seite bin ich in einer Lebensphase, wo mir familiäre und berufliche Verpflichtungen sowie das eine oder andere Hobby tagsüber bloss noch Zugfahrten oder abends vielleicht mal eine halbe oder eine Stunde vor dem Schlafen Zeit lassen, um mich in die Lektüre zu vertiefen. Da sind mir viele Republik-Artikel dann zu anstrengend, gerade weil sie aus journalistischer Sicht so gut sind.
Lassen Sie mich dies erklären: Die Republik ist eine Medium der raren Sorte, weil es sich nicht scheut, die heutige komplizierte Welt auch in seiner Komplexität und Interdependenz abzubilden. Es soll eben möglichst nicht zugespitzt, verkürzt, heruntergebrochen und zusammengefasst werden. Auch wenn selbstberständlich kein Journalist wirklich darauf verzichten kann. Denn diese Komplexität soll eben nicht in Büchern und wissenschaftlichen Artikeln mittels Fachsprache, sondern in - einigermassen - kurzen Artikeln und allgemeinverständlicher Sprache für die breite Öffentlichkeit sachgerecht abgebildet und verständlich gemacht werden. Dies gelingt der Republik aus meiner Sicht auch ziemlich gut. Trotzdem benötigen viele Artikel Zeit und Denkkraft. Ein richtig guter Republik-Artikel gleicht für mich einem Gletscher. Der Autor nimmt den Leser ans Seil, um die Oberfläche zu überqueren. Dabei passieren sie immer wieder Gletscherspalten in Form von Links, dir wichtiges Hintergrundwissen bereithalten, das für das Verständnis des Bigger Pictures - insbesondere des Innenlebens des gesamten Gletschers - nötig ist. Will ich nun den Gletscher in seiner Ganzheit mit eigenen Augen - respektive eigenständigem Denken - erfassen, muss ich auch in diese Spalten hinabsteigen, um den Gletscher selbst von innen und unten zu sehen. Das sollte zumindest aus meiner Sicht die Ambition eines jeden Republikaners und einer jeden Republikanerin im ursprünglichen Wortsinn sein. Denn wie sonst sollten sie dazu befähigt werden, sinnvolle Stimm- und Wahlentscheide zu fällen? Wenn ich das aber ernst nehme, dann brauche ich für einen 20-minütigen Republik-Artikel nicht 20 Minuten, sondern ein paar Stunden. Wobei dann auch Markierstifte und Notizunterlagen sicherlich nicht die dümmsten Ideen sind.
Ansonsten bleibe ich auf dem Gletscher und es bleibt mir nichts anderes übrig, als den Ausführungen des Gletscherführers über das Innenleben des Eisgebirges unter uns glauben - oder eben nicht. Dies ist auch nicht schlimm oder tragisch. Nicht nur Journalisten, nein wir alle verlassen uns andauernd auf Expertisen von Fachleuten. Unsere Wissensgesellschaft ist derart spezialisiert und fragmentiert, dass Meinungs- und Wissensintegratoren wie die Republik auf Fachleute hören müssen und eigentlich ja nur deren Reputationen als Indikatoren für deren Glaubwürdigkeit herbeiziehen können.
Jetzt können Sie natürlich sagen, dass Philosophiebücher doch wohl oft auch komplex, wenn nicht gar viel komplizierter sind, als ihre Artikel. Sicherlich. Doch erstens überwiegt dort mein Interesse, zweitens habe ich als studierter Philosoph Vorwissen und Rüstzeug, um mit solchen Texten umzugehen und drittens gibt es dort diese Gletscherspalten nicht - allenfalls in Form von (endlichen) Fussnoten. Verlinkungen hingegen können in die schiere Unendlichkeit führen. Dies soll im Übrigen keineswegs ein Statement gegen Verlinkungen sein. Sind es doch sie, die es einem Online-Medium, wie dem unseren erlauben, möglichst breite Horizonte abzubilden, um Gegenstände in ihrer Ganzheit und mit ihren Interdependenzen innerhalb und gegen aussen zu erfassen. Last but not least braucht ein Buchautor viel weniger zu verdichten. Er hat Raum, um seine Gedanken auszuführen, was m.E. auch dem Leser Zeit gibt, um Gedankengegänge einfacher zu verstehen. Während der Journi vielleicht nur einen Satz hat, hat der Buchautor vielleicht drei zur Verfügung.
Es sollen jetzt hier aber nicht verschiedene Formate gegeneinander ausgespielt werden. Es braucht beides. Und wir sind - wie bereits gesagt - alle auf Verdichtungen und Zusammenfassungen angewiesen. Also Journalist und Lehrer bin ich beispielsweise beruflich sehr auf solche Destillate angewiesen: seien es Lehrmittel oder eben journalistische Artikel. Und dort bin ich dann unheimlich froh, um Republik-Artikel, die mir ein Thema umfassend, in grössere Zusammenhänge einbettend und multiperspektivisch vermitteln können - ohne dass ich dafür ein Buch lesen muss. Dafür nehme ich mir dann gerne ein bisschen Zeit und Gedankenkraft. Einfach vielleicht nicht am Abend, nach einem anstrengend Tag.
Ich hoffe, ich konnte meine etwas unbedarfte Bemerkung, die Sie zitiert haben, kontextualisiern und damit für Sie verständlich machen - und hoffentlich konnte ich auch Ihre Fragen beantworten. Denn ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was sie besser machen könnten - ausser vielleicht auch mal über Black Metal und Rock zu schreiben. ;-)

Mit hochachtungsvollen Grüssen und herzlichem Dank für Ihre wichtige Arbeit
Ihr
Marcel Hegetsschweiler

7
/
0

Guter Text. Aber ist

Zudem gibt es auf allen Platt­formen so gut wie alles.

nicht schon fast eine Disqualifikation für einen Kultur-Journalisten? Nie etwas Verrücktes an irgendwelchen kleinen, wilden Konzerten gekauft? Keine Demos gesammelt?

Hach die jungen Leute heutzutage - weg von meiner Magerwiese, da werden keine Selfies gemacht!

5
/
1
Autor
·

70 Millionen Titel dürfte die sehr große Mehrheit der Hörer:innen durchaus als "so gut wie alles" durchgehen, finde ich. Ob mich das disqualifiziert, muss ich Ihnen überlassen. Ich schreibe ja nicht gegen Nerdkäufe, aber die sind für das, was hier zur Diskussion steht, nämlich die Umwälzung von Pop, nicht besonders relevant.

6
/
0

Im Katalog dieser Streaming Dienste ist dann oft die amerikanische Version mit gelöschten Passagen oder eine Version die auf diesem Album so nicht drauf war.

An den Rändern fehlt ganz viel - und wird zunehmend nicht mehr als fehlend wahrgenommen - weil bald alle glauben, dass sie mit dem Abo auf ALLE Musik Zugriff haben.

2
/
0

So ernst war das nicht gemeint mit der Disqualifikation, falls das aus dem Kontext ("Get off my lawn!") nicht ersichtlich sein sollte. Sicher kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass bloss die urheberrechtlich gemanagten und industriell verwerteten Stücke (kommerziell) relevant sind.

Wenn Ihnen aber nicht auffällt, dass bei diesen 70 Millionen Titel noch so einiges fehlt, dann haben Sie m.E. einen guten Teil der Live- und Kultur-Szene verpasst. Kommt wohl darauf an, wie man Pop definiert.

1
/
1
Albert America
Grafik und Webdesign
·

Danke an Quickhoney für die Illustration. Die Covers hinten: Dark Side of the Moon, PinkFloyd - Velvet Underground, Banane - Grace Jones, Island Live , Kennt jemand das blaue Teil?

3
/
0
Sven Gallinelli
Art Director
·

Das freut mich immer, wenn unsere Leser versteckte Referenzen in unseren Illustrationen entdecken :)

3
/
0

Im Gegenteil, die meisten finden es gerade gewinn­bringend, wenn man damit rechnen kann, dass die Hälfte das Buch gelesen hat, über das bei einem Tisch­gespräch geredet wird. Warum ist das im Pop anders?

Naja, einerseits hat ein Buch meist wesentlich mehr Inhalt als ein Song, und andererseits setzt ein Buch eine relativ aktive Beschäftigung mit dem Text voraus, während Musik ohne Probleme einfach als Hintergrundgeräusche genutzt werden kann.

6
/
1

Das Buch entspricht dem Album
Das Kapitel dem Lied/Song/Track

Auch lesen geht mit relativ wenig Beteiligung und wie beim Hintergrundmusikhören bleibt dann viel auf der Strecke

0
/
0
(von der Moderation verborgen)
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Sehr aufmerksam, dass hier auch praktische Tipps zum Umgehen von Streaming-Plattformen geteilt werden. Ich habe den Kommentar trotzdem verborgen, da ich mir ehrlich gesagt unsicher bin, ob diese Art Musik herunterzuladen so ganz legal ist?
(Das Problem: Die Republik ist verantwortlich für alles, was auf dieser Seite erscheint) Herzliche Grüsse

2
/
0
Weltenbürger (du/er)
·
· editiert

Hihi, ich dachte mir, dass ihr vielleicht nicht so Freude daran habt. Deshalb habe ich auch auf einen Link verzichtet.

TL;DR: Youtube bzw. der Uploader muss die Rechte haben, nicht ich beim herunderladen.

Ob das wirklich so ganz legal ist, weiss ich auch nicht. Aber: verboten ist es sicher nicht. In der Schweiz der der Upload von urheberrechtlich geschützten Werken verboten. Der Download hingegen ist legal, selbst wenn die Quelle eine illegale Tauschbörse ist (ausgenommen Software).

Ich darf mir Musik herunterladen für den Privatgebrauch. Ich darf von dieser Musik auch Kopien für meine Freunde anfertigen. Nicht erlaubt ist eine Redistribution im grösseren Stil (z.B. für alle in der Schule) oder kommerziell.

Sehr gerne lasse ich mich von Rechtsexpert*innen aus der Republik oder der Verlegerschaft korrigieren.


Quellen:

Stiftung füs Konsumentenschutz: Ist Downloaden in der Schweiz legal?.

Bei kostenlosen Angeboten im Internet können Sie die Werke im Rahmen des Gesetzes für den Privatgebrauch frei verwenden, also auch kopieren (Art. 19 Abs. 1 lit. a Urheberrechtsgesetz URG).
[...]
Wie beim Streaming gilt auch hier: Musik, Filme und andere Werke darf man in der Schweiz zum privaten Gebrauch auch von Gratis-Portalen legal downloaden (Art. 19 Abs. 1 lit. a Urheberrechtsgesetz URG).

Veröffentlichte Werke dürfen zum Eigengebrauch verwendet werden. [...]
— Art. 19 Abs. 1

SUISA: 2005-1_Ist_der_Download_von_Musiktiteln_aus_Tauschboersen_erlaubt.pdf

[...] Wer urheberrechtlich geschützte Werke im Internet anbietet, muss über die erforderlichen Urheberrechte verfügen. Wer aus dem Internet Musik herunterlädt jedoch nicht. Der Konsument urheberrechtlich geschützter Werke darf diese innerhalb seiner Privatsphäre, nach Gesetz ist das der Kreis der Verwandten und engen Freunde, frei verwenden. [...]

parlament.ch: Braucht die Schweiz ein Gesetz gegen das illegale Herunterladen von Musik?).

[...] Das Parlament hat nach intensiver Debatte von einer Einschränkung der gesetzlichen Erlaubnis zum Privatgebrauch abgesehen. [...]

4
/
0
Ostschweizer / per Du
·
· editiert

...

0
/
14
Albert America
Grafik und Webdesign
·

Warum soll Musik kostenlos sein? Die Musiker können ja nebenher was vernünftiges Arbeiten oder sowas?
Ich denke Spottify verdient auf dem Rücken der Musiker und viele NutzerInnen dieses Dienstes beklagen sich.

4
/
0

Danke für den Beitrag!
Aus Interesse: Können Sie eine Quelle angeben für die Geschichte mit den sich kreuzenden Funksignalen über England?
Und noch ein kleines Detail bzgl. Erfindung der Stereophonie: Alan Blumlein hat 1931 schon ein Patent angemeldet für binaurale Aufnahmen, in welchem sowohl die heute noch gebräuchlichen Mikrofonierungen AB, XY und MS, als auch die immer noch benutzte 45/45-Technik für Stereoschallplatten beschrieben sind.

3
/
0
Autor
·

Friedrich Kittler: Grammophon Film Typewriter. Klassiker der Medientheorie.

3
/
0
Daniel Meyer
Korrektor Republik
·

Liebe(r) Anonym 2, ich denke, es ist eine stark verkürzte Darstellung des "X-Verfahrens", etwas ausführlicher nachzulesen hier und mit weiteren Literaturtipps versehen:

https://de.wikipedia.org/wiki/X-Verfahren

Cheers! DM

3
/
0
· editiert

Ein Fluegzeug Leitstrahl zum Landen funktioniert immer noch genau so, nur dass nicht mehr der Pilot auswerten muss, sondern eine Elektronik.

2
/
0
Albert America
Grafik und Webdesign
·

Spannend zu lesen was ein Streamingdinst auch ist, neben einer "praktischen" Musikquelle. Es gibt neben Mainstream-Musik auch andere Klänge. Ich kenne eine indische Musikerfamilie, 12te, 13te, 14te-Generation Sitarspieler. Ich habe versucht rauszukriegen, wie es kam, dass etwa 20 Alben dieser Musiker auf Streamingdiensten zu hören ist. Dahinter sind meist Verträge mit Labels die gesamthaft verkauft wurden. Aber nicht von den Musikern selbst. Sie brauchten früher ja die Platten- und CD-Produzenten um "in den Markt" zu gelangen.
Vom streaming ihrer Musik, sie werden nicht millionenfach geklickt, erhalten sie so gut wie nichts, der Betrag vom Verkauf bei Amazon bringt ihnen kein wirkliches Einkommen. Ihre Musik wurde ihnen geklaut. Ist das eine verdeckte Art von Imperialismus? (Zusätzlich verhindert Corona ihre Konzertreisen, von denen sie ihren Unterhalt bezahlten).
Bin gespannt auf den 2. Teil.

3
/
0

Streamingdienste, ein weiterer Riesenschritt zur digitalen Verblödung.

5
/
10

Was genau verstehen Sie unter digitaler Verblödung?

1
/
0

Das hier - Herr Lesch kann das besser erklären.
https://www.youtube.com/watch?v=z0uRzkZuVuM

1
/
0
Zuhörer und Amateur-Musiker
·

Kurz und klar - und wahr.

3
/
5

Was mich an diesen Streamingplattformen ankotz sind viele Dinge.

  1. Will man (ich), wenn man das Angebot nutzt doch den Künstler möglichst unterstützen den man hört. Leider funktioniert das ganz anders, denn wer viele klicks hat, generiert auch mehr Geld. Also wenn ich meine, teilweise, nichen Bands höre, unterstütze ich irgendwelche vielgehörten Künstler, die evtl. auch noch Ideologien verkörpern, welche überhaupt nicht die Meinen sind.

  2. Passt sich mittlerweile die ganze Musikindustrie (Labels, Produzenten etc.) den Streamingservices an. Songs werden so produziert, dass es möglichst viele klicks generiert. Damit diese öfters abgespielt werden, sind die Songs auch immer kürzer.

  3. Fällt mir auf, auch dank vielen anderen Social Media Plattformen, dass die Aufmerksamkeitsspanne von vielem Menschen extrem eingeschränkt wird. Wie oft musste ich es schon erleben, dass ein Song kaum angefangen hat, da wollte jemand schon den nächsten Song reinhauen und so ging es den Abend lang weiter.

  4. Wie im Artikel auch beschrieben, sind all die praktischen Funktionen der Plattform so, dass man nur noch den gleichen Mist zu hören bekommt, weil man einmal einen Song gehört hat der viele Klicks hat oder weil man sich mal phasenweise spezifisch auf ein Genre konzentriert.

Soweit ich weiss, für alle die es interessiert, ist Deezer mittlerweile besser, was das UCPM (user centric payment metod) angeht. Anschenend bezahlt man wirklich nur noch die Künstler, die man auch hört.
Freue mich auf den 2. Teil

1
/
0
(von der Moderation verborgen)

Völlig falsch überlegt. Nicht ich muss im Laden nächtigen, um in den Genuss der Musik zu kommen, sondern der Laden ist immer mit mir unterwegs. Quasi wie die Handtasche von Hermione in Harry Potter: handlich, tragbar und unendlich gross. Was könnte besser sein?

4
/
4
Autor
·

Nicht ihr mobiles Gerät ist in diesem Bild der Player, sondern die Software auf der Plattform, und die verlassen Sie nicht. Es geht dabei um die Kontinuität Ihrer Beziehung zur Plattform (und damit um die Überwachung, um den Knast, wie ich das nenne).

6
/
1

Danke für den geschichtlichen Hintergrund. Der Rest ist leider "meine Daten" Gejammer. Niemand ist gezwungen zB bei Spotify seinen eigenen Namen anzugeben. Ein solches Account kann man parallel mitlaufen lassen.

2
/
2
Weltenbürger (du/er)
·

Dein Name ist dabei völlig irrelevant. Was du wann wie lange hörst, verratet deutlich mehr über dich. Algorithmen stehen mehr auf Zahlen als auf Namen.

10
/
0

Ich weiss. Mir ist es egal wenn ein Algorithmus nach einem beliebigen virtuellen Klon von mir schnappt. Wie auch immer das verkauft werden kann... Ist doch toll. So werden Werte ohne Abfall geschaffen.
Das Ganze ist ein Nullsummenspiel gegenueber vorher. Der Konsument hat frueher vielleicht eine LP pro Monat gekauft, vielleicht auch weniger. Jetzt hat er ein Spotify Abo. Der Musikant bekam von den Plattenfirmen Peanuts.
Dabei ist zu beachten.. bei Spotify bezahle ich fuer die Dienstleistung, Die Server, welche irgendwo auf der Welt fuer mich die Musik speichern und abspielen wann ich will.
Die Rechte an der Musik habe ich bereits als Flatrate bei der Bilag, resp Nachfolger, bezahlt. Frueher musste man noch ein Radio oder Fernseher haben, heute nicht mehr. Zudem ist auf jedem USB Stick und auf jeder Festplatte nochmals eine Urheberrechtsabgabe drauf.

6
/
2

Je kleiner das Publikum (CH-Mundart = 5 Mio Hörer) umso sinnloser ist es als Musiker bei Spotify mitzutun. Ein Konzert ergibt gleichviel Stutz wie ein illusorisches Megastreaming von 500‘000x. jeder Musiker wir dir bestätigen: nichts ersetzt den Live Kontakt zum Publikum. Spotify wird in einpaar Jahren Geschichte sein. Nicht aber das Blätterrauschen im Baum, Regen und Meereswellen = uralte Musik nicht gestreamt - sondern geströmt von der Natur.

0
/
0