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Wer einer frauenverachtenden Ideologie nachlebt, ist doch nicht das Opfer, wenn man den Ausdruck dieser Ideologie wenigstens ein bisschen einschränkt! Die (Voll-)Verschleierung der Mädchen und Frauen hat in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen, allem voran in islamischen Ländern, aber durchaus auch bei uns. In den Communities entsteht ein Gruppendruck für Verschleierung, dem sich auch Mädchen und junge Frauen kaum entziehen können. Zumal, wenn das Kopftuch an Schulen erlaubt bleibt.
Der Staat, die Schule, versucht seit Jahrzehnten mit verschiedenen Initiativen, traditionelle Rollenbilder aufzulösen, Mädchen für STEM-Fächer zu interessieren, sie zu ermächtigen, einen eigenständigen Weg zu bahnen und zu gehen - und aus kulturrelativistischen Gründen soll das für einen Teil der Mädchen in unserer Gesellschaft nicht gelten? Weil "die halt einfach anders sind"?
Man bedenke: Weltweit liegen die Begründungen für teils eklatante Diskriminierungen und Misshandlungen von Frauen und Kindern fast immer in Tradition, Kultur, Religion. Es ist wirklich höchste Zeit, dass wir damit aufhören, uns vor diesen drei Konstrukten zu verneigen.

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Interkultureller Coach
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Wo ist belegt, dass die (Voll-)Verschleierung der Mädchen und Frauen hat in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen hat. Bitte um Link.

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Dazu gibt es unzählige Artikel und Links. Ich traue Ihnen zu, dass Sie diese selber finden. Der wachsende Einfluss der Fundamentalisten wird von ganz verschiedenen Seiten immer wieder thematisiert, auch von westlichen Geheimdiensten.

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Ich gebe Ihnen Recht, dass Religion und Tradition 2 mächtige Werkzeuge der Frauenunterdrückung sind.
Allerdings erschließt sich mir nicht, inwieweit ein Burkaverbot daran etwas ändern würde. Eher im Gegenteil, dann wird dieses Stückl Stoff noch weiter aufgewertet.

Warum, glauben Sie, nimmt die Zahl der Niqabträgerinnen in islamischen Ländern zu? Weil gerade gebildete und selbstständig denkende Frauen die "Flagge an den Mast" hängen, und sich einen Niqab umbinden. Es geht dabei weniger um die Religion, sondern viel mehr um die Kulturdominanz der Europäer/Nordamerikaner. Auf die haben viele keine Lust (mehr). Lassen die die Muslimas machen, die brauchen keine "Hilfe" von uns in Form von Verboten. Die werden vielleicht einen anderen Weg der Befreiung gehen als wir vordefinieren, aber das ist ihr gutes Recht. Und sie gehen ihn. Und viele der Männer gehen mit.

Somit ist ein "Burkaverbot" extrem kontraproduktiv. Außerdem ist immer Vorsicht angesagt, wenn Rechte sich um Frauenrechte sorgen.

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Sie unterschlagen die unzähligen Frauen in diesen Ländern, die sich gegen den Verschleierungszwang auflehnen und deshalb im Gefängnis landen. Die haben, genauso wie unzählige Blogger und Nicht-Religiöse, im Gegenteil mehr Lust auf Menschenrechte und Freiheiten.
Diese Frauen im Iran, in Saudi-Arabien, in Afghanistan haben gar nicht die Wahl, sich den Niqab, die Burka nicht anzuziehen.

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Interkultureller Coach
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Könnten Sie mir bitte sagen welcher Teil unserer Tradition, Kultur und Religion verantwortlich ist für die Gewalt an Frauen in der Schweiz?
Und wenn wir die Mädchen und Frauen zu ermächtigen wollen, sich «einen eigenständigen Weg zu bahnen», müssen wir Ihnen auch die Freiheit zugestehen, ihre Religion zu leben, wie sie es für richtig halten.

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Das Patriarchat ist tief in unserer DNA (siehe Verteilung Gratisarbeit, Bezahlung von Carejobs als typisches Frauenmetier, um nur 2 Beispiele zu nennen), und das Christentum hat die Gleichberechtigung der Frauen in unserer Gesellschaft ebenfalls sehr lange behindert, man denke nur an die Behandlung unehelich Schwangerer. Sie werden gerade zum heutigen Jubiläumstag zudem einiges mitbekommen haben - z.B. dass die Tradition der Landsgemeinde die Innerrhödler dran hinderte, Frauen endlich politisch gleichzustellen.
Die Verschleierung ist kein zwingender Bestandteil des Islam (wohl aber von dessen fundamentalistischen Auslegungen) - und selbst wenn sie im Koran vorgeschrieben wäre: Warum um alles in der Welt sollte ein 1500jähriger Text Vorrang haben vor den Menschenrechten, der Errungenschaft des 20. Jahrhunderts? Im AT der Bibel steht auch, Schwule sollten hingerichtet werden. Niemand, der bei Sinnen ist, würde das heute noch so vertreten oder verteidigen, wenn solche Hinrichtungen praktiziert würden.
Religion ist für Frauen keine Ermächtigung, weil sich keine Religion der Welt am Wohl, an der Freiheit, an der Entfaltung der Frauen orientiert.

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Was meint Herr Binswanger eigentlkich mit dem französischen "Erzlaizismus"? Die Trennung von Staat und Kirche ist Frankreichs grösste Errungenschaft .

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Interkultureller Coach
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Erzlaizismus ist ein Ort, wo Blasphemie zur Rechtfertigung der Meinungs- und Redefreiheit dient.

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Blasphemie ist in einer rationalen Gesellschaft völlig gerechtfertigt; Charlie Hebdo ! Ansonsten bin ich -wie eigentlich immer- mit Herrn Binswanger einverstanden. Nur den Vergleich mit Frankreich, welches eine völlig andere Geschichte zum Islam aufweist, kann ich nicht nachvollziehen.

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Retraité
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Als Befürworter der Initiative möchte ich sagen, dass das Verhüllungsverbot sich nicht gegen den Islam richtet, sondern gegen einen totalitären salafistischen Islam, welcher die liberale und pluralistische europäische Kultur als auszumerzende Degeneration betrachtet. Diese Werthaltung wird auch gegenüber den eigenen Frauen geäussert, die sich verschleiern müssen.

Viele islamische Gelehrte verneinen, dass die Pflicht zur Gesichts-verschleierung religiös begründet werden kann, sie drücke eher eine archaische, patriarchale und elitäre Werthaltung aus.

Es wird bemängelt, das diese Initiative Symbolpolitik betreibe, wie wenn Symbole minderwertig wären. Für mich ist diese Initiative ein Ausrufzeichen: So nicht!

Ich bedaure, dass die Minarett Initiative angenommen wurde, denn diese richtet sich gegen den ganzen Islam. Man muss zwischen diesen Initiativen unterscheiden, auch wenn sie vom selben rechtsbürgerlichen Kommitee kommen.

Ich bedaure es sehr, dass linke Kreise in ihrer mulikulturellen Verblendung nicht sehen können, dass dieser Salafismus eine religiöse Form des männerbündlerischen Faschismus ist, dem entschieden entgegen getreten werden muss.

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Die Initiative, die Sie unterstützen, nützt gegen Salafismus ungefähr so viel wie eine Tortenschlacht gegen den anwachsenden Rechtsnationalismus und Neofaschismus.

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Retraité
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Oh doch, sie zeigt den schweizerischen Behörden, die diesbezüglich recht verschlafen waren, wie der Salafismus zu behandeln ist.

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Es wäre interessant, von Ihnen zu erfahren, wie viele SalafistInnen es in der Schweiz gibt. Und bitte den Fasnachtsverein namens "Islamischer Zentralrat" von der Gesamtzahl abziehen - dieser Club ist ein Phänomen, welches sich nicht eindeutig einem religiösen Kontext zuordnen lässt. Danke.

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Retraité
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Der Islamische Zentralrat ist kein Fastnachtsverein, Frau Illi ist kein Punk. Dieser Verein radikalisierte eine zeitlang erfolgreich junge Menschen und leitete sie an sich jihadistisch zu betätigen. Ihr Versuch, diesen Verein lächerlich zu machen um ihn so nicht ernst nehmen zu müssen ist auffällig, Herr Fankhauser.

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Aber woher wissen Sie, dass die wenigen Schweizer Niqab-Trägerinnen eine salafistische Ideologie vertreten? Ich habe bisher nur von gegenteiligen Beispielen gehört und gelesen.
Und selbst wenn es so wäre: Ein Verbot des Gesichtsschleiers würde diese salafistischen Frauen oder ihre Männer kaum von ihren Überzeugungen abbringen, im Gegenteil. Gegen radikale Überzeugungen und Terrorismus braucht es andere Strategien.

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Ich denke auch - wie es andere in ihren Kommentaren bereits ausgedrückt haben - dass es sich Herr Binswanger bei diesem Thema etwas zu einfach macht. Und nicht nur er. Offenbar ist das Interesse daran gering, was schon die Anzahl der Kommentare zur Kolumne zeigt, im Gegensatz zu den unzähligen Kommentaren, wenn Corona“ verhandelt wird. Ob es sich um das „ewige Widerkäuen der »linken« Debatte“ handelt, ist pauschal gesehen wahrscheinlich richtig, aber was heisst »links« heute schon.
Unter anderem geht es um Toleranz, wobei es unterschiedliche Bereiche gibt: das Akzeptable bzw. das zu Akzeptierende, das Nur-Tolerable und das Nicht-mehr-Tolerable (nach Schmidt-Salomon in seinem Buch „Die Grenzen der Toleranz“, 2016). So muss gestärkt werden, was in einer offenen Gesellschaft zu akzeptieren ist z.B. die Gleichbehandlung aller Bürgerinnen und Bürger, muss geschwächt werden, was nur zu tolerieren ist z.B. Ressentiments gegen Minderheiten und muss unterbunden werden, was nicht mehr zu tolerieren ist, z.B. Gewaltaufrufe gegen Minderheiten. Die Unterteilung ist leider nicht immer ganz so klar, wie die Diskussion in der Schweiz über die Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm gezeigt hat. Vor allem ist aber nicht ganz klar wie vorgegangen werden sollte. Mit Gesetzen, Verordnungen oder mit „harten Bandagen“ in einer offenen Streitkultur. Von Letzterem ist aber im Beitrag von Herrn Binswanger sehr wenig zu sehen. Mit Sanktionen z.B. hat 2010 das Erziehungsdepartement der Stadt Basel gegen ein muslimisches Elternpaar gehandelt, als es sie mit 1400 Fr. gebüsst hat, weil es sich geweigert hatte, ihre Töchter in den gemischten obligatorischen Schulschwimmunterrricht zu schicken. Die Busse wurde nach Abweisung der Beschwerde der Eltern vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gestützt.
Das Argument der Einzelfälle greift nicht. Es komme sehr selten vor, dass muslimische Eltern ihren Kindern den Schulschwimmunterrricht verbieten. Und trotzdem war die Busse wahrscheinlich richtig und ein Paragraph dazu auch. Um es wegen dem Einzelfall extrem auszudrücken: nur schon ein gefolterter Mensch ist einer zuviel, auch wenn es um die Verwirklichung von hehren Absichten geht (siehe Fernsehfilm von Ferdinand von Schirach „Feinde“ 2021)

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Ich verstehe die linke Welt nicht, wie sie eine solch hochreligiös-fundamentalistischw Welt verteidigen kann, die den Nikab tragen will und den Männern keine Hand geben bzw. vertritt, dass keine freundschaftlichen Beziehungen zu Männern ausserhalb der Verwandtschaft möglich sind.
Würden christliche Kreise so etwas vertreten: das Urteil wäre klar.
Ich bin auch nicht glücklich, dass die SVP mit der Initiative Populismus betreibt. Aber ebenso nicht glücklich, wenn die Linke den Nikab verteidigt.

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Die Linke verteidigt nicht den Nikab. Sie verteidigt die Freiheit sich zu kleiden wie man will. Ich persönlich störe mich an Krawattenträgern. Es gibt nichts Lächerlicheres als diesen um den Hals geschlungenen Peniszeiger. Aber es läge mir nichts ferner, als dieses sinn- und nutzlose Kleidungsstück zu verbieten.
Es sind doch die gleichen Leute, welche den Frauen das Tragen von Hosen und Miniröcken verbieten wollten, die jetzt wieder eine Kleidervorschrift für Frauen ersinnen und dazu noch die Frechheit besitzen dies mit feministischen Argumenten zu begründen. Die gleichen Männer welche sich weigern eine Vergewaltigung in der Ehe, als solche anzuerkennen, sorgen sich auf einmal um die Freiheit der Frauen?

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Tja, Linke hatte das auch mal auf der Agenda bis eben die "Wobmans" das Thema besetzt haben.
Und es geht ja genau um Symbolpolitik und NICHT um die paar konkreten Fälle in der Schweiz.
Warum sollen wir nicht als Land unserer Missfallen für diese Art von Herrschaft ausdrücken, auch wenn es uns nur am Rande betrifft.
Die Apartheit hat uns ja auch nicht direkt betroffen und trotzdem hätte es und gut angestanden wenn wir damals klar Stellung bezogen hätten.

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Missfallen ausdrücken von mir aus. Aber mittels unserer Verfassung? Wollen wir dann bei dieser Gelegenheit auch noch unser Missfallen gegenüber der Behandlung von Tibetern und Uiguren in die Bundesverfassung aufnehmen, oder kommt das dann zu teuer...?

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Ich finde, braune Lederschuhe für Männer sind so was von schräg. Ein Verbot von braunen Männerschuhen gehört auch in die Verfassung.

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Multifunktional
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Das hat etwa die gleiche Wirkung wie wenn China ihr Missfallen darüber ausdrücken möchte, dass in der Schweiz Armeewaffen zuhause im Besenschrank aufbewahrt werden und deshalb genau das in China verbietet, obwohl dort kein Zivilist eine Armeewaffe zuhause hat.

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Noch eine der dazu nur Polemik einfällt...☹️

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Der Vergleich mit der Apartheid hinkt. Lasst uns Stellung gegen Waffenlieferungen nach Saudi Arabien beziehen, gegen die Inhaftierung von Frauenrechtlerinnen wie Loujain al-Hathloul. Ergreifen wir Sanktionen gegen solche Unrechtsstaaten, wie wir es gegen Südafrika hätten tun sollen.

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Man würde, anstelle dieser idiotischen Symbolpolitik, besser darüber diskutieren, ob man der zweithäufigsten Religion in der Schweiz z.B. nicht den Status einer 'Landeskirche' geben könnte. Transparente Finanzierung von Moscheen und eine standardisierte Ausbildung der Imame in der Schweiz muss auf jeden Fall das Ziel sein. Aber dafür müsste man den Islam halt auch mental mitten in die Gesellschaft holen. Da befindet er sich zwar längst, aber was kümmert die Realität, wenn man doch so schön und zuverlässig alte Ressentiments mit dem Thema Islam bewirtschaften kann?

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Ja, genau! Noch mehr Religion, noch mehr Privilegien für Gläubige! Das ist doch einfach völlig daneben. Etwa 30 % der Bevölkerung will weniger Religion.

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Bitte denken Sie doch ein klein wenig über den Bauchnabel hinaus. Ich selber habe mit Religion nicht das Geringste am Hut, aber sie ist offensichtlich vielen Menschen ein elementares Bedürfnis. Nun kann man das natürlich ignorieren, ist aber nicht besonders gescheit. Einbindung in die Gesellschaft ermöglicht soziale Kontrolle und schafft damit nachhaltiger Sicherheit als depperte Abstimmungen über Minarette und Burkas.

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Ich habe mich noch nicht entschieden, wie ich abstimmen werde. Mit der SVP abstimmen, erst recht bei den Themen Islam/Migration/etc., das geht für mich normalerweise gar nicht.
Beim Nikab-Verbot bin ich ambivalent. Den Artikel von Herrn Binswanger las ich deshalb mit besonderem Interesse.
Es scheint mir nicht sehr sachgerecht, die Bahnhofstrasse mit den Verhältnissen in Interlaken zu vergleichen. Ich arbeite nur ein paar Schritte von der Bahnhofstr. entfernt. Es stimmt, dort trifft man kaum je eine Frau im Nikab an. Ich weiss hingegen nicht, wie oft Herr Binswanger im Sommer in Interlaken ist. Nicht sehr oft? Ich verbringe seit frühester Kindheit jeden Sommer ein bis zwei Wochen am Brienzersee. Dazu gehörten immer auch gemütliche Spaziergänge durch Interlaken. Seit ein paar Jahren verzichte ich darauf und gehe nur noch hin, wenn ich etwas besorgen oder erledigen muss und bin dann schnell wieder weg. Die vielen - es sind leider wirklich nicht nur einzelne! - schwarz gekleideten, vollverschleierten Touristinnen, auch beim heissesten Sommerwetter; die männliche Begleitung daneben sehr oft in kurzen Hosen und luftigem Shirt - es löscht mir ab, und zwar dermassen, dass ich mich da einfach nicht mehr wohlfühle.

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Liebe Frau D., herzlichen Dank für diesen Beitrag und dieses interessante Zeugnis. Sie haben vollkommen richtig geraten: Ich bin tatsächlich nicht häufig in Interlaken. Ich habe das Beispiel in meinem Kommentar zitiert, weil mir jemand erzählt hat, es sei irritierend, wieviel vollverschleierte Frauen man da in der Saison sehen könne, aber so drastisch, wie sie das berichten, war die Schilderung nicht. In Genf sind, soweit ich weiss, in der Tourismus-Saison auch gelegentlich vermehrt Niqab-Trägerinnen anzutreffen. Dass Sie das sehr irritierend finden, dafür habe ich grösstes Verständnis. Mir ginge es vermutlich genauso.
Dennoch glaube ich, dass auch das Phänomen der Nikab-Touristinnen relativ marginal ist. Im Tessin gab es bisher sehr wenige Verzeigungen, in St Gallen, soweit ich weiss, bisher noch keine einzige. Auch die Initiativ-Befürworterinnen wie Frau Keller-Messahli oder Frau Binder können, wenn sie danach gefragt werden, kaum Beispiele von Begegnungen nennen. Ich selber habe in meinem Leben in der Schweiz ein einziges Mal eine Nikab-Trägerin gesichtet, an der Zürcher Bahnhofstrasse. Ich fände es gut, wenn es dazu einmal eine seriöse statistische Erhebung gäbe. Und wenn es im Berner Oberland wirklich überbordet, dann stünde einer kantonalen oder kommunalen Lösung nichts im Weg.
Ich glaube dennoch, dass die entscheidende Frage ist, wieviele Nikab-Trägerinnen die Schweizer Wohnbevölkerung zählt. Und auf der Ebene ist das Nikab-Problem einfach inexistent. Dass die Unterdrückung der Frauen in Saudi-Arabien, im Iran und in vielen anderen islamischen Ländern nicht akzeptabel ist, darüber müssen wir nicht streiten. Aber wir machen Gesetze für die Schweiz und nicht für Riad. Saudische Touristen zu erziehen, mag verlockend sein, ist aber keine prioritäre Schweizer Staatsaufgabe. Viel wirkungsvoller wäre es die wirtschaftliche Kooperation mit Saudi-Arabien an den Respekt der Menschenrechte zu koppeln. Das sollten wir unbedingt tun. Können Sie sich noch erinnern an Ueli Maurers Kniefall vor dem Königshaus am WEF?
Wir sollten unsere Integrationspolitik so gestalten, dass die Integration sich gut vollziehen kann, die Akzeptanz, Religions- und Gewissensfreiheit gewährleistet ist, die Selbstbestimmungsrechte von Mädchen und Frauen soweit als irgend möglich geschützt und gestärkt werden und die Entwicklung zu einer pazifizierten, liberalen Haltung der Religionsgemeinschaften so schnell wie möglich voranschreitet. Um das hinzubekommen braucht es keine Prinzipienreiterei sondern gesunden Menschenverstand und Pragmatismus. Das Burka-Verbot scheint mir für diese Ziele völlig unnütz zu sein. Herzlich, DB

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Aber wir machen Gesetze für die Schweiz und nicht für Riad.

Ist das so? Ich verweise auf Art. 124 Abs. 2 StGB, der die Verstümmelung weiblicher Genitalien unter bestimmten Voraussetzungen selbst dann verbietet, wenn sie im Ausland begangen wurde - was ich richtig finde. Mit der Konzernverantwortungsinitiative wollten die Befürwortenden ebenfalls schweizerische Rechtsstandards im Ausland durchsetzen. Auch das hätte ich richtig gefunden. Gleichermassen könnte man sich beispielsweise fragen, mit welchen Touristen wir eigentlich unser Geld verdienen möchten... Ich lehne das Verhüllungsverbot ebenfalls ab, weil ich es prinzipiell falsch finde, Kleidungsvorschriften zu erlassen. Wer aber 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts ein Zeichen gegen überkommene patriarchale Strukturen setzen möchte, welche zum Leidwesen vieler in der Schweiz lebender Frauen sehr wohl immer noch gelebt werden, dürfte Mühe haben, ein Argument gegen das Verhüllungsverbot zu finden.

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Ja, Frau D., wenn es nach vielen Meinungen hier geht muss man diesen Frauen eben die Freiheit geben sich rösten zu lassen.
Mir geht es eben nicht um die paar Schweizer Nikab Trägerinnen sondern genau um diese Touristen. Diese (vorallem Männer) müssen sich dann entscheiden entweder Nikab oder Interlaken. Und wenn sie dann wegbleiben: Good riddance. Und sie hören unsere Botschaft: "Wir finden das Scheisse".
Erstaunlich dass die SVP das in Kauf nimmt.
Auf jeden Fall ist es sicher bequemer wegzuschauen, wie immer, oder wie in einigen Kommentaren hier absurde Vergleiche anzustellen (siehe z.B. Frau J. unten). Noch einer gefällig: Schächtung und Beschneidung auch zulassen wegen der religiösen Freiheit.
Der Nikab ist nur ein Symbol für: Nicht Autofahren, nicht ins Stadion, nicht ohne männliche Begleitung auf dem Haus....
Aber uns Schweizern kann das ja Wurst sein...

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Multifunktional
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Sie betrachen das „Problem“ der Niqab-tragenden Touristinnen aus einer sehr engen, auf Ihren Moralvorstellungen beruhenden Perspektive. Um dies vorab klar zustellen: Ich befürworte das Tragen von Niqab keineswegs und kann auch nicht nachvollziehen, wenn Konvertitinnen dies oder sogar auch nur ein Kopftuch freiwillig anziehen. ABER: ich habe familiär bedingt viel Kontakt zu Musliminnen und Muslimen, sogar mit angeheirateter Verwandschaft in Saudiarabien und die Sitation ist nicht so einfach, wie sie es darstellen. Hier moderne Frauen mit offenem Haar; dort verhüllte unterdrückte Huschelis. Können Sie sich vorstellen, dass unter den Niqabs auch Ärztinnen und studierte Frauen stecken? Dass diese sehr wohl selbstbewusst sein können? Auf der anderen Seite sind sie sich so an das Tragen von Kopftuch und Niqab gewöhnt, dass das Ablegen für sie in etwa eine ähnliche Wirkung hat, wie wenn Sie z.B. oben ohne und in Badeshorts durch die Bahnhofstrasse laufen würden. Das heisst, ein Gefühl von „Nacktsein“. Ich bin öfters in Interlaken und ja, es hat viele solcher Touristinnen dort. Aber ich habe mich ehrlich gesagt auch noch nie daran gestört sondern lächle ihnen, wenn es sich ergibt, freundlich zu. Vielleicht brauchen sie auch einfach etwas Zeit, mehrere Besuche in der Schweiz, um sich zu getrauen, den Niqab abzulegen. Der Wunsch sollte doch von ihnen selber kommen. Warum gehen eigentlich alle davon aus, dass die Männer sie dazu zwingen? Könnte es nicht auch sein, dass der junge Ehemann sagt, „jetzt komm, hier kannst du doch ohne Niqab raus“ und die Frau meint, „lieber nicht, dann fühle ich mich so nackt und den Blicken ausgesetzt“. Müssen wir wirklich Touristen „erziehen“ wollen? Die halbnackten Touristen an Ägyptens Badestränden verletzen auch die Moralvorstellungen der Einheimischen. Trotzdem ist es nicht verboten ohne Burkini zu baden...

Edit: noch zum Thema „Rösten lassen“: Die bodenlangen Gewänder sind übrigens aus ganz leichtem luftigen Stoffen. Darunter muss nicht viel getragen werden und der Wind kühlt von unten den ganzen Körper. So dumm sind die Bewohner einer der heissesten Gegenden der Welt dann auch nicht, als dass ihre Kleidung nicht den heissen Gegebenheiten angepasst wäre. Funktioniert auch bei uns. ;-)

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Derjenige, der sich nun für die Gleichstellung aller Frauen einsetzt, ist derselbe, der sie auch für das «wohl überflüssigste Thema unserer Zeit» hält – und bei der Sexismus-Debatte #SchweizerAufschrei den Frauen rät, sie bräuchten «mehr Humor, ein Witz muss drinliegen»? Oder?

At the end of the day geht es doch nur darum, dass Männer dem Staat sagen, er solle Frauen verbieten, sich so anzuziehen.

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At the end of the day gibt es mehr Frauen als Männer..... da muss irgendwo ein Klemmer sein.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Yup, it's called Wahl- und Abstimmungsverhalten. Ich habe dies z. B. hier mal versucht auseinanderzudröseln. Darunter dies:

Wählen und abstimmen gehen:

  • Mehr und häufiger Ältere als Jüngere

  • Mehr und häufiger Männer als Frauen

  • Mehr und häufiger höher Ausgebildete als weniger hoch Ausgebildete

  • Mehr und häufiger Wohlhabendere als weniger Wohlhabende

Zur "Herrschaft der Wenigen":

  • Absolute Mehrheit (51%) = 1'275'00, entspricht 51% von 50%, also 16% von 8 Mio.

  • 16% der ständigen Wohnbevölkerung bestimmen also über die "restlichen" 84% .

Wir leben nicht in einer Meritokratie, sondern in einer de facto Oligarchie (dt. Herrschaft der Wenigen).

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Irgendwie schon komisch, dass in der Regel den Frauen irgendwelche Absurditäten auferlegt und von Männern bestimmt werden. Männer können in der Regel frei entscheiden. Diese Tatsache stört mich.

Mich stört nicht, dass Frauen, sich in welcher Form auch immer, verschleiern, wenn es aus freien Stücken und aus welcher Überzeugung auch immer, geschieht.

Ist es vielleicht nicht so, dass in gewissen Religionen und aus familiären Kulturgründen den Frauen die Verschleierung aufgebrummt wird nur weil die Männer ihren Sexualtrieb nicht im Griff haben. In solchen patriarchalischen familiären Kulturkreisen werden die Frauen doch für alles verantwortlich gemacht.

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Geschichtslehrerin
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Ich sehe das ganz ähnlich wie Sie, Frau H. (Und befürchte in diesem Sinne, Herr H., dass tatsächlich in islamisch geprägten Kreisen überdurchschnittlich viele Frauen vom Patriarchat niedergehalten werden, ja.)
NUR hat diese Einschätzung von Frau H. - die ich teile - rein nichts mit der Frage "Burkaverbot - ja/nein?" zu tun. Ganz sicher ist sie kein Argument für ein Verhüllungsverbot in der Schweiz! Ausgestaltung der Schweizer Verfassung auf der Grundlage von persönlicher Freiheit und Kritik an jeder Form von Frauenunterdrückung: dass diese zwei Dinge vermischt werden (man hört das ja oft), stört mich.

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Interkultureller Coach
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Woher wissen Sie, Frau N., dass tatsächlich in islamisch geprägten Kreisen überdurchschnittlich viele Frauen vom Patriarchat niedergehalten werden?

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Warum verbieten wir eigentlich den Ordensleuten bei uns nicht ihr Habit, den orthodoxen jüdischen Touristinnen in der Schweiz nicht ihre Perücken, ihren Männern und Söhnen nicht Kippa und Schläfenlocken? Weil es kaum welche gibt? Weil die das alle freiwillig tragen? Weil es Unterdrückung nur im Islam gibt? Zumindest Ordensleute gibt es noch eine ganze Menge, und an touristischen Orten und Knotenpunkten wahrscheinlich ebensoviele oder sogar mehr orthodoxe jüdische Familien als Frauen im Niqab. Soll unser Recht denn nicht für alle gleich sein?

@ Eliane S.: es befremdet mich etwas, wenn man über eine Verfassungsänderung bei uns etwas gegen die Unterdrückung der Frauen im arabischen Raum unternehmen möchte, aber gleichzeitig das Patriarchat sprachlich tief in unserer DNA verankert. Da finde ich es dann ebenfalls allerhöchste Zeit, dass wir damit aufhören, uns vor diesem pseudo-biologistischen Unsinn zu verneigen.

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Sie vergleichen hier einen Fussball mit Äpfeln. Es ist nichtmal beides Obst.
Sie können die Perücke der Jüdisch Orthodoxen Frauen sehr gut vergleichen mit dem Hijab. Ein Niqab geht jedoch sehr viel weiter als die Bedeckung des Haares.
Er bedeckt den ganzen Körper, macht die Frau unerkennbar von aussen. Man erkennt nicht einmal mehr, dass eine Frau oder sogar ein Mensch darin steckt. Das ist folglich etwas ganz anderes.
In Israel gibt es eine Haredi Sekte, die für sich die Burka entdeckt hat, da hätten wir dann wieder das Gleiche.
Aber einen Niqab oder eine Burka mit Kippa oder mit der Perücke zu vergleichen, verkennt nicht nur die Wirkung sondern auch die totalitäre Ideologie, welche hinter einem Niqab oder einer Burka steckt.

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Richtig, es geht um Verbergen und Unsichtbarmachen der Haare, des Gesichts, des Körpers, der Weiblichkeit. Das unterscheidet sich im Ausmass und teilweise in der Grausamkeit, mit der der dahinterstehende Macht- und Kontrollanspruch durchgedrückt wird. Die Absicht aber ist vergleichbar.
Was die totalitäre Ideologie anbelangt: wer die über Kleiderverbote bekämpfen will, beisst in einen Fussball und hofft, dass er saftig ist. Oder so ähnlich.

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Guter Text, den ich zu 90% voll unterschreibe. Allerdings hätte ich doch ein bisschen mehr erwartet. Ein bisschen mehr Differenziertheit insbesondere im zweiten Teil. Auch geht der Text zuwenig weit. Schliesslich ist das ein Binswanger Text. Und die Verhüllungsdebatte ist komplex und hat mehr als nur eine Ebene.
Was mir insbesondere fehlt:
Wer für ein Verbot des Nikabs ist, ist nicht zwingendermassen eine "Islamfeindin". Im Gegenteil. Häufig sind es nämlich muslimische feministische Frauen, die sich gegen Islamismus und damit auch gegen den Nikab stellen! Und zwar nicht nur in der muslimischen Welt, auch in Europa und der Schweiz.
Mir fehlt dann auch die wichtige Unterscheidung von Islam und Islamismus im Text. Nur weil das Egerkinger Komittee den Unterschied nicht kennt, heisst nicht, dass es irrelevant wäre generell und für diese Abstimmung.
Wer den Unterschied kennt, ist dann auch nicht mehr so ignorant und naiv zu denken, dass es dabei um Toleranz gegenüber einer "Religion" gehe.
Wer den Niqab und seine Trägerinnen verharmlost und behauptet es gehe nur um ein Kleidungsstück und es habe nichts mit einer gefährlichen totalitären frauenverachtenden Ideologie zu tun sollte sich definitiv besser informieren.

So redundant wie ich diese Initiative sehe, so wichtig finde ich die Diskussion darüber. Wie sich nämlich in der Diskussion jetzt leider zeigt, besteht enorm viel Aufholbedarf bezüglich Wissen über den Islamismus in der Schweiz.

Und ein Verbot mag nicht zielführend sein. Unterschätzen sollte man die Symbolwirkung von einer Zustimmung wie einer Ablehnung jedoch nicht. Wir stimmen nun mal jetzt leider darüber ab. Und egal ob ein "Nein" oder ein "Ja" das Resultat sein wird, es wird eine Signalwirkung geben, die für uns nur negative Auswirkungen haben kann.

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Interkultureller Coach
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Der Islam ist keine Ideologie, sondern eine Religion der ca. 1.6 Mrd. Anhänger in der ganzen Welt angehören und in der alle Strömungen vertreten sind, genauso wie im Christentum mit ihren ca. 2.3 Mrd. Anhängern. In beiden Religionen gibt es alle Richtungen und Schattierungen von liberal bis orthodox, Fanatismus und Extremismus. All dies hat jedoch nichts mit einem Kleidungsstück zu tun. Auch Christinnen «bedecken» sich , wenn sie in die Kirche gehen und in Teilen dieser Welt sogar ein Kopftuch anziehen. Dass wir Religionsfreiheit einschränken und qua Gesetz festschreiben wollen, ist unserer Demokratie unwürdig, ein Aushöhlen des Rechtstaates.

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Genau, das meinte ich mit die Schweizer:innen müssen den Unterschied von Islam und Islamismus lernen.
Als interkultureller Coach sollten Sie etwas tiefer dahinter sehen als nur die Kumbaya Darlegung. Hier geht es absolut nicht um Religion. Jedenfalls nicht so wie wir sie generell in der Schweiz heute verstehen.
Ausser Sie verstehen unter christliche Religion, diejenig vor Jahrhunderten, welche die Inquisition beinhaltete. Dann sprechen wir von etwas Vergleichbarem.

Ich empfehle Ihnen folgende Literaturliste:

  • Elham Manea (Schweizer-Jemenitische Politikwissenschaftlerin): Der alltägliche Islamismus & Women and Shari'a Law

  • Susanne Schröter (Deutsche Islamwissenschaftlerin): Politischer Islam - Stresstest für Deutschland

  • Hassan Al-Banna (Grossvater des Genfers Tariq Ramadan und Gründer der Muslimbrüder): Five Tracts of Hasan Al-Banna

Übrigens der Schweizer Rechtsstaat würde nicht grad ausgehöhlt durch ein "Ja" zu diesem Verbot. Das sage ich Ihnen als Juristin. Eine unschöne Beschränkung der Freiheitsrechte wäre es, insbesondere da das Verbot in diesem Wortlaut alle Formen der Verhüllung umfassen kann. Und deswegen bin ich natürlich klar gegen ein Verbot und hoffe Sie sind es auch. Aber bitte aus echten Gründen und nicht fälschlicherweise im Namen der Religionsfreiheit oder des Feminismus.

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Daniel Binswanger bringt es auf den Punkt: es ist eine der idiotischsten Forderungen der letzten Jahrzehnte, über die wir in einer Abstimmung befinden müssen. Kleidervorschriften in einer Verfassung, ein solcher Unsinn! Es sollte zu denken geben, dass gerade aus Macho-Kreisen, die sich sonst einen Deut um Frauenrechte scheren, nun der Ruf nach Freiheit für Frauen kommt. Es ist offensichtlich, dass diese Initiative nur als Feigenblatt dient, um Hetze, Ausgrenzung und Rassismus antreiben zu können.
Kommt dazu, dass sich bei einer Annahme der Initiative vielleicht rechtliche Grundlagen ergeben würden, noch vehementer gegen die Maskenpflicht vorzugehen, die ja in den Augen der wahren Schweizer die grösste Gefahr (neben der Burka) für unsere Freiheit und Demokratie darstellt….

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Ich finde es idiotisch, wenn man nicht begreift, dass es keine Gesetzesinitiative gibt und man erst jetzt merkt, dass viele andere Paragrafen auch nicht in die Verfassung gehören.

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@ Anonym 3: Es gab einmal eine Gesetzesinitiative und weil die Bürger sie nicht nutzten, wurde sie auf dem Misthaufen der Geschichte entsorgt. Kleidervorschriften in der Verfassung sind trotzdem idiotisch.
Im Übrigen, wenn eine demokratische Gesellschaft für bestimmte Gesellschaftssegmente spezielle Gesetze erlassen muss, hört sie auf, eine demokratische Gesellschaft zu sein. Beispiel: Wenn allen Schweizern die Rückkehr ins eigene Land garantiert wird ausser Terroristen Schweizer Nationalität, dann wird eben nicht allen Schweizern die Rückkehr ins eigene Land garantiert und die Gleichheit vor dem Gesetz ist futsch.

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Interkultureller Coach
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Religion ist die Grundlage für das friedliche Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft, wo jeder seine Rechte und Pflichten hat. Allein die Interpretation macht sie zum Machtinstrument zum Vor- oder Nachteil von Bevölkerungsgruppen. Das Problem: wir fordern nur unser Rechte ein und ignorieren die Pflichten.

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Even Meier
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Wie bitte? Die

Grundlage für das friedliche Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft, wo [alle ihre] Rechte und Pflichten

haben sind - wenn schon, denn schon - die Menschenrechte. Und mit absoluter Bestimmtheit nicht welche Religion auch immer.

Wer (noch immer) die Religion verharmlost soll doch z. B. die Kriminalgeschichte des Christentums von Karlheinz Deschner lesen.

(Edit: Vorname korrigiert.)

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Leserin
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Religionen sind Mythen, sind Folklore im ursprünglichsten Sinn. Dass jede Religion missbraucht werden kann, ist unbestritten. Die Funktionalität der Religionen liegt für mich jedoch bezüglich ihrer Ursprünge genau dort, wo Herr H. sie ortet. Es ist schwer zu sagen, wo der Missbrauch begonnen hat. Meist schon dort, wo die religiösen Potentaten weltliche Macht übernehmen und aus Volksweisheiten verbindliche Regeln schaffen, Dogmen, zum Beispiel sehr früh darüber, wer sich mit wem unter welchen Umständen paaren darf und wer nicht, so dass Privilegien für die Mächtigen entstehen. Das was die Religionen für uns gefährlich und untauglich macht, sind die Dogmen, geschaffen wohl aus menschlicher Erfahrung, und so umfunktioniert, dass die Sünde schon mit dem Zweifel beginnt. Die Menschenrechte sind noch nicht einmal hundert Jahre alt. Aber wo, wenn nicht in den Religionen, werden überhaupt noch Menschenpflichten thematisiert? Meinen Sie wirklich, wir haben keine, Herr Meier?

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Ich habe nie recht verstanden, weshalb es die Möglichkeit gibt, hier anonym zu posten. Die Redaktion sieht das offenbar anders. Es mag tatsächlich ehrenwerte Gründe geben, einen Post anonym zu publizieren. Wenn aber jemand wie "ANONYM 3" (bisher 11 Kommentare, wenn ich mich nicht verzählt habe) diese Option dazu missbraucht, sich hier irrlichternd zu allen möglichen Positionen zu äussern, zudem in einem Ton, für welchen Schreibende mit Klarnamen durchaus auch schon mal eine Rüge ernten, dann liegt aus meiner Sicht ein Missbrauch der Anonymität vor.

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Rollenlos
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Dafür ist die Anonymität da. Gleichzeitig möchte ich nicht meinem Vornamen und Nachnamen mit meiner Meinung vermischen. Die Realität zeigt, dass wir eine Meinung von Kevin Meier, Mia Meier, Adolf M., Brigitte M., Muhamed Halabaku, Elhame Halabaku jeweils anders bewerten. Ich entscheide mich bewusst dafür, dass mein Geschlecht, mein mögliches Alter nicht die Interpretation meiner Aussage beeinflussen sollte.

Falls ihr Bedürfnis genug weit vertreten ist, könnte man sich natürlich viel einfacher einer technischen Lösung bedienen. Eine Filter in der Kommentarsektion würde da schon helfen. So können sie meine Kommentare bewusst ignorieren ohne meine Einstellung zu zensieren. Aber vielleicht braucht es dann noch einen zusätzlichen für das Alter, dem Namen, die Nationalität, die Religion, die Partei und und und, sehen sie meinen Punkt?

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Interkultureller Coach
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Das fehlte gerade noch, dass die Republik einen «zusätzlichen Filter» einführt. Die freie Meinungsbildung mit offenem Visier ist der USP dieser, unserer Online-Zeitung. Es reicht, wenn wir eine SRF Ombudsstelle haben, eine SRF News Redaktion für Kommentare und eine UPI Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen, wo wir 20 Unterschriften für eine Beanstandung einreichen müssen, die unsere Meinungen filtrieren, kontrollieren und eine freie Meinungsbildung verhindern.

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Verlegerin
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Ich teile ihre Einschätzung, Herr Binswanger, dass ein Ja zur Initiative wahrscheinlich ist. Das Ende unserer Übereinstimmung folgt zu schnell mit den unterschiedlichen Gründen unterschiedlicher Stimmbürgerinnen und Stimmbürger für ihre Entscheidung. Meine Haltung würde mich nicht zum Starten einer Initiative gegen Verhüllung führen. Hier nur so viel: Niqab und Burka sind der individuelle Rückzug aus der Öffentlichkeit, motiviert durch Frömmigkeit der Frauen. Sie findet nicht freitags, nicht zum Gebet, nicht zu Feiertagen, nicht zu Trauertagen, nicht zum Fasten statt, sondern ein Leben lang in allen Situationen und Gelegenheiten ausser Haus. Die Freiheit, sich zu kleiden wie man will, ist etwas anderes. Ein Indikator für die Freiheit: Wäre es Freiheit, würden es einige Männer auch wollen, wenigstens in von ihnen bestimmten Situationen. Diese, und nur diese Verhüllung bedeutet, niemals öffentlich erkennbar zu sein. Sie bedeutet, öffentlich als Wesen einer Gruppe da zu sein und individuell nicht, und zwar für den Rest des Lebens. Diese absolute Position, und sei sie fromm, ist für unsere Gesellschaft einfach nicht vorstellbar. Und ist diese Position selbstgewählt, ist sie deswegen auch noch unfassbar hart sich selbst gegenüber. Diese Härte positiv gedeutet erinnert an ein Gelübde, sich als Individuum aufzuopfern, damit einem das Liebste, Innerste nicht genommen wird. Ein Ja zum Verhüllungsverbot würde der Schweiz auferlegen, tatsächlich für die sich selber aufopfernden Menschen da zu sein. Das ist eine Überforderung. Doch als Linke gehöre ich zu einer Partei, die sich für Schwache einsetzt, und mein Ja ist ein Versprechen. Versprechen sind Worte. Sie werden glaubwürdig durch Integrität. Sie gilt in der Schweiz oft als Gutmenschentum, auch für Leute im Initiativkomitee. Das wird auch nach einem Schweizer Ja so sein, da täusche ich mich nicht. Aber ich bin ein Individuum und habe eine Stimme.

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(durch User zurückgezogen)
Verlegerin
·

In der SRF Arena zum Thema hat Farhad Afshar, Mitglied im Rat der Religionen, der gegen die Initiative ist, auf die Aufforderung, einmal einen Niqab zu tragen, geantwortet: Warum sollte ich ein Frauenkleid tragen? Seine Distanzierung von einer religiösen Praxis aus Freiwilligkeit lässt tief blicken.

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Unter emma.de gibts den Artikel „Die Burka verstösst gegen das Grundgesetz“.... Vollverschleierung ist Frauenverachtung und Islamismus, egal ob eine überzeugte Frau ihn trägt oder ein Mann (oder eine Familie) eine Frau dazu zwingt! Schlimm genug, dass wir mit politischen Schritten gegen Islamismus warten bis der rechte Rand der Gesellschaft schreit! Absurd, dass wir damit warten sollen bis wir ein echtes Problem damit haben!

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Denken Sie wirklich, dass ein Niqabverbot auch nur ein einziges Problem mit Islamismus löst? Ich bin davon überzeugt, dass es das Gegenteil bewirken würde, es ist ein weiterer Beweis dafür, dass ein Miteinander auf Augenhöhe nicht erwünscht ist. Somit würde eine solche Maßnahme die Fronten weiter verhärten. Was ja auch das Ziel von rechts ist.

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Denken Sie, wir würden heute warten bis die Christen selber merken, dass Hexen verbrennen nix mit dem Glauben zu tun hat? Da würden wir SOFORT reagieren, auch wenn erst 1-2 Hexen bei uns verbrannt worden wären....Nein, wir lassen im Namen der Religionsfreiheit noch immer zu, dass alle Religionen im Namen von etwas Höherem den Wert und die Würde von Frauen mit Füssen treten. Was sagt das über uns!? Was spricht dagegen da Grenzen zu setzten? Für mich gerne auch gegenüber anderen Religionen...

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Wieso nochmal ist Islamismus KEIN Problem? WANN wäre er denn Ihrer Meinung eines, das uns angeht?

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Islamismus ist schon ein Problem (wenn auch in der Schweiz ein relativ kleines). Aber weder Sie noch das Egerkinger Extremistenkomitee werden mich davon überzeugen, dass mit dieser unsäglichen Abstimmung etwas gegen den Islamismus erreicht werden kann. Was hingegen erreicht werden soll: die etwa 400'000 Muslime und Muslimas in der Schweiz einmal mehr zu diffamieren und unter Generalverdacht zu stellen.

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Mit dem Entfernen der Kreuze aus den Schulen, hat man da auch 400'000 Personen diffamiert und unter Generalverdacht gestellt? Waren es gar noch mehr Diffamierte? Und was meinte der Europäische Gerichtshof dazu?
Ihr Argument löst sich in Luft auf.

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Herr Binswanger, für einmal trägt Ihre Kolumne kaum zu meiner Meinungsbildung in Sachen Verhüllungsverbot bei. Die Argumente von Frau Keller-Messahli wischen Sie weg mit dem Stempel «unermüdliche Verhüllungsgegenerin». Mit den Gedanken des Berner Imams Mustafa Memeti mögen Sie sich schon gar nicht auseinandersetzen. Im Gegenzug bezeichnen Sie die Untersuchung von Andreas Tunger-Zanetti als «beste Studie», obschon diese Datenlage äusserst schmal ist (Gespräch mit einer Nikab-Trägerin).
Natürlich widerstrebt es mir zu tiefst, mit einem allfälligen Ja der äussersten Rechten zu einem Abstimmungssieg zu verhelfen. Soll ich daher nein stimmen? Vielleicht lege ich zum ersten Mal seit 1971 einen leeren Stimmzettel ein.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Wie Sie schätze ich Frau Keller-Messahli und Herrn Mustafa Memeti ebenfalls als Stimmen für einen aufgeklärten Islam. Aber ich bedaure es, dass die zwei in diesem Fall politische Kräfte unterstützen, die mit einem modernen Islam nichts am Hut haben. Im Gegenteil: Leute wie Wobmann brauchen das Gespenst eines rückwärtsgewandten Islam, um ihre Angstpropaganda unter die Leute zu bringen. Manchmal braucht es auch die Klarsicht, eine Forderung nicht zu unterstützen, wenn man dadurch gemeine Sache mit Feinden der Demokratie macht.

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Diese Argumentation können Sie genauso umkehren: Die Gegner der Initiative unterstützen in diesem Fall Islamisten wie den IZRS und andere und machen damit gemeinsame Sache mit Feinden der Demokratie...

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Nein, Frau W., ich bin nichts schuldig geblieben (weil ich keine Pflicht habe, etwas zu liefern!). Ich finde kein Argument gegen diese Initiative überzeugend. Zu Ihrer letzten Wortmeldung: Es wäre schlicht die Bankrotterklärung des Rechtsstaats, ein Verbot nicht auszusprechen, weil es bei eine Gruppe Betroffener auf Widerstand stösst.
England ist in Sachen Unterricht ein Gegenbeispiel zu Deutschland. Dort hat man in den faith schools den Islamisten die Ausbildung der Kinder grad ganz überlassen. Kam nicht besser raus.
Ich glaube weder, dass sich Muslime in Europa radikalisieren, weil sie sozial ausgegrenzt wurden, noch dass man in arabischen Ländern auf Menschenrechte und westliche Freiheiten pfeift. Was ich höre und lese gerade auch von AktivistInnen aus den Breitengraden geht in die gegenteilige Richtung (Stichwort auch Arabischer Frühling).
Das Burkaverbot markiert: So nicht. Und stützt AktivistInnen vor Ort mindestens symbolisch, wenn auch viel mehr wünschenswert wäre. Indem der Westen Position gegen den Fanatismus bezieht, statt sich, wie es heute leider zu beobachten ist, rückwärts zu verbiegen, um den Radikalen entgegenzukommen.
Dazu als Quellen u.a. das erwähnte Buch von Elham Manea, Stichwort "White Man's Guilt", oder NZZ vom 9.2. S. 18.
Und zum Schluss noch dies: Ich kenne die scheussliche Bilanz der SVP, der Initianten, in Sachen Frauenrechte ziemlich genau. Ich wüsste aber nicht, was an dieser Bilanz mich als unabhängige und mündige Bürgerin daran hindern sollte, zu meiner eigenen, gut abgewogenen Einschätzung zu gelangen.

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Hallo Frau S., Sie argumentieren zwar für das Burkaverbot in der Schweiz mit der Unterdrückung der Frauen in anderen Ländern, sehen sich aber nicht verpflichtet, einen positiven Effekt dieser Maßnahme zu belegen. Das finde ich schade.
Ich verstehe auch nicht, wie man einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher und sozialer Ausgrenzung und Radikalisierung negieren kann, gerade vor dem Hintergrund der Zustände bsw. in den Banlieus und der Probleme in Frankreich.

Es gibt viele Möglichkeiten, "so nicht" zu signalisieren, ohne Symbolpolitik wie das Burkaverbot. Wie wäre es mit echter Grenzsetzung gegenüber SA, der Türkei und Quatar? Gerne gemeinsam mit der EU, denn da besteht mindestens genausoviel Handlungsbedarf.

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Ich argumentiere durchaus: "Und stützt AktivistInnen vor Ort mindestens symbolisch, wenn auch viel mehr wünschenswert wäre. Indem der Westen Position gegen den Fanatismus bezieht, statt sich, wie es heute leider zu beobachten ist, rückwärts zu verbiegen, um den Radikalen entgegenzukommen." Das ist das Zeichen, das wir zugunsten der globalen Menschenrechte setzen müssen. Lesen Sie doch noch den Artikel der NZZ, auf den ich Sie hinwies.

Die Argumentation der sozialen Ausgrenzung, die zu Radikalisierung führe, ist mir zu einfach und zu wohlfeil. Sie wird sehr gern von islam(ist)ischen Kreisen selbst ins Feld geführt, was ebenso misstrauisch machen muss wie eine SVP, die sich für Frauenrechte einsetzt. Ausgrenzung gibt es in jeder Gesellschaft und gegenüber vielerlei Gruppen - das Resultat ist keineswegs normalerweise (religiöse) Radikalisierung.

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Natürlich kann man sich fragen, ob ein Verhüllungsverbot ein vordringliches Anliegen ist. Ich hätte die Initiative so nicht eingereicht. Nachdem uns aber die betreffende Frage als Stimmbürger gestellt wird, beantworte ich sie mit ja. Es handelt sich dabei nicht um eine antiislamische Massnahme, sondern um ein Zeichen gegen religiös begründete Übergriffe. Der Nikab bedeutet generell ein Mittel der Unterdrückung, auch wenn es einzelne Ausnahmen gibt. Als Zivilgesellschaft sollen wir den öffentlichen Raum dagegen behaupten. Dabei ist „egal, ob es drei oder dreitausend sind – schon eine Burkaträgerin ist zu viel“, wie Alice Schwarzer im Interview mit der NZZ vom 6.2.2021 sagt. Die Behauptung von Binswanger, es gehe um eine Vorstufe zu einem Kopftuchverbot, ist aus der Luft gegriffen. Auch beim Minarettverbot, welches ich zwar abgelehnt hatte, ging es nicht darum, Moscheen zu verbieten, sondern darum, der Religion im öffentlichen Raum Grenzen zu setzen.

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Es wäre jetzt doch einfach mal interessant zu wissen, warum sich so eine Frau verschleiert. Es wird hier diskutiert und spekuliert, als ginge es um eine sprachlose Masse. Das sind Menschen, Frauen mit Verstand, einer Stimme und einer Meinung. Hier wird über deren Köpfe hinweg entschieden, dabei wäre das sinnvollste hier, einfach mal mit einer Nikabträgerin zu sprechen. Zum Beispiel auch, was so ein Verbot für die Betroffenen heissen würde.

Übrigens werden Frauen auch in vielen Bereichen des Judentums und des Christentums unterdrückt. Da muss man gar nicht immer den Finger auf den Islam richten.

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Interkultureller Coach
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Liebe Frau W.: die folgende kurze Beschreibung stammt aus dem Buch «Bridging Cultural Barriers» und dem Beitrag von Raeid Meri, Trainer und Freund. Er ist als Palästinenser zwischen zwei Welten in Deutschland aufgewachsen. Er ist gläubiger Muslim, der die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, schon viermal unternahm:
«Die wörtliche Bedeutung des Begriffs „Hijab“ ist Kopftuch oder sich bedecken bzw. verschleiern. Es geht dabei aber nicht nur um das Bedecken der Haarpracht, sondern auch um ein lockeres, langes und undurchsichtiges Übergewand, dass Frauen über ihre Kleidung tragen sollen.
Dieser „Schleier“ ähnelt der traditionellen christlichen Bekleidung, die Nonnen schon deutlich vor dem Islam trugen und bis heute noch genauso tragen. Schon in der Bibel war in Korinther 11:4-10 davon die Rede.
Das Hijab ist allerdings vielmehr als nur ein Verschleiern. Es ist Bewusstsein und Status des Glaubens. Muslimische Frauen tragen das Hijab, um Gott zu gehorchen und als ehrbare Frauen erkannt zu werden. Es verleiht Würde und steht für Bescheidenheit, Frömmigkeit, Verantwortung und Keuschheit (Quran 33:59). Als sehr sichtbares Element des Islams steht das Hijab auch für innere Stärke und Kraft. Nicht selten müssen Frauen ihr Recht auf das Tragen des Hijab verteidigen.
In einigen westlichen Kulturen wird das Hijab kontrovers gesehen und als Symbol geschlechtsspezifischer Unterdrückung erachtet. Die meisten muslimischen Frauen tragen das Hijab allerdings aus persönlicher Entscheidung und sehen es als ein Privileg an und nicht als Bürde.
Frauen, die Hijab tragen, beschreiben es oft als „befreites Auftreten“. Frei von der Reduzierung als Sexualobjekte und dem Erfüllen von Stereotypen, Bildern oder der Modeerwartungen der Gesellschaft.
Verschiedene westliche Freunde, die den Hijab bei einem Besuch in Jordanien mal ausprobieren wollten, beschreiben die Erfahrung folgendermaßen: „Kaum hatte ich den Hijab angezogen, fühlte ich mich in den Straßen des modernen Ammans um einiges freier und wohler als zuvor in meiner westlichen Kleidung. Es fühlte sich an, als würde man respektvoller betrachtet und behandelt – sei es beim Bestellen einer Falafel, beim Einkaufen im Souq oder dem Überqueren der Straße.»

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Danke für den spannenden Artikel. Leider ist es wieder ein Mann, der erzählt, wie Frauen sich fühlen. Nicht, das ich dem keinen Glauben schenken will. Ich fände es einfach mal toll, wenn die Frauen selbst zu Wort kämen.

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Kunstmaler, Autor
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Ich habe hier in Bern noch nie eine Burka oder Nikab tragende Frau gesehen. Tja, nach der Abstimmung werde ich halt dann erst recht keine sehen. Ist doch ein tolles Gefühl: Jetzt sehe ich keine, weil es keine gibt, nach der Abstimmung sehe ich keine, weil es keine geben darf.
Was ich in Bern allerdings immer wieder sehen muss, vor allem vor dem Bundeshaus: inkarnierte Borniertheit (die mit den Pappnasen) . Diesbezüglich, vor der Abstimmung ist nach der Abstimmung.

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Das «Verhüllungsverbot» hat wenig mit dem Islam zu tun...? Die Argumente einer Menschenrechtsaktivistin zählen...wenig,....leider so nicht? Es gibt trotz all der berechtigten Kritik Fragen, die für mich noch nicht befriedigend beantwortet wurden.

Ganz intuitiv und etwas zur Simplifizierung (?) neigend, diese «unnötige, heisse Kartoffel» so schnell wie möglich aus meinen Gedanken zu verbannen und sie ins Abstimmungscouvert versorgen zu können: Ein NEIN scheint mir sehr verlockend.
Oder ich unterstütze die Anliegen einer mir bekannten Muslima?
Oder ich enthalte mich – wohl am besten?

Hier die Meinung einer Muslima. Sie wird vermutlich «JA» stimmen.

Eine Stimme, aber immerhin. Die einer langjährigen Freundin. Sie bekennt sich zum alevitischen Glauben, ihre Familie ist in die Schweiz eingewandert, als sie noch klein war. Sie lebt und arbeitet in der Schweiz und besuchte noch vor ein paar Jahren regelmässig ihre Verwandten in der Türkei. Ihre Besuche sind immer seltener geworden, denn sie fühlt sich mittlerweile in Istanbul nicht mehr wohl.
Kürzlich habe ich sie um ihre Meinung über diese Initiative gebeten. Sie hat weder diese Kolumne gelesen noch die Arena vom 29.01.21 verfolgt. Gestern habe ich sie gefragt, ob ich ihre Sichtweise «anonym» hier einbringen darf. Sie war einverstanden und ich fasse ihre Ansichten hier sinngemäss zusammen.

Es geht um ein Kleidungsstück, das über die Kopftuchdiskussion hinausgeht. Ich möchte, dass hier in der Schweiz keine Jugendlichen und Frauen eine Niqab tragen müssen, die das nicht wollen. Ja, vielleicht sind es jetzt nur ganz wenige, aber das sind meiner Meinung nach schon zu viele. Beim Kopftuch soll jede Frau selbst entscheiden:
Es sind einige Mädchen und Frauen aus meinem Kulturkreis, die ein Kopftuch tragen möchten, die sollte man auch lassen. Aber eine Niqab oder Burka sind etwas anderes. Sie stehen für mich für einen konservativen, rückwärtsgerichteten und frauenfeindlichen Islam. In Istanbul sieht man immer mehr Frauen, die ihr Gesicht so verhüllen. Dort kann ich nichts bewirken. Aber hier möchte ich das nicht tolerieren. Auch viele Menschen, die ich kenne und einen ähnlichen religiösen / kulturellen Hintergrund haben, möchten das nicht.
Mit den Argumenten der SP bin ich insofern einverstanden, dass die Initiative an der eigentlichen Sache vorbeizielt und sie sich hetzerisch gegen Gläubige auswirken kann.
Und nein, man wird Terrorismus so nicht besser bekämpfen können.
Frauen und Mädchen, die in strenggläubigen Familien leben und aufwachsen, haben jedoch oft keine Chance, sich zu wehren. Hier generell mit «Islamophobie» zu argumentieren, ist etwas zu einfach, vor allem wenn man nicht versteht, was das eigentlich für uns Frauen bedeutet. Mir geht es alleine darum, für diese Freiheit einzustehen, deshalb werde ich wahrscheinlich «JA» stimmen. Für eine «Freiheit», die für euch selbstverständlich ist.

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Mitdenker
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Mädchen müssen sowieso keine Burka tragen. Wenn ein Verbot dazu führt, dass die Frau nicht mehr raus darf, wem ist damit gedient? Und wenn der Mann nicht so absolut regiert, reicht bei jungen Frauen der gesellschaftliche Druck bestimmt; niemand findet es toll, angefeindet und angepöbelt zu werden. Bleiben noch die Frauen, die tatsächlich aus eigenem Antrieb Nikab tragen, die sind wohl von der SVP besonders gemeint... Weil Männer, die ihre Frauen noch richtig im Griff haben, sind denen ja im Grunde ganz sympathisch.

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Je nach Glaubensrichtung: Mädchen ab 9 einen Hijab, ab 13 Jahren eine Niqab, wie ich ich in Erfahrung bringen konnte.

Das Gespräch mit meiner Freundin hat mir vor allem vor Augen geführt, wie heikel das Thema innerhalb der muslimischen Gemeinschaften ist.

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Daniel Binswanger betreibt, wie aktuell häufig beobachtet, eine Vermischung von Fakten (aktuell stimmen wir über das Burkaverbot ab) mit angstmachenden Fiktionen ( nächstens geht es ums Kopftuch). Ich traue dem Stimmvolk zu, dies zu differenzieren!
Natürlich ist das Problem des fundamentalistischen Islam nicht mit einem Niqab Verbot gelöst. Doch bestimmt ein demokratisches Volk, wo eine Grenze zu menschenunwürdigem Leben gezogen werden sollte.
Und genau darum geht es.
Es geht hier nicht um die SVP, sondern um eine gesellschaftliche Diskussion zu unseren Werten. Darum, wie wir einander begegnen und als multikulturelle Gesellschaft zusammenleben wollen, wie Integration möglich sein kann und um gegenseitige Achtung.
Es ist unverständlich, dass bei Demonstrationen ein Vermummungsverbot herrscht, aus religiösen Gründen eine Vermummung jedoch akzeptiert werden könnte.
Dieser Artikel Binswangers eignet sich m.E. nicht zur Meinungsbildung, sondern nur zur Stimmungsmache. Schade.

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Wenn Sie Frau S. ernsthaft denken, es endet beim Burkaverbot, dann sind Sie in Sachen Naivität kaum zu überbieten.

Als nächstes kommt: Kleidervorschriften für Mädchen an Schulen, das Kopftuch, dann das Recht auf Abtreibung. Eine neue Verpolitisierung des weiblichen Körpers, ein Rückschritt in dunkle Zeiten.

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Rollenlos
·

Ich habe hier eine kontroverse Meinung mit einem Selbstkonflikt. Aus meiner Sicht ist es das falsche Mittel mit dem falschen Zweck. Aber ich unterstütze fast jeden Schritt der allen Religionen langsam aber stetig eine Ende setzt. Ich verstehe nicht wie wir solchen Institutionen, welche sich auf kranke Ideologien unglaublich weitab der Wahrheit stützen, derart starke Rechte einräumen konnten und bis heute darauf bestehen. Ich bin aber auch für eine absolute totalitäre Meinungsfreiheit und Ausdrucksfreiheit, dazu gehörte eine Anonymous Maske an der Fasnacht, ein Skimaske an der linken Demo, die Burka in der Bahnhofstrasse und eine Naziuniform am Hauptbahnhof. Ich bin der Meinung, dass wir dies als Gesellschaft ertragen müssen und dies mehrheitlich als nicht korrekt beurteilen müssen. Aus meiner Sicht hat man sich in der Schweiz und weltweit aber dafür entschieden, dass Zensur ein legitimes Mittel zur Durchsetzung der öffentlichen Meinung ist. Dies wird regelmässig in diversen Formen bestätigt. Von Links bis Rechts. Aufgrund dieser gesellschaftlichen Entscheidung und der aktuellen Situation der gewollten Zensur, zusätzlich stehe fast alleine da mit meiner Free-Spech-Meinung, werde ich diese Initiative vermutlich sogar annehmen. Wenn schon zensiert wird, dann nach meiner Weltansicht, leider.

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Gut gebrüllt, Herr Binswanger ! - Nun könnten Sie noch Ihre hiesige sachliche Argumentations-Logik auf Ihre eigene Corona/Covid-Polemik anwenden - dann kämen wir vielleicht auch da einen wesentlichen Schritt weiter ;-)

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Lol. Es gibt Menschen hier, die einfach immer mit C-Munition auf Daniel schiessen: Verknüpft er ein Thema mit C, brüllen gewisse der Kommentierenden. Verknüpft er ein Thema nicht mit C, brüllen dieselben der Kommentierenden.

(Zwangshandlung?)

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Moderator & Journalist
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Im Gegensatz zur Minarettinitiative hat die Verhüllungsverbotsinitiative direkte Auswirkungen auf alle in der Schweiz wohnenden Mitmenschen. Die Burka scheint die öffentliche Wahrnehmung und Reflektionsfähigkeit förmlich aufzusaugen. Doch das Vermummungsverbot gilt für alle. A L L E.

Für das Kind, das sich mit einer Superheldenmaske im öffentlichen Raum bewegt wie für die Frau, die im Sommer wegen einer Erkältung einen gesichtsverhüllenden Schal trägt.

Finde weitere lustige Beispiele.

Ich freue mich schon auf die neue Abteilung der Kantonspolizei «Sitte und Vermummung».

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Ich finde schade, dass Herr Binswanger zwei Dinge vermischt, bzw. sich nicht darum bemüht, diese auseinanderzuhalten:

  1. Die Initiative ist ein Element im permanenten Wahlkampf der SVP, und wer nicht zu ihren Anhängern gehört, ist versucht, ungeachtet vom Thema hier einen Erfolg zu verhindern. Für die Linke besteht dabei die Gefahr, dabei jeweils nicht nur die Abstimmung, sondern auch immer wieder einen Teil der Gefolgschaft zu verlieren. Was wiederum den Reiz für die SVP erhöht. Aber die Linke muss ein anderes Rezept finden als immer wieder der SVP in die Falle zu gehen.

  2. Dass die Burkaträgerinnen keine geknechteten Ehefrauen sondern selbstbestimmte radikale Musliminnen sind, ist wohl gerade das Problem. Der Vollschleier ist die provokativste Möglichkeit, ihre Ablehnung jeglicher Integration und dessen, was man als christliche oder abendländische Leitkultur bezeichnen kann, zu demonstrieren. In einem Land, das sich nicht (mehr) über die Leitkultur definiert, wie Kanada, oder einem Land, das seiner Identität sehr sicher ist, kann das gutgehen. In einem verunsicherten Land wie die Schweiz wird Permissivität gerade in symbolischen Dingen von einem grossen Teil der Bevölkerung so gedeutet, dass eine "staatslenkende Minderheit" nicht bereit ist, die gesellschaftlichen Werte gegen Angriffe aus der islamistischen Welt zu verteidigen.
    Vielleicht müssen wir Intellektuelle uns der Erkenntnis beugen, dass wir wohl nie die Mehrheit sein werden, und dass wir akzeptieren müssen, dass es nie gelingen wird, alle unsere Gedankengänge der Mehrheit plausibel zu machen. Und solche Abstimmungen gelassener hinnehmen.

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Interkultureller Coach
·

Andere in ihrer Glaubensfreiheit zu behindern ist kein Wert - sondern ein Bumerang mit weiteren Eskalationen und Opfern.

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Die scharfsinnigen Analysen von Daniel Binswanger schätze ich sehr. Wenn er die Frauen, die aus freien Stücken den Niqab tragen, als Leute mit mit einer born again Identität bezeichnet, betreibt er jedoch bedenkliche Schönrednerei. Die Vollverschleierung ist nach der Meinung der meisten nicht fundamentalistischen Islamkennner, ein Banner eines totalitären und letztlich faschistischen Islam.
Symbolpolitik? Ja, natürlich. Es ist aber nicht ganz unerheblich welche Symbole durch die Meinungsäusserungsfreiheit gedeckt sind und welche auf die Abschaffung der Meinungsäusserungsfreiheit abzielen.
Dass die Initiative aus einer nationalistischen und offen antiislamischen Ecke kommt, macht die Sache nicht einfach. Die Kreise um das Egerkingerkomitee werden, wie das Daniel Binswanger beschreibt, weiter ihre antiislamische Agenda verfolgen und als nächstes ein Verbot des Hidschab verlangen.
Das schlagende, wirklich überzeugende Argument habe ich noch von keiner Seite gehört.

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Bisher hat man die Maxime 'Gouverner, c’est prévoir' hochgehalten. Das soll jetzt nicht mehr gelten? Wir sollen warten bis handfeste Probleme auftreten. Z.B. so wie bei den Moscheen, die zu Werbern für den IS wurden. Oder eher so wie bei den Beschneidungen, wo man einfach wegschaut?

Mit Müh und Not hat man Kruzifixe aus Schulhäusern verbannt. Warum eigentlich, wenn man einfach andernorts mit anderen Symbolen wieder das Gleiche tun kann? Polizisten sollen Nummern tragen oder gar Namensschilder während andere sich total verhüllen dürfen. Was wird passieren, wenn die erste Nikabträgerin auf dem Verhüllungsrecht beharrt und bei der Polizei oder auf einem Amt eine Stelle mit Publikumskontakt antreten will?

Eine Gesellschaft braucht Regeln. Am besten ist es, wenn diese von der Gesellschaft selbst festgelegt werden. Es geht immer um Grenzen. Was ist erlaubt, wo beginnt das Verbotene? Nicht nur Nikabs werden verzweifelt gesucht. Auch Nacktwanderer sind 'Mangelware'. Irgendwann sitzen die Nacktwanderer vielleicht trotzdem im Tram. Wollen wir das? Warum müssen Religiöse partout demonstrieren, zu welcher Religion sie gehören? Und warum darf das der Nacktwanderer nicht?

Die Religionsfreiheit sollte man in diesem Zusammenhang gar nicht bemühen. Es gibt viele Religionen die nicht mit unseren Gesetzen vereinbar sind. So z.B. der Rastafarianismus, der Islam oder die jüdische Religion. Und die Katholische Kirche ist so demokratisch, dass Sie einer Demokratie unwürdig ist.

Wir brauchen nicht mehr Religion, sondern weniger.

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Für einmal spreche ich Ihnen die Kompetenz ab, dass Sie wirklich wissen, wovon Sie schreiben, Herr Binswanger. Sorry! Und: Niemand hat sich gewünscht, dass eine rechtsnationale Initiative das Thema prominent bewirtschaftet! Das wäre vermeidbar gewesen, wenn sich nicht eine sonst aufgeschlossene Linke (zt auch religiös geprägte Mitte) seit vielen Jahren einer offenen Debatte zu kulturrelativistischen Problemstellen verweigern würde. Wobei - ich denke eher, viele von ihnen sind intellektuell nicht in der Lage, die entscheidende Funktion der grossen politischen Grenz-Linien zu erkennen, bei der auch "Symbolpolitik" eine wichtige Rolle einnimmt. Einfach, weil es ein Themenfeld betrifft, bei dem eingespielte ideologische und persönliche Reflexe aktiv werden, sobald ein Wort wie "Muslime" fällt. Die eigenen "kleine Welt", die Orientierung verschafft - links wie rechts. .
Als gäbe es irgendetwas in der Welt, das nur in "gut" oder "schlecht" eingeteilt werden kann. Ich habe jahrzehntelang im Bereich der Frauenrechte (der progressiven, nicht der bürgerlich-konservativen) gearbeitet und allgemein zu Menschenrechten und bin selber aus sehr einfacher Herkunft. Habe spät Genderstudies und Psychologie studiert, mir das finanziell und energetisch abgerungen. Muss zum Schluss der "Berufskarriere" trotzdem wieder als einfache Primarlehrerin verdienen - niemanden der vielen Menschen/Frauen, denen ich geholfen habe, interessiert das heute. "Pech der Geburt" - besonders für Frauen meiner Art in der Schweiz.
Es gibt keinerlei Grund, irgendeine chauvinistische Regung zu verteidigen. Ich würde also KEINESFALLS irgendetwas an unserer eigenen "Kultur" beschönigen oder die "Muslime" als Rechtfertigung für eigene blinde Flecken benutzen wollen! Ich bin lediglich seit Jahrzehnten gezwungen, sehr scharf und ohne Tabus meinen Verstand zu benutzen und genau hinzuschauen und mir soviel Wissen darüber anzueigenen, wie meine Umstände es erlauben- wenn ich denn schon so damit geboren wurde und er sonst nur von Nachteil in "meinen" (durchaus geschätzten) Land war...
Ich erwarte ein etwas höheres, komplexeres Niveau der "Burka und Co"-Debatte in der Republik, als das ewige Wiederkäuen der aktuellen "linken" Debatte, bitte! Danke!

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Wieso Burkaverbot? Ich bin für die Burkapflicht, aber natürlich nur
für Männer. Rabenschwarze für Heteros, in den Regenbogenfarben
für die Gays, Mauschelgraue für die Lobbyisten mit den aufgenähten
Logos ihrer Interessengruppen.
Die Fashionindustrie könnte sich mit Spazialanfertigungen z. Bsp.
für Sportler schadlos halten: Stabhochspringer- und Kranzschwinger-
burkas etc.
Nächste Folge: Burkas für männliche Hunde.
Fasnachtsgrüsse.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Die französische Studie fasst gut der Dlf-Artikel «Burka-Verbot in Frankreich. Rebellinnen hinter dem Schleier» zusammen. Das Fazit:

Ihre Langzeitstudie zeige deutlich, dass das Gesetz gegen die Vollverschleierung kontraproduktiv war.

«Das Gesetz hatte ganz eindeutig einen verstärkenden Effekt auf das Niqab-Phänomen und auf die Radikalisierung von Frauen. Schon Philosoph Montesquieu hat gesagt: ‹Man ändert Sitten nicht mit Verboten oder per Gesetz, man ändert sie durch andere Sitten.›»

Sie wünsche sich, dass Frankreich generell rationaler und toleranter auf abweichende religiöse – oder vermeintlich religiöse – Ausdrucksformen reagiere. Dass die Politiker nicht bei jeder Gelegenheit mit dem Finger auf DEN Islam und DIE Muslime zeigten.

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Multifunktional
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Vielen Dank für diese treffende Analye. Sie sprechen mir aus dem Herzen!

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Lieber Herr Binswanger Danke für den Artikel. Der Ruf nach dem Burkaverbot heizt eine gehässige Stimmung an, die uns schadet. Erinnert mich an die SVP Plakate "Kosovaren schlitzen Schweizer auf".
Es scheint eine Gesetzmässigkeit zu sein, dass Menschen mit Tunnelblick andere mit Tunnelblick ins Visier nehmen und dabei ein Bild manifestieren wollen, das auf die Mehrheit nicht zustimmt. Ich liebe unsere multikulturelle Gesellschaft, weil sie die Möglichkeit bietet, von einander zu lernen. Das bedeutet durchaus auch aneinander Kritik zu üben, aber ohne gleich alles, was vom anderen kommt, komplett abzulehnen. Sie bezeichnen das Burkaverbot als Beispiel für die Tradition der "religiösen Intoleranz" und nennen dabei das Schächtverbot, das 1893 mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde, als antisemitisch. In unseren Köpfe hat sich die Vorstellung festgesetzt, Schächten sei Tierquälerei, weil die meisten Schächter, das Tier nicht betäuben. Anstatt Schächen generell zu verbieten, reicht doch, dass verlangt werden kann, die Tiere vorher zu betäuben( in der Schweiz ist das so). Wenn ich diese Meinung vertrete. möchte ich dann aber auch nicht in der Schublade "Antisemitin" versorgt werden. Zum traditionellen Schächten gehört auch eine Segnung der getöteten Tiere. Das ist sehr würdevoll. Stellen Sie sich mal vor, in einem Schweizer Schlachthaus würden zuerst die Tiere gesegnet und bedankt dafür, dass wir sie essen dürfen. Also mir gefällt diese Vorstellung ausserordentlich gut. Gegenseitig voneinander lernen, sollte im Vordergrund stehen, anstatt schwarz-weiss aufeinander einzuprügeln. Wo genau ist die Grenze, wo man klar Nein sagen muss zu traditionellen religiösen Handlungen? Wo hört die Toleranz auf? Religiös-rituelle Frauenbeschneidungen sind sicher so eine Grenze. Die Burka und schon gar nicht das Kopftuch ist für mich keine solche klare Grenze.
Was es braucht sind niederschwellige Anlaufstellen für in der Schweiz lebende Frauen, die zum Burkatragen und allem, was damit zusammenhängt, auch tatsächlich gezwungen werden. Die Abstimmungskampagne zum Burkaverbote birgt die grosse Gefahr das Bild zu erzeugen: Alle Muslime sind Islamisten. Ausserdem halte ich es für naiv, zu glauben, man könne mit einem Burkaverbot Islamisten bekämpfen. Angenommen, man könnte gegen radikalen Islamismus abstimmen, würde ich ein Ja in die Urne legen. Aber das geht ja nicht und ausserdem kümmert sich doch die Bundespolizei um radikale Islamisten.

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Ein Beispiel mehr dafür, dass gewisse Kreise nicht mehr alle Tassen im Schrank haben (bzw. gar keine). Während die Lösungen für die wirklichen Probleme wie Altersvorsorge, Klimawandel, Gesundheitswesen nur schleppend (wenn überhaupt) vorankommen, müssen wir uns mit einem solchen Unsinn herumschlagen. Beschämend!

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Senior Researcher
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Werden mit dem Verhüllungsverbot auch Masken in der Öffentlichkeit verboten? Falls ja, steht mein «JA» längst fest!

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In einem Land, in dem bis vor Kurzem die Frauen an den Herd gehörten und für die Arbeitssuche die Bewilligung ihres Gatten (!) brauchten, in dem in allen Bergtälern Frauen nicht ohne Kopftuch aus dem Hause gingen und wo die SVP unter Herr Blocher die Ächtung der Vergewaltigung in der Ehe bis zuallerletzt bekämpfte, in diesem Land mit der Unterdrückung der Frau zu argumentieren ist mehr als scheinheilig. Es ist, wie Binswanger treffend schreibt, absurd.

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Theologe
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Was nützt es, weibliche Gesichtsverschleierung zu verbieten, wenn sich x-wer klammheimlich im Internet weiter radikalisieren kann? Was nützt es, Hitlergrüsse zu verbieten, wenn diese abseits der Öffentlichkeit zum Erkennungszeichen einer verschworenen Gemeinschaft geraten? Missfallen über einen Niqab könnte ich höflich aber bestimmt bei der Trägerin anbringen. Das wäre Zivilcourage. Die Initiative schiesst mit Kanonen auf Spatzen. Die Spatzen werden erschrecken und hinter der Kanone weiterpicken.

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Und erneut wird der weibliche Körper zum Schlachtfeld, auf dem ein politischer (Stellvertreter)Krieg ausgetragen wird - von mehrheitlich männlichen Akteuren.

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Markus Fäh
Psychoanalytiker, Zürich
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Ich stimme Ja, in sorgfältiger Abwägung der Argumente. Meine Einstellung ist liberal und weltlich, jede Religion trägt im Kern intolerantes Gedankengut in sich (glauben statt denken!), mir darum schon einmal unsympathisch. Und der Islam hat nun einmal - diplomatisch ausgedrückt - eine aggressive Fraktion. Die Initiative - so verkorkst die Initianten auch sein mögen - setzt meiner Meinung in der gegenwärtigen Diskussion um die Respektierung der liberalen westlichen Werte durch Glaubensgemeinschaften durchaus ein richtiges Signal.

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Was mir in dieser kommenden Abstimmung am meisten Sorgen bereitet ist Folgendes: Wenn wir einmal anfangen bestimmte Kleidungsstücke zu verbieten, ist der Präzedenzfall geschaffen für Wiederholung. Am Anfang mag es "nur" ein Nikab sein, der gemäss Artikel 20-30 Personen betrifft, aber das nächste Mal ist es ein Kleidungsstück, das 100 Personen tragen und dann folgt etwas das 1000 Personen betrifft, und so weiter und so fort. Es passiert nicht von jetzt auf gleich, aber mit diesem schleichenden Prozess wird am Ende vorgeschrieben, dass Männer keine Röcke und Frauen keine Hosen tragen dürfen.

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Ich habe mich schon mehrmals kritisch zu Artikeln von Daniel Binswanger geäussert.
Dieser hier hat mir Freude gemacht. So gefällt mir die Republik. Klare Worte gegen die Scheinheiligkeit. Danke.

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