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Gut gebrüllt, Herr Binswanger ! - Nun könnten Sie noch Ihre hiesige sachliche Argumentations-Logik auf Ihre eigene Corona/Covid-Polemik anwenden - dann kämen wir vielleicht auch da einen wesentlichen Schritt weiter ;-)

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Lol. Es gibt Menschen hier, die einfach immer mit C-Munition auf Daniel schiessen: Verknüpft er ein Thema mit C, brüllen gewisse der Kommentierenden. Verknüpft er ein Thema nicht mit C, brüllen dieselben der Kommentierenden.

(Zwangshandlung?)

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Man würde, anstelle dieser idiotischen Symbolpolitik, besser darüber diskutieren, ob man der zweithäufigsten Religion in der Schweiz z.B. nicht den Status einer 'Landeskirche' geben könnte. Transparente Finanzierung von Moscheen und eine standardisierte Ausbildung der Imame in der Schweiz muss auf jeden Fall das Ziel sein. Aber dafür müsste man den Islam halt auch mental mitten in die Gesellschaft holen. Da befindet er sich zwar längst, aber was kümmert die Realität, wenn man doch so schön und zuverlässig alte Ressentiments mit dem Thema Islam bewirtschaften kann?

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Ja, genau! Noch mehr Religion, noch mehr Privilegien für Gläubige! Das ist doch einfach völlig daneben. Etwa 30 % der Bevölkerung will weniger Religion.

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Bitte denken Sie doch ein klein wenig über den Bauchnabel hinaus. Ich selber habe mit Religion nicht das Geringste am Hut, aber sie ist offensichtlich vielen Menschen ein elementares Bedürfnis. Nun kann man das natürlich ignorieren, ist aber nicht besonders gescheit. Einbindung in die Gesellschaft ermöglicht soziale Kontrolle und schafft damit nachhaltiger Sicherheit als depperte Abstimmungen über Minarette und Burkas.

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Retraité
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Als Befürworter der Initiative möchte ich sagen, dass das Verhüllungsverbot sich nicht gegen den Islam richtet, sondern gegen einen totalitären salafistischen Islam, welcher die liberale und pluralistische europäische Kultur als auszumerzende Degeneration betrachtet. Diese Werthaltung wird auch gegenüber den eigenen Frauen geäussert, die sich verschleiern müssen.

Viele islamische Gelehrte verneinen, dass die Pflicht zur Gesichts-verschleierung religiös begründet werden kann, sie drücke eher eine archaische, patriarchale und elitäre Werthaltung aus.

Es wird bemängelt, das diese Initiative Symbolpolitik betreibe, wie wenn Symbole minderwertig wären. Für mich ist diese Initiative ein Ausrufzeichen: So nicht!

Ich bedaure, dass die Minarett Initiative angenommen wurde, denn diese richtet sich gegen den ganzen Islam. Man muss zwischen diesen Initiativen unterscheiden, auch wenn sie vom selben rechtsbürgerlichen Kommitee kommen.

Ich bedaure es sehr, dass linke Kreise in ihrer mulikulturellen Verblendung nicht sehen können, dass dieser Salafismus eine religiöse Form des männerbündlerischen Faschismus ist, dem entschieden entgegen getreten werden muss.

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Aber woher wissen Sie, dass die wenigen Schweizer Niqab-Trägerinnen eine salafistische Ideologie vertreten? Ich habe bisher nur von gegenteiligen Beispielen gehört und gelesen.
Und selbst wenn es so wäre: Ein Verbot des Gesichtsschleiers würde diese salafistischen Frauen oder ihre Männer kaum von ihren Überzeugungen abbringen, im Gegenteil. Gegen radikale Überzeugungen und Terrorismus braucht es andere Strategien.

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Die Initiative, die Sie unterstützen, nützt gegen Salafismus ungefähr so viel wie eine Tortenschlacht gegen den anwachsenden Rechtsnationalismus und Neofaschismus.

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Retraité
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Oh doch, sie zeigt den schweizerischen Behörden, die diesbezüglich recht verschlafen waren, wie der Salafismus zu behandeln ist.

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Es wäre interessant, von Ihnen zu erfahren, wie viele SalafistInnen es in der Schweiz gibt. Und bitte den Fasnachtsverein namens "Islamischer Zentralrat" von der Gesamtzahl abziehen - dieser Club ist ein Phänomen, welches sich nicht eindeutig einem religiösen Kontext zuordnen lässt. Danke.

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Retraité
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Der Islamische Zentralrat ist kein Fastnachtsverein, Frau Illi ist kein Punk. Dieser Verein radikalisierte eine zeitlang erfolgreich junge Menschen und leitete sie an sich jihadistisch zu betätigen. Ihr Versuch, diesen Verein lächerlich zu machen um ihn so nicht ernst nehmen zu müssen ist auffällig, Herr Fankhauser.

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Ich bedauere es sehr, dass offenbar vorwiegend die Linke den liberalen Rechtsstaat, wie ihn die FDP gegründet hat,
verteidigen muss. (Operation Libero und junge FDP machen immerhin auch mit).
Ich habe noch niemanden gehört, der/die Burkas eine tolle Idee findet. (Ich bin gegen Tatoos und die meisten plastischen chirurgischen Eingriffe).
Burkaverbot und Antiterrorgesetz ziehen uns beide in eine üble Richtung. Wahrscheinlich sind Abtreibungsverbote das nächste auf der Liste, oder die Einführung der Todesstrafe.
Wie‘s jemand so schön gesagt hat:
In Saudi-Arabien gegen Verschleierungsgebot kämpfen ist für Menschenrechte. In der Schweiz für ein Verschleierungsverbot kämpfen ist gegen Menschenrechte,

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Frauen in einem Verfassungsartikel vorschreiben zu wollen, wie sie sich zu kleiden oder eben nicht zu kleiden haben mit Feminismus zu begründen ist absurd.

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Daniel Binswanger bringt es auf den Punkt: es ist eine der idiotischsten Forderungen der letzten Jahrzehnte, über die wir in einer Abstimmung befinden müssen. Kleidervorschriften in einer Verfassung, ein solcher Unsinn! Es sollte zu denken geben, dass gerade aus Macho-Kreisen, die sich sonst einen Deut um Frauenrechte scheren, nun der Ruf nach Freiheit für Frauen kommt. Es ist offensichtlich, dass diese Initiative nur als Feigenblatt dient, um Hetze, Ausgrenzung und Rassismus antreiben zu können.
Kommt dazu, dass sich bei einer Annahme der Initiative vielleicht rechtliche Grundlagen ergeben würden, noch vehementer gegen die Maskenpflicht vorzugehen, die ja in den Augen der wahren Schweizer die grösste Gefahr (neben der Burka) für unsere Freiheit und Demokratie darstellt….

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· editiert

In einem Land, in dem bis vor Kurzem die Frauen an den Herd gehörten und für die Arbeitssuche die Bewilligung ihres Gatten (!) brauchten, in dem in allen Bergtälern Frauen nicht ohne Kopftuch aus dem Hause gingen und wo die SVP unter Herr Blocher die Ächtung der Vergewaltigung in der Ehe bis zuallerletzt bekämpfte, in diesem Land mit der Unterdrückung der Frau zu argumentieren ist mehr als scheinheilig. Es ist, wie Binswanger treffend schreibt, absurd.

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Leo Huwyler
Pensioniert
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Einfach dass das klar ist, wenn die Initiative angenommen wird, wird es in der Schweiz ein nationales Verhüllungsverbot geben. Das betrifft dann nicht nur die absolut vernachlässigbare Anzahl von Burkaträgerinnen, sondern alle, die sich im öffentlichen Raum vermummt bewegen und nicht durch eine (im Gesetz zu definierende) Ausnahmebewilligung davon befreit sind. Dass es den Initianten aber nicht darum geht, sieht man im vorgeschlagenen Absatz 2 der Initiative. Dort steht, "niemand darf eine Person zwingen, ihr Gesicht aufgrund ihres Geschlechts zu verhüllen". Abgesehen davon, dass ein solches Verhalten schon heute im Strafgesetzbuch als Nötigung mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft wird, zeigt es die wahre Motivation der Initianten. Es geht nur darum, den Ausländerhass zu befeuern. Also einmal mehr grottenschlechter "Politklamauk" und ein Missbrauch unserer Verfassung.
Ich bin im Übrigen der Meinung, dass man durchaus über ein eidgenössisches Vermummungsverbot diskutieren kann; aber auf Gesetzesstufe. Ich vermag nämlich auch nicht einzusehen, wieso man sich im öffentlichen Raum anonymisieren können muss. An einer Demo oder im Stadion wohl nur, um bei allfälligen Straftaten unerkannt zu bleiben: Und das gehört aus meiner Sicht nicht in den Kerngehalt der persönlichen Freiheit. Da überwiegt m.E. das öffentliche Interesse der Sicht- und Erkennbarkeit.
Mir geht z.B. auch auf den Geist, wenn Menschen nicht mit ihrem Gesicht und damit als konkrete Individuen auf sozialen Medien posten und mitdiskutieren.

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Wieso Burkaverbot? Ich bin für die Burkapflicht, aber natürlich nur
für Männer. Rabenschwarze für Heteros, in den Regenbogenfarben
für die Gays, Mauschelgraue für die Lobbyisten mit den aufgenähten
Logos ihrer Interessengruppen.
Die Fashionindustrie könnte sich mit Spazialanfertigungen z. Bsp.
für Sportler schadlos halten: Stabhochspringer- und Kranzschwinger-
burkas etc.
Nächste Folge: Burkas für männliche Hunde.
Fasnachtsgrüsse.

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Handmaid‘s Tale für Männer — da sähe die Diskussion schon ganz anders aus...

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Ein Beispiel mehr dafür, dass gewisse Kreise nicht mehr alle Tassen im Schrank haben (bzw. gar keine). Während die Lösungen für die wirklichen Probleme wie Altersvorsorge, Klimawandel, Gesundheitswesen nur schleppend (wenn überhaupt) vorankommen, müssen wir uns mit einem solchen Unsinn herumschlagen. Beschämend!

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Wieso nochmal ist Islamismus KEIN Problem? WANN wäre er denn Ihrer Meinung eines, das uns angeht?

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Islamismus ist schon ein Problem (wenn auch in der Schweiz ein relativ kleines). Aber weder Sie noch das Egerkinger Extremistenkomitee werden mich davon überzeugen, dass mit dieser unsäglichen Abstimmung etwas gegen den Islamismus erreicht werden kann. Was hingegen erreicht werden soll: die etwa 400'000 Muslime und Muslimas in der Schweiz einmal mehr zu diffamieren und unter Generalverdacht zu stellen.

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Mit dem Entfernen der Kreuze aus den Schulen, hat man da auch 400'000 Personen diffamiert und unter Generalverdacht gestellt? Waren es gar noch mehr Diffamierte? Und was meinte der Europäische Gerichtshof dazu?
Ihr Argument löst sich in Luft auf.

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Multifunktional
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Vielen Dank für diese treffende Analye. Sie sprechen mir aus dem Herzen!

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Wir stellen wieder einmal die angeborene Verlogenheit der SVPler fest. Was werden sie abstimmen, wenn am selben Tag über ein Verbot der Waffenexporte nach Saudi-Arabien und Co zur Abstimmung stünde. Saudi-Arabien unterdrückt nicht nur Frauen.
Wenn es um Geld geht werden sofort (und nicht nur bei der SVP) Menschenrechte relativiert.

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Wer würde schon die Gelegenheit verschenken, die islam­feindliche Basis ruhigzustellen, wenn man sich dazu eine feministische Pappnase aufsetzen kann?

Volltreffer :-)

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Und erneut wird der weibliche Körper zum Schlachtfeld, auf dem ein politischer (Stellvertreter)Krieg ausgetragen wird - von mehrheitlich männlichen Akteuren.

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Lieber Herr Binswanger Danke für den Artikel. Der Ruf nach dem Burkaverbot heizt eine gehässige Stimmung an, die uns schadet. Erinnert mich an die SVP Plakate "Kosovaren schlitzen Schweizer auf".
Es scheint eine Gesetzmässigkeit zu sein, dass Menschen mit Tunnelblick andere mit Tunnelblick ins Visier nehmen und dabei ein Bild manifestieren wollen, das auf die Mehrheit nicht zustimmt. Ich liebe unsere multikulturelle Gesellschaft, weil sie die Möglichkeit bietet, von einander zu lernen. Das bedeutet durchaus auch aneinander Kritik zu üben, aber ohne gleich alles, was vom anderen kommt, komplett abzulehnen. Sie bezeichnen das Burkaverbot als Beispiel für die Tradition der "religiösen Intoleranz" und nennen dabei das Schächtverbot, das 1893 mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde, als antisemitisch. In unseren Köpfe hat sich die Vorstellung festgesetzt, Schächten sei Tierquälerei, weil die meisten Schächter, das Tier nicht betäuben. Anstatt Schächen generell zu verbieten, reicht doch, dass verlangt werden kann, die Tiere vorher zu betäuben( in der Schweiz ist das so). Wenn ich diese Meinung vertrete. möchte ich dann aber auch nicht in der Schublade "Antisemitin" versorgt werden. Zum traditionellen Schächten gehört auch eine Segnung der getöteten Tiere. Das ist sehr würdevoll. Stellen Sie sich mal vor, in einem Schweizer Schlachthaus würden zuerst die Tiere gesegnet und bedankt dafür, dass wir sie essen dürfen. Also mir gefällt diese Vorstellung ausserordentlich gut. Gegenseitig voneinander lernen, sollte im Vordergrund stehen, anstatt schwarz-weiss aufeinander einzuprügeln. Wo genau ist die Grenze, wo man klar Nein sagen muss zu traditionellen religiösen Handlungen? Wo hört die Toleranz auf? Religiös-rituelle Frauenbeschneidungen sind sicher so eine Grenze. Die Burka und schon gar nicht das Kopftuch ist für mich keine solche klare Grenze.
Was es braucht sind niederschwellige Anlaufstellen für in der Schweiz lebende Frauen, die zum Burkatragen und allem, was damit zusammenhängt, auch tatsächlich gezwungen werden. Die Abstimmungskampagne zum Burkaverbote birgt die grosse Gefahr das Bild zu erzeugen: Alle Muslime sind Islamisten. Ausserdem halte ich es für naiv, zu glauben, man könne mit einem Burkaverbot Islamisten bekämpfen. Angenommen, man könnte gegen radikalen Islamismus abstimmen, würde ich ein Ja in die Urne legen. Aber das geht ja nicht und ausserdem kümmert sich doch die Bundespolizei um radikale Islamisten.

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Unter emma.de gibts den Artikel „Die Burka verstösst gegen das Grundgesetz“.... Vollverschleierung ist Frauenverachtung und Islamismus, egal ob eine überzeugte Frau ihn trägt oder ein Mann (oder eine Familie) eine Frau dazu zwingt! Schlimm genug, dass wir mit politischen Schritten gegen Islamismus warten bis der rechte Rand der Gesellschaft schreit! Absurd, dass wir damit warten sollen bis wir ein echtes Problem damit haben!

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Wo sehen Sie die Gefahr eines "echten Problems" mit der Vollverschleierung? Warum sollten wir angebliche Probleme lösen "bevor der rechte Rand schreit"? Probleme, die keine sind, sollten wir - ganz entgegen Ihrer Ansicht - auch dann nicht "lösen", wenn dieses Schreien anfängt. Ich finde es eine seltsame Ansicht, dass in einer Demokratie ein paar laute Voll- und Halbfaschisten die politische Agenda bestimmen sollen.

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Denken Sie wirklich, dass ein Niqabverbot auch nur ein einziges Problem mit Islamismus löst? Ich bin davon überzeugt, dass es das Gegenteil bewirken würde, es ist ein weiterer Beweis dafür, dass ein Miteinander auf Augenhöhe nicht erwünscht ist. Somit würde eine solche Maßnahme die Fronten weiter verhärten. Was ja auch das Ziel von rechts ist.

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Denken Sie, wir würden heute warten bis die Christen selber merken, dass Hexen verbrennen nix mit dem Glauben zu tun hat? Da würden wir SOFORT reagieren, auch wenn erst 1-2 Hexen bei uns verbrannt worden wären....Nein, wir lassen im Namen der Religionsfreiheit noch immer zu, dass alle Religionen im Namen von etwas Höherem den Wert und die Würde von Frauen mit Füssen treten. Was sagt das über uns!? Was spricht dagegen da Grenzen zu setzten? Für mich gerne auch gegenüber anderen Religionen...

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Tja, Linke hatte das auch mal auf der Agenda bis eben die "Wobmans" das Thema besetzt haben.
Und es geht ja genau um Symbolpolitik und NICHT um die paar konkreten Fälle in der Schweiz.
Warum sollen wir nicht als Land unserer Missfallen für diese Art von Herrschaft ausdrücken, auch wenn es uns nur am Rande betrifft.
Die Apartheit hat uns ja auch nicht direkt betroffen und trotzdem hätte es und gut angestanden wenn wir damals klar Stellung bezogen hätten.

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Der Vergleich mit der Apartheid hinkt. Lasst uns Stellung gegen Waffenlieferungen nach Saudi Arabien beziehen, gegen die Inhaftierung von Frauenrechtlerinnen wie Loujain al-Hathloul. Ergreifen wir Sanktionen gegen solche Unrechtsstaaten, wie wir es gegen Südafrika hätten tun sollen.

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Und vergessen wir nicht die Apartheid in den palästinensischen Gebieten.

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Weil man dadurch nicht primär Stellung gegen die Unterdrückung der Frau bezieht, sondern gegen die muslimische Gemeinschaft in der Schweiz.

Schon klar richtet sich der Wortlaut der Initiative nur gegen die Verhüllung und nicht direkt gegen die Muslime. Da es aber keine unfreiwillig verhüllten Frauen in der Schweiz gibt, sehe ich die Motivation für so einen politischen Vorstoss nur noch darin, Stimmung gegen den Islam zu machen. Oder wie es der Text selber sagt:

Das ständig bemühte Argument, man müsse den Anfängen wehren, ist heuchlerisch. Worauf es das Egerkinger Komitee angelegt hat, ist vielmehr, den Kultur­kampf mit allen Mitteln anzuheizen.

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Multifunktional
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Das hat etwa die gleiche Wirkung wie wenn China ihr Missfallen darüber ausdrücken möchte, dass in der Schweiz Armeewaffen zuhause im Besenschrank aufbewahrt werden und deshalb genau das in China verbietet, obwohl dort kein Zivilist eine Armeewaffe zuhause hat.

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Missfallen ausdrücken von mir aus. Aber mittels unserer Verfassung? Wollen wir dann bei dieser Gelegenheit auch noch unser Missfallen gegenüber der Behandlung von Tibetern und Uiguren in die Bundesverfassung aufnehmen, oder kommt das dann zu teuer...?

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Ich finde, braune Lederschuhe für Männer sind so was von schräg. Ein Verbot von braunen Männerschuhen gehört auch in die Verfassung.

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Einmal mehr vielen Dank für die klaren Worte, Herr Binswanger. Erschreckend, wer alles sich mittlerweile nicht mehr zu schade dafür ist, Schulter an Schulter mit den reaktionärsten und frauenfeindlichsten Kreisen des Landes zu politisieren.

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Ich denke auch - wie es andere in ihren Kommentaren bereits ausgedrückt haben - dass es sich Herr Binswanger bei diesem Thema etwas zu einfach macht. Und nicht nur er. Offenbar ist das Interesse daran gering, was schon die Anzahl der Kommentare zur Kolumne zeigt, im Gegensatz zu den unzähligen Kommentaren, wenn Corona“ verhandelt wird. Ob es sich um das „ewige Widerkäuen der »linken« Debatte“ handelt, ist pauschal gesehen wahrscheinlich richtig, aber was heisst »links« heute schon.
Unter anderem geht es um Toleranz, wobei es unterschiedliche Bereiche gibt: das Akzeptable bzw. das zu Akzeptierende, das Nur-Tolerable und das Nicht-mehr-Tolerable (nach Schmidt-Salomon in seinem Buch „Die Grenzen der Toleranz“, 2016). So muss gestärkt werden, was in einer offenen Gesellschaft zu akzeptieren ist z.B. die Gleichbehandlung aller Bürgerinnen und Bürger, muss geschwächt werden, was nur zu tolerieren ist z.B. Ressentiments gegen Minderheiten und muss unterbunden werden, was nicht mehr zu tolerieren ist, z.B. Gewaltaufrufe gegen Minderheiten. Die Unterteilung ist leider nicht immer ganz so klar, wie die Diskussion in der Schweiz über die Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm gezeigt hat. Vor allem ist aber nicht ganz klar wie vorgegangen werden sollte. Mit Gesetzen, Verordnungen oder mit „harten Bandagen“ in einer offenen Streitkultur. Von Letzterem ist aber im Beitrag von Herrn Binswanger sehr wenig zu sehen. Mit Sanktionen z.B. hat 2010 das Erziehungsdepartement der Stadt Basel gegen ein muslimisches Elternpaar gehandelt, als es sie mit 1400 Fr. gebüsst hat, weil es sich geweigert hatte, ihre Töchter in den gemischten obligatorischen Schulschwimmunterrricht zu schicken. Die Busse wurde nach Abweisung der Beschwerde der Eltern vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gestützt.
Das Argument der Einzelfälle greift nicht. Es komme sehr selten vor, dass muslimische Eltern ihren Kindern den Schulschwimmunterrricht verbieten. Und trotzdem war die Busse wahrscheinlich richtig und ein Paragraph dazu auch. Um es wegen dem Einzelfall extrem auszudrücken: nur schon ein gefolterter Mensch ist einer zuviel, auch wenn es um die Verwirklichung von hehren Absichten geht (siehe Fernsehfilm von Ferdinand von Schirach „Feinde“ 2021)

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Ich verstehe die linke Welt nicht, wie sie eine solch hochreligiös-fundamentalistischw Welt verteidigen kann, die den Nikab tragen will und den Männern keine Hand geben bzw. vertritt, dass keine freundschaftlichen Beziehungen zu Männern ausserhalb der Verwandtschaft möglich sind.
Würden christliche Kreise so etwas vertreten: das Urteil wäre klar.
Ich bin auch nicht glücklich, dass die SVP mit der Initiative Populismus betreibt. Aber ebenso nicht glücklich, wenn die Linke den Nikab verteidigt.

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Die Linke verteidigt nicht den Nikab. Sie verteidigt die Freiheit sich zu kleiden wie man will. Ich persönlich störe mich an Krawattenträgern. Es gibt nichts Lächerlicheres als diesen um den Hals geschlungenen Peniszeiger. Aber es läge mir nichts ferner, als dieses sinn- und nutzlose Kleidungsstück zu verbieten.
Es sind doch die gleichen Leute, welche den Frauen das Tragen von Hosen und Miniröcken verbieten wollten, die jetzt wieder eine Kleidervorschrift für Frauen ersinnen und dazu noch die Frechheit besitzen dies mit feministischen Argumenten zu begründen. Die gleichen Männer welche sich weigern eine Vergewaltigung in der Ehe, als solche anzuerkennen, sorgen sich auf einmal um die Freiheit der Frauen?

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Klartext - einmal mehr - von Daniel Binswanger. Vielen Dank! Er wird die Ja-Mehrheit an der Urne leider nicht verhindern. Ich kann nur staunen, wer sich mit den reaktionärsten und frauenfeindlichsten Kreisen ins gleiche Bett legt.

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Herr Binswanger, für einmal trägt Ihre Kolumne kaum zu meiner Meinungsbildung in Sachen Verhüllungsverbot bei. Die Argumente von Frau Keller-Messahli wischen Sie weg mit dem Stempel «unermüdliche Verhüllungsgegenerin». Mit den Gedanken des Berner Imams Mustafa Memeti mögen Sie sich schon gar nicht auseinandersetzen. Im Gegenzug bezeichnen Sie die Untersuchung von Andreas Tunger-Zanetti als «beste Studie», obschon diese Datenlage äusserst schmal ist (Gespräch mit einer Nikab-Trägerin).
Natürlich widerstrebt es mir zu tiefst, mit einem allfälligen Ja der äussersten Rechten zu einem Abstimmungssieg zu verhelfen. Soll ich daher nein stimmen? Vielleicht lege ich zum ersten Mal seit 1971 einen leeren Stimmzettel ein.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Wie Sie schätze ich Frau Keller-Messahli und Herrn Mustafa Memeti ebenfalls als Stimmen für einen aufgeklärten Islam. Aber ich bedaure es, dass die zwei in diesem Fall politische Kräfte unterstützen, die mit einem modernen Islam nichts am Hut haben. Im Gegenteil: Leute wie Wobmann brauchen das Gespenst eines rückwärtsgewandten Islam, um ihre Angstpropaganda unter die Leute zu bringen. Manchmal braucht es auch die Klarsicht, eine Forderung nicht zu unterstützen, wenn man dadurch gemeine Sache mit Feinden der Demokratie macht.

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Bisher hat man die Maxime 'Gouverner, c’est prévoir' hochgehalten. Das soll jetzt nicht mehr gelten? Wir sollen warten bis handfeste Probleme auftreten. Z.B. so wie bei den Moscheen, die zu Werbern für den IS wurden. Oder eher so wie bei den Beschneidungen, wo man einfach wegschaut?

Mit Müh und Not hat man Kruzifixe aus Schulhäusern verbannt. Warum eigentlich, wenn man einfach andernorts mit anderen Symbolen wieder das Gleiche tun kann? Polizisten sollen Nummern tragen oder gar Namensschilder während andere sich total verhüllen dürfen. Was wird passieren, wenn die erste Nikabträgerin auf dem Verhüllungsrecht beharrt und bei der Polizei oder auf einem Amt eine Stelle mit Publikumskontakt antreten will?

Eine Gesellschaft braucht Regeln. Am besten ist es, wenn diese von der Gesellschaft selbst festgelegt werden. Es geht immer um Grenzen. Was ist erlaubt, wo beginnt das Verbotene? Nicht nur Nikabs werden verzweifelt gesucht. Auch Nacktwanderer sind 'Mangelware'. Irgendwann sitzen die Nacktwanderer vielleicht trotzdem im Tram. Wollen wir das? Warum müssen Religiöse partout demonstrieren, zu welcher Religion sie gehören? Und warum darf das der Nacktwanderer nicht?

Die Religionsfreiheit sollte man in diesem Zusammenhang gar nicht bemühen. Es gibt viele Religionen die nicht mit unseren Gesetzen vereinbar sind. So z.B. der Rastafarianismus, der Islam oder die jüdische Religion. Und die Katholische Kirche ist so demokratisch, dass Sie einer Demokratie unwürdig ist.

Wir brauchen nicht mehr Religion, sondern weniger.

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Entwarnung, es gibt bereits Regeln. Für die Foto in der ID darf sich niemand verhüllen. Für Stellen gibt es jeweils Anforderungsprofile und bei Publikumskontakt muss das Gesicht sichtbar sein. Der Name steht auf dem Schild, beim Polizisten reicht eine Nummer. Okay?

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Ich habe mich noch nicht entschieden, wie ich abstimmen werde. Mit der SVP abstimmen, erst recht bei den Themen Islam/Migration/etc., das geht für mich normalerweise gar nicht.
Beim Nikab-Verbot bin ich ambivalent. Den Artikel von Herrn Binswanger las ich deshalb mit besonderem Interesse.
Es scheint mir nicht sehr sachgerecht, die Bahnhofstrasse mit den Verhältnissen in Interlaken zu vergleichen. Ich arbeite nur ein paar Schritte von der Bahnhofstr. entfernt. Es stimmt, dort trifft man kaum je eine Frau im Nikab an. Ich weiss hingegen nicht, wie oft Herr Binswanger im Sommer in Interlaken ist. Nicht sehr oft? Ich verbringe seit frühester Kindheit jeden Sommer ein bis zwei Wochen am Brienzersee. Dazu gehörten immer auch gemütliche Spaziergänge durch Interlaken. Seit ein paar Jahren verzichte ich darauf und gehe nur noch hin, wenn ich etwas besorgen oder erledigen muss und bin dann schnell wieder weg. Die vielen - es sind leider wirklich nicht nur einzelne! - schwarz gekleideten, vollverschleierten Touristinnen, auch beim heissesten Sommerwetter; die männliche Begleitung daneben sehr oft in kurzen Hosen und luftigem Shirt - es löscht mir ab, und zwar dermassen, dass ich mich da einfach nicht mehr wohlfühle.

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Liebe Frau D., herzlichen Dank für diesen Beitrag und dieses interessante Zeugnis. Sie haben vollkommen richtig geraten: Ich bin tatsächlich nicht häufig in Interlaken. Ich habe das Beispiel in meinem Kommentar zitiert, weil mir jemand erzählt hat, es sei irritierend, wieviel vollverschleierte Frauen man da in der Saison sehen könne, aber so drastisch, wie sie das berichten, war die Schilderung nicht. In Genf sind, soweit ich weiss, in der Tourismus-Saison auch gelegentlich vermehrt Niqab-Trägerinnen anzutreffen. Dass Sie das sehr irritierend finden, dafür habe ich grösstes Verständnis. Mir ginge es vermutlich genauso.
Dennoch glaube ich, dass auch das Phänomen der Nikab-Touristinnen relativ marginal ist. Im Tessin gab es bisher sehr wenige Verzeigungen, in St Gallen, soweit ich weiss, bisher noch keine einzige. Auch die Initiativ-Befürworterinnen wie Frau Keller-Messahli oder Frau Binder können, wenn sie danach gefragt werden, kaum Beispiele von Begegnungen nennen. Ich selber habe in meinem Leben in der Schweiz ein einziges Mal eine Nikab-Trägerin gesichtet, an der Zürcher Bahnhofstrasse. Ich fände es gut, wenn es dazu einmal eine seriöse statistische Erhebung gäbe. Und wenn es im Berner Oberland wirklich überbordet, dann stünde einer kantonalen oder kommunalen Lösung nichts im Weg.
Ich glaube dennoch, dass die entscheidende Frage ist, wieviele Nikab-Trägerinnen die Schweizer Wohnbevölkerung zählt. Und auf der Ebene ist das Nikab-Problem einfach inexistent. Dass die Unterdrückung der Frauen in Saudi-Arabien, im Iran und in vielen anderen islamischen Ländern nicht akzeptabel ist, darüber müssen wir nicht streiten. Aber wir machen Gesetze für die Schweiz und nicht für Riad. Saudische Touristen zu erziehen, mag verlockend sein, ist aber keine prioritäre Schweizer Staatsaufgabe. Viel wirkungsvoller wäre es die wirtschaftliche Kooperation mit Saudi-Arabien an den Respekt der Menschenrechte zu koppeln. Das sollten wir unbedingt tun. Können Sie sich noch erinnern an Ueli Maurers Kniefall vor dem Königshaus am WEF?
Wir sollten unsere Integrationspolitik so gestalten, dass die Integration sich gut vollziehen kann, die Akzeptanz, Religions- und Gewissensfreiheit gewährleistet ist, die Selbstbestimmungsrechte von Mädchen und Frauen soweit als irgend möglich geschützt und gestärkt werden und die Entwicklung zu einer pazifizierten, liberalen Haltung der Religionsgemeinschaften so schnell wie möglich voranschreitet. Um das hinzubekommen braucht es keine Prinzipienreiterei sondern gesunden Menschenverstand und Pragmatismus. Das Burka-Verbot scheint mir für diese Ziele völlig unnütz zu sein. Herzlich, DB

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Aber wir machen Gesetze für die Schweiz und nicht für Riad.

Ist das so? Ich verweise auf Art. 124 Abs. 2 StGB, der die Verstümmelung weiblicher Genitalien unter bestimmten Voraussetzungen selbst dann verbietet, wenn sie im Ausland begangen wurde - was ich richtig finde. Mit der Konzernverantwortungsinitiative wollten die Befürwortenden ebenfalls schweizerische Rechtsstandards im Ausland durchsetzen. Auch das hätte ich richtig gefunden. Gleichermassen könnte man sich beispielsweise fragen, mit welchen Touristen wir eigentlich unser Geld verdienen möchten... Ich lehne das Verhüllungsverbot ebenfalls ab, weil ich es prinzipiell falsch finde, Kleidungsvorschriften zu erlassen. Wer aber 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts ein Zeichen gegen überkommene patriarchale Strukturen setzen möchte, welche zum Leidwesen vieler in der Schweiz lebender Frauen sehr wohl immer noch gelebt werden, dürfte Mühe haben, ein Argument gegen das Verhüllungsverbot zu finden.

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Ja, Frau D., wenn es nach vielen Meinungen hier geht muss man diesen Frauen eben die Freiheit geben sich rösten zu lassen.
Mir geht es eben nicht um die paar Schweizer Nikab Trägerinnen sondern genau um diese Touristen. Diese (vorallem Männer) müssen sich dann entscheiden entweder Nikab oder Interlaken. Und wenn sie dann wegbleiben: Good riddance. Und sie hören unsere Botschaft: "Wir finden das Scheisse".
Erstaunlich dass die SVP das in Kauf nimmt.
Auf jeden Fall ist es sicher bequemer wegzuschauen, wie immer, oder wie in einigen Kommentaren hier absurde Vergleiche anzustellen (siehe z.B. Frau J. unten). Noch einer gefällig: Schächtung und Beschneidung auch zulassen wegen der religiösen Freiheit.
Der Nikab ist nur ein Symbol für: Nicht Autofahren, nicht ins Stadion, nicht ohne männliche Begleitung auf dem Haus....
Aber uns Schweizern kann das ja Wurst sein...

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Multifunktional
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Sie betrachen das „Problem“ der Niqab-tragenden Touristinnen aus einer sehr engen, auf Ihren Moralvorstellungen beruhenden Perspektive. Um dies vorab klar zustellen: Ich befürworte das Tragen von Niqab keineswegs und kann auch nicht nachvollziehen, wenn Konvertitinnen dies oder sogar auch nur ein Kopftuch freiwillig anziehen. ABER: ich habe familiär bedingt viel Kontakt zu Musliminnen und Muslimen, sogar mit angeheirateter Verwandschaft in Saudiarabien und die Sitation ist nicht so einfach, wie sie es darstellen. Hier moderne Frauen mit offenem Haar; dort verhüllte unterdrückte Huschelis. Können Sie sich vorstellen, dass unter den Niqabs auch Ärztinnen und studierte Frauen stecken? Dass diese sehr wohl selbstbewusst sein können? Auf der anderen Seite sind sie sich so an das Tragen von Kopftuch und Niqab gewöhnt, dass das Ablegen für sie in etwa eine ähnliche Wirkung hat, wie wenn Sie z.B. oben ohne und in Badeshorts durch die Bahnhofstrasse laufen würden. Das heisst, ein Gefühl von „Nacktsein“. Ich bin öfters in Interlaken und ja, es hat viele solcher Touristinnen dort. Aber ich habe mich ehrlich gesagt auch noch nie daran gestört sondern lächle ihnen, wenn es sich ergibt, freundlich zu. Vielleicht brauchen sie auch einfach etwas Zeit, mehrere Besuche in der Schweiz, um sich zu getrauen, den Niqab abzulegen. Der Wunsch sollte doch von ihnen selber kommen. Warum gehen eigentlich alle davon aus, dass die Männer sie dazu zwingen? Könnte es nicht auch sein, dass der junge Ehemann sagt, „jetzt komm, hier kannst du doch ohne Niqab raus“ und die Frau meint, „lieber nicht, dann fühle ich mich so nackt und den Blicken ausgesetzt“. Müssen wir wirklich Touristen „erziehen“ wollen? Die halbnackten Touristen an Ägyptens Badestränden verletzen auch die Moralvorstellungen der Einheimischen. Trotzdem ist es nicht verboten ohne Burkini zu baden...

Edit: noch zum Thema „Rösten lassen“: Die bodenlangen Gewänder sind übrigens aus ganz leichtem luftigen Stoffen. Darunter muss nicht viel getragen werden und der Wind kühlt von unten den ganzen Körper. So dumm sind die Bewohner einer der heissesten Gegenden der Welt dann auch nicht, als dass ihre Kleidung nicht den heissen Gegebenheiten angepasst wäre. Funktioniert auch bei uns. ;-)

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Hallo Frau D., in vielen Ländern der arabischen Welt sieht man leicht bekleidete TouristInnen oder auch dort lebende Expats, deren "Bekleidung" sicherlich keineswegs den Moralvorstellungen der Einheimischen entspricht. Viele stören sich daran, nehmen es aber hin. Schließlich sind Touristen Gäste, und bringen Geld. Gerade die Golf-Araber lassen in der Schweiz und in Deutschland viele Millionen, und sie sind auch Gäste, keine Invasoren.

Glauben Sie nicht, dass Toleranz auch von uns Europäern eingefordert werden kann?
Was würden Sie sagen, wenn Dubai oder Marokko Touristinnen vorschreiben würde, nur noch in weiten, bodenlangen und langärmligen Kleider aufzutreten? Was für Kommentare gäbe es zum Thema "engstirnige Moslems"?

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Vielen Dank, Herr Binswanger. In Deutschland gibt es seit etlichen Jahren eine ähnliche Debatte.
Auch in D ist das Problem zahlenmäßig minimal, die wenigen Niqabträgerinnen sind meist selbstbestimmte Frauen, die sich dafür entschieden haben, oft deutsche Konvertitinnen, oder aber Touristinnen, die sich oft hinter dem Niqab vor den Nachbarn zu Hause schützen, um sich kleine Freiheiten zu gönnen. Man stelle sich vor, Dubai, Marokko, Tunesien, Ägypten machten Touristinnen oder dort lebenden Europäerinnen Bekleidungsvorschriften!
Unter dem Denkmantel der Frauenbefreiung soll Frauen vorgeschrieben werden, was sie NICHT tragen dürfen. Schon allein das ist absurd.
Vor allem löst es kein einziges der real existierenden Probleme mit dem fundamentalistischen Islam. Im Gegenteil, eine solche Diskussion verhärtet die Fronten und gibt auch der überwiegenden Mehrheit "normaler" Muslime das Gefühl, dass wieder mal über sie bestimmt werden soll. Es ist also in meinen Augen eher eine Steilvorlage für Islamisten.
Im Augenblick ist diese Debatte in Deutschland wegen der Corona - Maskenpflicht gerade ausgesetzt, man merke: es gibt gute und schlechte Gesichtsverhüllung...

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Urs Fankhauser
Citoyen
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· editiert

Ich habe nie recht verstanden, weshalb es die Möglichkeit gibt, hier anonym zu posten. Die Redaktion sieht das offenbar anders. Es mag tatsächlich ehrenwerte Gründe geben, einen Post anonym zu publizieren. Wenn aber jemand wie "ANONYM 3" (bisher 11 Kommentare, wenn ich mich nicht verzählt habe) diese Option dazu missbraucht, sich hier irrlichternd zu allen möglichen Positionen zu äussern, zudem in einem Ton, für welchen Schreibende mit Klarnamen durchaus auch schon mal eine Rüge ernten, dann liegt aus meiner Sicht ein Missbrauch der Anonymität vor.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Die französische Studie fasst gut der Dlf-Artikel «Burka-Verbot in Frankreich. Rebellinnen hinter dem Schleier» zusammen. Das Fazit:

Ihre Langzeitstudie zeige deutlich, dass das Gesetz gegen die Vollverschleierung kontraproduktiv war.

«Das Gesetz hatte ganz eindeutig einen verstärkenden Effekt auf das Niqab-Phänomen und auf die Radikalisierung von Frauen. Schon Philosoph Montesquieu hat gesagt: ‹Man ändert Sitten nicht mit Verboten oder per Gesetz, man ändert sie durch andere Sitten.›»

Sie wünsche sich, dass Frankreich generell rationaler und toleranter auf abweichende religiöse – oder vermeintlich religiöse – Ausdrucksformen reagiere. Dass die Politiker nicht bei jeder Gelegenheit mit dem Finger auf DEN Islam und DIE Muslime zeigten.

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Was meint Herr Binswanger eigentlkich mit dem französischen "Erzlaizismus"? Die Trennung von Staat und Kirche ist Frankreichs grösste Errungenschaft .

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Dass es in Frankreich eben weiter geht als nur die Trennung von Staat und Kirche (welche ich auch als grosse Errungenschaft ansehe), sondern dass der Laizismus weitergehend durchgesetzt wird, indem z.B. niemand an den Schulen ein Kopftuch tragen darf.
Das sehe ich als deutlich zwiespältiger an, als die grundlegende Trennung von Religion und Gesellschaft.

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Wer einer frauenverachtenden Ideologie nachlebt, ist doch nicht das Opfer, wenn man den Ausdruck dieser Ideologie wenigstens ein bisschen einschränkt! Die (Voll-)Verschleierung der Mädchen und Frauen hat in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen, allem voran in islamischen Ländern, aber durchaus auch bei uns. In den Communities entsteht ein Gruppendruck für Verschleierung, dem sich auch Mädchen und junge Frauen kaum entziehen können. Zumal, wenn das Kopftuch an Schulen erlaubt bleibt.
Der Staat, die Schule, versucht seit Jahrzehnten mit verschiedenen Initiativen, traditionelle Rollenbilder aufzulösen, Mädchen für STEM-Fächer zu interessieren, sie zu ermächtigen, einen eigenständigen Weg zu bahnen und zu gehen - und aus kulturrelativistischen Gründen soll das für einen Teil der Mädchen in unserer Gesellschaft nicht gelten? Weil "die halt einfach anders sind"?
Man bedenke: Weltweit liegen die Begründungen für teils eklatante Diskriminierungen und Misshandlungen von Frauen und Kindern fast immer in Tradition, Kultur, Religion. Es ist wirklich höchste Zeit, dass wir damit aufhören, uns vor diesen drei Konstrukten zu verneigen.

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Interkultureller Coach
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Könnten Sie mir bitte sagen welcher Teil unserer Tradition, Kultur und Religion verantwortlich ist für die Gewalt an Frauen in der Schweiz?
Und wenn wir die Mädchen und Frauen zu ermächtigen wollen, sich «einen eigenständigen Weg zu bahnen», müssen wir Ihnen auch die Freiheit zugestehen, ihre Religion zu leben, wie sie es für richtig halten.

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Das Patriarchat ist tief in unserer DNA (siehe Verteilung Gratisarbeit, Bezahlung von Carejobs als typisches Frauenmetier, um nur 2 Beispiele zu nennen), und das Christentum hat die Gleichberechtigung der Frauen in unserer Gesellschaft ebenfalls sehr lange behindert, man denke nur an die Behandlung unehelich Schwangerer. Sie werden gerade zum heutigen Jubiläumstag zudem einiges mitbekommen haben - z.B. dass die Tradition der Landsgemeinde die Innerrhödler dran hinderte, Frauen endlich politisch gleichzustellen.
Die Verschleierung ist kein zwingender Bestandteil des Islam (wohl aber von dessen fundamentalistischen Auslegungen) - und selbst wenn sie im Koran vorgeschrieben wäre: Warum um alles in der Welt sollte ein 1500jähriger Text Vorrang haben vor den Menschenrechten, der Errungenschaft des 20. Jahrhunderts? Im AT der Bibel steht auch, Schwule sollten hingerichtet werden. Niemand, der bei Sinnen ist, würde das heute noch so vertreten oder verteidigen, wenn solche Hinrichtungen praktiziert würden.
Religion ist für Frauen keine Ermächtigung, weil sich keine Religion der Welt am Wohl, an der Freiheit, an der Entfaltung der Frauen orientiert.

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Ich gebe Ihnen Recht, dass Religion und Tradition 2 mächtige Werkzeuge der Frauenunterdrückung sind.
Allerdings erschließt sich mir nicht, inwieweit ein Burkaverbot daran etwas ändern würde. Eher im Gegenteil, dann wird dieses Stückl Stoff noch weiter aufgewertet.

Warum, glauben Sie, nimmt die Zahl der Niqabträgerinnen in islamischen Ländern zu? Weil gerade gebildete und selbstständig denkende Frauen die "Flagge an den Mast" hängen, und sich einen Niqab umbinden. Es geht dabei weniger um die Religion, sondern viel mehr um die Kulturdominanz der Europäer/Nordamerikaner. Auf die haben viele keine Lust (mehr). Lassen die die Muslimas machen, die brauchen keine "Hilfe" von uns in Form von Verboten. Die werden vielleicht einen anderen Weg der Befreiung gehen als wir vordefinieren, aber das ist ihr gutes Recht. Und sie gehen ihn. Und viele der Männer gehen mit.

Somit ist ein "Burkaverbot" extrem kontraproduktiv. Außerdem ist immer Vorsicht angesagt, wenn Rechte sich um Frauenrechte sorgen.

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Sie unterschlagen die unzähligen Frauen in diesen Ländern, die sich gegen den Verschleierungszwang auflehnen und deshalb im Gefängnis landen. Die haben, genauso wie unzählige Blogger und Nicht-Religiöse, im Gegenteil mehr Lust auf Menschenrechte und Freiheiten.
Diese Frauen im Iran, in Saudi-Arabien, in Afghanistan haben gar nicht die Wahl, sich den Niqab, die Burka nicht anzuziehen.

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Für einmal spreche ich Ihnen die Kompetenz ab, dass Sie wirklich wissen, wovon Sie schreiben, Herr Binswanger. Sorry! Und: Niemand hat sich gewünscht, dass eine rechtsnationale Initiative das Thema prominent bewirtschaftet! Das wäre vermeidbar gewesen, wenn sich nicht eine sonst aufgeschlossene Linke (zt auch religiös geprägte Mitte) seit vielen Jahren einer offenen Debatte zu kulturrelativistischen Problemstellen verweigern würde. Wobei - ich denke eher, viele von ihnen sind intellektuell nicht in der Lage, die entscheidende Funktion der grossen politischen Grenz-Linien zu erkennen, bei der auch "Symbolpolitik" eine wichtige Rolle einnimmt. Einfach, weil es ein Themenfeld betrifft, bei dem eingespielte ideologische und persönliche Reflexe aktiv werden, sobald ein Wort wie "Muslime" fällt. Die eigenen "kleine Welt", die Orientierung verschafft - links wie rechts. .
Als gäbe es irgendetwas in der Welt, das nur in "gut" oder "schlecht" eingeteilt werden kann. Ich habe jahrzehntelang im Bereich der Frauenrechte (der progressiven, nicht der bürgerlich-konservativen) gearbeitet und allgemein zu Menschenrechten und bin selber aus sehr einfacher Herkunft. Habe spät Genderstudies und Psychologie studiert, mir das finanziell und energetisch abgerungen. Muss zum Schluss der "Berufskarriere" trotzdem wieder als einfache Primarlehrerin verdienen - niemanden der vielen Menschen/Frauen, denen ich geholfen habe, interessiert das heute. "Pech der Geburt" - besonders für Frauen meiner Art in der Schweiz.
Es gibt keinerlei Grund, irgendeine chauvinistische Regung zu verteidigen. Ich würde also KEINESFALLS irgendetwas an unserer eigenen "Kultur" beschönigen oder die "Muslime" als Rechtfertigung für eigene blinde Flecken benutzen wollen! Ich bin lediglich seit Jahrzehnten gezwungen, sehr scharf und ohne Tabus meinen Verstand zu benutzen und genau hinzuschauen und mir soviel Wissen darüber anzueigenen, wie meine Umstände es erlauben- wenn ich denn schon so damit geboren wurde und er sonst nur von Nachteil in "meinen" (durchaus geschätzten) Land war...
Ich erwarte ein etwas höheres, komplexeres Niveau der "Burka und Co"-Debatte in der Republik, als das ewige Wiederkäuen der aktuellen "linken" Debatte, bitte! Danke!

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
·
· editiert

Und ich bin froh, dass Herr Binswanger scharfsinnig, klar und eindeutig die Sache auf den Punkt bringt. Weder rechts noch links. Ich nenne es gradlinig!

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Theologe
·

Was nützt es, weibliche Gesichtsverschleierung zu verbieten, wenn sich x-wer klammheimlich im Internet weiter radikalisieren kann? Was nützt es, Hitlergrüsse zu verbieten, wenn diese abseits der Öffentlichkeit zum Erkennungszeichen einer verschworenen Gemeinschaft geraten? Missfallen über einen Niqab könnte ich höflich aber bestimmt bei der Trägerin anbringen. Das wäre Zivilcourage. Die Initiative schiesst mit Kanonen auf Spatzen. Die Spatzen werden erschrecken und hinter der Kanone weiterpicken.

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Kleine Anmerkung: Hitlergrüsse sind in der Schwiez nicht per se verboten. So wenig wie Hakenkreuze. Das Bundesgericht hat 2007 entschieden, Hitlergrüsse und Hakenkreuze eien nur verboten, wenn sie dazu dienten, für die zugehörige Idee zu werben (um z.B. neue Anhänger zu finden). So lange einer nur für sich und seine Kumpane den Hitlergruss macht, darf er das in der Schweiz. Hingegen soll das Tragen eines Niqab generell verboten werden.

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Einfach nur ein grosses, dickes MERCI an Daniel Binswanger. Besser kann man es einfach nicht auf den Punkt, resp. die Punkte bringen, worum es bei dieser kläglichen Abstimmung in Wirklichkeit geht. Manchmal finde ich es als Frau zum fremdschämen, wie unüberlegt "Feministinnen" sich gemein machen mit Männern aus einem SVP oder sonstigen rechtsreaktionären Umfeld, das leider bereits weit in die Mitte reicht, die jetzt angeblich den Schutz der ach so schwachen Frauen ins Visier nehmen (ja, ich meine diesen kriegerischen Begriff).

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Interkultureller Coach
·

Religion ist die Grundlage für das friedliche Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft, wo jeder seine Rechte und Pflichten hat. Allein die Interpretation macht sie zum Machtinstrument zum Vor- oder Nachteil von Bevölkerungsgruppen. Das Problem: wir fordern nur unser Rechte ein und ignorieren die Pflichten.

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Even Meier
· editiert

Wie bitte? Die

Grundlage für das friedliche Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft, wo [alle ihre] Rechte und Pflichten

haben sind - wenn schon, denn schon - die Menschenrechte. Und mit absoluter Bestimmtheit nicht welche Religion auch immer.

Wer (noch immer) die Religion verharmlost soll doch z. B. die Kriminalgeschichte des Christentums von Karlheinz Deschner lesen.

(Edit: Vorname korrigiert.)

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Ein Land, das seine Verfassung ändert, um ca. dreissig Frauen den Gesichtsschleier zu verbieten - und das in Zeiten der Hygienemaske - ist..
Was?
Kleinlich?
Unfähig, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden?
Nein, armi Sieche.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
·
· editiert

Über die halbnackte sehr junge Mädchen die im Sommer in Bus und Tram zu Parties unterwegs sind, pflege ich mir mehr Sorgen zu machen als um die Frauen die Kopftücher tragen. Ist unsere " Kultur" so nachahmenswert?
Burkas habe ich in der Schweiz noch keine gesehen. Was für eine unselige Initiative die nur Hass schürt.

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Natürlich kann man sich fragen, ob ein Verhüllungsverbot ein vordringliches Anliegen ist. Ich hätte die Initiative so nicht eingereicht. Nachdem uns aber die betreffende Frage als Stimmbürger gestellt wird, beantworte ich sie mit ja. Es handelt sich dabei nicht um eine antiislamische Massnahme, sondern um ein Zeichen gegen religiös begründete Übergriffe. Der Nikab bedeutet generell ein Mittel der Unterdrückung, auch wenn es einzelne Ausnahmen gibt. Als Zivilgesellschaft sollen wir den öffentlichen Raum dagegen behaupten. Dabei ist „egal, ob es drei oder dreitausend sind – schon eine Burkaträgerin ist zu viel“, wie Alice Schwarzer im Interview mit der NZZ vom 6.2.2021 sagt. Die Behauptung von Binswanger, es gehe um eine Vorstufe zu einem Kopftuchverbot, ist aus der Luft gegriffen. Auch beim Minarettverbot, welches ich zwar abgelehnt hatte, ging es nicht darum, Moscheen zu verbieten, sondern darum, der Religion im öffentlichen Raum Grenzen zu setzen.

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Lieber Herr B., vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich kann Ihre Ablehnung des Nikab vollauf verstehen. Mir geht es genauso. Aber den Satz von Alice Schwarzer, schon eine Burka-Trägerin ist zuviel, finde ich extrem problematisch. So macht man keine Politik. Wenn es ein paar Fanatikerinnen gibt, die sich das Gesicht verhüllen wollen, dann müssen wir unsere Integrationspolitik nicht danach ausrichten, sondern nach den realen Fragen und den realen Problemen, die sich stellen. Sie sind schwierig genug. Beispielsweise die wichtige Frage, wie weit das Kopftuch-Verbot gehen soll, ein Feld, wo die Schweiz in den letzten Jahren strikter geworden ist. Wenn es in der Schweiz ein breite Nikab-Bewegung gäbe, wenn er ein wichtiger Agenda-Punkt eines offensiven, Terrain gewinnenden Islamismus wäre, dann fände ich es gut, über ein Verbot zu reden. Aber reine Symbolpolitik zu betreiben, ist falsch. Herzlich, DB

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Endlich Klartext. Danke Daniel Binswanger!

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Wahrscheinlich wird wieder ein nicht unerheblicher Teil der erwachsene Schweizer hierzu "Ja" stimmen. Aus derselben Ecke, aus der die Unterstützer kommen, ist zu hören, 16-Jährige sollten nicht stimmberechtigt werden, weil sie weniger fähig seien, sich ein vernünftiges Urteil zu bilden, leichter zu indoktrinieren seien und es ihnen an Reife fehle. Ausgerechnet!

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Herzlichen Dank für die klaren Worte. Manchmal frage ich mich, wann uns eigentlich die Fähigkeit zum Lesen zwischen den Zeilen abhanden gekommen ist. Bzw. die Fähigkeit zum Unterscheiden zwischen Zweck und Mittel.

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· editiert

Die scharfsinnigen Analysen von Daniel Binswanger schätze ich sehr. Wenn er die Frauen, die aus freien Stücken den Niqab tragen, als Leute mit mit einer born again Identität bezeichnet, betreibt er jedoch bedenkliche Schönrednerei. Die Vollverschleierung ist nach der Meinung der meisten nicht fundamentalistischen Islamkennner, ein Banner eines totalitären und letztlich faschistischen Islam.
Symbolpolitik? Ja, natürlich. Es ist aber nicht ganz unerheblich welche Symbole durch die Meinungsäusserungsfreiheit gedeckt sind und welche auf die Abschaffung der Meinungsäusserungsfreiheit abzielen.
Dass die Initiative aus einer nationalistischen und offen antiislamischen Ecke kommt, macht die Sache nicht einfach. Die Kreise um das Egerkingerkomitee werden, wie das Daniel Binswanger beschreibt, weiter ihre antiislamische Agenda verfolgen und als nächstes ein Verbot des Hidschab verlangen.
Das schlagende, wirklich überzeugende Argument habe ich noch von keiner Seite gehört.

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Moderator & Journalist
·

Im Gegensatz zur Minarettinitiative hat die Verhüllungsverbotsinitiative direkte Auswirkungen auf alle in der Schweiz wohnenden Mitmenschen. Die Burka scheint die öffentliche Wahrnehmung und Reflektionsfähigkeit förmlich aufzusaugen. Doch das Vermummungsverbot gilt für alle. A L L E.

Für das Kind, das sich mit einer Superheldenmaske im öffentlichen Raum bewegt wie für die Frau, die im Sommer wegen einer Erkältung einen gesichtsverhüllenden Schal trägt.

Finde weitere lustige Beispiele.

Ich freue mich schon auf die neue Abteilung der Kantonspolizei «Sitte und Vermummung».

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Irgendwie schon komisch, dass in der Regel den Frauen irgendwelche Absurditäten auferlegt und von Männern bestimmt werden. Männer können in der Regel frei entscheiden. Diese Tatsache stört mich.

Mich stört nicht, dass Frauen, sich in welcher Form auch immer, verschleiern, wenn es aus freien Stücken und aus welcher Überzeugung auch immer, geschieht.

Ist es vielleicht nicht so, dass in gewissen Religionen und aus familiären Kulturgründen den Frauen die Verschleierung aufgebrummt wird nur weil die Männer ihren Sexualtrieb nicht im Griff haben. In solchen patriarchalischen familiären Kulturkreisen werden die Frauen doch für alles verantwortlich gemacht.

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Interkultureller Coach
·

Lassen sich die zirka 750 Mio. Muslima weltweit wirklich durch Männer dominieren? Original Text einer Berufskollegin, 20 Jahre mit einem Tunesier verheiratet: "Der grösste westliche Irrglaube ist, dass die islamische Welt ein Patriachat sei." Die islamische Welt ist nicht schwarz weiss und die Extreme stehen nicht für die Gesamtheit. Wissen und differenzierte Betrachtung ermöglichen ein friedliches Miteinander.

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Geschichtslehrerin
·

Ich sehe das ganz ähnlich wie Sie, Frau H. (Und befürchte in diesem Sinne, Herr H., dass tatsächlich in islamisch geprägten Kreisen überdurchschnittlich viele Frauen vom Patriarchat niedergehalten werden, ja.)
NUR hat diese Einschätzung von Frau H. - die ich teile - rein nichts mit der Frage "Burkaverbot - ja/nein?" zu tun. Ganz sicher ist sie kein Argument für ein Verhüllungsverbot in der Schweiz! Ausgestaltung der Schweizer Verfassung auf der Grundlage von persönlicher Freiheit und Kritik an jeder Form von Frauenunterdrückung: dass diese zwei Dinge vermischt werden (man hört das ja oft), stört mich.

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· editiert

Warum verbieten wir eigentlich den Ordensleuten bei uns nicht ihr Habit, den orthodoxen jüdischen Touristinnen in der Schweiz nicht ihre Perücken, ihren Männern und Söhnen nicht Kippa und Schläfenlocken? Weil es kaum welche gibt? Weil die das alle freiwillig tragen? Weil es Unterdrückung nur im Islam gibt? Zumindest Ordensleute gibt es noch eine ganze Menge, und an touristischen Orten und Knotenpunkten wahrscheinlich ebensoviele oder sogar mehr orthodoxe jüdische Familien als Frauen im Niqab. Soll unser Recht denn nicht für alle gleich sein?

@ Eliane S.: es befremdet mich etwas, wenn man über eine Verfassungsänderung bei uns etwas gegen die Unterdrückung der Frauen im arabischen Raum unternehmen möchte, aber gleichzeitig das Patriarchat sprachlich tief in unserer DNA verankert. Da finde ich es dann ebenfalls allerhöchste Zeit, dass wir damit aufhören, uns vor diesem pseudo-biologistischen Unsinn zu verneigen.

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Mein Kommentar nach der Abstimmung : "die Schweiz löst die Probleme, die sie nicht hat"

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Daniel Binswanger betreibt, wie aktuell häufig beobachtet, eine Vermischung von Fakten (aktuell stimmen wir über das Burkaverbot ab) mit angstmachenden Fiktionen ( nächstens geht es ums Kopftuch). Ich traue dem Stimmvolk zu, dies zu differenzieren!
Natürlich ist das Problem des fundamentalistischen Islam nicht mit einem Niqab Verbot gelöst. Doch bestimmt ein demokratisches Volk, wo eine Grenze zu menschenunwürdigem Leben gezogen werden sollte.
Und genau darum geht es.
Es geht hier nicht um die SVP, sondern um eine gesellschaftliche Diskussion zu unseren Werten. Darum, wie wir einander begegnen und als multikulturelle Gesellschaft zusammenleben wollen, wie Integration möglich sein kann und um gegenseitige Achtung.
Es ist unverständlich, dass bei Demonstrationen ein Vermummungsverbot herrscht, aus religiösen Gründen eine Vermummung jedoch akzeptiert werden könnte.
Dieser Artikel Binswangers eignet sich m.E. nicht zur Meinungsbildung, sondern nur zur Stimmungsmache. Schade.

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Wenn Sie Frau S. ernsthaft denken, es endet beim Burkaverbot, dann sind Sie in Sachen Naivität kaum zu überbieten.

Als nächstes kommt: Kleidervorschriften für Mädchen an Schulen, das Kopftuch, dann das Recht auf Abtreibung. Eine neue Verpolitisierung des weiblichen Körpers, ein Rückschritt in dunkle Zeiten.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Derjenige, der sich nun für die Gleichstellung aller Frauen einsetzt, ist derselbe, der sie auch für das «wohl überflüssigste Thema unserer Zeit» hält – und bei der Sexismus-Debatte #SchweizerAufschrei den Frauen rät, sie bräuchten «mehr Humor, ein Witz muss drinliegen»? Oder?

At the end of the day geht es doch nur darum, dass Männer dem Staat sagen, er solle Frauen verbieten, sich so anzuziehen.

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At the end of the day gibt es mehr Frauen als Männer..... da muss irgendwo ein Klemmer sein.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Yup, it's called Wahl- und Abstimmungsverhalten. Ich habe dies z. B. hier mal versucht auseinanderzudröseln. Darunter dies:

Wählen und abstimmen gehen:

  • Mehr und häufiger Ältere als Jüngere

  • Mehr und häufiger Männer als Frauen

  • Mehr und häufiger höher Ausgebildete als weniger hoch Ausgebildete

  • Mehr und häufiger Wohlhabendere als weniger Wohlhabende

Zur "Herrschaft der Wenigen":

  • Absolute Mehrheit (51%) = 1'275'00, entspricht 51% von 50%, also 16% von 8 Mio.

  • 16% der ständigen Wohnbevölkerung bestimmen also über die "restlichen" 84% .

Wir leben nicht in einer Meritokratie, sondern in einer de facto Oligarchie (dt. Herrschaft der Wenigen).

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Leserin
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Diese unnötige Initiative treibt einen weiteren Keil in unser Zusammenleben. Sie schürt Ressentiments. Ich fühle mich beim Anblick von verschleierten Frauen unwohl. Dennoch hat der Staat kein Recht, uns Frauen vorzuschreiben, wie wir uns zu kleiden oder eben nicht zu kleiden haben!

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Ich bin daran, mir eine Meinung zur Initiative für ein Verhüllungsverbot zu bilden. Dazu gibt es ja eine - an der Bedeutung des Themas gemessen - völlig übertriebene Menge an Verlautbarungen, Diskussionsrunden etc.
Was mir dabei auffällt: Beide Seiten arbeiten mit viel Eifer für ihren Standpunkt. Eifer ist für Klarheit selten dienlich. Zwei Punkte stören mich besonders. Am Beispiel dieses Artikels:
Erstens wird sehr stark 'auf den Mann' resp. 'auf die Frau' gespielt, indem weniger das Thema der Initiative, sondern die Vetreter der jeweiligen Seite im Fokus der Argumentation stehen (im vorliegenden Artikel werden der anderen Seite Bemühungen als 'schlechter Witz', als 'absurd', als 'unheilige Allianzen bildend' etc. abgetan. Finde ich schade und als Input für die Meinungsbildung nicht direkt dienlich.
Zweitens die zum Teil nicht auf die Initiative anwendbaren Aussagen: Zum Bespiel sei das Schächtverbot (Art 25bis der BV) 'antisemitisch', dabei sagt der Artikel nur, dass es veboten sei, Schlachttieren bei vollem Bewusstsein die Kehle durchzuschneiden, was aus meiner Sicht - für das Tier mindestens - eine sinnvolle Regelung ist. Und irgendwie sehe ich den direkten Zusammenhang zur Burka nicht ganz.
Der vorliegende Artikel schliesst mit dem Satz: 'Aber um unsere eigene Kultur der Religions- und Meinungs­freiheit sollten wir uns ernsthaft Sorgen machen.' Würde aber auch heissen, dass man die Meinung der anderen Seite nicht der Lächerlichkeit preisgibt, wie stark diese auch von der eigenen Meinung abweichen möge.

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· editiert

Es wäre jetzt doch einfach mal interessant zu wissen, warum sich so eine Frau verschleiert. Es wird hier diskutiert und spekuliert, als ginge es um eine sprachlose Masse. Das sind Menschen, Frauen mit Verstand, einer Stimme und einer Meinung. Hier wird über deren Köpfe hinweg entschieden, dabei wäre das sinnvollste hier, einfach mal mit einer Nikabträgerin zu sprechen. Zum Beispiel auch, was so ein Verbot für die Betroffenen heissen würde.

Übrigens werden Frauen auch in vielen Bereichen des Judentums und des Christentums unterdrückt. Da muss man gar nicht immer den Finger auf den Islam richten.

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Interkultureller Coach
·
· editiert

Liebe Frau W.: die folgende kurze Beschreibung stammt aus dem Buch «Bridging Cultural Barriers» und dem Beitrag von Raeid Meri, Trainer und Freund. Er ist als Palästinenser zwischen zwei Welten in Deutschland aufgewachsen. Er ist gläubiger Muslim, der die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, schon viermal unternahm:
«Die wörtliche Bedeutung des Begriffs „Hijab“ ist Kopftuch oder sich bedecken bzw. verschleiern. Es geht dabei aber nicht nur um das Bedecken der Haarpracht, sondern auch um ein lockeres, langes und undurchsichtiges Übergewand, dass Frauen über ihre Kleidung tragen sollen.
Dieser „Schleier“ ähnelt der traditionellen christlichen Bekleidung, die Nonnen schon deutlich vor dem Islam trugen und bis heute noch genauso tragen. Schon in der Bibel war in Korinther 11:4-10 davon die Rede.
Das Hijab ist allerdings vielmehr als nur ein Verschleiern. Es ist Bewusstsein und Status des Glaubens. Muslimische Frauen tragen das Hijab, um Gott zu gehorchen und als ehrbare Frauen erkannt zu werden. Es verleiht Würde und steht für Bescheidenheit, Frömmigkeit, Verantwortung und Keuschheit (Quran 33:59). Als sehr sichtbares Element des Islams steht das Hijab auch für innere Stärke und Kraft. Nicht selten müssen Frauen ihr Recht auf das Tragen des Hijab verteidigen.
In einigen westlichen Kulturen wird das Hijab kontrovers gesehen und als Symbol geschlechtsspezifischer Unterdrückung erachtet. Die meisten muslimischen Frauen tragen das Hijab allerdings aus persönlicher Entscheidung und sehen es als ein Privileg an und nicht als Bürde.
Frauen, die Hijab tragen, beschreiben es oft als „befreites Auftreten“. Frei von der Reduzierung als Sexualobjekte und dem Erfüllen von Stereotypen, Bildern oder der Modeerwartungen der Gesellschaft.
Verschiedene westliche Freunde, die den Hijab bei einem Besuch in Jordanien mal ausprobieren wollten, beschreiben die Erfahrung folgendermaßen: „Kaum hatte ich den Hijab angezogen, fühlte ich mich in den Straßen des modernen Ammans um einiges freier und wohler als zuvor in meiner westlichen Kleidung. Es fühlte sich an, als würde man respektvoller betrachtet und behandelt – sei es beim Bestellen einer Falafel, beim Einkaufen im Souq oder dem Überqueren der Straße.»

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Danke für den spannenden Artikel. Leider ist es wieder ein Mann, der erzählt, wie Frauen sich fühlen. Nicht, das ich dem keinen Glauben schenken will. Ich fände es einfach mal toll, wenn die Frauen selbst zu Wort kämen.

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Verlegerin
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Ich teile ihre Einschätzung, Herr Binswanger, dass ein Ja zur Initiative wahrscheinlich ist. Das Ende unserer Übereinstimmung folgt zu schnell mit den unterschiedlichen Gründen unterschiedlicher Stimmbürgerinnen und Stimmbürger für ihre Entscheidung. Meine Haltung würde mich nicht zum Starten einer Initiative gegen Verhüllung führen. Hier nur so viel: Niqab und Burka sind der individuelle Rückzug aus der Öffentlichkeit, motiviert durch Frömmigkeit der Frauen. Sie findet nicht freitags, nicht zum Gebet, nicht zu Feiertagen, nicht zu Trauertagen, nicht zum Fasten statt, sondern ein Leben lang in allen Situationen und Gelegenheiten ausser Haus. Die Freiheit, sich zu kleiden wie man will, ist etwas anderes. Ein Indikator für die Freiheit: Wäre es Freiheit, würden es einige Männer auch wollen, wenigstens in von ihnen bestimmten Situationen. Diese, und nur diese Verhüllung bedeutet, niemals öffentlich erkennbar zu sein. Sie bedeutet, öffentlich als Wesen einer Gruppe da zu sein und individuell nicht, und zwar für den Rest des Lebens. Diese absolute Position, und sei sie fromm, ist für unsere Gesellschaft einfach nicht vorstellbar. Und ist diese Position selbstgewählt, ist sie deswegen auch noch unfassbar hart sich selbst gegenüber. Diese Härte positiv gedeutet erinnert an ein Gelübde, sich als Individuum aufzuopfern, damit einem das Liebste, Innerste nicht genommen wird. Ein Ja zum Verhüllungsverbot würde der Schweiz auferlegen, tatsächlich für die sich selber aufopfernden Menschen da zu sein. Das ist eine Überforderung. Doch als Linke gehöre ich zu einer Partei, die sich für Schwache einsetzt, und mein Ja ist ein Versprechen. Versprechen sind Worte. Sie werden glaubwürdig durch Integrität. Sie gilt in der Schweiz oft als Gutmenschentum, auch für Leute im Initiativkomitee. Das wird auch nach einem Schweizer Ja so sein, da täusche ich mich nicht. Aber ich bin ein Individuum und habe eine Stimme.

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Was mir in dieser kommenden Abstimmung am meisten Sorgen bereitet ist Folgendes: Wenn wir einmal anfangen bestimmte Kleidungsstücke zu verbieten, ist der Präzedenzfall geschaffen für Wiederholung. Am Anfang mag es "nur" ein Nikab sein, der gemäss Artikel 20-30 Personen betrifft, aber das nächste Mal ist es ein Kleidungsstück, das 100 Personen tragen und dann folgt etwas das 1000 Personen betrifft, und so weiter und so fort. Es passiert nicht von jetzt auf gleich, aber mit diesem schleichenden Prozess wird am Ende vorgeschrieben, dass Männer keine Röcke und Frauen keine Hosen tragen dürfen.

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Zuerst müssen braune Männerschuhe verboten werden, die sind wirklich schrecklich.

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· editiert

Herzliche Gratulation an Daniel Binswanger, wie er mit seinem schonungslos entlarvenden Artikel einmal mehr all die Löwen und Löwinnen zum brüllen bringt.

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· editiert

Das «Verhüllungsverbot» hat wenig mit dem Islam zu tun...? Die Argumente einer Menschenrechtsaktivistin zählen...wenig,....leider so nicht? Es gibt trotz all der berechtigten Kritik Fragen, die für mich noch nicht befriedigend beantwortet wurden.

Ganz intuitiv und etwas zur Simplifizierung (?) neigend, diese «unnötige, heisse Kartoffel» so schnell wie möglich aus meinen Gedanken zu verbannen und sie ins Abstimmungscouvert versorgen zu können: Ein NEIN scheint mir sehr verlockend.
Oder ich unterstütze die Anliegen einer mir bekannten Muslima?
Oder ich enthalte mich – wohl am besten?

Hier die Meinung einer Muslima. Sie wird vermutlich «JA» stimmen.

Eine Stimme, aber immerhin. Die einer langjährigen Freundin. Sie bekennt sich zum alevitischen Glauben, ihre Familie ist in die Schweiz eingewandert, als sie noch klein war. Sie lebt und arbeitet in der Schweiz und besuchte noch vor ein paar Jahren regelmässig ihre Verwandten in der Türkei. Ihre Besuche sind immer seltener geworden, denn sie fühlt sich mittlerweile in Istanbul nicht mehr wohl.
Kürzlich habe ich sie um ihre Meinung über diese Initiative gebeten. Sie hat weder diese Kolumne gelesen noch die Arena vom 29.01.21 verfolgt. Gestern habe ich sie gefragt, ob ich ihre Sichtweise «anonym» hier einbringen darf. Sie war einverstanden und ich fasse ihre Ansichten hier sinngemäss zusammen.

Es geht um ein Kleidungsstück, das über die Kopftuchdiskussion hinausgeht. Ich möchte, dass hier in der Schweiz keine Jugendlichen und Frauen eine Niqab tragen müssen, die das nicht wollen. Ja, vielleicht sind es jetzt nur ganz wenige, aber das sind meiner Meinung nach schon zu viele. Beim Kopftuch soll jede Frau selbst entscheiden:
Es sind einige Mädchen und Frauen aus meinem Kulturkreis, die ein Kopftuch tragen möchten, die sollte man auch lassen. Aber eine Niqab oder Burka sind etwas anderes. Sie stehen für mich für einen konservativen, rückwärtsgerichteten und frauenfeindlichen Islam. In Istanbul sieht man immer mehr Frauen, die ihr Gesicht so verhüllen. Dort kann ich nichts bewirken. Aber hier möchte ich das nicht tolerieren. Auch viele Menschen, die ich kenne und einen ähnlichen religiösen / kulturellen Hintergrund haben, möchten das nicht.
Mit den Argumenten der SP bin ich insofern einverstanden, dass die Initiative an der eigentlichen Sache vorbeizielt und sie sich hetzerisch gegen Gläubige auswirken kann.
Und nein, man wird Terrorismus so nicht besser bekämpfen können.
Frauen und Mädchen, die in strenggläubigen Familien leben und aufwachsen, haben jedoch oft keine Chance, sich zu wehren. Hier generell mit «Islamophobie» zu argumentieren, ist etwas zu einfach, vor allem wenn man nicht versteht, was das eigentlich für uns Frauen bedeutet. Mir geht es alleine darum, für diese Freiheit einzustehen, deshalb werde ich wahrscheinlich «JA» stimmen. Für eine «Freiheit», die für euch selbstverständlich ist.

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Ich finde schade, dass Herr Binswanger zwei Dinge vermischt, bzw. sich nicht darum bemüht, diese auseinanderzuhalten:

  1. Die Initiative ist ein Element im permanenten Wahlkampf der SVP, und wer nicht zu ihren Anhängern gehört, ist versucht, ungeachtet vom Thema hier einen Erfolg zu verhindern. Für die Linke besteht dabei die Gefahr, dabei jeweils nicht nur die Abstimmung, sondern auch immer wieder einen Teil der Gefolgschaft zu verlieren. Was wiederum den Reiz für die SVP erhöht. Aber die Linke muss ein anderes Rezept finden als immer wieder der SVP in die Falle zu gehen.

  2. Dass die Burkaträgerinnen keine geknechteten Ehefrauen sondern selbstbestimmte radikale Musliminnen sind, ist wohl gerade das Problem. Der Vollschleier ist die provokativste Möglichkeit, ihre Ablehnung jeglicher Integration und dessen, was man als christliche oder abendländische Leitkultur bezeichnen kann, zu demonstrieren. In einem Land, das sich nicht (mehr) über die Leitkultur definiert, wie Kanada, oder einem Land, das seiner Identität sehr sicher ist, kann das gutgehen. In einem verunsicherten Land wie die Schweiz wird Permissivität gerade in symbolischen Dingen von einem grossen Teil der Bevölkerung so gedeutet, dass eine "staatslenkende Minderheit" nicht bereit ist, die gesellschaftlichen Werte gegen Angriffe aus der islamistischen Welt zu verteidigen.
    Vielleicht müssen wir Intellektuelle uns der Erkenntnis beugen, dass wir wohl nie die Mehrheit sein werden, und dass wir akzeptieren müssen, dass es nie gelingen wird, alle unsere Gedankengänge der Mehrheit plausibel zu machen. Und solche Abstimmungen gelassener hinnehmen.

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