Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Ausserhalb des l'Art pour l'Art stellen die 2000 Klötze, die im «kontaminierten Museum» zu den 200 Werken der Sammlung Bührle stossen, ja vielleicht Spinnmaschinen in der Werkhalle dar und die über 300 Mädchen, die «gegen ihren Willen in einer Fabrik des Industriellen im Toggenburg arbeiten» mussten, wie der TA mit Referenz auf den Beobachter schreibt:

Denn der «Waffenfabrikant und Kunstsammler Bührle [besass] in Dietfurt SG ab 1941 eine Spinnerei mit Mädchenheim.»

In diesem Heim liessen Fürsorgebehörden aus der gesamten Deutschschweiz vermeintlich schwer erziehbare Mädchen internieren und zu Hungerlöhnen arbeiten. Sie waren zwischen 16 und 20 Jahre alt und nach damaligem Recht minderjährig. Emil Bührle, der damals reichste Schweizer, maximierte dadurch seinen Gewinn.

Demnächst erscheint «Das kontaminierte Museum. Das Kunsthaus Zürich und die Sammlung Bührle» des Historikers Erich Keller, das beschreibt, wie es bei der Aufarbeitung der Kunstsammlung des Waffenhändlers Bührle zu «nicht tolerierbaren Einmischungen kam» (WOZ) und auch Herkunftsangaben vertuscht werden (WOZ.

Zurück zu l'Art pour l'Art möchte hingegen die NZZ gehen und fragt – unschuldig die «schöne Seele» gebend: «Sind diese Mädchen nun böse, nur weil sie bei Bührle wohnten?».

Ja, sie sind böse – zumindest die, die unter Zwang der Fürsorgeämter und Bührle zu «50 Franken für 16 Monate Arbeit» in der Spinnerei arbeiten mussten.

4
/
1
Autor
·
· editiert

Lieber Michael Rebosura

vielen Dank für Ihre wertvollen Hinweise - in einem Artikel für Artforum warf der U.S.-amerikanische Grosskritiker Michael Fried dem Minimalismus bereits 1967 "Anthropomorphismus" vor, der durch die Beteiligung der Betrachtenden Kunst zum Theater depraviert. So beschreibt Harald Semann 1992 De Maria wie folgt: "Vergleiche zwischen den Barrentypen ergeben Charakterisierungen: Der Fünfer liegt nicht, er steht wie ein kleines schräges Haus am Boden, er hat ein Dach." Der assotiative Weg vom Häuschen-Cluster zur Lagerbaracke ist freilich nicht weit. Die Frage ist nun , ob sich diese Assotioation mit der ganzen Beklemmung serieller Eintönigkeit und mathematischer Wucht hält oder, ob nicht - wie in Beschreibungen des Erhabenen - für den Betrachtenden ein emanzipatorischer Moment zum Tragen kommt, nämlich, dass wir es sind, die die Ordnung von Anfang an ordnen und zum Tanzen bringen und dabei auch Lagerbaracken oder eben nur fünfkantige Gibsklötze sehen. Dabei haben wir zweifellos die Möglichkeit, den Namen des Stifters des 1958 eingeweiten Erweiterungsbaus zu ingorieren und daran zu arbeiten, zukünftig - wie das bei den Moser-, Müller- und Chipperfield-Trakten sich eingebürgert hat - vom Pfister-Bau zu sprechen.

1
/
0
Autor
·
· editiert

Liebe*r Anonym 1 - könnte es sein, dass bei Ihrer Einschätzung um eine Verwechslung handelt? "Pompös und luxuriös" könnte man den aktuellen Neubau durch David Chipperfield bezeichnen.
Der Pfisterbau - ein bereits 1944 preisgekrönter Entwurf der Gebrüder Otto und Werner Pfister, 1958 zwei Jahre nach dem Tod des Stifters eingeweiht -, zeichnet sich eher durch Vorwitz und brutalistische Schlichtheit im Geist Le Corbussiers aus. Otto Pfisster war Schüler des Architekten des Kunsthaus-Ursprugsbaus, Karl Moser, der allerdings für die Arbeit der Brüder wenig übrig hatte. Ihr Werk sei von «médiocrité et insuffisance» durchzogen, äusserte er in einem Brief an den Grossmeister aus Caux-de-Fonds in den 1930er-Jahren.
So liesse sich der Pfisterbau mit Moser - er verstarb allerdins bereits 1936 - treffend und populär auch "Pfister-Kiste" taufen. In diesem Sinne.

1
/
0
ichfürchte...
·
· editiert

(achtung, schnippisch)
... oder vielleicht vom Pfister-Palast? Kunst-Palast? Viel pompöser und luxuriöser als dieses Bauwerk geht es kaum mehr...

P. S. Danke für den interessanten Artikel

0
/
0

Wer gerne Installationen dieser Art sehen möchte, sollte sich bei Wiederbereisbarkeit Dia:Beacon nördlich von New York ansehen. Hat mich sehr beeindruckt.

0
/
0