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Dozent für erneuerbare Energien ETHZ
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Die geplanten Reserve-Gaskraftwerke machen mir keine Angst und sie werden den Ausbau der erneuerbaren Energien eher positiv begleiten als bremsen.

Strom aus Erdgas unterliegt nach geltendem Schweizer Recht dem EU-Emissionshandel. Weil teure CO2-Zertifikate eingekauft werden müssen, ist Strom aus Erdgas teurer als Solarstrom und deshalb für die "normale" Stromerzeugung wenig interessant.

Als Plichtlager-Reserve ist Gas ok, umso mehr als der Bundesrat die Weichen so gestellt hat, dass die Gaskraftwerke CO2-neutral betrieben werden müssen. Man wird sie in Zukunft mit erneuerbarem Gas beschicken, sobald der Ausbau der Photovoltaik die dafür nötigen Stromüberschüsse liefert, was angesichts der Witterungszyklen zu erwarten ist.

Neben der versorgungsorientierten Bewirtschaftung der Speicherseen machen neue chemische Speicher auch deshalb viel Sinn, weil damit die Folgekosten von Katastrophen vermindert werden können.

Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn in Frankreich die Stromversorgung zusammenbricht, was sich angesichts der französischen Affenliebe zur Kernenergie nicht ausschliessen lässt (super-GAU mit anschliessender Massen-Stilllegung wie in Japan, wo 54 Reaktoren innert 18 Monaten gestoppt wurden, wovon heute wieder etwa 5 in Betrieb sind)).

Oder wenn in der Schweiz die Atom-Reaktoren stillstehen, stillgelegt werden oder uns hier um die Ohren fliegen.

Mehr Versorgungssicherheit ist nie falsch.

Der wirkliche Lackmustest für die Energiestrategie sind nicht die Gaskraftwerke, sondern die Rahmenbedingungen für Solarstrom.

Das solare Potenzial der Dächer und Fassaden übersteigt mit 67 TWh den aktuellen Stromverbrauch der Schweiz bei weitem. Das sagt eine Inventarisierung des Bundesrates.

Heute erhalten aber nur neue Wasserkraftwerke eine kostendeckende Vergütung: Ihre Besitzer - die Netzbetreiber - dürfen die vollen Kosten den gebundenen Kundinnen und Kunden überwälzen, auch wenn die kWh 20 Rappen kostet, aber davon spricht keiner, weil man kostendeckende Entschädigungen immer bekämpft hat, wenn sie nicht in den eigenen Sack fliessen.

Die PV-Dächer hingegen will der Bundesrat ganz man Markt aussetzen, obschon er eigentlich wissen könnte - und man dies an der Strombörse an jedem sonnigen Tag beobachten kann -, dass die Strompreise jeweils gegen null absinken, wenn die Sonne gleichzeitig auf alle Solardächer in der Schweiz scheint.

Gratisstrom ist für die Konsumentinnen und Konsumenten mit Marktzugang grossartig, aber Investitionen lockt man so nicht, auch wenn die Gestehungskosten von Solarstrom inzwischen tiefer liegen als für neue Wasserkraft, meist unter 10 Rappen/kWh.

Es ist sehr irritierend, mit welcher Inbrunst das Bundesamt für Energie (BFE) neue Wasserkraftwerke propagiert und protegiert, aber die Solardächer links liegen lässt und die Rahmenbedingungen für Solarstrom laufend verschlechtern will: Durch schlechtere Rückliefertarife ("Marktpreise im Zeitpunkt der Netzeinspeisung"), durch Einführung von Leistungstarifen (CHF/kW) für die Netzgebühren statt den bisherigen Arbeitstarifen (CHF/kWh), was Eigenverbrauch aus Photovoltaik unrentabel macht, oder durch das Zurückhalten von mehr als einer Milliarde Franken im Netzzuschlagsfonds, die laut Gesetz schon lange für den Ausbau von erneuerbaren Energien vorgesehen wären.

Das BFE hat es auch verschlafen, für die solare Nutzung bestehender Fassaden gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Fassaden werden nur berücksichtigt, wenn sie neu gebaut werden und die Solarzellen integriert sind. Damit bleiben die riesigen Potenziale an bereits gebauten Scheunen, Industriebauten oder Lagerhallen aussen vor.

Auch die "gleitende Marktprämie" bei Auktionen für Solarstrom wie im Ausland wollen der Bundesrat und das BFE nicht einführen, obschon diese Modelle dort hervorragend funktionieren und zu Preisgeboten von weniger als 5 Rappen pro kWh führen, je nach Standort und Grösse der Anlagen. Bei den heutigen Strompreisen könnte man viele Solarstromanlagen völlig ohne Förderung erstellen. Es genügte ein garantierter Mindestpreis während 20 Jahren, der meistens unter dem jetzigen Marktpreis liegt. Ein solcher Mindestpreis ist nötig, denn er ermöglicht eine Finanzierung mit tiefen Risikoprämien, was die Kosten von Solarstrom massiv senkt. Davon profitieren auch die Konsumentinnen und Konsumenten entscheidend.

Verglichen mit den Fehlleistungen der Bundesverwaltung im "Mantelerlass" sind die jetzt geplanten Gaskraftwerke ein eigentlicher Lichtblick. Reserve-Gaskraftwerke und (später) Batterien können die Versorgungssicherheit entscheidend erhöhen. Der dreisten Atomlobby wird endlich das Maul gestopft. Es ist kein Zufall, dass sich ausgerechnet der Schweizerische Gewerbeverband beim Thema Gaskraftwerke Sorgen um das Klima macht. Dessen Direktor, der aus dem Nationalrat abgewählte H. U. Bigler (FDP) lässt sich bekanntlich von Swissnuclear aushalten und missbraucht den Gewerbeverband als Atom-Lautsprecher.

Es bleibt zu hoffen, dass der Ständerat nicht nur Gaskraftwerke verabschiedet, sondern auch die Solarbremse des Bundesrates und des BFE endlich korrigiert. Die Energiestrategie darf sich nicht darin erschöpfen, dass man grosse Stromkonzerne mit neuen, teuren Wasserkraftwerken bedient. Die Dächer der Schweiz haben viel mehr Potenzial für zusätzlichen Strom, auch im Winterhalbjahr. Sie sind ökologisch unproblematisch, geniessen eine riesige Akzeptanz und sparen dank der dezentralen Anordnung nebenbei auch noch Netzausbaukosten.

PV-Anlagen mit steilem Anstellwinkel auf Hausdächern können auch im Mittelland mehr Winterstrom liefern als alle neuen Wasserkraftwerke zusammen, und das zum halben Preis.

Statt über die Solarblockade berichten die grossen Medienhäuser zum zillionsten Mal über Phantom-AKWs und erfinden eine Atomrenaissance. In Realität hat die Stromerzeugung aus Atomkraftwerken weltweit ihren Höhepunkt im Jahre 2006 erreicht und entwickelt sich inzwischen rückläufig, trotz eines Mini-Booms in China, der von den erneuerbaren Energien arg in den Schatten gestellt wird (der Ausbau der erneuerbaren Energien in China erreicht inzwischen in einem einzigen Jahr den kumulierten Ausbau aller chinesischen Atomkraftwerke der letzten 15 Jahre).

Der Verdacht drängt sich täglich von neuem auf, dass sich manche grosse Medienhäuser für den ekstatischen Atom-Hype von der Atomsekte bezahlen lassen, die erhaltenen Zuwendungen aber nicht offenlegen.

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Besten Dank, Herr R., für diesen äusserst informativen Beitrag.

Frage: Wenn Sie schreiben

"Das solare Potenzial der Dächer und Fassaden übersteigt mit 67 TWh den aktuellen Stromverbrauch der Schweiz bei weitem."

Wie lange würde es schätzungsweise dauern, bis dieses Potenzial voll ausgeschöpft werden könnte?!
(einmal unterstellt, man krempelt die Ärmel doch noch hoch und packt die Sache - unter Einräumung relativ kurzer Übergangsfristen - auf allen Ebenen, d.h. Bund, Kantone und Gemeinden entschlossen an??

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Dozent für erneuerbare Energien ETHZ
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Zuerst: wir brauchen diese 67 TWh gar nicht, es genügen etwa 40-50 TWh, um den Bedarf für den Ersatz von AKWs (25 TWh) und den Ersatz von Öl und Gas (etwa gleichviel) zu decken.
Derzeit bauen wir ca. 600 MW pro Jahr zu, womit ca. 0,6 TWh jährliche Zusatzproduktion entstehen. Diese Zahl ist stark gestiegen, seit Simonetta Sommaruga endlich mehr Gelder aus dem Netzzuschlagsfonds freigegeben hat.
Realistisch lässt sich die Geschwindigkeit etwa verdreifachen oder vervierfachen, wenn das BFE geschickt agieren würde. Mehrkosten wären mit den richtigen Finanzierungsverfahren nicht zu erwarten, aber es bräuchte endlich ein Abrücken von ideologischen Positionen im Bundesamt für Energie.
Wir wären dann bei 2 TWh Mehrproduktion pro Jahr und die Transformation wäre in 20 Jahren vollzogen.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Danke vielmals für diese ergänzenden Informationen.

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Multifunktional
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Vielen Dank für diese informative Übersicht!

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Ing. agr.
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Spannend, umfassend! ich unterschreibe ziemlich alles. Ich möchte aber ergänzen:
Das solare Potenzial der Dächer deckt den ganzen Stromverbrauch der Schweiz nach Abschalten der AKWs und dem Ersatz der fossilen Importe - jedenfalls gemittelt übers Jahr.
Nicht aber den Stromverbrauch der Automobilität, wenn diese auf Elektro umstellt, und auch nicht den Stromverbrauch der Wärmepumpeheizungen, wenn dereinst alle Oelheizungen umgestellt sind. Auch nicht, wenn wir die aktuelle Wasserkraftstromerzeugung dazurechnen. Wie dieser Strom klimaneutral produziert werden soll, ist noch nicht beantwortet.

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Klugscheisser hier, aber

Das solare Potenzial der Dächer deckt

gar nichts, wenn es beim "Potential" bleibt. Solange nicht gebaut wird, und das bedingt entsprechende Preise und Förderung von "oben", wird da nichts. Nicht vergessen, die wenigsten Personen besitzen das "eigene Dach" und können einfach so Panels montieren. Von denen, die es können, gibt es viele, die mangels Geld darauf verzichten (Rentabilitätsfrage). Und viele, die sich diesen Gedanken gar nicht machen, weil... es läuft ja?
Überall dort muss angesetzt werden: Informationskampagnen à la BAG, "Solartrucks" in jedem Dorf, Beispielsberechnungen, Regulationen, etc.

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Danke für diesen Text.

Es ist sehr irritierend, mit welcher Inbrunst das Bundesamt für Energie (BFE) neue Wasserkraftwerke propagiert und protegiert, aber die Solardächer links liegen lässt und die Rahmenbedingungen für Solarstrom laufend verschlechtern will

Das wundert mich nicht. Für die dezentrale Stromerzeugung (und wohlmöglich deren Speicherung mit Akkutechnik und ähnlichem) gibt es keine Lobby, für die zentralisierte Stromerzeugung durch Konzerne sehr wohl.

Ein guter Freund von mir hat jetzt bereits zum 2.Mal eine Absage für die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach seines Hauses in zweiter (!) Rehe bekommen. Begründung: "Veränderung des Ortsbildes". Solange sowas nicht gestoppt wird, kommt das nicht gut.

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Ingenieur, EMobilität seit 1985
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Schon das Narrativ, die Lichter würden auszugehen drohen, ist eigentlich gelogen. In Ländern mit wirklichem Strommangel spricht man ganz gelassen von "power sharing" (Energieaufteilung). Da werden Dörfer der Reihe nach für ein/zwei Stunden vom Netz genommen. Niemand regt sich darüber auf, sondern stellt sich darauf ein.

Bei uns würde man nicht Dörfer vom Netz nehmen, sondern besonders stromintensive Branchen. Das wäre sozusagen das schlimmste, was überhaupt passieren könnte.
Statt vor Schreck in Todesstarre zu verfallen, sollten wir darüber diskutieren, was den unsere stromintensivsten Branchen sind. Warum kann man solche nicht generell im Januar abschalten und z.B. dann revidieren? Es gibt unzählige Verbraucher, die nicht arg schmerzen würden, wenn die mal für zwei Tage nicht in Betrieb wären. Künftig wird man zum Beispiel das Laden von Elektroautos während diesen genannten 47 Stunden vermeiden; oder sogar Energie aus deren Batterien ziehen.

Über die grössten Stromverbraucher der Schweiz würde ich auch gerne mal was in der Republik lesen.

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@Brusa: absolut einverstanden.
Schon vor einigen Jahren hat das BfE zusammen mit der Migros Versuche durchgeführt, um das Netz mittels Kühlzentren zu stabilisieren. Die Idee: Wenn genug Strom vorhanden ist, wird die Temperatur etwas tiefer abgesenkt und damit Energie gespeichert. Bei zu wenig Strom kann dann die Kühlung problemlos bis zur Ereichen der Normaltemperatur abgeschaltet werden.
Solche Ansätze sollten unbedingt weiter verfolgt und gefördert werden!
Früher war es auch üblich grosse Lasten wie Waschmaschinen im Haushalt über den Mittag abzuschalten. Jetzt werden immer mehr intelligente Stromzähler verbaut. Dieses Potential sollte besser genutzt werden.

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Ich denke wenn man das z.B. mit einem grossen Stahlwerk koordiniert (Stahl Gerlafingen?), hätte das sicher was für sich. Oder eben die berühmten Tram-Heizungen, da stirbt auch niemand, wenn das Tram nur auf 10 statt 15° beheizt ist.

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Wir haben doch mindestens eine Erdölraffinerie. Die mal für ein paar Stunden oder Tagen abzuschalten stört niemand und solche Dinger brauchen richtig viel Strom. Überhaupt wäre es zielführend, wenn wir die gar nicht mehr brauchen würden (bzw nur noch in ganz klein für diverse Nebenprodukte).

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Ha, da fällt mir was auf: PR-Agenturen sind ein bisschen wie Waffenproduzenten. Alle Seiten beliefern, um die Polarisierung und das eigene Geschäft zu stärken.

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Absolut Ihrer Meinung! Deshalb sollten wir sie – inkl. ihrer Söldner:innen – sozial ächten bis sie vor Schamesröte glühen. Setzt natürlich das Vorhandensein eines Schamgefühls voraus. 💩

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Das Narrativ dieses Artikels ist für meinen Geschmack zu tendenziös. Es klingt nach «die böse Atom- und Erdöl-Lobby kämpft mit unsauberen Machenschaften gegen die guten, armen Klimaschützer».
Tatsächlich wird zwar angetönt, dass die Wirklichkeit komplexer ist und effektive Problemlösungen nicht trivial sind. Aber bedient wird ein triviales Ursache-Wirkung-Schema, über das man sich zu leicht empören kann.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Das ist ihre Interpretation. All das steht nicht im Artikel. Ich schreibe auch nicht, dass es unsauber sei. Ich schreibe, dass der Schuss nach hinten losgehen wird, wenn eine übersteuerte Debatte bedient wird.

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Das ist richtig, ich hätte vielleicht präzise schreiben sollen "es klingt FÜR MICH nach ....". Mein Input war als Echo gemeint, wie der Artikel bei mir als Leser angekommen ist. Ich will Ihnen nicht unterstellen, dass das die beabsichtigte Botschaft Ihres Artikels gewesen sei.

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Unabhängiger Journalismus kann manchmal sehr irritierend sein...

Der im Beitrag verlinkte NZZ-Artikel geht deutlich weniger tief, leistet weniger Einordnung. So als Vergleich.

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Es klingt nach «die böse Atom- und Erdöl-Lobby kämpft mit unsauberen Machenschaften gegen die guten, armen Klimaschützer».

Selbst wenn das so im Artikel geschrieben worden wäre, wäre das nicht so ganz falsch. Wer auch immer für Atom und Erdöl lobbyiert hat für mich den Anschluss an die Realität gnadenlos verpasst.

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Jede und jeder der heute über die Stromlücke jammert, muss sich vorwerfen lassen, sich in den letzten 40 Jahren nicht um das seit den 80er Jahren bekannte Problem gekümmert zu haben. Die 300'000 CHF wären besser in Geothermie-Projekte oder Solarstromanlagen investiert. Machen statt jammern, wäre seit 40 Jahren die angebrachte und heute wie damals zielführende Strategie.

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Genau inklusive der Mehrheit in Bundesrat, Parlament, und Bevölkerung die es 40 Jahre lang nicht geschafft hat das Bekannte Problem zu lösen

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Genau. Natürlich mit ewiger "Nachhilfe" von Furrerhugi und Konsorten.

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Genau. Deshalb gehe ich jetzt nach dem Kaffee meinen Stückholzkessel feuern. Seit 10 Saisons ist es hier CO2 frei kuscheligg

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CO2 frei? Bäume fällen, sägen, spalten... Machen Sie das von Hand?

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von unten
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Furrerhugi macht mir den Eindruck einer sehr rückständigen Bude. Warum Probleme bewirtschaften, wenn man auch mit dem Lösen von Problemen Geld verdienen könnte? Hat jemand allen Ernstes Angst, die Probleme würden uns ausgehen und damit die Möglichkeit, Gewinne zu machen?

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Ich vermute, das ist in erster Linie der Art der Energieproduktionsfaktoren geschuldet. Furrerhugi dient sich jenen kapitalkräftigen Kreisen an, welche ihren Reichtum insb. mittels stark zentralisierter Produktionsanlagen angehäuft haben – nicht zuletzt AKWs. Bei solchen Anlagen ist die Gefahr eines starken Preiswettbewerbes/-druckes auch über längere Zeit überschaubar – nicht selten werden fixe Abnahmepreise über längere Zeit vereinbart u.ä.

Kurz: Der Zugang zu diesen Produktionsfaktoren ist stark limitiert, Oligopole daher die Regel.

Solarstrom produzieren (und speichern!) kann hingegen fast jede:r. Naheliegenderweise möchten das die hiesigen "Oligarchen" nach Möglichkeit bremsen. Und Furrerhugi scheint sich fürstlich dafür bezahlen lassen zu können.

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Die Atom-Betonköpfe steigen wieder aus ihren Gräbern.
Kein Wunder: In der Energiepolitik setzt die (politische) Bundesverwaltung (BFE, Atomkontrollbehörde etc.) seit Beginn auf „Fachleute“, welche aus der (Atom-)Industrie kommen. Die Seilschaften funktionieren offenbar immer noch.
Wenn der NEFF (Nationaler Energieforschungsfonds) nicht über Jahrzehnte ca. 90% der Forschungsgelder in die Atomtechnologie, sondern anteilmässig gerechter in die neuen erneuerbaren Energien gesteckt hätte, wären wir heute (wie einst, ganz am Anfang der NEE) an der Spitze in Europa, wenn nicht sogar weltweit.

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Genial. Erst Stromimport verbieten und dann Angst schüren und die Leute erpressen.

Das beste Stromnetz wäre, wenn alle, die es sich leisten können, dezentral selber Strom produzieren und mit Speichern die Spitzen abfangen würden.
Klar brauchen wir langfristig auch immer noch grössere Kraftwerke, da die Menge sonst wahrscheinlich nicht ausreichen wird. Aber es wird kaum nötig sein, in Panik zu verfallen und den Lobbies Blankovollmachten auszustellen, denn sonst ist plötzlich Koksnasen-Ausverkauf-Stimmung.
Wir können nur hoffen, dass diese Propagandamaschine gutes im Sinn hat.
Es wird aber nicht nötig sein, zum Beispiel Atomkraftwerke auf Vorrat zu bauen.
Vielleicht wäre eine gute Idee, Gaskraftwerke während der Spitzen im Winter laufen zu lassen? Langfristig könnte da vielleicht auf Biogas umgestellt werden und da hätte Russland vielleicht auch Freude daran. Dann müssen wir nur noch den blöden Kampfjet der Amis kaufen, damit die Ruhe geben… Vielleicht verkaufen sie uns ja etwas Schöneres nächstes Mal?

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Wie sollen die Gaskraftwerke klimaneutral betrieben werden? Ist das nicht ein Greenwashing?
Ich danke vielmals für den wichtigen Artikel.

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Man kann Gas synthetisch erzeugen, so dass man eine CO2 neutralen Kreislauf hinkriegt. Allerdings braucht es viel erneuerbare Energie dazu. Solches Gas z.B in einem Auto für den Antrieb zu verwenden wäre wiedersinnig, weil die Elektrovariante mind. einen Faktor 2 effizienter ist. Aber solches Gas im Sommer mit Überschüssen der Solarenergie zu produzieren, es zu speichern und dann im Winter bei einer Mangellage Strom zu produzieren, kann Sinn machen.

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Und was macht man mit dem CO2, das bei der Verbrennung von Gas entsteht? Das müsste wohl auch kostenaufwendig gefiltert werden.

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Jurist/-in, öffentliche Verwaltung
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Dass Lobbyisten lobbyieren, Werbeagenturen sich für teure Kampagnen anbieten, und Industrien beim Staat abkassieren wollen, ist nun auch nicht gerade der Scoop des Jahres.
Der Artikel suggeriert, dass man sich darüber entrüsten sollte. Das finde ich naiv. Es lenkt von der Sachfrage ab: braucht es die vom Bundesrat vorgeschlagene Stromreserve?
Ich denke, ja. Solange die Schweiz als Nicht-EU-Staat ein Strommarktteilnehmer zweiter Klasse ist, bleibt sie gegenüber einer Strommangellage besonders exponiert. Dass die EU die Schweiz nicht hängen lassen würde, ist Spekulation. In der Not ist sich jeder selbst der Nächste.
Dass das mit Gaskraftwerken gelöst werden soll, ist unschön. Aber weil sie (hoffentlich) sehr selten laufen, ist das zu verkraften.

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Informatiker/-in
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Der Artikel veröffentlicht und entlarvt die Propaganda der CO2 Profiteuren und deren Söldnerinnen. Das ist nützlich für mich, danke für den Artikel!

Die Blackout-Erzählung ist ein brillanter Propaganda­trick. Sie überschattet die Gefährlichkeit der Erderwärmung. Seit 30 Jahren führen Klima­skeptiker und Fossil­konzerne die drohende «Stromlücke» gegen den Ausbau von erneuerbaren Energien an. Das immer gleiche Prinzip: Bekämpfe die latente Angst vor der Klima­krise mit der unmittelbaren Angst vor einem Stromausfall.

Viel Geld und Arbeit investieren, den Leuten vor Stromknappheit Angst zu machen, anstatt endlich massiv mit den Erneuerbaren vorwärts zu machen, darüber kann man sich durchaus entrüsten. Und was ich naiv finde, ist in einer Reserve eine Lösung zu sehen. Sie lenken von der Frage ab: Wie schaffen wir es schnell, viel Photovoltaik- und Wind-Kraftwerke in der Schweiz zu bauen? Damit wir nicht in eine Notlage geraten und uns selber (über)versorgen können?
Denn es geht nicht um schöne Lösungen. Sondern solche welche immer laufen und nicht verkraftet werden müssen.

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Ich denke nicht, dass das Narrativ der Stromlücke den Ausbau der erneuerbaren Energien bremsen wird - im Gegenteil.

Das bisherige Narrativ war, dass es schon gut kommen werde, dass der Markt fast alles von alleine regeln werde und man zu Spitzenzeiten und im Notfall in der EU einkaufen könne.

Mit dem neuen Narrativ der Stromlücke müssen Politik und Unternehmen endlich aus ihrer Komfortzone raus, und die erneuerbaren Energien zügig ausgebaut werden. Denn die Stromlücke schliesst man nicht mit einer Reserve, die nur für den äussersten Fall angezapft werden soll, sondern mit massivem Ausbau der günstigsten Energieträger (das sind im Moment weder Atomstrom noch Öl oder Gas, sondern die erneuerbaren Energien - trifft sich doch gut).

Die Erkenntnis, dass nach dem Begraben des Rahmenabkommens die Schweiz im Notfall sich selbst überlassen ist, könnte der Schweiz in der Energiewende helfen. Das Mindset hat sich verändert. Es muss und wird nun schneller vorwärts gehen, da die Herausforderung zumindest aus heutiger Sicht noch etwas grösser geworden ist.

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Da braucht es jetzt eine genial durchdachte Gegenkampagne, Strateg:innen, die sich eiskalt dahinter klemmen.

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Unbedingt! Z.B. mit dem Ziel, dass der PV-Schub von „unten“ (= von allenPersonen, die Dächer besitzen, und von allen Berggemeinden, die z.B. Lawinenverbauungen bestücken können) kommt? Und: Triggert ein solches hurtig zu entwerfendes strategisches Narrativ besser den Prepper in uns oder eher ein (positives) Gefühl der „Selbstwirksamkeit“, verbunden mit einem „konstruktiven Optimismus“ (= wir alle können selber die Zukunft mitgestalten)? Welche Emotion kann der konkret geschürten Angst am besten die kühle Stirn bieten? -Die Fakten (siehe Kommentar von R. R.) liegen ja schon seit Jahren auf dem Tisch.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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...ich wunderte mich schon, warum das im Printabo meiner Wahl plötzlich so umfangreich thematisiert wird. Danke also für den Beitrag. Sehr erhellend finde ich auch den langen Kommentar von R. R. weiter unten.

Edit: Wort ergänzt

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Und die Idee von J. B..

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Neue Energieformen fördern - Visionärin
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Danke für diese Information.... schrecklich, wie man uns Angst machen will. Was ich aber nicht verstehe, wieso die Verantwortlichen nur auf Wind, Photovoltaik und Wasser setzen. Es gibt relativ viele neue Ansätze, die zwar nicht gerade reif für die Massenproduktion sind, aber es würde dezentral in Häusern eingesetzt und könnte dadurch Lücken füllen. Siehe Neutrino Energy mit Neutrino-Voltaik - die immer Strom liefern würde ob Sommer oder Winter - sowie Gravity Energy, Magnetmotoren.....
Vielleicht wäre das Geld besser investiert, diese Energielieferanten zu fördern...

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Ingenieur, EMobilität seit 1985
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Die von Ihnen genannten Techniken sind alle drei sehr-sehr weit weg von der Realisierung, um nicht zu sagen unendlich weit.

Was funktioniert sind Gravitätsspeicher. Aber wie der Name sagt sind das nur Energiespeicher und keine Energiequellen.

Was wir für die Transformation benötigen ist alles vorhanden. Wir müssen es lediglich mit etwa mehr Enthusiasmus umsetzen. Diejenigen, die auf etwas Besseres warten wollen, wollen in Wirklichkeit gar nichts ändern.

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Was funktioniert sind Gravitätsspeicher.

Gibt von mir nur ein "meh". Ganz böser Verriss davon hier. https://www.youtube.com/watch?v=iGGOjD_OtAM

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Ich drücke mich mal ganz-ganz vorsichtig aus: ziemlich spekulative Sache, das mit den Neutrinos statt Photovoltaik...

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keine Rolle
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Nicht diese 47 Stunden Stromverzicht pro Jahr sollten uns beunruhigen sondern Stürme wie aktuell in GB und Norddeutschland.
Da ist der Schaden viel grösser und Gegenmassnahmen sind aufwändig und teuer.

PS. Neueste Prognosen rechnen mit einem Anstieg des Meeresspiegels in NYC, Florida und Texas um 1 - 2 Meter in den nächsten 78 Jahren und natürlich kommen die Stürme häufiger und stärker mit grösseren und wuchtigeren Wellen.
Da wird es ganz schön viel Elektrisch brauchen, um all das Übergeschwappte abzupumpen.

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Grad gefunden zum Thema: Eine Aufarbeitung von Focus zu den Gestehungskosten inkl. Entsorgung für diverse Stromarten vom März 2021:
Atom, Kohle, Gas, Wind, Solar: Welche Stromart uns am wenigsten kostet
Hat etwas viel Werbung für Republik-verwöhnte Augen, drum hier auszugsweise ein Executive Summary:

  1. KKW-Strom: 0.13 + 0.21 = 0.34 EUR/kWh, jeweils immer Produktionskosten + Folgekosten (Umwelt, Gesundheit, etc.)

  2. Erdgas-Strom: 0.089 + 0.086 = 0.17 EUR/kWh

  3. Solar-Strom: 0.076 + 0.016 = 0.09 EUR/kWh

  4. Wind-Strom (an Land): 0.061 + 0.003 = 0.06 EUR/kWh
    Daten sind vom Fraunhofer Institut aus 2018.

Das Spassige dabei ist natürlich, das man als Verbraucher nur die Produktionskosten zu sehen kriegt, die Folgekosten werden an die Gesellschaft ausgelagert, gäng wi gäng. So oder so sprechen die Zahlen aber sehr massiv gegen KKW und für Wind und Solar. Evtl. wäre so eine Übersicht auch mal was für die Schweiz von der Republik?

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Ingenieur, EMobilität seit 1985
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Gemäss Toni Seba wird die billigste und gleichzeitig zuverlässigste Energieversorgung eine Kombination aus Solar, Wind und Batterien (SWB) sein. Er begründet dies damit, dass die technologische Entwicklung dieser drei Technologien eine disruptive Transformation auslöse. Bis 2030 sind damit Stromkosten um die 3 Rappen / kWh möglich, und zwar zuverlässig über das ganze Jahr.

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Ingenieur, EMobilität seit 1985
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Adrian Sulzer
Leiter Kommunikation
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Als Ergänzung dazu: Ein Blick auf die Gesamtenergiebilanz verschiedener Formen der Stromproduktion zeigt, wohin die Reise gehen sollte: https://www.satw.ch/de/energie/erne…ist-spitze Leider meilenweit entfernt vom aktuellen energiepolitischen Diskurs …

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Johanna Wunderle
Mensch-Sein ist Mitmensch-Sein
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Sie bringen das Dunkel der Furrerhugis grossartig ans Licht Elia Blülle. Danke!!!

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Vielleser, Vater und Hausmann
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Warum eigentlich wird in der Energiedebatte die Erdwärme mit keinem Wort erwähnt. Fast auf jeder Baustelle die ich besuche werden doch Löcher gebohrt.

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Das war ziemlich klar, dass es sich darum um ein orchesteierte Kampagne handelt. Auf die natürlich (fast) alle Medien reingefallen sind.

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ichfürchte...
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Hier noch ein später Gedanke in etwas anderer Richtung : es gibt noch ein Szenario abseits der Stromlücke, welches zum grossen Lichterlöschen führen kann (aber auch durch neue AKW nicht zu verhindern ist): elektronische Kriegsführung / Cybererpressung. Das wird im Roman Blackout von Marc Elsberg sehr realistisch geschildert. Dieses Buch ist vor 10 Jahren geschrieben worden, es scheint mir aber aktueller denn je. Wir täten gut daran, uns auf einen solchen Blackout bestmöglich vorzubereiten. (Statt in Gedanken ferne Ziele zu bombardieren und zu hirnen, was für ein Flugi dazu nützlich wäre.)

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Ing. agr.
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Vielen Dank für diesen Beitrag direkt aus der "Journalistenküche"!
Ich möchte ergänzen: Die Energie- und Wirtschaftsfachverbände wollen mit dem Furrer-Hugi-Mandat und den Blackout-Horrorszenarien noch eine zweite Fliege erschlagen: Die Bevölkerung weichkochen für eine Rahmenabkommen. Denn die Blackoutszenarien sind ja immer mit der Aussage verbunden: ohne Rahmenabkommen kein Stromabkommen, und ohne dieses kappt die EU die Stromlieferung an uns, wenn sie den Strom selber braucht.

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