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Diese 5 Punkte reichen nicht!

Sie sind alle technisch - und dringend notwendig, aber eben nicht hinreichend.

Denn solange unsere Wirtschaft auf ewiges Wachstum getrimmt ist und die Politik die Vollerwerbsbeschäftigung als ihre oberste Aufgabe sieht, wird jede Effizienzsteigerung zwangsläufig durch Reboundeffekte grösstenteils wegkompensiert.

Wir müssen ein System finden, dass bei Effizienzsteigerungen weniger Arbeit zulässt. Da Effizienzsteigerungen nicht überall gleichmässig auftreten und da es ausserdem auch ineffizient ist, an einem Projekt nur 20 Stunden pro Woche zu arbeiten, benötigen wir neue Verteilsysteme (statt ausschliesslich dem Erwerbslohn) für die Grundversorgung. Als Instrument dazu gefällt mir das Grundeinkommen am besten, bin aber auch sehr interessiert an anderen Lösungen, sofern sie die Anforderungen erfüllen.

Mit Effizienz meine ich hier nicht nur Energie und andere Ressourcen, sondern alle gesellschaftlichen Prozesse eingeschlossen, die David Graeber unter Bullshitjobs zusammenfasst. Solche unnützen Erwerbs-Arbeiten erzeugen auch sehr viel unnötiges CO2.

Die politische Ausrichtung muss komplett ändern. Zum Beispiel: Ein gutes Leben für alle inklusive einer sichergestellten Grundversorgung, welche innerhalb der planetaren Grenzen erbringbar ist.
Den Erfolg einer Regierung lässt sich in Stunden messen, um welche die durchschnittliche Erwerbszeit gesunken ist. Mehr Lebensqualität durch mehr Zeit, statt noch mehr Zeug!

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Ich habe ja gewisse Sympathien für ihr Anliegen. Nur gibt es leider absolut null Evidenz für beide ihre Aussagen. Nur ganz kurz:

  1. Einverstanden, dass wirtschaftliches Wachstum, wir wir es heute definieren eher schwierig ist. Trotzdem: Ländern wie China und Indie jetzt zu sagen, bitte wachst jetzt wirtschaftlich nicht mehr, wird nicht funktionieren. Zeigt sich wunderbar beim Kohleartikel. Also ist Pragmatismus angebracht. Kreislaufwirtschaft etablieren und warten, bis das wirklich greift. Die Vorstellung man könne das Wachstum absenken und dann kommt alles gut, halte ich für einen gefährlichen Mythos. Wachstum ist auch mit grünen Technologien möglich. Der Staat muss nur entsprechende Rahmenbedingungen setzen.

  2. Bullshitjobs killen. Unbedingt. Auch über das BGE können wir reden. Ob dann wirklich weniger THG auststossen bezweifle ich stark. Diese Kausalität müssen’s sie mir beweisen.

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Null Evidenz finde ich schon etwas hart, Herr Blülle.
Es ist immer eine Gefahr, dass in einem Kommentar, der so kurz ist, dass er noch gelesen wird, unmissverständliche Differenzierungen zu kurz kommen.
Ich habe zudem ausdrücklich geschrieben, dass die von Ihnen genannten 5 Punkte ebenfalls notwendig sind.

Ja, es ist richtig, dass Schwellen- und vor allem Entwicklungsländer noch sollen wachsen dürfen. Wenn sie es jedoch mit dem gleichen Paradigma tun, wie wir bisher, wird dies auch mit grünem Wachstum in einem Desaster enden. Ich präzisiere gerne: Die entwickelten Länder müssen andere Ziele entwickeln statt ewiges Wachstum und Vollerwerb (nicht zu verwechseln mit Beschäftigung). Und gerade auch mit dieser Haltung zum Vorbild werden. Die Weltwirtschaft wird in Summe vielleicht noch wachsen, aber wir hier sollten damit endlich aufhören!

Konkretes Beispiel: Elektroautos benötigen noch ein Drittel soviel Arbeit wie ein Verbrenner, um diese herzustellen und die dazu nötige Erneuerbare Energie bereit zu stellen. Kombiniert mit verkehrsarmen Mobilitätskonzepten, bedeutet dies für diesen Sektor massiv weniger Erwerbsarbeit, aber auch negatives Wachstum bei gleich gutem oder sogar besserem Wohlstand bezüglich Mobilität. Wieso müssen wir nun dieses negative Wachstum an andere Stelle kompensieren? Das ist der wirklich gefährliche Mythos.

Zum Punkt 2: Naja, beweisen ist eine etwas hochgeschraubte Erwartung. Beispiele kann ich bieten: Wenn wir mal annehmen, dass Bullshitjobs vor allem in Verwaltungsaufgaben bestehen, dann sind das Leute, die in die Firma fahren, ein Bürogebäude dafür benötigen, eine IT-Infrastruktur, usw. Das alles erzeugt unnötige THG. Krassestes Beispiel sind energiefressende Kryptowährungen, deren gesellschaftlicher Nutzen mal ernsthaft diskutiert werden sollte.
Heute las ich ein Artikel, dass jährlich zehntausende unverkaufte Kleider sich auf Abfallhalden auftürmen. Und gerade die (unnütze) Kleiderproduktion betrifft auch Entwicklungsländer wie Bangladesch. Wenn wir solchen Ländern nicht gescheitere Wirtschaftsmodelle anbieten, wird sich daran nichts ändern lassen. Die Liste liesse sich endlos fortsetzen ...
Haupttreiber von all dem sehe ich im Wachstumsparadigma und der "wahnsinnigen" Idee der Vollerwerbsbeschäftigung begründet. Beweisen Sie mir das Gegenteil.

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Null Evidenz? Hier eine Metastudie über 835 Publikationen die Herrn B.'s Argumente unterstützen [1]. Ausser sie meinen mit Wachstum nicht das BIP-Wachstum? Bei den meisten Studien handelt es sich um Beobachtungen und es ist natürlich möglich dass uns doch noch ein Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch gelingt, aber die Literatur deutet meiner (zugegebenermassen in diesem Gebiet laienhafte) Meinung doch in die andere Richtung.

[1] https://iopscience.iop.org/article/…326/ab8429 und https://iopscience.iop.org/article/…326/ab842a

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Ich finde es vermessen und falsch zu behaupten, wir kriegen das co2 problem nur durch ganz bestimmte grundlegende Änderungen unserer Wirtschaft auf die Reihe.

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Genau so vermessen und falsch ist es zu behaupten, es ginge ohne grundlegende Änderungen des Wirtschaftssystems.
Ein Wirtschaftssystem, das in der Lage ist, innerhalb von wenigen 100 Jahren Milliarden von Menschen in einen unermesslichen Wohlstand zu führen, hat sehr wohl den Power, den ganzen Planeten zu ruinieren. Immerhin war dieses System in den letzten 40 Jahren nicht in der Lage, daran etwas zu ändern.

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Theologe & Religionspädagoge
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Sehe ich auch so. Qualität statt Quantität. Zeit wird das Gold des 21. Jahrhunderts. Eine gesicherte Grundversorgung aller wird möglicherweise soziale Innovationen fördern, dass wir uns erstaunt die Augen reiben werden.

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Schön und gut Herr B., ich stimme mit Ihnen überein. Nur, wie wollen Sie das jetzt konkret umsetzen?
Im Moment ist es so, dass man für ökologisches Verhalten eher bestraft wird.
Zum Beispiel:
Bei einem meiner Jobs pendelte ich mit dem Auto eine halbe Stunde zur Arbeit und eine halbe Stunde wieder nach Hause. Dann zog ich in eine Wohnung in der Nähe der Arbeit und konnte zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Dafür hatte ich: höhere Miete, höherer Steuersatz (was das kleinste Problem war), keine Pendlerabzüge mehr. Dafür, dass ich die Umwelt entlastete und alle, die an meiner Pendlerstrecke lebten hatte ich letztendlich netto deutlich weniger Geld zur Verfügung.

Oder: ich kaufe im Unverpacktladen, der auf die kurzmöglichsten Transportstrecken achtet und natürlich nur Bio-Ware verkauft. Ich zahle aber viel mehr als für das abgepackte Zeugs mit langen Transportwegen der üblichen Lebensmittelanbieter.

Da gibt es sicher noch mehr solcher Beispiele.

Solche Systeme sind Schwachsinn. Oekologisches Verhalten soll sich lohnen und nicht bestraft werden.

Weiter: wenn man Menschen vermeintlich etwas weg nimmt indem etwas geändert wird dann muss man Ihnen eine Perspektive aufzeigen. Und Ihnen nicht nur sagen, das und dies wird jetzt geändert. Die meisten Menschen sind Gewohnheitstiere und lieben markante Veränderungen nicht sonderlich. Und schon gar nicht, wenn sie nicht wissen wohin die Reise geht und was es für sie konkret bedeutet oder was für sie dabei rausspringt.

Bei vielen Abstimmungen wird aber die Angstmacherschiene aufgefahren: Ihr verliert dies und das. So gewinnt man die Menschen aber nicht, man schreckt sie nur immer mehr ab.

Die politischen Lager sollten damit anfangen Gemeinsamkeiten zu suchen und nicht dauernd die andern als populistische oder intellektuelle Schwachköpfe hinstellen. So löst man keine Probleme - man schafft nur immer neue.

Wirtschaftslobby hat in der Politik ebenfalls nichts verloren. Menschen, die Politik machen müssen frei von Lobbymist sein. Es braucht fachlich kompetente Personen, die nicht mit der Wirtschaft verbandelt sind und Für und Wider einer anstehenden Aenderung sachlich und neutral aufzeigen können.

Und letztendlich braucht es Politiker die genug Rückgrat haben Aenderungen auch tatsächlich in Angriff zu nehmen und weg von der ewigen Pflästerlipolitik zu kommen. Dazu müssen sie aber bereit sein, weiter als bis zu nächsten Wahl zu blicken.

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Solche Systeme sind Schwachsinn. Oekologisches Verhalten soll sich lohnen und nicht bestraft werden.

Da haben Sie vollkommen recht. Um das zu ändern müssen wir uns bewusst machen, warum es derzeit so ist. Meiner Einschätzung nach liegt ein grosser Teil der Ursache darin, dass die klassischen Herstellverfahren nicht die vollen Kosten tragen. Deshalb muss man als erstes Kostenwahrheit und Kostentransparenz einfordern. Und parallel dazu die Subventionen schädlicher Praktiken endlich abstellen.

Weiter: wenn man Menschen vermeintlich etwas weg nimmt indem etwas geändert wird dann muss man Ihnen eine Perspektive aufzeigen. Und Ihnen nicht nur sagen, das und dies wird jetzt geändert. Die meisten Menschen sind Gewohnheitstiere und lieben markante Veränderungen nicht sonderlich. Und schon gar nicht, wenn sie nicht wissen wohin die Reise geht und was es für sie konkret bedeutet oder was für sie dabei rausspringt.

Was ich aufzeigen möchte, dass effiziente Prozesse, welche das Klima schonen, auch weniger Arbeit benötigen - bei GLEICHEM oder sogar besserem Wohlstand!!! Es muss im Durchschnitt also niemandem etwas weggenommen werden.
Damit wir die Einsparung der Arbeit und der Umweltbelastung nicht mit weiterem unnützen und umweltbelastendem Zeug kompensieren, müssen wir ein Weg finden, die auf die neue, effiziente Art erzeugten Güter anders zu verteilen, als nur über den Lohn der Erwerbsarbeit. Eine gute, faire und liberale Methode dazu scheint mir ein intelligent gestaltetes Grundeinkommen zu sein. Es geht aber nicht um das Grundeinkommen als Ziel, sondern Ziel ist eine Methode, Güter unter den Menschen zu verteilen, die oft fast ausschliessliche von Automaten und Robotern erstellt wurden und eben nicht von Erwerbsarbeitenden.

... letztendlich braucht es Politiker die genug Rückgrat haben Aenderungen auch tatsächlich in Angriff zu nehmen und weg von der ewigen Pflästerlipolitik zu kommen.

Daran glaube ich nicht (mehr). Die Politik macht nur das, was ihnen die nächsten Wahlen sichert. Daher muss der Druck von der Bevölkerung kommen mit der Drohung "wir wählen euch nicht mehr".

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Klagen ohne Schmerz (alte Bauernregel): "hatte ich letztendlich netto deutlich weniger Geld zur Verfügung" Dafür haben Sie einen Haufen Zeiz gewonnen, Lebensqualität und den Karren einstampfen können. Bravo!

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Oh jee "zahle aber viel mehr als für das abgepackte Zeugs" dafür dankt Ihnen der Körper und die Seele für das gute, gesunde Essen. Und Sie brauchen die Hälfte der Ware nicht verfault wegzuwerfen.

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Das sehe ich genau so. Etwas komplizierter drückt das die Wertkritik aus. (Z.B. im Buch "Sackgasse Wirtschaft" https://www.ernstschmitter.ch/sackg…ertkritik/) Leider haben auch die Wertkritiker keine Lösung.

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Verzweifelte Wutreden würden zwischendurch aber auch gut tun, oder? ;-)
Im Ernst, finde es super, wie sie immer versuchen, konstruktiv zu sein und die Hoffnung nicht zu verlieren. Mir fällt es ehrlich immer schwerer.
Ein ganz wichtiger Punkt ist aber, dass der breiten Bevölkerung endlich die Krise klar gemacht wird. die Auswirkungen von "weiter-so" ist glaube ich für viele noch viel zu Abstrakt. Und das ist auch ein Fehler von Medien und Politik, welche das Kind nicht beim Namen nennen. Jeder der sich für mehr Klima- oder Umweltschutz einsetzt wird als Aktivist betitelt. Das ist gefährlich. Und solange den Leuten nicht klar ist wie ernst die Lage ist, kommen wir nicht vom Fleck. Siehe CO2 Gesetz, Energiegesetz Kt ZH etc
Und, man muss über das CO2-Budget reden und verhandeln.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Glasgow lieferte zwar einige Fortschritte, gegossen in diplomatischen Text, aber insgesamt viel zu geringe für einschneidende Veränderungen.

Well, this comes as a surprise. Not.

Lieber Elia, Du hast auf deiner Spotify-Schreib-Playlist epische Film­soundtracks von Hans Zimmer? Jetzt weiss ich, woher der Republikanische Pathos rührt. Scherz beiseite, danke für dein 5-Punkteprogramm! Zu dem mir ein anderer Song in den Sinn kam: «Whislist» von Pearl Jam.

Der Pessimismus des Verstandes zeigt auch gleich die 5 Realitäten auf, aufgrund derer die 5 Wünsche sich nicht erfüllen.

  1. «Diese Gelder müssen fliessen, und zwar so, dass sie nicht im Schlund von korrupten Regierungen landen, sondern tatsächlich den Menschen vor Ort helfen und Investitionen ankurbeln»: Die Gelder fliessen nicht oder nur ungenügend und nicht zu den Menschen vor Ort.

  2. «Die Gelder müssen aber nicht in 5, 20 oder 30 Jahren fliessen, sondern jetzt. Sofort. Industrie­nationen tragen eine historische Verantwortung»: Der Globale Norden hats nicht so mit «historischer Verantwortung» und wenn – wie beim Geld – nur langsam. Too little, too late.

  3. «politischer Wille und kurzfristig etwas Furcht­losigkeit gegenüber der eigenen Wählerschaft»: «Furcht­losigkeit gegenüber der eigenen Wählerschaft» ist schon fast eine Contradictio in adjecto.

  4. «Es braucht diplomatisch ausgewogene Uno-Abkommen, aber auch Verträge mit harten Regeln und Strafen, die den Wandel katalysieren»: «Verträge mit harten Regeln und Strafen» ist das, was die Diplomatie – mit «Soft Power» oder «Powerplay» – zu verhindern sucht. Gerade an solchen Konferenzen.

  5. «Irgendwann kommen die Gesetze nicht mehr in Watte verpackt, sondern per Panzer­faust»: Wie manche Schweizer Banken zeigen, gehen sie lieber unter bzw. darunter leiden, tun meist nur die gefeuerten Angestellten. Und/oder man ist «systemrelevant». Manche gar fahren bereits jetzt schon zweigleisig.

Die Frage ist also: Was muss geschehen, damit diese 5 Wünsche in Erfüllung gehen können? Was sind deren Bedingungen der Möglichkeit?

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Was geschehen muss: Weiterhin Druck von der Strasse, riesengrosse Mobilisierungen (nicht nur der jungen Klimastreikenden!), Meteosendungen à la Özden Terli im ZDF zur Hauptsendezeit – und weltweit juristischen Druck mit Klimaklagen gegen die Regierungsverantwortlichen. Streiks, Konsumverweigerung, Bürger:innenräte etc.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ganz bei Ihnen. Mit jedem Wort.

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Zum Beispiel eine Gletscherdurchsetzungsinitiative mit retroaktiver Wirkung per 2020?

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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So wie die hier?

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Danke für den Beitrag.

Der amerikanische Komiker Bill Maher hat neulich in einer bitterbösen Satire an die Zoomer-Generation gesagt, sie sollen aufhören, die seinige Generation zu beschimpfen. Ich stiess zufällig darauf.
https://www.youtube.com/watch?v=RYSLyvbR_1w
Und er sagte, ja, unsere Generation hat den Planeten kaputt gemacht und er sagt der Zoomergeneration auch, dass sie dasselbe ebenfalls tun würden.

Die Satire ist bitter, das böse lasse ich weg. Im Grunde genommen müssten wir uns alle zusammen in Grund und Boden schämen. Aber sie zeigt auf, was wir über Generationen hinweg gelebt haben und es nicht im Ansatz geschafft haben, dieses Verhalten grundlegend zu ändern. Aber subjektiv wahrgenommene Normalität hinterfragen wir nicht. Das tut weder die junge Generation noch die meinige und die Generationen davor taten es auch nicht.
Unser Gehirn orientiert sich an dem, was es vorfindet.

Die Generation meiner Eltern hat wohl die Generation ihrer Eltern beschimpft, sie hätten den Grundstein gelegt, für die Zerstörung der Erde. Wohl wahr, dass sich vermutlich jede Generation die Freiheit nimmt, das Leben so angenehm zu machen, wie nur möglich. Und jede Generation findet gute Gründe, warum sie so gelebt hat, wie sie gelebt hat.

Die junge Generation setzt das ebenfalls fort. Sie schauen Netflix, bestellen wie wild Dinge von irgendwo für ein paar Franken und nehmen genau das in Kauf, was meine Generation auch tat und tut: Die Freiheit uns das zu nehmen und zu holen, was uns gefällt. Bill Maher weist darauf hin, dass nicht etwa Klimaschützer die meisten Follower hätten. Nein, die meisten Follower haben Menschen, welche in Saus und Braus leben. Das ist auch eine Normalität und auch diese wird nicht hinterfragt.

Möchten wir tatsächlich den Klimawandel noch abmildern, nicht aufhalten, dann ist das Rezept nicht mehr, sondern weniger. Wir alle wissen, dass uns Technik alleine nicht aus dem Malheure helfen wird. Die Technik rettet das Klima nicht, das Verhalten von uns Menschen tut das. Darüber reden wir nicht, denn es würde verzichten bedeuten. Und verzichten ist ein Fremdwort geworden. Das will niemand. Freiwillig verzichten mochte keine Generation, Verzicht folgt fast immer auf Druck von aussen. Fliegen, einkaufen im Ausland, permanent online sein, das ginge, wenn es uns dann ernst wäre, nur noch eingeschränkt. Aber die Zeit läuft uns davon, weil das Klima nun das Tempo angibt. Das Klima ist schneller geworden als wir Menschen. Die Folgen unseres Handelns der letzten hundert Jahre holen uns sichtbar ein.

Es ist wohl so, dass die neue Generation der alten zurecht Vorwürfe macht. Doch es sei Bill Mahers Satire zu entgegnen, dass meine Generation das Internet und die Handys erfunden hat. Und wir waren es, welche alles noch billiger wollten. Von Ferien bis Benzin und letztlich hin bis zu jeder Schraube und jedem Kleidungsstück. Jede Generation ist für die nächste prägend. Und unsere Kinder sind dank uns mit dieser Haltung aufgewachsen, so zynisch das klingen mag. Aber es ist genau diese Haltung, welche Zoomer Generation als Folge vom Klimawandel um die Ohren geschlagen bekommt.

Es bleibt der neuen Generation nur eines, dieses «Copy-past-Verhalten» zu durchbrechen. Die Verinnerlichung, dass die eigene Existenz bedroht ist. Und das bedeutet, dass das eigene Dasein auch dazu dienen muss, das eigene Handeln auf die nächste Generation abzustimmen. Und damit hätten sie etwas geschafft, was unsere Generation und die letzte und vorletzte auch, nicht geschafft haben: sich selbst aus dem Zentrum des Seins zu nehmen und den eigenen Nabel zu verschieben. Das wiederum würde bedingen, dass wir der nächsten Generation auch ein schönes Leben zugestehen müssten. Oder anders ausgedrückt: vielleicht geht der Wandel nur, wenn wir uns vom Gedanken verabschieden, dass jeder Mensch einzigartig ist. Dieses Attribut wäre ohne Verhaltenswechsel nur noch dem letzten lebenden Menschen auf Erden vorenthalten. Diese Erkenntnis wäre dann zu spät.

Und dass es klar ist: Bei all diesen Gedanken schliesse ich mich selbst mit ein. Und das wiederum ist kein sonderlich gutes Gefühl. Und ich finde Bill Maher’s Satire nicht witzig.

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Es ist schwer zu ertragen, dieses lähmende Gefühl der Ohnmacht. Die aufgezeigten fünf Punkte geben immerhin etwas Ordnung in den Wirrwarr der Emotionen nach dieser – absehbar – enttäuschenden Konferenz in Glasgow.
Wenn ich mir die aktuelle politische und emotionale Lage der Schweiz anschaue, kann ich mir aber nur schwer vorstellen, dass hierzulande irgendeiner dieser Punkte in Angriff genommen werden kann.

  • Das Geld an die Entwicklungs­länder muss fliessen – ja, aber nur, wenn wir davon profitieren können.

  • Die Industrie­nationen müssen nun vorangehen: - ja, aber die andern sollen mal; wir sind doch ein soo kleines Land.

  • Was du heute kannst verbieten, verschiebe nicht auf morgen: - wir lassen uns doch nichts verbieten, das ist ja Diktatur!

  • Es braucht nicht weniger, sondern mehr internationale Kooperation: - Kooperation, was ist das? Wir sind doch ein freies und unabhängiges Land und wollen uns weder von der EU noch von fremden Richtern und überhaupt von niemandem dreinreden lassen. Wir wollen unseren Sonderweg gehen, auch in der Klimakatastrophe.

  • Unternehmen und Banken dieser Erde, profiliert euch! - Ja, mit Quartalsgewinnen und dubiosen Geschäften.

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Wie recht Sie haben - allerdings nicht nur hierzulande, auch weltweit praktisch ausgeschlossen!

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Leser
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Was mir mehr Sorgen macht als das doch eher magere Resultat der Klimakonferenz ist die Haltung der Mehrheitsgesellschaft: Abstumpfung, Überdruss, Verdrängung, die Sehnsucht, dass alles wieder so sei wie vor der Pandemie.
Wie kann ich diese Menschen für unser Anliegen gewinnen? - Da bin ich zur Zeit ziemlich ratlos, und gleichzeitig ist das die Frage, die mich am brennendsten interessiert.
Nachtrag: Soll ich mich freuen über das Dutzend Reaktionen, die mein Beitrag ausgelöst hat? Eine Antwort auf die Frage, die mich am brennendsten interessiert, finde ich nicht - habe ich etwas übersehen?

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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Wie kann ich diese Menschen für unser Anliegen gewinnen?

Ich denke, was helfen könnte, wäre eine "einfache" und personalisierte Liste, was wirklich die wichtigsten Probleme des Einzelnen sind. Auf meine Liste würde vermutlich als erstes stehen: Klimagasemission reduzieren. Aber bereits der nächsten Schritt ist mir derzeit noch nicht klar. Mögliche Punkte wären:

  1. Fleisch und/oder Reis und/oder Käse reduzieren. Um die Prioritäten zu ermitteln nutze ich eaternity.org und openfoodfacts.org aber noch fehlen dort sehr viele Angaben und sind ungenau. Und es sehr mühsam, die Einkäufe zusammenzutragen. Leider möchte die Migros zu meinen Einkaufsquittungen im CSV Format nicht den EAN-Code zufügen. Warum verstehe ich wirklich nicht.

  2. Solarzellen kaufen. Wenn das Konzept des Verdrängungsstrom richtig ist, kann ich damit mit ca. CHF 250 pro t CO2-eq am meisten bewirken. Oder ist MyClimate [myclimate.org] (CHF 27 pro t) doch besser, weil ich da mehr CO2 pro Franken einsparen kann? Oder doch besser climeworks [climeworks.com] (CHF 1'000 pro t), weil der das CO2 effektiv aus der Luft herausgeholt wird und so die Offsetting Effekte kleiner sind? Oder bei der UN für nur CHF 3 pro t?

  3. Oder soll ich erst analysieren, was wirklich das beste ist. Aber wie lange soll ich mir für die Analyse Zeit nehmen? Wenn diese Analyse auch anderen hilft die richtigen Entscheidungen zu treffen, könnte dies die beste Option sein.

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Toll, dass wir das hier diskutieren können. Überdrüssige aller Länder, vernetzt euch!

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Ach ja, die grösste Droge der Menschen, die Antriebsfeder von Betrügern, die einem Glas als Diamanten verkaufen wollen oder einem eine Aktienrendite von 300% versprechen: Hoffnung.
Doch seien wir realistisch, das Ziel von <= 1.5° C bis 2050 ist nicht mehr einzuhalten. Nicht ohne einschneidende Massnahmen von der Poltik gegenüber der Wirtschaft. Und dass das gemacht wird, gehört ebenfalls zum Flash, den die Droge Hoffnung verursacht.

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Daniel Reichenbach
Filmer, Fotograf
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Corona, Klima: Wir Menschen, mich nicht ausgenommen, sind Meister der Verleugnung. Zurzeit bin ich auf La Palma. Heute Morgen um 4 zum Vulkan gefahren, der seine Lava über das schwarze Gestein erbricht. Damit ich diesen Trip von Lanzarote hierher vor mir - und nun vor den Republik-Lesern - rechtfertigen kann, müsste ich mir eine Erzählung zurechtlegen: Lassen wir das. Was mich interessierte: Die Lava verschüttete bis jetzt über 1400 Häuser. Wieso bauen Menschen Häuser in der Nähe eines Vulkans, von dem die Wissenschaft weiss, dass er rund alle 50 Jahre ausbrechen wird? Wieso verleugnen sie die Tatsache, dass es sie und ihre Liebsten treffen könnte? Und ist es dann ok, dass man mit Hunderten von HelferInnen und Millionen von Euro diese (überblickbare) Katastrophe zu lindern versucht?

Ich hab dann dieses bedeutungsschwangere Bild gemacht: Im Vordergrund eine kleine Kirche mit grossem Kreuz auf der Fassade. Dahinter die stiebende Glut des feuerspeienden Vulkans. Aus sicherer Entfernung ein bisschen Apokalypse geschnuppert. Wissend: das Desaster Klima wird bald biblische Ausmasse annehmen (schon klar, Vulkane sind nicht menschengemachte Ereignisse). Ob wir die Kurve am Ende noch kriegen oder kratzen? Wahrscheinlich schon: Aber erst nach ganz viel verbrannter Erde, Leid, Tränen und Tod. So idiotisch sind wir, so pessimistisch bin ich.

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Die fünf Punkte, die Elia Blülle - danke! - für sein und unser aller Seelenheil nach dieser gescheiterten Konferenz auflistet, sind keine grossen Ziele, sondern gerade einmal kleine Hoffnungsfünklein, um selbst nicht total zu resignieren und den ganzen Prozess nicht als totale Katastrophe zu brandmarken. Doch nichts davon ist ausreichend, um die radikale Wende zu schaffen, die die Welt braucht. Wir wissen, dass das endlose Wachstum von Bevölkerung, Wirtschaft und Konsum auf einem endlichen Planeten auch mit allen technologischen Fortschritten und Tricks ein Widerspruch in sich und direkte Ursache des Klimawandels ist. Anreize haben bis jetzt zu wenig gebracht.
Es braucht Verbote.
Es braucht Konsumverweigerung und Druck aus einer Bevölkerung, die sich einstellt auf eine neue Art von Wohlstand (siehe Vivian Dittmar: Echter Wohlstand)
Es braucht Signale aus Kommunen, die Neues wagen.
Es braucht juristischen Druck.
Es braucht die Massen UND die Regierungen.

Neben mir spielt meine kleine Enkelin, ein fröhliches Kind mit wachen Augen. Was kann ich ihr geben ausser meine Zeit, meine Liebe zu ihr und zur Natur, Vertrauen in sich selbst, Resilienz.....? Und wie lebe ich mit all den eigenen Widersprüchen weiter?

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Trotz Enttäuschung und Wut ein konstruktiver Leitfaden - genau den habe ich gebraucht. Elia Blülle, danke.

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Die Industriestaaten müssen nun vorangehen… wie wäre es mit weitgehend autofreien Städten? Das hätte eine grosse Signalwirkung für das sehr verschwenderische Mobilitätsverhalten und könnte mit ein bisschen Willen rasch umgesetzt werden (und umgesetzt werden muss es ja ohnehin irgendwann - lass uns kein Generationenprojekt daraus machen, sondern jetzt handeln!)

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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umgesetzt werden muss es (autofreie Städte) ja ohnehin irgendwann

Auch ohne Bus? Wohl eher nicht, zumal es ja schon Elektrobusse gibt. Aber auch ohne Taxi? Recht bald wird es keine grossen Unterschiede mehr zwischen einen Mietauto, Carsharing, autonomen Autos und "Bus-on-demand" geben. Und ist der "twizy" ein Auto? Ich denke, die Definition, was "autofreie Städte" sind, ist nicht ganz einfach.

Ja, ich unterstütze jede Initiative, die Klimagasemissionen zu reduzieren und die Mobilität ist derzeit ein "Problemfall", aber die meisten Emissionen fallen nicht in der Stadt an. Gut möglich, dass man über "autofreie Städte" lange streiten kann. Zur Erinnerung, wenn wir die 1.5° nicht überschreiten wollen, müssen wir in drei Jahren auf Netto Null sein. Ja, ich weiss, es werden vielfach längere Zeiträume genannt, aber das wäre nur möglich, wenn man in Zukunft massive negativen Emissionen verursacht. Und wenn man zum Beispiel mal ausrechnet, dass wir für die derzeitigen jährlichen Emissionen jedes Jahr den ganzen Planeten zwei mal mit Wald bepflanzen müssten, dann wird deutlich, wie unrealistisch grosse negative Emissionen sind.

Ich plädiere daher dafür, "auf allen Fronten gleichzeitig anzugreifen" und dies geht am effizientesten, indem die Politik schlicht das Ziel vorgibt, also:

  1. Für alle Klimagasemissionen Zertifikate an der frühest möglichen Quelle erheben und nicht wie bisher "in der Mitte", denn nur so können wirklich alle Emissionen erfasst werden

  2. Die Anzahl der Zertifikate jedes Jahr um 14% senken und KEINE mehr verschenken und NIE die Menge erhöhen.

  3. Erzwingen, dass beim Import Zertifikate für alle grauen Klimagasemissionen erworben bzw. beim Export zurückerstattet werden.
    Die Berechnung obliegt dem Im- bzw. Exporteur und ist öffentlich zugänglich. Die Berechnung kann auch geschätzt werden, wenn die Schätzung mindestens den tatsächlichen Klimagasemissionen entspricht.

  4. Ein Einnahmen aus dem Zertifikatehandel werden pro Kopf an die Bevölkerung zurück verteilt.

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Rolf Wilhelm
Elektromobilist
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Während ich den meisten Punkten hier sofort zustimmen würde, finde ich diesen Zertifikathandel irgendwie krank. Jemand, der klimaschädliche Emissionen einspart verdient Geld damit anstelle das dies als Normal angesehen wird. Und jemand, der Emissionen erzeugt, kann sich (für einen vermutlich viel zu geringen Preis) freikaufen.

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Ich bin bereit, viele Ansätze (wenn möglich internationale) zu unterstützen, und ja, am besten würde man bei den fossilen Quellen direkt ansetzen.

Worum es mir bei den autofreien Städten geht:
Man kann den Hebel lokal ansetzen (zumindest müsste das mit etwas Kreativität und Mut seitens rot-grüner Regierungen möglich sein; heute ist alles noch sehr halbherzig trotz laufend zu verzeichnenden Fortschritten) und muss sich nicht noch mühsam international abstimmen.

Wenn die Menschen von ausserhalb merken, dass man nicht mehr mit dem Auto in die Städte reinkommt, dann wird das Auto letztlich entwertet. Und wenn die Menschen von ausserhalb sehen, wie toll das Leben in weitgehend autofreien Städten ist, dann werden sie auch den motorisierten Individualverkehr in ihrer Gemeinde reduzieren wollen.

Der Hebel wäre deshalb gross, weil damit die Nachfrage nach Autos rascher sinken würde, was zu tieferem Energieverbrauch führt (weniger Autoproduktion, weniger Fahrkilometer auch ausserhalb der Städte). Man muss sich einfach einmal vor Augen führen, welches Gewicht/welche Gewichte täglich auf der Erdoberfläche durch die Menschheit verschoben werden! und vielfach völlig unnötig, einfach weil es eben so möglich ist, weil es bequem ist, weil man sich gewohnt ist.

was heisst "weitgehend autofrei", bspw.:

  • Innerstädtische Fahrten sind höchstens auf definierte Sektoren beschränkt

  • Beschränktes Angebot an Taxidiensten für innerstädtische Fahrten

  • Handwerkers- und Transportbetriebe haben Ausnahmebewilligung, Missbrauch wird geahndet

  • wer umsverrecken nicht auf sein Privatauto verzichten kann, der hat es in seiner Tiefgaragen stationiert und darf damit nur in die Stadt raus und wieder reinfahren

und nochmals kurz zur Autoentwertung: die individualisierte Elektromobilität bringt nur teilweise Entlastung (diese Erkenntnis ist ganz wichtig! und gilt vor allem für Städte mit inhärentem grossem Platzmangel)

die Vision, die es so bald wie möglich umzusetzen gilt: mehr Platz für Bäume und unversiegelte Flächen; weniger Lärm (und dazu gehört auch der Rolllärm); mehr Sicherheit (insbesondere für unsere Kinder), ...; ...; viel mehr Lebensqualität.

Lass uns den Vorteil der kurzen Strecken in den Städten nutzen und diese vor allem mit Velo und zu Fuss zurücklegen, oder mit ÖV und ausnahmsweise zwischendurch mit einem Taxi.

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kandidiert für den Genossenschaftsrat
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Sicherlich 5 wichtige Punkte - abschliessend und ausreichend sind sie wohl kaum. Darum gings ja auch nicht...

Zur Ohnmacht, die die Klimakrise auslöst:
Die University of Bath hat vor einer Weile eine äusserst wichtige Studie (preprint) veröffentlicht. Thema war eco anxiety. Befragt wurden ca. 10'000 junge Menschen (16-25) aus verschiedensten Teilen der Welt.

Aus dem Abstract:

Respondents were worried about climate change (59% very or extremely worried, 84% at least moderately worried). Over 50% felt sad, anxious, angry, powerless, helpless, and guilty. Over 45% said their feelings about climate change negatively affected their daily life and functioning, and many reported a high number of negative thoughts about climate change.

Und dann:

Respondents rated the governmental response to climate change negatively and reported greater feelings of betrayal than of reassurance. Correlations indicated that climate anxiety and distress were significantly related to perceived inadequate government response and associated feelings of betrayal

Wenn junge Menschen über eco anxiety sprechen, sprechen sie nicht nur über die Ängste und Ohnmacht, die von der Klimakrise ausgelöst werden, mitgemeint ist immer auch das Versagen älterer Generationen und insbesondere der Regierungen etwas dagegen zu tun. Die COP hat der Weltbevölkerung also wortwörtlich nicht gut getan.
Irgendwie auch gut so... Eco anxiety ist eine nachvollziehbare Reaktion auf die Klimakrise. Beunruhigend wäre, wenn sie ausbliebe.

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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59% very or extremely worried

Wenn man dann noch berücksichtigt, dass wir diese Sorgen mit weniger als 10% der Wirtschaftsleitung los wären, dann wird es wirklich dumm. Und manche schätzen, dass 30% der Arbeit "unsinnig" ist, also keinen gesellschaftlichen Nutzen verursacht. Tja, in der Evaluation des Menschen gab es noch keinen Klimawandel und daher haben wir die falschen Gefühle. Wir müssten unseren Verstand gebrauchen, aber das braucht Mut, wie schon Kant "meinte" ...

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kandidiert für den Genossenschaftsrat
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Jetzt müssen Sie mir auf die Sprünge helfen: auf welcher Ebene der Ironie bewegen Sie sich? (Ab "Evaluation ...", der Referenz auf Graeber kann ich noch folgen)

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Es wäre an der Zeit, dass ein einflussreicher Wirtschaftsraum (EU?, USA?, Kalifornien? ) vorangeht und CO2 (equivalente) einfach verbietet: alle Produkte und Dienstleistungen müssen bis ins Jahr X netto CO2 frei sein - inklusive weltweite Lieferketten und voller Lebenszyklus. Angefangen jetzt und jedes Jahr ein paar Prozent weniger Freiraum. Wie die vorgeschlagene EU Grenzabgabe aber konsequenter.

Dieses System wäre ein regulatorisches Buchhaltungsmonster, aber nichts, das grosse Firmen nicht bewältigen könnten - oder schon tun, für Vorschriften wie SOX (USA) oder GDPR (EU).

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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einflussreicher Wirtschaftsraum

Warum nicht die Schweiz? Oder, solange die Schweiz es noch nicht umsetzt, warum nicht Sie und ich? Bilden wir doch einfach einen virtuellen CO2-freien "Staat".

bis ins Jahr X netto CO2 frei sein

Was heisst das genau und wie soll das gemessen werden? Wenn ich zum Beispiel ein gebrauchtes Auto ins "nicht CO2 freie" Ausland verkaufe, bekomme ich dann die CO2-Emissionen zurückerstattet?

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Dies würde vermutlich ähnlich funktionieren, wie die Mehrwertssteuer - byzantinisch kompliziert aber machbar. Konsumentys und Kleinfirmen, die im CO2 freien Regime operieren (alle Einkäufe sind immer 100% CO2 frei) würden bei einem Export vermutlich keine virtuelle CO2 Senke verbuchen können, eine Firma, die ihre Lieferkette ganzheitlich kompensiert vielleicht schon aber nur solange das exportierte Produkt noch CO2 behaftet ist (der Gebrauchtwagen also vermutlich nicht).

Ein kleines Land wie die Schweiz könnte dies im Alleingang tun, hätte aber vermutlich wenig Einfluss auf das Verhalten der Weltwirtschaft. Der schweizer Binnenmarkt ist zu klein - Firmen könnten ohne grosse Verluste aufhören hier zu verkaufen oder einfach den nominalen Strafzuschlag auf den Preis schlagen. Kaum eine globale Firma kann sich erlauben nicht mehr in die EU oder US zu exportieren oder dort einen im Vergleich zu Konkurrenten unattraktiven Preis zu haben.

Viele Firmen würden vermutlich eine "saubere" und eine "schmutzige" Produktion und Lieferkette aufbauen aber auch schon dazu braucht es eine ganzheitliche CO2 Buchhaltung und Optimierung.

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Punkt 3, Ölheizungen. Ich unterstütze ebenfalls die Idee mit Rohstoffen sparsam um zu gehen. Sollte man Ölheizungen verbieten, ist jedoch eine finanzielle Unterstützung für die "Umrüstung" wirklich nötig. Meine Eltern besitzen z. B. ein altes Haus mit Ölheizung. Dummerweise sind Solaranlagen verboten, weil das Haus im Dorfkern steht. Zur Ölheizung haben sie zusätzlich eine Luft-Wärmepumpe. Um jedoch komplett vom Öl wegzukommen bräuchten sie eine Erd-Wärmepumpe. Nur können sie sich diese finanziell nicht leisten.

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Zuständigen für den Dorfkern ernsthaft etwas gegen terracotta Solarziegel einwenden können.
Zur Finanzierung gibt es inzwischen genügend Firmen, die das im Rahmen eines Contractings gerne übernehmen.

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Okay und Danke für die Info.

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Der 6. Punkt, der nicht in Glasgow verhandelt wurde, scheint mir der entscheidendste: Der Druck von der Strasse, der Druck, den ich als Bürger auf die Politik und ich als Konsument auf die Wirtschaft ausüben kann. Nicht zuletzt, die Einstellung zur Klimakrise, die ich als soziales Wesen an meine Mitmenschen weitergeben kann. Weiter freundlich darauf hinweisen, dass die Klimakrise DAS dringende Thema ist und dass es Wege gibt, das Problem zu lösen. Noch haben wir eine Chance!

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wenn ich es richtig verstanden habe, besteht eine kleine Chance unser Klima zu stabilisieren falls wir den Temperaturanstieg vor 1,5 Grad stoppen. Da werden wir in wenigen Jahren dran vorbeirauschen (mit hohem Tempo in die falsche Richtung). Falls wir den Anstieg nicht stoppen, wird das Klima der Erde sich weiter erhitzen, da dann die bisher ermittelten 15 Kipppunkte alle aktiv werden und nicht mehr aufhaltbar sind.
Zurück zu dieser kleinen chance also!
Wie können wir diese Erkenntnis ernst nehmen? Wie wollen wir glaubhaft andere überzeugen, dass radikale Aktion nötig ist? Freundlich? ernst? verzweifelt? wie Extinction Rebellion?

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Die Begrenzung auf 1,5 Grad ist leider nur noch theoretisch erreichbar, praktisch ist das nicht mehr möglich, weil die nötigen Massnahmen bereits in Kraft sein müssten.

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Welche Möglichkeiten haben wir? Still und leise oder sogar vorwurfsvoll zuschauen, wie die Katastrophe eintritt oder wir nutzen die kleinste Chance, die wir haben. Wieso nicht Extinction Rebellion? In der Schweiz gibt es keine fff, die in anderen Ländern bereits viel bewegt haben, sehr viele Menschen aufgeweckt haben. Der Blick nur in die Schweiz stimmt im Moment tatsächlich eher traurig. Aber eben, jeder hat die Möglichkeit, mit anderen zu sprechen, sie zu informieren, sein Kauf- und Konsumverhalten zu ändern, sein Leben umzustellen.

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Vielen Dank, Elia Blülle ! Gibt es eine Liste der 100 Konzerne? Wäre die zu haben?

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Als Motivation kann ich auch den Soundtrack von Mad Max empfehlen:, denn so könnte unser Plan B aussehen, falls wir es nicht schaffen.

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Mir hat in meiner masslosen Enttäuschung über die mehr als dürftigen Resultate der Klimakonferenz der Vortrag von Tony Seba etwas Hoffnung zurückgegeben, dass trotz der ganzen Vogel Strauss Politik eine Welle der Disruption doch noch zu einer Wende führt. Die Hoffnung stirbt zuletzt … https://youtu.be/KgymYCRWbis

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Unser Problem um vom Oel wegzukommen ist der Strom. Die Windenergie ist blockiert, weil Niemand ein Windrad in Sichtweite haben will. Die Solarenergie ist blockiert, weil Wegelagerer die Infrastruktur gestohlen haben und eine vernueftige Verguetung blockieren. Zur selben Zeit wie der Konsument wegen Mangels Hochtarif bezahlt, bekommt der Erzeuger Niedrigsttarif wegen Ueberangebot. Was den nun ?
Kernkraft sollte man wegen den Kosten vergessen. Eine Versicherung hatte bisher kein Werk. Sollte aber sein. Da der bisherige Abrissfond irgendwie nicht existiert, resp gestohlen wurde, muessen wir fuer ein neues Werk auf einer Vorauseinzahlung bestehen. Ein Abbruch kostet vielleicht 50 Milliarden in 50 Jahren. Sinnvollerweise deponiert bei der Nationalbank, das waere dann vielleicht verzinst zu 1%, negativ. Also waeren heute 90 Miliarden vorzuschiessen, plus allenfalls eine Teuerung. Zudem waere die Bauzeit zu lange um schnell genug einen Beitrag leisten zu koennen. Wer macht ein Crowd Funding?
Solarstrom benoetigt Speicherkraftwerke. Die Grimsel Staumauer ist eher ein Witz. Die reicht bei weitem nicht. Da sollte unten im Tal noch ein See sein.
Nebenbei. Bei mir gibt's naechstes Jahr ein Solardach.

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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Solarenergie ist blockiert

Und unserer Gemeinde können Sie noch in Solarstrom investieren und ich denke in vielen anderen Gemeinden auch. Wenn das in ihrer Gemeinde noch nicht gehen sollte, dürfen die gerne das Konzept übernehmen.

Bei mir gibt's naechstes Jahr ein Solardach.

Sehr gut. Vielfach werden inzwischen auch Batteriespeicher gefördert, damit die Eingenverbrauchsanteil steigt. Vielleicht können Sie sich ja hier noch ein paar weitergehende Ideen abschauen.

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Ja, sicher kann man investieren. Allerdings muss man den Installateur dazu prügeln, das Dach voll zu machen, denn die wollen nur soviel verbauen wie der eigene Verbrauch ist. Ungeachtet des Elektroautos, welches in ein paar Jahren vor dem Haus steht. Hier werden die Leute maximal demotiviert, mehr Fläche zu verbauen. So wird das Ganze nichts.

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Danke für den ersten Punkt: Als Mitarbeiterin von Entwicklungsorganisationen habe ich die Auswirkungen des Klimawandels in bereits prekären Ernährungssituationen gesehen, mit den Menschen da gesprochen. Klimagerechtigkeit zu schaffen ist ebenso wichtig, wie als Beispiel voranzugehen. In der Umsetzung bleibt es schwierig, natürlich.

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„Wenn eine [] weltweite Partnerschaft innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht zustande kommt, so werden, fürchte ich, die erwähnten Probleme derartige Ausmaße erreicht haben, daß ihre Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt.“
U Thant, Generalsekretär der Vereinten Nationen, 1969.

Wir alle wissen seit Jahrzehnten, was zu tun wäre. Elia Blülle präsentiert übersichtlich die nötigen Massnahmen. Nur: Wir tun es nicht. Und die anderen tun es auch nicht. Es stimmt mich nicht zuversichtlich und ist wenig glaubwürdig, wenn man Jahr für Jahr die gleichen Ideen und Forderungen hört, die jetzt sofort umzusetzen seien, bevor es zu spät sei.

Vielleicht sollten wir einsehen, dass wir die grossen Klimaziele nicht erreichen werden. Zu komplex sind die weltweiten wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge. Zu unberechenbar die langfristigen Klimabewegungen. Das heisst aber nicht, dass wir nicht trotzdem mit aller Kraft die 5 behandelten Punkte einfordern sollten; aber dabei vielleicht kleinere, realistischere Ziele setzen und Strategien entwickeln zur Bewältigung der so oder so zu erwartenden Folgen des Klimawandels.

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Theologe & Religionspädagoge
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Vielleicht gibt es noch andere Wege, um Innovationen durchzusetzen als die Politik, wenigstens Politik nach aktuellem Muster. Und vielleicht ist ganz gut, dass diese Politik jetzt versagt. So weiter geht nicht.

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Rolf Wilhelm
Elektromobilist
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Nicht nur die besagten 100 Konzerne wären als Liste spannend, sondern auch die Emissionen pro Einwohner. Ich bin mir sicher, dass wir auf der Nordhälfte etwas tun müssen und die Staaten auf der Südhalbkugel eigentlich eher wenig. Klar muss denen geholfen werden, aber ich glaube (bis ich die Zahlen gesehen habe) eher nicht daran, dass so viel Gelder von uns in den Süden fliessen müssen.

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Das Geld soll vor allem auch in die 50/50 in die Absenkung und Adaption fliessen. Ausserdem haben wir eine historische Schuld. Die 23 reichsten Länder sind für 50 Prozent aller Emissionen verantwortlichen. Die anderen über 150 für den Rest.

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Die Alternative sehen wir bereits an der EU Aussengrenze. Mir persönlich gefällt diese Alternative überhaupt nicht, ich schäme mich dafür!

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Rolf Wilhelm
Elektromobilist
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Spannend. Liegt Platz 1 von Katar an der Erdölförderung, werden die CO2-Emissionen auf die Quelle zurückgeführt? Wenn das so wäre, fände ich das nicht richtig: ich würde das spontan dem Verbraucher anlasten, für den das passiert.

Das Australien so weit oben steht habe ich erwartet und hatte die bewusst ignoriert bei meiner Polarisierung Norden/Süden. Ich hatte da eher Afrika im Sinn.

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Rolf Wilhelm
Elektromobilist
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Bin mir gerade nicht mehr so sicher, ob meine Idee, das "pro Kopf" anzuschauen, zielführend ist :-(

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Sehr toll, danke für diese kämpferische Liste inkl. passendem Soundtrack!

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Witziger und treffender Text! I love it!

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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geht voran!

Und wenn es die Staaten nicht machen, dann eben jeder selber. Warum gibt es keinen Wettbewerb für die am meisten "klima-positive" Person? Ja, das ist nicht ganz leicht zu bestimmen, aber wenn wir unter den Augen der Öffentlichkeit die Berechnung laufend verbessern, kann dies die Grundlage für eine genaue Berechnung des Klimazolls sein. Und dies könnte der Politik die Angst vor einseitigen Massnahmen nehmen. Wer macht mit?

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Ich meine mich zu erinnern, dass Sie etwas in der Richtung schon mal präsentiert haben… und dass ich damals ziemlich schnell überfordert war, das ganze System zu verstehen. Und worauf ich mich in der Folge genau einliesse, wenn ich mich auf das «Spiel» (wars nicht sowas wie ein Spiel, aber ein ernsthaftes?) einliesse.
Können Sie das nochmals erklären, oder passt es nicht hierher?

Ich ertappe mich zum wiederholten Mal dabei, wie bestimmt auch andere, dass ich einer Aufforderung zu konkretem Handeln «im Prinzip» gerne folgen würde, dann aber doch darauf verzichte (davor zurück schrecke), weil ich befürchte, dabei jemandem, den ich nicht kenne, auf dünnes Eis zu folgen. Dabei wäre doch gerade wie Sie anregen, als Individuum konkret zu handeln wo die Führung des Kollektivs kneift, so wichtig, um etwas zu bewegen.

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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Ja, es geht nur um ein "Spiel" ohne jede Verpflichtung. Ähnlich wie bei den Schrittzähler Apps geht es nur darum, sich selbst zu motivieren, mehr für den Klimaschutz zu tun. Und vor allem um den Austausch und die Ideenfindung. Im allerersten Schritt ginge es nur darum, ganz grob zu berechnen, wir der eigene CO2-eq Fussabdruck ist, wie dies auch viele CO2-Rechner machen. Im zweiten Schritt geht es dann darum die Berechnung zu verfeinern und sich bewusst zu machen, durch welche Verhaltensänderungen man am besten etwas zum Klimaschutz beitragen kann.

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Oelheizungen verbieten, keine Autos in den Städten; schön und gut, aber viel zu kurz gegriffen. Bewohner von Mietwohnungen haben keinen Einfluss auf die Heizungsform. Bei installieren neuer Heizungen steigen die Mieten an, die dann unter Umständen nicht mehr gezahlt werden können.
Aus der Stadt raus mit dem Auto und dann den ganzen Event- und Touristenverkehr mit verbundenem Lärm einfach aufs Land verlagern? Na danke schön. Wäre dann die Bereitschaft für ein verkehrsfreies Wochenende pro Monat auch da? Notdienste wie Polizei, Sanität, Feuerwehr und Veterinär natürlich ausgeschlossen.

Konsumverweigerung? An die Vernunft appellieren? Vergebliche Liebesmüh. Wird die breite Masse nicht interessieren.

Am wirkungsvollsten wird wohl die Steuerung über das Portemonnaie sein. Je mehr Energie in einem Produkt steckt und je weiter her ein Produkt kommt, desto mehr kostet es. Neuprodukte sollen preislich so gestaltet sein, dass sich die Reparatur wieder lohnt. Jetzt wird ja meist neu gekauft und das kaputte weggeschmissen.
Je weniger Verpackung, Verarbeitung und je kürzer der Transportweg, desto günstiger. Nicht umgekehrt wie das jetzt der Fall ist.

Meines Erachtens ist auch ein Problem der Misere, dass die Dinge keinen Wert mehr haben. Somit entfällt auch die Wertschätzung.

Das Elementarste, die Nahrung soll immer billiger sein, damit man vom Rest möglichst alles konsumieren kann. Vor allem Wohlstandsverwöhnte sollten sich gezwungenermassen wieder Prioritäten setzen. Will ich nun diese Reise machen oder mir lieber ein neues technisches Spielzeug anschaffen.

Gepaart mit einem Grundeinkommen oder zumindest einer Arbeitswelt, in der der Leistungsdruck nicht so zerstörerisch ist und man nebst der Arbeit auch noch Zeit zum Leben hat und den Stress und die Unzufriedenheit nicht mit Konsum kompensieren muss, ist weniger tatsächlich mehr.

Es wird immer wieder von artgerechter Tierhaltung geredet. Zu Recht auch. Auch wenn es da noch viel zu tun gibt.
Ich meine, man muss auch mal von artgerechtem Menschendasein reden. Was wir jetzt erleben ist nicht artgerecht. Weder für unsere gestresste Lebens- und Arbeitsweise noch für diejenigen die unter unserem Konsumverhalten leiden.

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Meines Erachtens ist es schwierig bis unmöglich für eine Einigung, wenn die Teilnehmer der COP-Konferenzen eine andere Grundhaltung haben und deshalb eine andere Diagnose machen und eine andere Therapie verfolgen. Die UNO geht aus vom Menschenrecht, um diesem gerecht zu werden, macht sie die Diagnose: Krieg der Menschheit gegen die (Mutter)Erde und fordert, dem selbstmörderischen Treiben ein Ende zu setzen. Die andere Seite will das Klima schützen, den Krieg aber weiterführen, sie versteht die COP-Meetings als Abrüstungsgespräche: du verzichtest auf diese Atomraketen und dann werde ich unter den meinen diese Sorte beseitigen, und der technische Fortschritt wird uns dabei nützlich sein, das kostet, schafft aber Arbeitsplätze, heikel ist die gegenseitige Überwachung, da müssen wir noch Fortschritten machen...
Die UNO machte diese Abrüstungsgespräche über Atomwaffen überflüssig, als sie allein den Besitz von letzteren als unvereinbar mit dem Menschenrecht diagnostizierte und aus Achtung vor dem Leben deren Abschaffung fordert.
So ist das mit dem Klima: die einen wollen es schützen, die anderen fordern das Ende des Krieges gegen die Erde, also gegen das Klima, aber auch gegen den millionenfachen jetzigen Tod durch diesen Krieg (vgl. Luftverschmutzung: mehr als 300'000 Tote/J in Europa, das ist legalisierter Homizid).
Wer eine lukrativen Krieg gegen die Erde führt und von Klimaschutz spricht, erscheint mir nicht sehr glaubwürdig.

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Christian Kohler
Selbständig
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👍🙌

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Theologe & Religionspädagoge
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Vielleicht sollten wir anders kommunizieren. Über „Das schaffen wir gerade noch, wenn…“, „Das wird knapp“, „Das ist aussichtslos“, etc. lässt sich endlos debattieren, und wir kommen nicht vom Fleck.
Ichbotschaften wie „Ich habe Angst, dass wir das nicht mehr schaffen“ oder „Ich bin zuversichtlich, dass wir, wenn alle anpacken…“ zusammen mit konkreten Forderungen lassen Personen in Schlüsselpositionen – und uns allen – weniger Raum um sich wegzuducken, wenn sie direkt konfrontiert werden.

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Konzis und auf den Punkt gebracht. Mehr wäre leeres Geschwätz. Danke!

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Realist
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Ich möchte allen das neue Buch von Harald Welzer "Nachruf auf mich selbst" wärmstens ans Herz legen. Vor allem aber Jenen, die nach wie vor behaupten wir könnten alleine mit technischem Fortschritt (ich spreche bewusst nicht von Innovationen) die Kurve noch kriegen.

Hier ein Auszug dazu aus: https://www.br.de/kultur/harald-wel…t-100.html

"Die Masse der von Menschen hergestellten Objekte", schreibt er, habe sich "seit 1900 etwa alle 20 Jahre verdoppelt". Im Jahr 2020 habe die "tote Masse", also Häuser, Asphalt, Maschinen, Autos, Plastik, Kühlschränke, Computer und so weiter, die Biomasse erstmals übertroffen. Zugleich sei "die Biomasse aller Wildtiere" in den letzten fünfzig Jahren "um mehr als vier Fünftel geschrumpft". Im Gespräch erläutert Welzer diesen Befund: "Das heißt, das, was von irgendwelchen natürlichen Stoffen in Produkte verwandelt worden ist, ist mehr als das, was an natürlichen Stoffen da ist. Und da würde ich sagen, davon geht nichts Gutes aus. Weil am Ende leben wir von dem, was Biologie und Physik uns geben. Und das kann man nicht künstlich ersetzen. Das ist irre, oder?"
"Mit anderen Worten: Die Welt wird in immer noch wachsender Geschwindigkeit von einer natürlichen in eine künstliche oder besser: von einer lebendigen in eine tote umgewandelt. Hergestelltes schlägt Biomasse. Totes schlägt Lebendiges."

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