Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



· editiert

Danke für diese detaillierte Chronologie einer krassen Fehlentwicklung. Ein entscheidender Hintergrundaspekt zu dieser gesamten Entwicklung verdient meines Erachtens noch erwähnt zu werden:

Einer der kapitalsten Fehler im Umgang mit COVID-19 bestand darin, dass man Massnahmen zur Eindämmung der Fallzahlen immer vor dem Hintergrund eines vermeintlichen Gegensatzes zwischen wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Interessen diskutierte.

Gewonnen haben dann die wirtschaftlichen Interessen mit dem irrgeleiteten Narrativ, dass man zum Wohl der Wirtschaft bis zum Erreichen der Belastungsgrenze des Gesundheitssystems mit Eindämmungsmassnahmen warten solle.
Eine Pandemie bekämpft man jedoch erfolgreich nur in der frühen, flachen Phase der Exponentialkurve und nicht dann, wenn einem in der späten, steilen und hochgradig volatilen Phase die Fallzahlen um die Ohren fliegen. Auch für die Wirtschaft ist die erfolgreiche Abfederung der Seuchenausbreitung auf niedrigem Niveau die einzige nachhaltige Schadensminimierung.

Aber das hat man wohl noch immer nicht kapiert. Denn bis zum heutigen Tage diskutiert man das Abwägen der Massnahmen als: Pandemie laufen lassen ("im Interesse der Wirtschaft handeln") versus Eindämmungsmassnahmen ("Krankheits- und Todesfälle minimieren"). Und in der Schweiz gewinnen dann natürlich die "Wirtschaftsinteressen". Bloss dass die reale Wirtschaft letztendlich eben doch nicht gewinnt, weil ihr mit dem Chaos einer schlecht gemanagten Krise nicht gedient ist.

Das Virus hat seit Anfang der Krise nicht stark mutiert. Die Schweiz hingegen mutiert von einem Seldwyla der Pandemievorbereitung zu einem Absurdistan der Pandemiebekämpfung.

92
/
6
Betroffen wie alle
·
· editiert

Herr M., da kann ich Ihnen nur zustimmen. Zugleich fürchte ich dass man Ihre Feststellungen ohne Weiteres sogar noch zuspitzen kann.
Als vor 20 Jahren zugezogener Ausländer aus dem Norden, der im Laufe eines langen Lebens in vielen Ländern leben durfte, gewinne ich momentan den Eindruck, dass die entsetzliche, jahrhundertelange Armut dieser Alpenföderation eine aberwitzige Angst vor materiellem Abstieg hinterlassen hat, aus der sich die Bürger auch drei Generationen weiter noch nicht ganz lösen können. Das wirkt schon fast wie genetisch fixiert und hört nicht auf, egal wie gigantisch der persönlche Wohlstand im internationalen Vergleich ist. Das Interview im 19-Uhr-Newsletter von vorgestern ("Miriam", eine Krebspatientin) bringt es auf den Punkt: was für ein Haufen mitleidloser Sissies! Selbst die kleinste Gefährdung des Wohlstandes, die kleinste Zumutung zerstört die dünne Firnis der Zivilisation, und die Schwächsten werden aufgefordert doch bitte per Patientenverfügung den Weg zur Erholung der Wirtschaft frei zu halten. Die Wirtschaft scheint der Gott des Landes zu sein, dem man nötigenfalls willig Menschenopfer bringt. Ich habe dieses Land und seine grossartige Gesellschaftsordnung immer bewundert. Doch im Moment lerne ich, dass der Griff ins Portemonnaie - auf höchstem Wohlstandsniveau - eine derart grausame Herzenskälte ans Licht bringt wie es sie zuletzt in der bitterarmen Schweiz des vorletzten Jahrhunderts (und vielleicht noch während der Weltkriege) gegeben hat. Beängstigend ist die Vorstellung was hierzulande los sein wird wenn die Folgen der globalen Erwärmung einmal richtig spürbar werden, die Gletscher weg sind und die Flüsse versiegen. Ob auch dann noch der Fetisch Wohlstand geschwenkt wird? Ich weiss es nicht. Doch ich beginne das Schlimmste für möglich zu halten.

14
/
2
Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
·

Danke für den Artikel. Ich verstehe nicht, warum es bis heute keine vernünftigen Zahlen zum Kontakt gibt. Singapur macht vor, wie das geht und hat Erfolg damit.

4
/
1

Falls das Contact Tracing skaliert hätte und nicht nur zeitlich nach vorne sondern auch zurück geschaut hätte, dann wüssten wir es...

3
/
1
ehemalige BAG-Mitarbeiterin
·

Exzellente Recherche.
Bleibt noch anzufügen, das die Kantone rund 4 Wochen brauchten, um sich zu einigen, welche Daten man mit dem Contact Tracing erhebt und welche es bis auf Stufe Bund braucht. Beim BAG wurde bis in den Sommer in der genannten Abteilung gearbeitet bis zum Umfallen, auch am Wochenende. Auf die Bitte um Priorisierung der Aufgaben hat die Amtsleitung nicht reagiert. Das hat sich erst mit der neuen Amtsleitung geändert. Auch Kuster wurde wohl einfach verheizt. Und der Druck und Einfluss der Wirtschaft ist in der CH immens! Das ist meine Haupterkenntnis in dieser Pandemie: wie unglaublich wirtschaftsfreundlich die CH ist!

Krisen brauchen schnelle Entscheidwege, 1 Stimme, klare Messages. Auch Deutschland ist sehr föderal organisiert. Hat aber die Kurve im Herbst noch rechtzeitig bekommen und auf die Wissenschaft gehört. Ich bin echt enttäuscht, dass die CH das nicht besser hinbekommt und man jetzt achselzuckend täglich 80-100 Tote und zig Hospitalisierte in Kauf nimmt. Und den Leuten sagt: arbeitet daheim, trefft so wenig Leute wie möglich, aber ins Restaurant und zum Shoppen dürft ihr trotzdem...

67
/
3
Elia Blülle
Journalist @Republik
·
· editiert

Danke für das Kompliment. Wir recherchieren weiterhin im Umfeld des BAG – und können uns gut vorstellen, die Rolle des Amtes noch weiter auszuleuchten. Ihre Meinung und ihre Einblicke würde mich interessieren. Könnten Sie sich vorstellen, mich zu kontaktieren? Ich garantiere Ihnen Quellenschutz und absolute Vertraulichkeit. Für weitere Recherchen sind wir auf Menschen angewiesen, die das Amt gut kennen.

Sie erreichen mich unter: elia.bluelle@republik.ch

24
/
4

Vielleicht solltet ihr mal Secure Drop zur Verfügung stellen. Nicht wie SRF mit ihrer "SRF Investigativbox", einem lächerlichen Kontaktformular.

4
/
0
· editiert

Der kapitalste Fehler lag und liegt von Anfang an im blinden Vertrauen der Obrigkeit in den PCR-Test, der bei der verwendeten hohen Anzahl von Vermehrungszyklen nicht mehr vor allem die virulenten Erreger, sondern bloss noch deren inaktive kurze RNA-Bruchstücke nachweist. Ab 35 Zyklen liegt der letzere Anteil bei 97%, also führt dies zu einer massiven Überschätzung effektiv infizierter Personen. Quelle: Rita Jaafar et al.(2020), publiziert auf doi.org/10.1093/cid/ciaa1491 .
Solange die Testlabors nicht publizieren, wieviele Zyklen sie verwenden, sind die Resultate nicht stichhaltig.

8
/
51

Und all die Menschen sterben, weil sie fälschlicherweise meinen, positiv zu sein?

49
/
5

Lieber Herr R.,

Für eine detaillierte Diskussion der PCR-Tests fehlt gerade die Zeit, wir brauchen sie aber auch nicht: Was die Ernsthaftigkeit der durch Sars-CoV-2 ausgelösten Krankheit angeht, möchte ich möchte Ihnen die Kurve der hospitalisierten Covid-19-Patientinnen ans Herz legen, die Sie etwa jeweils am Freitagabend in unserem Covid-19-Newsletter sehen können. Oder, wie Frau Hartmann suggeriert, die Kurve der Todesfälle.
Was Testing als Strategie angeht, ergibt sich aus weltweiten Daten sowie unserer Recherche eine ziemlich klare Linie: Früher und mehr testen = früher und mehr wissen = eine bessere Kontrolle der Epidemie.

43
/
4

Ich glaube, es führt schlimmstenfalls zu einer Überschätzung der noch infektiösen Personen, nicht der infizierten. Um noch Virusfragmente nachzuweisen, müssen die kompletten Viren zunächst vorhanden gewesen sein. Die Anzahl der Zyklen ist meines Wissens zwischen den verschiedenen Testverfahren auch nicht direkt vergleichbar, so wie auch für andere Parameter je nach Labor verschiedene Normwerte gelten.

10
/
3

Einverstanden, das ist ein wichtiger Punkt, aber Vorsicht! Die Anzahl Zyklen sind von Labor zu Labor (und vom einen verwendeten Testkit zum andern) nicht vergleichbar! Das BAG hat es nicht geschafft oder nicht für nötig befunden, für die PCR-Tests verbindliche Richtlinien festzulegen, die die Vergleichbarkeit gewährleisten würden; möglich wäre z.B. auch die Einführung einer regelmässigen Inter-Labor-Kalibrierung. Entscheidend ist m.E. dass beim BAG das fachlich-technische Knowhow zuoberst in der Geschäftsleitung viel zu schwach vertreten ist, dort sitzen v.a. Juristen, Manager, Verwaltungsfachleute, und die machen dann, was sie können ...

6
/
1

Ein grosser Dank den Autorinnen und Autoren für diese ausgezeichnete Übersicht, die hilft, viele Ungereimtheiten und Unklarheiten in unserer Pandemie-Nicht-Bewältigung besser einzuordnen.
Es zeigt sich, dass ein föderalistisches System mit viel zu vielen Playern und Interessengruppen nicht geeignet ist, in Notfallsituationen rasch und klar zu handeln und sich auf eine klare präventive Strategie zu einigen. Auf Grund der unterschiedlichen politischen Machtkonstellationen in den verschiedenen Kantonsregierungen ist es gar nicht möglich, dass sich die Kantone auf eine einheitliche Linie festlegen können.
Jede Notfallsituation, sei es eine individuelle oder eine gesellschaftliche, braucht eine Vorausplanung und eine zentrale Koordination. Das ist grundlegend, und das müssen wir aus diesem Versagen lernen.
Was im Artikel zu wenig betont wird, ist die Tatsache, dass der Bundesrat alles andere als eine Einheit bildet und dass auch dort, wie überhaupt in der ganzen Pandemiebekämpfung kurzfristige und unkoordinierte Wirtschaftsinteressen ein viel zu grosses Gewicht haben.
So stehen wir denn vor der Tatsache, dass unser Land, das wir so gerne als Musterland bezeichnen, mit Erkrankungs- und Todesfallzahlen dasteht, die zu den höchsten weltweit zählen.
Es geht nicht einfach darum, Schuldige zu benennen und sich so aus der Verantwortung zu stehlen. Wir alle sind in dieser Situation gefordert, wir alle stehen vor einer ganz neuen Situation, die uns in vielem überfordert.
Aber wir können und müssen lernen. Und zwar rasch. Hier sind wir alle, vor allem aber auch unsere politischen Verantwortungsträger, gefordert.

44
/
1
Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
·
· editiert

Dieses überhebliche Virus will sich einfach nicht auf den Sonderfall Schweiz einstellen. #wasmeinteseigentlichweressig #heinomol #demzeigemersaber </irony>

43
/
3

Soviel Ängste, soviel negative Energie. Was haben die Medien bloss mit den Menschen gemacht?

9
/
26

Sind Sie denn der Meinung, Ihr eigener Kommentar strahle positive Energie aus?

44
/
6

Hahahahh, das ist das Beste, das ich heute gelesen habe! Bravo, gut gesagt!
hahahhahahah

3
/
1
· editiert

Nun, ich erinnere mich sehr deutlich daran, welche Empörung und Verhöhnung Daniel Binswanger hier regelmässig entgegen schlug, wenn er in seinen Corona-Artikeln vor der immer grösser und ernster werdenden Gefahr warnte, immer eindringlicher warnte.

Es sind doch nicht nur die Politiker und Behörden, die versagt haben und weiter versagen. Es sind ebenso grosse Teile der Bevölkerung, die nicht wirklich erkennen wollten, was sich da zusammen braute. Ich glaube nicht, dass es Orientierungslosigkeit war. Man wollte die Realität bzw. die Gefahr schlicht nicht wahrnehmen. Das verantwortungslose Verhalten sehr vieler Menschen in der Öffentlichkeit seit der schnellen Öffnung im Sommer sprach doch eine unmissverständliche Sprache.
Ein grosser Teil unserer Gesellschaft hat offensichtlich verlernt zu verzichten. Das Wichtigste sind dann die eigenen Bedürfnisse und deren unverzügliche Befriedigung. Und je reicher und verwöhnter eine Gesellschaft ist, desto weniger mag bzw. vermag sie zu verzichten. Ohne die Fähigkeit zum Verzicht hat eine Gesellschaft so oder so ganz schlechte Karten angesichts einer gefährlichen Pandemie.

47
/
9

Die Verlustangst scheint in der Tat sehr hoch zu sein. Schweizer und Schweizerinnen sind prima versichert und wählen oft sehr konservativ, vor allem wenn mit "Wirtschaftsstandort" und "Gefährdung von KMUs" geworben wird.

13
/
1

Ein Teil unterschaetzt(e) die Gefaehrlichkeit. Der Tatsache, andere gefaerden zu koennen wird keinerlei Bedeutung beigemessen. Also geht also ausschliesslich um die Wahrnehmung der eigenen Gefährdung. Solange kaum jemand effektive Fälle kennt, sind Zahlen der einzige Zugang.
(In meinem Bekanntenkreis trat der erste Fall anfangs diesen Monat auf und scheint gut zu verlaufen) Dazu fehlen einfach noch die Zahlen. Es gibt eine Gruppe, unbekannter Grösse, welche bei einer Infektion keinerlei Symptome hat. Dazu wäre eine Statistik von Häufigkeit zu Alter hilfreich. Ungünstig wenn nur die Faelle mit Symptomen getestet werden...
Und dann gibt's eine Gruppe unbekannter Grösse welche Langzeitschäden davontraegt. Wobei Langzeit bis jetzt auf ein Jahr erfassbar wäre. Wie ist die Statistik dieser Gruppe als Schwere gegen das Alter ?
Da solche Statistiken die einzigen Möglichkeiten sind die Leute zu erreichen, müssen wir sie eben erarbeiten.
In dem Sinne .. je mehr Fälle wir haben, desto schneller haben wir diese Zahlen beisammen. Vorher geschieht nichts.

4
/
0

«Vielversprechender erscheint uns ein Werkzeug­kasten von möglichen Massnahmen, die man im Vorhinein festlegt – ohne sie an exakte Eckwerte zu knüpfen. So hat man die Freiheit, flexibel auf die Pandemie zu reagieren. Wenn Kantone aber für sich selber ein Ampel­system für richtig halten, können sie das selbst­verständlich anwenden.»
Haben wir an führenden Positionen nun lauter Heilpädagogen, Maltherapeuten und Rudolf-Steiner Lehrer? Während ich das als pädagogische Massnahme sehr sinnvoll erachte (ich möchte hier keine Berufsgruppe beleidigen) finde ich es doch als Führungsstrategie ziemlich unangebracht.
Haben wir in Zukunft in öffentlichen Gebäuden keine Fluchtpläne und Feuerlöscher mehr, sondern "Werkzeugkoffer" mit bunten Postits fürs Brainstorming, Plastilin für die kreative Auseinandersetzung und einem Schweizer Taschenmesser für alle Fälle? Zum flexiblen und individuellen Reagieren auf den Grossbrand? :-))

40
/
4

Eine sorgfältige recherchierte Geschichte, die beschreibt, wie das Scheitern der schweizer Politik in der zweiten Welle bisher konkret ablief.

Aber die konkrete Beschreibung einer Situation ist noch keine Analyse! Leider reicht das deshalb nicht aus.

Wie mehrere der früheren Diskussionsbeiträge kritisiere ich fehlende Hintergründe und Zusammenhänge. Nur ein zweiter Artikel wird da nicht reichen!

Denn diese Zusammenhänge sind ja genauso gut dokumentiert: Das fängt an mit Auftritten von allen Bundesräten wie Maurers "Wir haben kein Geld!". Nur noch peinlich ist das Video: "Wir alle sind Bundesrat!".
Es geht weiter über die regelmässig ausgebreiteten Stellungnahmen und Medien-Auftritte der Wirtschaftsverbände, unter keinen Umständen einen Lockdown zu machen. In der Pandemie führt Economiesuisse das Land, nicht die Regierung.
Und es hört nicht auf mit der gezielten Manipulation der öffentlichen Meinung auch in sog. 'seriösen' Medien. Ich denke z.B. an den 'Offenen Brief der 60 Ökonomen', die die ungenügenden Massnahmen kritisierten. Der kam nur über die deutsche FAZ ans Schweizer Publikum, weil die NZZ sich weigerte, ihn zu veröffentlichen! Oder wenn SRF regelmässig von "sinkenden Fallzahlen" spricht: In Wirklichkeit haben die Massnahmen von Ende Oktober das exponentielle Wachstum in ein lineares Wachstum abgebremst. Langsameres Wachstum ist aber nicht das Gleiche wie 'sinken'. Zudem ist das noch lange nicht so flach, dass z.B. die Überlastung der Spitäler gebannt wäre. Gestern setzte die "Tagesschau" noch einen drauf: Es wird über Genf berichtet: Dass die Fallzahlen mit die höchsten in Europa seien und die Massnahmen des Kantons die schärfsten im Land. Um dann ein paar Gastronomen zu interviewen, die für die Öffnung ihrer Restaurants demonstrieren.
So funktionieren Boulevard-Medien! (Hier müsste ein Kotz-Smiley stehen!)

Die Menschen sind ratlos und verunsichert. Ich spüre das in Gesprächen, es zeigt sich auch in den sozialen Medien...

Inzwischen häufen sich die Berichte über die Schweiz aus den Nachbarländern. Selbst Springers Flaggschiff "Welt" äussert sich kritisch.
Das schwappt natürlich zurück zu den Eidgenossen. Schlagzeile im Tagesanzeiger: "Schweiz bei den Covid-Todesfällen an der Weltspitze".
Mit Schlagzeilen ändert sich natürlich die konkrete Politik noch nicht!

Wäre es da nicht Aufgabe der 'Republik' zu mehr Klarheit in den Köpfen beizutragen? Ich frage mich aber, ob es da nicht Angst vor der eigenen Zivilcourage gibt!
Wenn man wiederholt schreibt, an Weggabelungen hätte man einen anderen Weg einschlagen KÖNNEN. Die Verantwortlichen in BR und BAG hätten den anderen Weg nehmen MÜSSEN.
Die 60 Ökonomen hatten u.a. geschrieben, dass es den behaupteten Widerspruch zwischen den Interessen der Wirtschaft und der Volksgesundheit gar nicht gibt.

Sehr hilfreich in diesem Zusammenhang fand ich einen aktuellen Artikel des Scientific American: "The Denialist Playbook". Darin geht es um die Ablehnung von Fakten, von Wissenschaft, um eine eigene Agenda durchzusetzen.
Es sind die gleichen Strickmuster wie bei den Gegnern der beiden Initiativen. Aber auch bei der Corona-Diskussion in diesem Land!
Lesenswert!
https://www.scientificamerican.com/…xYyvzrMFv7

43
/
7
· editiert

Der Bundesrat und die dort fürs Dossier verantwortlichen Mitglieder haben in der ersten Welle hervorragend reagiert und zeitnah richtig gehandelt. Das wird aus dieser sehr guten Recherche klar. Versagt hat offensichtlich der hierzulande 'heilige' Föderalismus, der gesundheitspolitisch auch sonst grosse Schwächen zeigt. Doch der Bundesrat wurde von vielen Seiten dazu gedrängt, seine Kompetenzen abzugeben. Er hätte sich entgegen landläufiger Gepflogenheit nicht fügen dürfen. Das sollte er bzw. sollten wir aus dieser Krise lernen.

32
/
1

Etwas praeziser. Der Bundesrat liess sich von einem die Arbeit verweigernden Parlament draengen.

3
/
1

Nicht nur, auch in seinen eigenen Reihen gab es zumindest einen bekannten Querschläger (Maurer!).

4
/
1

Danke, für den informativen und gut geschriebenen Artikel. Aus meiner Sicht der entscheidende Satz darin: "Zweitens, weil in einem föderalistischen System Kantone natürlicher­weise einen Anreiz haben, zuzuwarten: Handeln sie selber, tragen sie allein das politische Risiko und mögliche Kosten." Nicht alle, die in den Kantonen zuständig wären, haben das Format von BundesrätInnen, die ihren Job während der ersten Welle ausgezeichnet gemacht haben. Und damit wird auf kantonaler Ebene jenen Kräften Tür und Tor geöffnet, von denen der Artikel nicht handelt: Waren zu Beginn der Pandemie noch alle überrascht und froh, dass der Bundesrat das Heft in die Hand nahm, so formierte sich im Sommer der Widerstand. Der Widerstand jener, die von einer gewöhnlichen Grippe faseln, und der Widerstand jener, denen auch während einer solchen Krise jeder Franken zu viel ist, weil er möglicherweise über höhere Steuern finanziert werden müsste.

30
/
2

Danke für die gute, übersichtliche Analyse - die meiner Meinung nach vor allem ein sehr guter Ausgangspunkt ist.

Um zu funktionierenden Lösungen zu kommen, werden wir nun noch ein paarmal "warum" fragen müssen: Warum war das BAG formschwach? Warum nehmen die Kantone nachweislich funktionierende Konzepte, und lassen sie in der Schublade verschwinden? Warum leisten wir uns den politischen Kompromiss, Massnahmen nicht durch Zahlen zu steuern? Wieso hat der Bundesrat Angst davor, in einer solchen Situation die Kontrolle zu behalten?

Wenn wir die richtigen Antworten für diese Fragen finden, können wir uns für solche Fälle besser vorbereiten.

29
/
2
Olivia Kühni
Co-Autorin
·

Lieber Herr Würsch, da haben Sie sehr recht. Eine erste Antwort liefert eine systemtheoretische Betrachtung:

Hauptziel des politischen Systems Schweiz ist die maximale Diffusion von Macht. Das hat viele Vorteile und macht es langfristig widerstandsfähig und stabil. Gleichzeitig bedeutet maximale Machtdiffusion auch Verteilung von Verantwortung - und das ist in Krisen kurzfristig (!) oft nicht der beste Weg.

Dazu kommen allerlei Kulturfragen und Anreize im Kleinen.

Jedenfalls, Sie haben recht: Jetzt wird es erst richtig interessant.

20
/
1

Das BAG ist formschwach weil nach Aids und Drogenpolitik die bürgerlichen Parteien und LobbyistInnen das BAG hassen und schwächten.

11
/
1

Das beschriebene Phänomen nennt sich "Institutionalismus". In staatlichen Organisationen und öffentlichen oder öffentlich-ähnlichen Institutionen gehen Leute, die - grob heruntergebrochen - eine Neigung zum "Verwalten" haben. Menschen, die gerne entscheiden und kreativ sind, halten sich da lieber raus und gründen oder gehen in Unternehmen. Beides ist wichtig, beides braucht es. In dieser Pandemie hat sich aber gezeigt, und zeigt sich momentan besonders, dass die dem Instituionalismus innewohnende Trägheit eine grosse Gefahr für die Bevölkerung und den Staat selber sein kann, bzw. zurzeit ist! Republikanische Staaten können es abmildern, wenn sie die Ämter entlang einer Regierungspartei vergeben und diese eine progressive aktive und intelligenzliebende Partei ist, oder solche Führungen haben, weil sie quasi immer für eine Amstzeit "durchregieren" können. In der Schweiz zeigen sich die Schwächen des Institutionalismus weniger in der Bürokratie als in der momentan so gut sichtbaren Passivität, dringende Entscheidungen zu fällen. Und dies bei einer Struktur, die eben in Institutionen zerfällt, die föderalistisch "nebeneinander herwursteln". Hinzu kommt die in einem kleinen Land nicht immer verfügbaren wirklich "guten Leute". Und die Neigung der vorhandenen Leute, unwissenschaftlich "intuitiv" zu handeln. Motto: "Ich sehe nichts, also ist nichts da". Eine Pandemie hat andere Gesetze und das hat offenbar die einzige Instanz in unserem Land, die die Macht hat, ihr mit raschen Entscheidungen entgegenzutreten, nicht wirklich begriffen. Der Bundesrat. Interessanterweise gibt die Bevölkerung schon lange Signale in dieser Richtung: "Macht Maskentragen obligatorisch", zB. wurde sofort umgesetzt, sobald es endlich ausgesprochen war. Menschen wollen einfache, verbindliche Regeln, der Alltag wird sonst viel zu kompliziert, bzw. ist eine Überforderung. Man kann nicht minütlich eigenverantwortlich die Situation checken, ob man gerade alle Parameter einhält, um eine Maske anzuziehen.
Ich erlebe das staatliche/kantonale Versagen in der zweiten Welle zB voll in der Schule. Mangels Kapazitäten und Konzepten wurde einfach die Verantwortung für das "Tracen" und "Quarantänegehen" an die Schulleitungen übertragen. Was natürlich nicht professionell funktioniert! Der SL äussert hier offen die Überforderung. Er kann Testen nur den Eltern empfehlen, durchsetzen nicht.
Bei uns wird intern nicht einmal kommuniziert, wer alles positiv oder als naher Kontakt eines/einer Positiven in Quarantäne ist. Es soll keine hysterische Stimmung aufkommen. Ich erfahre es nur durchs Buschtelefon oder bei hartnäckigem Nachfragen. Die Schule ist aber voll Virus. Schüler mit positiven Eltern oder eigenen Symptomen werden meist nicht getestet, man empfiehlt es lediglich den Eltern. Die Stimmung ist überhaupt nicht gelassener durch "Nichtoffen-Reden".
Gestern brachte ich das positive Test-Ergebnis meines Kollegen in Erfahrung, mit dem ich am Montag noch am Mittag zusammengesessen bin. Konsequenzen: Keine. Er bleibt einfach zuhause, alle anderen arbeiten "normal" weiter. Wir haben Stellvertretungen, der Kollege ist nicht der Erste. Der SL hat Interesse, den Ball flach zu halten, weil er für den Schulbetrieb sorgen muss. Verstehe ich. Aber so bringt man das Virus nie unter Kontrolle. Wenn ich nicht arbeite, ist es Arbeitsverweigerung. Ich muss mich also auf eigene Initiative testen lassen, wenn ich es nicht dabei belassen will. Es existiert keinerlei öffentliches automatisiertes Testwesen. Dabei sind Schulen die letzte grosse tägliche Massenveranstaltung und das sogar ohne Masken bei Primarschulen. Nur wir Lehrpersonen tragen eine. Das schützt, aber natürlich nicht 100%. Das reine Chaos.

26
/
2

Danke, liebe Frau P., dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen. Schulen scheinen ein grosses Fragezeichen darzustellen, und je mehr wir — als Gesellschaft, Wissenschaft, Behörden — über die dort unter Umständen stattfindenden Übertragungen wüssten, desto besser könnten wir auch Risiken einschätzen und angehen...

8
/
1

Danke Ihnen für Ihre Einschätzung. Wenn man allerdings alle Drosten-Podcasts seit März gehört hat, ist das längst keine wirklich offene Frage mehr. Das Problem liegt nicht wirklich dort...

5
/
1

Ich denke, es ist gar nicht so schwierig zu verstehen, warum das Regime in der Schweiz nicht funktioniert. Dazu muss man die Begriffe "Verantwortung" (bringt Bonus und tut nie weh) und "Konsequenzen tragen" unterscheiden (tut weh, wenn es nicht funktioniert hat).

Als die Corona-Massnahmen beim Bund und dort bei BR Berset lagen, trug dieser nicht nur die Verantwortung, sondern auch allfällige Konsequenzen, indem man auf ihn zeigen konnte, wenn etwas schieflief.

Vom Sommer an lag die Verantwortung bei den Kantonen, d.h. wurde auf 26 Regierungen aufgeteilt und dort auf eines von manchmal sieben Regierungsmitgliedern, das aber nicht allein entscheiden darf. So ist niemand mehr zuständig und trägt folglich niemand die Konsequenzen. Entsprechend leisten sich im Kanton Zürich, die nicht bei der SVP eingetragenen, angeblichen SP-Regierungsräte Fehr bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Widerstände gegen die von der an sich zuständigen SVP-Regierungsrätin Rickli erwogenen Massnahmen. Völlig bizarr.

Insgesamt gilt: Lavieren und möglichst nichts entscheiden, damit man ja keine Konsequenzen tragen muss. Zuwarten und wenn es schiefläuft – was abzusehen ist – lief es ja bei den Anderen auch nicht besser und bekommt folglich niemand den "Schwarzen Peter". Die FAZ brachte es im Artikel "Warum die Schweiz so hohe Fallzahlen hat" auf den Punkt: "Zu schnell zum Kantönligeist zurück": "Dieser Blindflug sorgt unter Fachleuten für Entsetzen: „Ausgerechnet im reichsten Land Europas wird unterdurchschnittlich viel getestet. Das ist Beleg genug, dass hier etwas schiefläuft []“."

Ja, denn zu wenig testen spart Kosten und keine Ahnung von der tatsächlichen Ausbreitung des Virus zu haben macht nichts, da die Anderen auch nicht mehr wissen. Weiter heisst es im Beitrag: "In Zürich zum Beispiel durften die Diskotheken wieder öffnen und mussten auch dann nicht schließen, als im „Flamingo-Club“ der erste Superspreader für Verheerung sorgte. Als das Gleiche in Genf passierte, schloss die dortige Kantonsregierung die Clubs. Aber dann wichen die Feiernden in die Diskotheken des Nachbarkantons Waadt aus, von wo das Virus wieder nach Genf zurückkehrte."

Heute sind die Intensivstationen voll (NZZ vom 18.11. "Intensivmedizin am Anschlag: Zertifizierte Betten sind belegt" – natürlich wird das am 20.11. schon wieder bestritten, weil es ja noch die nicht zertifizierte Betten hat.) Ebenfalls am 18. wurden die Leser verwirrt mit "Triage ist nie gerecht. Aber sie kann gerecht sein". Triage meint die Aussonderung von nicht therapiewürdigem Leben in einer wissentlich und willentlich herbeigeführten Zwangslage – für die alle und damit niemand die Verantwortung tragen muss und nur die Erkrankten bzw. die Triage-Opfer die Konsequenzen tragen müssen, die sich sowieso nicht mehr wehren können. In einem weiteren Beitrag zum Thema "Schöner Sterben" heisst es dann am 19.11. "Intensivbetten: Ständige Warnungen sind kontraproduktiv". Dazu schrieb Dr. Gujer wieder einmal einen Kommentar mit leichten Verbeugungen an die Adressen von AFD und FPÖ: "Auch Merkel und Kurz dürfen die Bürger nicht zum sozialen Tod verurteilen…" Ganz grosse Worte, denn Dr. Gujer weiss natürlich, was "Sozialer Tod" eigentlich bedeutet, nämlich „[] ein formaler Status, der all jene Menschen kennzeichnet, die unter diesen drei extremen sozialen Benachteiligungen zu leiden haben: Ehrlosigkeit, Entfremdung durch Geburt, gewaltsame Unterdrückung []" (Wikipedia).

26
/
3

Vielen Dank für diesen Artikel! Mein Eindruck ist, dass genau dieses Vakuum im Sommer (keine Informationen, kein Handeln der Kantone) zu der unglaublichen Orientierungslosigkeit vieler Menschen geführt hat. Der so oft erwähnte „mündige“ Bürger hat sich seine Orientierung dort geholt, wo am lautesten geschrien wurde und das waren leider die Verharmloser oder sogar Leugner. BAG und BR waren ruhig, aber neue „Experten“ konnten laut werden. Alle sind Virologen und Epidemiologen geworden, alle wissen, was los ist: PCR-Tests sind falsch, Masken bringen Lungenschäden, Kinder werden ohnmächtig mit Masken - alles unglaublicher Unsinn! Aber der „mündige Bürger“ übernimmt es gerne, weil er entweder nicht weiss oder nicht versteht, wie Wissenschaft funktioniert oder die tatsächliche Situation nicht ausgehalten werden kann.

29
/
7

Vielen dank für diesen Beitrag, halte es für extremst wichtig dass das Ganze im Nachhinein intensiv aufgearbeitet wird. Ich muss aber sagen mich hat irritiert, dass die Thematik des Einflusses der Wirtschaftslobby und der generellen sehr liberalen Politik in der Schweiz hier garnicht vorkam. Ich sehe darin einen Hauptgrund warum das ganze aus dem Ruder lief: Im Zweifel halt fürs Kapital und gegen die Gesundheit.

25
/
3

Mich erstaunt es auch, dass die Wirtschaftslobby mit keinem Wort erwähnt wird. Zusätzlich finde ich aber auch, dass jede einzelne Bewohnerin der Schweiz ebenfalls eine Verantwortung hat. Diese wurde von vielen nicht wahrgenommen. Wir sind mittlerweile Spitze in den Disziplinen Jammern, Schuldzuweisungen und Eigenlob.

5
/
3

Spitze sind Schweizer vor allem sich von Konfrontationen zu schleichen. Wie Sie jetzt. Jetzt bin ich noch daran schuld, dass die Deppen die 2. Welle verschlafen haben? Nein, aus irgend einem Grund gibt es doch Leute, die so tun, als führten sie einen Staat. Wenn nun ich die Verantwortung für alles haben darf/kann/soll/muss - wozu sind die anderen denn da? Sie, Herr S., machen sich es zu einfach.
Contact Tracing funktioniert nicht, ich kann Masken kaufen, offiziell, die mich nicht schützen, etc. - Daran soll ich schuld sein?
Wir sind Spitze, WELTSPITZE, auch in den Werten der Ansteckungen und der Todesfälle.
Auch meine Schuld?
Es ist diese Feigheit, von den Leuten, die Macht haben, was zu fordern, und zwar hart, die dieses Elend ohne Ende, und ohne die geringste Aussicht auf ein Ende, weiterexistieren lässt.
Nichts anderes.
In Deutschland / Frankreich müsste ein Finanzminister der behauptet, wir seien zu arm um einen weitern Lockdown zu bezahlen, am nächsten Tag zurücktreten. Nein, am gleichen Tag.
Hier wird genickt. Und gestorben.
Empörend.

7
/
4

Vielen Dank für diese sachliche Aufarbeitung dieser Tragödie. Hoffentlich braucht es nicht noch einen Artikel für die 3. und 4. Welle. Aber wenn ich unsere zürcher Regierung anschaue, bin ich mir da nicht so sicher.
Wir wählen unsere Regierung und beurteilen sie nach ihren Taten. Da gehört der Umgang mit dieser Pandemie auch dazu. Nichts tun, warten, intensiv beobachten, nochmals warten bis der Bundesrat die Clubs endlich schliesst und Grossveranstaltungen limitiert hat mit regieren und Verantwortung übernehmen nichts zu tun.

22
/
2
· editiert

Sorgfältiges, sachliches Gemeinschaftswerk mit einem dankenswert breit gefächerten Hintergrund, der das Einordnen der Geschehnisse erleichtert. Was ich selber bspw. von den Fakten her zwar wusste, aber zuwenig gewichtet hatte, ist der Personalwechsel im BAG und das dadurch entstandene Vakuum. Dass der zuständige Bundesrat gleichzeitig eine Pause brauchte, ist zwar nachvollziehbar, war aber wohl kaum hilfreich. Wenn der Karren erst einmal schleudert, können auch kleine Fehler gravierende Konsequenzen haben. Soweit scheint mir das eher eine schicksalshafte Geschichte.
Damit gerät die Rolle der Kantone in den Fokus. Was mich persönlich zu lesen freut, ist, dass die GDK ihren Führungswechsel offenbar besser vorbereitet hatte und ein pfannenfertiges Ampelkonzept für alle Kantone vorlag. Soweit ich weiss, fehlt dem Präsidium aber die Macht, das den Kantonen zwingend vorzuschreiben. Und wer tritt eine neue Stelle an und bittet in den ersten Wochen schon die übergeordnete Instanz um Machtübernahme? Wär im Nachhinein sicher klüger gewesen. Deswegen die Verantwortung für 'Tausende von Toten' zugeschaufelt zu bekommen, na ja. (Was der Artikel auch nicht tut, was aber in manchen Kommentarspalten herumschwirrt).
Der Rest wird irgendwann Geschichte sein. Solche Artikel tragen dazu bei, dass diese den Tatsachen entspricht.

Worauf man unbeirrbar hoffen kann: Lernbereitschaft und die Fähigkeit zur Selbstkritik auf allen, wirklich allen Ebenen. Dafür braucht es gute Information. Die Fakten berichtet und auf Manipulation verzichtet. Diese wird als unfair empfunden und erzeugt zwar Zustimmung in der eigenen Blase, sonst aber vor allem Abwehr. Eingängige Bilder wie das von Kantonsarzt Hauri bringen Verständnis zum Ausdruck und machen gleichzeitig etwas klar, ohne zu moralisieren.

Das ist vielleicht vergleichbar mit einem Pilot: Vertrauen Sie Ihren Instrumenten oder den eigenen Augen, wenn die Ihnen Verschiedenes sagen?

Danke für den Beitrag.

22
/
2

Die Schwäche des BAG ist eher kein Zufall sondern von den bürgerlichen Parteien gezielt hergestellt, natürlich schon lange vor der aktuellen Pandemie. Die Aids-Kampagne und die Drogenpolitik waren erfolgreich aber sie haben das BAG sehr unbeliebt gemacht.

10
/
2

Schade haben die Redaktoren und die Leser dieser Rubrik keine Zukunftsvisionen. Die Herdenimmunität scheint Tabu zu sein, wohlwissend, dass alle Viruseindämmunsmassnahmen dem Virus in die Hände spielen, denn nur so überlebt er. Die Sterblichkeit der unter 65jährigen war zu keinem Zeitpunkt höher als in den letzten Jahren, also besteht hier überhaupt kein Handlungsbedarf. Die über 65jährigen, welche sich schützen wollen können dies auch tun und gegebenenfalls sich vollständig isolieren.

11
/
48

Die Zukunftsvision ist tabu?

Nein, der Quark wurde schon längst durch Fachleute geprüft und verworfen. Warum, versteht auch jeder, der es liest.

So eine „Vision“ lässt sich nur immer wieder zur Empörungsbewirtschaftung aufwärmen.

Denn die Äusserungen der Fachleute sind für die Empörten tabu.

22
/
3

Es sollte unterdessen einigermassen bekannt sein (und wurde auch in der Republik schon erwähnt), dass es neben der Sterblichkeit auch erhebliche Probleme in Form von Mittel- und Langzeitfolgen nach Corona-Erkrankungen gibt. Aber selbst wenn Du diese ausblenden willst

  • Hochgerechnet mit den heutigen Zahlen würde das zu rund 100'000 Corona-Toten führen

  • Eine vollständige Isolation der Ü65jährigen und der Risikogruppe insgesamt ist nur möglich, wenn sich Pflegepersonen in den Altersheimen, Ärzte, Angehörige, Kinder mitisolieren lassen

  • Bei den U65-jährigen kommt hinzu, dass bei weitem nicht alle in Berufen arbeiten welche Home Office zulassen und daher zusätzlich auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind

Der Vorschlag der Herdenimmunität kommt seit Monaten immer wieder, bisher hat noch keiner konkret aufzeigen können wie das in der Praxis funktionieren würde.

19
/
3

Die "Zukunftsvision" Herdenimmunität ist - nach heutigem Kenntnisstand - eher eine Fata Morgana. Etwas, was nicht existiert. Man weiss überhaupt noch nicht, ob man nach überstandener Krankheit immun ist - weder, ob eine kurzfristig, noch ob eine langfristig wirkende Immunität eintritt. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Bisherige Forschungen kommen mal zum einen, mal zum anderen Ergebnis. Als "Zukunftsvision" taugt dieses Modell deshalb - zumindest nach bisherigem Kenntnisstand - nicht. Zudem haben bisher Untersuchungen in Schweden, Spanien, in der deutschen Region Oberpfalz jeweils nur bei 5 bis 8 Prozent der Bevölkerung Antikörper nachgewiesen. Bis zu einer "Durchseuchung" könnte es also noch sehr lange dauern. Bis dahin sterben Menschen oder erleiden langandauernde Schädigungen, wenn sie erkranken. Risikogruppen sind auh nicht ausschliesslich über 65-Jährige (die in der Schweiz immerhin 18% der Gesamtbevölkerung ausmachen), sondern auch andere Menschen mit Vorerkranlungen - von hohem Blutdruck über Herzprobleme bis hin zu MS oder Krebs. Schlussendlich ist man da schnell bei 25% der Gesamtbevölkerung. Und die wollen Sie alle auf Dauer isolieren? Und dann - immer vorausgesetzt, Ihr Modell mit der Herdenimmunität würde funktionieren - lassen Sie diese Menschen nach wievielen Jahren (nur mal so als Wert angenommen: 5 Jahre) wieder an die Luft - als einzige nicht immunisiert?

9
/
2

Ja, das kann man so sehen. Dann überfüllen wir die Spitäler mit den kranken Alten, und lassen die Unfälle und medizinischen Probleme der Jungen draussen im Gang...

4
/
1
(durch User zurückgezogen)

Ich finde diesen Beitrag enorm hilfreich und ausgezeichnet recherchiert und geschrieben: Kompliment! Auch ich finde den Tweet von Jacqueline Fehr sehr gut, gleichzeitig stelle ich aber fest, dass der wunderbare Beitrag von Volker Reinhardt, auf den sie hinweist, Wasser auf die Mühlen der REPUBLIK und ihres heutigen Beitrags ist. Deshalb kann ich auch die Kritik von Peter Stauffacher nicht nachvollziehen: Die Task Force wird in der REPUBLIK sehr wohl kritisch untersucht (z.B. mit ihrer uneinheitlichen Kommunikationsstrategie, die vielerorts eher verunsicherte); und zu den Medien, die angeblich von Kritik ausgenommen werden, möchte ich anfügen: Es waren gerade so stramm liberale (bis libertäre) Medien wie die NZZ und die Ihnen nahestehenden Kreise, die schon bald nicht müde wurden, den Bundesrat aufzufordern, die aussergewöhnliche Lage zu beenden und geradezu wahnhafte Szenarien entwarfen, wonach der Bundesrat den Rechtsstaat unterhöhle und nie mehr seine Macht abgeben werde. Aber so etwas wird, scheint mir, daselbst niemals kritisch hinterfragt ...

22
/
4

Es wäre an der Zeit, mal zu schauen wie es diejenigen gemacht haben, die eine zweite Welle erfolgreich verhinderten. Leider glauben wir, dass wir von Südostasien niemals etwas lernen können.
Heute dazu ein Artikel in der NZZ.

10
/
2
Chefredaktion
·

Die Republik am 27.05.2020: «Südkorea, Taiwan oder China sind erfahrener mit Epidemien als Europa. Ein Blick in diese Länder zeigt: Die App allein löst kein Problem. Erfolgreiches Contact-Tracing braucht Strategien, die in der Schweiz bisher noch nicht einmal diskutiert werden.» Hier gehts zum Beitrag.

17
/
1

Frühes und konsequentes Testen, frühes und konsequentes Isolieren, punktuelle Shutdowns wo nötig. Die Rezepte sind bekannt, aber ohne Umsetzungswillen nutzlos.

12
/
1

Die haben auch verstanden, dass man backward tracen soll. War auch im Republik Newsletter kurz erwähnt.
Seit Monaten weiss man, dass sich das Virus hauptsächlich in Clustern verbreitet. Am effizientesten wäre also die Cluster zu finden. Für die Schweiz war das aber anscheinend zu kompliziert (So wie ich Herr Tanner in der Tagesschau verstanden habe. Man schaue nur zwei Tage zurück). Also da wäre definitiv noch zu lernen..

Ausführlicher:
https://www.theatlantic.com/health/…ic/616548/
https://www.sciencemag.org/news/202…-virus-all

10
/
0

Die Auslastung der Intensivbetten beträgt gemäss SRF 79% und die Republik schreibt sie sind voll. Kann man machen, sollte aber schreiben, dass es dabei um die zertifizierten Betten handelt. So viel Differenziertheit erwarte ich von der Republik schon.

19
/
4
Elia Blülle
Journalist @Republik
·

Danke. Ja, könnte man machen. Haben wir nicht, weil es kein zentraler Punkt unserer Recherche ist – und wir zu einem Artikel verlinkt haben, der die ganze Sache erklärt.

17
/
11

Zum Unterschied zwischen den zertifizierten und unzertifierten Betten (und vor allem zum Effekt auf die PatientInnen) finden sich Details zum Beispiel bei https://pflegebasisnachrichten.blog…r.html?m=1

6
/
2
· editiert

Bin zwar absolut kein Fan vom Militär, aber in diesem Fall hätte ich eine klare Auftragstaktik bevorzugt: Der Bund zieht sich im Frühsommer aus dem Pandemie-Management zurück, unter der Bedingung dass die Zahlen bis spätestens im Herbst stabil sind oder gar sinken. Wenn dies nicht eintrifft greift er wieder ein und verordnet einen kurzen Softie-Lockdown um die Zahlen präventiv zu senken. Das ganze klar kommuniziert mit Stichtag und im voraus bekannt gegebenem Zeitrahmen.

Mit dem drohenden Lockdown hätten sich alle schon früher mehr Mühe gegeben, die Zahlen zu stabilisieren. Falls das doch nicht gereicht hätte, ein geplanter kurzer Lockdown mit überschaubaren Auswirkungen wäre um einiges erträglicher gewesen als die aktuellen Notmassnahmen mit Quasi-Lockdown und vielen schweren Erkrankungen.

Und weil im Frühsommer alle optimistisch waren, hätte das sogar Chancen auf Akzeptanz gehabt...

16
/
2
· editiert

Danke für den sehr treffenden Artikel. Ich muss sagen, es fühlt sich für mich schon lange beschämend an, Schweizer zu sein - ein Land, in dem "Eingenverantwortung" in einem ausschliesslich egostischem Sinn - Verantwortung mit ausschliesslich eigenem Nutzen - und ohne jegliche Solidarität verstanden wird, mit einem Föderalismus, der an Seldwyla erinnert und mit bürokratischer Korrektheit ausgetragen wird. Ich weiss jetzt, wie es sich als Amerikaner in den vergangenen Jahren angefühlte, sich für ihren Präsidenten rechtfertigen zu müssen. Man sollte für bessere Beispiele der Pandemiebewältigung nicht nur ins autoritäre China oder periphere Inseln wie Neuseeland blicken, es gibt zahlreiche hervorragende Beispiele in Asien (z.B. Südkorea), aber auch in Europa: Deutschland ist auch ein föderaler Staat und steht trotzdem deutlich besser da. Dort gibt es aber eben eine Wissenschaftlerin als Kanzlerin, die exponentielles Wachstum versteht, und sich bei Bedarf mit ihren Landesministern bis tief in die Nacht hinsetzt, um am nächsten Tag mit einem klaren Beschluss aufzutreten - während hierzulande, wenn die Fallzahlen hochschnellen, eine "Anhörung der Kantone" mit Mitberichtsverfahren eingeläutet wird, was 2 Wochen (Folge: Vervierfachung der Fallzahlen) beansprucht; der Abbau dieser Vervierfachung dauert im besten Fall zusätzliche 4 Wochen, denn - auch das wird von Politikern ignoriert - der Abbau nach einem exponentiellen Wachstum geht immer langsamer vor sich als der Aufbau; wir hatten eine Verdoppelung pro Woche, und im optimalsten Fall rechnet (besser: hofft) Martin Ackermann mit einer Halbierung alle zwei Wochen, realistisch ist aber wohl eher eine Halbierung in 3-4 Wochen, und das noch ohne Weihnachseffekt; dann kosten uns die 2 verschlafenen Wochen real also nicht nur 6 (2+4), sondern eher 8-10 Wochen. Zusätzliche Zeit im Lockdown oder Slowdown (was für ein Euphemismus, das klingt eher nach Wellness), der Menschenleben und viel Geld kostet. Und das nur, um ein Mitberichtsverfahren durchführen zu können, Halleluja!
Ich empfehle aber auch einen Blick auf Finnland - zugegeben, auch etwas peripher, das erklärt aber nicht alles. Der Punkt in Finnland (die übrigens einen deutlich kälteren Winter als wir haben, Corona müsste da also noch mehr zuschlagen, und Saunas sind sicher auch ein guter Ort der Virenübertragung) ist, dass die Leute sich an die Empfehlungen der Regierung halten. Eben Eigenverantwortung, die mit Solidarität einher geht. Etwas, was man in der Schweiz offenbar verlernt hat. Und wo sich jeder Einzelne an der Nase nehmen muss. Ein hervorragendes Beispiel dazu ist die SwissCovid App. Eigentlich eine gute Sache, aber sie dümpelt noch immer bei 1.8 Millionen aktiver Nutzer und 2.8 Millionen Downloads herum. Kä Luscht, Chumme nüd druus, Bringt eh nüüt, oder Orwellsche Paranoia... was es auch immer ist, aber selbst die exponentielle Explosion im Oktober konnte daran nichts ändern. An diesem Punkt war ich echt beschämt, Schweizer zu sein - selbst eine so einfache Massnahme, die nicht weh tut, einfach zu ignorieren. Man muss ja nicht davon überzeugt sein, aber wenigstens ein "nützt's nüüt, so schadt's nüüt"? Aber weit gefehlt. Auch hier macht es Finnland wieder vor, deren App - obschon deutlich später erschienen als bei uns - wurde Anfang November 2.5 Millionen Mal heruntergeladen, das entspräche auf die Schweiz hochgerechnet 4 Millionen Downloads. Sehr tragisch, wenn man bedenkt, dass die Technologie dazu von der EPFL kommt. Eine Bemerkung noch zu diesem Thema: auch von der EPFL kommt sehr aktuell eine weitere App CrowdNotifier resp. notify-me (https://github.com/CrowdNotifier/documents, https://notify-me.ch/), welche sich auf Superspreading Events konzenztiert und ebenfalls sehr vielversprechend ist. Eine weitere Gelegenheit der Schweiz, eine Chance zu verpennen - und vielleicht eine Recherche der Republik wert?
Bemerkenswert zum Thema Apps: so sehr ich die Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit von Daniel Koch schätzte und vermisse - aber den digitalen Zug hat er definitiv ebenfalls verpasst. In keiner Medienkonferenz hat er sich in irgend einem Sinn positiv zur App geäussert, er hat jede Frage dazu an Andere weitergegeben, kein gutes Haar an ihr gelassen, und hat deren Nutzen - ebenso wie den von Masken - in Frage gestellt. Was er übrigens bis heute in seinem Podcast "Hockdown" wiederholt. Die Kosten zur Entwicklung der App stellt er als Verschwendung von Ressourcen dar (es sind glaube ich um die 10 Millionen - sicher viel Geld, aber nichts im Vergleich zu den wirtschaftlichen Kosten, eigentlich Portokasse). Zur Erinnerung: die verpasste Digitalisierung des BAG geschah auch zu seiner Zeit, obschon ich natürlich nicht weiss, inwiefern er dafür selber verantwortlich ist. Klar aber ist: das BAG hat es mit der Digitalisierung nicht so; es war für Beobachter sehr deutlich, dass es Unstimmigkeiten zwischen dem BAG und der EPFL gibt. Wäre es nicht an der Zeit, dass das BAG sich hier an der Nase nimmt? Sich vielleicht auch diesem neuen App Ansatz (welcher übrigens ganz ohne Bluetooth auskommt) proaktiv annimmt? Man muss ja nicht dieselben Fehler immer wiederholen.
Auch wenn es momentan nicht im Zentrum steht, ein anderes Bonmot von Daniel Koch sollte auch hinterfragt werden: "Kinder sind nicht die Treiber der Infektion". Das mochte damals zugetroffen haben. Es bedeutet aber nicht, dass dies noch immer so ist und so bleiben wird (https://twitter.com/c_drosten/statu…6582420480). Hat man im Sommer die Gelegenheit genutzt, Schulen mit Lüftungs- oder Filteranlagen auszustatten, um einen Präsenzunterricht, vielleicht sogar ohne Masken, zu ermöglichen? - Pustekuchen.... können wir uns offenbar nicht leisten.

19
/
6
Senior Researcher
·

Nicht erwähnt wird im Artikel, dass das BAG es die ganze Zeit versäumt hat, ein professionelles Messsystem für den Umfang und Verlauf der COVID-19 aufzubauen. Die kantonalen Contact Center haben jedes für sich gewurstelt, mit Telephon und Fax statt mit den im 21. Jahrhundert verfügbaren Informatikmitteln. In der Task Force sucht man vergebens nach einem Data Scientist oder einem Metrologen.

12
/
0

Mir fehlt bei diesem Artikel eine ebenso kritische Betrachtung über das Versagen der Bevölkerung in dieser Pandemie.

23
/
11

Das kann man so sehen, bringt uns nicht weiter. Die Menschen haben bekannte Eigenschaften, und während die Zivilsation darum bemüht ist, diese Eigenschaften langfristig zu verbessern, ist das kurzfristig sehr schwierig. Umso wichtiger ist es, nicht nur Virologen usw. mit der Bewältigung von Pandemien zu beauftragen, sondern auch Soziologen, Biologen und Psychologen.

Das Hauptproblem ist nämlich, dass wir Menschen einfach Nähe suchen und nicht an Distanz gewohnt sind. Da kann man nicht von Versagen sprechen. Ebenso sind wir gewohnt, alles zu befingern inklusive unsere Schleimhäute. Und miteinader zu sprechen. Es braucht also neue Kulturtechniken, diese Eigenschaften zu entschärfen.

4
/
0
Urs Loppacher
Gewerkschafter, Genossenschafter
·

Und warum soll es „nur“ um die Verantwortung der Regierungen und der Behörden gehen? Warum soll die Schuldfrage angesichts der sehr vielen unnötigen Toten nicht gestellt werden?

12
/
9
Olivia Kühni
Co-Autorin
·

Lieber Herr Loppacher, weil Schuld ein religiös aufgeladener und oft destruktiver Begriff ist. Weil ausserdem selten ein oder mehrer Menschen "Schuld" tragen - Wechselwirkungen und unglückliche Rahmenbedingungen wirken immer mit.

"Verantwortung" wiegt schwer genug.

14
/
3

Und wie ist es mit der Verantwortung jedes einzelnen? Ich denke da nicht nur an die Covidioten.

7
/
5

Herr Schneeberger, ich schreibe das gerade aus meiner Isolation. Wenn es einen trifft und man die Konsequenzen zu tragen hat, dass man für 10 Tage eingesperrt und getrennt vom Partner leben muss, ertappt man sich bereits nach wenigen Stunden beim Gedanken daran, ob man die Regeln nicht doch ein bisschen zurechtbiegen könne. Ich glaube viele reden von Eigenverantwortung und sehen dies als das richtige Konzept, solange sie daraus besteht, andere darauf aufmerksam zu machen und höchstens eine Maske zu tragen. Deshalb weiss ich auch von Personen, die sich trotz Symptomen nicht haben testen lassen, nur um die Isolation zu vermeiden.
Meiner Meinung nach ist das Pandemiemanagement in der Schweiz eine einzige Katastrophe, habs ja jetzt persönlich miterlebt. Da ich den Test nicht in meinem Wohnkanton gemacht habe, musste ich das Contact-Tracing beider Kantone zweimal anrufen, bis endlich etwas ging. Dann beschränkt sich das Contact-Tracing meines Wohnkantons darauf, mir abgeschwächte Verhaltensempfehlungen des BAG mitzuteilen sowie eine Quarantänebescheinigung für meine Partnerin auszustellen. Für die Information meiner letzten Kontakte bezüglich meiner Erkrankung bin ich selbst verantwortlich. Auch wollten sie nicht mal wissen, wo ich mich angesteckt habe, obwohl ich mir ziemlich sicher bin wo und von wem das geschehen ist.
In diesem Sinne, bleiben sie gesund, sonst kann es geschehen, dass auch Ihre Eigenverantwortung auf die Probe gestellt wird.

10
/
1

Ich finde diesen Beitrag sehr wertvoll und klar. Vielen Dank. Diese Klarheit und Handlungsfähigkeit fehlt leider in unserer Politik und dem BAG. Ich frage mich seit ca. 1 Woche warum die Anzahl Test's pro Tag so stark zurückgegangen sind. Das BAG hat auf genau diese Frage eines Journalisten auf einer der Pressekonferenzen geantwortet "das wissen wir auch nicht, vielleicht haben die Leute keine Lust mehr sich testen zu lassen". Was soll man dazu noch antworten?....

20
/
9

Ich könnte mir vorstellen, dass jetzt wieder viele Leute im Homeoffice sind bzw. je nach Branche gar nicht mehr arbeiten können und sich daher einerseits bei leichten Symptomen weniger testen (da sie ja eh in einer Art Isolation sind) und andererseits auch weniger Gelegenheit haben sich anzustecken. Im Corona Bulletin des Kanton Zürich z. B. sieht man, dass es vor allem die arbeitende Bevölkerung (20-64J.) ist, in der die positiven Testresultate sinken. Ich weiss allerdings grad nicht, ob das auf die ganze Schweiz zutrifft.

Positiv ist auch anzumerken, dass die immer noch viel zu hohe Positivrate schweizweit am Sinken ist, was auf eine reale Abnahme des Infektionsgeschehens hinweisen sollte.

4
/
1

Merci, Frau L., für Ihre Gedanken!

5
/
2

Mittlerweile ist es nur noch peinlich wie die Medien sich selbst und die Taskforce von jeglicher Kritik ausnehmen. Dass man sich von Anfang an weigerte, sich mit dem Gedanken der Durchseuchung zu beschäftigen ist kein grosses Geheimnis. Ebenso hat man es unterlassen Konzepte zu entwickeln, um die Risikogruppen zu schützen. Ein Daniel Koch hat diese von Anfang offen angesprochen und auch die Erwartung formuliert, dass sich diese Menschen sich auch aktiv selbst schützen müssen.
Dann kam die Sternstunde irgendwelcher Theoretiker der Taskforce, deren Ideen in der Praxis grossmehrheitlich krass scheiterten. Seitens Medien war im Umgang mit der Taskforce auch lange Zeit keinerlei Kritik zu vernehmen, Andersdenkende wurden sogar schnell denunziert. Und während sich die Linke unterdessen billigstem Populismus bedient und sich darum bemüht dem Begriff Systemrelevanz (Man erinnert sich dabei an die Rettung von Banken, CO2-ausstossenden Flugzeugen, wirtschaftlichen Interessen und sicher nicht das Erhalten von Lebensjahren von der Generation Ü70 oder Solidaritätswerken) einen positiven Anstrich zu verleihen und sich offen einer rassistische Rhetorik (wenn Land A/B/C das schafft - dann können wir das doch auch) bedient, dann geht es wohl auch eigentlich gar nicht mehr um die Verhinderung einer Pandemie.
Von daher vielen Dank an Jacqueline Fehr für die unaufgeregte und ehrliche Aussage.

17
/
61
Elia Blülle
Journalist @Republik
·
· editiert

Durchseuchungsstrategie hat ja super gut funktioniert:

USA: 250’373 Tote (77/100'000) --> - 4.3% GDP (estimate for 2020)

Schweden: 6’340 Tote/ (62/100'000) --> - 4.7% GDP (estimate for 2020)

UK: 54’000 Tote/ (81/100'000) ---> - 9.8% GDP (estimate for 2020)


Schweiz: 3,879 Tote (45/ 100'000) --> - 3.8 GDP (estimate for 2020)

15
/
5

Die Durchseuchung ist schon deshalb keine realistische Option, weil es noch nicht erwiesen ist, dass man eine genügende Immunität dagegen entwickelt. Nebst dem, dass eine ungebremste Ausbreitung das Gesundheitssystem auf lange Zeit überlasten würde, fordert es einfach unglaublich viele Leben dabei.

Only two infectious diseases have ever been eradicated: the human scourge of smallpox and the cattle-borne germ rinderpest. All other known afflictions—including such Old World pestilences as rabies, leprosy, and bubonic plague—have either been managed through human intervention or remain uncontrolled.

Spanneder Artikel im National Geographic dazu.

Der „Plan“ einer Durchseuchung ist eine schlichte Bankrotterklärung jedes Krisenmanagements. Ich verstehe Jeden, der von der Pandemie (und den Massnahmen) die Schnauze voll hat und verzweifelt ist. Trotzdem kann man sich die Pandemie nicht einfach wegignorieren.

Ironischerweise müssten diejenigen, die am Meisten unter den Massnahmen leiden, am Vehementesten für einen frühen und strengen Lockdown sein. Denn je früher und konsequenter auf eine Pandemie reagiert wird, desto schneller kann der Spuk vorbeisein. Siehe Neuseeland.

PS: Die Ideen der Taskforce sind übrigens nicht in der Praxis gescheitert. Schlicht, weil man die meisten davon einfach nicht umgesetzt hat.

13
/
3

"Selbst wenn sich nahezu alle kantonalen Gesundheits­direktorinnen über ein gemeinsames Vorgehen einig würden – sie sind zu Hause im Kanton nur eines von mehreren Regierungs­mitgliedern. Wenn Justiz­ministerin, V.­wirtschafts­minister oder gleich alle Kolleginnen dagegenhalten, bleiben sie ohnmächtig. Und genau das tun sie offenbar: Eine gemeinsame Strategie der Kantone gibt es nicht."
Was schliessen wir daraus? Unser vielgelobter Föderalismus ist ein Modell mit beschränkter Wirkung, denn kantonale Exekutivmitglieder sind, zumindest ausserhalb ihres angestammten Departements, nur zu einer sehr beschränkten Weitsicht fähig. Angesichts dieses systemimmanenten Handicaps haben wir zwei Optionen: Entweder wir tolerieren die Verlagerung von Macht und Einfluss hin zum Bundesrat oder aber wir Citoyens und Citoyennes emanzipieren uns zu Staats- und Weltbürger*innen und entwicklen die nötige Weitsicht selber - ein leiser, radikaler Prozess, der zu den leisen, radikalen Menschen führt, denen kürzlich ein abendlicher Newsletter der Republik gewidmet war.

11
/
1

Danke für diese Analyse! Ich glaube jedoch, man geht generell von falschen Erwartungen aus. Wir lösen in der Schweiz fast nie eigenständig irgendwelche Probleme. Vieles wird uns (oft zum Glück) von aussen aufgezwungen. Unsere Altersvorsorge, die Gesundheitskosten, das Verhältnis zur EU oder die nicht funktionierende Justiz in 'grossen Fällen': Alles seit Jahren bekannte Baustellen. Und sie werden es ohne äusseren Zwang bleiben. Wir haben die Bewältigung der Pandemie genau so verdient, wie sie stattfindet. Einmal mehr wird viel geredet und es wird keine Konsequenzen haben. Was erwarten wird eigentlich von einem Land, das Medikamente, die von fast 450 Mio. Europäern gebraucht werden dürfen, eigenständig zulässt und für rezeptfreie Medikamente eine Rezeptpflicht kennt? Ein Problem scheint dieses Land jedoch gelöst zu haben. Es kauft für ein paar Mrd. Altmetall....

10
/
0

Die Sterblichkeitsstatistik des BfS zeigt die von der 1. und 2. Welle ausgelöste Uebersterblichkeit klar auf. In der 1. Welle dauerte sie 5 Wochen, wieviele Wochen es in dieser zweiten Welle sein werden, das werden wir sehen.
Doch zwischen Mai und August lag die Sterblichkeit unter oder am unteren Rand der Bandbreite. Dies machte offenbar soviel aus, dass die Uebersterblichkeit der 1. Welle kompensiert wurde - bis Mitte Oktober lag die Jahressterblichkeit im Durchschnitt der Vorjahre (allerdings halfen die grippefreien Monate Januar bis März da auch mit).
Was bedeutet: Social Distancing, auch in der reduzierten Variante vom Sommer (insbesondere Verzicht auf Küsse und Handeschütteln) rettet unsere vulnerablen Mitbürger nicht nur vor Corona, sondern auch vor anderen ansteckenden Krankheiten wie der Grippe. Die Grafik des BfS gibt uns auch eine Abschätzung der Grössenordnung: mehrere Hundert bis zu einer vierstelligen Zahl vor Grippe etc. gerettete.
Doch diese Zahl ist perfid. Denn wenn wir unsere Maxime "jeder Verstorbene ist einer zuviel" (mit der Lockdowns begründet werden bzw. der Verzicht auf Lockdowns angeprangert wird) aufrechterhalten wollen, müssen wir bei Kenntnis dieser Zahlen nicht nur die Social-Distancing-Regeln auf ewig verinnerlichen, sondern auch alle Veranstaltungen mit über 15 Personen definitiv verbieten. Fertig Kultur, fertig Sportmatch. Denn deren Verbot rettet viele Leben, auch wenn Corona überwunden werden sollte.
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist der harte Kurs gegen Corona ja keine wohlüberlegte Risikoabschätzung, sondern nur der verzweifelte Versuch, nicht über unsere Sterblichkeit reden zu müssen. Und vor allem: Sie nicht gegen andere Dinge aufrechnen zu müssen.
In dem Fall können wir nach Corona wieder zum Status Quo zurückkehren. Denn Social Distancing neu auch gegen Grippe einzuführen, würde bedeuten, erneut über unsere Sterblichkeit zu reden. Wer will das schon?

13
/
3

Ich nehme den Gedanken von M. L. nochmals auf: wieso ist die Testrate so klein, dass über 20% der Tests positiv ausfallen? Seit Monaten lese ich, sie sollte nicht höher als 5% sein, um ein verlässliches Bild abzugeben. Was läuft da schief?

9
/
0

Es wird empfohlen sich testen zu lassen wenn Symptome auftreten. Dann ist ist es nur eine Frage, wie zuverlaessig werden Symptome erkannt. Wenn die Haelfte der Symptome echt eine Corona Infektion sind, und die anderen 50% nur eine Grippe liegen diese positiv Tests eben bei 50% . Nein ?
Kuerzlich hoerte ich, man werde nur mit Symptomen zugelassen. Naja.
So bekommt man nur eine 5% Rate, wenn 19 von 20 Leuten die Symptome falsch einschätzen. Fertig. Besagt aber eigentlich nichts.
Falls man eine Statistik moechte, muesste man zufaellig testen. zB am Eingang eines Bahnhofes, allen Leuten in 10 sekunden eine Probe abnehmen, anonym. Das macht man natuerlich nicht mit Tests welche 150Fr kosten, und das Probe nehmen nochmals mit 50Fr verrechnet wird. Nein, eine Probe zu testen sollte weniger als 1Fr kosten. Und fuer eine laenger dauerne Statistik muesste mal alle Leute alle 2 Tage testen, zB am Morgen nach dem Zaehne putzen. Im Selbst test.

4
/
0

Nicht vergessen. Vor der Pandemie gab es einen Pandemieplan. Der sah ua. Pflichtvorräte an Alkohol zum desinfizieren vor. Er sah auch Pflichtvorräte an Schutzkleidung und Masken vor welche hauptsächlich von den Spitälern zu bewirtschaften waren. Natürlich dank überall herrschenden Spardruck hatten die Spitäler kein Geld dafür.

9
/
0

Die Argumentation im Artikel für die Mechanismen des Staatsversagens ist so schön plausibel, die muss einfach wahr sein.
Nicht klar ist mir, woher der Gedanke kommt, die erste Welle sei gut gemanagt worden?
Schauen sie doch mal beim Staatsfernsehen SRF nach:

In der Rubrik 'Corona' wählen sie
'Die Entwicklung der Länder im Vergleich'
Wählen sie dann für die Graphik die Schweiz und ihre vier unmittelbaren Nachbarländer aus (Liechtenstein darf nicht mitspielen)
dann:
Anzahl Infizierte > neu gemeldet > pro Million Einwohner > Linear

Die Graphik zeigt dann, dass die Schweiz schon im Frühjahr, genau wie jetzt im Herbst, souverän oben raus geht.
Der Unterschied zur Situation in Italien könnte damals wie heute durch besser funktionierende Hospitäler zustande kommen. Nicht durch Massnahmen zur Eindämmung der Infektionen.

Worauf stützen die AutorInnen also ihre Annahme, der Schutz der Bevölkerung habe in der ersten Welle besser funktioniert, bzw die im Artikel beschriebenen Prozesse hätten die Situation verschlechtert?

10
/
3

Danke für die gute Analyse. Hilft zu verstehen, was falsch lief/läuft und was wir künftig besser machen können/könnten. Mir fehlt noch 1 Mosaiksteinchen in diesem Puzzle: Welche Kantone haben wie gespielt ? Wer hat gut gehandelt, wer schlecht und vorallem, wer hat gebremst und gegen gemeinsames Vorgehen agiert ? Vielleicht können Sie diese Betrachtung noch anfügen ?

7
/
1

"Aus Kochs Sicht ist das Contact-Tracing vor allem daran gescheitert, dass die Leute nicht frühzeitig und oft getestet worden seien. «Mit der praktizierten Teststrategie konnte eine wirkungsvolle Eindämmungs­strategie nicht umgesetzt werden.»" Vielleicht habe ich nicht genug aufgepasst aber dies ist das erste Mal dass ich dieses Urteil von ihm gehört habe - und ich habe viel von ihm gehört. Noch dazu finde ich an ihm schlecht , etwas das im Bericht nicht vorkommt, ist seine ablehnende Haltung zu Masken. Ich komme nicht weg vom Glauben dass er immer wieder behauptet hatte - Masken würden wenig bis gar nicht nutzen - nur weil wir fast keine hatten.

Aber mit dem Test Trace Isolate Quarantäne bin ich doch ähnlicher Meinung wie Herr Koch nur , anders als im Beitrag sehe ich die Hauptverantwortung bei den Kantonen und nicht beim BR oder BAG.

Die TTIQ Systeme, Personal, IT, Strategie, Abläufe und sind, so viel ich weiss, Sache der Kantonen. Die Finanzierung der Tests und des Lohnausfall der Leuten in Isolation bzw. Quarantän hatte der Bund übernommen - denke ich. Mit einem funktionierenden forward- (und eher auch back-) tracing system hätten die Kantonale Behörden nicht nur die Ansteckungsketten unterbrechen können sondern auch, mEn fast so wichtig, die heikle "Settings" für die Ansteckungen ausfindig machen können. Sie hätten auch die Schutzkonzepte der verschiedenen Branchen auch beurteilen können. Wenn die Kantone diese Information gehabt hätten hätten sie viel gezielter und "Wirtschafts- freundlicher" Einschränkungen einsetzen können. Sie hatten ein, vielleicht zwei Monaten von Mai bis ins Juli als die Fallzahlen noch tief waren um das TTIQ leistungsfähig aufzubauen. Aber, wie im Tagi im Frühsommer zu lesen war, so bald die "besonderen Lage" erklärt wurde und die Kantonen wieder die Hauptverantwortung hatten, geizten sie mit dem TTIQ .. Und aus diesem Grund, finde ich, haben wir die zweite-Welle. Wir werden die wohl mit mehr oder weniger Lockdown (Eng. "The Bigger Hammer") wieder im Griff bekommen, und die Kantone werden wieder behaupten sie hätten kein Geld für TTIQ oder für Hilfsgelder für die wirtschaftlich Beschädigten.

Ich meine das Hauptproblem sei nicht "Kantönligeist" sondern "Kantönligeiz".

6
/
0

Eine sehr gute und fundierte Einordnung was bisher geschah.
Vor diesem chaotischen Hintergrund (müder, wirtschaftsnaher bzw. bürgerferner BR, desorientiertes BAG, Kantone, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, überlastete Spitäler etc.) mag ich mir nicht vorstellen, was bei der Verfügbarkeit eines Impfstoffes abgeht.

12
/
6
· editiert

"Nein, es geht nicht um Schuld. Wohl aber um Verantwortung."

heisst es ziemlich zu Beginn des Artikels. Diesen Punkt hätte ich gerne etwas weiter ausgeführt gelesen.
Ich versuchs mal selbst:

  • "Wie gehen wir mit Corona um?" ist zukunftsgerichtet und eine Verantwortungsfrage. Wer sollte wie die Verpflichtung übernehmen, für die Folgen einer Handlung einzustehen? Die Verantwortung kann auch stellvertretend übernommen werden für jene, die Schuld tragen. Institutionen wie BAG und Kantone haben institutionell die Aufgabe, Verantwortung wahrzunehmen. Der Artikel beschreibt gut, wie dies nicht gelungen ist.

  • "Wer ist Schuld am Schlamassel?" ist rückwärtsgerichtet, persönlich und eben eine Schuldfrage. Wer war verantwortlich für den Verstoss gegen eine ethisch-moralische oder gesetzliche Norm? Im Bezug auf Corona ist hier der Fokus u.a. wieder auf die Wirtschafstverbände, Bevölkerung und Medien zu richten. (hier freue ich mich auf zukünftige Analysen der Republik...)

War der Satz in etwa so gemeint?

6
/
1
Im Archiv graben
·

Liebe Republik, danke vielmal für die informative Enquête zur Politik der Behörden im Vorfeld der zweiten Welle. Eine Frage beschäftigt mich schon seit einigen Wochen und ich konnte bisher keine ausreichende Antwort finden: wie lassen sich die grossen Unterschiede zwischen den Kantonen erklären, was die Inzidenz pro 100.000 Einwohner betrifft? Im Wochenbericht des BAG zeigen die statistischen Daten, dass die Kantone der Romandie deutlich höhere Fallzahlen haben, als der Rest der Schweiz (Seite 4). Ich wäre für Erklärungsansätze in dieser Frage sehr dankbar!

6
/
1

Vieles ist hierzulande alles andere als gut gelaufen, wie geschildert. Vielerorts gibt es aber die ähnlichen Probleme, auch wenn die Strukturen anders sind. Platze ich in eine Diskussion bei ORF, hört man da genau dasselbe, Contact Tracing ist überlastet usw. Österreich hat nur wenige, grössere Bundesländer, einen Kanzler, der schnell Massnahmen ergreift (und Covid-19 zur Selbstdarstellung nutzt). Dies scheint die Fallzahlen aber nur wenig zu beeindrucken. Es liegt nicht nur an der Umsetzung, auch beim Verständnis der Wirksamkeit der einzelnen Massnahmen hapert es nach wie vor.

5
/
2
· editiert

Vielerorts gibt es aber die ähnlichen Probleme, auch wenn die Strukturen anders sind.

Die Strukturen sind vielleicht anders, aber die Menschen sind ähnlich ^^

Kennen wir das im Kleinen, Privaten nicht auch: die Milch läuft genau dann über, wenn es an der Türe läutet und das Baby schreit? Oder so ähnlich.

5
/
0
Märchentante*onkel
·
· editiert

Vermutlich würde es sich für die eine oder den anderen Politiker*in hierzulande lohnen, vom Tweetverhalten Trumps zu lernen, dass weniger mehr sein kann. Und dass tweeten nachdenken und verantwortungsvolles Handeln nicht ersetzt. Aber hey, wenigstens schicken sie nicht auch noch Rechtsanwälte durch die Gegend, denen Haarfarbe das Gesicht hinunterläuft.

7
/
2

Sehr interessant, wenn auch etwas ernüchternd für mich als Brite in der Schweiz, denn ich hatte bisher nur positive Erfahrungen der relativ vernünftigen und kompetenten Behörden in der Schweiz. Der Vergleich mit Grossbritannien ist vielleicht relevant, denn beide Länder sind stolze "Sonderfälle" gegenüber ihre europäischen Nachbarn und lassen sich nicht gerne von aussen beeinflüssen. 

In der Schweiz hat man im ersten Lockdown schon relativ vernünftig und konsequent gehandelt, wenn auch etwas später und teilweise schwächer als man sich vielleicht hätte wünschen können.

In Grossbritannien war die Situation viel chaotischer, zum Teil weil die populistische Regierung sich nicht mit strengeren Massnahmen weniger "populär" machen wollte, zum Teil weil die Verantwortung für Testing und Contact-Tracing an politisch treuen Idioten übergeben wurde.

Beide Länder sind trotzdem über verschiedene Wege zu einer ähnlichen Lage im späten Sommer gekommen (Zahlen von https://www.worldometers.info/coronavirus/):

Total Infizierte bis 31.08.2020:
CH: 4,859 pro Mio
GB: 4,939 pro Mio

Bis 04.12.2020 sieht es aber ganz anders aus:
CH 39,682 pro Mio
GB 24,846 pro Mio

Fazit: die Schweiz hat es in den letzten 3 Monaten irgendwie geschafft, noch schlimmer als die Briten mit dieser Pandemie umzugehen. Ich bin nicht in der Lage, die Ursachen dafür in der schweizerischen Politik zu erkennen. Aber ich kann Euch allen leider garantieren, dass der Grund dafür sicherlich nicht darin liegt, dass die Briten auf einmal die Pandemie unter Kontrolle gebracht haben.

4
/
0
Rentner
·

Auch der Chefredaktor der Republik, C. M., wollte ja vor 8 Monaten die katastrophale Berichterstattungspraxis des BAG nicht wahr haben, wie seine damalige völlig unbegründete und freche Kritik an meiner sehr detaillierten Kritik an gewissen sträfliche Lücken in statistischem Sachverstand aufzeigende Aussagen des BAG zeigt. Immerhin zeigte die Leserschaft mehr Verständnis dafür als der wohl etwas unbedarfte Chefredaktor, wie der sich an meinen damaligen Beitrag anschliessende Dialog zeigt.

https://www.republik.ch/dialog?t=ar…6826ecc7a0

7
/
8
Olivia Kühni
Co-Autorin
·
· editiert

Lieber Herr B., bitte bleiben Sie bei der Sache und zielen Sie nicht auf Personen. Besten Dank.

Den statistischen Problemen des BAG haben wir einen unserer ersten Artikel gewidmet, wie Sie damals ja richtig bemerkten.

https://www.republik.ch/2020/03/20/…-entnommen

5
/
6
Senior Researcher
·
· editiert

Herr B. hat vollkommen recht, und zielt nicht auf Personen. Keinen statistischen Sachverstand zu haben, ist verzeihlich, zum Beispiel für einen Arzt oder einen Chefredaktor. Es aber nicht zu wissen und keinen Experten zuzuziehen, das ist unverzeihlich, und BAG und Expertengruppe - wie auch Herr M. - trifft dieser Vorwurf zu Recht.
Übrigens, auch viele wissenschaftliche Publikationen über Corona leiden an falsch angewandten Statistiken. Für Laien ist das schwer zu durchschauen. Auch da gilt, wenn man statistische Methoden nutzen will, sollte man Fachkenntnisse haben, oder welche dazu holen.

9
/
5

https://taz.de/Ethikraetin-Graumann…/!5726067/
klare Kommunikation ohne Schuldzuweisungen, im Bewusstsein, dass es um Viel und Vieles -um uns alle geht. Solchen Stimmen Gehör verschaffen , bitte.

4
/
0
susanne quistorp
coach, organisationsberaterin
·

Danke für diesen Artikel. Er macht deutlich: Demokratie braucht eine gemeinsam getragene Definition von Krise und Strategien von entschiedener Verantwortung und Führung durch krisenhafte Zeiten.

4
/
1
Urs Loppacher
Gewerkschafter, Genossenschafter
·

Danke für Ihre Antwort. „Schuld“ gibt es jedoch nicht nur im religiösen oder moralischen Kontext, sondern auch im Strafrecht. Die Frage, die ich mir stelle, ist, ob man die Verantwortlichen für ihre Unterlassungen mit Todesfolge nicht auch noch anders zur Verantwortung ziehen kann als mit Abwahl. Ein zugegeben nicht sehr wirksames Mittel könnte allenfalls die Aufsichtsbeschwerde sein.

8
/
5

Sehr gut. Das finde ich auch. Sie werden dafür bezahlt, dass sie Verantwortung tragen. Dafür kriegen sie ihren Lohn.
Und sie sollten nun nicht so davonkommen, so wie die Manager von Firmen, die sie in den Abgrund geritten haben, jeweils davonkommen.
Und wenn ich denke, dass wir nicht einmal im Winter sind ...

3
/
0

Zwar wurde wiederholt vor einer zweiten Welle gewarnt, auch hier, doch viele Leute und auch ich persönlich fühlten sich im Sommer/Frühherbst zugegebenermassen viel zu sicher.
Was im Text steht ist meiner Meinung nach alles nachvollziehbar und bestimmt seriös recherchiert, aber beim Satz, dass es nicht um die Zuweisung von Schuld geht, musste ich lachen. Ich habe selten einen Text mit so viel offensichtlichem Blaming gelesen. Klar, es ist die Aufgabe der Journalisten, die Politiker und Behörden zu bewerten und zur Verantwortung zu ziehen. Aber ich würde mir mehr Konstruktives wünschen statt nur die offensichtliche, mit dem Wissen des Ausgangs gefärbte Kritik. Genau den selben Text vor der zweiten Welle zu bringen hätte sicher mehr Mut gebraucht, da sich die Autoren selber auf die Äste hätten rauswagen müssen und nicht nur die Entscheidungsträger. Diese müssen immer dann entscheiden, wenn der Ausgang noch nicht klar ist, was etwas mehr Abwägen beinhaltet.

8
/
5

Leider wurde die digitale Tracing Möglichkeit von Digitalskeptikern, und Datenschützern zur Unbrauchbarkeit reduziert. Obwohl eigentlich klar war, dass die manuelle Tracing Lösung nicht skaliert, wurde sie zur Norm erhoben, und das digitale Tracing als unwichtiger kleiner Bruder hingestellt. Die Aufzeichnung der Aufenthaltsorte wurde als viel zu privat verworfen, und nun sind die Ansteckungsorte immer noch im Ungewissen.
Das Generieren der Codes wurde nun endlich mit Monaten Verzögerung für die Labors, welche die Tests ja auswerten zugelassen. Wer auch immer fuer diese Verzögerung verantwortlich war. Die Chance besteht nun, das Tracing für die nächste Welle zu verbessern. Die Digitalskeptiker werden ja langsam von der Generation Google abgelöst.

5
/
2
Musiker
·

Welch grossartige Koinzidenz in der heutigen Republik! Zunächst ein Verantwortungsträger- ‚Bashing‘-Artikel und daneben gleich ein gut verständlicher Vermittlungs-Versuch die sich dem Gewohnheitsmässig-Hörer querstellende Musik der letzten 100 Jahre zu erklären.
Wie schön zeigt sich hier, dass wir Menschen Antworten, Sicherheiten, Einordnungen und dann auch noch ‚Schuldige‘ benötigen, um unseren inneren Seelenfrieden zu finden. (In diesen unruhigen Zeiten ganz besonders.). Und daneben zeigt uns T. Bächli in seinem Musik-Podcast, wieso die Neue Musik es so schwer hat sich ins Erwartungs-Ohr zu schleichen.
Wenn wir unserer Sicherheiten und Gewohnheiten beraubt werden, wird der Mensch unruhig. Erst wenn ihm - auf einfühlsame Weise - die Sachverhalte klar gemacht werden und er Dinge einordnen kann, beruhigt sich sein Gemüt.
Ein Aufruf an die vom Recherche-Team genannten Entscheidungsträger mehr auf andragogische, psychologische und soziale Aspekte in der Vermittlung aller Pandemie-Massnahmen zu setzen.

12
/
9

Vielen Dank für die Analyse. Existieren schon Berechnungen der 3 Versorgungssäulen, inwieweit die Todesfälle sich auf ihre Finanzsituation auswirken?

3
/
1

Sehr guter Artikel. Für den Einstieg in die Diskussion.
3 kleine Sachen:

  • warum existiert keine Diskussion über Länder, die die Pandemie im Griff haben? Demokratische Länder, übrigens.

  • warum kann ich Masken kaufen, die fake sind, mich also nicht schützen? Mich gefährden! Warum ist da keine dezidierte Handlung der Schweiz erkennbar?

  • warum funtkioniert in einem Erstwelt-Land (?) das Contact-Tracing seit BEGINN nicht richtig?

Diese 3 "kleinen" Sachen vorweg gefragt.

5
/
3

Naja, man kann dramatisieren. Es geht um verschiedene Fehler in den Konzepten.
Im Frühling hofften alle auf ein baldiges Ende der Massnahmen, weil - dann haben wir's überstanden. Eine angekündigte 2. Welle wurde ignoriert.
Jetzt sind wir in der 2. Welle. Was auch wieder genau falsch ist. Das Wort Welle suggeriert, es ist einfach dasselbe nochmals, also einfach warten bis sie vorüber ist. Nur gibt es kein vorbestimmtes Maximum, wie bei einer Welle am Strand. Exponentielles Wachstum ist nicht jedermanns Sache zu verstehen. Speziell Politiker nicht, auch von solchen nicht, welche es eigentlich vom Beruf her wissen müssten.
Föderalismus. Ist gegeben, damit müssen wir klarkommen. Damit ist auch klar, dass es verschiedene Geschwindigkeiten und Dringlichkeiten gibt. Auf legislativer Seite. In solchen Situationen kann man aber von der Legislative eh nichts erwarten. Konnte man noch nie. Trotzdem hätte man handeln können.
Ich denke mit der Aktion der Arbeitsverweigerung im Frühling hat das Parlament in Bern die Legitimation für "Recht vor Aktion" verspielt. Sie wären eh nicht schnell genug gewesen. Es gibt Situationen, wie dieser, wo Entscheidungen ohne rechtliche Grundlage, resp verzögerter rechtlicher Grundlage getroffen werden müssen.
In diesem Falle hier ist nicht nur die rechtliche Situation, welche zwar etwas verspätet, nicht so schlecht ist, denn die Leute halten sich an die Anordnungen wo sie müssen. Dort wo sie nicht müssen, im Privaten, leider nicht. Viele Jüngere denken es sei nur etwas wie eine Grippe. Das mag für sie ja etwa stimmen, bis sie aufgrund von irgendwas einen Platz in einer Intensivstation möchten.
Unsere Gesellschaft ist nicht mit einer Asiatischen vergleichbar. Wir sind wesentlich weniger sozialisiert. Und mit Neuseeland sowieso nicht. Die konnten einfach die Grenzen schliessen. Wie Nordkorea.
Ganz pragmatisch, es gibt viel zu lernen, auch als Gesellschaft. Packen wir's an. Wir bezahlen mit Toten.

6
/
4

Ich stimme dem Artikel zu: Die Coronapandemie hat die Schwächen des Föderalismus, insbesondere die Zerstreuung von Macht, Kompetenz und Mittel uns allen aufgezeigt. Möglicherweise hat der Bundesrat auch seine Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Und es sieht nicht danach aus, dass wir daraus etwas lernen werden.
Nur: Geändert hat es nichts. Die erste und die zweite Welle hat alle Sorten von Ländern getroffen: Auch autoritäre und zentralistische wie Frankreich oder Russland, gut organisierte wie die Niederlande. Ich glaube, wir sollten ehrlich sein mit uns: Das Virus ist unberechenbar und stärker als die Möglichkeiten der Politik.
Wenn nach dieser Welle die Infektionen zurückgehen, kommt die dritte Welle, sobald wir nachlassen. Vermutlich sogar auch, wenn wir nicht nachlassen. Ausser, das Virus macht eine Pause wie über den Sommer - und wir wissen auch da nicht, warum.
Neuseeland's Stärke ist seine Geografie als Insel. Und natürlich auch die beinharten Massnahmen wie Einreise- und andere Quarantänen im Gefängnis mit täglich 15 Minuten spazieren an der freien Luft. (Sie nennen das Quarantänehotel). Man muss eine Insel sein, um das langfristig durchziehen zu können.
Aber immerhin: Selbstverständlich ist es nicht, andere Inseln haben diese Möglichkeiten nicht genutzt.

9
/
9

Sehr wahrscheinlich gibt es gar keine Wellen. Stadler sagte einmal, dass jedes Virus nur eine Welle verursacht nach dem Gunshot-Prinzip und dass jede Welle von einem neuen, resp. mutierten Virus hervorgerufen wird. Dies würde auch die sog. Sommerpause erklären. Im Gegensatz zu Bakterien bewirken die meisten Viren längeranhaltende Immunitäten, was neuerdings durch Berichte in der Tagespresse im Zusammenhang mit dem Covi stand.

4
/
4

Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, Herr Reichel. Weil wir in der zweiten Welle ein ganz anderes Erscheinungsbild der Krankheit haben: Viel höhere Fallzahlen, Faktor 10 geringere Mortalität, viel höheres Durchschnittsalter der Verstorbenen - schwierig zu erklären allein mit verbesserter medizinischer Behandlung und übersensiblen Coronatests.
Dann kommt als nächstes die bange Frage: Für welches Virus wird der Impfstoff entwickelt: Das der jetzigen Welle, die im Frühling durch sein wird? oder das derjenigen vom letzten Winter? Oder wird der Impfschutz unspezifisch genug sein, damit das Immunsystem auch mit mutierten Viren umgehen werden kann?

6
/
2

Sie haben nicht richtig gelesen. Es gibt Masken, bei denen FFP2 steht und die es NICHT sind. Wieso ich die kaufen kann, hier, DAS ist der Punkt. Und die Frage. An den Bundesrat. Denn dieser Fakt gefährdet direkt meine Gesundheit.
Und wer denkt schon, wenn er eine Maske anzieht, jetzt sei er komplett geschützt?Und könne machen, was er wolle?
Was sind das für spezielle Kommentare, erinnern mich an Koch. Diese Art Antworten wollen nur eines - von Thema ablenken. Das sei mal hier nicht gelungen.
Also - wer ist gemäss Ihnen dafür verantwortlich und kann zur Rechenschaft gezogen werden, wenn die Bevölkerung falsch produzierte Masken zum Kauf erhält?

1
/
2

Wo haben Sie die falschen FFP2-Masken denn gekauft? Ich nehme an, dass es sich um kriminelle Geldmacherei handelt, wenn FFP2 auf den Masken steht und es keine sind.

0
/
0

Nein, es war ein schweizerisches Unternehmen, das auch Masken verkauft. Sog. Zertifiierte Masken. Und es weiterhin noch tut. Heute gesehen.
Die Masken selber kommen - natürlich - aus China. Was, gemäss Kassensturz (!), nicht heisst, dass sie nichts taugen. Sondern die Bezeichnungen muss man prüfen, auf der Schachtel UND auf der Maske. Die sind dann eben manchmal, vielleicht gar "oft", nicht passend. Und somit ist der Wert der Maske ein anderer.
Diese Art Import von Fake-Masken könnte der Bundesrat mit einem Federstrich verbieten. Er MÜSSTE es verbieten. Finde ich.
Aus den Gründen, die ich oben erwähnte.
Abgesehen davon müssten Masken in genügender Anzahl und sehr guter Qualität, bei UNS hergestellt werden. Oder hat man bereits die Engpässe an allem möglichen zu Anfangs Jahr bereits wieder "vergessen"?
Und hofft man vielleicht, blauäugig, das sei das letzte Mal gewesen, dass wir eine Pandemie hätten?

2
/
1