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Ein kluger und wichtiger Beitrag. Die Aufbruchstimmung gestern war unglaublich. So viele Frauen - ich habe mich selten so wohlgefühlt in Zürich. Zurück bleibt aber neben Freude und Mut auch ein mulmiges Katergefühl: was jetzt? Heute, am 15. Juni, ist alles wieder wie vorher. Wir verdienen immer noch weniger, politische Entscheide werden immer noch von Männern für Männer gefällt, eine echte, gleichberechtigte Elternzeit statt ein Mutterschafts"urlaub" ist noch immer in weiter Ferne.... was bleibt zurück? Schaffen wir den Schwung mitzunehmen und unsere politischen Forderungen durchzusetzen?
Ich bin jedenfalls sicher: Der gestrige Tag war wichtig. Für mich war er das. Wir sind viele! Wir haben es satt! So viel ist sicher.

Und das solidarische Feiern geht ja gleich weiter: happy pride!

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Bedanke mich ebenfalls für diesen sehr klugen und wichtigen Beitrag!
Und ich gebe offen zu, dass auch ich mir in letzter Zeit oft Gedanken über die Sinnhaftigkeit des Frauenstreiks gemacht habe, eben genau aus den von Frau Moumouni genannten Gründen.
Als Tochter einer frauenfeindlichen Mutter habe ich jedoch nach vielen Jahren harter Auseinandersetzung mit mir selber begriffen, dass Solidarität unter Frauen (für mich) die allerwichtigste Basis ist, unabhängig davon, ob ich deren Art Feminismus nun 100% nachvollziehen kann oder wie ich selber die Probleme gewichte.

Deshalb finde ich auch: Feiern wir diesen Tag und arbeiten dann wieder weiter für mehr Sichtbarkeit und Gerechtigkeit für alle.

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Vielen Dank für den schönen Text. Ich finde, die Sicht der Autorin ist berechtigt. Man soll unbedingt auf alle diejenigen Frauen hinweisen, die heute aus diversen Gründen nicht streiken können. Ich hätte mir jedoch konkrete Beispiele gewünscht. Wer sind denn die Frauen, auf die die Autorin mehrmals rekurriert? Die Republik hat gestern das Schlaglicht auf eine Frau gelegt, die das Privileg nicht hat, heute zu streiken. Es ist gut, wenn diese Biographien sichtbar werden. Es ist gut, zu betonen, dass es ganz viele Frauen gibt, die es sich nicht leisten können, die manikürte Faust zu erheben. Aber, ich frage mich schon, ob es zielführend ist, den Streik implizit oder explizit abzuwerten. Ist es denn im Sinne eines streng gedachten Feminismus, dass es den nicht privilegierten Frauen wirklich nichts bringt, wenn andere, die es können, auch für sie auf die Strasse gehen? Ist es nicht elitär zu denken, wenn etwas in der Masse angekommen ist, sei es Popkultur ergo nicht mehr seriös? Heisst das im Umkehrschluss nicht, dass ein feministischer Habitus nur dann authentisch ist, wenn er radikal ist? Gibt es denn wirklich nur eine einzige nützliche Form von Feminismus? Ich glaube, Feminismus ist sehr vielschichtig und das ist auch gut so. Jede Frau erlebt andere Formen von Unterdrückung und wählt entsprechende Ausdrucksweisen, um gegen Diskriminierung Widerstand zu leisten. Wenn man historische soziale Bewegungen analysiert, kommt man nicht selten zum Schluss, dass sich oft erst dann etwas verändert hatte, als die Masse auf die Strasse ging (man kann darüber streiten ob die herbeigeführten Veränderungen nachhaltig waren oder für alle galten). Es braucht diejenigen, die sich der Sache radikal widmen, die alles andere in ihrem Leben, ja sogar teilweise ihr Leben selbst dem Kampf für die Sache unterordnen. Es gibt etliche Beispiele dafür in der Geschichte der sozialen Bewegungen: Sojourner Truth, Emily Davison, Rosa Parks, Anna-Mae Aquash Pictou, Madonna Thunder Hawk und viele mehr. Ihnen gebührt mein ganzer Respekt. Aber ich denke trotzdem, es ist wichtig, dass das, was die radikalen Akteur*innen begonnen haben, heterogen von der breiten Masse übernommen wird. Ich finde es gut, solidarisch zu sein.
Man soll im Kontext des Streikes unbedingt auf Frauen hinweisen, die im weissen, westlichen Mainstream-Feminismus von dessen Vertreterinnen diskriminiert wurden und werden. Ich glaube aber, es ist der Sache dienlicher, wenn man, statt den Streik und die mannigfaltigen moderaten Ausdrucksformen von Feminismus abzuwerten, einen konkreten Text dazu verfasst, konkrete Beispiele nennt, noch stärker auf Texte von Angela Davis, bell hooks und Kimberlé Crenshaw oder Oyèronké Oyewùmi hinweist; Texte vom Combahee River Collective oder von Linda Tuhiwai Smith und Waziyatawin etc. zitiert und so auf die unsichtbaren Seiten des Feminismus aufmerksam macht, seine Vielschichtigkeit und sein Entwicklungspotential betont.

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Elisabeth Kopp war von 1984 - 1989 als erste Frau im Bundesrat. 1993 wurde Christiane Brunner von den Bürgerlichen abgesägt, die stattdessen Brunners SP-Kollegen Francis Matthey wählten, was zu erheblichen Protesten führte, insbesondere von Frauen. Matthey verzichtete. Daraufhin wurde Ruth Dreifuss gewählt. Sie vertrat die SP im Bundesrat von 1993 - 2002.

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Danke für die Richtigstellung. Ein peinliches Chaos meinerseits. Ich habe den Text entsprechend korrigiert
Tut aber meinem Grundargument keinen Abstrich.

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DANKE für diesen Artikel, der mir aus den Herzen spricht.

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Sehr gut geschrieben. Popkultur allein löst keine Ungleichheit. Da bedarf es Widerstand im Alltag, "Voice", wenn der Chef/Mann/Bruder/Kollege euch unterbricht oder den Fraenstreik belächelt, der Partner die Lücke in der Pensionskasse nicht deckt usw Und der Frauen*streik ist kein Entweder-Oder: Da geht man hin und kämpft genau für jene, die nicht dabei sein können.

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Toller Text. Vielen Dank.

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Besten Dank für den Text.

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Toll, toll, toll! So pointiert wie politisch. So unbequem wie umkrempelnd. Besonders der letzte Abschnitt.

Feiert heute! Aber fragt euch, wer nicht mitfeiern kann und warum. Und seht zu, dass ihr morgen fit seid: wenn es wieder darum geht, sich zu informieren, zu diskutieren, zu kämpfen und einen Alltag zu gestalten, der Platz macht für alle. Denn die Revolution ist kein einmaliges Ereignis, wie Audre Lorde schon wusste: «The revolution is not a one-time event.»

Dazu fiel mir Praxis und Revolution. Eine Sozialtheorie radikalen Wandels (2018) von Eva von Redecker ein. Die im Unterschied zu Aufstand und Bruch den Fokus auf Alltagspraxen und -diskurse legt. Und selbstverständlich auch an der Lenin-Kritik von Rosa Luxemburg anschliesst.

Als am 14. Juli 1789 die Bastille gestürmt wurde, soll König Louis XVI. einen seiner Höflinge, den Grafen de la Rochefoucauld-Liancourt, gefragt haben, ob in Paris ein Aufstand vor sich gehe. »Non, Sire, c’est une révolution«– »Nein, mein Herr, es handelt sich um eine Revolution«, lautete dessen Antwort.

Man könnte meinen, damit sei bestimmt, was unter einer Revolution zu verstehen ist. Nichtsdestotrotz wirbt dieses Buch dafür, »Revolution« neu zu denken – in gehörigem Abstand zu der unweigerlichen Assoziation mit dem Bastillesturm. Revolution soll als Form radikalen Wandels vorgestellt werden, der aus den Zwischenräumen einer sozialen Ordnung angestoßen wird und in langwierigen Übertragungsprozessen zu einer neuen Konstellation führt. Neu, weil in ihr selbstverständlich wird, was vorher undenkbar schien. Einübung des Zukünftigen und Umfunktionierung des Bestehenden sind dabei grundlegender als Aufstand und Bruch.

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Ein anderes instruktives Buch dazu ist Beziehungsweise Revolution - 1917, 1968 und kommende (2017) von Bini Adamczak.

Lag der Fokus 1917 beim Staat und 1968 beim Individuum, läge er nun bei den "Beziehungsweisen" zwischen den Menschen. Wobei Bini Adamczak die Geschlechterverhältnisse als Beispiel nimmt. Und dabei ein Begehren nach gesellschaftlichen Beziehungsweisen der Solidarität stark macht.

Prägnant verweist sie auch auf den Dreiklang von Freiheit, Gleichheit und Solidarität, die sich also wechselseitig bedingen.

Führt Freiheit ohne Gleichheit zu Ausbeutung und Unterdrückung, so führt Freiheit ohne Solidarität zu Individualisierung.

Führt Gleichheit ohne Freiheit zu Zwangskollektivierung bzw. Homogenisierung, so führt Gleichheit ohne Solidarität zu Bindungslosigkeit bzw. Autoritarismus.

Solidarität ohne Gleichheit führt in den Paternalismus, Solidarität ohne Freiheit in Loyalität und repressive Vergemeinschaftung.

Wie Simone de Beauvoir müssen wir ‚alles vom Leben wollen‘.

Wollen wir nicht in Anomie und Autoritarismus versinken.

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Bravissima

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