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Merci für die sehr klare und transparente Analyse und Selbstkritik. Und krass, wie trotz gutem Willen das Ziel doch fern ist.
Eine Zusatzfrage: Die Kommentare und Kommentator*innen habt Ihr nicht nach Geschlecht ausgewertet, oder? Mein Gefühl sagt, dass dort die Anteile noch deutlich krasser zugunsten der Männer sind. Wenn ja: Warum, was wäre eure Interpretation?
Ich selber merke, dass es viel Überwindung braucht, bis ich mich zu einem Beitrag äussere, obwohl ich regelmässig die Reaktionen lese. Ist es Faulheit? Angst, mich zu exponieren? Ein Gefühl von Inkompetenz. Hiermit habe ich mich überwunden!

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Patrick Venetz
Software-Entwickler @Republik
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Vorab ganz deutlich: Grossartig, dass Sie sich überwunden haben. Warum Sie sich überwinden mussten, darüber darf und kann ich nur spekulieren. Persönlich kostet es mich oft auch Überwindung. Alleine einen neuen Gedanken aufreissen. Bin ich zu dumm? Attackiert die Community? Eine ganze Checkliste binnen Sekunden, die da abgearbeitet wird und oft in einem «Och... ne... uff... ehmö... ich lass es lieber.» endet.

Wir haben tatsächlich auch Zahlen zu den Debattierenden. Und es ist keinesfalls ein Bouquet an Geschlechterdiversität:

  • 25.4 Prozent aller Teilnehmenden tragen einen eindeutig weiblichen Vornamen

  • 20.4 Prozent aller Beiträge stammen von Debattierenden mit weiblichem Vornamen

Bäm.

Eine faire Annahme ist, dass sich die Verlegerinnenstruktur auch in der Debattenkultur wiederfinden müsste. Wir haben etwa 35 Prozent Verlegerinnen, also würde ich auch etwa 35 Prozent Debattenteilnehmerinnen erwarten.

Warum fehlen diese knapp 10 Prozent?

Und ab hier wird es knifflig. Weil wir das meiner Meinung nach (noch) nicht wissen. Wir könnten ein paar Hypothesen aufstellen und ebendiese überprüfen. Und ich meine, die Überwindung, die Sie eingangs erwähnt haben, könnte eine interessante Fährte sein.

(Stichtag der Daten ist der 14. Mai 2019. Kategorisiert wurden Vornamen nach «weiblich», «männlich» aufgrund der Vornamen der Wohnbevölkerung der Stadt Zürich.)

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Guten Morgen. Auch von mir, vielen Dank für's Überwinden! Kleiner Nachtrag: Meine damalige Kollegin bei der NZZ, Corinne Plaga, hat mit der NZZ-Community über diese Frage gesprochen. Da sind einige interessante Punkte drin: https://www.nzz.ch/wissenschaft/war…ld.1360715

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Verständnisfrage:

25.4 Prozent aller Teilnehmenden tragen einen eindeutig weiblichen Vornamen
20.4 Prozent aller Beiträge stammen von Debattierenden mit weiblichem Vornamen

Was ist der Unterschied zwischen Teilnehmenden und Debattierenden?

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Yesssss! Das ist "meine" Republik. Ein wichtiges Thema, bestens faktenbasiert gestützt, in einen - hier vorwiegend - internationalen Kontext gestellt, gute Praxis aufgezeigt. Und wie oft ein bisschen lang. Merci für diese Selbstkritik.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke fürs Kompliment. Das freut uns!

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Tanja Messerli
Präsidentin Genossenschaftsrat
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Vielen Dank. Die Punktlandungen am Regler machen zwar nicht glücklich, dafür der Regler. Transparenz braucht Mut, Selbstreflexion und die Überzeugung, dass Nachwuchs vieles besser kann. Das alles gibt’s bei der Republik und damit gewinnen wir neue Verlegerinnen.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Feministen werden nie müde, Bereiche aufzuzählen, in denen Frauen benachteiligt seien. Die Tatsache, dass Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, dass Männer häufiger in der Politik vertreten sind, und anderes mehr. Mit diesen Feststellungen geht implizit die Schlussfolgerung einher, dass diese Ungleichheiten auf eine Unterdrückung der Frauen durch die Männer zurückzuführen sei. Dabei geht vergessen, dass solche Ungleichheiten andere Ursachen haben können: So zum Beispiel unterschiedliche Vorlieben, Interessen und Entscheidungen von Frauen und Männern: Die Lohnunterschiede können beispielsweise zumindest teilweise mit Unterschieden in der Berufswahl erklärt werden. Ein Blick auf die Internetseite des Bundesamtes für Statistik zeigt, dass der durchschnittliche Lohnunterschied bei Berücksichtigung verschiedener objektiver Faktoren auf weniger als 10 Prozent schrumpft (https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/hom…chied.html) . Aber selbst beim unerklärten Anteil des Lohnunterschiedes kann man nicht einfach selbstverständlich schlussfolgern, dass dieser auf Vorurteilen von Männern gegenüber Frauen beruht. Möglicherweise sind Männer durchsetzungsfähiger in Lohnverhandlungen. Wenn dem so wäre, so wäre dies eine Stärke der Männer, und sollten wir nicht beiden Geschlechtern ihre jeweiligen Stärken gönnen? Stattdessen werden sämtliche Vorteile der Frauen als Erfolg gefeiert und sämtliche Vorteile der Männer werden als Unterdrückung der Frauen durch die Männer angeprangert (ein gutes Beispiel: https://business.linkedin.com/talen…der-report ) . Sogar die Tatsache, dass Frauen in den Naturwissenschaften weniger häufig vertreten sind als Männer, wird als Benachteiligung der Frauen ausgelegt (als wäre eine Frau unterdrückt, weil sie sich mehr für Shakespeare als für Elektrizitätslehre interessiert).

Das vielleicht haarsträubendste Beispiel findet sich in einem Artikel der Republik mit dem Titel „Was wir leider schreiben müssen“. Offenbar ist die Mehrheit der Verleger der Republik männlich. Dies wäre eine Gelegenheit gewesen, darauf hinzuweisen, dass die weniger gefällige und konfliktbereitere Natur der Männer neben den negativen Folgen (stärkere Tendenz zu physischer Gewalt) vielleicht auch positive Aspekte hat. Vielleicht sind Männer eher bereit, herrschende Verhältnisse in Frage zu stellen und dagegen aufzubegehren. Vielleicht setzen sie sich deshalb überproportional für einen unabhängigen Journalismus ein. Stattdessen wird aber auch dieser Umstand von den Autoren des Artikels ins Negative verdreht.

Diese Verhältnisse sind nicht nur unfair gegenüber den Männern sondern können auch verheerende Folgen für nachfolgende Generationen haben: Wenn ein Mann für beruflichen Erfolg keine gesellschaftliche Anerkennung bekommt sondern im Gegenteil verunglimpft wird, weil er „seine Macht nicht an die Frauen abgibt“, wie soll man dann Buben und heranwachsende Männer motivieren, sich in Schule und Beruf anzustrengen? Nach welchen Zielen können sie streben, wenn sie mit der Idee aufwachsen, dass erfolgreiche Männer Unterdrücker sind?

Das Problem ist tiefgründiger als man auf den ersten Blick annehmen könnte: Männer und Frauen sind verschieden und haben daher auch unterschiedliche Stärken und Schwächen (es wäre ein unglaublicher Zufall, wenn beide Geschlechter trotz der massiven biologischen Unterschiede genau dieselben Stärken und Schwächen hätten). Daraus ergibt sich, dass es immer Bereiche geben wird, in denen Männer weniger gut sind als Frauen und umgekehrt Bereiche, in denen Frauen im Durchschnitt weniger gut sind als Männer. Wenn man nun zum Vorneherein davon ausgeht, dass jedes durchschnittlich bessere Abschneiden der Männer ein Zeichen sexistischer Unterdrückung ist, dann ist die These der Unterdrückung der Frauen durch die Männer nicht mehr falsifizierbar und wird so zu einer Religion. Ganz gleich wie viel Zugeständnisse den Feministen gegenüber gemacht werden, es werden immer neue Vorwürfe gegen die Männer (und damit neue Forderungen) erhoben werden. Das gegenwärtige Verhältnis zwischen Männern und Frauen in unserer Gesellschaft wird am besten im Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ auf den Punkt gebracht (https://de.wikipedia.org/wiki/Vom_F…einer_Frau). Die Aussage der Republik in ihrem Abonnenten-Email vom 15.6.19 dass „der Kampf für echte Gleichberechtigung vielleicht nie ganz vorbei sein wird“ lässt in diesem Zusammenhang tief blicken.

Meiner Ansicht nach lassen sich durchaus Parallelen zwischen dem gesellschaftlichen Geschlechterverhältnis und einer zwischengeschlechtlichen Beziehung ziehen: Wenn der eine Partner immer nur fordert, und der andere immer nur ja sagt, dann ist dies auf die Dauer schlecht für die Beziehung und daher auch schlecht für beide Partner. Leider wagen es heute viele Männer nicht, den Feministen zu widersprechen, weil sie sich vor dem Vorwurf des Sexismus fürchten. Es ist einfacher, Konflikten aus dem Weg zu gehen, in dem man den Feministen zustimmt. Für die Gesellschaft aber ist dies toxisch.

Was den „Missstand“ der männlichen Mehrheit in der Verlegerschaft der Republik betrifft, so bin ich gerne bereit, bei dessen Behebung behilflich zu sein: Ich werde mein Abonnement per Ende Monat kündigen.

Ich möchte schliessen mit der Bemerkung, dass ich Frauen nach wie vor super finde und dass ich einigen Frauen viel zu verdanken habe. Ich hoffe, dass sich die Geschlechter in der fernen Zukunft vielleicht einmal wieder gegenseitig werden annähern können. Aber wie in einer persönlichen Beziehung ist es auch in der gesellschaftlichen Beziehung zwischen Mann und Frau hin und wieder nötig, der anderen Seite ein negatives Feedback zu geben. Im Moment benötigen die Frauen ein solches von uns Männern; wir sind es ihnen schuldig.

Mit freundlichen Grüssen,

S. H.

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Guten Morgen Herr H.,
es geht eben gerade nicht darum, GEGEN Männer zu kämpfen, sondern FÜR eine gerechtere und diversere Gesellschaft.

Sie führen das Märchen vom Fischer und seiner Frau an und ich finde das ein wunderbares Beispiel. Aber in einem etwas anderen Sinne als Sie. Nämlich als Beispiel einer Geschichte, die eine ganz bestimmte Botschaft vermittelt. Von nachgiebigen Männern und unbescheidenen, machtgierigen Frauen und was daraus folgt.
Ich interessiere mich sehr für solche Geschichten, denn sie helfen zu verstehen, welche "Wahrheiten" und Werte über X Generationen weitergegeben und gefestigt werden in einer Gesellschaft. Und wir sollten ihre Wirkung auf unser Unterbewusstes nie unterschätzen.

Die schlimmsten Frauenfeindinnen, die mir begegnet sind in meinem Leben, waren übrigens Frauen.
Und es waren auch Frauen, die mir diese Geschichte erzählt haben und daran glaubten.

Sie schreiben von Stärken und Schwächen beider Geschlechter und ich bin wieder sehr einverstanden.
Das Problem ist einfach, dass wir eine Gesellschaft gebaut haben, in denen die Bereiche, in denen eher Männer stark sind, mehr Anerkennung, Bezahlung etc. bekommen, während die traditionell eher weiblich dominierten Bereiche eher mit weniger Prestige und Lohn verbunden sind.
Und es waren nicht die Männer, die das so gemacht haben, sondern Männer und Frauen gemeinsam.
Und nur gemeinsam können wir das auch verändern.

Es wäre wirklich schön, wenn Sie da auch dabei wären.

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Sehr geehrter Herr H., und Sie bekommen ein negatives Feedback von mir. Dürfen sich sogar in einer Bewegung, die sie selber ins Leben gerufen haben und zum allergrössten Teil auch heute noch ausmachen, die Feministinnen nur mitgemeint fühlen, denn eigentlich geht es auch hier um Feministen? Nei aber au!

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Eine interessante und tiefschürfende Analyse mit manchen Überraschungen. Habe viel gelernt.

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Gute Idee mit dem Reporting!
Und herzlichen Dank für Selbstkritik und die ehrliche Anstrengung um Veränderung.
PS. Danke auch allen Leserinnen, die sich kommentierend einbringen. Diesen Anteil haben wir selbst in der Hand. ;-)

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Genau - wir brauchen Sie, Verlegerinnen und Kommentatorinnen!

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Ich glaube dass Frauen die gleichen Chancen verdienen wie ihre männlichen Kollegen und für die gleichwertige Leistung gleich entlöhnt werden. Ich glaube auch sehr stark, dass eine gute Durchmischung von Frau und Mann die Resultate deutlich verbessert, weil geschlechterspezifisch unterschiedliche Sichtweisen eingebracht werden. Ich glaube aber in keiner Weise, dass dies mit Quotenregelungen oder übergeordnete Quotenzielen zu erreichen ist. Es wäre glatter Selbstmord, wenn man nur um Quotenziele zu erreichen, andere Ziele (wie Qualität, Kosten, Marktposition etc.) diesen unterordnet.

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Chefredaktion
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Erstens geht es nicht um Unterordnung, sondern um Sensibilisierung (Zitat aus dem Beitrag: «Es soll immer der beste Gast auftreten.»). Und zweitens belegt das Beispiel BBC ja gerade das Gegenteil. (Zitat aus dem Beitrag: «BBC-Moderator Ros Atkins, der den Wettbewerb lanciert hat, verzeichnet seit dem Versuchsstart einen Viertel mehr Zuschauerinnen und Zuschauer als zuvor.»)

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Made my day!
Herzlichen Dank, und für einmal auch speziell an die Illustratorin Nadine Redlich. Nicht, weil sie eine Frau ist. Sondern weil ich die Illustration genial finde.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Merci!

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Definiere: Transparenz. Mit diesem selbstkritischen Beitrag gelungen. Well done! Und jetzt bitte gleich Handeln: "Debattenkultur und männlicher Duktus" lassen sich umgehend anpacken.

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Ja, wir müssen. Dringend. Danke Ihnen für Ihre Worte. Die machen Mut!

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Danke für den Beitrag! Ich hoffe und vertraue auf "Besserung":-). Etwas ist mir beim Lesen spontan durch den Kopf gegangen: kann es sein, dass die Gerichtsfälle, über die die Republik regelmässig berichtet, meistens von Männern handeln? Hier wäre es ja einfach, ein ausgewogenes Verhältnis an "ProtagonistInnen" hinzukriegen, oder?

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Wenn 90% der Straftäter männlich sind (die genauen Zahlen kenne ich nicht, es sind sicher deutlich mehr), wäre das heikel. Hier bedeutet aus meiner Sicht, eine ausgewogene Sicht, wenn das Verhältnis der ProtagonistInnen dem effektiven Täterverhältnis entspricht.

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Liebe Frau Bertschinger, was wir auf jeden Fall tun: Die Protagonistinnen der Justiz erkennbar machen. Zeigen, dass nicht nur Richter richten, Staatsanwälte anklagen und Verteidiger verteidigen, sondern eben auch (noch viel zu wenig!) Richterinnen, Staatsanwältinnen, Verteidigerinnen. Das ist schon ein wichtiger Anfang. Herzlich, Brigitte Hürlimann
PS: Ach ja, und das GerichtsreporterInnenteam besteht derzeit aus drei Frauen und zwei Männern, das ist schon einmal nicht schlecht.

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Männer werden viel häufiger straffällig als Frauen. Eine „ausgewogen“ Berichterstattung wäre hier eine krasse Verzerrung der Realität:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/hom…sonen.html

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Das ist mir natürlich bekannt:-). Aber wenn ich den Sinn dieser Serie richtig verstanden habe, dann geht es nicht einfach nur darum, die "Bösen" unserer Gesellschaft darzustellen, sondern generell das Funktionieren des Rechtsstaates und seiner Organe. (In diese Richtung verstehe ich auch die Antwort von Frau Hürlimann oben.) Das Funktionieren des Rechtsstaates im einzelnen Gerichtsfall kann unabhängig vom Geschlecht der beteiligten untersucht werden, oder? Relevant wird dies erst auf der statistischen Ebene, wennn z.B. zu wenige Richterinnen und Anwältinnen vorhanden sind oder wenn sich zeigt, dass das Gerichtspersonal Männer und Frauen unterschiedlich behandelt etc.

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Dear Antonia, statistisch gesehen leider nicht, da Männer bei den Tätern übervertreten sind, wie auch bei den Gefängnisinsassen und sogar bei den Opfern.

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Toll und kritisch geschrieben. Ich hoffe, es tut sich etwas.

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Wir klemmen uns dahinter!

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Ich finde es schade, und wahrscheinlich ist es sogar kontraproduktiv für die grundsätzlich richtigen Anliegen, wenn so pauschal über "die Männer" und "die Frauen" gesprochen wird. Leider immer wieder, auch in der Republik. Das ist pauschal und sehr ideologisch. Es gibt weder "die Männer" noch "die Frauen", es ist ein fliessendes Kontinuum, der Rest ist stark gesellschaftlich konstruiert. Wieso sollten Männer im Journalismus nicht weibliche Anliegen/Ansichten/Meinungen vertreten können und umgekehrt? Trennt man/frau so scharf in Männer/Frauen, so begeht man m.E. den schweren Fehler, im jeweiligen biologischen Geschlecht auch ein bestimmtes Verhalten zu sehen, was eben typisch "männlich" oder "weiblich" ist. Damit fallen wir hinter die Emanzipation zurück, in ein dunkles Zeitalter der Geschlechtertrennung. So schafft man sich viele Gegner*innen und kommt nicht voran.

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Mich stört das auch. Sehr sogar. Es gibt Lebensbereiche, in denen es aufs Geschlecht ankommen, z.B. beim Thema (Leistung-)sport und natürlich beim Thema Schwangerschaft und Kleinkinder.

Aber es gibt viel mehr andere Lebensbereiche, in denen das Geschlecht unerheblich ist und aus meiner Sicht egal sein sollte. Im Berufsleben ist es aus meiner Sicht in fast allen Fällen so, dass das Geschlecht keine Rolle spielt für die Leistung.
Es ist doch völlig unerheblich, ob die Person, die im Restaurant das Menü zubereitet hat, nun Koch oder Köchin ist, genauso wie es unerheblich ist, ob eine Frau oder ein Mann dafür zuständig war, dass die Gemeinde meinen Müll abholt und ob es Männer oder Frauen waren, die den Zug konstruiert und entwickelt haben, den ich benutze um von A nach B zu reisen.

Wieso soll das im Journalismus anders sein?
Ich finde es gut, wenn man zur Standortbestimmung auswertet, wie die Verteilung von Männern und Frauen in den einzelnen Brachen und Positionen aussieht und man Schlüsse aus Ungleichverteiligungen zieht und Wege geht um einen Ausgleich zu schaffen. Grad auch beim Nachwuchs. Die Ungleichverteilung hat Gründe und die sollten überwunden werden.

Aber zusätzlich bin ich auch der Ansicht, dass es nicht sinnvoll ist bei der Verteilung der Geschlechter im Team Ziele zu erreichen versuchen, die so überhaupt nicht dem Geschlechterverhältnis der entsprechenden Berufsleute entspricht. Nicht nur, weil das brachenübergreifend nicht aufgeht, sondern vor allem, weil das ein deutliches Zeichen ist für die Ungleichbehandlung der Geschlechter. Bei der aktuellem Geschlechtsverhältnis der Medienschaffenden würde ich einen Journalistinnenanteil von 50 % nicht für natürlich und richtig halten, sondern für ein Zeichen dafür, dass das Geschlecht zu stark beachtet wird und somit bei der Auswahl diskriminiert wird in Sachen Geschlecht.

Als Leserin wünsche ich mir Artikel und Sichten und Recherchen von unterschiedlichen Menschen, weil unterschiedliche Menschen eine variantenreiche Sicht auf die Welt haben und diese unterschiedlichen Menschen sollen bitte sowohl Frauen, wie auch Männer sein, introvertierte und extrovertierte, jüngere und ältere. Aber vor allem wünsche ich mir eine Welt, in der es völlig selbstverständlich ist, dass sowohl Männer als auch Frauen gute Arbeit leisten und das Geschlecht nicht weiter erwähnenswert ist, weil es nichts zur Sache tut.

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Im Berufsleben ist es aus meiner Sicht in fast allen Fällen so, dass das Geschlecht keine Rolle spielt für die Leistung.
Es ist doch völlig unerheblich, ob die Person, die im Restaurant das Menü zubereitet hat, nun Koch oder Köchin ist

Dass das Geschlecht höchstens dort, wo es um reine Körperkraft geht, eine Rolle spielt für die Leistung, sehe ich auch so. Aber wenn der Koch für die gleiche Arbeit mehr verdient als die Köchin, bekommt man auf die Frage, warum das so sei, keine saubere Antwort, wenn man neben zig anderen Einflussfaktoren (Alter, Ausbildung, Berufserfahrung etc.) nicht auch das Geschlecht miteinbezieht. Dass jene, die von dieser Ungleichheit profitieren, es nicht unbedingt nötig finden, dort genauer hinzuschauen, ist klar. Aber wenn 'die Sache' Chancengleichheit heisst, ist das Geschlecht erwähnenswert.

Wenn ich Sie richtig verstehe, spreche Sie sich eigentlich gegen Geschlechterquoten aus. Das ist legitim, und das kann man jetzt sogar unter dem eigenen Namen machen. Warum also nicht Klartext mit einem klaren Anliegen?

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Guten Tag, Ich stimme Ihnen fast in allen Punkten. In der besten aller möglichen Welten, sollte das Geschlecht keine Rolle spielen. Ja!

Nur sind wir davon noch ein Stück entfernt. Mit Daten und Zielsetzungen können wir eigene Biases erkennen und versuchen sie zu beheben. Irgendwann wird das nicht mehr nötig sein, da gebe ich Ihnen Recht.

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Duktus und Debattenkultur können mit an jeder Sitzung verbindlich festgelegten Zielsetzungen überprüft und dadurch verändert werden. Nur Mut, ihr packt das schon! Weiter so!

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Bitte Quellen korrekt angeben: „Eine Studie des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft der Hochschule Winterthur“ -> Das gibt es so nicht. Vermutlich meint ihr das Institut für Angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Danke.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke. Erledigt.

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Wenn auch die Frauen als Autorinnen (bisher) untervertreten waren: Von den Republik-Beiträgen, die mir als besonders gelungen in Erinnerung geblieben sind, dürften >50% von Frauen geschrieben worden sein. Von denen, die mir nicht gefielen, eindeutig >50% von Männern. (reines Bauchgefühl, keine Empirie)

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Lieber Marcel. Das hören unsere Autorinnen sicher gerne. Was glaubst du, woran liegt das?

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Ihr habt einfach gute Frauen (oder lasst solche frei für euch schreiben)! Der Podcast zum Knonauer Messie. Bündner Baukartell (Frau+Mann). Sieglinde Geisel und andere Feuilleton-Autorinnen. Adriennes Fachkompetenz. (Die Aufzählung ist sicher ungerecht.) Dagegen schienen dem Risiko, ellenlange Artikel zur Selbstdarstellung zu nutzen oder in den Welterklärungsgestus zu verfallen (Mansplaining), Männer mehr zu unterliegen als Frauen.

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Warum nur, hat die Frauenfaust in der Grafik am Anfang des Artikels nur vier Finger?

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Vier Finger in Cartoons ist Tradition. ;-)
Erklärung dazu hier: https://www.bigfm.de/buzzhaltestell…ren-finger

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Ich wusste das nicht. Spannend.

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Cartoon-Tradition o.k. aber in diesem speziellen Fall, hätte wenigstens der Daumennagel lila sein müssen 😉

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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😅 Sehr gute Frage. Ist mir nicht aufgefallen. Ich frage am Montag mal bei der Bildredaktion nach.

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Weshalb werden unter "VerlegerInnen" nur diejenigen mit Jahres-Abo gerechnet? Ich, eine Frau, erscheine dabei nicht als weibliche Verlegerin - denn ich habe (seit mehr als einem Jahr) ein Monats-Abo. (Ist ja nicht verboten, nichtwahr, ein Monats-Abo zu haben...) .

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Patrick Venetz
Software-Entwickler @Republik
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Bei der Auswertung haben wir alle laufenden Abonnements zum Stichtag berücksichtigt. Konkret also auch Monats-Abonnements.

Geben Sie mir einen Hinweis, wo Sie die Notiz gefunden haben, dass nur jene mit Jahres-Abonnement zur Verlegerschaft gezählt werden?

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Das glaube ich auch – und das werden wir auch angehen. Es bleibt spannend 😉.

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Ich (72) bleibe an einem kleinen Satz hängen: "Die alten Zeitungsleser sterben weg." Das ist zwar natürlich nicht zu leugnen, nur: Könnte es sein, dass das Potenzial der Alten (hier: der älteren Frauen) unterschätzt wird, und zwar auf beiden Seiten, bei den Leserinnen wie den Journalistinnen? Zwischen der Pensionierung und dem Tod liegen statistisch etwa zwanzig Jahre! Leserinnen sind in dieser Zeit oft noch lange am Weltgeschehen interessiert (davon abgesehen, dass sie ihnen wichtige Projekte auch finanziell unterstützen können und wollen), und Journalistinnen im offiziellen Pensionsalter sind zwar keine digital natives und deswegen vielleicht in dieser Beziehung etwas schwerfälliger als jüngere Kolleginnen, aber die Lebens- und Schreiberfahrung und auch die erforderliche Neugierde wird einem ja nicht mit dem Eintritt ins Rentenalter abgenommen. Wäre es denkbar, vakante Stellen mit kompetenten "Seniorinnen" zu besetzen, wenn dadurch nicht Frauen im normalen Erwerbsalter um den Job gebracht werden?

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Liebe Frau Bodenheimer, das finde ich eine schöne und wertschätzende Idee, aber ich würde die bezahlte Arbeit doch eher denjenigen überlassen, die auf das Einkommen angewiesen sind, dann allerdings tatsächlich unabhängig vom Alter. Die 'Altersguillotine' ist ja auch eine Diskriminierung.
Diejenigen, die das Einkommen nicht brauchen, können ihre Lebens-, Schreib- und Berufserfahrung ohne jede Einschränkung hier in den Kommentarspalten einbringen. In 'normalen' Zeitungen gehören Leser*innenbriefe zu den am meisten beachteten Rubriken. Ich nehme an, dass das hier aufgrund der digitalen Form und des einfachen Zugangs fast noch stärker ins Gewicht fällt. Der 'offizielle' Artikel kann ja nie alle Aspekte eines Themas abdecken, und für mich ist das Forum ein integraler Teil der Berichterstattung, den ich gerade aufgrund seiner Vielfältigkeit sehr schätze.

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(durch User zurückgezogen)
Elia Blülle
Journalist @Republik
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Man kann mit diesen Quoten auch uebertreiben. Das wuerde dann bedeuten, dass falls eine Frau fehlt, der schlechteste Mann rausgeworfen wird, und durch irgend eine Frau ersetzt werden muss, oder umgekehrt. Das bedeutet ihr muesst zwei Rankings fuehren. Resp in erweiterter Form noch ein Ranking fuer unbestimme und fuer nicht-. Und das Ranking kommt von, resp wird erstellt durch ? Basierend auf ?

Nein, das wird nicht passieren. Wir konzentrieren uns vor allem auf die Autorenschaft, wo wir viele freie Aufträge vergeben. Es wird niemand gefeuert.

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Könnt ihr auswerten, wie hoch der Anteil Protagonistinnen in Texten ist, die von Frauen geschrieben wurden?

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Chefredaktion
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Ginge wahrscheinlich schon, aber ist eher unverhältnismässig aufwändig. Vermutlich ist der Wert nicht wesentlich anders, weil dieser Aspekt ist maximal strukturell. LG

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Was ist die Idee dahinter?

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Ihre Analyse ist spannend. Als Verlegerin war ich auch überrascht über die Zahlen. Ich hatte den Frauen-Anteil höher geschätzt.
Was ich gerne untetstreichen möchte ist die Tatsache dass Frauen ihre Position nicht nur zahlenmässig stärken müssen, sondern auch in dem Sinn der Gleichberechtigung in Diskussionen: die männlichen Kollegen darauf aufmerksam machen, wenn sie einer Kollegin nicht zuhören, wenn sie auf die Unterstützumg durch einen Kollegen (Mann) positiv reagieren. Diese zahlreichen informellen Aspekte in der Unternehmenskultur brauchen Aufmerksamkeit bei Männern und Frauen!

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