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Ingenieur
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· editiert

Der inhaltlich zwar richtige Artikel suggeriert, es ginge beim Entscheid für Energiesysteme nur um klimawirksame Gase. Mehr war wohl auch nicht der Anspruch des Artikels, aber die entsprechende Interpretation einiger Kommentarschreiber liess nicht lange auf sich warten.
Atomenergie ist viel zu teuer. Nur die alten Atomkisten möglichst lange laufen zu lassen, ist noch einigermassen wirtschaftlich, aber auch nur, weil die Entsorgungskosten irgendwann sozialisiert werden.
Sowohl die Schweiz, aber vor allem auch Deutschland, haben in den letzten 10 Jahren viel zu wenig in die Erneuerbaren investiert. Noch immer werden neue Häuser gebaut, die mit Dachziegeln statt Solarpanels gedeckt werden.
Die Schweiz hat ideale Voraussetzungen, um die Erneuerbaren Energien zu implementieren. Das kann man täglich beobachten, denn die Schweiz verkauft genau dann Strom ins Ausland, wenn er am teuersten ist. Die Schweizer Stromwirtschaft ist nicht an maximaler Autonomie interessiert, sondern an maximalem Profit.
Die Energie- und Klimawende kann gelingen. Dazu sind viele kleine Massnahmen erforderlich, die im Verbund sehr robuste Lösungen ergeben. Es ist alles da, was wir dazu brauchen. Wir müssen lediglich etwa mehr Tempo machen.

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Es geht nicht nur um CO2.

Kohle ist auch ein äusserst gesundheitsschädlicher Energieträger. Der Ausstieg aus der Kernenergie hat in Deutschland dadurch viele Tausende Menschenleben gekostet.

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Ingenieur
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Das liegt im Auge des Betrachters. Genau so kann man sagen, die zusätzlichen verfrüht Sterbenden gab es, weil man die Erneuerbaren nicht rechtzeitig und ambitioniert genug vorangetrieben hat.

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VIELEN DANK! Seit so vielen Jahre der erste nüchterne, faktenbasierte und unideologische Beitrag über ein so ernstes Thema.
Nebst dem Klimaschaden ist auch die Produktion (Tote/Terawatt Energie) in ihren Unterschieden bedrückend und auch da schneidet die Atomenergie am besten ab.
Ich kann jeden verstehen, der ablehnend reagiert, wenn man zum ersten Mal hört, dass Atomenergie doch nicht so schädlich sein soll. Es ging mir nicht anders. Schlussendlich müssen wir aber über Fakten reden, sonst finden wir keine Lösung.

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Wie nur werden wir die Dinger und den Abfall wieder los? (Einer meiner ersten Artikel der Republik 🙃 .)

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Merci, Even!

Hier wäre auch noch ein anderer unserer früheren Artikel ;-) Darin haben wir versucht, eine umfassende Würdigung der Kernenergie vorzunehmen: https://www.republik.ch/2019/11/12/…e-hoffnung

Die differenzierte Position, die ich in letzter Zeit am häufigsten höre, ist:

  • Neue Kernkraftwerke bauen ist zurzeit in Europa nicht sinnvoll, wegen hohen Kosten, langen Bauzeiten und sonstigen Bedenken. Investitionen in Wasser-, Solar- und Winkraft zahlen sich fürs Klima schneller aus.

  • Sofern technisch möglich, sollten dagegen die bestehenden Kernkraftwerke möglichst lange am Netz bleiben. Das ermöglichst rascheren Ausstieg aus Kohle & Gas (und für den Abfall braucht es so oder so eine Lösung, egal ob man noch etwas mehr davon produziert)

Die Rechnung kann sich aber ändern, falls in 10-15 Jahren neue Kernenergie-Technologien auf dem Markt sind und/oder die Erneuerbaren nicht rasch genug vorangetrieben werden (dann wird man nämlich wieder beginnen, über den Zubau von Gaskraftwerken zu reden).

Cheers

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Genau, wie werden wir die Abfälle aller Formen der Energieproduktion wieder los? Also auch von Kohle und Photovoltaik (siehe den Bericht von Simon Schmid). Und vor allem: wie erklären wir den Angehörigen der Toten, die durch die aktuelle Energieproduktion entstehen (sorry, mir fällt kein besseres Verb ein), dass wir dennoch Atomenergie ablehnen, um uns vor den Abfällen zu schützen. Wir müssen einfach aufpassen, dass wir unsere Ängste nicht über das Leben anderer stellen, die schon jetzt sehr reell mit eben diesem für alternative Energieformen bezahlen. Denn wie gesagt, bezogen auf Todesfälle /pro produziertes Terrawatt Energie, ist die Atomkraft unschlagbar, ob es einem zusagt oder nicht.

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Es gibt einen Reaktortyp in der Schublade, der die Abfälle "verbrennen" könnte und sogar noch einen wirtschaftlichen Betrieb in Aussicht stellt.
Ich hoffe, die Westeuropäer packen das noch mit dem Rest an know how, das noch wenige Jahre verfügbar ist.
Jedenfalls hat dies auch der Investor Bill G schon auf dem Radar.

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Anfangs war ich sehr kritisch gegenüber dee Stromherstellung aus AKW, sei es wegen des Risikos eines Unfalls oder wegen der Abfallproblematik.
Mittlerweile bin ich überzeugt, dass wir mittelfristig nicht darum herum kommen werden. ABER dies bedingt meiner Meinung , dass auch hier neue Technologien gefördert bzw. implementiert werden müssen wie z. B. der Bau von Reaktoren welche mittels "Abfall" der bisherigen AKW Strom herstellen können.
Gleichzeitig müssen wir aber nachhaltige Stromerzeugung und Verteilung ausbauen bzw. endlich richtig fördern und fordern (PV, Batteriespeichertechnologie etc.).

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Ingenieur
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Nur dem letzten Satz kann ich zustimmen. Wir haben keine Zeit, um auf neue Technologien zu warten und das ist auch nicht nötig. Wir müssen lediglich die längst bekannten und inzwischen wirtschaftlichen Lösungen mit etwas mehr Ehrgeiz umsetzen.

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Action Anthropologist
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Der deutsche Ausstieg aus der (lebensgefährlichen!) Atomkraft ist vor allem darum so schädlich für das Klima, weil die Energiewende von der deutschen Bundesregierung nach Kräften verhindert wird!
Dass die Energiewende trotzdem dazu geführt hat, dass respektable 50% des Stroms heute aus erneuerbaren Quellen stammt, ist vor allem dem Engagement von BürgerInnen zu verdanken, die sich mit viel Enthusiasmus ans Werk machten und sich Solarpannels aufs Dach packten.
Einen grossen Schub erhielt diese Entwicklung einer dezentralen Energieproduktion durch das EEG-Gesetz der damaligen Rot-Grünen Regierung, mit einer garantierten Einspeisevergütung.
Doch der grosse Erfolg dieses EEG führte auch dazu, dass den grossen Energiekonzernen Teile ihrer einträglichen Geschäfte wegbrachen:
Währenddem früher die Nachfrage-Spitzen um die Mittagszeit die Strompreise täglich in die Höhe steigen liessen, sorgten die vielen Solaranlagen nun dafür, dass um die Mittagszeit, wenn auch die Sonne am höchsten steht, die Preise fielen, weil nun ein grosses Angebot an Solarstrom vorhanden war.
Und so begann man, den Ausbau der Erneuerbaren systematisch zu bremsen, durch die Halbierung und durch weitere Senkung der Einspeisevergütung, durch die Ausschreibungspflicht für neue Anlagen, durch grössere Abstandsvorschriften für Windräder, usw.
Trotzdem ging die BürgerInnen-Energiewende weiter.
Die hohen Strompreise, für die man in einer Presse-Propaganda das EEG verantwortlich machte (und damit von der bewussten Preisgestaltung durch die Stromkonzerne ablenkte), sorgte für die Motivation, durch intelligente Hauskraftwerke mit Batteriespeichern den Autarkiegrad zu erhöhen.
Dadurch stieg die Zahl an "Prosumern" (Produzenten/Konsumenten) in Form von Häuslebesitzern, Gewerbetreibenden und Genossenschaften trotz den bürokratischen Irrgärten, welche die Regierungen Merkel ihnen in den Weg legte, weiter an.
Nachdem man also die Solarbranche und die Wind-Branche gestoppt hatte (und damit ca. hunderttausend Arbeitsplätze zerstört hatte), wollte man jetzt der Speicher-Branche und der (als unsolidarisch beschimpften) dezentralen Eigenversorgung an den Kragen!
Der Angriff erfolgte bei der "Novelle des EEG", mit einem vom Wirtschaftsministerium Altmeier zusammen mit der Bundesnetzagentur ausgearbeiteten Vorschlag, der alle AktivistInnen der Energiewende erst mal fassungslos und ungläubig staunen machte.
In der Behandlung des neuen EEG's im Bundestag konnten dann immerhin die schlimmsten Rückschritte abgewendet werden. Dennoch führt nun auch dieses Gesetz zu einer weiteren Bremsung und Verlangsamung der Energiewende, obwohl gemäss dem Klima-Notstand das Gegenteil einer beherzten und mutigen Beschleunigung nötig wäre!
Fatal wirken sich dabei die Verbandelungen der grossen Volksparteien CDU und SPD mit der Auto-, Kohle- und Gas-Industrie und mit den grossen Energiekonzernen aus.
So geht die Umstellung von Verbrennern auf Elektro-Fahrzeuge nur widerwillig und schleppend voran. Der Ausstieg aus der Kohle wird durch weitere Subventionen und einen absurd weiten Zeithorizont vergoldet. Dabei mögen auch die traditionell engen Verbindungen zwischen der SPD und den Kohle-Kumpels mitgespielt haben.
Lange hielt man Gaskraftwerke für eine ökologische Alternative zur Kohle, da Gas weniger Schadstoffe enthält.
Nun wird aber immer deutlicher, dass bei der Verbrennung von Gas nicht nur ebenso viel CO2 in die Athmosphäre entweicht, wie beim Verbrennen von Kohle, sondern dass bei der Gas-Förderung und aus Lecks in den Leitungen zudem noch grosse Mengen des ca. 80 mal kilmaschädlicheren Methans entweicht!
Nun versucht man, mit einer Wasserstoff-Strategie auch dieses Gas "grüner" zu machen, bzw. grün erscheinen zu lassen.
Nichtsdestotrotz wird aber Wasserstoff ein entscheidender Schlüssel und Langzeitspeicher innerhalb der Energiewende sein!
Also, die Atomkraft ist nicht nur wegen seiner extremen Gefährlichkeit Out, sondern inzwischen auch dann nicht mehr wirtschaftlich, wenn man die Atomabfälle und die Kosten bei einem GAU ausser Acht lässt!
Daran ändert auch die widersinnige Pseudo-"Energiewende" der deutschen Bundesregierung nichts, die allerdings (wenn nicht absichtlich und böswillig, dann mindestens inkompetent und fahrlässig) eine Stromlücke produziert, die immer grösser wird, wenn sich die politischen Machtverhältnisse nicht endlich von der alten, fossil-atomaren Energiewirtschaft hin zur modernen, erneuerbaren Energiewirtschaft (Solar-Wind-Wasser-Biogas-Geothermie-Speicher-Wasserstoff) verschieben!
Auch wenn es heute nahezu aussichtslos erscheint, bin ich doch zuversichtlich, dass dieser Transformationsprozess gelingt und nicht aufzuhalten ist, weil er einfach gelingen MUSS!
https://www.youtube.com/watch?v=cvIBmYOPMOw

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Zuerst sollte man sich im Artikel die Abbildung "Kohlestromproduktion in Deutschland" ganz genau ansehen.

Der Anteil der dreckigen Kohle ist riesig. Die Atomkraft macht gar nicht so einen grossen Unterschied. Ihre Bedeutung wird von Befürwortern immer massiv überschätzt, so auch hier. Deshalb auch die ziemlich gesuchten CO2-Vergleiche mit der zehnmal kleineren Schweiz (mit 60% Wasserkraft).

Noch wichtiger: Der Kohleanteil sinkt auch bei den schwarzen Balken, und zwar mit zunehmender Geschwindigkeit und um ein Vielfaches der Atomdifferenz! Wer die letzten Balken waagrecht nach links vergleicht, sieht, dass am Ende nur wenige Jahre zwischen den beiden Absenkpfaden stehen.

Der Untertitel "Kohlekraft ersetzt Kernenergie" im Artikel ist daher reine Polemik. Die Erneuerbaren ersetzen sowohl Atom, als auch Kohle und zwar fantastisch schnell. Das ist die korrekte Hauptaussage.

Damit wird klar: Deutschlands Energiepolitik ist erst einmal eine grosse Erfolgsgeschichte! Dies insbesondere im Vergleich zu derjenigen der Schweiz. Bei uns wartet man mit unbefristeten Betriebsbewilligungen für Uralt-AKW und mickrigem Zuwachs bei Erneuerbaren auf einen Klapf. Im günstigsten Fall laufen wir durch Untätigkeit, quasi als gewollte selbsterfüllende Prophezeiung in die von der Atomlobby heraufbeschworene Stromlücke. Am Ende werden wir froh sein, von Deutschland erneuerbaren Strom importieren zu dürfen. Im schlimmsten Fall werden Teile der Schweiz unbewohnbar... vom Risiko und den Kosten durch den Atommüll, der noch Hunderten kommender Generation aufgehalst wird, ohne ihnen einen Nutzen zu geben, ganz zu schweigen.

Ob die Reaktion der deutschen Regierung 2011 überhastet war (Abschaltung 8 Reaktoren auf einen Schlag) und ob man den Belzebub nun einige Jahre früher, den Teufel einige Jahre später hätte austreiben sollen, darüber kann man diskutieren...

... Aber dann bitte ohne die Hauptaussage der Erfolgsgeschichte zu unterschlagen: Erneuerbare ersetzen Atom und einen riesigen Kohleanteil, und zwar fantastisch schnell!

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Die Aussage "Kohle ersetzt Kernenergie" ist nur dann falsch, wenn Sie unterstellen, dass die die Erneuerbaren nicht hätten ausgebaut werden können, wenn die AKWs nicht abgeschaltet wären. Den Beweis dieser zwingenden Verknüpfungen bleiben Sie und schuldig, Herr K.!
Das Gegenargument ist: Kohle ist die Lückenbüsser-Energiequelle. Sobald sich eine "Atomstrom)-Lücke auftut, wird ein Kohlekraft angefahren. Dieses Argument ist leider schlüssig. Denn Deutschland hat keine andere so leicht an- und abstellbaren Kraftwerke.

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Ich habe gesagt, die Aussage sei Polemik. Das ist nicht ganz dasselbe, Herr R. Der Autor versucht mit dem Titel "Der Preis der Wende" mit der Einleitungsfrage "Wie sieht die Klimabilanz zehn Jahre danach aus?", gefolgt von "Kohlekraft ersetzt Kernenergie" doch ganz offensichtlich die deutsche Wende als Ganzes (Titel) in den (Kohle-) Dreck zu ziehen. Es wird mit der Titelsetzung auch suggeriert so ein Preis sei unvermeidlich, wenn man "die Wende" wolle. Natürlich hat er dann "im Kleingedruckten" darauf geachtet, dass die Titelaussagen, falls vom Leser mit Zusatzwissen richtig eingeordnet, zur reinen Grenzbetrachtung passen, also nicht ganz falsch sind (was ich ja auch nicht behauptet habe).

Sobald sich eine "Atomstrom)-Lücke auftut, wird ein Kohlekraft angefahren. Dieses Argument ist leider schlüssig. Denn Deutschland hat keine andere so leicht an- und abstellbaren Kraftwerke.

Ich glaube nicht, Herr R., dass sie ein Kohlekraftwerk als "leicht an- und abstellbar" bezeichnen können. Anfahrzeit kalt ist 10 Stunden, heiss 6 Stunden, bei Minimallast 60%.

Was auch unerwähnt bleibt, sind die seit Jahren wachsenden Stromexporte Deutschlands. Also ist das Verharren bei Kohle auch ein Ausdruck des mickrigen Ausbaus der Erneuerbaren in den Nachbarländern:

https://www.dw.com/de/stromrekorde-…a-42149761

Wie lange noch wie viele Kohlekraftwerke laufen, hat in Deutschland auch zunehmend überhaupt nichts mehr zu tun mit den technischen Möglichkeiten für deren Ersatz (durch Erneuerbare). Es sind vielmehr die Kohlebergbaugebiete, die Kumpel, die sich derzeit noch erfolgreich gegen den Strukturwandel wehren.

https://www.bundestag.de/dokumente/…ieg-701804

Aber die Diskussion ist nicht abgeschlossen, Vorgaben in Bundesländern und der EU-Emissionshandel macht diesem Schneckentempo hoffentlich den Garaus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ausst…and#Praxis

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Finde den Vergleich interessant, aber das Framing seltsam. Als ob man mittelfristig nur die beiden Optionen Atom oder Kohle hätte.
Der ganze Artikel basiert auch auf der Annahme, dass in Deutschland ein Fallout wie Fukushima oder Tschernobyl unmöglich wäre. Oder dass die Endlagerung von Atommüll gelöst wäre. Hier staune ich immer wieder, wie man die CO2-Emissionen von einer Endlagerung beziffern will, wenn man diese Endlagerung noch nicht einmal definiert hat. Und selbst wenn die jährlichen Emissionen dieser Lagerung relativ klein sind, so müsste man diese doch mindestens für einige Zehntausende Jahre rechnen, um den kompletten Fussabdruck von Atomstrom anschaulich zu machen. Deswegen finde ich es immer absurd, wenn man Atomstrom als CO2-neutral oder emissionsarm bezeichnet.

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Zwei Aspekte dürften ruhig noch vertieft werden:

  • Kohlenutzung verteilt Radioaktivität aus dem Untergrund in die Umwelt. Filterstaub aus Kraftwerken muss entsprechend gelagert werden. Wie andere Formen von Strahlung, die mit geringer Gesamtenergie pro Zeit, aber über lange Zeit wirken, sind die Folgen schwer wissenschaftlich überprüfbar, weil eine Kontrollgruppe über einen langen Zeitraum kaum realisierbar ist (siehe z.B. Arbeiten von Prof. Dr. med. Claudia K., Uni Bern).

  • Auch in Deutschland hat man erst mal die Laufzeiten verlängert, um dann entsprechende Entschädigungen zu zahlen. Vermutlich werden Historikerinnen mal die Atomenergie als die am meisten staatlich subventionierte Energieform beschreiben, auch wenn heute propagandistisch so getan wird, als würden nur die erneuerbaren Energien die öffentlichen Etats belasten.

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Sehr gut recherchierter Artikel! Bei der Anwendung von Atom- resp Kernenergie sollten wir uns von anderen Kriterien als dem CO2 leiten lassen. Weil der CO2-Beitrag zum Klima irrelevant ist. Der korrekte wissenschaftliche Nachweis ist nach wie vor nicht erbracht! Auch wenn fast die ganze Weltengemeinschaft dies lauthals verkündet.
Die heutigen Prinzipien der nuklearen Wärmeerzeugung beinhalten diverse sehr hohe Risiken, die wir teilweise sehr vielen künftigen Generationen aufbürden. Leider wurden keine der schon lange bekannten risikoarmen Alternativen fertigentwickelt. Analoge Dynamiken sind auch in der Fusionsforschung zu beobachten. Die kommen einfach nicht vom Fleck. Wir haben da als Gesellschaft ein veritables Problem: wir sind nicht mehr in der Lage, komplexere Herausforderungen auf strategischer Ebene anzupacken, geschweige denn, durchzuziehen. Corona zeigte dies auch in einem ganz anderen Metier sehr eindrücklich.

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Studi
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Weil der CO2-Beitrag zum Klima irrelevant ist. Der korrekte wissenschaftliche Nachweis ist nach wie vor nicht erbracht!

Kann diese Liste an Referenzen dazu beitragen, diese Meinung zu ändern? Wenn nicht, was wäre nötig?

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Sehr geehrter Herr W., danke für den Link. Ich kenne diese Organisationen sehr gut, auch deren Meinungen , deren Geschäftsgebaren und deren Unterstützer. Der Ablass seinerzeit wurde auch von Vielen getragen. Das "Viele" besagt noch gar nichts, im Gegenteil, dies ist eher eine Aufforderung genauer hinzuschauen. Wir sind heute gleich weit wie damals im Mittelalter; mit einem Unterschied: dank Internet können wir viele Informationsquellen anzapfen und sogar mit der einen oder anderen Fachperson einfach in Kontakt treten. So können wir das Gehörte/Gelesene verifizieren, auf Plausibilität prüfen etc etc.
Was wäre nötig? Zur Antwort nur die Spitze des Eisberges: der labormässige Nachweis, welchen quantitativen Beitrag das CO2 zur Klimaerwärmung hat. Die mathematische Modellierung als Nachweis aufzuführen, betrachte ich grundsätzlich als sehr bedenklich und im Besonderen, die verweigerte Offenlegung des Modells von Prof Mann als ungeheuerlich in diesem Kontext. Es gibt dann noch ein paar Nebenschauplätze vom Nachweis einer erhöhten CO2-Konzentration in höheren Luftschichten etc etc etc.
Das Ganze läuft ab wie in der Religion, da gibt es eigentlich das Wort Gottes(Wahrheit) und da kommen ein paar Schriftgelehrte daher, bedienen sich selektiv daraus, zimmern ein Geschäftsmodell (CO2- Klimarettung) und wenden es erfolgreich an. Der Kanzel zu glauben ist viel bequemer und wenn ich mit einer CO2-Abgabe noch meine Seele befreie - was will man/frau mehr?

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Verstehe nicht ganz wie der Artikel gut recherchiert sein könnte, wenn CO2 kein Problem wäre: der verminderte CO2-Ausstoss ist das Kernthema dieses Textes. Die Erkenntnis dass CO2 das Klima verändert ist bestens belegt und keineswegs neu. Beispielsweise hier nachzulesen: https://www.republik.ch/2018/12/05/…e-strahlen

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Sehr geehrter Herr Bastani, danke der Nachfrage und ihres Mitdenkens! Merci für den Link, den ich überflog und in Ruhe dann noch durchlesen werde. Historie gehört dazu!
Seit ca 30Jahren hab ich beruflich mit Energieproduktion und Klimaveränderung zu tun. Ihre Frage final zu beantworten, sprengt den Rahmen hier absolut, weil es nicht ein einzelnes Puzzleteilchen ist. Pardon!
Die Qualität des Artikels halte ich für gut, weil die Zahlen recht gut das aktuelle Bild dessen widergibt, was die Mehrheit glaubt - ist ehrlich zu würdigen. I.d.R. enthalten diesbezügliche Artikel bedeutende Widersprüche oder Aussagen ohne Grundlage.

Ohne zu erkennen, was Sie unter "belegt" verstehen, erlauben Sie mir vorab einen Rückgriff in unsere Geschichte: der Ablasshandel war seinerzeit auch gut "belegt". Sprung in die Gegenwart: Das MaxPlankInstitut schrieb vor wenigen Jahren, dass die Klimaforscher ein Problem hätten. Die "modellierte" Erwärmung ist messtechnisch seit ca 1995 nicht mehr nachzuweisen, global und durchschnittlich betrachtet natürlich. Mir fehlt der wissenschaftliche Nachweis(Inkl Labor) dass das CO2 diesen ihm zuerteilen Anteil an der "Erwärmung" hat. Ich bin sehr davon überzeugt, dass die Erwärmung kommt, exponentiell sogar, aber nicht durch das CO2. Warum predigen dann alle vom CO2? Nur mit dieser Wirkungskette lässt sich von uns Geld nehmen. Nehmen Sie sich Zeit, ein paar Jahre, und recherchieren Sie die finalen Profiteure wie auch die physikalischen Zusammenhänge. "Climategate " in den angelsächsischen Medien könnte ein guter Einstieg sein, die ganzen Strukturen und wirtschaftlichen Wirkungsmechanismen auszuleuchten. Wenn Sie es gern mehr physikalisch haben, Sauerstoff ist magnetisch und betrachten Sie mal die Veränderungen des Erdmagnetfeldes (Wikipedia), oder auch dessen Wechselwirkungen mit der kosmischen Strahlung, die zusammen mit Aerosolen signifikant die Wolkenbildung beeinflusst. Noch ein Halteseil: Die Feuchtigkeit in der Luft ist DIE wichtige Bezugsgrösse, hier spielt die Musik.
Die algorithmische Verdichtung von all dem: Geld regiert die Welt und "glaube nicht alles gleich, was du denkst".
Ich hoffe es ist für Sie jetzt nicht wie mit den Handwerkern die man ruft für eine Problemlösung, und nachher zwei neue hat. Smile!

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Laie
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Mir reicht es, wenn eine Theorie so gute Prognosen macht dass sie mit den beobachteten Werten der letzten 20 Jahren sehr genau übereinstimmt. Wenn ihre Theorie bessere Prognosen vorweisen kann (zB global durchschnittlicher Oberflächentemperatur und Stratosphäre, Verhältnis der C Isotope in der Atmosphäre, in der Atmosphäre absorbierte IR Frequenzen): Publizieren, bitte! Andernfalls: Still daran weiterarbeiten bitte.

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Danke für die Gegenüberstellung. Was ich mir noch gewünscht hätte zu lesen, ist ob es nicht unbedingt nur die eine schlechte oder andere schlechtere Möglichkeit gibt, sondern auch den Weg den Kernkraft- und Kohleausstieg mit einer klugen Politik zu kombinieren und sofort auf mehr Erneuerbare umzusteigen.

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Ja, natürlich wäre es für die CO2-Bilanz erstmal günstiger gewesen, die AKW in Deutschland weiterlaufen zu lassen und dafür die Kohlekraftwerke abzuschalten. Aber die Energiewende war vor allem eine politische Entscheidung, die ohne den GAU in Fukushima gar nicht getroffen worden wäre. Denn eine Energiewende nach dem GAU mit einem Weiterlaufen der AKW wäre widersinnig gewesen. Die Verlängerung der AKW-Laufzeiten war eben schon vor Fukushima in Deutschland stark umstritten. Dazu kommt, dass eine Abschaltung der Kohlekraftwerke in Deutschland ein eminent politischer Entscheid ist, weil er den Verlust sehr vieler Arbeitsplätze - vor allem im Braunkohletagebau in strukturschwachen Regionen im Osten - nach sich zieht (und die Lobby von Industrie und Gewerkschaften entsprechend aktiv ist). Es hat bis 2020 gedauert, bis der Kohleausstieg in Deutschland politisch durchgesetzt werden konnte (endgültiger Ausstieg 2038) und er kostet den Staat 4,3 Mrd. Euro Zahlungen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ja, der Ausstieg ist viel zu langsam und zu spät für die CO2-Bilanz und die Klimaerwärmung. Aber Politik ist auch eine Frage des Machbaren - und sämtliche Beschäftigten der Kohleindustrie vor 10 Jahren übergangslos in die Arbeitslosigkeit zu schicken, wäre kaum machbar gewesen.

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Während dem die Arbeitsplätze in der Kohleindustrie mit Steuergeldern künstlich am Leben erhalten wurden hat Deutschland durch Einstellung der finanzieller Unterstützung für die Solarindustrie etwa zehn Mal so viele saubere Arbeitsplätze an China verloren, die inklusive Knowhow dort bleiben werden.

  • Der Ausstieg aus der Atomenergie war eine politische Entscheidung, die bereits rund zehn Jahre vor dem GAU in Fukushima getroffen und nach der Machtübernahme durch die ehemalige Umweltministerin Merkel aus ebenfalls politischen Gründen rückgängig gemacht wurde.

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Ich hätte gerne noch eine Zahl gesehen, die "immens" definiert. Was hat denn der Fukushima Unfall bisher gekostet und was wird er Japan noch kosten?

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Action Anthropologist
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Wenn die Weltöffentlichkeit nicht hinschaut (und das ist seit "Corona" der Fall), wird doch Kühlwasser ins Meer abgeleitet, wo es sich dann verdünnen soll, zusammen mit allen anderen radioaktiv verstrahlten- und sonstwie toxischen Abwässern, Kloaken und dem darin mit schwimmenden Plastik-Müll...
Ausserdem lagern in der Tiefsee noch militärische Altlasten aus dem Weltkrieg und rostende Fässer mit hoch radioaktivem Müll.
Auch "Verdünnen" kann man nicht ewig und ungestraft!
Ist einfach so. Und das Krebsrisiko steigt mit dem "Verdünnen" weiter an...

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Diese Einschätzung kommt zum Ergebnis, dass die Kosten gegen $1 Trillion, auf Deutsch 1 Billion US-Dollar(!) betragen werden.

There’s a reasonable case for an identifiable $800 billion in costs for the nuclear portion of the Fukushima disaster. It’s not hard to see that a 40-year recovery period along with costs excluded from this could add 25% to that without breaking a sweat.

Einkalkuliert werden u. a.:

  • The basic cost of clean up of the reactor site itself over 30–40 years: $600 billion

  • Drop in exports after the disaster: $50 billion

  • The nuclear exclusion zone for decades: $60 billion

  • Extra fuel costs: $100 billion

  • Health costs due to burning extra fossil fuels: $22 billion

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Bitte überprüfen Sie, ob Sie diese grossen Zahlen richtig übersetzt haben.
Ich dachte eine amerikanische "billion" entspreche einer Milliarde. Eine "trillion" entspreche tausend Milliarden (auf deutsch eine Billion).
Nachtrag: Der obige Beitrag wurde vom Verfasser editiert, jetzt sind die Zahlen verständlich ausgedrückt. Besten Dank dafür.

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Die direkten Kosten können Sie Herr Rebosuras Antwort entnehmen (danke dafür). Was die indirekten Kosten angeht: dazu habe ich auf Anhieb nichts gefunden. Ein erster Anhaltspunkt wären aber die Zahlen der NBER Studie für Deutschland: Jährlich 12 Mrd. $ für 36 Mio T CO2 & 1100 Todesopfer pro Jahr (2011-2017). Die entsprechenden Zahlen für Japan lauten (aus Columbia-Studie):

We find that Japan could have prevented up to 21,000 (UR: 10,500–27,300) premature air pollution-related deaths and 1700 MtCO2 cumulative emissions from coal burning between 2011 and 2017.

Also etwa 243 Mio T CO2 & 3000 Todesopfer pro Jahr. Die Todesopfer, die in Deutschland 70% der Kosten ausmachen, würden jährlich knapp 33 Mrd $ und die CO2 Emissionen 24 Mrd. $ pro Jahr kosten. Von 2011 bis 2017 wären die indirekten Kosten für Japan gemäss dieser Schätzung also insgesamt 400 Mrd. $. Für Japan nach 2017 gibt die Studie leider keine Angaben.

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1 Billion etwa für Fukushima und 12 Milliarden jährlich für CO2-Schäden in D, das ist ein Faktor von etwa 80. Ein Fukushima alle 80 Jahre ist gleich teuer.
Auch Suffizienz könnte den CO2-Ausstoss reduzieren, denn wir werden unseren Lebensstil so oder so verändern müssen. Ob freiwillig oder gezwungen durch die Umstände.

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So ins Detail ging der Artikel nicht. Bevor man grossflaechig auf Atom umsteigt, waere zu wissen, wie lange denn dessen Reserven reichen. Dazu gibt es verschiedene Schaetzung. Bei der heutigen Technologie vielleicht 60 Jahre wenn alle umsteigen wuerden. Also nicht mal bis zur Jahrhundertwende. Schnelle Brueter wie in Frankreich werden's auch nicht sein. Diese Technologie funktioniert so nicht, nicht mit Plutonium.
Und dann moechte man die Werke wieder loswerden.Zumindest tut man so. Vom Restmuell reden wir noch nicht mal. Wahrscheinlich werden die AKWs stehengelassen, und die Jugend geht dann mit einem Dosimeter dort rein als Nervenkizel, wie neben der Piste skifahren. So geschehen in Tschernobyl.
Ich halte nichts von dieser Technologie. Es geht um zuviel Geld, da ist der Anreiz zum Betruegen viel zu hoch. zB sollte ein Abrissfond vorhanden sein, welcher fuer den Abriss bezahlt. Der wurde offensichtlich gestohlen, resp mit viel zu niedrigen Energiepreisen gar nicht erst angehaeuft. Haftbar dafuer ist irgendwie niemand.

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Uran ist im Meer vorhanden. Es ist zwar teurer dies zu fördern, da der Preis für Uran die Kosten von Kernenergie praktisch nicht beeinflussen, ist es kein Problem.

Damit könnte der Bedarf für ein paar Jahrtausende gedeckt werden.

Radioaktiver Abfall hat die Eigenschaft, dass er mit der Zeit weniger gefährlich wird. So nimmt die Aktivität von Brennstäben die 20 Jahre gelagert wurden in den darauf folgenden 280 Jahren um 98.5% ab. Danach bleiben noch hauptsächlich Transurane, die eine sehr geringe Mobilität aufweisen.

Es muss so oder so eine Lösung für radioaktiven Abfall gefunden werden. Ob sich die Menge verdoppelt oder verdreifacht vergrössert das Problem nur geringfügig, da die zu entsorgende Menge hochradioaktiver Abfall sehr gering ist.

In der BMS habe ich meine IdPA über radioaktive Abfälle geschrieben:

https://drive.google.com/file/d/0B6…sp=sharing

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Es gibt vorläufig nur eine Lösung: Man verzichtet endlich auf die Bezeichnung Endlager und überwacht stattdessen den radioaktiven Abfall in Zwischenlagern für die nächsten 280 Jahre. "Danach bleiben noch hauptsächlich Transurane, die eine sehr geringe Mobilität aufweisen." Hoch radioaktiven Abfall muss man entsprechend länger überwachen, aber das machen dann unser Ur- und Ururenkel. Diese tragen auch die Folgen, wenn sie es nicht gut genug machen.
Congrats zur IdPA! Kurz ein Gedanke zum Restrisiko (Lang) und dessen Grösse:
Die falsche Anwendung des Lagerungskonzeptes ist ein BEKANNTES Risiko, das Restrisiko hingegen ist UNBEKANNT (darum Rest....). Seine Grösse ist deshalb nie abschätzbar. Sobald aber ein Risiko bekannt und benannt ist, kann es als grösser oder kleiner eingeschätzt und Massnahmen können ergriffen werden.

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Das hätte für diesen Text den Rahmen etwas gesprengt, wird aber in einem unserer älteren Artikel diskutiert: https://www.republik.ch/2019/11/12/…e-hoffnung

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Soviel ich weiss hat Deutschland letztes Jahr erstmals mehr Strom aus Wind als aus Kohle produziert, richtig? Und es dürfte mehr sein... wenn die Politik konsequent erneuerbare ermöglichen statt der Atomkraft nachtrauern würde.

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Es geht zwar hier um den Einfluss von Fukushima aufs Klima, trotzdem darf man den Ursprung des Problems in der Politik nicht vergessen. Der rot-grüne Atom-Ausstieg Deutschlands wurde von der CDU/CSU-Wirtschafts-Lobby rassig rückentwickelt und erst der zweite, von der Natur erzwungene und überstürzte Ausstieg Jahre später ermöglichte das Revival von Kohle und die enormen Zahlungen an die Nuklearindustrie. Gefolgt von der Vergoldung eines bereits beschlossenen "Kohlenausstiegs", wobei das Geld auf wundersame Weise immer die gleichen Empfänger findet.

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Im heutigen Republik Artikel zum Herzzentrum am Universitätsspital wird der Thesenjournalismus kritisiert. Für mich ist der vorliegende Artikel zum Atom- oder Kohleausstieg gefährlich nahe am Thesenjournalismus. Natürlich stimmt es, dass bezüglich Klimaerwärmung der Kohleausstieg viel wirksamer gewesen wäre als der Atomausstieg. Nur, die politische Antwort auf die Atomangst und den Unfall in Fukushima kann ja wohl im Jahr 2011 kaum der Kohleausstieg sein. Deshalb fehlt diesem Artikel die Einordnung in die damalige Zeit. Der Aspekt der Produktionskosten wird z. Bsp. völlig ausgeklammert. Nur einen Teil der ganzen Fragestellung herauszupicken ist fragwürdig.

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Lieber Herr B.

Merci für Ihren Input. Ich denke, in diesem Text ging es vor allem einmal darum, aufzuzeigen, wie gross eigentlich aus Klimasicht der Preis für den Atomausstieg in Deutschland war. Die Schlüsse daraus darf jeder selbst ziehen. Was wir in einem solchen Datenbriefing allein schon wegen des begrenzten Platzes nicht machen können, ist, eine umfassende Würdigung der Kernenergie mit all ihren Pros und Kontras vorzunehmen. Dafür verweise ich gerne auf diesen Text hier, der vor zwei Jahren entstanden ist: https://www.republik.ch/2019/11/12/…e-hoffnung

Bezüglich der Kosten: Beim Kohlestrom hängen sie stark davon ab, ob man die externen Kosten mit einbezieht oder nicht (Treibhausgas- und andere Schadstoffemissionen, Umweltzerstörung). Beim Atomstrom zu einem gewissen Grad ebenso (Lagerung der Abfälle), wobei man noch unterscheiden muss zwischen bestehenden und neu zu bauenden Kraftwerken. Bei den erneuerbaren Energien ist vor allem die Lernkurve relevant (wie schnell sinken die Produktionskosten bei industrieller Skalierung). Ich halte die Kosten aber insgesamt nicht für das wichtigste Argument, da sie sich bei allen Technologien in ähnlichem Rahmen bewegen und volkswirtschaftlich ohnehin fast vernachlässigbar sind (Stromproduktion ist ein winziger Anteil des BIP).

Beste Grüsse

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Mir leuchten diese Argumente pro Atomkraft zur Reduktion des CO2-Ausstosses eigentlich alle ein. Auf meine zentrale Sorge bei der Technologie habe ich aber leider in keinem der Artikel je eine Antwort erhalten: Rechnen sich Kernkraftwerke noch, wenn man das enorme Schadenspotential in die Rechnung einbezieht?

Riesige Gebiete sind wegen des Unfalls in Tschernobyl auf Jahrtausende nicht mehr von Menschen bewohnbar. Allein die Sperrzone misst 2600 km², vom Super-GAU sind 200'000 km² direkt verseucht, 40% der Gesamtfläche Europas sind vom radioaktiven Niederschlag betroffen. Wieviel Wert ist ein bewohnbarer Quadratmeter Land in Europa? Ich weiss es nicht, aber über Jahrtausende gerechnet, kommt ohne Zweifel eine stattliche Summe zusammen.

Heisst für mich: Selbst wenn man die Technologie mit 99.999% Wahrscheinlichkeit sicher kontrollieren kann, ist der Erwartungswert der Schadenssumme immer noch enorm hoch. Wird dieses Schadenspotential in die Kosten der Anlage miteingerechnet, kann doch niemand mehr behaupten, dass sich das rechnet. Man würde auch niemandem empfehlen, die Abkürzung über die Geleise zu nehmen, weil in 99.999% der Fälle kein Zug kommt.

Mir würde Atomkraft als vorübergehende Lösung gegen den Klimawandel noch einleuchten. Aber sicher nicht als langfristige Lösung. Übersehe ich etwas in meiner laienhaften Betrachtung?

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Darauf gehe ich im Text hiermit kurz ein:

Weiter schätzt diese Studie die externen Kosten des Atomausstiegs (für Klima und Gesundheit) auf rund 12 Milliarden Dollar pro Jahr. Dem gegenüber stellt sie Einsparungen von rund 0,2 Milliarden Dollar durch das verminderte Risiko von Kernschmelzen und die Kosten für die Lagerung von Atommüll.

Ganz grundsätzlich: es gibt keine Technologie mit null Risiko. Eine etwas ausführlichere Auseinandersetzung finden Sie im Text, den ich in einem Kommentar weiter unten verlinke.

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Solange keine Versicherungspool der Welt bereit ist, dieses Risiko auch tatsächlich zu versichern (und die AKWs weltweit davon befreit sind, dies zu tun), sind solche Studien nicht glaubwürdig.

Die Studien kommen meist aus einschlägiger und/oder sehr angestaubter Ecke mit längst überholten Risikozahlen, so auch hier.

Einerseits die hier im Artikel zitierte Studie Pushker A. Kharecha et al. Diese verweist bezüglich der relevanten Daten auf die Studie von Kharecha and Hansen, 2013. Dort steht:

“… annual radiation doses in nearby areas were much lower than the generally accepted 100 mSv threshold for fatal disease development”.

Für Kenner der Materie ist damit schon alles zum Bias dieser "Wissenschaftler" gesagt.

Es ist seit Jahrzehnten Stand der Wissenschaft (ICRP), dass eine Schwelle bei der Strahlenbelastung eben nicht anzunehmen ist (schon gar nicht für eine jährlich wiederkehrende Dosis von horrenden 100mSv). Das international akzeptierte Risiko-Modell heisst LNT (Linear No Threshold, Linear ohne Schwelle).

https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de….02.18.pdf

Neuere wissenschaftliche Studien (z.B. INWORKS, https://www.thelancet.com/action/sh…%2900094-0) belegen, dass schon bei sehr tiefen jährlich wiederkehrenden Dosen von durchschnittlich 1.1mGy für Arbeitende im nuklearen Bereich gehäufte Todesfälle statistisch signifikant nachgewiesen werden können.

Wenn man entgegen dem Stand der Wissenschaft mit einer Schwelle rechnet, kommt natürlich auf eine sehr günstige Bewertung der Atomkraft; von der Mine bis zum Endlager und auch bei den Unfällen dominieren niedrige Dosen, die aber sehr viele Personen über sehr lange Zeit betreffen. So können die Autoren dieser Studie auch allen Ernstes behaupten, der Tschernobyl Unfall habe lediglich 43 Tote bewirkt.

Die zweite, im nachträglichen Kommentar verlinkte Artikel verweist auf eine Studie, die wiederum auf alten Studien aufbaut (Fussnoten 31, 32 bei Markandya, A., & Wilkinson, P. 2007):

In der einen Hälfte der Datenbasis (UK, antiquierter Stand 1995/1998) sind die nicht-betrieblichen Unfälle, also die Nuklearkatastrophen gar nicht berücksichtigt (lol). Man verweist dann auf eine ältere Version der anderen Hälfte der Studie (Frankreich), wo die Unfälle angeblich keine grosse Rolle spielten ... und unterschlägt sie.

"Impacts due to transport, major accidents, waste management and impacts associated with the construction and decommissioning of the power plant remain unassessed. In the earlier French work these impacts together accounted for only 8% of the total damage reported, hence they were not addressed as priority impacts in this study."

Bei der anderen Hälfte der Datenbasis (Frankreich) geht man bei den Schadensberechnungen nicht von realen Unfällen, sondern von hypothetischen Kernschmelzraten und bedingten Freisetzungsraten gemäss AKW-eigenen probabilistischen Risikoanalysen aus (antiquierter Stand 1988 bis 1994). Dies bei den niedrigen Bevölkerungs- und Siedlungsdichten, sowie grossen Distanzen zu Ballungszentren der AKW-Standorte in Frankreich, statt von Deutschland oder der Schweiz, wo man diese sogenannten Siting Criteria komplett und sträflich vernachlässigt hat.

Wir haben uns schon einmal wunderbar darüber unterhalten ;-)

https://www.republik.ch/dialog?t=ar…404fb2ed04

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· editiert

Rechnen sich Kernkraftwerke noch? (Rechnen sich KKW überhaupt?)

Auch ohne GAU oder Super-GAU haben AKWs drei Lebensphasen
a) Investition: Forschung, Planung, Erstellung
b) Betrieb, Alterung, Nachrüstung
c) Rückbau, Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Bauteile

a) wurde in der Schweiz zu einem massiven Teil von der öffentlichen Hand finanziert. Die AKWs gehören darum nach wie vor praktisch ausschliesslich den Gemeinden und Kantonen. Allfällige Beteiligungen daran zu verkaufen hat sich als Utopie erwiesen - kein Käufer in Sicht (Stadt Zürich).
b) allein, die reine Produktion von Atomstrom rechnete sich zu Beginn. Mit zunehmendem Alter der Werke (Zwischenfälle, Wartung) und jeder Nachrüstung (Löcher im Mantel, Hochwasserschutz) wird sie aber immer unrentabler. Das allein führte zur Stilllegung von Mühleberg durch die BKW.
c) der für die Rückbau- und Lagerungsphase vorgesehene Fond ist trotz gesetzlicher Verschärfung massiv unterdotiert und wird nach Auflösung der Betriebsgesellschaften von der öffentlichen Hand aufgestockt werden müssen.

Atomstrom im Gesamten war nie, ist nie und wird nie rentabel sein und die sich mit weiteren Betriebsjahren anhäufenden, nicht abwälzbaren Kosten werden vom Steuerzahler und der Steuerzahlerin getragen werden müssen. Genaueres dazu weiss die Schweizerische Energie-Stiftung SES.

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Die Erneuerbaren haben hier in der Schweiz ein viel groesseres Potential wie angegeben wird. Der verguetete Einspeisepreis ist derart tief, dass alle Solarbauer den Hausbesitzern dringendst davon abraten, ueberhaupt einzuspeisen und nur fuer den eigenen Verbrauch zu installieren. Dabei geht vergessen, dass das Elektroauto in 10 Jahren ja auch Strom brauchen wird, und diese Leistung heute installiert werden sollte.

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Es ist mir ein Rätsel, warum „wir“ immer meinen, es müsse für Private unbedingt finanziell rentieren, Strom zu produzieren. Wenn jemand geerbt hat und die Kohle (excusez) in Solarzellen stecken will statt in einen Porsche Cayenne, der kein bisschen mehr Rendite abwirft, dann finde ich das toll!

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Studi
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Eine andere Frage ist auch, ob wir angesichts des Stellenwerts von Strom in der Gesellschaft nicht bereit sein sollten, für dessen Sicherheit/Sicherstellung ein Premium zu bezahlen. Ein Service Public sozusagen. Das muss also auch für den Staat nicht nur rentieren.

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Naja, wer redet von rentieren... Als Konsument bezahle ich um die 24Rp/kWh, weil am Tag wegen grosser Nachfrage eben Hochtarif ist. Zur exakt gleichen Zeit will das EW dem Solarproduzenten wegen eines Ueberangebotes nur 3Rp zahlen. Ja, was jetzt ? Zugegeben, der Strom fuer die 24Rp kommt zuverlaessig, der Solarstorm fuer 3Rp nicht. Oder nicht einfach so. Die Netznutzung ist mit den Netzanschlussgebuehren schon abgegolten.
Seit neuerem darf man Nachbarschaftsnetze bilden, dh den Solarstrom an Nachbarn verkaufen. Hardware dazu gibt es allerdings noch nicht. Deren Aufgabe waere nun also den Strom erst selbst zu verwenden, was uebrig bleibt dem Nachbarn anzubieten, und den Rest zB im Boiler zu verbraten. Falls dann immer noch was uebrig ist, das dann ins Netz einspeisen.
Es ist relativ schwierig diese Investition wieder herauszuholen.

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Die Debatte zu diesem Beitrag hat für mich etwas Abstossendes. Ob "Kohletoter" oder "Atomtoter", beide sind eine Folge unseres Energiehungers, und dieser wiederum ist Folge unseres unverschämten Anspruchs auf einen Lebensstil, der meilenweit entfernt ist von einer nachhaltigen Nutzung der Ressourcen, die uns der Planet zur Verfügung stellt und von dem wir ums Verrecken nicht ablassen wollen.

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Studi
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Danke dafür. Als Ergänzung, wer gerne noch mehr Daten im Vergleich zu anderen Stromquellen hätte, dem sei dieser Artikel aus Our World in Data empfohlen

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Ingenieur
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Vergangenheit ist in diesem Fall nicht sehr hilfreich. Wir müssen in die Zukunft schauen, was da möglich wäre, wenn wir etwas mehr Ehrgeiz entwickeln würden.

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Studi
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Ich dachte auch mal, es sei nur mit Erneuerbaren allein möglich. Dann habe ich das hier gelesen und war erst mal ernüchtert.

"So the math here is simple: to achieve net-zero carbon dioxide emissions by 2050, the world would need to deploy 3 Turkey Point nuclear plants worth of carbon-free energy every two days, starting tomorrow and continuing to 2050. At the same time, a Turkey Point nuclear plant worth of fossil fuels would need to be decommissioned every day, starting tomorrow and continuing to 2050.
I’ve found that some people don’t like the use of a nuclear power plant as a measuring stick. So we can substitute wind energy as a measuring stick. Net-zero carbon dioxide by 2050 would require the deployment of ~1500 wind turbines (2.5 MW) over ~300 square miles, every day starting tomorrow and continuing to 2050. The figure below illustrates the challenge."

Das Problem ist, dass der Ersatz der fossilen gleichzeitig mit steigender Nachfrage an Energie einhergeht. Viele Wachstumsländer bauen entsprechend das, was billig ist, und das kann auch Kohle/Gas sein.

Auch nach 2050 oder irgendeinem anderen Datum wird das Problem noch da sein, und "dann ist es eh zu spät wenn die AKWs erst dann kommen" ist nicht sinnvoll, weil Negativemissionen wie CCS grosse Mengen Energie benötigen werden.

Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass selbst ein behördlich verordneter Verzicht auf viele Bereiche des Lebens nicht ausreichen wird, um die Emissionen nachhaltig zu drücken. Wenn die Speicherung mal gelöst ist, dann wird das Problem kleiner, ja. Aber es ist immer noch da. Ohne wird es nicht gehen, und wir stehen uns selbst im Weg mit diesen ideologischen Scheuklappen.

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Sehr geehrter Herr W., danke für den Link mit der schönen Darstellung. 1992 nahm ein CH-Stromerzeuger an der Umweltkonferenz in Rio teil. Als einzig teilnehmendes privates Unternehmen mit eigenem Stand drückten wir den Regierungsvertretern aus ca 120 Ländern ein Video in die Hand. Die enthaltene modernst aufgemachte Botschaft war : Kernenergie ist gut für das Klima. In der Zwischenzeit kristalliesierte sich für mich ein anderer Ansatz heraus der Wirklichkeit näher zu kommen: Der Preis von einer Sache wird gebildet aus den sich kumulierten Kohlenstoffatomen auf dessen Weg von der Grube bis zum Grab(gravel to grave). Das C wird dann früher oder später wieder im CO2 sichtbar. Dieser Ansatz ergibt ein anderes Bild und es lassen sich hochwirksame Massnahmen ableiten für unsere Gesellschaft(z.B. Anheben der Garantiedauer auf 10 Jahre; um den unsäglichen Ressourcenverbrauch zu drosseln) - vorausgesetzt das CO2 spielt diese Rolle.

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Studi
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Dieser Ansatz ergibt ein anderes Bild

bezüglich der Kernkraft? Ich glaube, selbst wenn die Förderung, Bau und Rückbau eingepreist werden, sieht es CO2-mässig immer noch besser aus als bei Kohle/Gas. Oder meinen Sie den Konsum an sich? Da sind wir sicher einig, dort ist diese Einpreisung nicht gemacht und eine Reduktion/Verlangsamung dringend nötig.

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Caspar Humm
Rechtsanwalt. Vater. Bürger. etc.
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Vielen Dank für diesen grossartigen Beitrag zu einem seriösen Diskurs über das Thema. Ich bin auch der Meinung: Das Klimaproblem ist derart vordringlich und zeitnah zu lösen, dass wir uns im Moment sicher keine enorm schwierigen Zusatzaufgaben in Form einer überhasteten Aufgabe der Kernenergie leisten können. Das dargestellte Beispiel Deutschland zeigt, wozu das führt.

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Lucens, Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima .... zeigen, dass auch das AKW-Problem derart vordringlich und zeitnah zu lösen ist, dass wir wohl oder übel zwei Dinge zur selben Zeit tun müssen: To Walk and Chew Gum at the Same Time!.

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Caspar Humm
Rechtsanwalt. Vater. Bürger. etc.
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Wie viele zusätzliche Tote durch fossile Energieträger durch einen überhasteten Kernenergieausstieg finden Sie vertretbar?

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Interessanter Artikel! Was ich mich jetzt frage: Wenn die Energiewende in Deutschland vor allem zu viel Kohlestrom, und insbesondere zu Kohlestrom als Lückenfüller geführt hat:

  • wird dann ein Elektroauto in der Schweiz energiemässig zur kohlebefeuerten Dampflock - und damit zu einem grossen Rückschritt gegenüber dem Ottomotor?

  • Kohleverstromung hat einen Wirkungsgrad von gut 30%. Wärmepumpen machen unter günstigen Bedingungen aus 1 KJ Strom 3 KJ Wärme. Wäre es dann evtl. ökologischer, mit der Kohle die energiesanierten Schweizer Einfamilienhäuser direkt zu beheizten? Die eingesparten Stromübertragungsverluste wären auf sicher.

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Laie
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· editiert

Ein Elektromotor hat einen dreimal höheren Wirkungsgrad von über 95% als ein Benziner oder Diesel. Zudem ermöglicht er die Entkoppelung von fossilen Brennstoffen. In der Schweiz mit einem klimaschonenden Energiemix (oder dem eigenen Strom vom Dach) ist das essentiell. Zudem liegt hierzulande nicht soviel Kohle rum (bzw. nur im übertragenen Sinne).

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Exakt, danke für den Steilpass!
Und ein Kohlekraftwerk erreicht einen Wirkungsgrad von 35-38%. Der dreimal höhere Wirkungsgrad ist somit mehr als verschenkt, wenn fossiler Strom eingefüllt wird. Die Entkoppelung somit auch.
Somit: der Tesla entpuppt sich als Effizienz auf Damplokniveau. Solange der Anteil nachhaltiger Strom an unserem Mix <100% beträgt.

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Nur kurz: Elektroautos sind fossilen sogar mit polnischem Strommix bei der CO2-Bilanz überlegen (lässt sich zum Beispiel mit diesem Tool anschaulich feststellen: https://www.transportenvironment.or…ctric-cars). Energieeffizienz hin oder her, aus Sicht des Klimas sind beide Fragen ganz klar mit Nein zu beantworten.

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Nope. Glaub nie einer Studie oder einem Tool, wenn es die kritischen Basisannahmen nicht offenlegt.
Klar und offengelegt ist: Alle Szenarios Ihres Tools, Herr D., rechnen mit Strom-Mix, und nicht Grenzstrom. Das ist schon mal grundsätzlich falsch.
Trotz ausführlicher Dokumentation legt das Tool vorsichtshalber den dem polnischen Szenario unterliegenden Strommix nicht offen. Ihre Vermutung, dass dem polnischen Szenbario ein Strommix von fast 100% zugrundeliegt und dieses somit der Grenzstromberechnung nahe kommt, ist... eine Vermutung.
Ich würde ja gerne wissen und nachrechnen, wie T&E auf dieses Resultat kommen. Leider keine Chance.

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· editiert

Dieser Artikel scheint mir tendenziös. Warum? Vgl. die Grafik zum deutschen Strommix 1990-2020 hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stromkennzeichnung Der Anteil der fossilen Stromerzeugung in D war 1990 fast 70%. Bis 2010 sank er langsam auf ca. 60% und stagnierte wenige Jahre bis 2013. Danach beschleunigte sich die Absenkung massiv auf aktuell nur knapp über 40%. Also fast 20% in den letzten zehn Jahren, verglichen mit zuvor fast 10% in zwanzig Jahren. Viermal schneller! Vor allem sind es eben doch die neuen Erneuerbaren, die den Atomstrom ersetzen. Und nicht die Fossilen, deren Anteil stetig sinkt - die leichten Zunahmen 2011 und 2016, die sofort wieder mehr als wettgemacht wurden, kann man als blips in the curve bezeichnen. Allein der Windkraftanteil stieg 2011-20 von unter 10% auf deutlich über 20%. „Auf lange Sicht“, um Sie zu zitieren, ist die deutsche Energiewende eine Erfolgsgeschichte. Sie beweist: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Der politische Wille hat hat halt damals den Atomausstieg bevorzugt. Leider ist ein ähnlicher Kraftakt in der föderalistischen Schweiz schwer vorstellbar. Um so wichtiger wären Beiträge von Privaten. Da ginge viel mehr. Auf den Luftbildern mancher Arealüberbauungen (z.B. Zwicky) sieht man sofort, welche Gebäude von Genossenschaften erstellt wurden - nur dort hat es Solarzellen auf den Dächern... Tipp: Bei Casafair bekommen Sie als progressive/r Eigentümer/in bessere Infos als beim SVP-lastigen Hauseigentümerverband.

PS Eine analoge Grafik für die Schweiz kenne ich nicht. Auf strom.ch dünkt es mich auffällig mühsam, an diese Daten zu kommen - Absicht?

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Abonnent und Leser
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Zwei Themen, die für mich zu kurz kommen:

  • wenn Deutschland den Ausstieg aus der Kernenergie nicht forciert hätte, wäre dann der Kohlestrom trotzdem produziert und ev. exportiert worden?

  • sind bei den CO2 Emissionen der AKW die Aufwendungen für Bau, Rückbau und Endlagerung eingerechnet?

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Auf Ihre erste Frage habe ich keine Antwort. Zu den Emissionen: Es ging hier darum wie viel weniger Kohle ohne den Atomausstieg verbrannt worden wäre. Darum sind die Rückbau/Lagerungsemissionen in beiden Fällen nahezu identisch (die Kraftwerke existieren ja bereits und müssten ohnehin rückgebaut werden). Doch falls Sie darauf hinauswollen: auch inklusive Rückbau/Lagerung sind Emissionen von Kohlekraftwerken um ein vielfaches höher als jene der AKW. Eine Übersicht finden Sie bspw. auf Figur 7.6 des 1.5°C Berichtes des IPCC

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Mir fehlt bei allen Berechnungen, dass das Sicherheitsrisiko nicht mitberücksichtigt würde. Der Artikel beginnt mit Fukushima und endet mit der klimaschonenden und rettenden Kernenergie.
Irgendwas stimmt da nicht.

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Hier zumindest eine monetäre Angabe dazu aus dem Text (die 2 Mrd. sind auch als jährlicher Wert zu verstehen):

Weiter schätzt diese Studie die externen Kosten des Atomausstiegs (für Klima und Gesundheit) auf rund 12 Milliarden Dollar pro Jahr. Dem gegenüber stellt sie Einsparungen von rund 2 Milliarden Dollar durch das verminderte Risiko von Kernschmelzen und die Kosten für die Lagerung von Atommüll.

Sehe gerade dass es nicht 2Mrd./Jahr sondern 0.2 Mrd./Jahr sind - werde das noch editieren lassen. Zitat Paper :

The average reduction in the external costs from nuclear waste and accident risks are small by comparison at $0.2 billion per year.

Für eine tiefergehende Auseinandersetzung dieses und anderer Aspekte verweise ich Sie gerne auf diesen Text: https://www.republik.ch/2019/11/12/…e-hoffnung

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Wie viel kostet der GAU in Fukushima, hat man da bereits eine Ahnung?

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· editiert

Es fehlt noch ganz viel mehr, Organisation und Besitzverhältnisse der deutschen Energiegiganten und deren Verknüpfung mit Automobil- und Bahnindustrie im liberalisierten Markt beispielsweise, oder Gestaltung und Verwendung der Umlageabgabe auf deutschem Strom. Es ist halt eine eingeengte Betrachtung nur eines bestimmten Problems, entweder zur Wissenserweiterung oder weil man das Problem nicht an der Wurzel packen will und die politische Haltung des Autors wird immer durchscheinen. Aber allein mit Zahlen aus der CO2-Statistik lassen sich Auswirkungen von Energieerzeugung und benötigtem Umstieg nicht verhindern.

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Doch, das stimmt schon. Atomrisiken und Klima sind wie Aepfel und Birnen: Man kann sie nicht zusammenzählen. Atomkraft ist klimaschonend, hat aber ein Risiko. Kohle ist umgekehrt. Entweder hat man das eine oder das andere. Solange die Solarenergie noch nicht im Endausbau ist.

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Danke für die vielen Kommentare. Einige der Fragen nach anderen/detaillierteren Aspekten der Kernenergie sollten durch die Lektüre unseres umfassenderen vorletztjährigen Beitrags beantwortet werden: https://www.republik.ch/2019/11/12/…e-hoffnung

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Das ist ein guter Artikel, aber er schaut sich die Machbarkeit in der Schweiz zuwenig an. Unsere aktuellen Reaktoren sind uralt und es ist bald gemeingefährlich die immer noch laufen zu lassen. Sie haben nicht mehr viel mit moderneren AKWs zu tun, welche sicher sind und von AKW-Freunden auch immer angeprisen werden.
Wir lassen unsere alten AKWs nur noch laufen, weil es (noch) keine Alternativen gibt und jetzt noch ein neues AKW zu bauen ist nicht nur politisch nicht möglich, sondern bis ein solches am Netz ist, haben die Erneuerbaren vermutlich das Energiebedürfnis bereits gestillt. Wir halten also einfach die Daumen gedrückt, dass die paar Risse in unseren Reaktoren nicht noch mehr werden.

Es geht um eher kurz- und mittelfristige Lösungen, welche die Energiewende begünstigen könnten wo unsere Energiepolitik total versagt hat. Deutschland hat seine Kohlekraftwerke und wir kaufen wohl einfach den Strom im Ausland, bis die Erneuerbaren aufgeholt haben.

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Eine Alternative zum Import wäre eine solare Anbauschlacht. Die Schweiz hat sich lange damit zufrieden gegeben, dass unser Strommix dank der Wasserkraft schon relativ sauber ist, und hat die neueren Erneuerbaren vernachlässigt. Inzwischen gehören wir diesbezüglich zu den Schlusslichtern Europas. Bei der Windkraft ist es politisch schwieriger, aber nicht mal der Landschaftsschutz Schweiz bekämpft alle Windräder. Da ginge mehr.

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Professor emeritus der Uni Genf
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Die meisten Argumente, die gegen einen Ausbau der Kernenergie sprechen sind in den Beiträgen von M. K., S. H., Mathias S., Rolf Müller, D. B. und J. B. dargestellt.
Zusätzlich lässt sich noch feststellen:

  1. Die Bewilligung- und Bauzeit für Atomkraftwerke dauert 20-30 Jahre, zu lang, um noch irgendwas am Klimawandel ändern zu können.
    2 Keine Versicherung will die Haftung für einen Reaktorunfall übernehmen; die Kosten wären viel zu hoch, siehe Fukushima. Ähnliches gilt für den Rückbau von AKWs und das Stilllegen von Uranminen, siehe Wismut. Der Staat muss die Kosten tragen.

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Obwohl es im Text um den Vergleich des Atomausstiegs mit einem allfälligen Kohleausstieg geht, sind Ihre Argumente natürlich willkommen! In unserem in den Kommentaren vielfach verlinkten Artikel zur Kernkraft im Allgemeinen werden beispielsweise just die von Ihnen genannten auch aufgeführt.

Im Sinne eines Diskurses würde ich Ihnen zum ersten Punkt allerdings entgegnen dass wir auch nach 2050 noch CO2-arme Wärme und Strom brauchen. Gerade etwa für die Filterung von CO2 aus der Luft, um die wir gemäss den allermeisten Klimarat-Szenarien nicht herum kommen werden. Technische Methoden hierfür sind sehr energieintensiv und können Tag und Nacht durchlaufen - da würde sich Kernenergie bspw. gut eignen.
Und zu Ihrem zweiten Punkt: Sie haben natürlich recht. Aber wer trägt denn bisher die Kosten für die Klima- und Gesundheitsschäden die fossile Energieträger verursachen? Und obwohl es gut möglich wäre, werden etwa PV Anlagen nicht überall rezykliert und landen auf der Deponie. Die darin enthaltenen Giftstoffe gelangen so in die Umwelt - ist das in den Kosten enthalten?

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Physiker (und privater PV-Nutzer)
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Besten Dank für den Artikel und zu anderen Beiträgen in der Republik zum Thema, die schon früher erschienen sind. Herr Bastani schreibt "Wo auf der Basis von Zahlen und Fakten entschieden wird, lebt es sich besser." So ist es ganz besonders bei diesem Energiethema. Zu den vorgestellten Zahlen aus Deutschland deshalb noch die folgenden aus der Schweiz, am Beispiel der Abschaltung des KKW Mühleberg Ende 2019.
Die Rechnung ist einfach: Mühleberg produzierte jährlich 3 TWh (Milliarden kWh) elektrische Energie. Diese wird heute vornehmlich durch fossile Kraftwerke im Ausland erbracht und importiert. Bei Erdgas wird 0.55 kg CO2 pro kWh emittiert (ohne graue Energie), bei unseren heutigen Uran-Feststoff-Leichtwasserreaktoren knapp 50 g CO2/kWh für die Brennelementproduktion. Die Abschaltung von Mühleberg erhöht die durch die (nicht in der) Schweiz verursachte CO2-Menge somit um rund 1.5 Mt (Millionen Tonnen) pro Jahr, soviel wie 30% des gesamten Schweizerischen Flugverkehrs vor der Pandemie. Was gab es bei der Abschaltung zu feiern? Den Sieg einer Ideologie, bestenfalls.
Die Schweizer Energiestrategie 2050 sagt sinngemäss, dass "inländischer Strom bereits heute beinahe CO2-frei produziert" wird. Das war bis Ende 2019 der Fall. Die genannte zusätzliche Emission wird nicht erwähnt, da im Ausland - eine Sophisterei. Die Strategie setzt freilich längerfristig nicht auf fossilen Ersatz nuklearer Energie, sondern auf Photovoltaik. Die Photovoltaik hat Potential, nicht genug, nicht im Winter. Der Ersatz von Mühleberg allein durch PV erfordert 15 Millionen PV-Module, deren mittlere Leistung (Sommer/Winter, Tag/Nacht) ca. 25 Watt/m2 beträgt. Das sind 120 Millionen Module für alle Schweizer KKW zusammen, die eine Nettofläche von 120 km2 erfordern oder brutto die Fläche des Neuenburgersees. Gross, aber machbar. Die dann erforderliche saisonale Speicherung vieler TWh (z.B. 8 von 24 TWh), ist jedoch illusorisch. Sie würde mindestens eine Verdoppelung der heutigen Speicherseekapazität erfordern. Wasserkraft und Speicherseen sind aber kaum erweiterbar. Bei elektrochemischer Speicherung würde man eine 80 kWh-Tesla-Batterie pro PV-Modul benötigen, mithin 120 Millionen solcher Batterien, was nicht machbar ist. Denkbar ist die Speicherung von PV-Energie als Wasserstoff, Methan oder synthetischer flüssiger Kraftstoff, um so den Bedarf an fossilen Brennstoffen zu verringern, jedoch wegen des geringen Gesamtwirkungsgrades nicht zur Wiederverstromung.
Wenn man keine Kernenergie will, bleiben massive Verringerung des Verbrauchs elektrischer Energie (adieu Elektromobilität und Wärmepumpen) oder fossile Kraftwerke. Der Bezug von Kern- oder fossiler elektrischer Energie aus dem Ausland hat etwas Heuchlerisches. Mit Windenergie von der Nordsee sähe es viel besser aus, abgesehen vom nötigen Ausbau der langen Zuleitungen und dem (moderateren) Speicherungsbedarf.
Für die Stromerzeugung in der Schweiz wäre es zuliebe des Klimas vernünftig und dringend, ausser PV und Speicherung auch neue Formen nuklearer Energie weiterzuentwickeln, etwa Thoriumverbrennung mit Hilfe externer Neutronenquellen, womit auch der angefallene nukleare Abfall der Uranreaktoren genutzt und reduziert werden könnte (Transmutation). Kernkraftwerk ist nicht gleich Kernkraftwerk, und der Weg zur heutigen, illusionsbehafteten Schweizer Energiestrategie ist keineswegs zwingend.

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Auf den Punkt gebracht!

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Physiker (und privater PV-Nutzer)
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Grössere Präzision in Zahlen und Argumenten wäre möglich gewesen mit einem (noch) längeren Beitrag. Drei Punkte möchte ich ergänzen:

  • Mein Ideologie-Vorwurf sagt wenig aus. Ich wollte sagen: Die strikte Ablehnung der Nutzung menschengemachter nuklearer Energieumwandlung ist veraltet, da sie es erschwert, den in Jahrzehnten seither grösser gewordenen Umweltanforderungen (bei gestiegenen Mengenanforderungen) gerecht zu werden. Dazu gehören Beschränkung der Erderwärmung und auch des Landschaftsverbrauchs.

  • PV-Erfahrung: Meine eigene PV-Anlage ist klein, 2.5 kWpeak, gerade soviel, wie zusammen mit zwei Warmwassermodulen aufs Dach passt. Sie läuft seit 12 Jahren fehlerfrei und lieferte bisher 32 MWh elektrische Energie, soviel wie Mühleberg in 5 Minuten. Sie wird bis zum nächsten Orkan der Stärke Vivian oder Lothar funktionieren. Die Jahresproduktion (2.7 MWh, 10 Gigajoule) liegt knapp über dem Bedarf unserer Wärmepumpe von 2.4 MWh. Der saisonale Transfer von der PV-Anlage zur Wärmepumpe ist aber selbst in diesem kleinen Rahmen lokal nicht zu machen. Gut 20 Tesla-Batterien im Keller, oder 1000 m3 Wasser 1000 m hinauf pumpen, oder auch Redoxflow-Batterien, kommen nicht in Frage. Auch deshalb meine Skepsis zur schweizweiten Speicherung von PV-Energie.

  • Schliesslich noch: auch bei der Energiebereitstellung sollte man das Verursacherprinzip beachten. Lieber die immer damit verbundenen Risiken im eigenen Land / vor der eigenen Tür akzeptieren und vermindern, als anonym via Atmosphäre die Gletscher in Nepal abschmelzen. "Unbeschränkt" oder "gratis" ist keine Energie, heute sowenig wie zu Zeiten der Kernenergie-Euphorie, und auch nicht bei der Kernfusion.

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Ich denke die Aussagen im Artikel sind korrekt. Atomkraft solange kein Unfall passiert ist gut, braucht wenig Platz produziert relative wenig Abfallvolumen und wenig CO2 und für die Endlagerung wird sich eine Lösung finden. ABER

  • Wir leben in einer Demokratie und wenn die Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist, dann geht es halt nicht.

  • In der Schweiz würde sich wohl kaum ein Investor finden der heute in ein neues Kernkraftwerk investieren würde. (In China sieht das vielleicht anders aus.) Das wird vermutlich auch in 10 Jahren nicht anders sein weil die Kosten für erneuerbare Energien immer noch sinken.

Das Fazit aus oben gesagten ist, dass so rasch als möglich die erneuerbaren ausgebaut werden müssen, auch über den unmittelbaren Bedarf hinaus damit wir auch im Winter möglichst viel Energie aus den Erneuerbaren kriegen und im Sommer mit dem Überschuss z.B. Wasserstoff oder andere Fuels hergestellt werden kann.
Damit das passiert braucht es politische Veränderungen und da wäre dann wieder jeder von uns gefragt bei Abstimmungen die Bremse zu lösen.

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Ich wäre mir da nicht so sicher. Ich könnte mir schon vorstellen, dass z. B Beznau ersetzt würde, wäre es nicht verboten. Für Mühlenberg gabs auch ein Nachfolgeprojekt.

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Action Anthropologist
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Über die Kehrseite des Atom-Einstiegs:
Ich schaue gerade auf "arte" diesen Film:
https://www.arte.tv/de/videos/08394…/furusato/
Zufällig, aufgestanden, als ich wegen Husten nicht schlafen konnte.
Solche Filme sieht man nur auf "arte", und am ehesten mitten in der Nacht.
Wer heute noch für die Atomenergie plädiert, hat nicht nur keinen Verstand, sondern auch kein Herz...

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Wenn ich mir den Graphen bezüglich CO₂-Intensität der Stromproduktion (Vergleich Deutschland mit Grossbritannien) anschaue, dann fällt zuerst auf, dass Grossbritannien - Stand 2019 - eine tiefere CO₂-Intensität der Stromproduktion hat als Deutschland. Die Kurve von Deutschland "fällt" jedoch deutlich steiler als jene von Grossbritannien in den letzten Jahren.
Wie sieht der Vergleich aus in der Zukunft, wenn diese "Trends" weiterhin bestehen?
Evt. ist der konsequente AKW-Ausstieg + Ausbau von erneuerbarer Energie hinsichtlich CO₂-Intensität längerfristig doch nicht so schlecht?

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Passionerter + ernstmeinender Erneuerer
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Die 2 Jahrhunderte mit dem rücksichtslosesten Umgang des Menschen mit der Erde.

Atomstrom ist keine Option, auch wenn sie den CO2 Ausstoss vermindert hätte, denn:

  • Wer garantiert einen unfallfreien Betrieb?

  • Einen unfallfreien Transport des unglaublich gefährlichen Abfalls?

  • Eine sicher Lagerung? Gibt es überhaupt eine END-Lagerung?

  • Wer sorgt sich, während eines jenseits von jeder Vorstellung liegenden Zeitraums, um diesen?

  • Und wer bezahlt das alles? und womit?
    Mit Leben, mit Lebensqualität und mit mühsamem Engagement für einen nicht selber aufgebauten Mist, von dem die meisten nicht einmal den geringsten Nutzen haben werden. Nur Mist im schlechtesten Sinn des Wortes!

Beide Stromproduktionsarten sind höchst gefährlich!
Die Frage nach Nutzen-Kosten brauchen wir uns bereits heute nicht einmal zu stellen!

Warum handeln wir nicht schneller?

Es braucht eine Katastrophe bis die Menschen reagieren. Oder eine Pandemie.
Beide Fälle fordern viele Tote und kosten bedeutend mehr wie ein schnelleres Handeln.
Wir quälen uns so und die kommenden Generationen auch!

Wir haben uns in den letzten paar Jahrzehnten in eine recht verzwickte Lage manöveriert. An diese Zeit werden unsere Enkel, Urenkel und viele tausende von Generationen stets wieder erinnert werden.
Die 2 Jahrhunderte mit dem rücksichtslosesten Umgang des Menschen mit der Erde.

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Sie schreiben:

"Die Frage nach Nutzen-Kosten brauchen wir uns bereits heute nicht einmal zu stellen!"

Deutschland musste sich die Frage aber stellen, und deren Entscheidung wird hier zurecht hinterfragt. Wir Schweizer haben uns ähnlich entschieden, weil wir jetzt einfach mehr braunen Strom importieren.

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(durch User zurückgezogen)

Ein guter Artikel, aber ein erschreckend einseitiger Dialog. Viele der Dialog-Teilnehmer scheinen zu ignorieren oder zu verdrängen, dass

  • Strom nicht in ausreichendem Masse gespeichert werden kann. Stromproduktion aus Sonnen- und Windenergie ist positiv einzustufen, sofern sie dem Landschaftsschutz nicht zu stark zuwiderläuft. Sonnen- und Windstrom fällt aber unregelmässig an. Wegen der begrenzten Speicherkapazitäten müssen konventionelle Kraftwerke, in Deutschland vorwiegend fossil befeuerte Kraftwerke, die Lücken füllen. In der Schweiz erfolgt das “Lückenfüllen” mit Speicherkraftwerken (deren Kapazität im Wesentlichen ausgebaut ist) und durch Stromimporte aus dem Ausland. Da thermische Kraftwerke nicht beliebig rasch hoch und runter gefahren werden können, müssen sie oft befeuert werden, ohne Strom ins Netz einzuspeisen. In Deutschland speisen Sonnen- und Windkraftwerke mit Priorität ins Netz ein, nicht benötigter Strom aus den konventionellen Kraftwerken wird vernichtet. Dies führt dazu, dass der Anteil der ins Netz eingespeisten Energie (in MWh) aus den neuen Erneuerbaren mit hoher Rate wachsen kann. Die zur Sicherstellung der Lückenfüllung erforderliche und damit systembedingte Produktion von nicht verwertbarem Strom in konventionellen Kraftwerken wird dagegen nicht kommuniziert, ist aber mit CO2-Emissionen verbunden. Für eine sichere Stromversorgung müssen Verbrauch und Produktion jederzeit gleich sein. Die einfache Argumentation mit der jährlich in ausreichender Menge mit Sonne und Wind erzeugbaren Energie reicht für Begründungen der Energiewende nicht.

  • der Ausstieg aus der Kernenergie als Reaktion auf die Katastrophe in Fukushima nur in der Schweiz und in Deutschland erfolgte und dass nur wenige weitere Länder den geplanten Einstiegs in die Kernenergie temporär unterbrachen oder endgültig stoppten. Weltweit wird Kernenergie weiterhin genutzt und auch ausgebaut.

  • der Hinweis auf das Alter der Schweizer Kernkraftwerke zwar korrekt ist, dass dabei aber meistens unterschlagen wird, dass die Schweizer Kraftwerke laufend nachgerüstet und damit den aktuellen Sicherheitsanforderungen angepasst wurden und werden.

  • zunehmend Meinungsäusserungen und Entscheide bekannt werden, dass Kernenergie bei den Anstrengungen um den Klimaschutz unverzichtbar sei (u.a. US-Präsident Biden, Bill Gates)
    Mir gefällt am hier diskutierten Artikel besonders, dass wieder einmal klar gesagt wird, dass auch der Verzicht auf Kernenergie einen Preis hat und mit Risiken verbunden ist, was in die Entscheidungsfindungen zur Stromversorgung einfließen sollte.

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"Erschreckend einseitig" empfinde ich leider auch Ihren Beitrag zum Dialog und Bill Gates ist wohl nicht der beste Botschafter für nachhaltige Lösungen, wie Anand Giridharadas in seinen Buch "Winners take all" beschreibt.

  • Strom kann gespeichert werden, die Technologie ist (noch) teuer. Es fehlt allein am politischen und wirtschaftlichen Willen, dieser zum Durchbruch zu verhelfen, denn es ergibt sich dadurch eine Neuverteilung des Kuchens

  • der Ausstieg aus der Kernenergie in D und das Moratorium in der CH erfolgten vor der Katastrophe in Fukushima, Österreich stoppte Zwentendorf bereits vor der Inbetriebnahme

  • wie in Fukushima vor der Katastrophe ist auch in der CH die persönliche und wissensmässige Nähe (Verflechtung) von Betreibern und Kontrolleuren ein nicht-technisches Sicherheitsproblem, das mit dem Alter der AKWs zunimmt

  • Klimaschutz erreichen wir mit Klimagerechtigkeit, nicht mit Schwarz-Peter-Spielen

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Action Anthropologist
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Die Speicher-Technologie nimmt zusammen mit Sonne und Wind gerade richtig Fahrt auf!
Auf YouTube finde ich zahlreiche Informationen über stationäre Kurzzeit-Batterie-Speicher, über mobile Batterie-Speicher (Elektro-Autos! Lassen sich bald bi-direktional laden und werden Netz-dienlich), über Luftdruck-Speicher, Gravitationsspeicher, Salz-Speicher, Wasserstoff und Power to X, Pumpspeicherwerke und und und!
Wenn wir nicht wie bis anhin Billionen in den Import von Erdöl und Gas und in die Atomenergie stecken, sondern in den Aufbau eines intelligenten Stromnetzes mit Erneuerbaren Energien UND in Speichertechnologien auf allen Ebenen, werden wir es schaffen, ein dezentral funktionierendes Energie-System zu entwickeln, indem sowohl die Produktion, als auch der Verbrauch schwankend sind.
Und sehr hilfreich dabei werden die digitale Vernetzung und Künstliche Intelligenz sein!
Es kommt also alles zum richtigen Zeitpunkt zusammen, so dass die Zeit reif ist, endlich das zu machen, was richtig ist und von dem ALLE profitieren werden, die Menschen und die ganze Natur!
Nicht nur dass wir uns hier zu einem grossen Teil selber versorgen werden!
In den Wüsten unserer Erde werden riesige solarthermische Gross-Kraftwerke preisgünstige und verlässliche Bandenergie und Wasserstoff produzieren, so dass wir uns nicht mehr wegen Stromlücken sorgen müssen, nachdem wir alle AKW.s vom Netz genommen- und mit der Sektor-Koppelung auch den Wärme- und Mobilitäts-Bereich verstromt- und CO2-neutral gemacht haben werden!

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Diese Argumente sind mir bekannt. Ich bezweifle allerdings, dass das von Ihnen skizzierte System ausreichend rasch und mit vertretbaren Umweltauswirkungen aufgebaut werden kann, um das Lückenfüllen mit fossilthermischen Kraftwerken ausreichend rasch zu reduzieren. Nebenbei: Ich habe ein E-Auto und würde es nicht begrüssen, wenn es morgens aufgrund seines Einsatzes als Stromspeicher nur halb geladen wäre oder wenn ich - um das zu vermeiden - jedesmal einem zentralen System ankündigen müsste, wann ich das nächste Mal mein E-Auto für welche Strecke nutzen möchte.

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Ich bin froh, dass dieses Thema so direkt und offen abgesprochen wird. Ich finde es fahrlässig, wenn die Atomkraft grundsätzlich ignoriert wird in der Klimadiskussion. Als vorübergehende Unterstützung und später mit neuen Technologien, die sogar Atommüll nutzen sollen, ist und wäre sie meiner Meinung nach eine grosse Hilfe um CO2 zu reduzieren. Auch beim Thema Netzstabilität ist sie natürlich interessant, v.A. bei steigendem Stromverbrauch durch E-Mobilität.
Offenheit gegenüber verschiedenen Lösungen statt pure Ideologie scheint mir bei einem derart komplexen Problem wie dem Klimawandel sowieso angebracht.

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