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während die Iranerinnen unter Einsatz ihres Lebens um ihre Selbstbestimmung, ihre Befreiung aus Verhüllungsvorschriften und gegen ihre gesellschaftliche Unterdrückung kämpfen, verherrlichen wir (und im Besonderen feministische Stimmen) weiterhin das Kopftuchtragen etc. als freiwillig und sehen Solches gerne als modischen oder zartromantischen Morgenlandgruss. Diese Verniedlichung einer tief verwurzelten Verachtung der Frau als Wesen wird leider immer noch scheuklappig hingenommen und leider linksliberal schöngeschwätzt. Gleichzeitig empören wir uns erfolgreich und unter selbstlosem Einsatz ob klein Winnetou's indianischer Klischeepflege. Auch die Republik könnte den Kompass einheitlich zu richten versuchen und sich bei Gelegenheit überlegen, welche grundsätzliche und gerne auch durchgehende Haltung eingenommen werden möchte. Journalismus ist eventuell erst mutig und damit relevant, wenn dieser auch die eigene Klientel ab und an in den Spiegel schauen lässt.

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Ein totales Verbot eines Kopftuches (Kleidervorschrift) ist nicht besser als die absolute Pflicht zum Kopftuch (andere Kleidervorschrift). Alle Menschen sollten wählen dürfen, wie sie sich kleiden, ohne dafür irgendeine Art von Repression zu erfahren.

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Sie missverstehen da etwas.
Glauben Sie ernsthaft, dass ein Kopftuchverbot der Freiheit der Frauen dient? Es ersetzt doch nur eine Kleidervorschrift gegen eine andere. Frei ist daran gar nichts.

Die Iranerinnen protestieren gegen den Zwang, ein Kopftuch zu tragen - auch als Symbol für viele andere Unterdrückungsmechanismen in dieser patriarchalischen Gesellschaft..
Sie wollen aber niemanden das Kopftuch verbieten, das würde ja nur ein Gebot gegen ein anderes tauschen.

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Sie missverstehen mich. Verbote sind nicht nötig und gesetzlich muss aus meiner Sicht nichts vorgeschrieben werden. Sie missverstehen ggf. aber auch die freiwilligen Kopftuchträgerinnen, denn diese Freiwilligkeit fusst unter anderem wahrscheinlich auch auf der ursprünglichen "Pflicht" resp. Zwang im Heimatland. Auf jeden Fall ist so manches Kopftuch in unseren Regionen als Abgrenzung zu verstehen und interpretiere ich leider oft so. Aber das ist lediglich meine Sicht auf die Dinge, die möglicherweise Republikfremd sein mag und hier kaum Mehrheiten findet.

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Multifunktional
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Gerade befinde ich mich in einem arabischen Land in den Ferien resp. auf Familienbesuch. Hier herrscht kein Gesetz zum Tragen eines Kopftuches, aber die Gesellschaft in der Heimatstadt meines Mannes ist sehr religiös und traditionell, so dass geschätzt 98% der Frauen ab dem Alter von ca. 15 Jahren ein Kopftuch tragen. Ist dies nun gut oder schlecht? Persönlich kann ich mir nicht vorstellen ein Kopftuch zu tragen, tue es auch hier nicht, und innerlich klatsche ich jeder Frau Beifall, die sich gegen das Tragen des Kopftuchs entscheidet. Trotzdem ist die Sache nicht so einfach, wie es für unsere westlichen Augen sein mag. Es mag vorkommen, dass junge Mädchen von den Eltern (ich schreibe hier explizit Eltern und nicht Vätern) zum Tragen des Kopftuches gezwungen werden, da diese wollen, dass sich ihre Tochter an die Traditionen und Gepflogenheiten hält. Häufiger ist es aber so, dass für die Mädchen das Anziehen des Kopftuches ein Zeichen von Erwachsenwerden ist und sie dies mit Stolz anziehen. Es kann also keinesfalls die Lösung sein, das Kopftuch zu verbieten, genausowenig, wie es vorgeschrieben werden darf. Für meine Schwiegermutter und die anderen Frauen ihrer Generation wäre ein Verbot so, wie wenn man uns Frauen hier in Europa vorschreiben würde, nur noch im Bikini rausgehen zu dürfen.
Es braucht also weder Verbote noch Gebote sondern einfach die Gelassenheit, alle so rumlaufen zu lassen, wie sie möchten und die Weisheit und Konsequenz, dort einzugreifen, wo die Freiwilligkeit nicht mehr gegeben ist.
Den Frauen und Männern im Iran wünsche ich von Herzen, dass sie mit ihrem Protest Erfolg haben werden und sich von dem diktatorischen Regime befreien können! Sie brauchen unsere ehrliche Unterstützung und nicht die Ausnützung ihres legitimen Kampfes für unsere kleinkrämerischen politischen Diskussionen hier in der Schweiz.

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Ist es denn so einfach? Es gibt auch diverse (ältere) Frauen, welche ein Kopftuch tragen. Ich meine Situationen auf dem Land. Dann gibt es noch die christliche Variante: Nonne. Auch diese verdecken oft das Haar.

Wie soll also ein faires Gesetz aussehen, das nicht diskriminiert?

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Keine Frage. Das braucht gar nicht "gesetzlich geregelt" zu werden. Männer werden ja auch nicht dazu verpflichtet, Krawatte zu tragen.

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Ein faires Gesetz, das nicht diskriminiert, erlässt entweder gar keine Kleidervorschriften oder dieselben für alle.

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Ein Grundsätzliche und gerne durchgehende Haltung nach der dann geschrieben werden soll? Alles nur das nicht. Die Republik ist keine politische Partei. Dieses Politikmachen auf Kosten der
grundsätzlichsten privaten Entscheidungen von Frauen geht mir auf die Eierstöcke. Es ging dem Egerkinger-Komitee weder um muslimische Frauen noch um sonst welche Frauen sondern lediglich darum Ressentiments zu schüren und Macht zu demonstrieren. Jetzt haben wir lächerliche Kleidervorschriften in der Verfassung die absolut nichts taugen, in keinerlei Hinsicht. Das beschäftigt mich, Kinder in Winnetou Kostümen im Übrigen nicht.

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Ich bin unglaublich beeindruckt von der Beharrlichkeit, die die Frauen im Iran zeigen. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass dieses Volk seine Freiheit zurückerlangen kann.

Jede Frau, jede Person soll die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wie sie in der Öffentlichkeit auftreten und sich äussern will. Ob mit oder ohne Kopftuch soll bloss ein Ausdruck persönlicher Überzeugung sein und niemals das Resultat von Unterdrückung. Ob nun jemanden ein Kopftuch aufgezwungen wird oder zwangsweise abgenommen wird, beides ist, wie bei jedem anderen Kleidungsstück auch, eine Verletzung der persönlichen Integrität.

Falls es zu einem Umsturz der Regierung im Iran kommt, hoffe ich fest, dass eine bessere und gleichberechtigtere Regierung gefunden werden kann. Von dem, was ich gesehen und gehört habe, ist ein grosser Wunsch und Willen bei den Menschen im Iran dafür da. Mögen sie dies erreichen.

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Danke für diesen Beitrag und bitte, bleibt am Iran dran, liebe Republik.
Zu den Kommentaren: Habe 19 mal das Wort Kopftuch gefunden, 3 mal Freiheit, 3 mal glaube ich Menschenrechte. Das gibt mir doch etwas zu denken.

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Ganz herzlichen Dank, Frau S., für die „Kopftuch-Zählung“ - und für die Begriffe, die so schmerzlich (fast) fehlen!
Bin gerade auf dem Heimweg von einer Solidaritätskundgebung auf dem Place des Nations. Wir waren höchstens 40 Menschen, Iranerinnen und Iraner, fast keine Schweizer. Alle nicht in Gefahr, erschossen oder festgenommen zu werden.
Wir waren viiiiel zu wenige, um alle mitgebrachten Bilder der vom Regime Ermordeten hochhalten zu können. „Mein“ Bild zeigt(e) einen 14 Jährigen (!), es könnte mein Enkel sein, hätte ich nicht das Glück, hier geboren zu sein.
Die Iranerinnen und Iraner demonstrieren nicht „plötzlich“. Und nicht Kopftücher sind die unerträgliche Last, sondern das absolut menschenverachtende Terror-Regime. Also Begriffe wie „Folter, im Namen der Religion“, „Massengräber““ (über 30 Jahre „alt), „gerichtlich ermordete Frauen, Männer, Kinder,“ und schwerst erträgliche Lebensumstände - dazu gehört auch der Diebstahl eines ganzen Flusses (Zayandeh Rud / Isfahan). Gewiss: Das Kopftuch spielt eine Rolle in der himmelschreien Menschenrechts-Verachtung des iranischen Massenmörder-Regimes. Unser Fokussieren darauf wirkt, hmm: etwas schal.
Vielen Dank auch an die Republik, und ja: Bitte bleibt dran, am Iran!

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Korrektur, Name der Anrede; Pardon: Danke Frau T.!

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Danke Frau T. für diesen Kommentar. Habe die Kommentare in der Republik immer gerne gelesen, aber in letzter Zeit verleidet es einem, weil immer wieder Grundsätze in Frage gestellt werden, die schon lange ein gesellschaftlicher Konsens sind. Wenn es hier um das Kopftuchtragen in der Schweiz gegangen wäre, dann hätte ich das noch verstanden. Hier geht es aber, wie sie richtig angesprochen haben, um grundsätzliche Menschenrechte die von einem Regime mit Füssen getreten werden. Wenn einem da als erstes die Kopftücher in der Schweiz in den Sinn kommen (Die nach meiner subjektiven Einschätzung wohl nicht mal 1% der Gesamtbevölkerung aus machen), dann zeugt das aus meiner Sicht vor allem von stark ausgeprägter Eigennützigkeit.

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Ebenfalls Danke, Herr Elshani, kluge Worte, kann ich voll unterschreiben.

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Als vor über 40 Jahren Khomeini extra aus dem französischen Exil eingeflogen wurde, um im Iran diese damals aufkeimende islamische Revolution zu führen, gab es viel Unterstützung aus der EUROPÄISCHEN LINKEN. Auch in wien versuchten wir echten Feministinnen vergeblich, etwas Solidarität mit den FRAUEN im Iran zu erreichen, die sofort nach der Machtübernahme diese unfassbaren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, unterworfen wurden...;-( --Es hiess im politischen Diskurs immer wieder NUR; das seien kulturelle Eigenarten, die respektiert werden müssten`. Und/oder es wurde damals nachdrücklich darauf herumgeritten, dass diese Emanzipationsfrage NUR ein Nebenwiderspruch sei*...Fazit blieb jedenfalls; es gab zwar reale Unterstützungen für diese Mullahs, aber so gut wie keine solche für die erneut brutalst geknechteten Frauen IM Land! Ich vergesse nie, wie mir zwei Exil-Iranerinnen 1981 im FKZ/WUK in Wien unter Tränen schilderten, WAS wirklich im Iran geschehen war; eine Frau zeigte mir Narben in ihrer oberen Stirn, erzählte von den Nägeln, mit denen ihr dieses Zwangs-Kopftüchl festgeheftet worden war. Von den dafür eingesetzten Revolutionsgarden(meist junge, fanatisierte Leute). Ich war damals innert dieser grossen Kulturinitiative in Wien mit führend, konnte trotzdem diese Thematik nicht durchbringen. Es ging zB auch um reale Hilfen vor Ort, für diese geflüchteten Frauen. Gemauert wurde auch von Linken (Sozialistinnen, Kommunisten..Trotzkisterln..), oft hiess es NUR; aber der Schah..uswJa, stimmte. Er hatte deto viel Unrecht verursacht. Und? Deswegen sollte dieses massive neue Unrecht gegen ALLE IRANERINNEN als tolerierbar gelten?---ES BLIEB DAMALS ALS THEMA UNTERM TUCH GEHALTEN--Ging ja NUR um Frauen, oder?! All das war damals mitten in Europa der Status Quo...ja, auch unsereins hofft jetzt zutiefst, dass nun endlich eine echte Umkehr stattfindet; hin zur Verwirklichung ganz normaler MenschInnenrechte. TOITOITOI ! Hoffentlich gewinnt ihr. Im Iran, und sonstwo deto; für Menschenrechte weltweit!

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Meinen tiefen Respekt für diese Frauen im Iran! Von ihrem Mut können wir uns echt ein Stück abschneiden! Ich hoffe sie werden durchhalten und dass die Solidarität mit Ihnen weiter wachsen wird! Danke für diesen Beitrag!

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Solidarität wird leider nicht reichen, handfeste Taten wird es brauchen und Menschenleben wird es kosten, soll dem menschenverachtenden Regime ein Ende bereitet werden. - Und auch etwas mehr Rückgrat von Seiten unserer Regierung...

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Heute aus dem Iran zurück gekommen
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Im Iran leben verschiedene Ethnien, es gibt diverse Dialekte außerhalb der Landessprache Farsi. Was wir im Westen zu sehen und lesen bekommen, betrifft nicht nur die Frauen. Auch Männer haben Kleidervorschriften, z B. Bärte tragen und keine kurzen Hosen tragen. Es ist eine patriarchalische Gesellschaft und das System und die Perspektivenlosigkeit, wird eigentlich niedergeschrien. Viele Iraner leben an der Armutsgrenze.Die Imame werden öffentlich mit wüsten Parolen beschrien. Die Frauen haben zum grösseremn Teil weniger Rechte. Sie hat aber z.B. das Recht zu bestimmen, ob sie Kinder haben will oder nicht. Der zukünftige Ehemann muss das wissen und er muss unterschreiben, dass er damit einverstanden ist. .Es sind vor allem junge Studierenden und gebildete IranerInnen die demonstrieren. Mit Recht. Es geht nicht nur um die Selbstbestimmung der Frau. Es geht auch darum, dass sie nach dem Studium keine Stelle finden und die Inflation ist schon länger enorm hoch. Es lebt die Vetternwirtschaft. Nicht wer gut im Beruf gebildet ist erhält die Stelle. Es sind Angehörige und Freunde. Viele leben von ihrem Einkommen pro Tag. Was der andere Tag an Einnahmen bringt ist nicht garantiert.
Sie führen z.B. Reis aus Pakistan ein, da der iranische Reis, ein Grundnahrungsmittel zu teuer ist. Das Ausschließen des Irans von den Weltmärkten betrifft alle hart. Ausgenommen die Reichen. Viele IranerInnen wollen auswandern. Sie haben schlicht keine Zukunftsperspektive. Es gibt bereits die Einkinderehe. Ab 2 Kindern kann man den Lebensunterhalt nicht mehr garantieren.
Die Frauen sind noch zuständig für Haus und Kinder. Der Mann bestimmt da nicht mit. In den Dörfern mit Selbstversorgung leben ganze Familien sehr gut. Ich könnte noch viel mehr erzählen. Unsere iranische Freunde haben uns sehr viel preisgegeben über ihre Kultur. Sie ist grundsätzlich gut, gastfreundlich, liebenswürdig, hilfsbereit. Aber eben die Unterdrückung der Frauen hasrsträubend. Bei aelteren Frauen in ländlichen Gegenden ist das Thema der unterdrückung der Frauen weniger ein Thema. Ihr Kopftuch ist kein politisches Tuch. Es gehört zu ihrer Kleidung. Vom Umweltschutz ist ganz zu schweigen. Vieles landet noch als Abwasser im Meer. Alle fahren Auto mit billigem Benzin oder Diesel. Es herrscht ein Verkehrschaos sondergleichen. Grosse Städte liegen unter einer Dunsthaube. Ja, in den Bergen gibt's Windräder für die Stromerzeugnis. Da wird keine landschaftsverschandelung erwähnt, weil man den Strom dringend braucht. Iraner verzichten auf weniger Oel weil sie es den Irakern liefern. Das gibt Stastseinnahmen. Es gibt keine Devisen, keine ausländischen Bankkartenbezahlungserlaubnis. Es muss alles im Rial bezahlt werden. Illegale Annahme von Euro und Dollars sind strafbar. Es wäre gut wir Europäer würden vermehrt die iranische Kultur kennen lernen und uns im Lande herumsehen und hinhören. Da erfährt man ihr Sorgen und auch ihre Freuden und schönen Dinge ihres Daseins. Unsere Medien vermelden zu einseitig und immer nur das Negative. Das verübeln uns übrigens viele Iraner, weil sie nicht nur aus negativen Meldungen bestehen.

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Alleine dieses kleine Wort NUR, das auch in ihrem Kommentar vorkommt...seufz...ansonsten stimmt Vieles. ---@Es geht nicht nur um die Selbstbestimmung der Frau.----o doch; es geht wesentlich AUCH um die Selbstbestimmung von Frauen.----

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Mein Herz blutet für die vielen mutigen jungen Frauen im Iran, die im Kampf gegen den gender apartheid der Mullahs auf die Strasse gehen und dabei auch ihr Leben verlieren.
Ich hab das Patriarchat so unsäglich satt, und dessen zerstörerische Wirkung auf alles!

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Heute aus dem Iran zurück gekommen
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Vielen Dank , dass Sie aus Ihrer Sicht zum Thema beigetragen haben. "Nur" bedeutet doch ausschließlich.

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