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Die Klugscheisser in Bern, Herrliberg und anderswo sind aus der Schockstarre erwacht. Wie habe ich die dreiwöchige Ruhepause genossen.

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Leserin
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Mein Verstand sagt, dass die Anschauungen und Argumente von Rodrik einleuchtend sind und es darauf hinauslaufen könnte. Der Rest von mir WILL, dass Latour recht behält.

«Welches sind die heute unterbrochenen Aktivitäten, von denen Sie sich wünschen, dass sie nicht mehr aufgenommen werden?» Schädliche Mobilität, sinnloses Reisen (z.B. für mässig wichtige Meetings), Konsum von unnützen Dingen, Wachstum ohne Grenzen, Gerangel, ...
Daraus resultieren zurzeit: Mehr Zeit für sich und seine liebsten, mehr Musse, mehr Solidarität gegenüber Nachbarn und Fremden, mehr gesunde Natur, mehr Spontaneität, ….

«Welches sind die jetzt unterbrochenen Aktivitäten, von denen Sie sich wünschen, dass sie wieder aufgenommen werden und sich weiterentwickeln?» Konzerte und weitere kulturelle Veranstaltungen (ohne Youtube!), Kinos, Cafés, Bars, Restaurants, Umarmungen, Freunde besuchen (ohne Zoom!) und gemeinsam feiern, mit dem Zug wohin reisen, im Thermalwasser baden, Europas Städte besuchen, ...

Ich wünsche mir, dass vor allem die Solidarität (insbesondere auch gegenüber Flüchtlingen) und gegenseitige Inspiration sich weiterentwickeln.

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Thomas Burgener
alt-Nationalrat und alt-Staatsrat VS, SP
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Solche Texte helfen über die Krise hinweg. Merci.

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Diesen Artikel lesen und schon hat sich die Erneuerung des Abos gelohnt.

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Einmal mehr ein excellenter Beitrag von Daniel Binswanger. Einmalig auch der Artikel von Dani Rodrik, den man sogar auf Deutsch lesen kann. Schade, dass man den Beitrag von Bruno Latour nicht lesen kann. Schön wäre es wenn die Rebublik diesen auf deutsch publizieren könnte...

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Zum Glück fällt der Rest des politischen Spektrums nicht in alte Muster zurück LOL

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Dem LOL kann ich mich anschliessen. Auch von den Linken und Grünen wird die Krise benutzt, um alte Forderungen wieder auf den Tisch zu bringen. Die einen sehen eine Gelegenheit, endlich ein Grundeinkommen einzuführen, und die anderen sehen die Krise als Weckruf für den Klimawandel. Man kann also schlecht behaupten, dass es Parteien gäbe, die die Krise nicht für ihre Ziele instrumentalisieren würden.

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Es geht hier nicht um Instrumentalisierung, sondern um die Einsicht, dass unser heutiges System so nicht weitergeführt werden kann. Der Neoliberalismus hat 40 Jahre Zeit gehabt, seine Thesen zu verifizieren. Nichts von ihren Versprechungen ist eingetroffen, im Gegenteil. Es ist an der Zeit, das einzusehen und neue Wege zu gehen. Das ist gesunder Menschenverstand, und hat mit links-rechts Denken überhaupt nichts zu tun. Die Klimakrise hat und wird einen weit dramatischeren Einfluss auf unsere Gesellschaft haben als die Coronakrise, aber das wird weiterhin negiert. Die Ökonomen predigen das Gebet des ewigen Wachstums und Konsums, wie wenn alles zum Besten stünde, aber die Menschen, die durch die zunehmend heissen Sommer, durch Flucht aus unbewohnbare gewordenen Gebieten, durch unvorstellbar heftige Stürme usw. ums Leben kommen werden, leben bereits. Sie sind jetzt zwischen 0 und 20 Jahre alt und ihnen gebührt die genau gleiche Solidarität, wie den Risikogruppen bei der Coronakrise. Da besteht kein Unterschied aus ethischer Sicht. Werden wir die Corona-Krise nicht als Weckruf nutzen, alte Denkmuster zu durchbrechen, verpassen wir wohl die letzte Möglichkeit, das Steuer noch herumzureissen. Dann aber mit dem Wissen, dass es möglich wäre, dass sich die ganze Welt koordiniert und gemeinsam einer Bedrohung stellen kann.

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Nur ist das business as usual der einen die Weiterführung des business as usual. Das der anderen, das beharrliche Weiterfordern einer solidarischeren und nachhaltigeren Welt. Weil nun wirklich alle erkennen (sollten), dass eine andere Welt nicht nur möglich, sondern not-wendig ist.

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System und postcoronale Lebenswelt

Sehr schön, wie Daniel Binswanger die beiden Perspektiven von Bruno Latour und Dani Rodrik kontrastiert. Vielleicht aber widersprechen sie sich gar nicht. Mir scheint, sie repräsentieren schlicht und einfach das altbekannte Spannungsverhältnis zwischen System und Lebenswelt (Jürgen Habermas). Auf der einen Seite, von Rodrik wie immer kritisch ausgeleuchtet, steht die systemische Sachzwanglogik der hyperglobalisierten kapitalistischen Marktwirtschaft, auf der anderen Seite, von Bruno Latour situativ erwogen, die Frage nach der Gesellschaft, in der wir leben möchten oder angesichts der technischen und ökonomischen Potenziale des modernen Wirtschaftssystems vernünftigerweise längst leben wollen sollten.

Wer wird von der Geschichte Recht bekommen? Das ist keine theoretische, sondern eine praktische (politische) Frage. Es ist die alte Frage, wie weit es gelingt, das allzu verselbständigte Wirtschaftssystem in demokratisch bestimmte Kriterien des guten Lebens und Zusammenlebens einzubinden. Von der politischen Führung dürfen wir hierzulande diesbezüglich wohl nicht besonders viel erwarten; allzu rasch ist der notrechtlich agierende Bundesrat in die herkömmlichen interessenparteilichen Denkmuster und Mehrheitsverhältnisse zurückgefallen: Was als „systemrelevant“ gilt, wird (an sich durchaus zurecht) generös mit Milliarden unterstützt; was es aus rechtsbürgerlicher Sicht nicht ist, da es offenbar vorwiegend als lebensweltlicher Wunschbedarf eingestuft wird, darf entgegen aller gesellschaftlichen Fairness unter die Corona-Walze geraten. Da muss wohl das Stimmvolk, nun von gar nicht durchweg negativ wahrgenommenen „Unterbrechungsgesten“ sensibilisiert, bei nächster Gelegenheit richtungweisend eingreifen. Vielleicht stellt es ja, ganz im Sinn von Bruno Latour, in naher Zukunft vermehrt gute Fragen.

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Lieber Peter Ulrich, vielen Dank für diesen erhellenden Beitrag. Ich kann nur zustimmen: Die Analysen von Rodrik und Latour stehen nicht in einem antithetischen Verhältnis, sie situieren sich gewissermassen auf unterschiedlichen Ebenen - und die Differenzierung zwischen System und Lebenswelt ist tatsächlich, so scheint mir, geeignet zu erfassen, warum es hier geht. Allerdings ergibt sich, das werden Sie mir wohl kaum widersprechen, daraus doch auch eine Problematisierungsperspektive: Es geht hier ja nicht nur um die Systemzwänge der Globalisierung, sonder - daraus ergeben sich wohl mindestens zum Teil auch die nationalen Unterschiede - um so etwas wie sedimentierte lebensweltlich verankerte Wertehaltungen. Deshalb würde ich Ihnen zwar vollständig zustimmen: Die Bürger müssen durch die Krise sensibilisiert werden. Aber ob die Dinge sich auch wirklich so entwickeln werden, ist vorderhand offen. Mit herzlichen Grüssen, Daniel Binswanger

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Wäre so ein oder derselbe Fragebogen auch bei der Republik denkbar?

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Oh ja, das fände ich super!

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Andreas Lanz
Mitglied Parlament Köniz
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Ich verstehe nicht warum die 40 Milliarden Bundeshilfe wie zusätzlich Bundesausgaben dargestellt werden. Dieser Betrag ist eine Bürgschaftsgarantie. Die meisten Firmen werden ihre Sofortkredite der Bank zurückzahlen. Ueli Maurer rechnet im Worstcaseszenario mit zehn Prozent von nicht zurückgezahlten Krediten. Das wären dann also 4 Milliarden. Wenn Petra Gössi von 50 Jahren fantasiert bis der Bund diese zusätzlichen Schulden wieder abgebaut seien, zeugt das nicht von viel Sachverstand. Ueli Maurer sprach von 800 Millionen zusätzlichen Bundesausgaben während fünf Jahren.

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Lieber Herr Lanz, vielen Dank für diesen Beitrag. Die Kredit-Bürgschaften sind nicht so ausgelegt, dass der Bund schließlich alle Verbindlichkeiten wird decken müssen, bei Weitem nicht. Zwar ist es nicht unvernünftig, davon auszugehen, dass die von Maurer veranschlagten Ausfälle zu tief berechnet sind, man wird sehen. Auch ein maximales Negativszenario wäre aber bewältigbar. Herzlich, DB

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Arzt im Ruhestand
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Danke an Daniel Binswanger für den sehr lesenswerten Artikel. Mit Reiner Eichenberger gehen Sie m.E. etwas zu salopp um. Der Mann ist ein Zyniker erster Ordnung. Als nicht Fachmann, der sich ja zu allem zu äussern bemüssigt fühlt, faselte er bereits in einer frühen Phase der Pandemie von einer Herdenimmunität. Schon das Wort ist abscheulich, nicht zu reden von den schrecklichen Folgen - nach heutigem Wissensstand.

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Lieber Herr T., eigentlich hatte ich den Eindruck, dass sich meine Nachsichtigkeit gegenüber Herrn Eichenberger in engen Grenzen hält. Aber ich kann verstehen, dass Sie finden, man könnte auch noch schärfer werden.... Mit österlichen Grüssen, DB

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Arzt im Ruhestand
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Lieber Herr Binswanger, danke für Ihre Antwort - hatte ich so gar nicht erwartet. In Ihrem Artikel ist ja Prof. Eichenberger und sein Geschwurbel auch nicht das Hauptthema. Aber wie Sie selber schreiben: hätte schärfer kritisiert werden können. Es führt ja in diesem Rahmen hier zu weit, in extenso darauf einzugehen, warum es nicht in FraG. K.mmen kann, einen grossflächigen Feldversuch zu wagen, um eine grosse Zahl immunisierter (mit welchem Test validiert?) Menschen zu haben. Wir sind mit einer neuen, noch weitgehend unbekannten Krankheit und einem unberechenbaren Virus konfrontiert. Es ist unklar derzeit, ob überhaupt und wie lange, eine Immunität gewährleistet sein wird. Unklar bleibt auch (oder eben klar, je nach Standpunkt..) warum die NZZ dem Ökonomen Eichenberger die Plattform bietet für seine nicht ausgegorenen Überlegungen.

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Und dieser Eichenberger wird von bestimmten Kreisen in der Schweiz als der zweit einflussreichste Ökonom genannt.. Gut für ihm, traurig für die Schweiz und ihre Wissenschafter und Universitäten. Sieht so aus.... Er geniesst unbeschränkte Narrenfreiheit....

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Neben den wirtschaftlichen und politischen Folgen der Corona-Pandemie wird es auch gesellschaftliche geben.
Ich sehe eine zweite Klimakatastrophe aufziehen, die Vergiftung des zwischenmenschlichen Klimas. Jahrtausende lang wurden Krankheit und Tod als Schicksal betrachtet, dem man sich, wenn auch unter Schmerz und Leid, fügte. Das galt bis vor kurzer Zeit. Ich war in meinem Leben duzende Male an Grippe erkrankt, also angesteckt worden. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, die Person, die mich angesteckt hat, dafür schuldig zu sprechen. Auch in den letzten Jahren sind in der Schweiz Tausende von Menschen an Grippe gestorben, ohne dass deswegen Schuldzuweisungen erfolgten.
Nun ist alles anders. Mit aller Selbstverständlichkeit werden die Übertrager von Krankheitserregern, auch die Unwissenden, verantwortlich gemacht und bei fehlendem Wohlverhalten schuldig gesprochen. Ein Impfzwang scheint nur noch eine Frage der Zeit. Ich schaue mit Bangen auf die nächste saisonale Grippewelle 2021. Fast alle heute vorgebrachten Argumente werden auch dann Gültigkeit haben. Man weiss ja nie im Voraus, wie heftig die Welle wird.
Ich mag allen Menschen Gesundheit und langes Leben gönnen, aber ohne Angst und Schuldgefühle, die sind Gift für das Zusammenleben.

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Ja, die Argumente werden weiterhin Gültigkeit behalten. Und vielleicht trägt das jetzt wachsende Solidaritätsbewusstsein ja dazu bei, dass mehr Menschen verstehen, dass Impfen nicht nur Selbstschutz sondern vor allem auch Solidarität mit all denen ist, welche sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können (also wie jetzt #stayathome für alle, zum primären Schutz der Risikogruppe). Dann könnten wir das Wort Impfzwang endlich in die Tonne werfen in welche es gehört.

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"Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den schwächsten ihrer Glieder verfährt." Wie wohltuend, in der heutigen REPUBLIK-Ankündigung diesen Gustav Heinemann (Bundespräsident der BRD 1969-74) zugeschriebenen Satz zu lesen.
Nur: Warum in die Ferne schweifen ...? - In der Volksabstimmung vom 18. April 1999 verpflichteten sich "das Schweizervolk und die Kantone" unter anderem auf die folgenden Worte in der Präambel: "[...] gewiss [...] dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen, / geben sich folgende Verfassung:" (Stand 8. August 2006)
Übrigens ein Satz, der von Adolf Muschg in die Expertenkommission Furgler zur Totalrevision der Bundesverfassung 1973-77 eingebracht wurde. Auch an seinen Entwurf zur ganzen Präambel darf bei dieser Gelegenheit erinnert werden; Muschg schlug vor: "Im Namen Gottes des Allmächtigen! / Im Willen, den Bund der Eigenossen zu erneuern; / gewiss, dass frei nur bleibt, wer seine Freiheit gebraucht, / und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen; / eingedenk der Grenzen aller staatlichen Macht und der Pflicht, mitzuwirken am Frieden der Welt, / haben Volk und Kantone der Schweiz die folgende Verfassung beschlossen:" (A. Muschg, Präambulatorisches – zu Handen von Prof. L. Wildhaber und des Kommissionsberichts, Typoskript, Nachlass Literaturarchiv, Schachtel Nr. 225, Mappe Schweiz 76-81 A, S. 4) - Ein rhetorisches Glanzstück an Prägnanz und Eleganz! Die endgültige Fassung fiel dann gelinde gesagt schwerfälliger aus.
Diese Erinnerung an unsere heute geltende Schweizer Verfassung in Zeiten des Covid-19 ins Stammbuch jener Wirtschaftspatrioten, die sich gern auch als Verfassungpatrioten ausgeben und auf ein möglichst unverzügliches Anwerfen der Motoren drängeln und drücken. In der Verfassung steht nicht: "[...] dass die Stärke des Volkes sich misst an der Stärke der Wirtschaft und am Wohl der Wirtschaftsmächtigen [...]".

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Lieber Herr Böhler, ganz herzlichen Dank für diese Rückerinnerung an den grossen Muschgen Text. Ich selber habe ja in meiner letzten Kolumne daran erinnert, dass der Schutz der Schwachen in der helvetischen Verfassung steht - wenn auch in einer rhetorisch eher kraftlosen Form. Herzlich, DB

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Wie sollen die Bürgerlichen denn sonst handeln?
Das sind Menschen, die grösstenteils in dem im kakophon neoliberalen Glauben erzogen wurden, dass die Welt nunmal so ungerecht sein müsse, wie sie ist, das aber immernoch die beste aller schlechten Lösungen sei und genau auf dieser engstirnigen Weltsicht beruht all ihre geliebte angebliche Logik.

Wenn die Wirtschafts- und Politikelite erkennen würde, dass ihre angeblichen Logik nur in ihrem gefühlsmässigen Zusammenhang nur annähernd Sinn ergibt, würden sie vielleicht merken, dass ihre Logik des Marktes noch viel beschränkter ist, als es jedes Gefühl je sein könnte.

Der Mensch ist nicht logisch und dementsprechend kann auch ein System nicht logisch funktionieren. Die Kunst besteht aber darin über das kranke System hinauszusehen in dem man sich bewegt! Nur ist das eben schwerer zu verkraften, wenn man denkt selbst bisher darin gut leben zu können. Die Angst vor Veränderungen ist grösser, als die Notwendigkeit oder auch logische Indikatoren, welche man einfach mit angeblicher Alternativlosigkeit abtun kann.

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Immer wieder gut zu lesen! Vielen Dank. Ich würde mich auch sehr über eine Übersetzung des Latour Textes freuen.

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Der finanzielle Spiel­raum ist nur dann hilfreich, wenn wir jetzt bereit sind, im richtigen Mass die Schulden zu erhöhen.

Lieber Daniel Binswanger, wachsende Staatsschulden sind nichts anderens als das Lösen von aktuellen Problemen zulasten späterer Jahre. Die FDP wird sich nach diesem Satz in ihrem Argument "man nehme den Jungen irgendetwas weg" sehr bestätigt fühlen :-)

Ich möchte das nicht als generelle Absage an aktueller finanzieller Unterstützung durch den Staat verstanden wissen. Aber wenn ich mir den aktuellen Stand der Forschung so ansehe, ist mit einer Entspannung und "Normalisierung" erst nach Einführung eines Impfstoffs zu rechnen. Wir brauchen also Lösungen und Wege um nicht nur den Sprint bis Ende April sondern auch den Marathon bis Mitte/Ende 2021 durchzustehen. Alleine mit dem staatlichen Füllhorn wird das nicht funktionieren.

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Ich bin auch nicht für wachsende Staatsschulden Herr Seemann.

Wenn jedoch der Staat Schulden machen muss um die Bedürfnisse seiner Bürger zu decken, dann ist der Grund dafür schlicht nicht wie die Rechten behaupten, dass er sparen muss und zu viel Geld verprasst, sondern das er zu wenig einnimmt um die Funktion der Gesellschaft zu gewährleisten!

Ich bin nur desshalb nicht für neue Schulden, weil sie ein einfacher, aber letzlich fataler Weg sind der Diskussion um eine gerechtere Steuerpraxis vor allem für die Reichsten und ihre Unternehmenskonstrukte und aller Gewinner der Globalisierung aus dem Weg zu gehen!

Letzlich profitieren nämlich die Reichsten in der Regel noch von Schulden weil sie einen Sicheren oder profitablen Weg auf Kosten der Allgemeinheit darstellen sein Vermögen zu parkieren.

Das eine gerechte Besteuerung und ein gerechter Staat heute nicht gegeben sind können wir an der gigantischen Zunahme bei den Wähleranteilen der Polparteien, vor allem der SVP sehen, denn die stehen normalerweise für Veränderungen in eine Richtung, sei dies nach Vorne oder eben nach hinten.

Globalisierungsverlierer wählen zu 1000en rechts, wo ihnen ein bequemer Sündenbock für ihre Probleme präsentiert wird, der aber letzlich nur ein Symptom der verfehlten Neoliberalen Politik ist, die Einzelnen die Kassen füllt und Andere stagnieren oder sogar verhungern lässt!

Dabei agiert die angebliche Mitte wie FDP oder CVP immer noch als Steigbügelhalter indem sie die längst überfälligen Veränderungen als ünertrieben abtut, sich weiter an längst überholte, undemokratische und menschenverachtende neoliberale Dogmen klammert und so den Rechtspopulisten erst tür und Tor öffnet und die müssen dabei nicht mal eine andere Wirtschaftspolitik fahren, es genügt den Minderheiten und den Linken die Schuld zu geben!

Die FDP ist heute alles, nur nicht mehr liberal!
Nur Wirtschaftsliberal ist eigentlich genau das Gegenteil! Für die Freiheit der Wenigen...

Wie wahrhaft liberal eine Partei, ja eine Gesellschaft ist, zeigt sich für mich nicht daran, was jemand mit einer Fülle an Macht, Geld, Bildung, Ausdauer, Beziehung etc., alles kann und darf, sondern daran, wie frei und selbstbestimmt jener, der all diese Erfolgsvoraussetzungen in unserem heutigen System eben gerade nicht erfüllt noch sein leben Leben leben und seine Chancen wahrnehmen kann und wenn man sich das nicht gerade mit der Milliardenerbenbrille ansieht, sieht es damit für den Liberalismus in unserem System mehr als Düster aus!

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Es wäre mir neu, dass der CH-Staat Schulden machen muss um den Alltag zu finanzieren, sonst wäre dessen steigende Schuldenlast ja schon länger ein Thema. Aber ich find es spannend, wie zielgerichtet Sie jetzt von der Fragestellung „wie finanzieren wir die Folgen der ausserordentlichen Lage“ auf „die FDP und die SVP sind schuld“ gekommen sind. Können Sie mir einen Gefallen tun und die Vorstösse von SP und Grüne aufführen, mit denen sich diese in den letzten 12 Monate für eine bessere Pandemievorbereitung eingesetzt haben? Ich habe auf die Schnelle keine gefunden.

Ich denke wir sind uns zumindest darin einig, dass an der Existenz des Corona-Virus keine der CH-Parteien schuld hat und das die aktuell ergriffenen Massnahmen grösstenteils die Zustimmung aller Parteien geniessen. Die nächste Herausforderung wird es sein, aus der aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Halb-Paralyse wieder rauszukommen und die nächsten Monate mit erhöhter Vorsicht (und allenfalls auch Bereitschaft für weitere Lockdowns) anzugehen.

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Da kommt mir folgender Tweet in den Sinn:

Reagan took the deficit from 70 billion to 175 billion.
Bush 41 took it to 300 billion.
Clinton got it to zero.
Bush 43 took it from 0 to 1.2 trillion.
Obama halved it to 600 billion.
Trump’s got it back to a trillion.
Morons: "Democrats cause deficits".

Fact-Checker gingen den Aussagen nach. Deren Fazit:

A viral tweet made several claims about how the deficit has grown under Republican presidents and shrunk under Democrats. On the whole, the numbers presented for each president are basically accurate.

So viel zum Stereotyp, dass Rechtsbürgerliche und Neo- bzw. Wirtschaftsliberale dagegen ankämpfen, dass der Staat Defizite bzw. Schulden macht.

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Und was schlagen Sie für 'Lösungen und Wege' vor?

Das Virus hat uns in eine Lage gebracht, wo wir die aktuellen Probleme nicht mehr 'zulasten späterer Jahre' ungelöst vor uns herschieben können. Die Bewältigung wird kosten, viel kosten. Und noch mehr kosten wird der Versuch, die drohende Klimakatastrophe und ihre Folgen einigermassen zu bewältigen. Wenn das überhaupt noch möglich sein wird.

Was also schlagen Sie für 'Lösungen und Wege' vor?

Dass jene sich das 'Füllhorn' vorbehalten, die mit allen Kräften zu verhindern suchen und suchten, dass sie zu seiner Füllung das Angemessene beitragen, scheint keine wirklich gute Idee.

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Das Virus hat die aktuellen Probleme ja sehr direkt herbeigeführt, dass wir diese im Jetzt lösen müssen liegt auf der Hand. Und dass Gesellschaft/Staat hierbei all jenen unter die Arme greift welche durch den partiellen Lockdown in existentielle Schwierigkeiten geraten ist in meinen Augen selbstverständlich. Dies heisst jedoch nicht, dass man vor den finanziellen Konsequenzen dieser Hilfe die Augen verschliessen soll (oder sich wie im Artikel darüber lustig macht, wenn die FDP genau diese Konsequenzen anspricht).

Wenn ich die Patentlösung dafür hätte, wie wir bis zum Vorliegen eines Impfstoffs über die Runden kommen ohne in einem ständigen Teil-Lockdown zu verharren, dann wäre ich schon lange in Bern mit dem BR einen Kaffee trinken gegangen (mit gebührlichem Abstand selbstverständlich). Ohne eine solche kann ich wie alle anderen nur spekulieren (wertungsfreie Reihenfolge, braucht alles):

  • beibehalten der Distancing-, Hände wasch- und übrigen Hygenieregeln

  • schrittweises Aufheben der Geschäftsverbote ab 29. April, verbunden mit der Auflage an Läden/Restaurants/Betriebe, in (engen) geschlossenen Räumen die Physical Distancing-Regeln durchzusetzen (notfalls durch Begrenzung der gleichzeitig im Raum befindlichen Personen)

  • Maskenpflicht für alle im öffentlichen Raum (auch wenn es nur eine DIY-Maske mit einem Papier-Filter ist)

  • Smartphone-basiertes Contact Tracing auf Basis einer Lösung welche die Privatsphäre schützt

  • weiterhin Selbstverpflichtung zur Quarantäne im Kontakt- oder Verdachtsfall

  • Wachsamkeit um im Falle eines übermässigen Wiederanstiegs der Fallzahlen schnell reagieren zu können

Das alles dürfte uns mindestens so lange begleiten wie es dauert, einen Impfstoff breitflächig zur Verfügung zu haben. Wir tun daher gut daran, nicht auf das Ende der Massnahmen zu warten/hoffen sondern uns auf ein neues "Normal" einzustellen (https://www.chronicle.com/article/W…at/248366/ find ich diesbezüglich lesenswert, nicht nur wegen "The answer to the question everyone is asking — “When will this be over?” — is simple and obvious, yet terribly hard to accept. The answer is never."). Dies heisst konsequenterweise dann auch, dass wir unser Gesundheitssystem (wie auch die Wirtschaft, die Schulen, die "Gesellschaft") so ändern müssen, dass wir mit Unsicherheit, Instabilität, Krisen besser klarkommen. Das ist dann eine Diskussion der wir uns als ganzes wie auch jede/r für sich stellen müssen.

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Wie geschickt doch die SVP politisiert: Mit grossem Tamtam publiziert sie eine grosse Liste, was der Bundesrat alles tun könnte um die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen. Darunter neben Banalem und Selbstverständlichkeiten auch sicher Richtiges. Übernimmt der BR einen der aufgelisteten Punkte, posaunt die SVP dies als ihren Erfolg gegenüber dem zögerlichen BR ins Land hinaus. Was er nicht umsetzt wird ihm als Veragen angelastet.

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Der bekannte Ökonom Paul Krugman bringt es in der NY Times auf den Punkt: "Many people, predictably, have reacted to the Covid-19 pandemic by insisting that it makes the case for whatever policies they were advocating before. Conservatives who believe in the magical power of tax cuts insist that we should respond to a pandemic by, you guessed it, cutting taxes. Anti-immigrant groups insist that it shows that we must stop immigration. Bernie Sanders supporters insist that for some reason it means that Democrats should turn away from Joe Biden. Advocates of a universal basic income insist that it shows why we need U.B.I."

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Interessant, dass Sie Krugman als Gewährsmann wählen. Der Punkt, den er macht, ist nämlich:

we should focus not on economic stimulus (…) but on disaster relief for those losing their incomes.

Der Grund sei:

The key thing to realize is that we aren’t facing a conventional recession (...) we’re going into the economic equivalent of a medically induced coma (...).

Deshalb gelte:

the principal job of economic policy right now isn’t to provide stimulus, that is, to sustain employment and G.D.P. It is, instead, to provide life support — to limit the hardship of Americans who have temporarily lost their incomes.

for now, the focus should be on helping those in need.

Doch das Problem sei:

The problem is that the U.S. political landscape has long been dominated by an anti-government ideology that left us unprepared, intellectually and institutionally, for this crisis.

decades of conservative attacks on the idea that government can do anything good have left America with a unique case of learned helplessness.

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Krugman ist ein sehr guter Ökonom, den ich sehr schätze. Sein Punkt ist ja, dass man nicht reflexartig die Massnahmen, die man schon immer empfohlen hatte, auch in der jetzigen Situation als einzig richtige Lösung betrachten sollte. Er hat völlig recht, wenn er sagt, dass es keine gewöhnliche Rezession ist und dass der Fokus nun auf "disaster relief for those losing their incomes" liegen sollte.

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super Beitrag. bin aber eher pessimistisch, wenn ich höre was da überall abgeht

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Köchin
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"du musst ungemütlich sein" sprach das grosse Gespenst zum Kleinen.
Franz Hohler: das kleine Gespenst.

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interessantes und mitunter beschämendes für uns offenbart meines erachtens dieser artikel: https://www.mittellaendische.ch/202…heidungen/

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Vielen Dank, Herr N., für diesen wichtigen Link!

Ich wunderte mich darüber, dass es hier Leute gibt, welche den Hinweis auf eine ihnen offenbar nicht genehme Darstellung / Meinung disliken.

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weil ich alles klein schreibe?

weil voten meines kommentars auch ohne das lesen des verlinkten artikels geht?

weil herrlibergwitze lustiger sind?

weil ich ein dummkopf bin?

weil auch das hier eine echokammer ist? die kommentare sind zwar länger und die sprache etwas komplexer, als auf 20minuten oder breitbart. wenn wir aber meinen, wir seien darum besser, sind wir wohl toren.

weil feindbilder einfacher zu pflegen sind, als sich selber zu hinterfragen?

ich weiss übrigens auch nicht, inwieweit der inhalt des verlinkten artikels stimmt. dafür habe ich schlicht und einfach zu wenig fachwissen. er scheint mir aber glaubwürdig. er wirft zudem ein paar sehr bedenkenswerte fragen jenseits des links-rechts denkens auf.

aber ja, wenn er nur teilweise stimmt, ist eine auseinandersetzung mit den inhalten weit anstrengender, als sich über den lieblingsfeind aufzuregen.

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Für die Hinweise auf Personen, Bücher und Artikel durch Daniel Binswanger war ich schon immer dankbar. So viel lesen wie er kann ich nicht. Nun habe ich mir die Mühe gemacht, den Text von Bruno Latour ein wenig genauer anzuschauen, und ich war enttäuscht. Die Fragen sind eine gute Idee, die Analyse finde ich dürftig. Mein Französisch ist zwar mehr als passabel, trotzdem habe ich den typisch blumigen französischen Text durch die Übersetzungsmaschine rattern lassen, um mir sicherer zu sein. Ich selbst folge hier mehr Dani Rodrik, der mir auch stilistisch besser gefällt. Denn nicht nur Staaten, sondern auch Menschen werden im Profil durch Krisen nur schärfer, für Veränderungen brauchts etwas mehr als Übungen.
Wen die Übersetzung des Latour Text interessiert (cave: nicht perfekt)
https://drive.google.com/file/d/1Wi…sp=sharing

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Lieber Daniel Thommen, ich danke für die freundlichen Worte. Was Latour betrifft, kann ich Ihnen nur recht geben. Es ist eine sehr schlichte Idee, und sie wird relativ schlicht artikuliert. Mir ging es mit dem Text nicht viel anders als Ihnen. Dennoch oder genau deshalb löst der Text einiges aus und scheint seine Wichtigkeit zu haben, ganz einfach weil er die zentrale Frage ausspricht, die sich heute stellt. Und wollte auch weil er eine hoffnungsvolle Perspektive eröffnet. Herzlich, DB

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In jeder philosophischen Interpretation steckt ein Anteil Wahrheit.
Theoretische Spekulationen eine willkommene Spielwiese.
Aus Existenz gesicherter Position ein Zeitvertreib ohne Konsequenzen.
Ich gönne ihnen diesen Spass am Leben.
Die direkt Betroffenen haben derweil primär wohl ganz andere Probleme zu bewirtschaften.
Praxis nah die existierenden Probleme und praktikablen Lösungen aufzuzeigen, im Konsens aller Gesellschaftsschichten, die Gesellschaft dankt.
Fakt 1:
Mag der Virus wirklich natürlichen Ursprung haben, die Verbreitung dessen, hat allein die globale, nur an Gewinnmaximierung orientierte Wirtschaft, zu verantworten.
(Touristen in marginaler Anzahl verantwortlich).
Fakt 2:
Die Unversehrtheit der Individuen, ist in fast allen staatlichen Verfassungen gesetzlich verankert.
Beim Import von billigeren Arbeitskräften in allen Branchen der Wirtschaft, zwecks ausschliesslicher Gewinnmaximierung, wird diesem Recht weder auf politischer noch juristischer Bühne in Strafverfolgung noch Strafmass Nachachtung verschafft.
Fakt 3:
Nicht ausreichender Entgelt der Arbeit zu minimalem Lebensunterhalt produziert in zunehmendem Masse, Sozial-Abhängige auf Staatskosten..
Fakt 4:
Die Kosten-Verteilung der notwendigen Staats erhaltenden Strukturen belasten zunehmend ungleich Arbeit und Kapital.
Die Exzesse in Steueroptimierung der privaten Egomanen und der globalen Konzerne, unter dem „einträglichen“ Schutzschild der studierten Elite in Politik und Justiz sind Staats zerstörende Elemente.
Fakt 5:
Demokratie beruht auf Teilhabe und Mitbestimmung.
Direkte Demokratie versus repräsentativer Demokratie.
Die allseits ersichtlichen Bestrebungen des akademische Adels des 21. Jh.; sich dem Einfluss seines eigentlichen Souverän zu entziehen, mit Mantra:
„Der ungebildete Stimmbürger ist nicht fähig, fernab Emotion sich ein fachgerechtes Urteil zu seiner Zukunft zu bilden“!
(BA, Berlin, 2018)
Der Nachsatz im Dunste alkoholischem Übermutes: „Wir haben das Monopol zu Nahrung, Energie, Mobilität und Kommunikation - mit Not-Stop-Knopf -“ aus heutiger Sicht…
Vergessend ihres eigenen monetärem & politischen Versagen, in den letzten 3 Jahrzehnten…
Die angekündigten Billionen Rettungsringe werden die wirklichen Probleme nicht lösen.
Wer reguliert wenn und in welcher Weise, dass wird die Zeit richten.
Die Grenzen der akzeptablen Dominanz auszuloten ist Teil der Menschheits-Geschichte.

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Ich mag ja vielleicht zu blöd sein... aber was wollen Sie uns eigentlich mit ihrem Text vermitteln?

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ich schlage der Republik vor, keine anonymen Beiträge mehr zu veröffentlichen. Wer anonym bleiben will oder muss kann ein persönliches mail an die Republik schreiben und schauen was die Republik damit anfängt

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Ich hätte gerne gesehen, wenn die Politiker schon die Massnahmen des Bundesrates am Anfang des Lockdowns breit diskutiert hätten. Aber da verhielten sich alle sehr ängstlich und ruhig, was ich sehr bedauere.

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Da die Massnahmen eh schon viel zu spät eingesetzt wurden, war das ein schlechter Zeitpunkt um sie zu diskutieren. Das hätte nur noch mehr Zeit gekostet. Der richtige Augenblick um Massnahmen zu diskutieren wäre im Januar und Februar gewesen.

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Ich bin nach wie vor der Meinung, wir hätten die Monate März und April auch ohne Lockdown mit gleich viel Toten, aber weniger Kollateralschäden, überstanden. Denn das Durchschnittsalter der Coronatoten ist gleich hoch wie das Durchschnittsalter der Gestorbenen ohne Corona in den Vorjahren, siehe BAG-Mitteilungen. Und das ist ja nichts überraschendes, darum kann ich nicht verstehen, dass darüber keine politische Opposition gegenüber dem Bundesrat entstand.

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Gewiss, da hat Daniel Binswanger sehr recht: Wenn etwas andauernd schief geht, sind Unterbrechungsgesten nötig. Aber was genau sollte denn unterbrochen werden? Binswanger erwähnt beispielshaft zwei Linien von Denkformen, aber wieso soll sicher sein, dass diese die Alternative bilden? Was wenn eine viel kollektivere Linie den wirklichen weil grundlegenden Irrweg bilden würde? Allen Befürchtungen zum Trotz ist diese Klärung nicht so schwerig wie es für die auf dem Irrweg wandelnden Seelen den Anschein macht.
Eigentlich geht es nur darum, nicht aus Formen des Glaubens heraus zu handeln, sondern aus Formen des absolut sicheren Wissens. Aber da haben die heute üblichen Wissensformen schlechte Karten, denn sie beruhen alle auf Glaubensformen, für plausibel gehaltenen Grundannahmen – auf der rationalen Ebene als Axiom, Definition, Hypothese, Postulat, Prämisse, usw., oft vermischt mit irrationalen Elementen wie Angst, Hoffnung, Illusion, usw.. Deshalb ist keine Wissenschaft heute in der Lage, ihren Gegenstand absolut sicher und vollständig zu erfassen. Manche Annahmen sind derart kollektiv – z.B. die Wirklichkeit sei das, was äusserlich wahrnehmbar ist, die vielen Dinge seien getrennt und Materie bestehe letztlich aus kombinierbaren Teilchen –, dass kaum jemand den Spuk durchschaut. Vielen Menschen fällt es schwer zu fassen, dass das nicht eine absolute Wahrheit ist, sondern nur eine Glaubensform.
Dennoch weiss jeder wenigstens insgeheim – aber mit völliger Gewissheit – dass man solanG. K.inen Fehler macht, als man offen für die jeweilige Thematik ist. Erst beim Urteilen schleichen sich Fehler ein, während die offene Kontemplation beliebig weit reichen kann. Aber wie kann man in der reinen Aufmerksamkeit grundbegrifflich sinnvoll vorgehen? Da die Schwierigkeiten und Widersprüche durch Grundannahmen selbstgemacht sind, sind sie auch rein gedanklich auflösbar, durch Verzicht auf jedes Herrschenwollen durch eigene Vorstellungen. Das ist möglich wenn bereits mental auf eigenmächtiges Herrschenwollen verzichtet wird. Auch das ist nicht so schwierig, wie es im Weltbild des Beobachtens von Dingen erscheint. Es wird erreichbar durch Aufmerksamkeit für das, was man im eigenen mentalen Geschehen macht. Der eigene Wille soll nur die eigene lückenlose Aufmerksamkeit bewirken und darüber wachen, dass sich keine eigenen Vorstellungen in Urteile einmischen. Die Begriffe, welche sich im Urteilen verbinden, sollen ausschließlich der Eigengesetzlichkeit der betrachteten Sache entsprechen, nicht eigenen Vorurteilen.
Diese unbegrenzte Offenheit entspricht den Maximen jeder guten Philosophie und Wissenschaft, wird aber nur selten in die Praxis umgesetzt. Wenn nicht ernsthaft gedacht wird, können Krisen einen Anlass dazu bilden, die Zusammenhänge neu anzugehen – ohne wichtigtuerische Unterbrechungsgeste, sondern still und leise und ganz gemütlich.
Wer Lust hat auf einen Pfad, der es erlaubt sich in dieser Richtung zu bewegen, kann z.B. das Buch auf http://edoc.unibas.ch/1421/ in Betracht ziehen. Und wer den Covid19-Zauber durchschauen möchte, kann z.B. https://www.youtube.com/watch?v=8TU…e=youtu.be bedenken. Zum sinnvollen Vorgehen gehört auch, Kritik an Glaubenformen auf dem kollektiven Irrweg nicht pauschal als fake science oder gar Behauptung einer Verschwörungstheorie abzutun nur weil sie die eigene Illusion nicht bestärken. Selbsttäuschung und Selbstbetrug sind keine gute Basis.

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Vielleicht könnten sie das noch so formulieren, dass man es auch als Nichtakademiker verstehen kann. Wenn ich ihre Forderung nach absolut sicherem Wissen lese, dann weiss ich, dass sie etwas weltfremd sein müssen. Absolut sicher, wissen wir, dass jeder von uns irgendwann sterben wird. Das war es dann mit dem absolut sicheren Wissen, alles Andere ist mit mehr oder weniger vielen Unsicherheiten behaftet. Nach ihrer Logik könnten wir nie irgend etwas tun.
Zumindest das Video sieht sehr verschwörungstheoretisch aus. Ich weiss nicht wie oft der Mann den Begriff wertungsfrei benutzt, dabei ist völlig offensichtlich, dass er die Stiftung von Bill Gates nicht mag. Damit kann ich zwar problemlos leben, ich mag die Heilsversprechungen der Impfindustrie auch nicht, aber ich würde meine Kritik nie als wertungsfrei bezeichnen. Wenn ich in 20 min 6x auf die finanzielle Verflechtung der Gates-Stiftung hingewiesen werde, kann ich das nicht mehr als urteilsfreie Beobachtung bezeichnen. Es hätten wohl mindestens ein Dutzend andere Akteure Erwähnung finden können, um die Problematik der Gewinnorientierten Forschung und der latenten Korruption der Überwachungsbehörden aufzuzeigen. Aber nein, es war immer die Gates-Stiftung als Beispiel dabei...

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Schön dass Sie auch bei mir etwas zu bekritteln finden, so pflegen Sie ihre Aufmerksamkeit. Die Etikette der VT ist allerdings eine billige, ein hohler Kampfschrei. Dass die Gates Foundation so handelt und so vernetzt ist, wie sie es ist, ist nicht meine Schuld und hat mit der Anzahl den Nennungen nichts zu tun. Das ist ja objektiv dokumentiert. Damit Leute zusammen in einer bestimmten Richtung handeln, müssen sie sich doch gar nicht verschwören, sondern nur einer gemeinsamen Überzeugung folgen – und das passiert eben sogar in Philosophie und Wissenschaft. Was ich schrieb ist, dass jedes Handeln aus einem blossen Glauben unsinnig ist, aber grundsätzlich vermeidbar. Dass es für Sie kein absolut sicheres Wissen gibt, scheinen Sie für ein absolut sicheres Wissen zu halten – wobei Ihr Begriff von Wissen doch sehr eng zu sein scheint, nur die Rede von Dingen umfassend. Vielleicht gibt es für Sie die Grundgesetze der Logik nicht? Sind diese vielleicht auch relativ? Da könnten Sie noch um einiges gründlicher ans Durchdenken herangehen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei.

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Der eine Autor ist der französische Soziologe und Philosoph Bruno Latour, der eine hoffnungsvolle Analyse liefert, wie die Covid-Pandemie die Welt zum Guten ändern könnte: «Die erste Lektion des Corona­virus ist auch schon die wichtigste: Der Beweis wurde erbracht, dass es möglich ist, innerhalb weniger Wochen gleichzeitig überall auf der Welt ein Wirtschafts­system zum Stillstand zu bringen, von dem man uns bisher immer weis­machte, es sei nicht zu verlangsamen oder in eine andere Richtung zu lenken.»

Was man auch sieht, ist der Effekt den ein solcher plötzlicher Eingriff auf Wirtschaftssystem, Versorgung mit essentiellen Gütern wie Medikamenten und Schutzmasken, Arbeitslosenzahlen und Staatsfinanzen hat. Was ebenfalls völlig unklar ist, ist die Struktur eines allfälligen neuen Wirtschaftssystem welches nach der Corona-Krise entstehen soll. Der Weg dorthin wird noch zu finden sein, mit weiteren Schocks bis zur Erreichung einer neuen Stabilität ist zu rechnen.

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Plague Recovery Councillor
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Diskurse rund um die Pandemie kommen mittlerweile ohne Religion aus und das ist ja auch ok so. Doch obwohl sie kaum mehr in religiösen Kategorien formuliert sind, wie im frühen achtzehnten Jahrhundert noch üblich, als Religion quasi alle Diskurse informierte, sondern wir ihnen mehr oder weniger gebannt lauschen in ihren wundervoll differenziert umwelt-, sozial- und wirtschaftspolitischen Dimensionen, allzu grundlegend anders sind sie veielleicht gar nicht.

Aus Daniel Defoe, A Journal of the Plague Year:
... these poor recovering Creatures, give them their Due, appear'd very sensible of their unexpected Deliverance; and I should wrong them very much, if I should not acknowledge, that I believe many of them were really thankful; but I must own, that for the Generality of the People it might too justly be said of them, as was said of the Children of Israel after their being delivered from the Host of Pharao, when they passed the Red-Sea, and look'd back, and saw the Egyptians overwhelmed in the water, viz. That they sang his Praise, but they soon forgot his Works. I can go no farther here, I should be counted censorious, and perhaps unjust, if I should enter into the unpleasant Work of reflecting, whatever Cause there was for it, upon the Unthankfulness and Return of all manner of Wickedness among us, which I was so much an Eye-Witness of my self; ...

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veielleicht gar nicht.

Ich hab das siebte Ei gefunden! Es ist unter dem Gartenhag durch gerollt ^^

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Plague Recovery Councillor
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Sie sind die beste und gründlichste Leserin wEIt und brEIt! Mein Satz war so krumm und kompliziert, dass er nur noch zum Eierverstecken taugte.
Frohe Ostern und Schokoladehasengenuss!

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Liebe A. C., mein Kollege Daniel Graf hat ja in seinem Essay auch darauf hingewiesen wie viel Defoe in seinem Pest-Bericht schon vorwegnimmt, und ich finde Ihr Zitat exzellent gewählt! "The Unthankfulness and Return of all manner of Wickedness among us...." Was soll man da noch hinzufügen! In diesem Sinn: vielen Dank!

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Schöne Kolumne, doch wir brauchen in der Schweiz endlich Resultate bei simplen, essenziellen Anliegen:

  • Wieso ist der Stand der Belegung in allen Intensivstationen der Schweiz immer noch nicht live an zentraler Stelle einsehbar? Während der Fussball EM 2008 hatte die Schweiz bereits ein solches Reporting. Wieso läuft dies Anfang April (!) nicht, während Spitäler finanziell in den Abgrund schlittern aufgrund der nicht optimalen Ressourcen Planung?

  • Wieso schafft es die Schweiz bis heute nicht genügend Masken zu kaufen oder zu produzieren?

  • Wieso hat jetzt Singapur trotz genügend Masken, trotz perfektem Tracing + App (volle Transparenz), jetzt auch einen Lockdown? Dies heisst für uns: auch wenn die Schweiz genügend Masken hat (Mai?) und fancy App: Das wird nicht genügen. Plant der Bundesrat für diese Situation?

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Lieber Anonymous, alle diese Fragen sind berechtigt, vielen Dank! Wir werden weiterhin versuchen, Antworten zu liefern. Ich würde noch eine hinzufügen: Wie sieht es aus mit den Testkapazitäten? Wie steht es um die Bemühungen, sie weiter hochzufahren? Weshalb werden sie nicht vollständig ausgenutzt? Es gibt viele Fragen dieser Art, die öffentlich diskutiert werden müssen. Herzlich, DB

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In der Tat. Die Blockierung der Spitaeler fuer moegliche Faelle ist befremdlich. Kurzfristige Planung muesste ambulante Operationen zulassen. Denn Covid Faelle kommen nicht aus dem Nichts. Die kommen mit einer wie auch immer kurzen Vorlaufzeit. In der Zwischenzeit sollte der unbenutzte Teil ausgelastet weren koennen.

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Wieso ist der Stand der Belegung in allen Intensivstationen der Schweiz immer noch nicht live an zentraler Stelle einsehbar?

Vielleicht, weil eine gesamtschweizerisch zentrale Verwaltung der Intensivbetten für die Patientenversorgung vollkommen irrelevant ist? Wie das in der Praxis tatsächlich und sinnvollerweise abläuft, zeigt bspw. dieses Beispiel aus der Westschweiz.
Zentrale Einsehbarkeit in Echtzeit wäre sicher für die Medienberichterstattung super bequem. Auf der anderen Seite hiess Recherchieren vor social media immer auch: den Telefonhörer in die Hand nehmen. Der Anspruch, die gewünschten Daten möglichst in Echtzeit frei Haus auf den Bildschirm geliefert zu bekommen, scheint mit, pardon, doch etwas verwöhnt.

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Doch, dies ist absolut zentral! Seit dem 13. März 2020 gilt eine Meldepflicht betreffend Intensivpflegeplätzen (Quelle: https://www.vbs.admin.ch/de/home.de…00313.html) , die Kantone tun sich offensichtlich schwer damit, die Daten über unsere kostbarste Resource (neben dem Personal) und deren Auslastung zu teilen. Siehe hier Punkt 4 für die Ausreden: https://www.watson.ch/schweiz/coron…en-wollten

Selbstverständlich sind diese Daten nicht für alle, aber für den Bund, die Kantone und die Spitäler (von denen jetzt viele Kurzarbeit (!) eingeführt haben) wäre dies wichtig. Diverse Intensivstationen in der Schweiz waren jetzt wochenlang leer (z.B. im Kanton Zürich) - das ist extrem teuer, das können wir uns gar nicht leisten! Mit besserer DatengrundlaG. K.nnte dies viel feiner abgestimmt werden, während man genügend Kapazitäten frei hält für möglichen Ansturm. Ohne gute Daten über die Auslastung dieser teuren Resource ist es ein unsinniges Umherirren von 26 Kantonen. Daher sollte auch die demokratisch kaum kontrollierte Konferenz der Gesundheitsdirektoren (GDK) kritisch durchleuchtet werden.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Hätten Sie doch zum Schluss des Artikels nochmals ein wenig Latour zitiert - das hätte so gut getan!
Danke für Ihre Analysen.

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Wir koennen endlos ueber relevante oder unrelevante Daten und Informationen zu der Sars-Conv-2 Epedemie diskutieren. Letztendlich haben wir aber nur 2 Moeglichkeiten.

  1. Wir machen so weiter wie im Moment und plagen uns auf unbestimmte Zeit mit den Auswuechsen der jetzigen Einschraenkungen auf unser taegliches Leben. Inklusive der massiven Kollateralkonsequenzen. Diese sind nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch langzeitlich psychischer und physischer Natur. Vermutlich werden sie langfristig mehr Tod und Verderben ueber die Gesellschaft bringen, als das Virus auch im schlimmsten Fall koennte.
    Oder 2. Wir lassen das Virus laufen und versuchen die am gefaehrdesten Menschen nach besten Moeglichkeiten zu schuetzen.
    Sich von den Politikern und Medizinern bis zum Eintreffen eines Impfstoffes hinhalten zu lassen, ist in jeglicher Hinsicht verantwortungslos. Es gibt Viren und Kranheiten gegen die wir schon seit Dekaden gerne ein Mittel haetten und die Forschung hat bis heute nichts brauchbares gefunden.
    Also, die Frage ist; wollen wir einen Schrecken ohne (oder mit sehr unbestimmten) Ende oder wollen wir ein Ende mit Schrecken.

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Wann, wenn nicht jetzt, soll sich das Leben ändern?

Richtig! Und darum sollte man sich auch langsam auf die Suche der Ursachen und sogar der Schuldigen machen. Sonst verpassen wir die Chance etwas zu ändern. Und in 5 Jahren haben wir dasselbe nochmals.

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Wie wärs mit Vorbereitung auf Cyberattacks? Geht nämlich deutlich schneller in alle Haushalte als covid19. Alle modernen Autos blockiert, moderne Lifte blockiert, und ganz wichtiG. K.in gemütliches Internet zu Hause während der Krise! Hier nützen auch nette Social Media Kampagnen des Bundes nicht mehr viel - kaum jemand sieht es. Sind wir bereit dafür? Helfen uns hier die Kampfjets und die Luftschutzkeller? Es gibt viel Arbeit...

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.... und was tun die linken und grünen Parteien, um die Agenda für die Zeit der "Normalisierung" in Bern zu bestimmen?
Latours Fragebogen scheint ein tauglicher Ansatz. Das Konzept einer Globalen Care Gesellschaft, welche der Care-Arbeit den hohen (auch lohnmässigen) Stellenwert gibt, den sie verdient, ist angedacht... Oder kommt es wieder wie nach 2008/9, dass die Linke den Einsatz verschläft und Überproduktion an sich unnötiger oder umweltschädlicher Güter (Stichwort Autos, SWISS) unterstützt, statt radikale Arbeitszeitverkürzungen durchzusetzen???

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