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Dr. iur. Soziologie und prakt. Advokat
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· editiert

Das Problem der Corona-Krise ist exakt auf den Punkt gebracht: die neoliberale Wirtschaftspolitik der letzten 30 Jahre, der alternativlose Tütensuppentotalitarismus, wie es Marc-Uwe Klings Alterego, alias das Känguru, so treffend illustriert hat. Der Neoliberalismus ist aber nicht nur eine Wirtschaftspolitik, sondern eine radikale Gesellschaftspolitik, ein ideologisches Programm. Bei genauerer Betrachtung ist er eine Art geduldiger Faschismus, denn die Ziele sind dieselben. Sie sollen einfach nicht derart schnell umgesetzt werden, wie das unter Hitler der Fall war, sondern die Gesellschaft nachhaltig über Jahrzehnte umgebaut werden, die nachwachsende Generation in der Alternativlosigkeit sozialisiert werden. Das ist nicht übertrieben. Denn von den Flüchtlingslagern an den Aussengrenzen Europas und der USA ist es nicht mehr weit zu den in Auschwitz oder Dachau geherrschten Zuständen. Und gemordet wird nicht mehr mit Gas, sondern mit dem Salzwasser des Mittelmeers. Neoliberalismus bedeutet genauso Krieg und Kriegsverbrechen wie unter Hitler: Nach dem Startschuss zum Neoliberalismus, dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa und der Sowjetunion, stürzten die (obsiegten) neoliberalen Kräfte unter einem propagandistisch fabrizierten Vorwand (Brutkastenlüge) den mittleren Osten in einen bis heute andauernden, durch die Massenvernichtungswaffenlüge am Leben erhaltenen 30-jährigen Krieg. Es folgte der Krieg in Afghanistan, obwohl das Land nichts mit 911 zu tun hatte (die Terroristen waren allesamt Saudis). Weitere Kriege sind seit längerem latent in Planung: Iran, China und Russland, jene Länder, welche die Gefahr einer Alternative zur Alternativlosigkeit des neoliberalen Westens darstellen. Das ist auch der Grund, warum beispielsweise Julian Assange und Chelsea Manning politische Gefangene sind: Sie haben die faschistische Natur des Neoliberalismus gnadenlos aufgedeckt. Das ist ihr Verbrechen. Deshalb soll an ihnen ein ebenso gnadenlos abschreckendes Exempel statuiert werden.

Wie der neoliberale gesellschaftliche Umbau funktioniert und wie weit er bereits fortgeschritten ist, zeigt sich deutlich am Beispiel der Klimaaktivisten, welche letztes Jahr die CS und UBS besetzten. Überall wurde das Volk von der Politik mit der Ausrufung des Klimanotstands beschwichtigt, während das business as usual unverändert weiterlief. Wenn dann junge Menschen, die vom Klimawandel wie jetzt die Alten und Schwachen von Covid-19 existenziell betroffen sind, zu handeln beginnen und nur während weniger Stunden eine Bank besetzen, die in jährlich steigendem Masse Milliarden in die Förderung fossiler Energien investieren, werden sie inhaftiert, erkennungsdienstlich (inkl. DNA-Auswertung) registriert - sie stellen offenbar eine Bedrohung für die Gesellschaft dar - und ihnen der Prozess gemacht. Wenn der Bundesrat genau jene radikalen Massnahmen trifft, die er im Kampf gegen den Klimawandel schon längst hätte ergreifen müssen, um die im Vergleich zum Klimawandel geradezu niedliche Bedrohung durch Corona in den Griff zu bekommen, wird dies mit denselben Polizeikräften durchgesetzt, welche die Demonstranten vor der UBS und CS abgeführt haben. Warum verhalten sich die staatlichen Organe einmal so und einmal gerade umgekehrt? Weil sie im Dienste der neoliberalen Doktrin stehen. Sie werden über die Steuern jener neoliberalen Kräfte finanziert (scil. erpresst), die gleichviel wie oder sogar mehr besitzen als 99% des Rests der Menschheit. Bei den staatlichen Organen ist ein garantiertes Grundeinkommen - sogar ein recht gutes - nämlich schon längst Realität. Sie können aufgrund des Staatsmonopols auch recht entspannt ohne Konkurrenzkampf arbeiten. Es zeigt sich also, dass das neoliberale Gesellschaftsmodell ein bereits fortgeschritten realisiertes mittelalterliches 3-Stände-Modell ist, wobei die staatlichen Organe trotz der Säkularisierung eine nach wie vor klerikale Funktion ausüben: Statt der Bibel und den katechistischen Schriften sind nun Verfassung und Gesetze die heilige Schrift, über deren Interpretation und Geltung die staatlichen Organe, namentlich Verwaltung und Justiz, nach Massgabe des Prinzips "wes Brot ich ess, des Lied ich sing" entscheiden, was in einer neoliberalen Gesellschaft eben die Vorgaben des einen Prozent der Superreichen und Supermächtigen sind.

Wir müssen aus dem Neoliberalismus aussteigen, solange wir das noch ohne gewaltsame Auseinandersetzungen können.

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Welchen konkreten Beitrag soll man als Normalbürger, Ihrer Meinung nach, leisten, um den regierenden Neoliberalismus abzuschwächen?

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Dr. iur. Soziologie und prakt. Advokat
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Streiken, demonstrieren, konsequent anti-neoliberal wählen. So wie das vor Corona auf der ganzen Welt vor Corona der Fall war. Stichwort Gilets Jaunes, Klimajugend, etc. Covid hat das Protestjahr 2019 beendet (vgl. https://www.republik.ch/2019/12/30/…r-proteste). So kann man den Begriff Covid-2019 auch ansehen. Wenn es nach der Corona-Krise gleich neoliberal weitergeht wie vor der Krise, muss das Volk das auch tun, sogar noch mehr und erst recht, wenn uns wegen Corona das Versammeln auf der Strasse verboten wird.

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Welcher "regierende Neoliberalismus"? Sehe keinen.

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Ich meine, die aktuelle Lage könnte nicht schonungsloser aufzeigen, dass die letzten Jahrzehnte der Stabilität unseres Gesundheitswesens massiv geschadet haben. Wer jetzt nicht erkennt, dass die jahrelange Steigerung der Krankenkassenprämien weder in den Ausbau der Infrastruktur noch in die Attraktivität der Berufe im Gesundheitswesen geflossen sind, ist auf mindestens einem Auge blind. Die neoliberale Entwicklung zu Fallpauschalen, DRG, Bettenabbau, Spitalschliessungen, Zeitdruck bei der Behandlung, etc. hat die freigespielten Beträge offenbar gleich wieder selber mehr als aufgefressen oder an die Pharmafirmen und ihre Aktionäre verteilt. Wie sonst wäre es zu erklären, dass es immer noch die Vermögensberater, Spital- und Gesundheitsmanager und Pharmaaktionäre und nicht die IPS-Pflegerinnen und Nachtschwestern sind, die abends mit dem Porsche von Zürich nach Wollerau in die Villa mit Swimmingpool brausen? Es zeigt sich gerade schonungslos, wer in unserer Gesellschaft wirklich "systemrelevante" Arbeit verrichtet und trotzdem auf keinen grünen Zweig gekommen ist. Ich hoffe das wird eine der grossen Erkenntnisse aus dieser schwierigen Zeit sein und gehe davon aus, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sich nicht länger über den Tisch ziehen lassen. Die Verhandlungsposition könnte nicht besser sein.

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Werner Fuchs
Unternehmer
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Das Problem ist nicht nur die Wirtschaft. Es ist die Masse der Spass- und Wegwerfgesellschaft, die über das vertretbare Mass konsumiert. Das Leben besteht nicht aus SUV, Billigflug, Filet und Plastikmüll. Wir sind nicht mehr bereit, uns zu mässigen und fahren mit Vollgas in die nächste grössere Krise, die Klimakrise.

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Herr Fuchs, wer fördert denn mit allen erdenklichen Mitteln "die Masse der Spass- und Wegwerfgesellschaft, die über das vertretbare Mass konsumiert."? Ein "vertretbares Mass" wird von der neoliberalen Wirtschaft mit allen Mitteln verhindert, denn das "vertretbare Mass", in Übereinstimmung mit der Natur, wäre das Ende der ausschliesslich auf Gewinnmaximierung und Wachstum ausgerichteten Wirtschaft. Es wäre der Anfang der Vernunft.

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Werner Fuchs
Unternehmer
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Interessant wäre die Meinung der negativen Wertungen. Gehe davon aus, dass dies typischen Spass- und Hoppkonsumenten sind. Fahren fossiles Monster, fliegen oft in die Ferien und geben keinen Rappen für fossilfreie Energie aus. Reparieren nichts. Kaufen alle 2 Jahre das neuste Handy und bestellen fleissig bei Zalando Kleider und Schuhe, die sie wenig oder nie tragen. Fleisch kommt täglich auf den Tisch und Resten landen im Müll. Selbstverständlich wird immer auf den günstigsten Preis geachtet und Zeit zu Denken hat man nie. Provokativ?

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Es ist immer einfach, dem Neoliberalismus die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Entscheidung, im Gesundheitswesen zu sparen, hat aber nicht "der Markt" gefällt, sondern die Politik. Der Markt ist eine an sich neutrale Maschinerie, die sehr gut darin ist, die Güter hervorzubringen, für die die Leute zu zahlen bereit sind. Wenn wir für etwas, das wir plötzlich gerne wollen (viele Krankenhausbetten), nicht bereit sind, die entsprechenden Kosten zu tragen und dies dem Markt rechtzeitig zu signalisieren, dann bringt der Markt dies auch nicht hervor.

Nachtwey kritisiert zum Beispiel: "Die Pharma­industrie hat auch aufgehört, zum Coronavirusstamm zu forschen. Es hat einfach zu wenig Gewinn gebracht." Das sieht aus den ersten Blick aus wie ein Marktversagen. Das stimmt aber nicht: Wenn der Markt nämlich gewusst hätte, dass der Coronavirus kommt, dann hätte er sehr viel Geld in die Erforschung von Gegenmitteln investiert. Solange man von der Prämisse ausgeht, dass kein Entscheidungsträger die Krise konkret genug vorhergesehen hatte, ist es völlig egal, ob die Pharmaindustrie marktwirtschaftlich oder planwirtschaftlich organisiert ist. In beiden Fällen würde nicht besonders intensiv am Coronavirus geforscht.

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Ich glaube nicht, dass man Politik und Wirtschaft so fein säuberlich trennen kann, wie Sie es da tun. Wenn ich an die Tausenden von sog. Lobbyisten denke, welche leider auch im Bundeshaus tagtäglich ein und ausgehen, dann finde ich die von Ihnen geschilderte Haltung reichlich naiv. Schauen Sie: Es ist Aufgabe des Staates vorausschauend zu zu handeln "gouverner c'est prévoier". Es kann nicht seine Aufgabe sein, abzuwarten, bis dass, Zitat: "...Wenn der Markt nämlich gewusst hätte, dass... ". Der Markt ist nämlich ein gaaanz schlechter Prophet... Die Kurzsichtigkeit bis maximal zum nächsten Quartalsabschluss steht dem ja auch ziemlich entgegen....

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Genau das sage ich ja: die Gesellschaft ist verantwortlich für die Zielvorgabe. Der Markt für die Umsetzung. Das bedeutet aber auch, dass es nicht der Fehler des Marktes ist, wenn wir ihm die falschen Ziele vorgegeben haben. Ich bin auch einverstanden, dass es problematisch ist, wenn sich Firmen in die Zielvorgabe (dh die Politik) einmischen, soweit es über das Einbringen von Expertenwissen hinausgeht. Da mache ich mir keine Illusionen. Hiergegen hilft eine starke Demokratie, ein ausgeprägter Föderalismus und verantwortungsbewusste Medien.

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@ L. M.: Ihr Beitrag ist natürlich völlig korrekt, doch leider scheinen viele Leser ökonomische Analphabeten zu sein. Lassen Sie sich von den Down-Votes nicht abschrecken, diese sind hier ja beinahe ein Qualitätsausweis.

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Student
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Danke für diesen Beitrag. Endlich macht mal jemand klar, dass wir uns nicht im Krieg befinden und dass die Kriegsrhetorik an dieser Stelle fehl am Platz ist. Es soll auch darauf hingewiesen sein, dass unsere "Schweizer Krieger" nicht wirklich zum Einsatz gekommen sind. Vielmehr sind es die Zivilschützer - diejenigen ohne Waffen - , die ihr Bestes geben, um das stark herausgeforderte Gesundheits- und Logistikpersonal tatkräftig zu unterstützen.

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Artifex Digitalis
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Für mich leider nicht sehr überraschende und erhellende Einsichten, sondern eine uralte Geschichte, die sich leider immer wieder wiederholt: „Der Tanz um das goldene Kalb ...“. Die Frage, die mich umtreibt: Wieso sind wir so unlernfähig und erkenntnisresistent? Oder auch „dene wo‘s guet geit, gieng‘s besser gieng‘s dene ...“ etceterapp :-)

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Danke für den fundierten Beitrag- wie wohltuend, dass jemand den Weitblick hat und versucht, Zusammenhänge herzustellen, ohne „Schwarzpeter“ zu verteilen. Wäre eigentlich eine Pflichtlektüre für alle, auch für PolikerInnen.
Danke!

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Märchentante*onkel
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Endlich haben wir den Übeltäter ausgemacht.

Wie schön und wohltuend für die Gemütslage ist es doch, wenn wir alte Schlagwörter und Feindbilder pflegen können und uns darüber freuen dürfen, dass wir es ja eigentlich schon immer besser gewusst haben.
Das Interview enthält einige Fehler und unsägliche Verallgemeinerungen, deren Ursache darin liegen, dass der Interviewte Werbung für eine bestimmte Ideologie machen will ohne gross Rücksicht auf Fakten zu nehmen.
Ein Beispiel: Die Staatsquote hat in den westlichen Ländern tendenziell eher zugenommen in den letzten fünfzehn Jahren. https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsquote
Ein anderes: Die Bankenrettung hat den Schweizer Steuerzahlenden unter dem Strich fünf Milliarden CHF eingebracht, weil die UBS die ihr gewährten Darlehen zurückgezahlt hat, als es ihr wieder besser ging. Die Behauptung, dass Gewinne privatisiert, Verluste verallgemeinert wurden, stimmt hier nicht, auch wenn es der politischen Gesinnung des Interviewten passen würde.
Die Kosten im Gesundheitswesen steigen vor allem deshalb, weil die Lebenserwartung der Menschen zugenommen hat und Menschen im hohen Alter höhere Gesundheitskosten verusachen. Zu verdanken haben wir das nicht zuletzt auch der Pharmaindustrie. Pauschale Feindbilder wie "Neoliberalismus" oder "gewinnorientierte Pharmaindustrie" erklären hier gar nichts.

Das vorherrschende Wirtschaftssystem hat Milliarden von Menschen aus der Armut befreit.

Ich glaube nicht, dass wir die Gesellschaft verändern können, wenn wir sinnentleerte Schlagwörter und unfundierte Pauschalisierungen von uns geben. Im Gegenteil: Wir werden ganz einfach nicht ernst genommen.

PS an Dani Ryser und Oli Würgler: "The odds of a Covid-19 case becoming more severe -- and at the most extreme, leading to death -- were 14 times higher among people who had a history of smoking compared to those who did not smoke, Glantz said, citing a study from China published in the peer-reviewed Chinese Medical Journal in February. The study also found those with a history of smoking had a 14% higher risk of developing pneumonia." (Quelle https://edition.cnn.com/2020/03/20/…index.html)

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Die Rettung der UBS als gutes Geschäft darzustellen finde sehr gewagt. Das Risiko, das wir als Staat eingehen mussten, war enorm. Wir haben mehr als 10% unseres jährlichen BIP in die Waagschale geworfen, um den Konkurs eines fahrlässig geführten Konzerns abzuwenden. Nur mit viel Glück, und weil die meisten Staaten rund um den Globus mitgemacht haben, ist diese Krise für uns verhältnismässig glimpflich abgelaufen. Trotzdem hat die UBS im Anschluss massiv Stellen in der Schweiz abgebaut und ihre Steueroptimierungsstrategie sogar noch ausgeweitet. Ob wir unter dem Strich wirklich einen Gewinn eingefahren haben, wage ich zu bezweifeln, zumal der Reputationsschaden durch die unzähligen, nachgewiesenen Verbrechen der Bank enorm war. Der Bundesrat musste wiederholt vor dem Ausland buckeln, um das Schlimmste zu verhindern.
Dass das Gesundheitswesen teurer wird, wenn die Leute älter werden, ist unbestritten. Unglücklich ist nur die Lastverteilung. Während die ältere Generation, welche einen Grossteil, der Vermögen besitzt, von dieser Verteuerung profitiert, muss die jüngere Generation nicht nur deren Renten finanzieren, sie müssen auch einen Grossteil der Kosten stemmen, welche ihr Erbe weit in die Zukunft verschiebt. Familien mit Kindern sind ganz besonders hart betroffen, obwohl sie doch die Zukunft unserer Gesellschaft aufbauen. Die unsoziale Kopfprämie bringt viele hart in Bedrängnis, während die Vermögenden sehr viel Geld einsparen und darum jährlich ihre Vermögen um deutlich mehr als den wirtschaftlichen Produktivitätszuwachs vermehren können.
Diese Zusammenhänge sind dank Thomas Pikettys umfangreichen Daten eindeutig belegt. Und das hat sehr wohl mit dem Neoliberalismus zu tun. Die Wirtschaft hat es bisher versäumt sich auf ein Szenario der schrumpfenden Wirtschaftsleistung einzustellen, weil ihre einflussreichsten Vertreter die Ungleichverteilung mit übermässigem Wachstum zu übertünchen versuchen. Aber bei jeder Krise muss der Steuerzahler geradestehen, während die Gewinne der guten Jahre von den reichsten 10% eingestrichen werden und in so sinnvolle Sachen wie vergoldete Toiletten, Edelkarossen, Schmuck und Villen rund um den Globus investiert werden, statt in den Aufbau von Infrastrukturen welche uns in Krisenzeiten nützen würden

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Märchentante*onkel
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Picketty finde ich auch sehr überzeugend, soweit ich ihn verstanden habe und was seine Rezepte zur Linderung der Ungleichheit betreffen.

Finanziell war die UBS-Rettung ein Geschäft. Ich habe mich nicht zu Strategiefehlern der Bank geäussert. Die Reputation der Schweiz als Steueroase haben die Banken durch ihr Verhalten über Jahrzehnte gestaltet, lange vor der Finanzkrise. Dieser Schatten ist in der Tat enorm.

Die Diskussion über die Umverteilung zwischen den Generationen ist sehr vielschichtig. Die meisten von uns werden auch einmal alt sein. Umverteilungsfehler, wie sie in der Pensionskasse vorkommen, gehören korrigiert.

Die Gesundheitskosten werden nur zu zwei Fünfteln von den Prämien bezahlt. Drei Fünftel werden über Privatversicherungen und vom Staat via Steuern bezahlt, welche einkommens- und vermögensabhängig erhoben werden. Darüberhinaus erhalten ca. ein Drittel der Prämienzahlenden Prämienverbilligungen, welche wiederum durch einkommens- und vermögensabhängige Steuern finanziert werden.

Ausserhalb bestimmter verträumter und an sich durchaus liebenswerter Echokammern besteht die Einsicht, dass Firmen durch Gewinnstreben effizienter, innovativer, produktiver werden. Es ist nicht ganz einfach, den richtigen Mittelweg zu finden zwischen der Nutzbarmachung dieses Motivationsfaktors und der Kontrolle dessen durchaus auch schädlicher Auswirkungen. Polemik, Schlagwörter und Neiddiskurse sind meiner Ansicht nach in diesem Kontext wie gesagt kontraproduktiv.

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Wo 'Redlichkeit' wichtig ist (am besten nicht nur die intellektuelle), wo wir im Brustton der (selbst)gerechten Überzeugung keine 'sinnentleerte Schlagwörter, unfundierte Pauschalisierungen' und 'unsägliche Verallgemeinerungen' von uns geben wollen, wo wir uns nicht darüber freuen wollen, dass wir es ja eigentlich 'schon immer besser gewusst haben', sind ein paar Ergänzungen vielleicht sinnvoll, weil das, was wir von uns geben, ja 'stimmen' sollte und wir nicht nur 'Werbung für eine bestimmte Ideologie machen wollen ohne gross Rücksicht auf die Fakten zu nehmen':

Ein Beispiel: Die Staatsquote hat in den westlichen Ländern tendenziell eher zugenommen in den letzten fünfzehn Jahren. https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsquote

Der verlinkte Wikipedia-Artikel vergleicht in einer Tabelle 19 Länder in Bezug auf die Staatsquote. Lässt man China, Japan und die USA weg, weil man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen soll, ist die Staatsquote im Jahr 2017 in acht europäischen Ländern höher als 2005, in 7 Ländern tiefer (u.a. in Deutschland und der Schweiz) und in einem Land gleich. Halb-halb ist nicht das gleiche wie 'tendenziell zugenommen'.

Die Kosten im Gesundheitswesen steigen vor allem deshalb, weil die Lebenserwartung der Menschen zugenommen hat und Menschen im hohen Alter höhere Gesundheitskosten verusachen.

Dazu hat der Kollege in einem lesenswerten und fundierten Beitrag mindestens drei weitere Einflussgrössen aufgelistet: das Paradox der Gesundheitskosten: medizinischer Fortschritt, Versicherungsprinzip und Löhne.

Die Gesundheitskosten werden nur zu zwei Fünfteln von den Prämien bezahlt. Drei Fünftel werden über die Steuern bezahlt, welche einkommens- und vermögensabhängig erhoben werden. Darüberhinaus erhalten ca. ein Drittel der Prämienzahlenden Prämienverbilligungen, welche wiederum durch einkommens- und vermögensabhängige Steuern finanziert werden.

Auch das ist nicht richtig, s. die Grafik des Bundes, Finanzierung der Gesundheitsausgaben 2017.
Die entsprechende Tabelle listet es auch zahlenmässig auf:
Staat (Bund, Kantone, Gemeinden): 18%
OKP (Krankenkassen): 35.7%
Privatversicherungen und andere private Finanzierungen: 7.8%
Selbstzahlungen (Kostenbeteiligungen und out of pocket): 28.8%
Der Staat bezahlt inkl. Prämienverbilligungen und bedarfsabhängigen Soziallleistungen knapp ein Fünftel der Gesundheitskosten aus Steuergeldern, während knapp drei Viertel von Krankenkassen und Privatversicherungen über Prämien und von privaten Haushalten aufgebracht werden.

Ich muss immer ein bisschen schmunzeln, wenn der eine Ideologe dem andern Ideologie vorwirft.....

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Märchentante*onkel
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Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Mühe nehmen, Fakten genau anzuschauen. Ich lasse mich auch gerne belehren, wenn ich etwas falsch geschrieben habe.
Es ist aber lächerlich, wenn Sie die USA und Japan (als grösste westliche Volkswirtschaften) einfach willkürlich aus der Liste streichen und danach behaupten, meine Aussage sei falsch.
Hinsichtlich Staatsquote müssen wir die USA schon dazunehmen, insbesondere im Hinblick auf das Interview, weil der Interviewte selbst ja von den USA redet, wenn er darüber klagt, dass der Neoliberalismus die Staatsausgaben schrumpfen lässt.
Meine Aussage mit der tendenziellen Zunahme ist auch im konkreten Kontext richtig.

Es ist mir bewusst, dass die Zunahme der Staatsquote an sich nicht allzuviel aussagt. Es stellt sich ja die Frage, wozu Staaten ihre Mittel einsetzen. Das ist eigentlich die viel wichtigere Frage.

Wenn ich schreibe, dass die Gesundheitskosten vor allem wegen der längeren Lebenserwartung und den Pflegekosten im hohen Alter steigen, behaupte ich ja gar nicht, dass es auch noch andere Einflussgrössen gibt. Auch hier ist ihre Replik unsachlich.

Hinsichtlich Gesundheitskosten bezog ich mich auf folgende Quelle:
https://curafutura.ch/fileadmin/use…160913.pdf
Hier ist es so, dass die OKP zwei Fünftel abdecken. Die anderen drei Fünftel stammen aus anderen Quellen, und, wie Sie richtig schreiben, nicht nur vom Staat allein, wie ich fälschlich annahm, sondern neben dem Staat auch aus Nicht-OKP und Privatzahlern.
Ich danke Ihnen für diese wichtige Korrektur.
Es ging in der dortigen Diskussion darum, dass beklagt wurde, dass "die unsoziale Kopfprämie viele hart in Bedrängnis bringt". Die Kopfprämie betrifft aber nur zwei Fünftel der Gesamtgesundheitskosten. Die Privatversicherungen sind freiwillige Versicherungen. Im Kanton Zürich erhalten 30% der Bevölkerung Prämienzuschüsse. Aber es ist mir schon bewusst, dass die OKP gerade für Familien eine grosse Belastung des Haushaltbudgets darstellt. Wenn ich eine mehrheitsfähige Lösung für das Gesundheitskostenproblem hätte, würde ich sie Herrn Berset gerne anvertrauen.

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lustig, was hier up- und was gedownvotet wird. da waren doch ein zwei bedenkenswerte argumente dabei bei aninas post. man kann denen ja widersprechen. das bedürfnis nach feindbildern scheint im moment global der der grösste gemeinsame nenner zu sein.

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Chefredaktion
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Mein Eindruck: es wird oft weniger der Inhalt als die Tonalität eines Dialogbeitrags bewertet mit den Votes. Je sachlicher Gegenargumente sind, desto versöhnlicher ist die Reaktion.

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Was up- und downgevotet wird, ist tatsächlich interessant. Der Beitrag von A. C. ist hervorragend, faktenbasiert, mit guten Argumenten. Aber leider stimmt er nicht ganz mit dem mainstream-linken republikanischen Echokammer-Konsens überein. Fakten sind zudem mühsam, wenn sie den eigenen Vorurteilen widersprechen (z.B. ansteigende Staatsquote). Viel besser kommen Beiträge an, in denen man sich gegenseitig versichert, wie recht man doch hat. Aber die sind langweilig. Ich achte deshalb immer auf Beiträge mit einigen oder vielen Down-Votes, da hat es wahrscheinlich interessante Gedanken drin. Die mit nur Up-Votes kann man vergessen, da liest man nichts Neues.

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Flavio Frei
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Wie das Wort Neoliberal wieder rumgereicht wird...

Kannst du bitte ausführen, was du mit deinem Kommentar sagen willst? Ich habe die Studie kurz überflogen und keinen direkten Bezug zum Thema gefunden.

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(durch User zurückgezogen)
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Wir hatten doch erst kürzlich eine Ideengeschichte des Neoliberalismus ;-). Ich interpretierte Timos Votum als Antwort auf L. M.s Sätze:

Die Entscheidung, im Gesundheitswesen zu sparen, hat aber nicht "der Markt" gefällt, sondern die Politik. Der Markt ist eine an sich neutrale Maschinerie (...).

Doch Wirtschaft, also Unternehmer*innen, Ökonom*innen u. a. nehmen ja auch Einfluss auf die Politik, welche die Rahmenbedingungen gestalten.

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Eine tolle Analyse von Nachtwey. Er kritisiert zurecht die Haltung der (Neo)Liberalen aus dem Haus NZZ. Die haben nämlich richtig erkannt, dass ein handlungsfähiger Staat in der Krise dazu da ist, dem (Gross)Kapital die Haut zu retten mit ordinären keynesianischen Methoden, die aber eigentlich nicht sein dürfen, obwohl sie notwendig sind (die übrigens auch, ohne dass das Kapital über seine eigene Ideologie gestolpert wäre, während der Bankenkrise zum Einsatz kamen). Was die (Neo)Liberalen auf jeden Fall verhindern wollen: Sie haben die letzten 30 Jahre den Staat schwach- und schlechtgeredet, ihn aus der Politik möglichst entfernt (Der Markt wird es schon richten, der Staat ist ein schlechter Unternehmer etc.) und die Daseinsfürsorge möglichst privatisiert und der Gewinnmaximierung unterworfen. Jetzt beanspruchen sie ebendiesen Staat, um sich selbst retten zu lassen (die möglichen sozialen Unruhen soll er auch noch tunlichst verhindern oder dann halt bekämpfen), sie führen also das vor, was sie seit 30 Jahren negieren, es braucht diesen Staat, denn ohne ihn ist der Kapitalismus gar nicht überlebensfähig. Aber: Das merken jetzt ja auch die Leute, die nicht zur neoliberalen Elite gehören. Es darf nicht sein, dass eine politisch relevante Gruppe in diesem Land die Mehrheit erringt und sich eines Besseren besinnt: Dass die Wirtschaft unter demokratische Kontrolle gebracht werden muss, dass tatsächlich, wie Nachtwey schreibt, ein «demokratischer Sozialismus» angestrebt werden müsste. Das erklärt den Versuch der Neoliberalen, zum Vornherein, bevor die Krise ausgestanden ist, die Diskurs- und Erklärungshoheit zu beanspruchen. Ich denke, das wird ihnen angesichts der Tiefe der jetzigen Krise nicht gelingen.

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Hervorragende Analyse - vielen Dank dafür!

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Spannendes Interview !!
Aber eines verstehe ich nicht: es wird ein Rückbau des Gesundheitswesens beschrieben, auch in der Schweiz. Gleichzeitig steigen aber in der Schweiz die Krankenkassenbeiträge permanent, und zwar seit Jahren deutlich schneller als die Gesamtwirtschaft. Wie passt das zusammen?
Ich würde mich über ein klärendes Wort dazu freuen.

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Wir betreiben halt eine hohe Mengenausweitung, wollen immer mehr an Behandlungsmöglichkeiten. Die Fortschritte bei den Behandlungsmöglichkeiten führen oft auch zu erheblichen Mehrkosten. Von einem Rückbau des Gesundheitswesens zu sprechen, finde ich nicht angebracht. Aber es wäre sicher wichtig, endlich mal beim Personal hinzuschauen und da auch entschlossen anzusetzen. Arbeitsbedingungen und Entlöhnung. Warum steigen dermassen viele Pflegende nach sehr kurzer Zeit im Beruf wieder aus? Eher nicht darum, weil es ihnen im Berufsfeld zu wohl ist. Also geht es auch um Prioritäten in dieser ganzen Problematik.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Zu erwähnen sind noch:

  • Steigende Lebenserwartung (Ernährung, Hygiene, Medizin, Technologie)

  • Demographischer Wandel (Baby Boomer, „Überalterung“, Wachstum)

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@ Mering: Die alte Frage in jedem 'anständigen' Krimi: Qui Bono???

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Die im Interview geäusserte These

Der starke Abbau durch den Neoliberalismus betraf zentrale Infra­strukturen des Alltags­lebens in den westlichen Gesellschaften. Die Krise, die wir jetzt erleben, wurde zwar durch ein Virus ausgelöst. Aber die Härte, mit der sie uns trifft, ist den neoliberalen Fehl­entwicklungen der letzten dreissig Jahre geschuldet.

find ich spannend. Noch spannender hätte ich es gefunden, wenn sich die Interviewer damit nicht im eigenen Weltbild bestätigt gesehen hätten, sondern die Gelegenheit zum kritischen Nachfragen genutzt hätten. Wenn ich die (auch in der Republik publizierten) Hintergründe richtig verstehe, liegt die grosse Herausforderung der Corona-Pandemie in der langen Ansteckungsdauer und dem damit verbundenen exponentiellen Zunahme der Erkrankten. Insofern wäre es interessant gewesen zu lesen, wie sich Oliver Nachtwey eine zentrale (Gesundheits)-Infrastruktur vorstellt, welche mit einem exponentiellen Wachstum an Erkrankten (und an kritischen Fällen) klarkommt. Schliesslich macht es bei der Zahl der notwendigen Spitalbetten ja dann vor allem einen Unterschied, ob man den Lockdown am Tag x oder am Tag x+2 beschliesst. Dies alleine den "neoliberalen Fehl­entwicklungen der letzten dreissig Jahre" in die Schuhe zu schieben und die Haltung der Politik sowohl während diesen dreissig Jahren wie auch beim Verordnen von Lockdowns völlig auszublenden, scheint mir etwas arg kurz gegriffen.

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Flavio Frei
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ich bin mit der Kernaussage, dass man diese Krise unbedingt im Kontext des gegenwärtigen Systems verstehen muss, einverstanden; es mag zynisch klingen, aber der aktuelle Zustand ist eine grosse Möglichkeit, weil die Dinge sichtbar werden, die sonst eher verborgen sind.

Aber im Interview wird trotzdem ein bisschen viel über einen Kamm geschert und mit (Twitter-) Anekdoten aus den letzten paar Tagen angereichert. Inosfern freue ich mich, wenn differenziertere Analysen entstehen.

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Vielen Dank für das interessante Interview. Mich würden weitere Informationen zu dem kurze Ausschnitt bezüglich dem Zusammenhang zwischen der Nähe von Mensch und Tier durch das Agrarbusiness und Pandemien in dieser Art interessieren. Ist die Entstehung einer Pandemie aufgrund der Tierhaltung auch in der Schweiz denkbar? Wenn ja was wäre die Konsequenz von einer solchen Vermutung?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ich hatte in der leider nun abgesetzten Rubrik «Teile deine Geschichten» den älteren Artikel «Von Tier zu Mensch» der Le Monde diplomatique geteilt, der nun auch in der TAZ frei zugänglich ist.

Siehe auch das Interview «Die Wahrscheinlichkeit von Pandemien steigt mit der zunehmenden Vernichtung von Ökosystemen» auf RiffReporter.

Der Prozess nennt sich «Zoonose» und ja, natürlich, ist dies auch in der Schweiz denkbar. Denn es passierte schon früher: Pest, Cholera, E. Colibakterien (Ehec), Tuberkulose, Tollwut, Rinderwahnsinn...

Natürlich wird mit technischen Mitteln wie Hygiene, Sterilisierung, Pasteurisierung, Antibiotika, Impfung usw. versucht, Ausbrüche zu verhindern.

Die Konsequenzen müssten sein: Sehr viel weniger Fleischkonsum sowie Erhaltung und Ausweitung der Lebensräume und Biodiversität.

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Meinst du mit „Teile deine Geschichten“ allenfalls folgende Rubrik: https://www.republik.ch/top-storys
Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Projekt nun weitergeführt wird, da ich den Space über die Standard Navigation der Republik nicht finden kann.

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lic. phil. I, alt Nationalrätin
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Das Interview bringt m.E. die Sachlage auf den Punkt. Danke!

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Verstehe da fast gar nichts. Was soll der Einstieg mit essen und rauchen? ist doch einfach unanständig. Einen Lösungsansatz finde ich auch nirgends. Das es in der schweiz wirklich zu viele Spitäler und Spitalbetten hatte ist auch klar. Es ist ja unmöglich für jeden möglichen Fall genug Resourcen auf Halde zu haben. Nicht nur bei den Spitälern, wir müssten auch die doppelte Kapazität für Strom, Wasser etc bereitstellen. Nur Kritisieren ist einfach oder sollen wir jetzt chinesische Zustände suchen, die scheinen mit den Problemen ja schnell fertig zu werden

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Nein, ich widerspreche, der Einstieg ist gold. Was daran unanständig sein soll, erschliesst sich mir nicht. Ungehobelt vielleicht, pflegelhaft höchstens. Überhaupt: Kennen Sie schon «Homestory» – die Wahljahr-Serie? Daniel Ryser und Oliver Würgler tingeln rauchend und trinkend durch die Landen, und kitzeln aus der politischen Kaste Grossartiges.

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Antonia Bertschinger
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ist wohl eine Frage des Humors, genau wie bei den Cartoons:-). Ich finde den Einstieg mit Essen und Rauchen auch ... naja... - genauso wie die ganze Homestory-Serie. Da wird/wurde derartig auf Coolness gemacht, und zwar Wir-sind-so-mega-cool-ness, dass ich schon gar nicht mehr weiterlesen mag... zum Glück blieb es in diesem Text auf die ersten paar Zeilen beschränkt.
(Während die gesamte Homestory-Serie von dieser Wir-sind-so-mega-cool-ness derart getrieft und gestrotzt hat, dass ich nach den ersten paar Folgen nichts mehr davon gelesen habe. Es wirkte, als ob die Schreibenden sich verzweifelt darum bemühen würden, neben ihren Interviewpartner*innen ebenfalls als lustige und wichtige Individuen wahrgenommen zu werden. Wer so schreibt, schreibt letztlich über sich, nicht über das Thema oder die andere Person.)

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Senior Researcher
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Also, «keine Bank, kein Gross­unternehmen ohne Bedingungen (soll) gerettet wird. Unternehmen, die gerettet werden, sollen keine Leute entlassen dürfen». Und jetzt wurden gerade die KMUs den Banken zum Frass vorgeworfen?
Naja, etwas krass formuliert, aber als Inhaber eines KMU, das ich vor 17 Jahren den Klauen der Banken entreissen konnte, halte ich eher die «Rettungsmassnahmen» als Fehlentwicklung, weniger als die «die letzten 30 (warum 30?) Jahre».
Ich verstehe an diesen Rettungsmassnahmen nicht, warum man die Realwirtschaft zerstört, die ja letztlich das Gesundheitssystem finanziert. Grossunternehmen zahlen nicht gerne Steuern. Grossunternehmen geben lieber Geld aus für KMUs und decken Selbständige mit Aufträgen ein, diese finanzieren dann den Staat und das Gesundheitswesen, und das können sie wegen den «Rettungsmassnahmen» jetzt nicht mehr.
Man hat das Gesundheitssystem nicht zu Grunde gespart, sondern in neoliberaler Weise auf wirtschaftliche Kriterien verpflichtet, und dabei Pandemien und andere nicht sofort sichtbare Risiken (Antbiotikaresistenz!) genauso ausgespart hat wie die Klimakatastrophe in unserer Erdöl- und Gaswirtschaft.
Müssten die Rettungsmassnahmen nicht vielmehr darauf zielen, die Verbreitung des Virus einzudämmen? Also, Abstandsregeln ja, Restaurants schliessen nein, Coiffeur ja, aber mit Handschuhen und Mundschutz, Arbeiten ja, aber nicht in Grossraumbüros, öV benutzen ja, aber mit Mundschutz etc. Sowas wäre zielführend. Die KMUs und Selbständigen muss man dazu nicht kaputt machen. Stattdessen wollen unsere Helden vom BAG den Menschen sogar verbieten, das schöne Wetter für Ausflüge an unsere Seen zu nutzen und sie in ihre Wohnungen einsperren, wo das Virus hockt.
Herr Nachtwey erkennt meines Erachtens nicht, was gerade abgeht und träumt vom Grossen Sozialismus. Der «Republik» ist dieses Interview unwürdig.

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@ F.: Zitat "..Grossunternehmen zahlen nicht gerne Steuern. Grossunternehmen geben lieber Geld aus für KMUs und decken Selbständige mit Aufträgen ein, diese finanzieren dann den Staat und das Gesundheitswesen, und das können sie wegen den «Rettungsmassnahmen» jetzt nicht mehr..."
Ach tun die 'Grossunternehmen' das??? Das ist, bitte entschuldigen Sie, eine reichlich naive Sicht der Dinge. Die Grossunternehmen investieren ihr Geld keineswegs in KMU und Selbständige. Nein, nein, das wandert fast ausschliesslich in den Bonus- und Dividenden-Topf derselbigen... Meine Wenigkeit hat lange genug als KMU mit solchen Grossunternehmen geschäftet. Dort gilt unter Anderem: 'Vogel friss oder stirb - und komm uns ja nicht mit der 'staatlichen' Judikative'... Leider haben sich diejenigen 'Grossunternehmen - übrigens einschliesslich mancher der Schweizerischen - schon lange von der Wahrnehmung von sozialer Verantwortung verabschiedet. Und 'Ja' seit ca. 30 Jahren. Studieren Sie bitte einmal die neure Wirtschaftsgeschichte.. mag helfen, das zu verstehen...

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Senior Researcher
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Ich meine mit den Grossunternehmen, diese können Steuern optimieren und der Staat lebt nicht von deren Brosamen, sondern von den Steuern die er bei Arbeitnehmern und Zulieferern einzieht. Die KMU sind systemrelevant, die Swiss und die UBS nicht.

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Flavio Frei
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Die Pharma­industrie hat auch aufgehört, zum Coronavirusstamm zu forschen. Es hat einfach zu wenig Gewinn gebracht.

Fairer Kritikpunkt, aber was wäre die Alternative? Wie sähe ein System aus, dass z.b. mehr auf die Allgemeinheit (anstatt auf Shareholder Value-Maximierung) ausgerichtet ist?

Auch in so einem System müsste jemand Entscheidungen bzgl. dem Einsatz von Ressourcen fällen. Haben Forscher:innen schon seit Jahren gewarnt, dass man in die Erforschung von Coronaviren investieren muss?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Gemeinwohlökonomie und Stakeholder Value-Maximierung vielleicht?

Zu den Pflichtlagern, die ja auch eine privatisierte Infrastruktur bzw. eine Public-Private-Partnership sind, und deren Probleme hab ich kürzlich. folgendes geschrieben, das auch auf die Pharmaforschung und -produktion ausgeweitet werden kann.

Wenn nun aber die nationalstaatliche Versorgungssicherheit im Kontext des globalisierten Kapitalismus nicht hinreichend durch neoliberale Privatisierung und Public-Private-Partnerships (PPP) gewährleistet werden kann, wie dann? Welche Pläne müssen gemacht werden, wenn alle Pläne sich als wertlos erwiesen haben?

Eine Studie der Universität Zürich von Prof. Dr. med. Christoph Berger et al. (2018) konstatiert:

  • „Folgen der Globalisierung und steigender Preisdruck wirken sich negativ auf die Versorgungssicherheit aus.“

  • „So verlagern Wirkstoff verarbeitende Unternehmen ihre Standorte ins Ausland, mit dem Resultat, dass heute 80% der Impfstoffe in China und Indien herge­stellt werden.“

  • „Weiter sind die Unternehmen nicht ver­pflichtet, für Patienten wichtige Mittel auf dem Markt zu halten, die keinen Gewinn abwerfen.“

  • „In Krisensitua­tionen spitzt sich diese Ausgangslage noch zu und er­höht die Gefahr einer Unterversorgung.“

Welche Lösungen fordern sie?

  • „Damit die Impfempfehlungen umgesetzt und der Bevölkerungsschutz längerfristig garantiert sowie allfäl­lige Notsituationen und Epidemien bekämpft werden können, sind Liefer­- und Versorgungsengpässe wenn immer möglich zu vermeiden.“

  • „Dies könnte über eine Harmonisierung zwischen Swissmedic und der euro­päischen Arzneimittelagentur (EMA) angegangen wer­den.“

  • „Zudem müsste eine mögliche Aus­weitung der staatlichen Verantwortung in Bezug auf Beschaffung, Verwaltung und Verteilung zumindest in Betracht gezogen werden.“

Daniel Koch sagt gegenüber der WOZ (2017):

  • Reservationsverträge: „Die Unternehmen halten in der Produktion Überkapazitäten bereit, damit im Pandemiefall sofort mehr Impfstoff hergestellt werden kann. Gratis tun sie das nicht. Wie viel der Bund dafür bezahlt, kann Koch nicht sagen. Die Verträge seien geheim.“

  • Produktion im Inland: „Daniel Koch sagt, das BAG habe verschiedene Impfstofffirmen gefragt, ob sie in der Schweiz nicht wieder einen Produktionsstandort aufbauen wollten, aber immer abschlägige Antwort erhalten.“

  • Staatliche Impfprogramme: „Die meisten EU-Staaten haben staatliche Impfprogramme. (…) Die Staaten beschaffen deshalb den Impfstoff zentral – machen Ausschreibungen und schliessen mit den Konzernen Verträge ab. Diese Verträge enthalten Konventionalstrafen, falls ein Produzent nicht liefert.“

Das Fazit von Daniel Koch lautet jedoch:

Der freie Markt hilft in diesem Fall nicht jenen, die – wie die Schweiz – vollständig auf diesen angewiesen sind, sondern benachteiligt sie.

Das neoliberale Vorzeigeland Schweiz ist sozusagen Opfer seines eigenen Erfolgs und damit des freien Marktes, das durch Monopolisierungs- bzw. Konzentrationsprozesse geprägt ist.

Der freie Markt ist also mitnichten frei. Ursprünglich ging man davon aus, dass – sobald die Patente für die Impfstoffe ausgelaufen sind – mehr Anbieter auf den Markt drängen werden. Doch das Gegenteil ist passiert. Es ist zu erwarten, dass sich der Konzentrationsprozess in den nächsten Jahren noch akzentuieren wird.

Es bräuchte eine staatliche Intervention, um aus dem Dilemma herauszukommen.

Daniel Koch vom BAG sagt, wenn man einen zentralen Einkauf institutionalisieren möchte, bräuchte es dafür einen politischen Entscheid und die nötigen gesetzlichen Grundlagen.

Im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer. Aber man muss auch schlau genug sein, um das Gelernte umzusetzen.

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Flavio Frei
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Danke für deinen Beitrag, finde den erhellend; allerdings sehe ich nicht genau, wie das Modell auf die Forschung übertragen werden könnte.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Vielen Dank für das Interview, Daniel Ryser und Olivier Würgler!

Nachtweys Forderung einer Stärkung der Infrastruktur durch und für eine solidarische Gesellschaft nach der neoliberalen Prekarisierung erinnert an Judith Butlers „Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung“ (2018).

Darin schreibt sie über die gleichzeitige Verallgemeinerung und ungleiche Verteilung der Prekarität, verstanden als „ein gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zustand, aber keine Identität“ und Vulnerabilität.

Der neoliberale Abbau der Infrastrukturen durch Privatisierungen und Austeritätspolitik erfordert eine widerständige Infrastrukturpolitik, die auch eine Körperpolitik ist:

„Meiner Auffassung nach wird unter Bedingungen der zunehmenden Schwächung von Infrastrukturen die Plattform der Politik selbst zum Zentrum der politischen Mobilisierung. Das bedeutet, dass Forderungen im Namen des Körpers (nach Schutz, Obdach, Ernährung, Mobilität, Meinungsfreiheit) manchmal mit dem und durch den Körper und dessen infrastrukturelle Dimensionen geäußert werden müssen.“

Es geht um eine Ethik und Politik des gewaltlosen Widerstands in einer gefährdeten Welt, in der die Grundlagen solidarischen Handelns allmählich zerfallen oder zerstört werden.

Und zwar auf der Grundlage einer Solidarität der intersektionalen Vernetzung und Versammlung, im Sinne der „leiblichen Forderung nach lebenswerteren wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Bedingungen“.

Denn wir alle sind precarious bodies that matter to each other.

P.S.: In einer Medienmitteilung des Bundes aus dem Jahr 2015 heisst es zur Pandemie und Strommangellage als die zwei gravierendsten Risiken:

Die Häufigkeit für das Auftreten eines derartigen Ereignisses wird auf einmal in 30 bis 100 Jahren geschätzt.

P.P.S.: Ich finde es sehr legitim Interviews menschlich-allzumenschlich zu führen, so dass gerade Expert*innen auch als „Menschen wie du und ich“ rüberkommen – was sie ja sind. Und nicht als eine „fremde Spezies“. Denn letzteres kann zu stereotypen Überzeichnungen und Expert*innen-Skepsis führen, wie jüngst der deutsche Virologe Dr. Drosten kritisierte.

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"Der neoliberale Abbau der Infrastrukturen durch Privatisierungen und Austeritätspolitik...": Kann man das auch auf Deutsch übersetzen? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.

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Wir haben in der Weltgeschichte viele Systeme versucht, über das ganze politische Spektrum müsste man meinen. Wir hatten schreckliche Autokratien, ob sie nun rechts, oder linkskonservative Vorstellungen als Vorwand vorschoben und jetzt haben wir den rechts-liberalismus oder eben neoliberalismus und sie alle haben versagt weil sie genau auf ein Prinzip gesetzt haben.

Eine Kleine Gruppe Menschen hatte ohne Gegengewicht alle Macht und alles Geld und war in ihrer beschräkten Sicht frei zu entscheiden was für alle anderen Gut zu sein habe. Egal ob einzelne Private oder der Staat, so etwas muss scheitern.

Und warum das Alles? Weil wir als Menschen unser System nie an unsere Natur angepasst haben!
Der Mensch mag keine Risiken. Seine Angstreflexe und Risikoerkennung sind Beispielhaft und mussten es als zugehöriger zu einem kleinen Stamm, ohne grosse Möglichkeiten für Sicherheit vor Hunger, Krankheit und Tod vor der Entwicklung der Zivilisation auch sein.

Heute jedoch sind wir an einem Wendepunkt. Wir leben in einem so komplexen System, dass nur durch ein Zusammenspiel von unüberblickbar vielen Faktoren funktioniert und als Reaktion beginnen wir wieder in eben jene alten Muster zurückzufallen. Sicherheit durch Kontrolle! Was in der Steinzeit durch Kontrolle über ein brennendes Feuer um das Raubtier zu verscheuchen funktioniert hat versuchen die Leute heute durch Anhäufung von Geld und Macht über alle sinnvollen Masse hinaus auch unter Inkaufnahme von Leid bei anderen.

Doch wie kann man das Unterbinden?
Wir müssen Mehr Vertrauen wagen!
In das Gute, in den Menschen und uns selbst!
Indem wir die einzige Richtung wählen die bis jetzt kaum richtig Beachtung fand, den Linksliberalismus.

Damit das wir anerkennen, dass wir mehr Staat brauchen, aber nicht in Form von Regulierung, Kontrolle und Strafe, sondern in Form von Sicherheit für das Individuum!
Einem Bündniss der Solidarität!

Damit anzuerkennen, dass auch wenn jemand dieses System augenscheinlich missbraucht, es durch unser aller Stärke nicht zusammenfällt und er sich später nur dumm vorkommen wird, weil er dem Ganzen und damit sich selbst schadet.

Aus dem Staat ein Organ machen, dass dieses tiefe Bedürfnis im Menschen befriedigt!
Ihm eine bedingungslose würdige und unabhängige Existenz zusichert und ihn in seiner Entfaltung fördert.

Alles was wir dazu bräuchten ist Vertrauen. Vertrauen in den Menschen, in das Gute und uns selbst.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?
Warum nicht einfach die Gründe für diese zerstörerischen Kontrolltendenzen überwinden?

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Das finde ich einen sehr interessanten Denkansatz, Herr T.!
Allerdings wird m. E. das sehr sicher starke Bedürfnis nach Sicherheit begrenzt durch das ebenso (oder sogar noch stärkere) Bedürfnis nach Freiheit. Hier gälte es einen ausgewogenen Mittelweg zu finden. Mit Ihnen teile ich die Ansicht, dass der Mensch eben nicht von Natur aus schlecht und böse sei (wie es uns durch eine all zu evangelikale Auslegung der Bibel pausenlos suggeriert wird), sondern dass der Mensch im Allgemeinen das Gute will und sei es noch so sehr vermischt mit durchaus egoistischen Motiv-Anteilen. Vielleicht wird ja dieser ganze Schlamassel zu einem gewissen Umdenken führen (man darf ja noch hoffen)? Ein Umdenken dahin gehend, dass dem zur Zeit absolut geltenden Primat des Geldes auch andere Werte vermehrt nachgelebt wird? Aber dazu braucht es wohl einen System-Wechsel, wie ihn die Klima-Jugend (leider noch wenige Klima-Alte) berechtigter weise seit einiger Zeit fordert...
Die Globalisierung hat eigentlich den Meisten nur geschadet, mit Ausnahme der Hochfinanz und der Grosskonzerne. Wäre höchste Zeit, das durch die Änderung der Besteuerung, usw. zu beheben, wie ich meine. Dass ich den überbordenden Konsum von (leider oft auf Ramschniveau befindlichen) Gütern aus China und Asien unterstützen soll, nur damit die dortigen Leute genug Arbeit haben, sehe ich grad auch nicht ein. Diese schlimmen, strukturellen Ausbeutungs-Schemata dort müssen auch dort gelöst werden. Warum können die in Asien sooo viel billiger produzieren, als wir hier? Richtig: Weil dort keinerlei soziale Absicherung existiert, oder Arbeitnehmerschutz, usw. Von den Hungerlöhnen ganz zu schweigen. Aber eben, gäbe es nicht westliche Konzerne, welche dieses System per Globalisierung eingerichtet hätten... Und dann kommen da natürlich auch wir Konsumenten ins Spiel, nicht wahr... Wie man das Ausgleichen müsste, um wieder ein 'level playing field' zu haben? Mit entsprechend angepassten Zöllen, z.B. Usw, usf... Aber nun, da die hierzulande durch die Globalisierung sehr weitgehende De-Industrialisierung eine Tatsache ist (belegt durch den Fakt, dass sehr viele ArbeitnehmerInnen in ihren Fünfzigern aussortiert werden und es einfach nicht mehr genug Stellen hat, oder geben wird), gewinnt in meinen Augen die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens enorm an Relevanz (und ja, ich finde es wäre mit ein wenig anderen Steuergesetzen, welche nicht nur die Arbeitsleistung, sondern auch das Kapital ein klitze klein wenig besteuern problemlos zu bezahlen). Aber, wie lautet nochmals eines der Argumente der Gegner desselben? Ah ja, die Menschen seien im Grunde genommen faul, bequem und würden dann nichts mehr arbeiten. Wirklich? Das bezweifle ich gaaanz stark. Die Menschen müssten dann vielleicht nicht mehr jeden mies bezahlten Job annehmen, nur um über die Runden zu kommen... Und mit diesem Argument der Gegner des BGE wären wir wieder bei Ihrem Grundanliegen angekommen, nicht wahr?

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Ich gehe mit Ihnen voll einher, dass der Mensch auch ein Bedürfnis nach Freiheit hat und nicht gern eingeschränkt ist und genau desshalb brauchen wir einen liberalen unbürokratischen Sozialstaat mit bedingungslosem Grundeinkommen!

Es gilt nämlich die Freiheit zu schützen, aber! und das scheint mir am Wichtigsten! Der Staat muss seine Prioritäten zu diesem Schutz neu denken!

Wessen Freiheit ist denn die empfindlichste, fragilste? Die, die am meisten geschützt werden soll?

Die von grossen Konzernen und Konstrukten, auch wenn sie als angeblich systemrelevant gelten und 1000e von Mitarbeitern beschäftigen?
Haben die nicht schon genug Macht und Ressourcen um ihre Interessen durchzudrücken und sollte damit nicht eher mehr Verantwortung für das Ganze einhergehen als mehr faktische Hilfe und Rechte wie heute?

Es gilt doch stattdessen, dass die Allgemeinheit und deren Vertreter, der Staat, die Freiheit und Sicherheit des Schwächsten Gliedes, nämlich des Individuums schützen und gewährleisten müssten und nicht umgekehrt!
Kein Konstrukt, kein Geld und kein mieser Job ist wichtiger als ein einzelnes Menschenleben!

Firmen können neu gegründet werden, vielleicht sogar eher besser, als vorher, denn das vorherige Unternehmen hatte ja offensichtlich keinen Erfolg. Die Leben von Menschen die solchen Konstrukten geopfert werden bleiben oft nachhaltig zerrüttet.

Solche Praktiken lässt man heute bloss durchgehen, weil immer noch der Glaube vorherrscht der Einzelne handle unvernünftig, dabei handelt er nur nach dem System und wenn das Mist ist... Im Gegenteil erwächst Unvernunft eher der Zugehörigkeit zu einem Konstrukt!

Wenn wir uns ansehen wie heute z.B. Steuerdumping funktioniert, so fällt ins Auge, dass es sich um einen Kreis von Lügen und Verharmlosung handelt. Zuerst Prophezeit man im Appell an die Angst des Menschen wir müssten damit rechnen, dass es uns nicht immer so gut geht, Kürzungen bei wichtigsten Dingen, wie Sozialem, Bildung usw. und nennt das dann Euphemistisch Sparen und wenn dann logischerweise Überschüsse in der Kasse sind werden die Steuern noch mehr gesenkt, was wieder den Reichsten überproportional hilft.

Wir müssten endlich eine freie bedingungslose Existenz definieren, die mit Steuereinnahmen finanziert werden muss und an der es nichts zu rütteln gibt und damit die Unternhemen und Kapitalbesitzer zwingen ihr Mindestmass an Gesellschaftlicher Verantwortung zu übernehmen bei dem kein Spielraum für Kontrolle und Machtgefüge existiert um die Kleinen klein zu halten und wenn nötig zu gängeln!

Dann ist endlich klar was das Minimum ist und der Kleine kann nicht mehr im Kampf um diese paar Brotkrumen gegen seinesgleichen aufgehetzt werden und hat Zeit sich für seine Interessen einzusetzen.

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Bin weitgehend einverstanden, bloss nicht mit der These, dass Linksliberalismus bisher wenig Beachtung fand. Die grossen Bundesräte des 19. Jahrhunderts waren fast ausnahmslos Linksliberale. Und im 20. Jahrhundert haben immer Kompromisse zwischen Linken und Liberalen (und Christlichsozialen) die Schweiz vorangebracht. Im Mittel ergibt das eine linksliberale Prägung, die über Jahrzehnte betrachtet immer stärker war als alle anderen Strömungen.

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Da kann ich Ihnen aber nur zum Teil recht geben Herr K., denn die Frage die sich hier stellt ist doch auch, was man unter liberal versteht.

War der 3. Weg der Sozialdemokratie (von mir aus der grösste Fehler der Sozialdemokraten in den letzten 30 Jahren) beispielsweise liberal?
Vielleicht Wirtschaftliberal, aber in der Förderung der Freiheit und Möglichkeiten aller Individuen in einer freien Welt, war er definitiv das Gegenteil, denn der Arbeitszwang wurde verschärft und auf eine logischerweise fehlende soziale Ader des Kapitalismus gesetzt, wenn man ihn nur genug bauchpinselte...

So ist beispielsweise auch gerade der neoliberale Ansatz mit Nachtwächterstaat und ungebändigtem Markt von mir aus gesehen alles andere als liberal, denn wozu er letztendlich führt, und daran misst sich für mich der Erfolg einer liberalen Politik, ist eine Art Kapitalfeudalismus mit Macht für nur wenige Reiche, die sie dann auch noch weiter vererben.

Eine wahrhaft in allen Punkten Liberale Politik kann also von mir aus nur eine sein, die es denn Menschen erst ermöglicht frei von Angst, Unterdrückung und Machtverhältnissen und auf einer gleichen Anfangsbasis und mit gleichen uneingeschränkten Mindeststandards fussend ihr Leben zu leben und das hat keiner der von ihnen genannten Akteuere schon bewirkt.

So steht doch auch in der Präambel unserer Verfassung, dass frei nur sei, wer seine Freiheit gebrauche, doch genau das ermöglicht uns der heutige Sozialstaat nicht. Er setzt auf Kontrolle, Bürokratie und Repression und das wird auch von angeblich linksliberalen, wie sie von ihnen genannt wurden, selten angezweifelt.

Wie wahrhaft liberal ein Staat ist lässt sich für mich nicht daran messen wie viel man mit Milliarden von Franken auf dem Konto, einer tollen Ausbildung und vielen Beziehungen erreichen kann, sondern wie frei und selbstbestimmt man leben kann, wenn man die Voraussetzungen, die in unserer Gesellschaft vorteilhaft sind, wie Gesundheit, Ausdauer, Beziehungen, Geld etc. nicht erfüllt und wenn man diesen Massstaab ansetzt, sieht es in der heutigen Welt äusserst düster aus.

Wir bewegen uns dahingehend eher wieder in Richtung feudaler Zustände, denn Wachstum auf Kosten des Planeten ist begrenzt und damit auch die immer kleiner werdende Chance des Versprechens auf Sozialen Aufstieg. Ein paar Brotkrunen der Hoffnung für die Benachteiligten, mehr nicht, Solange immer mehr Macht und Geld sich auf den Haufen von wenigen durch erzwungene Arbeit vermehrt.

Bis jetzt gab es Krieg, wenn diese Entwicklung zu weit gegangen ist. Wir wären in der erstmals einzigartig komfortablen Situation, gestärkt durch die Arbeit von Maschinen eine Veränderung wagen zu können, wir müssen nur den Mut dazu aufbringen.

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Interessierter Leser, Rentner
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In den 80er Jahren hat die Schwester von Christof Blocher, Judith Blocher, Dozentin an der FHS Bern, ein Buch veröffentlicht, in dem sie genau diese heutigen sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen als zukünftiges Risiko beschrieb und heftig davor warnte. Sie bezog sich vor allem auf das Weissbuch der damals aktiven Schweizer Gruppe um de Pury und Ebner. Blocher wurde damals von Ebner massiv gefördert.
Was Frau Judith Blocher kritisierte, ist heute leider volle Realität geworden. Ich kann nur hoffen, dass die Konsequenzen für die Gesellschaften nicht nicht noch viel katastrophaler sein werden.
Aus meiner Sicht ist es unverständlich, wie die Politik und somit die Gesellschaft sozusagen offenen Auges die infrastrukturellen Belange aus der öffentlichen Hand geben könnte.
Insbesondere SBB, ÖV, Post, uä. Einrichtungen der Infrastruktur wurden plötzlich zu Subventionsempfängern umfunktioniert.
Heute fusioniert man Gemeinden und setzt sogenannte Managements und ein. Dafür wird von allen Steuerzahlerinnen eine Gebühr auf allen Dienstleistungen erhöbe, z.B wurde mir eine Gebühr für meinen Stempel zum Lebensnachweis abverlangt....

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Schön zu wissen, dass der angeblich vorherrschende Neoliberalismus für die Krise verantwortlich ist. Und dass eine sozialistische Wirtschaft mit einem Lockout offenbar problemlos fertig würde.

Neuigkeiten erfahren wir auch zur Verschuldung: Aussage im Interview: "Gerade Spanien und Italien erlebten nach der Finanz­krise 2008 durch die aufgezwungenen Spar­massnahmen einen dramatischen Abbau. Die Schulden­tilgung hatte zur Folge, dass Tausende Kranken­haus­betten und der Bestand an Ärzten sowie Pflege­personal massiv abgebaut wurden." Schuldentilgung? Wie wäre es mit Fakten, z.B. von de.statista.com: "Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Staatsverschuldung von Italien um über 70 Prozent erhöht und beträgt im Jahr 2018 rund 2,32 Billionen Euro. Italien gehört zu den Ländern mit der weltweit höchsten Schuldenquote."

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(von der Moderation verborgen)

Erste und letzte Warnung. Bleiben Sie anständig oder wir sperren Sie für den Dialog.

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Danke für den Beitrag. Hier ein ergänzendes Interview mit Jeremy Rifkin, US-Ökonom und Zukunftsforscher:
https://www.handelszeitung.ch/konju…-gestalten

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Mitdenker
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Kommentar zu den 19Uhr Nachrichten:
"Im Westen nichts Neues" als "gute Nachricht" zu bezeichnen, finde ich dann doch Zynismus der unteren Etage. Was habt ihr euch denn dabei gedacht??

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Chefredaktion
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Ich glaube, Sie haben das missverstanden. Bezog sich auf San Francisco, das früh reagierte und deshalb bisher keine ausser Kontrolle geratene Epidemie beklagen musste.

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Mitdenker
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Dann war es wohl etwas unglücklich formuliert...?

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Ich befürchte, es geht bald vergessen, dass eine Krise in diesem Ausmass gar nicht nötig gewesen wäre. Es ist eine Tatsache, dass immer Menschen an einer Krankheit sterben werden, mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Jetzt wird jeder Todesfall als Ursache genommen, die Grundrechte der Menschen einzuschränken. Und da immer Menschen sterben werden, sehe ich kein Ende der einschneidenden Massnahmen. Und wenn ich lese, dass das Durchschnittsalter der an oder mit Coronavirus verstorbenen Menschen in der Schweiz etwa 83 Jahre ist, dann hat der Corona-Virus nur sehr wenigen Menschen ihr Leben wesentlich verkürzt. Dies sind Schicksale, die sicher für die Betroffenen hart sind und die ich niemandem wünsche.
Ich denke, die Fehlentwicklung in den letzten 30 Jahre ist, dass man glaubt, man könne dem Tod entrinnen. Zu den unglaublichen schulmedizinischen Möglichkeiten, die heute vorhanden sind um das Leben zu verlängern, kommen jetzt noch die Forderungen an die Mitmenschen sich «richtig» zu verhalten, geweckt durch fragwürdige politische Entscheide und panikmachenden Journalismus.
Dabei gehen Dinge verloren oder werden sogar unter Strafe gestellt, die ich zu einem lebenswerten Leben brauche, wie Bewegungsfreiheit, Gewerbefreiheit, soziale Kontakte oder freie Meinungsäusserung usw. Es ist noch nicht absehbar, wie hoch der Preis dieser lebensfeindlichen Massnahmen sein wird in Leben und Franken.
Wir müssen akzeptieren, dass zum Leben auch das Sterben gehört. Dazu braucht es keine Zwangsmassnahmen.

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Lieber Herr F. Sie schreiben, dass Sie kein Ende der einschneidenden Massnahmen sehen. Ich möchte Ihnen jetzt wirklich nicht das Timing verhageln, aber der Bundesrat hat fast zeitgleich mit Ihrem Kommentar angekündigt, dass er auf Ende Monat das Ende der einschneidenden Massnahmen einleitet. 😉

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Es war wie Ostereier suchen. Ich habe auf Ricardo ein Skateboard ersteigert. „Es liegt im Vorraum, Geld hinlegen und mitnehmen“ hat mein Kontakt geschrieben. Bis ich aber da war, habe ich mich einige Male verlaufen. Der Zickzackweg war atemberaubend schön. Und zwischen Bärlauchknospen und dem lauten Lachen des Grünspechts habe ich über einen Satz nachstudiert. Denn gestern habe ich ins Facebookuniversum hinaus gebrüllt, dass wir neue Wege brauchen um uns nachhaltig und klimafreundlich aus den aktuellen Krisen zu retten. Und jemand hat gesagt: „Was heisst das konkret?“ Und jetzt habe ich auf meiner Skateboardsuche über diese Frage nachgedacht. Und natürlich komme ich wie viele andere zu dieser Antwort: „Wir müssen über Geld reden. Immer wieder. Und wie es fliesst. Und dann handeln. Denn wer entscheidet, wo und zu welchen Bedingungen Kapital investiert wird, gestaltet unsere Gesellschaft. Gefährlich wäre, wenn wir in der aktuellen Situation aus lauter Angst vor dem, was kommt wieder auf bewährtverheerendes setzen würden, zum Beispiel auf der einen Seite in eine rigorose Sparwut verfallen und auf der anderen Seite gleichzeitig Unternehmen retten, welche Lebensgrundlagen zerstören. Sehr erhellend sind für mich die Studien der Ökonomin Ann Pettifor. Wir brauchen in Hinsicht auf die Bewältigung der Klimakrise in Zukunft arbeits- statt kapitalintensive Gesellschaften: auch bei uns soll wieder hergestellt und repariert werden und zwar nachhaltig und nicht wachstumsfixiert. Und: seit der Finanzkrise von 2008 zeigt sich, dass Tiefzinspolitik funktioniert. Nur profitieren davon bis jetzt ausschliesslich Banken, Grossinvestoren und Superreiche. Das billige Geld muss aber der Gesellschaft zukommen damit sie die Demokratie gestalten kann. Geld darf nicht Partikulärinteressen dienen. Ausserdem muss das Finanzsystem transparent sein: Es kann nicht sein, dass über Offshore-Finanzplätze (naja, wie wir halt einer sind) Steuergelder abgezogen werden, welche der Allgemeinheit gehören - zum Beispiel den Bewohnerinnen und Bewohnern der Länder des Südens. Geld muss dazu da sein, dass es nützt nicht damit es schadet. Es soll der Gesellschaft, der Umwelt und zukünftigen Generationen dienen. Und dafür soll es eingesetzt werden. Wir brauchen nicht eine Wirtschaft, die wächst -das haben wir jetzt lange genug ausprobiert. Wir brauchen eine Wirtschaft, die im Gleichgewicht bleibt. Gemäss Ann Pettifors Berechnungen können wir uns diesen Umbau des Finanzsystems leisten. Teuer ist er! Aber er rettet uns. Und spannend dünkt mich, dass Ann Pettifor die einzelnen Staaten als Treiber dieses Wandels sieht. Und hier könnte die Schweiz jetzt loslegen. 1. Nicht unüberlegt die Flugbranche retten und gleichzeitig KMUs, Selbständige und Kulturschaffende hängen lassen. Sondern an die Unterstützung der Flugbranche harte Bedingungen knüpfen. Und lokale, vielfältige und widerstandsfähige Netzwerke und Ernährungssysteme stärken. Mit Geld! 2. Die Bearbeitung der Konzernverantwortungsinitiative ist ins Stocken geraten. Parlament und Bundesrat sollen sie jetzt mit hoher Priorität und Empfehlung zur Annahme vors Volk bringen. Dringend! Jetzt. 3. Erinnert ihr euch, wie der Staat nach der Finanzkrise von 2008 die Banken retten musste. Trotzdem haben sich die Banken erfolgreich gegen jegliche Regulierungen gewehrt. Sie bestimmen alleine, wo sie investieren. Das geht nicht. Die Banken brauchen einen funktionierenden Staat um in der Krise nicht unterzugehen: also sollen sie Teil eines nachhaltigen Wandels sein. 4. Ich möchte in den Zeitungen nicht Artikel lesen, wo Spitaldirektorinnen jammern, dass jetzt ihr Krankenhaus nicht rentiert. Ich möchte Artikel lesen, wo die Frage gestellt wird, weshalb Spitäler rentieren müssen. https://www.annpettifor.com/topics/green-new-deal/

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Sicher ist vieles schief gelaufen in den letzten Jahren. Wir konnten es uns leisten, nur noch auf uns selbst zu schauen. Solidarität ist unmodisch geworden. Dennoch fehlt mir in diesem Beitrag der Blick auf die Zusammenhänge. Wenn eine Näherin oder ein Wanderarbeiter in Indien heute die Arbeit verliert wegen unseres Lockdowns, kommt am anderen Tag der Hunger. Auch bei uns sind die Folgen im gesundheitlichen und gesellschaftlichen Bereich gravierend. In deutschen und österreichischen Medien wird auch von anerkannten Virologen und Epidemiologen in den Raum gestellt, dass die wahre Gefährlichkeit von Covid19 wohl überschätzt wird. Wer in Frage stellt, dass die überzogenen Massnahmen nötig sind, wird mit dem Vorwurf überzogen, ihm seien die gefährdeten Menschen egal und es gehe ihm nur ums Geld. Es wäre klüger, sich auf die wohl wirkungsvollsten Massnahmen (Hygiene, Schutz der Risikogruppen) zu beschränken, statt den sicheren Ruin in Kauf zu nehmen mit seinen unabsehbaren Folgen. Vergleicht doch mal die aktuellen Zahlen von Johns Hopkins mit denjenigen der Grippe von Anfang 2017. Wir laufen Gefahr, aus Angst vor einem Gespenst in den Abgrund zu rennen. Wie wäre es mit mehr Wissenschaftlichkeit? Wer sich nur schon die Mühe macht, die Zahl der Genesenen in der Schweiz von derjenigen der insgesamt Infizierten abzuziehen, kann heute schon erkennen, dass die Zahl der Kranken konstant bleibt und bald sinken wird. Wieso ist immer noch die Rede von einer Überlastung des Gesundheitssystems, wo wir doch glücklicherweise in der Lage sind, unseren Nachbarn zu helfen? Nach der ersten Schockstarre sollte endlich das Denken wieder beginnen.

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Mitdenker
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Das Denken sollte eher bei Ihnen weiter führen.
Gerade musste Südkorea, das meinte, über den Berg zu sein, nochmals drastischere Massnahmen einführen.

Was legitimiert denn Sie, den Spezialisten Anweisungen zu geben?

Und noch ein ganz anderer Aspekt, wenn Sie mitdenken wollen: ein System, das viele Menschen in Existenznöte bringt, wenn mal zwei Monate Pause ist, sollte grundsätzlich überdacht werden, das ist eigentlich einem sehr reichen Land nicht würdig. Wenn die Wirtschaft aber einfach nur so "schnell wie möglich" wieder hochgefahren wird, dann ändert sich daran kaum was und bei einer nächsten Pandemie hätten wir dieselben Probleme. Wenn also grosse wirtschaftliche Umstrukturierungen ( aufgrund des Klimawandels) sowieso bald nötig sind, dann wäre es doch sinnvoll, diese coronabedingt zu beschleunigen.
Oder ganz konkret: vielleicht macht es Sinn, nicht alle gefährdeten KMUs (Grosskonzerne eh) durch Kredite und Neuverschuldung künstlich noch etwas länger am Leben zu halten...?

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Typisch ist, dass zum Denken offenbar eine besondere Legitimation vonnöten ist. Wie würden denn Sie unsere Gesellschaft organisieren, damit ihr nicht nach wenigen Wochen Systemunterbruch die Puste ausgeht? Alle warten gespannt auf Ihren Lösungsvorschlag.
Südkorea ist übrigens ein gutes Beispiel, wieso es in der aktuellen Situation keine Patentrezepte gibt. Schnell "alle" Erkrankten zu entdecken und die Ansteckungsspur zurückzuverfolgen, hat wohl wegen der grossen Dunkelziffer nicht geholfen. Machen wir uns nichts vor: In einem Jahr werden die meisten von uns die Ansteckung hinter sich haben, und zwar egal was wir tun.
Es ist Ihnen unbenommen, den Crash zu begrüssen in der Hoffnung auf ein besseres System. Wir sprechen uns in einem Jahr wieder, dann werden wir sehen, ob Ihre Utopie sich erfüllt hat ...

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So einfach geht es nicht! Da halte ich mich doch besser an Olivia Kühnis Beitrag "Gesellschaft mit verschränkter Haftung" von dieser Woche.
Wenn sie provozieren wollen - oder wollen sie vielleicht möglichst viele gewinnen, die ihnen zujubeln - dann gelingt dies ihnen - vielleicht. Ob diese "volldampfig" daher kommenden Erklärungen wirklich helfen sich ein bisschen dem Verstehen zu nähern, was da gerade abläuft, bezweifle ich.

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Ich habe deshalb im Gesundheitswesen zwar mit alte Menschen Ich kann ihren Beitrag nach Pflichten.
Es ist leider so dass die Weiterbildungen weisen schlechte Raumbedingungen auf.
Lohnanpassungen Teuerungsausgleich konnten wir seit Jahren nicht beziehen.
WB zum FAGE oder FB unattraktiv da es mit hohen Kosten verbunden ist
Die Module wo ich benötige muss ich selber zahlen inklusive 20% Reduktion der Arbeit.Ich vertrete die Meinung sollte ich noch mal die Chance haben von vorne anzufangen werde ich sicher nicht im Pflegeberuf arbeiten.

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"Gleichzeitig nimmt Deutschland auch Patienten aus Italien oder Frankreich auf. In der Schweiz behandeln wir französische Patienten."
Fällt nun der Interviewte auch auf diese billige Propaganda herein? Deutschland hat doch erst mal viel blockiert. Von Schutzmaterial bis zu EU-Anleihen. Russland und China nicht vergessen! Die liefern auch Propagandamaterial. Sollen die Italiener lächeln, wenn sie von den Verbrechern in China Masken kriegen?

"Jetzt merkt man, dass die wichtigen Berufe, die uns am Leben erhalten, lange Zeit unsichtbar gemacht und schlecht bezahlt wurden."
Was heisst da 'Jetzt'. Die ganze Schweiz weiss es seit Jahren. Man will nichts dagegen tun. Man hat sogar die Arbeitszeitregelung für das medizinische Personal ausser Kraft gesetzt. Noch mehr Arbeit und weniger Rechte für diejenigen, die auf den Balkonen beklatscht werden.

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Das Schwarz Peter Spiel, Staat / Politik Wirtschaft hat einen gemeinsamen Akteur: Mensch.
Die Prozentzahl seiner charakterlichen Dekadenz zu verantwortlichem Handeln, mag sich jeder selbst im stillen Kämmerchen zuordnen.

Alle Werte zum Schutze der Unversehrtheit der Individuen sind feinsäuberlich in allen demokratischen Verfassungen als Zielsetzungen formuliert.

Dennoch triften die Gesellschaftsschichten zusehends in immer radikalerer Art auseinander.
Der eiternde „Spalt-Virus“ resultiert aus ungleicher Teilhabe in Lebensinhalt und Mitbestimmungs-Möglichkeit.
Der Auftrag; in ihrem Amte, dem Allgemeinwohl zu dienen, beschwörten alle Politiker und Juristen.
Die geleisteten „Emotionen zu Eigennutz“ unter der Bettdecke von Wirtschaft und Kapital, höflich formuliert, pervetieren den anstrebenden Machtanspruch auf erweiterte
„Zentrale Lenkung“ vollends!
Gesetz-Erschaffung und Durchsetzung, dies und jenseits Repräsentativer- oder direkter Demokratie, die „Elite“ demontiert sich selbst bezüglich Respekt und Akzeptanz.

Die Gewinne der Wirtschaft, die Verluste der Gesellschaft, ein wiederkehrendes Phänomen der charakterliche Dekadenz zu verantwortlichem Handeln.

Die Problem-Lösungen bezüglich Corona Virus lassen derzeit nur sehr begrenzt Raum und Zeit um die eigentliche Eiterbeule unserer demokratischen Systeme, Repräsentative Demokratie versus direkte Demokratie, einer Heilung zu zuführen.

Ängstlich hinter Panzerglas & schwarzen Männchen verkriechend, beklagen die politischen & wirtschaftlichen Herrschaften den Zerfall des Respektes und Verlustes ihrer Akzeptanz auf Gesellschaftlicher Ebene.
Das Synonym, Schmarotzer, eine passende Wegbegleitung über den Tod hinaus.

Wer der Gesellschaft dient, verdient sich in aller Regel Respekt und Akzeptanz.

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