Israel in der Krise – Teil 2

Polizisten versuchen in Tel Aviv, aufgebrachte israelische Demonstranten in Schach zu halten. Ofir Berman

Das Narrativ der Erlösung

Die israelische Demokratie gerät in Gefahr, weil zwischen dem Programm des Zionismus und den geopolitischen Realitäten eine grosse Spannung besteht. Sie führte im Lauf der Zeit zu einem tiefen ideologischen Wandel. «Israel in der Krise», Teil 2.

Von Daniel Strassberg (Text) und Ofir Berman (Bilder), 07.04.2023

Vorgelesen von Regula Imboden
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Welche historischen Entwicklungen stecken hinter der heutigen Krise in Israel? Der Philosoph und Psycho­analytiker Daniel Strassberg ist für die Republik nach Israel gereist – und kehrt zurück zu den entscheidenden Daten und Wende­punkten der Geschichte des israelischen Staates.

28. September 2000

Es ist ein Donnerstag Ende September 2000, der damalige Oppositions­führer Ariel Sharon besucht den Tempelberg zu Jerusalem, arabisch al-haram asch-scharif, das edle Heiligtum. Der Tempelberg stand (und steht noch immer) unter arabischer Verwaltung, ein Besuch hätte einer Bewilligung bedurft, Sharons Eindringen ist ein klarer Rechtsbruch.

Wo sich heute die Al-Aqsa-Moschee mit ihrer silbrigen und der Felsendom mit der goldenen Kuppel befindet, stand bis ins Jahr 70 nach Christus, bis er von dem römischen Heer unter dem späteren Kaiser Titus zerstört wurde, der Zweite Tempel der Israeliten. Die Klagemauer am westlichen Abhang des Hügels war die ehemalige westliche Umfriedung des Tempel­bezirkes. Täglich pilgern Tausende Juden aus aller Welt an die Klagemauer, um Zettel mit ihren Wünschen, sogenannte Kwittlach, in die überfüllten Ritzen der Mauer zu stopfen.

Israel in der Krise

In Israel steht eine Regierung, die rechter, nationalistischer, religiöser ist denn je, massivem gesellschaftlichem Widerstand gegenüber. Was ist geschehen? Zur Übersicht.

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Das Narrativ der Erlösung

Während des Sechstage­krieges war der Tempelberg von der israelischen Armee erobert worden. Das Bild des blonden Soldaten, der seinen Helm unter dem Arm trägt und gerührt und ehrfürchtig die Klage­mauer betrachtet, transportierte jene Erzählung, die von nun an den Konflikt zu einem religiösen und damit unlösbaren werden liess: Der Tempelberg sei allen drei abrahamitischen Religionen heilig und werde deshalb immer ein unüberwindlicher Zankapfel im Nahost­konflikt bleiben.

In Tat und Wahrheit spielte die Klagemauer in der jüdischen Religion während fast 2000 Jahren keine Rolle. Die Klagemauer kommt, im Gegensatz zum Tempel und zu Jerusalem, in keinem Gebet vor, und selbst diejenigen Gebete, die um die Wieder­errichtung des Tempels bitten, beziehen sich nicht auf ein Gebäude, sondern auf eine Zeit: Der Tempel ist eine Metapher für die Ankunft des Messias, die den Menschen Frieden und Gerechtigkeit bringen wird.

Der Sechstage­krieg veränderte nicht nur den Nahost­konflikt, sondern auch die jüdische Religion von Grund auf. Die Behauptung, das Judentum sei 1967 neu erfunden worden, wäre nur eine geringe Übertreibung. Das Normalitäts­narrativ wurde buchstäblich auf den Kopf gestellt: Die Juden sind gerade nicht normal, sie sind vermittels der Beziehung zu diesem heiligen Ort und zum Heiligen Land erwählt, sie stehen zu Gott in einer besonderen Beziehung, die dem Volke Israel schon in der Bibel verheissen worden war.

Der Sechstagekrieg von 1967: Israelische Soldaten vor der Klagemauer am neu eroberten Tempelberg. David Rubinger

Die Eroberung der Klagemauer erlaubte es, das Normalitäts­narrativ zu ersetzen. Der Fluchtpunkt der Sehnsucht war nun nicht mehr das Westeuropa des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, sondern die Zeit des Zweiten Tempels: Chanukka, das Fest, das an den Aufstand der Makkabäer gegen die Griechen erinnert, wurde religiös aufgewertet, der kollektive Selbstmord der von den römischen Truppen auf Masada belagerten Juden wurde offiziell gefeiert – das Land diente von nun an nicht mehr dem Schutz des jüdischen Volkes vor Verfolgungen, sondern der Erfüllung der biblischen Verheissung. Die Armee wurde zum Instrument der Erlösung.

Das Judentum wandelte sich mit anderen Worten von einer Religion des Buches in eine land­gebundene Religion mit kolonial-expansiven Zügen. Dies war auch die Zeit, in der sich die europäische Linke von Israel abzuwenden begann. Doch das ist eine eigene Geschichte.

Sharons Provokation mit dem Besuch am Tempel­berg war der Funke, der die Situation, die noch kurz zuvor recht entspannt gewirkt hatte, zur Explosion brachte: Sie war der Beginn der zweiten Intifada, die bis 2005 dauerte.

Im Gegensatz zur ersten Intifada, als die Palästinenser in den besetzten Gebieten lediglich Steine warfen, trugen sie den Kampf nun mit tödlichen Waffen ins israelische Kernland: Sie schossen auf Zivilisten, griffen mit Messern an, jagten Autobusse des öffentlichen Verkehrs in die Luft und richteten in Cafés und Diskotheken Blutbäder an.

Die Verunsicherung der israelischen Bevölkerung war enorm. Meine Freunde rieten mir, keine Strassen­cafés mehr zu besuchen, den öffentlichen Verkehr nicht zu benützen und nicht ins Kino zu gehen. Ich hatte die Bilder mit den zerfetzten Leichen in den Wracks der Autobusse gesehen, ich hielt mich an die Ratschläge.

Israel war für Juden nun endgültig kein sicherer Hafen mehr, nirgends war es für Juden gefährlicher, zu leben. Das läutete das Ende der Arbeits­partei ein, deren Existenz an das Normalitäts­narrativ gebunden war. 2001 löste Ariel Sharon Ehud Barak als Premier­minister ab, ein Amt, das er bis zu seinem Schlag­anfall innehatte. 2006 trat Ehud Olmert an seine Stelle. Seit der Macht­übernahme Sharons gab es keinen Premier­minister der Arbeits­partei mehr.

An die Stelle des Normalitäts­narrativs trat das Erlösungs­narrativ.

20. November 1977

Der 20. November 1977 war ein Sonntag, in Israel ein gewöhnlicher Arbeitstag. Es war aber auch einer dieser Tage, die die Hoffnung für eine gewisse Zeit wieder­belebten. Ich war in Jerusalem auf dem Weg zur Arbeit, zu einer ambulanten Therapie­station für drogen­süchtige Menschen, Araber und Jüdinnen. Gerade wollte ich die Palmach­strasse überqueren, als mich eine Polizei­eskorte auf schweren Motor­rädern daran hinderte. Hinter den Motorrädern tauchten zuerst einige Polizeiautos mit Blaulichtern auf, gefolgt von, wenn ich mich richtig erinnere, drei schwarzen Limousinen. Erstaunlicher­weise hatten sie keine getönten Scheiben, sodass ich in der mittleren zwei ältere Herren erblickte, die in ein angeregtes Gespräch vertieft waren: Anwar al-Sadat und Menachem Begin. Sie befanden sich auf dem Weg in die Knesset, wo Sadat das Ende des Kriegs­zustandes zwischen Ägypten und Israel und einen umfassenden Friedens­vertrag ankündigte.

Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat (links) und Israels Premier Menachem Begin schliessen 1977 einen Friedensvertrag. Getty Images

Genau fünf Monate zuvor, am 20. Juni 1977, wurde Begin zum ersten israelischen Minister­präsidenten, der nicht der Arbeits­partei angehörte. Diese Regierungs­bildung führte einerseits zum Friedens­abkommen von Camp David, markierte andererseits aber eine entscheidende Wende im israelischen Selbst­verständnis, die letztlich in das heutige Chaos münden sollte. Sie bezeichnet den Punkt, an dem die israelische Gesellschaft sich im Konflikt zwischen demokratisch und jüdisch für das Jüdische entschied.

Die (Beinahe-)Niederlage des Jom-Kippur-Kriegs hatte 1973 das Vertrauen in die Regierung erschüttert. Die osteuropäischen Einwanderer von ehedem hatten sich das Land unter den Nagel gerissen und im Gegenzug nicht einmal Sicherheit, Frieden oder soziale Gerechtigkeit gewährleisten können.

In dieses ideologische Vakuum stiessen die National­religiösen.

Bis dahin war die national­religiöse Partei Mafdal unter dem behäbig-freundlichen deutschen Juden Josef Burg eine Art religiöser Flügel der Arbeits­partei gewesen, dessen Politik im Wesentlichen darin bestand, der Arbeits­partei die Mehrheit zu verschaffen und dafür Geld für eigene Schulen und andere Institutionen zu bekommen. Doch nach dem Jom-Kippur-Krieg übernahm eine Fraktion von Jungtürken die Macht innerhalb der Mafdal, die sich Gusch Emunim nannte, etwa mit «Block der Getreuen» zu übersetzen. Unter der Anleitung ihrer geistigen Führer, des israelischen Ober­rabbiners Avraham Isaak Kook und seines Sohnes Zwi Jehuda Kook, verkündeten sie, der Staat Israel sei die Atchalta deGeula, der Beginn der religiösen Erlösung. Der säkulare Zionismus war lediglich eine List der Geschichte, um das messianische Zeitalter voranzutreiben. Der erste Schritt auf dem Weg zum messianischen Zeitalter musste die Besiedlung von ganz Eretz Israel sein, von Grossisrael in den biblischen Grenzen. Dass in der Bibel mindestens vier Grenz­verläufe genannt werden, störte weiter nicht.

Die Anhänger des Gusch Emunim sind von weitem zu erkennen: kurze Khakihose, buntes Hemd über der Hose, die vier Schaufäden baumeln an den Seiten der Beine herunter, wildes dunkel­blondes oder rotes Haar, blaue leuchtende Augen und, ganz wichtig, eine grosse, gestrickte Kippa auf dem Kopf. Eine über der Schulter hängende Uzi-Maschinen­pistole vervollständigt das Bild.

Diese Figuren unterscheiden sich nicht nur äusserlich von den Ultra­orthodoxen, die sich in schwarze Kaftane, weisse Hemden, Kniesocken, schwarze Hüte, lange Schläfen­locken und am Samstag in Pelzhüte hüllen, den ganzen Tag den Talmud studieren und von Sozialhilfe leben. Sie pflegen auch eine andere Ideologie: Die «Schwarzen» oder «Dossim» sind dem Staat gegenüber skeptisch bis feindlich eingestellt, weil sich erstens ein jüdischer Staat nach den jüdischen Gesetzen zu richten hat; und weil zweitens die Ankunft des Messias abgewartet werden muss. Erst in jüngster Zeit haben sie sich auf die Seite der Siedler geschlagen und damit die Macht der Religion noch einmal verdoppelt.

Proteste, die kein Ende nehmen: Am 11. März in Tel Aviv. Ofir Berman
Die Sperrmauer zwischen Pisgat Ze’ev, einem Stadtteil von Jerusalem, und dem palästinensischen Flüchtlingscamp Shuafat. Ofir Berman

Zu den Bildern

Die aktuellen Bilder zu diesem Beitrag stammen von der israelischen Dokumentarfotografin Ofir Berman. Sie widmet sich in ihren Arbeiten sozialen und kulturellen Themen und möchte aufzeigen, wie sich Menschen an den Rändern der Gesellschaft bewegen. Ein Teil der Bilder stammt auch aus ihrer fortlaufenden Arbeit mit dem Titel «Along the Separation Wall», in der sie die Lebensrealität von Israelis und Palästinensern auf beiden Seiten der trennenden Mauer festhält.

Die Siedler belebten das alte zionistische Stereotyp des jüdischen Pioniers wieder, der auszieht, um das Land zu bebauen. Aber er tat es nun unter veränderten Vorzeichen: Die Besiedlung sollte nicht die Normalität des jüdischen Volkes, sondern seine Auserwähltheit unterstreichen.

Innert kurzer Zeit errichtete die Gusch-Emunim-Bewegung zahllose Siedlungen auf dem Golan, im Westjordan­land und im Gazastreifen. Wieder, wie 1948, kam es zu Vertreibungen und zu Zerstörungen von palästinensischem Eigentum, Häuser wurden nieder­gerissen oder beschlagnahmt, Oliven­bäume wurden zerstört und viele Bauern ihrer Lebens­grundlage beraubt. Mauern wurden gebaut, die Dörfer teilten, sodass die Bauern stunden­lang wandern mussten, um zu ihren Feldern zu gelangen, Wasser wurde umgeleitet, ein eigenes Strassennetz wurde gebaut, das nur von Juden benutzt werden darf. Kinder, die Steine gegen Soldaten werfen, zum Teil erst zehn, elf Jahre alt, werden in Militär­gefängnisse geworfen. Viele der Palästinenser müssen wohl oder übel im israelischen Kernland arbeiten, wo sie ausgebeutet werden und jeden Tag eine demütigende und oft willkürliche Prozedur an den Checkpoints über sich ergehen lassen müssen – wenn sie über Nacht nicht in den Fabriken eingeschlossen werden.

Die damals noch sozial­demokratische Führung des Landes, allen voran der Aussenminister Yigal Allon – dessen Fahrer ich während einiger Tage war –, unterstützte das Vorhaben hinter vorgehaltener Hand nach Kräften. Nachdem klar geworden war, dass die einzige Möglichkeit, die demografische Zeitbombe der besetzten Gebiete loszuwerden, in einem eigenen palästinensischen Staat bestand, aus vermeintlichen Sicherheits­gründen aber niemand einen eigenständigen Staat wollte, wurde die alte Idee des Transfers aus der Schublade geholt: Man versuchte, den Araberinnen des Westjordan­landes das Leben so schwer wie möglich zu machen, bis sie freiwillig in ein anderes arabisches Land ziehen würden. Dass niemand diese Flüchtlinge aufnehmen wollte, vor allem Jordanien nicht, schien niemanden zu interessieren.

Der Regierung ging es um Sicherheit, die Siedler erledigten für sie die Drecksarbeit, aber diese hatten gleichzeitig, wie erst jetzt völlig klar wird, ihre eigene Agenda: ein klerikales Grossisrael, einen Gottesstaat.

Offen von Transfer sprachen nur ultrarechte Figuren wie der US-amerikanische Rabbiner Meir Kahane von der Jewish Defense League oder der später ermordete Ex-General Rehavam Zeevi, im Volksmund ironischer­weise Gandhi genannt. Kahane ist das grosse Vorbild von Itamar Ben-Gvir, dem heutigen Minister für Nationale Sicherheit.

Die Besetzung Grossisraels und das rassistische Ideal eines Landes ohne Araber waren nur ein Teil der offiziellen Mission der Siedler, darüber hinaus haben sie mit grossem Erfolg ideologische Arbeit geleistet. Es gelang ihnen, mit dem Erlösungs­narrativ bis weit in die Mitte der Gesellschaft und bis zu den säkularen Jüdinnen vorzudringen. Das sichtbarste Zeichen davon waren die vielen jungen Menschen, die in jenen Jahren zu ihren Wurzeln zurückfanden und orthodox wurden, begleitet von einem ausgeprägten Überlegenheits­gefühl gegenüber der restlichen Welt, insbesondere gegenüber den Arabern. Auffällig war auch eine eigentümliche Verrohung der israelischen Gesellschaft: Wer eine Mission hat und akut bedroht wird, ist von jeder Rücksicht befreit.

Darüber hinaus gaben die Siedler der jüdischen Geschichte und der jüdischen Religion eine neue Deutung: Die Geschichte wurde auf Anti­semitismus und Verfolgung reduziert, die Religion zu einer zweitausend Jahre alten Sehnsucht nach einer Heimstatt und Zuflucht für die Juden stilisiert.

Die Tatsache, dass das Selbst­verständnis der Israelis zunehmend durch die Religion geprägt wurde – wie übrigens auch der palästinensische Kampf zu einem religiösen wurde –, hat noch eine andere, für die momentane Situation verheerende Folge: Steht die Erlösung unmittelbar bevor, spielt das weltliche Gesetz keine Rolle mehr. De facto leben die Siedlerinnen in einem mehr oder weniger rechtsfreien Raum. Wer in einer Siedlung im Westjordan­land aufgewachsen ist, kann der arabischen Bevölkerung gegenüber mehr oder weniger tun und lassen, was ihm beliebt, er hat keine rechtlichen Konsequenzen zu fürchten.

Es ist also eine Generation heran­gewachsen, die gelernt hat, dass weltliche Gesetze für sie keine Geltung haben. Die einzige Instanz, die ihnen bisweilen, eher selten, Einhalt geboten hat, ist das oberste Gericht. Daher stammt der Hass gegen diese Institution.

1. Juni 1962

Am ersten Tag im Juni 1962 wird der ehemalige Obersturmbann­führer Adolf Eichmann im Gefängnis von Ramla bei Tel Aviv erhängt, nachdem er vom Bezirksgericht Jerusalem für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegs­verbrechen und Verbrechen gegen das jüdische Volk schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt worden war. Eichmann, der für die Logistik der industriellen Juden­vernichtung eine zentrale Rolle gespielt hatte, floh nach dem Krieg nach Argentinien. Er wurde vom Mossad dort aufgespürt und nach Israel entführt. Der Prozess wurde von Hannah Arendt ausführlich beschrieben, um ihn soll es hier nicht gehen, sondern um die Veränderung der israelischen Gesellschaft in der Folge der Gerichts­verhandlungen.

Adolf Eichmann vernimmt am 29. Mai 1962, dass der Einspruch gegen sein Todesurteil abgelehnt ist. United Archives/TopFoto/Keystone

Bis zum Eichmann-Prozess war der Holocaust-Überlebende das Negativ des jüdischen Pioniers gewesen. Statt sich der zionistischen Bewegung anzuschliessen, so die Haltung der Alteingesessenen, statt am Aufbau des Sozialismus im Lande Israel mitzuarbeiten und sich vom Joch der Diaspora zu befreien, war er in Europa geblieben und hatte sich wie ein Lamm zur Schlacht­bank führen lassen. Bis dahin wurden die Überlebenden des Holocaust entweder nicht zur Kenntnis genommen oder waren ein Objekt der Verachtung.

Das änderte sich nach Eichmann radikal; mit einem Male wurde der Holocaust zu einem zentralen Thema der Gesellschaft, der Kultur und der Erziehung. «Nie wieder Auschwitz» wurde allmählich zum Kern der israelischen Identität und diente fortan zur Recht­fertigung des Sicherheits­bedürfnisses – und manchmal auch der deswegen begangenen Taten.

Zunächst liess sich der Holocaust noch in das Normalitäts­narrativ integrieren: Er war der endgültige Beweis für die Notwendigkeit eines eigenen Staates für das jüdische Volk. Mit der Macht­übernahme Begins verschob sich jedoch schleichend die Bedeutung des Holocaust: Er wurde zum Zeichen der Auserwähltheit des jüdischen Volkes. Schon der Name Holocaust versetzt ihn in einen religiösen Kontext: Holocaust bedeutet «Ganzopfer». Er beweist nicht nur die Ausser­gewöhnlichkeit und Unvergleich­barkeit des jüdischen Volkes, er ist auch das Armageddon, der Welten­brand, der von der kommenden Erlösung kündet.

18. Juni 1996

Auch die Ehe eines Premier­ministers muss gepflegt werden, dachte sich das Ehepaar Sara und Benjamin Netanyahu wohl, als es sich kürzlich ein verlängertes Wochenende in Rom gönnte. Zugleich liess sich der Ausflug perfekt mit einem kurzen Staats­besuch bei der geistes­verwandten Giorgia Meloni verbinden. Eine schöne Idee, allerdings fand sich lange keine Crew, die bereit war, das turtelnde Paar nach Rom zu fliegen.

Als auch dieses Problem gelöst war, schien alles in bester Ordnung zu sein. Wäre da nicht der galoppierende Realitäts­verlust des bis in die Knochen korrupten Ehepaars Netanyahu. Es mietete nämlich für das intime Wochenende in einem der teuersten Hotels von Rom 60 (in Worten: sechzig) Zimmer an. Im Moment liegt übrigens ein Gesetz vor, das Regierungs­mitgliedern und Parlaments­abgeordneten die Annahme von Geld­geschenken erlaubt, wenn sie zur Begleichung von Anwalts­kosten und Arztrechnungen dienen. Die erste Lesung wurde zwar aufgrund der Proteste verschoben, aber allein der Versuch entlarvt das Demokratie­verständnis der jetzigen Machthaber.

Zwar ist Bibi nicht der einzige notorische Lügner und Betrüger mit Realitäts­verlust, der sich demokratisch an der Macht halten kann, wir kennen auch die Beispiele Jörg Haider, Silvio Berlusconi oder Viktor Orbán. Aber die Frage, weshalb das Volk Mal für Mal einen notorischen Kriminellen wählt, muss doch für jeden dieser Fälle separat beantwortet werden. Ohne Netanyahu wäre es nie zu der verfahrenen Situation gekommen, in der sich Israel momentan befindet. Hätte er nicht restlos alle möglichen Koalitions­partner in den letzten Jahren vergrault, hätten wir es heute mit einer traditionellen Mitte-rechts-Regierung zu tun. Denn Hand aufs Herz: Richtig links war eine israelische Regierung noch nie gewesen. Bis Bibi an die Macht kam, herrschte eine Mischung aus Nationalismus und Wohlfahrts­staat vor. Daraus ist unter seiner Ägide ein Nationalismus ohne Wohlfahrts­staat geworden.

Deshalb verdient das Phänomen Bibi eine gesonderte Betrachtung.

Am 18. Juni 1996 betritt der ehemalige Möbel­händler Benjamin Netanyahu, genannt Bibi, die Bühne der israelischen Politik, die er seither mit Unterbrüchen beherrscht. Er trat zwar das Erbe zweier Premier­minister des Likud an, Menachem Begin (1977–1983) und Yitzhak Shamir (1983–1984 und 1986–1992), doch er unterschied sich erheblich von ihnen. Anders als seine Vorgänger gehörte er nie zum politischen Establishment. Er wuchs in Pennsylvania auf und lebte als Erwachsener wieder in den USA, ihm war die politische Kultur der USA deshalb immer näher gewesen als die der zionistischen Jugend­verbände Osteuropas. Aus den USA brachte er auch eine ökonomische Agenda mit, an der seine Vorgänger nie sonderlich interessiert waren: den Neoliberalismus. Seine erste Amtszeit widmete er denn auch der Zertrümmerung des Wohlfahrts­staates, oder wie es auch heisst: der Deregulierung.

Bibi hatte zwar in einer Eliteeinheit gedient, aber nicht im Unabhängigkeits­krieg gekämpft, er wohnte auch nie in Zahala, dem Quartier im Norden Tel Avivs, wo er der Nachbar von Moshe Dayan, Ezer Weizman und von Ariel Sharon gewesen wäre. Auf der anderen Seite wurde am 4. Juli 1976 sein Bruder Jonathan Netanyahu getötet, als eine israelische Kommando­einheit eine von deutschen und palästinensischen Terroristen entführte Air-France-Maschine in Entebbe, Uganda, befreite.

Trotz seiner Distanz zum traditionellen militärischen Establishment hat Bibi dadurch eine nationalistische Legitimation per proxy bekommen. Aufgrund der Beteiligung von deutschen RAF-Mitgliedern wurde in Entebbe übrigens auch überdeutlich, wie weit sich die europäische Linke von Israel ab- und dem palästinensischen Befreiungs­kampf zugewendet hatte. Der 4. Juli 1976 ist deshalb ein entscheidender Wendepunkt der israelischen Geschichte: Er markiert das Ende der Allianz mit der europäischen Linken und, über die Personalie Netanyahu, die Legitimation für den Aufstieg der neoliberalen Rechten.

Die Distanz zum politischen Establishment bei gleichzeitigem (geborgtem) Helden­status und einem unheimlichen Talent zur Manipulation machte Netanyahu auch für die sephardischen Juden wählbar. Und damit kommen wir zum nächsten politischen Widerspruch, der der israelischen Gesellschaft fast seit Beginn innewohnt, den Aufstieg Netanyahus ermöglicht und einen entscheidenden Beitrag zur momentanen Staatskrise geleistet hat: dem gesellschaftlichen Status der Einwanderer aus arabischen Ländern.

Für die jüdischen Bewohner des Iran und der arabischen Staaten von Marokko bis Jemen und Irak bedeutete die Gründung des Staates Israel zunächst eine Denormalisierung. Hatten sie zuvor einigermassen in Frieden leben und ihren Geschäften nachgehen können, wurden sie plötzlich zu Staats­feinden und Alliierten Israels. Der Druck zur Emigration wuchs, tatkräftig von der Propaganda der israelischen Regierung unterstützt, die dringend auf demografischen Zuwachs angewiesen war. Tatsächlich begannen in den Fünfziger­jahren die Sephardim, wie die orientalischen Juden genannt werden, massenhaft aus ihren Ursprungs­ländern auszuwandern, wobei es die gut ausgebildeten und wohl­habenderen Juden nicht nach Israel, sondern in die USA, nach England, vorwiegend aber nach Frankreich zog – und in die Westschweiz.

Die ärmeren aber zogen nach Israel, wo sie für die Demografie zwar dringend benötigt wurden, aber sonst nicht sonderlich erwünscht waren. Die Plätze an der Sonne waren sowohl sozial als auch geografisch bereits besetzt, die zentralen Städte bewohnt, die Stellen in der politischen Hierarchie an osteuropäische Juden verteilt. Die Sephardim wurden in Baracken­siedlungen an der Peripherie platziert – und dann mehr oder weniger vergessen. Der jüdische Rassismus gegenüber den orientalischen Brüdern und Schwestern stand hinter demjenigen gegen die israelischen Araber kaum zurück.

Palästinenserinnen kaufen Süssigkeiten in der Altstadt von Jerusalem. Ofir Berman

Bis in die 1970er-Jahre blieben die sephardischen Juden die Parias der israelischen Gesellschaft. Sie stellten keine Minister, kaum höhere Beamte, kaum Professorinnen, kaum höhere Offiziere. Doch dann begannen sie, im Wind­schatten der Proteste gegen den Vietnamkrieg und der 68er-Bewegung, mehr Selbst­bewusstsein zu entwickeln. Dass sich die Organisation, die sie damals bildeten, Black Panthers nannte, spricht für sich.

Es gelang sogar, einige sephardische Abgeordnete ins Parlament zu bringen, einer von ihnen hiess Charlie Biton. Organisiert vom Deutschen Seminar der Hebräischen Universität, zeigte die Cinemathek von Jerusalem Anfang 1974 den Nazi-Film «Jud Süss» von Veit Harlan. Ich erinnere mich an den Besuch einer Vorstellung, gleich hinter mir sass Charlie Biton mit seiner Entourage. Als Joseph Süsskind Oppenheimer, im 18. Jahrhundert der Bankier des Herzogs von Württemberg, am Ende des Films hingerichtet wird, klatschen Biton und seine Buddys frenetisch Beifall. Endlich wird den aschkenasischen Juden gezeigt, wie sie wirklich sind, riefen sie.

Diese grausig-groteske Anekdote illustriert die Stimmung, die zwischen aschkenasischen und sephardischen Israelis in den 1970er-Jahren herrschte. Der Rechts­nationalist Begin verdankte seine Wahl 1977 dem ursprünglich linken Aufbegehren der sephardischen Bevölkerung. Begin stammte zwar selbst aus Polen, aber es war die Devise der seit mehr als 20 Jahren unterdrückten Sephardim, auf keinen Fall mehr die osteuropäische Elite der Arbeits­partei zu wählen, die den Staat mehr oder weniger unter sich aufgeteilt hatte.

Dieses Erbe verstand Netanyahu vortrefflich zu bewirtschaften. Wie vielen seiner europäischen und US-amerikanischen Zeit- und Geistes­genossen gelang ihm der wundersame Spagat zwischen einem neoliberalen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft, einem religiös gefärbten Nationalismus und einem antielitären Ressentiment. Es ist der ideologische Cocktail, mit dem die sephardische Unter­schicht bis heute abgeholt werden kann.

29. Oktober 1956

«Sharm al-Sheikh, wir kamen nun zum zweiten Mal zu dir, in unsrem Herzen bleiben wir für immer», sangen wir im zionistischen Jugendbund. Das Lied war in Israel nach dem Sechstage­krieg von 1967 zu einem Gassen­hauer geworden.

Das erste Mal drang die israelische Armee im Oktober 1956 nach Sharm al-Sheikh vor. Der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser hatte den Suezkanal verstaatlicht, um seine Ambitionen als Führer der panarabischen Bewegung zu unterstreichen. Grossbritannien und Frankreich, die um ihre Versorgungs­sicherheit und ihre Vorherrschaft in der Region bangten, griffen Ägypten daraufhin an, um den Suezkanal wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Israelis beteiligten sich an der Militär­aktion, weil auch sie eine ägyptische Blockade befürchteten. Auf Druck der USA und der Sowjetunion, die auch um ihren Einfluss in der Region fürchteten, mussten die drei Angreifer sich aber wieder zurückziehen.

Am 29. Oktober, inmitten des Feldzuges von 1956, verhängte die israelische Militär­verwaltung eine Ausgangs­sperre über die arabischen Dörfer, die noch am gleichen Abend in Kraft treten sollte. Die Bewohner des Dorfes Kafr Qasim wussten davon nichts, denn sie waren vor der Verhängung der Sperre auf die Felder gegangen und kehrten erst spätabends zurück. Als sie in ihrem Dorf ankamen, eröffneten Soldaten der israelischen Armee das Feuer. 48 Menschen starben, darunter Frauen und Kinder.

Das Massaker von Kafr Qasim war für beide Seiten ein Fanal. Für die israelischen Araber war es die endgültige Demaskierung des wahren Charakters Israels: ein kolonialistischer Staat im Dienst des Westens. 1956 wurde der Panarabismus endgültig zu einer Bewegung des antikolonialen Kampfes und die Vernichtung Israels sein oberstes Ziel. Die Chancen, lokal einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden, begannen zu schwinden. Nun hiess es: Israel gegen die gesamte arabische Welt.

Für die Israelis brach in Kafr Qasim der Widerspruch zwischen dem Selbstbild als Vorposten des humanistischen Westens in der «Dritten Welt» und der Realität der eigenen Gewalt hervor. Die Vertreibungen, Zerstörungen und Ermordungen während des Unabhängigkeits­krieges von 1948 konnte man vor sich selbst noch zur notwendigen Selbst­verteidigung erklären, ein Massaker an unschuldigen Bauern, Kindern und Frauen liess sich durch keine Umstände mehr rechtfertigen. Zunächst versuchten sich das Militär, die Regierung und die Gesellschaft den Gräuel­taten zu stellen, es gab ein ordentliches Gerichts­verfahren, der befehls­habende Offizier wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt.

Doch schon nach einem Jahr kam er wieder frei, und die israelische Gesellschaft baute zur Verdrängung der traumatischen Erfahrungen den Mythos der «sauberen Waffe» auf, an dem sie sehr lange festgehalten hat. Das israelische Militär sei die humanste Armee der Welt, hiess es, sie übe Gewalt nur im äussersten Notfall aus, und auch dann nur unter strengster Beachtung der Genfer Konvention. Vor etwa zwei Jahren ergoss sich über einen Gymnasial­lehrer im Norden Israels ein gewaltiger Shitstorm, der beinahe in seiner Entlassung geendet hätte, als er einem Schüler, der das Motto der humansten Armee der Welt nachplapperte, antwortete, das müsse man erst beweisen. Eine Mitschülerin schrieb daraufhin dem Erziehungs­minister einen Brief, der daraus einen öffentlichen Skandal machte.

Der Mythos der sauberen Waffe und die konsequente Verleugnung der eigenen Gewalt­bereitschaft waren während vieler Jahre eine zentrale Klammer der israelischen Identität – stellvertretend sei hier das Massaker des jüdischen Militärarztes Baruch Goldstein 1994 in Hebron erwähnt, bei dem 29 betende Araber getötet wurden; Goldsteins Konterfei hing im Wohnzimmer des rechtsextremen Ministers Itamar Ben-Gvir. Dieser Mythos band die Diaspora an den jüdischen Staat und diesen wiederum an die jüdische Geschichte: Die Juden seien immer die Opfer gewesen und hätten nie Gewalt ausgeübt, so die Kernaussage des Mythos, die jüdische Religion sei humanistisch und die Juden in ihrem Wesen gewaltfrei. Diese identitäts­stiftende Geschichts­deutung wurde spätestens 1982 im Libanon als Mythos entlarvt, als die Armee Israels unter Ariel Sharon – schon wieder er – die palästinensischen Flüchtlings­lager Sabra und Shatila bei Beirut abriegelte, damit christliche Milizen in aller Ruhe palästinensische Flüchtlinge abschlachten konnten.

In den libanesischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila wurden 1982 zwischen 450 und 3000 palästinensische Zivilistinnen durch maronitisch-christliche Milizen ermordet. Die israelische Armee liess das Massaker geschehen. Alain Mingam/Gamma-Rapho/Getty Images

Ein weiterer Baustein der israelischen Identität – die Jüdinnen als Trägerinnen der Fackel des Humanismus – war herausgebrochen, ein weiterer Selbst­betrug aufgeflogen.

Es geht mir keineswegs darum, den Spiess einfach umzudrehen und die arabische Gewalt zu verleugnen. Palästinenser haben Verbrechen begangen: die Olympischen Spiele 1972 in München, die Flugzeug­entführungen, die Blutbäder während der zweiten Intifada, der unablässige Raketen­beschuss von Südisrael.

Doch darum geht es hier nicht.

Es geht mir vielmehr darum, die historischen Ursachen der Katastrophe, auf die Israel im Moment zusteuert, zu analysieren. Und diese liegen meines Erachtens in der gewaltigen Spannung, die seit der Staats­gründung zwischen der jüdisch-israelischen Ideologie beziehungs­weise Identität und der geopolitischen Realität besteht.

16. März 2023

Heute gebe ich den Bericht bei der Redaktion der Republik ab. Es war eine aufreibende Zeit, weil ich mich auch meiner zionistischen Vergangenheit stellen musste. Es bleibt die Frage zu beantworten, wie es weitergehen wird. Vor zwei Wochen hätte ich noch ein düsteres und hoffnungsloses Bild zeichnen müssen und ich hätte prognostiziert, dass Israel auf dem Weg zu einem undemokratischen Gottes­staat ist. Das ist immer noch möglich. Doch in den letzten Wochen geschehen in Israel Dinge, die niemand je für möglich gehalten hätte: Eine Welle zivilen Ungehorsams erfasst Israel und die Diaspora. Erstmals in der Geschichte Israels wehrt sich die Zivil­gesellschaft in frontaler Opposition gegen die eigene Regierung für die Demokratie – auch wenn Israel vor dem 1. November 2022, vor der Wahl dieser Regierung, keine muster­gültige Demokratie war.

Jüdische Frauen in Maoz Esther, einem Aussenposten der Siedlung Kokhav Hashahar im Westjordanland. Ofir Berman

Wird die Regierung diesen massiven Widerstand überleben? Ich kann es mir nicht vorstellen. Entscheidend wird der Tag sein, an dem das «Gesetz der Über­wältigung», wie es sinnigerweise heisst, das Gesetz, wonach 61 Abgeordnete einen Beschluss des obersten Gerichts umstossen können, von eben­diesem Gericht für grundgesetz­widrig erklärt wird. Dann entsteht eine Patt­situation und ein bedrohliches Machtvakuum.

Was dann geschieht, weiss kein Mensch …

Postskriptum

Durch den Fall der Credit Suisse hat sich die Veröffentlichung dieses Artikels in der Republik verzögert. Auf den ersten Blick hat die Protest­bewegung inzwischen einen grossen Sieg errungen: Die alles entscheidenden Gesetze zur Ernennung der Richter und zur Überstimmung des obersten Gerichts sind bis Ende April vertagt, Verhandlungen von Regierung und Opposition darüber anberaumt.

Doch der erste Eindruck täuscht. Vertagen ist die alte Taktik Netanyahus, und bisher ist er damit immer durchgekommen, echte Verhandlungen wird er nicht zulassen, dazu ist er gar nicht in der Lage. Die Regierung hofft vielmehr, durch das Pseudo-Zugeständnis die Luft aus den Protesten rauszulassen, wie unlängst in Polen. Der polnische Vize­aussenminister rühmt sich öffentlich, Bibi bei der Verzögerungs­taktik beraten zu haben. Die Gesetze liegen jedenfalls auf, das heisst, sie sind schon so ausformuliert, dass sie kaum mehr verändert werden können. Als Preis für die Vertagung hat sich Sicherheits­minister Ben-Gvir überdies eine National­garde unter seiner Kontrolle ausbedungen.

Wir leben hier in der totalen Katastrophe. Die Demos sind wunderbar, aber die politische Wirklichkeit ist grauenhaft. Wir sind einem Mann ausgeliefert, der jegliche Beziehung zur Realität verloren hat und glaubt, er sei der Zauberer, als der ihn seine Jünger preisen.

Diese Nachricht erhielt ich vor wenigen Tagen, von jenem Freund, mit dem ich 1973 nach Israel kam.

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Das Narrativ der Erlösung