Dienstag, 4. April 2023

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Die letzte General­versammlung der CS wurde heute zum Spektakel, bei dem auch Requisiten zum Einsatz kamen.

Zur Aktualität

Danke für das Vertrauen

Als die Aktionärinnen der CS heute zum letzten Mal zur General­versammlung zusammen­kamen, war das wichtigste Thema nicht traktandiert: der Zusammen­schluss mit der UBS. Denn diesen hatte der Bundesrat den Aktienbesitzern bereits per Notrecht aufgezwungen. Dass sie zudem nur rund einen Zehntel davon erhalten, was die CS-Aktie noch vor einem Jahr wert war, hellte ihre Stimmung auch nicht auf.

Es blieb den Aktionärinnen also nichts anderes übrig, als ihrem Ärger Luft zu machen, was sie dann auch ausgiebig taten. Eine Auswahl der besten Momente:

  1. Aktionär Guido Röthlisbergers rote Krawatte symbolisiert die roten Karten, die er gerne verteilen würde. Er fühle sich «beschissen», sagt er: «Pfui!»
  2. Vor 25 Jahren habe man für den Gegenwert der CS-Aktie noch Chateaubriand essen können, sagt Aktionär Daniel Engler: «Heute reicht es nicht mal mehr für ein Gipfeli.»
  3. Herr Schneider fordert für das CS-Management ein Berufs­verbot und mehrere Jahre Gefängnis. Das Publikum applaudiert.
  4. Es wird Schokolade verteilt.
  5. «Gehts noch?», fragt Frau Hostelmann den Verwaltungsrat. Sie spricht von einer «Gangster-Bank» und fordert: «Bonus-Zahlungen gehören verboten!»
  6. Claudio Schacher hat für CS-Präsident Axel Lehmann Nüsse mitgebracht: «Ein Sack kostet etwa eine Aktie.» Er betont, es seien «hohle Nüsse». Applaus.
  7. Aktionär und Künstler Florian Günzel ist aus Berlin angereist, um «das Spektakel» zu sehen. Auf seinem Rücken steht «Suisse Banksters».
  8. Die Stimmung sei sehr traurig, sagt eine Aktionärin zu «20 Minuten». Sie nimmt ein Sandwich und geht nach Hause.
  9. Applaus.

Präsident Lehmann wird übrigens mit 55,7 Prozent wiedergewählt. Worauf er sich «für das Vertrauen» bedankt.

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Auch das Leben mit Kindern ist ein Spektakel. Wie fröhlich es macht, hängt aber ganz von der Tageszeit ab. Teil 2 unserer Serie übers Elternsein.

mamma mia (2)

Glücklich? Kommt drauf an

«Und du so, bist du glücklich?»

Ich hasse diese Frage. Ich will darauf nie mehr antworten. Deshalb folgt hier stellvertretend die Analyse meines durchschnittlichen Glückslevels über einen Tag hinweg:

  1. Morgen. Wir stehen spät auf (immer). Mein Gehirn schläft, das Kind ist hellwach. Es will nichts essen, es will alles essen, es will nichts essen. Beklagt sich das Kind, wenn das Toastbrot falsch geschnitten wurde? Oh ja. Die Uhr tickt. Das Kind zieht einen geblümten Rock an, es zieht ein Tutu an, es zieht einen Rock mit Pailletten an. Die Uhr tickt. Drei Röcke sind zwei zu viel. Die Uhr tickt. Wir einigen uns auf einen Rock. Die Uhr tickt. Und tickt. Wir schaffen es rechtzeitig in die Kita (fast). Durchschnittliches Glückslevel (DGL): 3/10.
  2. Arbeit. Der Adrenalin­spiegel sinkt. Ich sitze an meinem Bürotisch und staune, wie zauberhaft das Leben sein kann, wenn man nur eine Sache gleichzeitig macht. Zusätzliches Glück: Die Kita schickt Bilder von meinem Sonnen­schein. DGL: 6/10
  3. Wiedersehen. Die ganze Liebe der Welt. DGL: 9/10
  4. Abend (Kind wach). Sind Resten im Kühlschrank? a) Ja. DGL: 7/10. b) Nein. Haben Sie schon mal Abendessen neben einem mürrischen Kleinkind gekocht? Ich schon. DGL: 5/10.
  5. Abend (Kind schläft). Party! Gemütlich auf der Couch kuscheln, dann wilder Sex, einen Film anschauen, Bilder des Kindes anschauen. DGL: 8/10

Wenn Sie keine Kinder haben, haben Sie mehr Zeit für Filme. Und wenn Sie Zombie­filme mögen, dann mögen Sie vielleicht auch den Uno-Migrations­pakt. Denn wie ein Untoter kehrt dieser nach Jahren in der Versenkung wieder zurück in die öffentliche Debatte.

Zur Aktualität

Butter­weiches Recht

Wahrscheinlich wissen Sie, was soft skills sind, vielleicht essen Sie gerne soft ice, aber was zur Hölle ist nochmals soft law? Darüber wurde vor gut vier Jahren viel diskutiert, als in der Schweiz eifrig über den Uno-Migrations­pakt gestritten wurde. Denn dieser Pakt, den der Bundesrat Ende 2018 zu unterstützen beabsichtigte, ist zwar politisch bindend, aber nicht rechtlich – was ihn eben zu «weichem Recht» macht.

Eher hard core war damals die Reaktion der SVP, bei der das Wort «Migration» die üblichen Abwehr­reflexe auslöste. Sie behauptete, der Pakt sei verfassungs­widrig und «nicht vereinbar mit der eigenständigen Steuerung der Zuwanderung» in der Schweiz. Das war zwar Unsinn, aber auch FDP und Mitte waren alarmiert und zwangen den Bundesrat schliesslich dazu, den Pakt zuerst dem Parlament vorzulegen. Doch zuerst beschlossen die beiden aussen­politischen Kommissionen, Subkommissionen einzusetzen, um sich ausgiebig damit zu beschäftigen, wie die Schweiz denn genau mit soft law umgehen soll.

Gestern und heute erst beriet die Aussen­politische Kommission des Ständerates nun endlich den Migrations­pakt. Und beschloss sogleich, die Beratung wieder auszusetzen. Zuerst brauche man noch einen Bericht, der die Wirkung des Pakts detailliert beleuchte. Womit dieser wieder für längere Zeit in der Versenkung verschwinden dürfte.

Falls Sie nochmals lesen wollen, was die Republik damals über den Migrations­pakt schrieb, und neun Minuten Zeit haben, legen wir Ihnen diesen Beitrag ans Herz:

Viel Lärm um einen Pakt

Wenn gut Gemeintes auf harte Politik trifft, entsteht Aufregung. Fragen und Antworten zum Uno-Migrationspakt.

Engagiert debattiert wird auch im Republik-Dialog. Zum Beispiel über die Frage, ob Klimaschutz Aufgabe der Justiz ist oder nicht.

Aus Dem Dialog

Sie tun es einfach nicht

Die offizielle Schweiz ist angeklagt. Und sie ist not amused. Bei der Anhörung der Klima­seniorinnen vergangene Woche am Europäischen Gerichts­hof für Menschen­rechte sagte sie zu ihrer Verteidigung unter anderem, Klimaschutz sei Aufgabe der Politik und nicht der Gerichte. Ganz anderer Meinung ist Markus Schärli, der das Argument am Wochenende im Dialog auseinander­genommen hat: «Die Politikerinnen und Politiker hätten seit Jahrzehnten lediglich (aber immerhin) die Aufgabe gehabt, die entsprechenden Gesetze zu erlassen. Nur, sie tun es nicht.»

Wie Sie vielleicht wissen, ist Markus Schärli nicht nur Verleger, sondern auch Journalist (ab und zu auch für unser Justiz­briefing «Am Gericht») und beschäftigt sich beruflich mit dem Thema Klima und Justiz. Im Sommer 2021 hat er in einem Essay für die Republik ausgeführt, warum auch nicht menschliche Existenzen (etwa ein Schwein, ein Fluss oder ein Gletscher) Rechte haben sollten – und sich anschliessend Ihren Fragen und Kommentaren gestellt.

Bis morgen wieder, wenn Sie mögen.

Ihre Crew der Republik