Freitag, 24. März 2023

Willkommen im Wochenende!

Sie hatten eine harte Woche? Dieser Fehler, der Ihnen unterlaufen ist, lässt Sie nicht mehr los? Machen Sie’s wie Tidjane Thiam!

Einmal das Selbst­vertrauen haben von Tidjane Thiam

Pascal Müller

Für den Ex-CEO der Credit Suisse räumte die britische «Financial Times» eine Seite frei. Und Tidjane Thiam tat, was man von einem Banker erwartet: Er schrieb von hohen Gewinnzahlen, von heiklen Situationen (die er aber gut meisterte), er erdreistete sich gar, Moçambique als Beispiel dafür zu erwähnen, wie er «milliarden­schwere Altlasten» beseitigte. (Richtig ist: Kredite «seiner» Credit Suisse trieben Moçambique in den Ruin.)

Tidjane Thiam tat, was man von einem Banker erwartet: Er liess die fünf (Millionen, Milliarden, was auch immer) gerade sein.

Falls Sie also noch immer über einen Fehler nachdenken, der Ihnen unterlaufen ist: ruhig Blut.

  1. Sie sind nicht mitverantwortlich für das Scheitern der Credit Suisse (ganz im Gegensatz zu Thiam).
  2. Der Fehler, den Sie gemacht haben, wird kaum so viel kosten wie jene, die Thiam mitverantwortet.

Lesenswert: Der «Tages-Anzeiger» hat Tidjane Thiams Beitrag Punkt für Punkt seziert.

Damit zu einer weiteren unangenehmen Zeiterscheinung:

Vogel­grippe und kein Ende

Im Kanton Zürich ist zum dritten Mal in dieser Herbst-Winter-Saison das Vogelgrippe­virus H5N1 in einer Geflügel­haltung ausgebrochen. Es ist die schlimmste Seuchen­saison, die die Schweiz bisher erlebt hat. Auch Hunderte Wildvögel starben am Virus.

Während die Vogelgrippe hierzulande bisher mit dem Vogelzug kam und ging, geht das Bundesamt für Veterinärwesen mittlerweile davon aus, dass sich das Virus dauerhaft eingenistet hat und von einheimischen Vögeln verbreitet wird.

Die 40 Lege­hennen in dem aktuell betroffenen Betrieb in Fehraltdorf ZH mussten gekeult werden. Dieses Schicksal teilen sie mit über 190 Millionen Vögeln, die seit Ausbruch der Seuche im Oktober 2021 in Europa vorsorglich getötet wurden.

Das massenhafte Töten soll die Ausbreitung verhindern. Dabei gäbe es eine weniger grausame Lösung: eine prophylaktische Impfung. Doch diese ist europaweit und in der Schweiz verboten. Denn Länder, in denen geimpft wird, können Geflügel­produkte schlechter absetzen, es gibt Handels­hindernisse. Die Tiere werden also aus finanziellen Interessen nicht geschützt.

Mittlerweile dürften jedoch die finanziellen Verluste aufgrund der massenhaften Tötungen jene durch Handels­hindernisse überwiegen, so dass die EU beschlossen hat, Impfungen in Zukunft zu erlauben. Impfstoffkandidaten werden derzeit in Frankreich und den Niederlanden erforscht.

Allerdings: Zwar würde die Impfung die Tiere schützen, doch sie brächte andere Probleme mit sich, unter anderem das Risiko einer für den Menschen gefährlichen Pandemie (mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag vom Dezember).

Wie genau das Virus in den Betrieb in Fehraltdorf kam, ist unklar. Seit dem ersten Fall im November gelten schweizweit strenge Sicherheits­vorschriften. So darf Geflügel keinen Kontakt zu Wild­vögeln haben, es muss entweder im Stall bleiben oder der Freiland­bereich muss von Wildvögeln abgeschirmt sein.

Die Vorschriften sehen auch vor, dass Tierhaltungen nur mit sauberen Händen, Kleidern und Schuhen betreten werden. «Im vorliegenden Fall müssen wir davon ausgehen, dass eine Einschleppung durch Personen erfolgte, weil das Gehege vielfach betreten wurde, ohne Schutz­massnahmen einzuhalten», sagt Rudolf Gubler vom Veterinäramt Zürich. Der Stall war zum Kauf von Eiern frei zugänglich. Bereits ein wenig Kot eines infizierten Vogels am Schuh genügt, um das Virus zu verbreiten.

Auch wenn die Vogelgrippe in Betrieben mit Haus­geflügel viel Schaden anrichten kann, ist sie derzeit hauptsächlich für die Wildtiere ein Problem. Besonders Wasser­vögel sind betroffen und auch Säugetiere wie Seelöwen, Robben und Füchse fallen dem Virus immer wieder zum Opfer. Es ist ein weltweites Problem, Experten sprechen von einer Panzootie und einer Bedrohung für die Arten­vielfalt.

Haben Sie genug von Banken, Boni und Bail-outs? Dann sollten Sie heute vielleicht nach Genf fahren.

ins wochenende

Salon du livre, Salon africain

Seit Mittwoch findet in Genf wieder der «Salon du livre» statt: die
Buchmesse mit umfangreichem Veranstaltungs­programm rund um die frankofone Literatur. Über 600 Autorinnen und 260 Aussteller sind bis Sonntag im Palexpo anzutreffen, auch für junge Leserinnen gibt es ein umfangreiches Programm.

Zu den Schwer­punkten in Genf gehört traditionell die Literatur
afrikanischer Länder. Im Rahmen des «Salon africain» treten in diesem Jahr unter anderem Annie Lulu, Scholastique Mukasonga, Bessora, Beata Umubyeyi Mairesse und Souleymane Bachir Diagne auf, eine besondere Hommage erfährt Léopold Sédar Senghor – es lohnt sich, das Programm im Detail zu sichten.

Eines der Highlights gab es am Freitagabend: Dann wurde der «Prix Kourouma» verliehen, benannt nach dem ivorischen Schrift­steller Ahmadou Kourouma. Mehr zur Bedeutung des Preises finden Sie hier.

Übrigens: Der «Salon du livre» versteht sich als Begegnungsort – und ist komplett gratis. Wenn das kein Angebot für ein regen­reiches Wochen­ende ist.

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Und dann ist uns bei der Zeitungs­lektüre noch dies aufgefallen.

aus dem archiv

Eine Influencerin in Russlands Diensten?

Am Donnerstag berichtete der «Tages-Anzeiger» über die umstrittene Schweiz-Kamerunerin Nathalie Yamb, die ihre rund eine Million Followerinnen auf verschiedenen Social-Media-Plattformen mit russischer Propaganda versorge. Die Politologin ist in der Schweiz aufgewachsen, hat in Deutschland studiert und arbeitete danach für Unter­nehmen in verschiedenen west­afrikanischen Ländern.

Als Wahlheimat bezeichnete sie Côte d’Ivoire, wo sie sich der panafrikanischen Bewegung anschloss und Opposition gegen die Regierung machte. Sie wurde 2019 in die Schweiz ausgeschafft. Und hat sich laut «Tages-Anzeiger» stark radikalisiert. Mittlerweile interessiere sich auch der französische Geheim­dienst wegen ihrer Verbindungen nach Russland für sie.

Yamb meide üblicher­weise «westliche Medien». Der Republik gab sie im Sommer 2021 aber ein Interview. Lesen Sie selbst.

Madame, sind Sie eine russische Agentin?

Frankreich kolonialisiert Afrika weiterhin, afrikanische Politiker sind käuflich und Entwicklungs­hilfe ist schädlich. Die Schweiz-Kamerunerin Nathalie Yamb findet klare Worte und bekommt dafür auch Klage­drohungen.

Schönes Wochenende!

Ihre Crew der Republik