Montag, 20. März 2023

Guten Abend,
schön, sind Sie da!

209 Milliarden hier, TPO da, Public Liquidity Backstop what? Falls Ihnen 24 Stunden nach der Credit-Suisse-Übernahme vor lauter kryptischen Begriffen noch schwindlig ist: Hier gibts Hilfe.

Damit Sie beim Feierabend­bier mitreden können

Pascal Müller
  • Liquidität: Die Liquidität einer Bank gibt an, ob und wie rasch diese ihren Zahlungs­verpflichtungen nachkommen kann. Sprich: Wie schnell Sie als Kunde an Ihr Geld kommen. Wie liquide eine Bank ist, hängt davon ab, welche Vermögens­werte sie hält. Der liquideste Vermögenswert: Bargeld. Aber auch Vermögens­werte wie Staats­anleihen gelten als hoch­liquide, da sie sich schnell zu Geld machen lassen. Die Intervention der Nationalbank (eine Liquiditäts­hilfe) hatte denn auch in erster Linie das Ziel, den Kundinnen zu signalisieren: Sie kommen jederzeit an Ihr Geld.
  • Solvenz: Während die Liquidität angibt, ob eine Bank kurzfristig Geld auszahlen kann, so dreht sich der Begriff der Solvenz um die Frage, ob eine Bank auch langfristig ihren Verpflichtungen nachkommen kann. Salopp gesagt: wie gesund eine Bank ist. Dies hängt unter anderem von ihrer Eigenkapital­quote ab: Je mehr Eigenkapital eine Bank hält (im Vergleich zum Fremd­kapital), desto eher ist sie in der Lage, mögliche Verluste auszugleichen – und so ihren Zahlungs­verpflichtungen auch langfristig nachzukommen.
  • Systemrelevanz: System­relevant sind Banken dann, wenn ihr Ausfall volkswirtschaftlich gröbere Folgen nach sich zieht. Heisst konkret: Unternehmen können ihren Mitarbeitern die Löhne nicht mehr auszahlen, Kundinnen können ihre Rechnungen nicht mehr über ihr Konto bei der – sagen wir Credit Suisse – bezahlen. Durch den Ausfall der Bank wird so das ganze Wirtschafts­system in Mitleidenschaft gezogen. Bis letzte Woche galten in der Schweiz fünf Banken als system­relevant: die UBS, die Raiffeisen-Gruppe, die Zürcher Kantonalbank, die Postfinance und die Credit Suisse. Weil sie gesamt­wirtschaftlich bedeutend sind, müssen system­relevante Banken strengere Anforderungen erfüllen als andere Institute.
  • Leerverkäufe/«short selling»: Angenommen, Sie gehen Anfang Monat davon aus, dass der Kurs einer Aktie sinken wird: Dann können Sie sich Aktien leihen zum heutigen Kurs (sagen wir: 100 Franken pro Aktie), diese verkaufen Sie am offenen Markt – zum Marktpreis, also 100 Franken pro Aktie. Später, wenn der Kurs gefallen ist, kaufen Sie die Aktie zurück, zum Beispiel für 80 Franken pro Aktie. Und Sie geben die Aktie an Ihre Brokerin zurück zum Preis, der galt, als Sie sich die Aktie geliehen hatten – also 100 Franken pro Aktie. Damit machen Sie 20 Franken Gewinn pro Aktie. Je mehr Trader sogenannte Leer­verkäufe tätigen, also auf einen sinkenden Kurs spekulieren, desto stärker gerät der Aktien­kurs unter Druck – wie im Fall der Credit Suisse.

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«Chemie ist nicht alles. Aber alles ist Chemie», pflegte der Chemie­lehrer zu sagen.

klimaintuition

Kaboom

👩🏽‍🔬 Chemie­unterricht! Bei einer Knallgas­reaktion reagiert Wasserstoff mit Sauerstoff und produziert dann:

🏆 Sehr gut! Nun die zweite Frage: Was bringt uns das?

Kaboom zum Zweiten: Zum Text von Constantin Seibt «Ruhm der Ukraine, Schande der Schweiz», sagte ein Redaktions­mitglied der Republik: «Ich hab den Text angefangen zu lesen und war innert Sekunden hellwach.» Auch in der Verlegerschaft war die Resonanz gross.

aus der community

Verzweiflung und Trost

«Es ist tröstend zu merken, dass man nicht alleine ist mit seiner Wut gegen das, was in unserer Schweiz gerade passiert», schrieb eine Verlegerin.

Ein Community-Mitglied schilderte Gedanken «aus dem stillen Kämmerlein»: «Die Schweiz wird immer mehr wie das verwöhnte, reiche Arschloch-Kind in der Schulklasse.»

Nicht minder kritisch sieht es ein anderer Verleger: «If you don’t stand for anything, you will fall for everything.»

Aber auch: «Ein solcher Text ermutigt, sich zu engagieren.»

Und als Gedanken­anstoss: «Man könnte versucht sein zu berichten, dass sich schämen weniger unerträglich wird, wenn man sich dabei nicht mehr so allein fühlt, aber dann müsste man sich für solches Gejammer schämen.»

Und falls Sie den Text verpasst haben, et voilà:

Ruhm der Ukraine, Schande der Schweiz

Ein Jahr nach Beginn der Invasion stehen die westlichen Demokratien entschlossen hinter der Ukraine. Das Schweizer Parlament sabotiert derweil Waffen­lieferungen.

Danke fürs Interesse.

Ihre Crew der Republik