Freitag, 20. Januar
«wir könnten bleiben / wurzeln schlagen im vergangenen», schreibt die Schweizer Autorin Flurina Badel in einem Gedicht. Aber: «dieser halde / entreissen wir uns / immer geradeaus richtung wind».
«Tinnitus tropic» – klingelt da was? Wer schon länger die Republik liest, erinnert sich vielleicht an die rätoromanischen Gedichte von Flurina Badel. Als die Autorin vor drei Jahren einen der Schweizer Literaturpreise erhielt, haben wir sie im Unterengadin besucht, im Bergdorf Guarda, wo sie aufgewachsen und wohin sie, nach Lebensstationen auf verschiedenen Kontinenten, zurückgekehrt ist.
Damals, 2020, war ihr Lyrikdebüt nur im Original, auf Vallader, zu lesen. Jetzt sind die Gedichte, in einer zweisprachigen Ausgabe, auch auf Deutsch erschienen, gemeinsam übersetzt von Ruth Gantert und Badel selbst.
Am Donnerstag fand die Buchpräsentation in der Berner Kunsthalle statt, samt Leseperformance mit dem Jazztrompeter Manuel Mengis. Wie Sie sich den Sound der Texte sonst noch ins Ohr holen können? Schauen Sie mal in unser Autorinnenporträt.
Von der Lyrik zur Kommunikation. Eine Leseempfehlung anlässlich des Rücktritts von Jacinda Ardern:
Wir haben es diese Woche erfahren: Die weitherum beliebte neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern tritt zurück. Das teilte sie in einer emotionalen Rede mit. Die Republik hat sie in der Vergangenheit nicht nur porträtiert, sondern auch ihre Fähigkeiten in der Krisenkommunikation analysiert.
Was die Schweizer Bundesrätin Simonetta Sommaruga von Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern unterscheidet. Ab Punkt 6 wirds fast ein wenig kitschig – die 22 Leseminuten lohnen aber allemal.
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Die gute Rede ist auch im Gerichtssaal nicht ganz unwichtig. Unter anderem davon konnten sich heute ausgewählte Verlegerinnen überzeugen.
Am Freitag früh, bei Dunkelheit und leichtem Schneefall, traf sich eine Gruppe Republik-Verleger vor dem Zürcher Obergericht: Justizreporterin Brigitte Hürlimann hatte zum Gerichtsbesuch eingeladen.
In den folgenden Stunden waren wir bei einem Berufungsprozess dabei. Als sich die Richter zur Urteilsberatung zurückzogen, wechselten wir ins nahegelegene Café und diskutierten: Was hatte überzeugt, was nicht? Was hatten wir nicht verstanden?
Antworten hatte unsere Gerichtsreporterin – und später auch die Staatsanwältin, die nach der Urteilsverkündung im Innenhof spontan aus ihrem Berufsalltag erzählte. Ein kleiner Crashkurs in Sachen Schweizer Strafjustiz.
Worum es beim Prozess ging und wie das Urteil ausfiel, lesen Sie am kommenden Mittwoch in unserer Rubrik «Am Gericht».
Nick Lobeck
Vom Recht in der Praxis weiter in die Praxis:
Der Fotograf und Comiczeichner Renke Brandt mag Absurdes und zeigt es hier.
Mehr zu Renke Brandt gibt es hier.
Wenn Sie nun genug gelesen haben, freuen Sie sich vielleicht über einen Filmtipp – Bergpanorama inklusive.
In Solothurn eröffneten am Mittwoch die 58. Solothurner Filmtage, 217 neue Filme werden dort gezeigt. In der Kategorie «Prix du Public» läuft unter anderem an diesem Freitag «Réduit» des Lenzburger Nachwuchsregisseurs Leon Schwitter.
Beeindruckende Gipfel flankieren das Vater-Sohn-Drama, die Kamera führte der mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnete Robin Angst («Nachts sind alle Katzen grau»). Er meistert die Gratwanderung zwischen melancholischen und harten Bildern spielend.
Bis es mehr zum Film in der Republik zu lesen gibt – warum nicht nach Solothurn fahren und einen leisen, beklemmenden Bergfilm ansehen?
Und für alle Alpenliebhaberinnen hier noch Entwarnung: Die Berge sind nur Schauplatz und stille Beobachter dessen, was sich vor ihrer Kulisse abspielt. Sie können, wie so oft, rein gar nichts dafür.
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