Agota Lavoyer über sexualisierte Gewalt – und die Bildkolumne «Panamericana» führt diesmal nach Chile
05.01.2023
Guten Tag
Das haben wir heute für Sie:
Geschlechtsspezifische Gewalt: «Wo kein Opfer, dort kein Täter und keine Tat», sagt Expertin Agota Lavoyer. Und sie erklärt, warum es so enorm wichtig ist, Übergriffe zu benennen
Panamericana: Die zweite Station unserer neuen Bildkolumne ist Chile. Wir begleiten einen Heiler der Mapuche beim Morgenritual
Die Zahl erschüttert: 2021 wurden weltweit 81’100 Frauen ermordet – mehr als die Hälfte davon, 45’000, wurden Opfer von häuslicher Gewalt. Und die Situation dürfte sich im Krisenjahr 2022 noch verschlechtert haben. Der nächste Gedanke: Wie hoch ist die Dunkelziffer? Wie viele Femizide bekommen wir gar nicht mit, weil das Schweigen immer noch tadellos funktioniert, weil so viele gar nicht wissen wollen, was Frauen passiert, zu Hause, im Job, weil wir die Augen und Ohren verschliessen? Weil viele Frauen Angst haben, sich zu äussern, weil alte, weisse Männer immer noch die Macht haben; weil der Mythos der lügenden Frau weiterhin eine der mächtigsten Waffen des Patriarchats ist.
Agota Lavoyer kennt die Waffen des Patriarchats. Sie ist Expertin für geschlechtsspezifische Gewalt und sieht darin ein strukturelles Problem. Das zeigt sich auch in den Medien. Die Berichterstattung sei ein Abbild der Denkweise, die in der ganzen Gesellschaft vorherrsche, sagt Lavoyer: «Viele Medienschaffende wissen zu wenig über geschlechtsspezifische Gewalt – wie auch wir als Gesellschaft insgesamt zu wenig darüber wissen.» Inland-Redaktorin Bettina Hamilton-Irvine hat sie gefragt, wie sich das ändern lässt und wie wir die Mythen, die häusliche Gewalt umgeben, überwinden können.
Die Mapuche machen einen Grossteil der indigenen Bevölkerung Chiles aus. Einst widersetzten sie sich den spanischen Kolonisatoren. Und noch heute verteidigen viele Mapuche ihre traditionelle Lebensweise, auch gegen den chilenischen Staat. In Rulo, einem kleinen Dorf im Süden, beginnt Heiler Manuel Pilkil Melillán den Tag mit Gesang und Trommelklängen. Unsere Fotografin hat ihn bei seinem Zeremoniell begleitet.
Und in aller Kürze:
Heute im Journal: Wir empfehlen Meta-Lektüre, vermeiden Unfälle – und gratulieren Dänemark.
Haben Sie einen schönen Tag. Bis morgen.
Ihre Crew der Republik
Interview: «Das Problem ist nicht der individuelle Mann, sondern unsere Vorstellung von Männlichkeit»
Bildkolumne «Panamericana», Folge 2: Trommelschläge für Mutter Erde