Montag, 5. Dezember 2022

Guten Abend.
Schön, sind Sie da!

Falls Sie berühmt sind, wissen Sie es: Die Bürde des Erfolges kann schon mal auf die Sehnen­scheide schlagen. Ausser, man macht es wie Bob Dylan.

Schreibfauler Altmeister

«It ain’t me babe»: Unter anderem der «Guardian» hat unlängst über eine Episode berichtet, die Bob Dylan eher unangenehm sein dürfte: Der hat nämlich 900 «hand­signierte» Ausgaben seines neuen Buches «The Philosophy of Modern Song», die je zu immerhin 599 Dollar verkauft worden sind, tatsächlich gar nicht von Hand unter­schrieben. Seine Signatur ist maschinell verviel­fältigt worden. Wegen pandemie­bedingter Einschränkungen und Schwindel­gefühlen sei er ausser­stande gewesen, eigenhändig zu unter­schreiben, erklärte sich Bob Dylan. Der Einsatz der Maschine sei eine «Fehl­einschätzung» gewesen. Wohl wahr. Eine anregende Einschätzung dazu, was im Werk drin­steht, gibt es hier.

Im Sprachgewand

Lesen oder hören Sie hier die Besprechung von Dylans neuem Buch «Die Philosophie des modernen Songs».

Wenn schon maschinelle Unter­stützung, dann richtig, finden wir – und wenden uns deshalb einmal mehr unserem Text­roboter zu. Auch für ihn ist Advent die Zeit der inneren Einkehr. Nach­dem er eben noch der Ursache des streikenden Druckers auf den Grund ging, muss er nun von diesem Abschied nehmen.

Abendtürchen

Nachruf auf einen alten Büro­drucker

Dein Druck war klein und unscheinbar, aber du hast uns tapfer durch viele Schreib­tische geschleppt. Wir werden dich vermissen, wenn wir unsere Dokumente in den nächsten Tagen per Hand kopieren müssen.

Ihr Ex-Drucker, empathisch gesehen durch den Bildgenerator Midjourney.

Warum auch immer der Drucker gestorben ist: Gedruckt hat er schon heute Morgen nicht mehr. Karpi und Seibt haben deshalb vom Text­roboter GPT-3 wissen wollen: Warum streikt der verdammte Drucker schon wieder?

morgentürchen

Druck! Druck! Druck!

Die 10 wahren Gründe, weshalb Ihr Drucker nicht funktioniert:

  1. Der Drucker weigert sich, zu drucken, weil er Angst hat, Fehler zu machen.
  2. Der Drucker ist verliebt in Sie und will Ihre Aufmerksamkeit erregen.
  3. Der Drucker ist eifersüchtig auf die anderen Geräte in Ihrem Büro und will nicht, dass Sie sie benutzen.
  4. Der Drucker ist verärgert, weil er zu lange auf ein Dokument warten musste.
  5. Der Drucker fühlt sich eingeschüchtert von den neuen, modernen Druckern und weiss nicht, ob er ihnen das Wasser reichen kann.
  6. Der Drucker ist verwirrt, weil er nicht weiss, ob er jetzt analog oder digital arbeiten soll.
  7. Der Drucker ist verärgert, weil er weiss, dass Sie ihn nur benutzen, wenn Sie etwas drucken müssen.
  8. Der Drucker ist depressiv, weil er weiss, dass seine Arbeit niemals wirklich fertig sein wird.
  9. Der Drucker hasst seinen Job und würde am liebsten alles daran ändern.
  10. Er fühlt sich unter Druck.

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Die Drucker bei der Staats­anwaltschaft dagegen scheinen ziemlich gut zu funktionieren: Sie spucken Straf­befehle am Laufmeter aus.

Strafe ohne Richter

Neulich rief ein Freund an, aufgeregt und besorgt. Die Post hatte ihm ein amtliches Dokument zugestellt, das er kaum verstand. Es gehe wohl um eine Busse wegen eines angeblichen Strassen­verkehrs­delikts, vermutete er. Ein Delikt, das er nicht begangen haben will. Der Freund ist Lehrer übrigens, deutscher Mutter­sprache, das unverständliche Stück Papier jedoch ein Straf­befehl. Urteils­vorschlag, wie es nobel heisst. Hätte er sich nicht rechtzeitig gewehrt (mit Erfolg), er wäre heute vorbestraft.

Über 90 Prozent aller Vergehen und Verbrechen in der Schweiz werden im Strafbefehls­verfahren erledigt. Menschen werden verurteilt, manche von ihnen wandern gar ins Gefängnis – ohne je einen Richter gesehen zu haben. Ist das fair?

Das diskutierten vergangenen Freitag Strafrechts­professoren, Anwältinnen und NGO-Mitarbeitende am 19. Kongress des Forums Straf­verteidigung. Fazit: Wehren lohnt sich. Und mit der Rechts­staatlichkeit liegt hier so einiges im Argen – wie wir bereits 2018 dargelegt haben.

Am Gericht

Fliessband­arbeiter der Gerechtigkeit

Vergessen Sie, was Sie je über Straf­justiz gehört haben. Nicht in Gerichts­sälen werden die Urteile gefällt. Sondern vor allem am Computer.

Zum Schluss noch zu unserer Frage an Bern: Am Mittwoch wählt die Vereinigte Bundes­versammlung zwei neue Bundes­rätinnen. Dazu wurde vieles geschrieben, vieles gesagt, deshalb:

frage an bern

What else?

Sie möchten einem Nationalrat eine Frage stellen? Vom Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation etwas wissen oder vom Aussen­departement? Schicken Sie, was immer Sie umtreibt, an unser Bundeshaus­team: frage-an-bern@republik.ch. Unsere Redaktorinnen leiten die Frage weiter und liefern die Antwort am Mittwoch im Journal.

Das wars für heute, schauen Sie doch morgen wieder rein.

Ihre Crew der Republik