Dienstag, 27. September 2022

Hallo und guten Abend.

Manchmal, in raren Momenten, legt Bundes­bern eine Schnelligkeit an den Tag, die überrascht. Heute war wieder so ein Moment.

Bei der Cloud wird vorgeprescht

Der Bund möchte einen Grossteil seiner Daten am liebsten in einer Cloud speichern. Heute hat die Bundes­kanzlei vermeldet: Die Rahmen­verträge mit verschiedenen Anbietern aus China und den USA sind unterzeichnet.

Der Deal kam trotz offenen juristischen Fragen und einer laufenden parlamentarischen Untersuchung zustande.

«Es scheint eine neue Mode in Bundesbern zu geben», schreibt Tech-Reporterin Adrienne Fichter heute dazu im Magazin. «Verträge zu unterzeichnen, bevor der demokratische und rechts­staatliche Prozess in einer Sache abgeschlossen ist.»

Update

Die Bundeskanzlei schafft Fakten in der Cloud-Frage

Lesen Sie unser Update, es dauert 4 Minuten.

Eine interne Meldung erreichte uns heute aus dem Hause TX Group. Mehrere Quellen bestätigten uns: Es wird mal wieder gespart – und zwar beim Journalismus.

Update

Neue Spar­runde bei Tamedia

Heute Nachmittag lud der Medien­verlag Tamedia seine Mitarbeiterinnen zu einer kurzfristig anberaumten Krisen­sitzung. Dort erfuhren sie, dass in der überregionalen Redaktion von «Tages-Anzeiger», «Basler Zeitung», «Bund», «Berner Zeitung» und Winterthurer «Landbote» ein knappes Dutzend Entlassungen ausgesprochen werden. Zudem wird ein Teil der zahlreichen offenen Stellen nicht neu besetzt. Auch bei der Produktions­abteilung werden – erneut – Stellen gestrichen, mindestens zehn sind es dieses Mal.

Das Mutterhaus der Tamedia – die TX Group – erzielte im vergangenen Jahr 832,7 Millionen Franken Gewinn. Die Aktionäre des grössten Schweizer Medien­konzerns durften sich über eine satte Dividende freuen.

Regelmässige Updates zur Medien­konzentration in der Schweiz finden Sie in unserem Watchblog.

Ihnen ist unabhängiger Journalismus wichtig?

Ohne Journalismus keine Demokratie. Wenn Sie das auch so sehen: Die Republik ist werbefrei und wird finanziert von ihren Leserinnen. Testen Sie uns. Für 21 Tage, kostenlos und unverbindlich.

Vorwarnung: Der Blick ins Ausland macht den Tag nicht besser. Bis heute Abend laufen in vier besetzten Gebieten in der Ukraine Abstimmungen über den Anschluss an die Russische Föderation. Wir haben so eine leise Ahnung, wie die Sache ausgehen könnte.

Nur Schein statt Sein

Zuletzt wurde es etwas turbulent für Wladimir Putin. Einerseits hat die ukrainische Armee verschiedene Gebiete zurück­erobert. Andererseits fliehen potenzielle russische Soldaten zurzeit zu Tausenden in die Nachbar­länder.

Kein Zufall, versucht Putin gerade jetzt, sich Teile der ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja einzuverleiben, so Politik­wissenschaftlerin Gwendolyn Sasse.

Im Online­magazin «Dekoder» erklärt sie gemeinsam mit Politik­wissenschaftlerin Cindy Wittke, ab wann ein Referendum völkerrechts­konform ist und was Putin mit den Schein­referenden erreichen will.

Falls Ihnen der momentane Zustand von Welt und Wetter zu düster ist und es Sie nach einem netten Beisammen­sein gelüstet, kommen Sie an die heutige Republik-Veranstaltung im Neubad Luzern.

Zugegeben: Das Thema (radikalisierte Konservative) ist jetzt nicht das Aller­fröhlichste, die Diskutierenden (Republik-Reporter Daniel Ryser und Basil Schöni; Politik­wissenschaftlerin Natascha Strobl) sind dafür umso charmanter. Und ab 19.30 Uhr gibts Drinks.

Kommenden Sonntag sind Wahlen in Brasilien. Im Magazin analysiert der in Rio de Janeiro lebende Journalist Philipp Lichter­beck die Ausgangs­lage. Hier lesen Sie die Quintessenz:

Republik Redux

Brasilien wählt

  • Jair Bolsonaro von der Liberalen Partei kämpft um seine Wiederwahl als Staats­präsident, sein Heraus­forderer ist Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiter­partei. Die Umfragen sehen Lula da Silva in Führung.
  • Gut möglich also, dass Brasilien Bolsonaro absägt – spätestens im zweiten Wahlgang Ende Oktober.
  • Doch selbst wenn: Brasilien wird den Bolsonarismus nicht so schnell los. Denn Bolsonaro hat das Land verändert und eine Sprache der Gewalt in der Politik normalisiert. Einige seiner Anhänger liebäugeln für den Fall einer Wahl­niederlage sogar mit einem Putsch.

Seit bald zwei Wochen nun journaliert die Republik. Seit bald zwei Wochen diskutieren wir intern heiss, was beim Journal funktioniert und was überhaupt nicht.

Die wichtigste Jury aber, die sind Sie.

Was gefällt Ihnen am Journal? Was gefällt Ihnen sogar richtig gut? Was finden Sie dämlich, verwirrend, cringe? Wovon wollen Sie mehr, wovon weniger? Lassen Sie es uns wissen. Wir lesen mit.

Tschüssikowski.

Ihre Crew der Republik