An die Verlagsetage

Werfen Sie einen Blick in die Geschäfts­bücher

Als Verlegerin der Republik haben Sie in ein journalistisches Unternehmen investiert. Wir zeigen Ihnen, wofür wir Ihr Geld einsetzen – und warum.

Von Lucia Herrmann, Miriam Walther und Thomas Preusse (Grafik), 08.10.2021

Journalismus kostet. Dass Sie diesen Beitrag trotzdem lesen können, verdanken Sie den rund 27’000 Leserinnen, die die Republik schon finanzieren. Wenn auch Sie unabhängigen Journalismus möglich machen wollen: Kommen Sie an Bord!

Sie haben uns einen Teil Ihres Geldes anvertraut. Dafür zu danken, wäre zu wenig. Wir schulden Ihnen nicht nur Dank, wir schulden Ihnen Zahlen. Denn Vertrauen ist zwar die Grund­lage jeder funktionierenden Geschäfts­beziehung, aber blind sollte dieses Vertrauen nicht sein.

Lassen Sie uns also en détail über Ihre Investition sprechen.

Das Jahresbudget oder: Wo gehen Ihre 240 Franken hin?

Im Kern verfolgen wir das Prinzip: Den Betrieb so schlank wie möglich halten, damit so viel wie möglich direkt in unser Produkt fliesst. Ganz vermeiden lassen sich Betriebs­kosten natürlich nicht, sie machen etwa 50 Franken pro Mitgliedschafts­beitrag aus. Damit machen wir zum Beispiel Werbung, bezahlen die Miete und leisten uns für unser gemeinsames Unternehmen exakte Buchhalter und kaltblütige Anwältinnen.

Der Rest Ihres Geldes, also 190 Franken, begegnet Ihnen als Journalismus wieder.

Im Vergleich zum letzten Geschäfts­jahr ist das Budget um rund 0,5 Millionen Franken grösser geworden und liegt neu bei 6,32 Millionen. Die Verteilung über die verschiedenen Bereiche des Unternehmens ist in etwa gleich geblieben. Die drei wichtigsten Veränderungen sind: Wir haben Verstärkung für die Inland­redaktion, das Tech-Team und die Geschäfts­leitung geholt.

Im Detail sieht das Gesamt­budget für unser laufendes Geschäfts­jahr (Juli 2021 bis Juni 2022) so aus:

(Wenn Sie auf einen der farbigen Ausgaben­blöcke klicken, sehen Sie die verfeinerte Aufschlüsselung).

Der treue Verleger erinnert sich: Nicht nur das Produkt, sondern auch das Budget hat sich über die letzten vier Geschäfts­jahre entwickelt. Nach dem ersten verrückten Jahr des Crowd­fundings im April 2017 und dem Aufbau des Magazins starteten wir ins zweite Geschäfts­jahr mit einem budgetierten Aufwand von 6,89 Millionen Franken, welcher dann nach einem Umbau im Frühjahr per Ende Juni 2019 knapp 6 Millionen Franken betrug. Damit begannen wir dann auch das dritte Geschäfts­jahr und veröffentlichten zum ersten Mal das aufgeschlüsselte Budget nach den verschiedenen Bereichen. Und mit einem leicht kleineren Rahmen folgte das Budget für das vierte Geschäftsjahr von 5,85 Millionen Franken.

Das aktuelle Budget ist wieder grösser – um rund 10 Prozent

Entwicklung des konsolidierten Ausgaben­budgets nach Geschäftsjahr

Redaktion
Tech & Design
Community
Dept. des Inneren
Unternehmensführung
18/1919/2020/2121/22Sommer 186,89 Mio.5,98 Mio.5,85 Mio.Neues Budget6,32 Mio.

Ein Geschäfts­jahr in der Republik dauert jeweils von Juli bis Juni.

Und die treue Verlegerin erinnert sich auch: Vor einem Jahr liessen wir Sie im Rahmen der jährlich statt­findenden Urabstimmung auch über das Budget befinden. Dieses Jahr stellen wir Sie vor vollendete Tatsachen. Warum?

In der Urabstimmung 2020 hat eine Mehrheit die geänderten Statuten angenommen. Damit entfällt diese Abstimmung, ausser der Genossenschafts­rat von Project R verlangt danach. (Wer stattdessen entscheidet, dazu gleich mehr.)

Ich will es genauer wissen: Von welchem Budget sprechen wir hier genau?

Wenn in diesem Beitrag von «Budget» die Rede ist, dann ist damit das konsolidierte Ausgaben­budget der Project R Genossenschaft und der Republik AG gemeint. Die beiden Gesellschaften sind eng miteinander verflochten. Dieses Budget gibt Ihnen einen Überblick über alle Ausgaben, die bei der Republik und bei Project R geplant sind. Uns ist es wichtig, dass Sie nachvollziehen können, wie wir Ihr Geld einsetzen.

Wir sind überzeugt, dass Journalismus nur zukunfts­fähig ist, wenn er auf Transparenz setzt. (Vielleicht haben Sie von unserem Motto bereits gehört: Wir möchten die transparenteste Aktien­gesellschaft der Schweiz sein.) Ein wichtiger Bestand­teil davon ist Ausgaben­transparenz: Sie vertrauen uns Ihr Geld an, und wir zeigen Ihnen, wie wir planen, es auszugeben.

Über welches Budget wurde bis 2020 an der Urabstimmung abgestimmt?
An der Urabstimmung wurde über das Project-R-Budget abgestimmt. Der Grund: Project R war gemäss Statuten als Genossenschaft dazu verpflichtet, ihre Mitglieder über wichtige Fragen wie das Budget und die Rechnung abstimmen zu lassen. Eine Rechenschafts­pflicht bezüglich Ausgaben der Republik gehörte nicht dazu. Wir legten das konsolidierte Ausgaben­budget trotzdem offen – aus Überzeugung.

Was hat sich seit der Statuten­revision verändert?
Bis zur Statuten­revision vergangenen Herbst war das Project-R-Budget Bestand­teil der Urabstimmung. Wer sich weiterhin dafür interessiert, findet es hier. Darin steht, dass Project R auch im nächsten Jahr plant, praktisch alle ihre Mittel – das heisst in erster Linie Ihre Mitglieder­beiträge – für die Republik auszugeben. Und zwar:

  • in Form von Republik-Abos, die Project R für ihre Mitglieder (also Sie) bei der Republik kauft;

  • indem die Genossenschaft den Recherche­etat für grosse Geschichten finanziert;

  • mit Mitarbeitern in den Bereichen Geschäfts­leitung, Departement des Inneren und Community, deren Arbeit beiden Unternehmen zugutekommt;

  • und last but not least mit einer sogenannten Defizit­garantie für die Republik.

Die Verantwortlichen oder: Wer hat denn entschieden?

Seit diesem, dem fünften Geschäfts­jahr (2021/2022) liegt der Entscheid über das Budget beim Vorstand der Project R Genossenschaft und dem Verwaltungs­rat der Republik AG. Das ist schlüssig, weil auch die Gesamt­verantwortung für das Unternehmen bei diesen beiden strategischen Gremien liegt.

Ein Wörtchen mitzureden haben Sie als Verleger aber trotzdem. Zumindest indirekt. Die neuen Statuten legen nämlich auch fest, dass der Vorstand eine Stellung­nahme beim Genossenschafts­rat einholen muss, bevor er das Budget verabschieden darf (und, dass der Genossenschafts­rat bei erheblichen Differenzen eine Urabstimmung darüber verlangen kann). Dieses Jahr kam der Genossenschafts­rat, gewählt durch die Mitglieder, zu folgendem Schluss:

«Die Arbeits­gruppe Finance & Legal hat im Auftrag des Genossenschafts­rats die Unterlagen geprüft und hält die von Geschäfts­leitung, Vorstand und Verwaltungs­rat gemachten Annahmen zu den Budgets für realistisch.»

Damit zur Frage: Auf welchen Zielen und Annahmen beruht das diesjährige Budget?

Die Ziele oder: Warum so und nicht anders?

Die oben aufgeschlüsselten Ausgaben­posten stecken den Rahmen ab, innerhalb dessen sich die Crew der Republik bewegen, mehr oder weniger Verrücktes ausprobieren und anderes wieder über den Haufen werfen kann. Dieser Rahmen ist nicht beliebig: Das Budget ist eine Übersetzung von strategischen Zielen für die Dauer von zwölf Monaten.

Im Wesentlichen sind es drei Dinge, die in diesem Jahr verfolgt werden:

  1. Den Betrieb bei bestehendem Produkt und bestehender Qualität weiter stabilisieren – weil wir Sie konstant (nicht nur regelmässig) und noch viele Jahre stolz machen wollen, Verlegerinnen dieses Magazins zu sein.

  2. Raum schaffen für Investitionen und, sobald wir von einer oder mehreren Projekt­ideen überzeugt sind, mehr Geld in die Hand nehmen und diese umsetzen – weil wir Sie überraschen (bitte nie langweilen) und noch mehr Menschen mit unserem Journalismus begeistern wollen.

  3. Die finanzielle Unabhängigkeit stärken – weil wir Ihre und unsere Nerven schonen wollen.

Die Annahmen oder: Warum wir das Budget erhöhen können, aber dennoch nicht übertreiben sollten

Wir starteten am 1. Juli 2020 ins vierte Geschäfts­jahr als selbst­tragendes Unternehmen. Diese Schwelle hatten wir kurz vorher (am 19. Juni 2020) überschritten. Und haben es dann geschafft, über das gesamte Jahr hinweg im grünen Bereich zu bleiben. Sprich: Die Republik hat sich das erste volle Jahr hundert­prozentig aus dem Leser­markt finanziert.

Ganz trauen wir dem aber noch nicht. Der ökonomische Druck bleibt. Auch deshalb planen wir für das fünfte Geschäfts­jahr eher vorsichtig.

Wir wollen mindestens 27’000 Mitglieder und Abonnentinnen halten. (Was beim aktuellen Ausgaben­budget gleichzusetzen ist mit: selbst­tragend bleiben.) Das ist eine eher konservative Haltung, wenn man dabei bedenkt, dass die Republik seit November 2020 konstant über 27’000 Verleger hat (und seit Anfang 2021 über 28’500). Für unsere Einnahmenparameter heisst das:

  1. Wir streben erneut eine durch­schnittliche Erneuerungs­rate von 75 Prozent an (erreicht im vierten Geschäfts­jahr: 79 Prozent).

  2. Wir wollen mindestens 4800 neue Mitgliedschaften gewinnen (erreicht im vierten Geschäftsjahr: 7600).

  3. Und wir wollen den Level von 4000 Monats­abonnentinnen halten.

Das sind die Minimal­ziele. Und entsprechend dazu das Minimal­budget: eher auf Sicherheit bedacht, als auf Risiko gesetzt. Zeitgleich arbeiten wir aber an Investitions­projekten. Und nehmen, sobald angebracht, zusätzliches Geld in die Hand, um den Journalismus der Republik voranzutreiben.

Damit Sie in Ihrer Rolle als Verleger in Echtzeit überblicken, wie erfolgreich wir mit diesem Vorhaben sind, haben wir das Cockpit angepasst. Es zeigt nicht mehr die Marke von 25’000 Mitgliedschaften als gestrichelte Linie an, sondern neu 27’000. Wenn wir oberhalb dieser Grenze bleiben, dann haben wir genügend Einnahmen, um das Unternehmen aus sich selbst heraus zu finanzieren. Und wir haben auch die Mittel, um Neues auszuprobieren und zu experimentieren.

Vielen Dank.

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