Im Gespräch

«In der Geschichte gab es Königinnen, lange aber keine Präsidentin»

Die Historikerin Caroline Arni erforscht, wie Schweizerinnen über die Jahrhunderte die Männer­macht heraus­forderten. In Folge 15 des Podcasts erzählt sie, warum der Fall der Monarchien für die Freiheit der Frauen erst einmal ein Rückschritt war.

Von Roger de Weck, 24.09.2021

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«In der Geschichte gab es Königinnen, lange aber keine Präsidentin»
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Die Historikerin Caroline Arni hat mit «Lauter Frauen – Zwölf historische Porträts» soeben ein Buch veröffentlicht über bekannte, weniger bekannte und verkannte Frauen der Schweizer Geschichte. Und über ihre Grossmutter.

Frauengeschichte findet sie besonders aufschluss­reich, weil den Frauen über Jahrhunderte «der Ort des Besonderen (nicht des Allgemeinen), des Neben­sächlichen (nicht des Haupt­sächlichen), des Partikularen (nicht des Universalen) zugewiesen worden ist», wie sie sagt.

Was das bedeutet, darüber spricht sie mit Roger de Weck.

Was Sie im Podcast erwartet:

  • Caroline Arni, warum sind Sie Historikerin geworden … und geblieben? Über Geschichte als Reservoir für die Fantasie. (00:37)

  • Warum historische Neugier ergebnisoffen sein muss, auch wenn sie emanzipatorisch ist. (04:30)

  • Historikerinnen haben es mit Toten zu tun: Caroline Arni erzählt von ihrer Gross­mutter und einer Toten­maske an der Wand. (08:39)

  • Geschichte wird immer «verkörpert». Die Intellektuelle Germaine de Staël wurde wie viele andere Frauen mit Hinweis auf ihren «hässlichen» Körper abgewertet. (14:53)

  • Über Catherine Colomb (1892–1965): Bürgerlichkeit und die Mütter. (17:26)

  • Wie sich im bürgerlichen Zeitalter die Männer­macht erst recht entfaltete – und Republiken von Anfang an männlich waren. (21:09)

  • Emma Herwegh (1817–1904): die eigene Freiheit und die der anderen – und das Versagen der Liberalen. (31:02)

  • Emilie Kempin-Spyri (1853–1901): der vergebliche Kampf für das Frauen­stimmrecht vor Bundes­gericht und ihr Streit mit Feministinnen. (36:51)

  • Julie Bondeli (1732–1778): auf keinen Fall heiraten und auf keinen Fall die eigenen Texte veröffentlichen. (42:27)

  • Und zum Schluss über Meret Oppenheim (1913–1985) und über den Frauenstreik. (48:07)

Zur Person

Caroline Arni studierte Geschichte und Soziologie an der Universität Bern. Sie war Member am Institute for Advanced Study in Princeton, USA, Fellow am Kultur­wissenschaftlichen Kolleg Konstanz sowie Gast­forscherin an weiteren Institutionen in Deutschland und Frankreich. Seit 2012 ist sie Professorin für Allgemeine Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Basel. Ihre Buch­publikationen wurden mehrfach ausgezeichnet. Die Vernissage ihres neuen Buchs findet am 24. September um 19.30 Uhr im «Kosmos» in Zürich statt.

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