Warum Populisten nicht die Antwort auf die Verheerungen des Neoliberalismus sind. Und das Nachrichtenbriefing
30.07.2021
Guten Tag
Das haben wir heute für Sie:
Hayeks Bastarde: Über die neoliberalen Wurzeln der Rechtspopulisten
Was diese Woche wichtig war: Ex-Glencore-Händler gesteht Bestechung, Staatskrise in Tunesien und EU lockt Forscherinnen aus der Schweiz
Trump, Brexit, Bolsonaro – Le Pen? Nächstes Jahr wählt Frankreich. Und diese Wahlen haben das Potenzial, zum vierten Mal in nur wenigen Jahren viele Expertinnen und Journalisten auf dem linken Fuss zu erwischen. Ein Clown wird niemals US-Präsident. Grossbritannien verlässt niemals die EU. Ein irrer Rassist gewinnt niemals im diversen Brasilien. Und eine Faschistin wird niemals Präsidentin in Frankreich – oder? Warum haben so viele in den letzten Jahren so spektakulär falschgelegen und könnten es bald wieder tun? Vielleicht auch, weil sie nicht genug nachgedacht haben.
Unterkomplexe Erzählungen, das kann man dem US-Historiker Quinn Slobodian nun wirklich nicht vorwerfen. Wenn er zum Beispiel über die SVP schreibt, tut er das differenzierter als so mancher Politikredaktor in der Schweiz. Heute räumt er in der Republik mit der vielleicht grössten Falschannahme auf, die viele so blind gemacht hat für den Aufstieg der Rechtspopulisten. Der Falschannahme nämlich, dass die Populisten – von Trump bis Bolsonaro, von Köppel bis Kurz – so stark geworden sind, weil sie die Antwort sind auf die Verheerungen des Neoliberalismus. Diese weit verbreitete Erzählung, schreibt Slobodian, ist falsch. Tatsächlich haben Neoliberalismus und Rechtspopulismus nur auf den ersten Blick eine gegensätzliche Weltsicht. Der genauere Blick zeigt, dass sie ihre Netzwerke und ihre Wegbereiter teilen – zum Beispiel den neoliberalen Vordenker Friedrich A. Hayek. Folgt man den Spuren Hayeks in Geschichte und Gegenwart, wird verblüffend klar und deutlich: Neoliberalismus und Rechtspopulismus haben die gleichen politischen Wurzeln. «Hayeks Bastarde»: ein Essay, der Ihre Weltsicht neu kalibriert.
Sportlich verlaufen die Olympischen Spiele aus Schweizer Sicht erfreulich. Bis Redaktionsschluss gab es bereits sechs Medaillen, und die Tennisspielerin Belinda Bencic steht sowohl im Einzel wie auch im Doppel (mit Viktorija Golubic) im Final. Legt man die rot-weisse Brille ab, zeigt sich jedoch ein anderes Bild: In Tokio explodieren die Corona-Fallzahlen, Athleten fürchten bei Temperaturen von 36 Grad um ihre Gesundheit und die beste Turnerin der Welt zieht sich wegen mentaler Probleme von den Spielen zurück. Mehr dazu im Nachrichtenbriefing, wo auch Glencore, Tunesien und der Forschungsstandort Schweiz Thema sind.
Wir wünschen Ihnen gute Lektüre.
Ihre Crew der Republik
Essay: Hayeks Bastarde. Die neoliberalen Wurzeln der Rechtspopulisten
Was diese Woche wichtig war: Das Nachrichtenbriefing der Republik