Wir laden zum Salon mit Patti Basler
Neue deutschsprachige Dichtung ist das Thema des Literatur-Salons am 4. Mai. Dabei sein können alle – von überallher.
Von Daniel Graf, 21.04.2021
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Dass Patti Basler zu den erfolgreichsten Comedians der Schweiz gehört, wissen hierzulande alle. Dass sie ihre Pointen am liebsten aus Wortwitz und Sprachspiel baut, ebenso. Was deutlich weniger Menschen auf dem Schirm haben: Patti Basler ist auch Lyrikerin. Und reimt in ihren Gedichten schon mal «Klause» auf «Menopause» (oder «leiser» auf «Tripadvisor»).
Es passt also wie die dargebotene Faust aufs Auge, dass sie beim nächsten «Salon der Republik» am Dienstag, 4. Mai, ab 20 Uhr zu Gast ist und mit dem Stammtrio aus Barbara Villiger Heilig, Daniel Binswanger und Daniel Graf über neue Verse spricht.
Genauer gesagt:
über die «lieder an das grosse nichts», das erste grosse Lyrikalbum von Juliane Liebert, die sich auch als Kulturjournalistin und Spezialistin für Pop einen Namen gemacht hat;
sowie über «Gestohlene Luft» von Yevgeniy Breyger, einen Gedichtband, den man getrost zu den gewichtigsten der letzten Jahre rechnen darf.
Und vielleicht ja auch über Gedichte von Patti Basler?
Sie können die Salon-Runde jedenfalls bequem vom Sofa aus besuchen – und mitdiskutieren, sofern Sie mögen.
Denn trotz der Corona-Lockerungen führen wir die Veranstaltung nicht im Cabaret Voltaire durch, sondern digital im Videochat. Sie können also von jedem beliebigen Ort aus dabei sein. Es reichen dafür eine Internetverbindung und ein Klick abends am 4. Mai um 20 Uhr auf diesen Zoom-Link. Hier können Sie den Kalendereintrag zur Veranstaltung herunterladen.
Sollten Sie technische Fragen haben, melden Sie sich einfach im Vorfeld unter: info@cabaretvoltaire.ch.
Der Eintritt in den digitalen Salon ist frei. Falls Sie uns anderweitig unterstützen wollen, freut es uns, wenn Sie (weiterhin) die Republik lesen. Oder das aktuelle Programm des Cabaret Voltaire verfolgen.
Wie immer zeichnen wir den Salon der Republik auf und veröffentlichen die Aufzeichnung hinterher als Audio-Podcast. Wer möchte, kann schon vorab seine Leseeindrücke schildern oder Fragen aufwerfen, die von der Runde diskutiert werden sollten. Nutzen Sie dafür einfach die Dialogfunktion.
Statt der langen Rede nun ein paar Soundproben von Juliane Liebert und Yevgeniy Breyger. Und wenn Sie nach diesen Snippets nicht das dringende Bedürfnis haben, mehr davon zu hören, dann kann nur noch Patti Basler helfen. Wir freuen uns auf Sie!
Hier kommt Juliane Liebert:
und einer muss doch auch die battlerapper trösten
wenn sie in tränen aufgelöst in ihren jaguaren
kauern, und einer muss doch die berge glätten
bis sie flach sind wie hotelbetten gegen drei am nachmittag
der sockendandy hasst die bequemlichkeit die er sucht
mein bruder sagte, er wolle auf reisen gehen
packte 30 kilo steine in den rucksack
und stieg in einen fluss bei wien
wir wissen nicht, ob im juni oder juli
… revolutioniere!
sagst du, ich sage dir: ich will nur sein
Und jetzt – ganz anderer Ton – Yevgeniy Breyger:
es war der mai, an dem das innere nach aussen drängte.
ein grüner panzerkäfer rief mich namentlich,
ich kannte meinen namen nicht.
sass blöd im schlauchboot, trieb zu mutter.
In der Nacht, als das Dorf sich bewaffnet, fegt Regen
übers Geäst und verrät sein Motiv – Verwandlung
von Bäumen in Schrift. Ihr trauriges Hemd,
das Schuppenhemd über der Haut, hält sie wach,
wenn sie schläft. Drüben im Tal brennt noch Licht,
bald sitzt sie zu Tisch. Bald nimmt sie das Messer,
bald schnitzt sie ein Zeichen hinein, das ihr hilft,
zu vergessen. Am Fluss liegen Steine im Schilf.
Erwachsenwerden ist den Groben vorbehalten.
Mit der Pünktlichkeit einer Krankheit kommt Frühling.
Yevgeniy Breyger: «Gestohlene Luft». Gedichte. Kookbooks, Berlin 2020. 80 Seiten, ca. 30 Franken.
Juliane Liebert: «lieder an das grosse nichts». Gedichte. Suhrkamp, Berlin 2021. 88 Seiten, ca. 27 Franken.