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Rassismus gegen Schweizer Politikerinnen, die Corona-Korrespondenz und das Nachrichtenbriefing

19.03.2021

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Freitag. Bald Wochenende. Willkommen.

Das haben wir heute für Sie:

Es passiert jeden Tag. Vorgestern Mittwoch zum Beispiel im Basler Grossen Rat. Auf der Traktanden­liste steht die schriftliche Anfrage einer jungen SP-Politikerin, ob Basel-Stadt nicht wie andere Kantone auch eine Fachstelle für sexuelle Gesundheit einrichten sollte. In den Beratungen zum Geschäft sagt ein Politiker: «Wer anständig durchs Leben geht, wer hübsch ist, der braucht keine Sexberatung» – und nennt im gleichen Atemzug die junge Politikerin als Beispiel für eine Person, die halt nicht «anständig» und «hübsch» ist und deshalb sexuelle Beratung brauche. Und was passiert daraufhin? Nichts. Gar nichts. Die Rats­geschäfte gehen weiter, von den anwesenden Parlamentariern im fast vollen Saal reagiert niemand auf diesen sexistischen Angriff.

  • Fast alle Frauen in der Politik – wenn nicht überhaupt alle Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen – bekommen Sexismus, Demütigungen und Diskriminierung in der einen oder anderen Form zu spüren. Und wenn eine Politikerin auch eine Migrations­geschichte hat, kommt Rassismus noch dazu. Dann sind sie mit einem nicht enden wollenden Strom von Beleidigungen, Hass und Drohungen aus der Bevölkerung konfrontiert, in Briefen, E-Mails, den sozialen Netz­werken. Warum werden Angriffe auf Politikerinnen hingenommen, als würden sie zum politischen Zirkus gehören? Und ja – dies auch in mehrheitlich linken Parlamenten? Unser Reporter Carlos Hanimann hat mit vier Frauen, die auf nationaler, kantonaler oder kommunaler Ebene Politik machen, über ihre Erfahrungen gesprochen – wie sie angefeindet werden, was sie darüber denken und wie sie sich wehren: Aber wehe, sie machen den Mund auf.

  • Nach dem Brexit richtet Gross­britannien seine Aussen- und Verteidigungs­politik neu aus: Premier­minister Boris Johnson will unter anderem das Atomwaffen­arsenal ausbauen. Welche Rolle die Briten in der Welt künftig einnehmen möchten, das Debakel der CDU zum Start ins deutsche Super­wahljahr und Putins neueste Attacke gegen die Opposition – dies und mehr im Nachrichtenbriefing zum Weltgeschehen.

  • Bereits im ersten Shutdown schrieb der Basler Spoken-Word-Künstler Laurin Buser für die Republik eine «Corona-Korrespondenz» – damals an seine Bühnen­partnerin Fatima Moumouni. Jetzt, ein Jahr später, wieder ein Brief, diesmal an den Berliner Autor und Lyriker Max Czollek. «Wohin führt es uns, wenn wir die Vorhänge zuziehen, keine News konsumieren und so tun, als hätte das Welt­geschehen da draussen nichts mit uns zu tun?», fragt er nach mehreren Monaten in einem dämmrigen Winter­schlaf. Und beschreibt, was derzeit wohl viele fühlen: «Was letzten Frühling noch aufregend war und eine gewisse Sensations­geilheit auslöste, war mit Beginn dieses zweiten Lockdowns nur noch frustrierend. Wie die zweite Staffel einer Serie, die man eigentlich nicht weitergucken wollte».

Ausserdem:

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag

Ihre Crew der Republik

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