Bisher war rechte Satire im besten Fall ayn Randphänomen. Schluss damit!

Von Patti Basler, Karpi, Philippe Kuhn, Martha Monster, Constantin Seibt und Ruedi Widmer, 12.03.2021

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Mitte März erscheint der neue «Nebel­spalter» unter dem konservativen Chefredaktor Markus Somm.

Auch wenn wir die politischen Obsessionen von Herrn Somm nur selten teilen – sein Vorhaben hat unsere volle Sympathie. Es ist wie einst die Republik ein Projekt gegen die Wahrscheinlichkeit. Und das noch weit dezidierter als unseres – denn Somm versucht den Mix aus rechter Politik und Satire.

Das braucht wirklich Mut. Denn rechte Satire ist so etwas wie der Heilige Gral der Komik – viele haben ihn gesucht, niemand hat ihn gefunden. Zwar haben Dutzende meist rechte Politiker und mit ihnen Chef­redaktoren und Fernseh­intendanten politische Ausgewogenheit bei der Scherz­produktion verlangt – nur scheiterte das immer daran, dass keine bürgerlichen Komikerinnen zu finden waren. Zumindest keine, die auch lustig waren.

Genau das begeistert uns: Der neue «Nebel­spalter» versucht das Unmögliche. Aber es lässt uns auch zittern. Denn die Pioniere der Expedition ins unentdeckte Land der rechten Komik haben nur wenig Erfahrung. Markus Somm ist zwar ein hochproduktiver Kolumnen­schreiber – niemand schreibt politische Meinung schneller als er. Nur hat er, laut eigener Aussage, wenig Erfahrung mit Humor. Und der «Nebel­spalter», obwohl das älteste Satire­magazin der Welt, hat leider auch keine. Das Heft versucht es zwar seit 1875 tapfer. Aber nicht umsonst findet man es vor allem in Arztpraxen – als Beruhigungsmittel.

Der offizielle Geburtstermin ist der 18. März.Illumüller

Deshalb haben wir von der Republik uns einen Ruck gegeben. Und für das neue Magazin ein klassisches Entwicklungshilfe­projekt gestartet. Zwecks Stärkung des Medien­systems. Aber auch aus selbstsüchtigen Gründen: Nichts erhält in der Publizistik gesünder als eine gesunde Konkurrenz.

Wir hoffen, dass unser Geschenk unserer jungen Konkurrenz eine echte Perspektive verleiht!

Sie wollen die 11 Thesen, wie politisch rechte und trotzdem komische Komik gelingen kann, in Ihrer eigenen Abfolge anschauen? Bitte sehr!

  1. Jedes neugeborene Unter­nehmen braucht ein Manifest

  2. Wer gegen die Wirklichkeit antritt, wird von der Wirklichkeit vernichtet!

  3. Wer wahnsinnig ist, wird Beamter (und umgekehrt)!

  4. Baum, giesse deine Wurzeln!

  5. Beschenke deine Geldgeber!

  6. Po…litische Korrektheit ist eine Versuchung!

  7. Erfülle die Sehnsüchte deiner Leser!

  8. Die Frau gehört auch dazu!

  9. Stelle deine lustigsten Mitarbeiter ins Fenster

  10. Züchte dir Nachwuchs!

  11. Stellt ein Maskottchen ein!

These 1: Jedes neugeborene Unter­nehmen braucht ein Manifest!

Man sollte die Bühne nicht bescheiden betreten. Eine Geburt ohne Schrei ist eine Totgeburt. Wie vor vier Jahren die Republik («Ohne Journalismus keine Demokratie. Ohne Demokratie keine Freiheit») braucht auch der «Staats­spalter» ein Manifest. Aus Gründen der Zeit­ersparnis haben wir den ersten Entwurf bereits geschrieben:

Der Humor muss wieder ernsthaft werden!
Editorial von Morkas Summ

Humor ist, wie die Griechen schon wussten, das Feuchte. Das ist das politisch Unkorrekte: Man buchstabiere etwa das Feuchte an sich, den Regen, einmal rückwärts.

In einem durchaus bewunderns­werten Propaganda­manöver hat die politische Linke uns eingeredet, dass Humor und Satire eine ausschliesslich linke Angelegenheit sind. Denn, so lautet ihr Dogma: Du musst dich entscheiden – Vernunft oder Satire. Die einen machen Karriere, die anderen Witze darüber. Beides geht nicht.

Kurz: Leute in Verantwortung haben nach dieser Definition weder Talent für Spott noch ein Recht darauf. Das haben nur Linke und Versager.

Das ist, genau betrachtet, völlig falsch. So etwa galt General Guisan – der wohl grösste Verantwortungs­träger in 730 Jahren Schweizer­geschichte – zwar als knochen­trockener Militär. Dabei konnte er abends bei Güggeli und Lager­feuer durchaus humorvoll werden. So etwa in der von bisher allen Historikern verschwiegenen Anekdote, als ein betrunkener Soldat den General zum Erschrecken der anwesenden Offiziere plötzlich duzte. «Freut mich, ich bin der Henri», lächelte Guisan, «und morgen bekommst du 14 Tage Arrest.»

Oder ein mir bekannter Direktor einer Maschinen­fabrik, der beim Weihnachts­essen sehr gewagte schlüpfrige Witze erzählte …

Der Unterschied zwischen bürgerlichem und linkem Humor besteht vor allem darin, dass der bürgerliche Humor seinen Platz kennt: nicht zu Bürozeiten, sondern am Feier­abend. Während der linke «Humor» ganztägig stattfindet – was bei näherer Betrachtung keinen Unter­schied macht, da kaum ein Linker einer geregelten Arbeit nachgeht.

In der Tat steht einem ehrgeizigen Linken, sofern er nicht haupt­beruflich Erbe ist, nur der Weg zum Politiker, zum Kultur­schaffenden, zum Humoristen oder zum Beamten offen.

Kein Wunder, wird angesichts so beschränkter Auswahl das Revier umso energischer verteidigt – selbst die vergleichs­weise bescheidene Nische des Humors.

Und kein Wunder, wird der Staat von linken Humoristen auf Händen getragen. «Warum haben SVP-Bauern und SP-Kultur­schaffende keine Achselhaare?» – «Weil der Staat ihnen so oft unter die Arme greift.» In diesem Witz liegt tiefe Wahrheit. Auch wenn der wahre Grund natürlich ist, dass liberale und konservative Männer in ihrer verantwortungs­vollen Position nicht die Zeit haben, sich die Achsel­haare zu rasieren.

Die Begründung der Linken für ihr Humor­monopol ist: Satire richtet sich gegen die Macht. Das ist ein wahrer Satz, der eine falsche Analyse verschleiert. Denn die Sozial­demokraten sind überall an der Macht, egal ob sie Simonetta Sommaruga oder Angela Merkel heissen.

Wer scharf hinsieht, dem fallen Schuppen von den Augen. Während Linke sich mit dem Frauen­stimmrecht, der Ehe für alle, dem Mutterschafts­urlaub, dem Vaterschafts­urlaub, der Abschaffung des Bankgeheimnisses plus der Armee beschäftigt haben, drehen sich die Debatten in den rechten Milieus um Witze über Gender­sternchen, Intersex­toiletten, Burkas und Dubler-Mohrenköpfe.

Wer hat hier die Macht – wer den Humor?

Längst ist es so, dass die Seiten gewechselt wurden: Beamten­wahnsinn, EU-Gängelei, Masken­pflicht, Lockdown, Restaurant­schliessungen, Sprach- und Denkverbote prägen unseren Alltag in einer sozialistischen Diktatur, die sich als bürgerliche Regierung tarnt.

Auch im Privaten steht es schlecht um die Freiheit. Welcher Mann hat noch das Privileg, bei dem Wort «Regierung» an die sieben Sozialisten dort oben in Bern zu denken? Wenige. Die meisten denken an die Dame zu Hause.

Nicht umsonst rief unser National­held Arnold Winkelried: «Der Freiheit eine Gasse!» – und wies davor mit den Worten «Sorgt für meine Frau und meine Kinder» subtil darauf hin, von wem genau er in den Speeren der Habsburger Befreiung suchte.

Es ist Zeit, als Liberal-Libertärer dagegen aufzustehen. Und den «Staats­spalter», der von seiner Leserschaft liebevoll «Staspi» genannt wird, wieder mit dem der Wirklichkeit verpflichteten Ernst zu erfüllen, den aller wahre Humor braucht.

Herr Liberg stellt klar: «Karl Marx hatte gar kein Kapital!»

These 2: Wer gegen die Wirklichkeit antritt, wird von der Wirklichkeit vernichtet!

Die zentrale Aufgabe rechter Satire ist offensichtlich: die gnadenlose Entlarvung der grün-sozialistischen Herrschafts­kaste. Nur wie?

Das wichtigste Gesetz aller Satire heisst: Was existiert, macht sich lächerlich. Deshalb ist die eleganteste Methode der Vernichtung oft die Recherche – am nacktesten zeigt man die Verantwortlichen durch nackte Fakten.

Das gilt vor allem für die Linke. Denn linke Politik war von Anfang an ein Aufstand gegen die Wirklichkeit – um diese zu verändern. Kein Wunder, sinnt die Wirklichkeit auf Rache. Deshalb: Bleiben wir so nahe wie möglich an den Tatsachen. Lassen wir die Wirklichkeit die Linke richten.

Hier drei knapp skizzierte Beispiele:

1. Fotoreportage: Die rot-grünen Städte der Schweiz

Zürich. IBA-Archiv/Keystone
Basel. Bettmann/Getty Images
Bern. Brian Harris/Alamy

2. Listicle: Schon aufgefallen? Babys bekommen immer komischere Namen! Hier die Top-5-Kindernamen von Linken:

5. Subventionina

4. Laisser-Faireto

3. Marximilian

2. Antifanny

1. Cédric

Bei solchen Namen ist jetzt schon klar, was aus denen wird:
Schma(tz)-Rotzbengel.

3. Undercover-Recherche: Penislänge bekannter Linker

Fabian Molina – 6 cm
Cédric Wermuth – 3 cm
Balthasar Glättli – 8½ cm
Daniel Jositsch – 0,7 cm
Simonetta Sommaruga – 20 cm
Herr Liberg stellt klar: Lenin hat gar nicht die Russische Revolution gemacht – sondern jemand anderes gleichen Namens!

These 3: Wer wahnsinnig ist, wird Beamter (und umgekehrt)!

Das vielleicht konkreteste Projekt, das Markus Somm als gemeinsamen Nenner von Politik- und Satireteil genannt hat, war: «den Beamten­wahnsinn geisseln». Und zwar ist der Beamten­wahnsinn so allgegen­wärtig, dass diese Aufgabe an den Perser­könig Xerxes erinnert, der nach einer Sturmflut das Meer geisseln liess.

Trotzdem ist die Beamten­geisselung so etwas wie Kanal­reinigung: freudlos, endlos, aber unverzichtbar. Denn nur sie führt zur geistigen Gesundheit der Behörden – wie folgende Studie aus dem Zürcher Stadthaus beweist:

Fig. 1: Der Beamtenwahnsinn bricht in der Stadt­verwaltung Zürich aus: ineffiziente Sitzungen, Bürokratie­aufbau und Selbstvergottung. Jacob Jordaens
Fig. 2: Zwei Journalisten des «Staats­spalters» machen ihre publizistische Arbeit. William-Adolphe Bouguereau
Fig. 3: Der genesene Beamte besinnt sich seiner Pflichten seinem Auftrag­geber gegenüber – den Steuern zahlenden Zürcher Unternehmern. Del Parson/Church of Jesus Christ
Herr Liberg stellt klar: Corona ist ein Bier!

These 4: Baum, giesse deine Wurzeln!

F. A. von Hayek, Milton Friedman, Wilhelm Röpke … Die junge Generation kennt die grossen Ökonomen kaum mehr, die Väter von Freiheit, adjektiv­loser Markt­wirtschaft und Ordo­liberalismus.

Dabei haben ihre Werke Kraft: Keiner weiss das besser als Markus Somm. Dieser wandelte sich nach der Lektüre von Friedrich von Hayek vom verbohrten Linken zum souveränen Liberalen: In der ersten Hälfte seiner publizistischen Laufbahn schrieb er, dass so gut wie alle Leute zu wenig links seien. Dann wurde er vernünftig – und schrieb plötzlich ganz anderes: dass so gut wie alle Leute zu wenig rechts seien.

Doch was nützt das? Das Erbe des libertär-liberalen Gedanken­guts ist in Vergessenheit geraten. Da hilft kein Klagen. Aber vielleicht Komik. Das Ziel ist, die grossen Vordenker für die Jugend wieder populär zu machen – am besten mit amüsanten Szenen aus ihrem Leben. Auch wenn es kaum zu glauben ist: Selbst­ironie macht sympathisch! (In massvoller Dosierung.)

«Professor Friedman! Es ist mir völlig egal, dass Sie den Monetarismus erfunden haben. Ihre Parkuhr ist abgelaufen!» Sany
Der Ökonom Hans-Werner Sinn entdeckt plötzlich den Sinn seines Lebens. Agnes Ricart
Der Virologe Reiner Eichenberger ist überzeugt, dass die Freilassung des Blobbs zu gesteigertem Wirtschaftswachstum führt. Gabriel Giger
Friedrich August von Hayek stiess 1944 in London auf die Idee für den perfekten Buchtitel seines ökonomischen Hauptwerks. Illumüller
Herr Liberg stellt klar: Die Schweiz ist eine Nation der Willenlosen!

These 5: Beschenke deine Geldgeber!

Zur Finanzierung des «Staspi» haben 70 – fast durchgehend anonyme – Unternehmer für je 100’000 Franken Aktien gekauft: Sie wollen und sollen etwas für ihr Geld bekommen.

Das zu Recht. Denn nicht zuletzt ist Humor – wie der Rest der Kultur­industrie – zu grossen Teilen unternehmer­feindlich. Deshalb ist es Zeit, Witze und Werke endlich auch für die tragenden Säulen der Gesellschaft zu gestalten: Führungs­kräfte, Vermieter, vom Staat attackierte Unternehmensführer.

Hier unser Vorschlag für drei ständige Rubriken:

1. «Hier lacht der Chef»

«Man findet heut­zutage einfach kein anständiges Personal mehr!»
Alain Dehaze, CEO Adecco Group

The Mirisch Company

Frage: Welcher Backofen ist unternehmerischer – der kalte oder der heisse Backofen? – Antwort: natürlich der kalte Backofen. Denn der heisse Backofen ist immer nur ein angestellter Backofen.

The Mirisch Company

Frage: Warum sollte es in Fluglinien nur in der Business­class Kotztüten geben? – Antwort: Sie sind nur für Übergebene.

Bonus: Hier ein Bilderrätsel, das Sie jedem unfähigen Angestellten überreichen können mit der Bitte, es zu lösen.

Die Auflösung finden Sie am Schluss dieses «Staatsspalters».

2. «Dini Mieter» (Auftakt zur Serie «Lachen über Millennials»)

Bettmann/Getty Images

Bösartige Linke denken, dass Hauseigentümer sich auf diese primitive Art über ihre Mieter lustig machen:

  • Dini Mieter sind so dumm, sie teilen sich zu zwölft eine Waschmaschine!

  • Dini Mieter sind so dumm, sie zahlen für einen Lift, obschon sie im Erdgeschoss wohnen!

  • Dini Mieter sind so dumm, sie haben deiner Quadrat­meter­angabe geglaubt!

  • Dini Mieter sind so dumm, sie putzen ihr Treppen­haus selber!

  • Dini Mieter sind so dumm, sie halten den Pilz­befall in der Küche für Shabby Chic.

Insider hingegen wissen: Immobilien­profis machen viel verspieltere Witze. Etwa diese:

  • Dini Mieter sind so dumm, dass die Unter­schrift auf jedem zweiten Mietvertrag so aussieht: X

  • Dini Mieter sind so dumm, dass sie von Bakterien beim Schach spielen geschlagen werden!

  • Dini Mieter sind so dumm, dass sie nur deshalb nicht mit den Fingern rechnen, weil sie nicht wissen, dass sie überhaupt Finger haben!

  • Dini Mieter sind dazu noch so schmutzig, dass sich die Schweine vor Scham rosa gefärbt haben.

  • Dini Mieter sind so schmutzig, dass, wenn man nur einen von ihnen auf den Mond schösse, das Umwelt­problem auf diesem Planeten gelöst wäre!

Dieser Content entstand in Zusammen­arbeit mit der Fröbel Tiefbau AG – Ihrem Partner beim Ausbruch aus der Mietsklaverei durch die Errichtung eines kosten­günstigen unter­irdischen Eigenheims!

3. Überhaupt haben geldgeber­orientierte Inhalte das Potenzial, weitere Geld­geber anzuziehen. Mit Anzeigen wie dieser:

iStock by Getty Images
Herr Liberg stellt klar: Wer grün wählt, versteht nichts vom Leben!

These 6: Po…litische Korrektheit ist eine Versuchung!

Der Verstoss gegen politische Korrektheit ist die traditionelle (und bisher einzige) Königs­disziplin des rechten Humors. Natürlich ist es eine wichtige Sache, linke Weich­becher zu verstören. Nur leider eine beinahe zu einfache. Sodass man gereifte Herren oft fragen will: «Was sagt eigentlich Ihre Mutter dazu, dass Sie sich hier im Internet so benehmen?»

Doch trotz allem muss der Kampf gegen Zensur auch vom «Staats­spalter» mit voll ernannter Energie geführt werden.

1. Das darf man doch wohl noch sagen!

Selbst­ernannte Sprach­polizisten verbieten aus Rücksicht auf irgendwelche meist unbedeutenden Minder­heiten immer mehr schöne alte deutsche Wörter – wie zum Beispiel «Harnleiter», «Auto» oder «Sofakissen».

Dem muss entgegen­getreten werden. Es bedeutet keinen politischen Extremismus, wenn man diese bewährten Wörter laut und klar in der Öffentlichkeit ausspricht:

Jim Lo Scalzo/EPA/Keystone
Elijah Nouvelage/Getty Images
Mykal McEldowney/AP/Keystone

Die Taktik der Kultur­linken dabei ist klar:

Die einzige Chance, die eigene grün-rote Gedanken­leere zu überspielen, ist, die überlegene liberale Gegen­seite verstummen zu lassen! Doch können sich unsere Geld­geber in Sicherheit wiegen: Der «Staats­spalter» als bürgerliche Speer­spitze wird sich durch nichts brechen lassen!

2. Die SVP – Vision 2040!

11. Oktober 2039. Sie hatten sich alle versammelt – alle, die leider noch lebten. Zugegeben: Er war mit schlechtem Beispiel voran­gegangen – es war sein 99. Geburtstag. Die beiden Tonis kamen bereits betrunken: Toni Brunner röchelte «Schnapszahl!» und hing seitdem wie leblos über seinem Rollator, während Toni Bortoluzzi in den eigenen Bart eingerollt schnarchte …

Dr. Blocher hätte die beiden rauswerfen lassen. Überhaupt hätte er nie diesen Geburtstag gefeiert, wenn man ihn gefragt hätte. Aber man fragte ihn schon lange nicht mehr.

Seit dem Schlaganfall vor – keine Ahnung, vor wie viel – Jahren waren das Sprach­zentrum, die Beine und gnädiger­weise fast das gesamte Kurzzeit­gedächtnis weg.

Seitdem lebte er ein beschauliches Leben; meist stellten ihn die Kranken­schwestern am Morgen in der Anker-Sammlung ab – und widmeten sich den Rest des Tages verborgenen Tätigkeiten.

Aber leider gab es Jubiläen, Feiertage, Geburtstage. Jetzt gerade demonstrierte Dr. Mörgeli mit zittrigen Händen an der Vorspeise – einem kleinen Blumen­kohl – eine wegweisende Gehirn­operation an einer Labor­ratte. Dr. Blocher konnte den Ekel auf den Gesichtern der Familie sehen, als sich Mörgeli in den Finger schnitt … Aber das Blut schien Dr. Mörgeli noch zu befeuern. «Gehirn­operationen – über die darf man wohl in einem freien Land noch reden, oder?»

Der kahle Partei­dichter Freysinger erhob sich. «Ihr seid mir gerade scheissegal», sagte er. «Deshalb hab ich zu diesem Geburtstag kein Gedicht geschrieben.» Ein Lächeln breitete sich auf den Gesichtern aus. Es erstarrte, als Freysinger sein Bauch­tattoo zeigte: das Porträt der Gastgeberin neben einem Herzen.

«Oskar, wir haben es gesehen», sagte Silvia Blocher.

«Mein Bauch gehört mir!», protestierte Freysinger und klatschte streitlustig darauf.

«Du willst doch deine Gäste nicht etwa canceln, Silvia», sagte Roger Köppel mit einem charmanten Lachen – und erhob sich zu einem Toast. «Auf Jesus Christoph! Er war genial – Stalingrad einfach!»

Dr. Blocher hätte jetzt gern geschluckt. Aber nicht vor Rührung. Roger Köppel und der ehemalige Fraktions­chef Thomas Aeschi hatten kürzlich den feierlichen Schwur unterzeichnet, sich nicht weiter dem linken, männer­feindlichen Kleider­gebot zu unterwerfen – und bis zum Tod nie mehr Hose oder Unterhose zu tragen.

«Na, was wachsen da für Berge vor der Hütte?», fragte Freysinger.

Alt-Bundesrätin Magdalena Martullo-Blocher öffnete ihre Bluse und enthüllte ihre Brüste, an deren Spitzen zwei vergoldete Sternchen befestigt waren. Dazu lachte sie: «Das ist der andere einzige Ort, wo eine normal denkende Frau ein Gender­sternchen trägt.»

«Wow, das hat aber Stil», staunte der greise Bankier Thomas Matter. «Das sind doch die Gender­sternchen aus dem Paul-&-Elisabeth-Schorfel-Versand, oder? Bekannt für ihre Eleganz, Dauer­haftigkeit und ihren unerreichten Tragekomfort.»

«Ist das nicht Schleich­werbung?», fragte Rahel, seine jüngste Tochter.

«Wenn die beiden grössten Errungenschaften der Menschheit – Wirtschafts­freiheit und Freiheit der Rede – ein Kind zeugen könnten, würden sie es Product-Placement taufen!», erwiderte der Bankier Matter und rülpste stolz.

Dr. Blocher dachte erneut, dass es ein katastrophaler Fehler gewesen war, mit der SVP den Kampf gegen politische Korrektheit anzufangen. Und ein noch weit schrecklicherer, ihn zu gewinnen.

3. Die Provokation der Woche

Der Kampf gegen Political Correctness, auf seine reduzierteste, deshalb vielleicht schönste Form gebracht! Wir verneigen uns in dieser Ausgabe vor der Firma, die nach Oerlikon-Bührle und Fröbel Tiefbau in über 700 Jahren Schweizer Geschichte am deutlichsten für unsere Freiheit steht – die Dubler Mohrenkopf AG:

Zum Ausschneiden und dem am nächsten wohnhaften SP-Lehrer In-den-Briefkasten-Legen.

Man sieht: Das Problem bei der Attacke auf politische Korrektheit ist, dass ein einziges Wort genügt – und bumm. Das Rezept funktioniert so einfach – jedes Kind kann es nachmachen. Das hat die meisten rechten Polemiker verwöhnt und verweichlicht – Antikorrektheit wurde zur Monokultur in der konservativen Polemik. Und erstickte alles andere.

Deshalb: Vorsicht vor dieser Gelingt-immer-Waffe.

Herr Liberg stellt klar: Der Zweite Weltkrieg endete unentschieden!

These 7: Erfülle die Sehnsüchte deiner Leser!

Warum wurde rechte Satire bis heute (dem Erscheinungs­tag des «Staats­spalters») trotz vieler Anläufe nicht entwickelt? Der Grund ist unserer Meinung nach eine Fallgrube auf dem Weg dorthin. Bei der Konstruktion von rechter Satire dachten die meisten Entwickler an zwei Dinge:

  1. An rechte Politik. Wie bringt man liberale, libertäre, konservative Botschaften rüber?

  2. An die Schwächen im links­dekadenten Milieu. Wo greift man diese Gallert­masse am effektivsten an?

Doch beide Fragen führen in die Irre. Denn Satire, so sie etwas taugt, speist sich im Kern nicht aus politischen Ideen. Und sie setzt auch nicht bei den Schwächen ihrer Gegner an. Sie setzt bei eigenen Schwächen an, bei den eigenen Mängeln und Sehnsüchten.

Jeder Journalist weiss: Nie kritisiert man leidenschaftlicher und treffsicherer, als wenn man die eigenen Fehler bei fremden Leuten korrigiert.

Und gleichzeitig weiss jeder Komik­fabrikant, dass einem nie lustigere Dinge einfallen, als wenn man seine unverschämtesten Fantasien auslebt: beispielsweise den Wunsch nach Weltherrschaft.

Das gilt auch für rechten Humor. Die 70 Unternehmer, die Herrn Somm je 100’000 Franken für den Erwerb des «Nebel­spalters» gezahlt haben, sind wahrscheinlich überzeugt, dass sie deshalb in Publizistik investieren, weil sie dem Bundesrat, dem Rahmen­abkommen oder weiss Gott wem eins auf den Latz geben wollen.

Jede Wette – sie irren sich. Denn in politische Publizistik haben diese zum Grossteil älteren, reichen, also erfolgreichen Herren deshalb investiert, weil ihnen etwas fehlt. Sie haben Geld, Komfort, aber zumeist keine Stimme. Erstens deshalb, weil sie ausserhalb ihres Geschäftes (noch schlimmer: nach der Pensionierung) wenig zu sagen haben. Weil sie sich im Berufs­leben mit ihrem Beruf beschäftigten.

Zweitens deshalb: Weisheit ist, selbst wenn man sie erreichen könnte, zurzeit eine unverkäufliche Ware. Das nicht zuletzt, weil die Jahre, in der die Wirtschaft alle Debatten bestimmte, langsam zu Ende geht. Kaum jemand interessiert sich noch für die Rezepte der Privat­wirtschaft. Kein Mensch ausser den Bankern spricht über Banking.

Dazu kommt, dass man als reifer, weisser Mann der Letzte ist, der gefragt wird. Schwarze Frauen, Chinesen, intersexuelle Eltern – alle haben weit bessere Chancen auf volle Säle und einen Bestseller.

Kein Wunder, neigen die erfolgreichen Unter­nehmer am Ende ihrer Laufbahn nicht zu Zufriedenheit, sondern zur wütenden Politik. Sie fühlen sich betrogen. Betrogen um den Status, für den sie so hart und schlau gearbeitet haben: Sie habens geschafft, aber das interessiert niemanden mehr. Ausser die anderen Säcke.

Insofern leben die Gewinner im Ratten­rennen plötzlich gleich wie die Verlierer: Niemand klingelt ausser den Kollegen, die schon vor 20 Jahren vor der Tür standen.

Neu am Horizont erscheinen nur die Freuden der Impotenz, der Magen­probleme, der Operationen – dazu die Scheidungen, das Begleichen der Schulden der Kinder und der Gang zu Begräbnissen der alten Kumpels.

Dieses Gefühl des Betrogen­werdens explodierte im fast schon grenzenlosen Hass von gereiften Herren gegen Greta Thunberg. Ein Mädchen, noch nicht einmal volljährig, erreicht den Weltruhm, der weit erfahreneren Leuten zugestanden hätte. Und das mit der Botschaft, dass fast alles, was die Boomer-Generation aufgebaut hatte, den Planeten verwüstete.

Plötzliche Irrelevanz ist hart. Es braucht enormen Charakter, um nicht der Bitterkeit und kurz darauf der radikalen Politik zum Opfer zu fallen. Oft übermenschlich viel.

Doch ist die Politik bei diesen Herren nur Symptom: Sie wollen endlich Anerkennung. Und sie wollen das Ende ihrer Hilflosigkeit gegenüber Greta. Damit haben wir zwei Ansatz­punkte für einen soliden, weil Sehnsüchte bedienenden bürgerlichen Humor:

1. Schweizer Unternehmer­persönlichkeiten beschämen Greta

«Bau erst mal ein Autohaus auf, bevor man von Autismus reden kann.»
«Junge Frau, womit hast du verdient, dass man dir zuhört? Ich mit 2,5 Milliarden.»
«Weisst du, was für ein Kampf es war, die Fröbel Tiefbau AG aufzubauen? Und wer von uns zweien hat mehr geleistet? Wer hätte einen Empfang bei der Uno verdient?»
«Klima … da weisst du doch gar nichts darüber! Viktor Klima war österreichischer Bundes­kanzler von 1997 bis 2000. Zu der Zeit warst du noch nicht mal geboren.»
«Wenn du wirklich etwas gegen den Kapitalismus tun willst, genügt reden nicht. Dann musst du wie ich in die Hände spucken und Bankchef werden!»
«Mach erst mal den Abschluss, bevor du Schulstreiks machst.»

Bonus: Liberal denkender Profi-Investor beschämt Cédric Wermuth!

«Warum belügen Sie Ihre Wähler? Ein Vermögen macht man doch heute nicht durch Arbeit, Herr Wermuth. Das muss man erben!»

2. Kulturkriegsschauplatz Kino

Filmkritiker sind sich fast alle einig: Auric Goldfinger ist der beste James-Bond-Schurke. Ehrlich? Nüchtern betrachtet, ist Goldfinger vor allem ein staatskritischer Selfmade-Milliardär. Der – zu Recht! – kein Vertrauen in das von den Zentral­banken aufgeblähte Papier­geld hat. Und dessen privates Gewinn­streben ganz nach dem liberalen Lehrbuch der Allgemeinheit zugute­kommt: Goldfingers Kampf richtet sich gegen die Mafia, den übergriffigen amerikanischen Staat und – fast nebenbei – gegen die überall einreissende ineffiziente Sitzungskultur:

James Bond: «Erwarten Sie von mir, dass ich rede?»

Auric Goldfinger: «Nein, Mr. Bond. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!»

Dass dieser visionäre Unternehmer am Ende von dem Spesen­ritter, Regulierer und Staats­beamten James Bond in den Ruin und den Tod getrieben wird, ist zwar leider realistisch. Aber kein Grund, es zu feiern. Ausser natürlich, man ist Marxist.

Linke Filmkritiker haben uns das Kino kaputtgemacht. Es ist Zeit für eine neue, realistische, unternehmer­freundliche Bewertung des Kinos:

  • American Psycho: Charmanter Börsen­makler hat ausgefallene Hobbys und neue Visitenkarten.

  • Bambi: Passionierter Jäger erlegt Hirschkuh, verschont aber das Jungtier, wie es sich gehört.

  • Star Wars: Gesundheitlich angeschlagener Lord versucht verzweifelt, seine Kinder zu überzeugen, mit ihm zusammen die Obhut über seine Ländereien zu übernehmen.

  • The Shining: Hotel­verwalter lässt Hotel verwahrlosen. Es ist sehr schwierig, gutes Personal zu finden.

  • Jurassic Park: Eröffnung von Vergnügungs­park wird von technischen und menschlichen Fehlern überschattet. Echsen­plage. Versicherung zahlt nicht.

  • Pinocchio: Herzzerreissende Vater-Ziehsohn-Geschichte. Vorweg­nahme der Beziehung von Roger Köppel (Pinocchio) und Christoph Blocher (der Meister).

  • The Day after Tomorrow: Trotz angeblicher Klima­erwärmung versinkt die Welt im ewigen Eis. (Siehe auch: Unternehmer­persönlichkeiten beschämen Greta.)

  • Mad Max: In der Zukunft gibt es keinen ÖV.

Ein kurzer Beipack­zettel zwischendurch:

Vielleicht ist das der zweite Grund, dass sich bis jetzt keine rechte Satire entwickelt hat: Sie schadet der rechten Sache.

Satire tut zwar alles, um kompromisslos auszusehen. Aber das gehört zur Show. Am besten begreift man Satire wie folgt: als gemeinsames Besäufnis von Angst, Sehnsucht und Spieltrieb – mit der kindlichen Lust, böse zu sein.

Das Resultat ist ohne Frage subversiv. Allerdings nicht für die Opfer, sondern die Täter. Diese mischen alle Zutaten des politischen Spreng­stoffs – Empörung, Verachtung, Angst, Abscheu, Ekel – und verarbeiten sie zu Tisch­bomben und Schnörkelkonfekt.

Gut möglich, dass bereut, wer tatsächlich brauchbare bürgerliche Satire erfindet. Allein deshalb, weil eine Menge bitterer alter Herren plötzlich doch lieber mehr Bonbons lesen will als einen weiteren Besinnungs­aufsatz zum EU-Rahmenabkommen.

Subversiv ist Satire auch für ihre Macher: Wer zu oft überlegt, wie man einen möglichst zündenden Witz bastelt, ist für die Propaganda so gut wie verloren. Denn irgendwann findet man nicht nur die gegnerischen Dummheiten albern, sondern auch die eigenen.

Insofern ist die Übernahme des «Nebel­spalters» durch eine rechts­gerichtete Trägerschaft ein dramatisches Treffen: Entweder bleibt die Politik auf der Strecke oder die Satire.

Unsere Meinung ist: Es gibt schon genügend Deutsch­aufsätze. Bürgerliche Satire hingegen …

Wow! Es wäre eine Weltpremiere.

Herr Liberg stellt klar: Verzieh dich! Ich respektiere nur Leute, die mich anraunzen.

These 8: Die Frau gehört auch dazu!

Bis jetzt sind bei dem neuen Projekt – mit Ausnahme von zwei Videokolumnistinnen – nur erfahrene Männer an Bord. Sicher, diese sind unter dem Strich eben doch das Salz der Erde. Aber man sollte Frauen nicht unterschätzen: Sie haben durchaus einen eigenen Blick auf die Welt:

Ameise in der Badewanne – gesehen von einer Frau.

Die Frau, das warm und weich aussehende Wesen, ist alles andere als harmlos. Im Privaten, wo selbst ein Freigeist wie Nationalrat Roger Köppel zugibt, von ihr regiert zu werden. Aber auch im Öffentlichen: Die Frau ist heute (wie alle weiteren nicht männlichen Geschlechter) ein politisches Minenfeld.

Die Disharmonie der Geschlechter ist leider gewollt. Sie beruht vor allem auf Desinformation. Weil selbst radikale Feministinnen eigentlich wissen: Rein sachlich betrachtet haben Männer bei ihrer Emanzipation einen mindestens so grossen Anteil wie die Frauen selber. Wenn nicht sogar den grösseren.

1. Das Tabu der Genderforschung

Die Entdecker der Frau sind heute alle vergessen. Das, obwohl ihre Namen noch in aller Munde sind: Ferdinand Knöchel (1712–1773) wagte sich als Erster an die Erschliessung des weiblichen Beins. Seine Pionier­arbeit wurde durch seine Schüler Karl-Friedrich Knie (1720–1768) und Herbert Hüfte (1740–1800) weiter voran­getrieben. Doch sie zu nennen, ist heute kaum mehr erlaubt.

Es ist politisch nicht mehr korrekt, daran zu erinnern, dass ohne den Forscher­geist einiger mutiger Männer die Frau bis heute völlig unbekannt wäre. Es ist nicht mehr erwünscht, einst weltweit gefeierte Pioniere auch nur zu erwähnen: Friedrich Scham, Hans-Heinrich Eierstock oder Bertolt Busen – alle wurden sie aus den wissenschaftlichen Lehrbüchern gestrichen. Auch in den Reden und Artikeln zu 50 Jahren Frauen­stimmrecht hörte man kein einziges Wort zu ihnen – dabei hätte es ohne sie so etwas wie politische Gleich­stellung nie gegeben: Die damaligen Feministinnen hätten nicht einmal gewusst, dass sie existieren.

Aber das will die heutige «Gender­forschung» nicht mehr wahrhaben. Sie redet über alles – aber schweigt über ihre Wurzeln. Das genau ist die Cancel­kultur, die unsere Gesellschaft vergiftet!

2. Die Frau muss gleichberechtigt sein

Es ist keine Frage mehr: Auch in konservativen, liberalen oder libertären Zirkeln gehören Frauen heute mit an den Tisch – gleich­berechtigt mit den Männern. Das einzige Kriterium, um Gehör zu finden, ist genau dasselbe wie bei den Männern: die Kompetenz.

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3. Wo und warum Frauen uns sogar überlegen sind

Bei persönlichen Kolumnen sind Frauen ihren männlichen Kollegen in Sachen Mut oft haushoch überlegen … Gerade, wenn es um provokante Thesen geht. Etwa dann, wenn es sich um die Emanzipation von der Emanzipation handelt:

  • Ich als junge Frau höre lieber erfahrenen Männern zu als dem Schwurbel meiner Kolleginnen an der Universität.

  • Niemand soll mir verbieten können, mich vor Sitzungen zu schminken.

  • Ich unterstütze meinen Mann gern bei seiner Karriere – es ist wie ein Tamagotchi-Spiel in Echtzeit.

  • Es war ein langer Weg für uns emanzipierte Frauen, zur Rolle der Hausfrau zu stehen.

4. Tipp! Das Hundebeispiel

Eine Falle für rechten Humor ist, dass die reaktionäre Linke immer mit dem Vorschlag­hammer des Rück­ständigen kommt. Das lässt sich auskontern, indem man zur Kritik Frauen über Frauen, Behinderte über Behinderte, Sozial­fälle über Sozial­fälle, Schwule über Schwule schreiben lässt. Wenn die Linken dann kommen, kann man sehr einfach antworten: Was seid ihr für Menschen, die einer Frau, einem Behinderten, Schwulen oder Sozialfall den Mund verbieten wollen!

Zum Beweis ein extremes Beispiel. Nichts – nicht einmal Feminismus­kritik – führt zu so viel Abonnements­kündigungen, wie wenn ein Haustier verspottet wird. Aber sobald man einen Hund die gnaden­losen Hunde­witze texten lässt, gibt es keinen einzigen Protestbrief.

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Herr Liberg stellt klar: Max Frisch hätte SVP gewählt! Aber er hatte zu viel Angst vor Ingeborg Bachmann.

These 9: Stelle deine lustigsten Mitarbeiter ins Fenster

Auf sinkenden Schiffen wie in aufstrebenden Unter­nehmen gilt: Der Kapitän gehört an Deck! Auch im Publizistischen müssen die Verantwortungs­träger gut sichtbar vorangehen. Nicht nur mit Kommentaren zum Rahmen­abkommen – sondern auch in Sachen Humor!

Hier die drei wichtigsten Leute:

1. Chefredaktor Markus Somm

Für den leidenschaftlichen Historiker sind Titel, Thema und Untertitel seiner Kolumne so gut wie gesetzt:


Der Sommelier empfiehlt …
Witze sind wie Wein – je älter, desto besser

In der Reihe historischer Witze, die bewahrenswert sind, kredenzt unser Chef und Gründer Markus Somm jede Woche den Kennern unter Ihnen das Beste vom Besten aus dem Witzkeller der Geschichte – mit Schwung und einem hinter­gründigen Schmunzeln!

Anfang der 70er-Jahre fragte ein Lehrer seine Schüler, ob jemand einen Satz mit «Stalingrad» bilden könne. Einer sagte: «Auf dem Bahn­perron stand ein Reise­koffer. Da kam ein EWG-Handels­bevollmächtigter und stahl ihn grad.»

(Heute müsste es natürlich heissen: EU-Diplomat!)

1899 stellte sich der Arbeiter­führer und Gründer der Sozial­demokratischen Partei dem soeben gewählten FDP-Bundesrat Ernst Brenner vor: «Guten Tag, ich bin Herman Greulich.» Worauf Brenner entgegnete: «Na, immerhin sind Sie ehrlich!»

Ein Bauer ging, so erzählte mir ein geneigter Leser, mit einer Kuh, einer Ziege und einem Schweinchen nach Bern. Er schickte sie ins Bundeshaus. Nach einer Weile kam die Kuh heraus und sagte: «Da wird man nur gemolken.» Anschliessend erschien draussen die Ziege und meinte: «Da drinnen wird nur gemeckert.» Nur das Schweinchen blieb verschollen. Der Bauer ging ins Bundes­haus. Da kam ihm das Schweinchen schon entgegen und sagte: «Ich bleibe hier, in der CVP-Fraktion, das ist ein schöner Saustall.»

Ich hoffe, die historischen Witze «mit Bart» haben Ihnen im Publikum ebenso gemundet wie Ihrem Sommelier …


2. Satiriker Andreas Thiel

Der kompetenteste Mitarbeiter des «Staats­spalters» ist mit Sicherheit Andreas Thiel – der einzige erklärte liberale Kabarettist der Schweiz –, bis er von der linken Kultur­mafia und islamistischen Terroristen von der Bühne getrieben wurde.

Seitdem schreibt Thiel nur noch – und freut sich, dass der «‹Nebelspalter› aus seinem Dornröschen­schlaf wachgeküsst» wurde.

Doch es gibt einen Haken: den, dass kaum jemand den Satiriker Andreas Thiel nur halbwegs komisch findet. Bei Linken ist die Diagnose klar – sie sind zu humorlos und ideologisch verbohrt.

Leider geht es aber auch frei denkenden Bürgerlichen so. Das ist allerdings leicht zu beheben. Liberale und Konservative, die bei Andreas Thiel nicht lachen, haben meist wegen wichtiger Geschäfte die Zeit nicht gehabt, die subtilen Pointen seines kompromiss­losen Humors angemessen zu würdigen.

Dem ist abzuhelfen. Indem man dem Publikum für ein, zwei Jahre bei den lustigsten von Thiels Pointen die Erklärung mitliefert, warum sie lustig sind. Denn Lachen ist nichts Spontanes. Es muss gelernt werden, so wie Buchhaltung auch.

Als Demonstrations­beispiel haben wir den Anfang einer Kolumne genommen, die Andreas Thiel im Mai 2020 im «Nebel­spalter» veröffentlichte. Und alle Pointen probeweise mit Erklärungen versehen. Sie werden sehen: Das klappt. Denn so wird der Leserschaft die Lustigkeit von Thiels Satire direkt nach­vollziehbar. Wegen der Länge, die der Preis dieses Verfahrens leider ist, wird unser Beispiel­text hier in einer aufklappbaren Version dargestellt:

Corona-Tagebuch von Andreas Thiel, erschienen im «Nebelspalter» 05/2020

Montag
Die Vaudoise bietet neu eine Versicherung an, mit welcher man sich gegen Bundesrats­entscheide versichern kann. Die Versicherung ist aber sehr teuer, weil die Versicherungs­mathematiker das Risiko von katastrophalen Fehl­entscheiden als sehr hoch einschätzen.

Warum das lustig ist:
Dass der Bundesrat eine Katastrophe ist, gegen die man sich versichern muss – auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Und weil die Idee so ungewöhnlich ist, wird sie im zweiten Satz von dem erfahrenen Handwerker Thiel weiter ausgewalzt, damit die Leser Zeit bekommen, den Witz noch ein paar Zeilen länger zu geniessen.

Dienstag
Die Vereinigung der Fachärzte sammelt Unterschriften für eine Initiative, mit welcher sie fordert, die finanzielle Entschädigung der Bundesräte zu ersetzen durch täglichen Applaus der Bürger von ihren Balkonen jeweils von 18:00 Uhr bis 18:01 Uhr.

Warum das lustig ist:
Hier lacht nicht nur der Liberale! Sondern auch seine Steuer­rechnung! Denn Thiel verlangt nicht – wie linke Moralisten – mehr Geld für das Pflege­personal, sondern fertig lustig für den Bundesrat.

Mittwoch
Die Forderung der Juso nach einer permanenten Ausgangs­sperre für über 65-Jährige wurde als billiger Versuch entlarvt, SVP-Wähler dauerhaft von der Urne fernzuhalten.

Warum das lustig ist:
Wegen Thiels meisterhafter Effizienz! Links und Rechts werden gleichzeitig in die Doppel­zange genommen: Die SVP ist alt, die Juso sieht so aus!

Donnerstag
Das Bundesamt für Gesundheit beantragt beim Bundesamt für Statistik, Neugeborene als künftige Corona-Tote bereits mitzählen zu dürfen.

Warum das lustig ist:
Mit dieser – bedenklich realistischen – Meldung weist Thiel hier auf die Tatsache hin, dass staatliche Statistiken zu 112 Prozent gefälscht sind.

Freitag
Immer mehr Bürger hauen nach Schweden ab, wo es keinen Lockdown gibt.

Warum das leider nur traurig ist:
Weil Schweden inzwischen ebenfalls den Lockdown beschlossen hat.

Samstag
Die leeren Intensiv­stationen der Spitäler werden notfallmässig gefüllt mit obdachlosen Familien, die wegen der stillgelegten Wirtschaft kein Einkommen mehr haben und die Mieten nicht mehr bezahlen können.

Warum diese Pointe lustig, aber nur halb gelungen ist:
Dieser satirische Angriff übt zwar zutreffende Kritik an Spitzen­medizinern und dem BAG. Er schont aber unnötig die Oberhäupter der obdachlosen Familien, die nicht rechtzeitig die Eigen­verantwortung bewiesen, sich zu Spitzen­medizinern oder Beamten weiterzubilden.

Sonntag
Eine als «Spitex-Gang» bekannte Dissidenten­gruppe treibt im Aargau ihr Unwesen. Die Gangmitglieder brechen in Alters- und Pflegeheime ein, um den Betagten Gesellschaft zu leisten.

Warum das lustig (und traurig) ist:
Andreas Thiel zeigt, wie brutal die Corona-Diktate des Bundesrats Gewerbe­treibende und Selbst­ständige behindern – in diesem Fall die Branche der Enkeltrickbetrüger.

Montag
Franz Hohler wurde verhaftet. Laut dem zuständigen Sprecher der Kantons­polizei Zürich wurde er nach einer kurzen medizinischen Begutachtung umgehend zur Verwahrung in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen. In einem offensichtlich über Jahrzehnte hinweg nicht erkannten Zustand geistiger Verwirrung soll er ganze Generationen von Lesern dazu verleitet haben, ihr Umfeld mit tödlichen Viren anzustecken, was unerklärlicher­weise erst jetzt, 50 Jahre nach der Erst­veröffentlichung des Jugend­buchs «Tschipo», bekannt wurde. In dem 1978 erschienenen Buch schläft und träumt ein König ununterbrochen, wobei alle seine Träume wahr werden. So verwandelt sich zum Beispiel ein ganzes Insel­königreich zu Gold. Da man aber Gold nicht essen kann, droht das Inselvolk zu verhungern. Der Einzige, der die absurden Träume des Königs wieder zurück­träumen kann, ist der Junge Tschipo, der zum Glück am Ende sogar träumt, dass der König endlich aus seinen Träumen erwacht. Der König kommt zur Einsicht, dass das Wichtigste im Leben soziale Nähe sei. Denn der Herrscher war seinen desaströsen Träumen bloss verfallen, weil er zu viel Distanz zu seinem Volk gehabt hatte. Am Ende fordert der König die Bürger des Insel­reichs auf, sich immer und überall so oft wie möglich zu umarmen. Laut ersten Hoch­rechnungen wird Franz Hohler als Autor dieses Buches für Zehntausende von Grippe­toten im letzten halben Jahrhundert verantwortlich gemacht.

Warum diese Pointe meisterhaft ist:
Klarer, eleganter, knapper hätte kein zweiter Satiriker sagen können, dass Franz Hohler noch nie der Bringer war.

Hier brechen wir ab, auch weil im zweiten Teil der Kolumne die Ideen sich weiter steigern. Satirische Meister­leistungen wie «In Zürich tötete die Polizei bei der Durchsetzung der Gesundheits­regeln erstmals mehr Menschen als das Coronavirus» oder: «Heute hat der Bundesrat mit dem Mauerbau begonnen» benötigen keinen ergänzenden Kommentar.

3. Verwaltungsrats­präsident Dr. Konrad Hummler

Konrad Hummler hat kürzlich öffentlich Rache geschworen. In einem Interview gab der Ex-Bankier das Versprechen, im «Nebel­spalter» als Autor mit allen Personen abzurechnen, die am Scheitern seiner Wegelin-Bank und am gesellschaftlichen Abstieg Hummlers schuldig waren.

Seitdem blühen Spekulationen, wer alles auf der Liste steht. Aber jedem Kenner von Dr. Konrad Hummler ist das Ergebnis glasklar. Für einen der Eigen­verantwortung verpflichteten Liberalen kann die Liste der Schuldigen an Hummlers Scheitern nur wie folgt lauten:

  1. Dr. Konrad Hummler

  2. Dr. Konrad Hummler

  3. Dr. Konrad Hummler

Herr Liberg stellt klar: Dr. Christoph Blochers Abwahl war ungültig!

These 10: Züchte dir Nachwuchs!

Der Segen, aber auch der Fluch für den «Nebel­spalter» sind die 70 konservativ-libertären Neuaktionäre. (Im Verwaltungs­rat scherzhaft auch «das Reaktionariat» genannt.) Diese Herren konnten zwar den rechten Humor mit Geld unterstützen, können es aber leider nicht mit Worten. Obwohl mehrere die Publikation ihrer Einsichten wünschen. Doch das ist keine kluge Idee. Denn im Humor­business lässt sich fast nur mit unseriösen Leuten seriöse Arbeit leisten. Sobald man mit Amateuren Komik macht, geht es schief:

Nur – woher genug rechte Humoristen nehmen? Ohne zu stehlen? Die Antwort ist dieselbe wie bei Nerz, Kaviar oder Perlen: Was man in der freien Natur zu selten findet, muss man züchten.

Was heisst: Der bürgerliche Humor braucht ein Nachwuchs­programm.

Deshalb baten wir den Winterthurer Karikaturisten Ruedi Widmer um eine erste Skizze des entsprechenden Karrierewegs.

Hier seine (für alle jungen Leute ausklappbare) Berufs­beratung:

Berufsberatung: Lehrgang Humorist

Von Ruedi Widmer

Wenn Du Humorist werden willst, werde ein rechter Humorist, nicht ein halbbatziger, sagt der Vater. Etwas Rechtes lernen. Mit dem Du Dir Respekt verdienst. Am besten startet man eine Humoristen­karriere mit einer kaufmännischen Lehre. Da sieht man schon mal etwas ins Betriebs­wirtschaftliche hinein. Humor ist etwas, das Geld abwerfen muss, sonst wird es nicht lustig, und das Publikum lacht während der Aufführungen über Dich statt Deine Witze.

Der Lehrling im Humor­wesen sollte wissen, was Geld ist, und das lernt man nur in der Praxis; in einer Rechnungs­abteilung oder auf der Bank. Gerade in der Bank lernt man die besten Sprüche, zum Beispiel das Motto, das der damalige UBS-Präsident Robert Studer in seinem Büro hängen hatte: «Lead, follow or get out of my way!» Oder den Spruch: Mit 40 sitzt du entweder vor der Bank auf der Bank – oder in der Bank im Chefsessel!

In der Bank lernt man über jene zu lachen, die nur wenige hundert­tausend Franken auf dem Konto haben. Der Blick des Humoristen für die manipulierbare Unter­schicht wird hier geschärft. Was für Idioten, die ein Bankkonto eröffnen, das nicht mal Zins abwirft. Schnell hast Du beim Apéro die ersten Lacher auf Deiner Seite.

Dann fährst Du heim, auf dem geheizten Sitz Deines Audi, Range Rover oder BMW X7. (Welches der drei, ist die freie Wahl Deiner Persönlichkeit.) Beim Fussgänger­streifen gerätst Du in Kontakt mit der corona­verseuchten Bevölkerung, die es ausser zum Arzt nie irgendwohin geschafft hat. Wie süss, wie sie vor Deiner spiegelnden Motorhaube durchhüpfen mit ihren feigen Unterschichts­masken. Deine zukünftigen bürgerlichen Humor­konsumenten lieben diese Bevölkerungs­gruppe – sie liefern feinstes Witzmaterial. Sieh die Warterei vor den Fussgänger­streifen als Dein Investment für Deine Karriere im Humor­business bis hin zum Premium-Bereich.

Humor funktioniert immer von oben nach unten. Also vom Gehirn in die Hose. Umgekehrt kommt nur – Entschuldigung! – Stuhl aus Deinem Mund. Es gibt genug solche Humoristen, vor allem im linken Zwangs­fernsehen: Klischees über Geschäfts­männer, Industrielle, Bankiers oder die wenigen brauchbaren Miliz­politiker – kurz gegen Leute, denen die Welt zu- und zu denen sie aufschaut. Klar, machen solche Persönlichkeiten eher einen Fehler als die Klimagöre aus Schweden, die nichts tut, als nicht in die Schule zu gehen. Oder Penner vor dem Denner. Oder sonst irgendein Mittelständler.

Nach einem CAS an der Einsiedler Fasnacht und im Albisgüetli hast Du erste Soloauftritte am Turnerchränzli oder im «Ochsen». Gutes Publikum ist wütend – etwa der Gwerbler, dem die da oben in Bern gerade die Corona-Unterstützung bei der Geschäfts­miete gekillt haben. Und der deshalb aus Trotz wieder rechts­bürgerlich wählt, weil ihm egal ist, wer genau die Unter­stützung gestrichen hat. Diesen Leuten kann man seine nicht sehr arbeits­intensiven Witze erzählen – etwa über Ausländer in der Nachbarschaft. Da lacht er mit und bleibt so stolzer, geradliniger Schweizer. Und das Schönste: Je länger die Vorstellung dauert, desto handzahmer wird diese Sorte Zuschauer. Sie sieht Dich als den Dominator auf der Bühne, den Mann, der es geschafft hat, mit der Rolex am Gelenk und in den ironischen hochschaftigen Lachstiefeln – deren Hacken Du nach jedem Witz ironisch knallend zusammen­schlägst. Dein Ziel: der männlichste Humor, den er je gesehen hat. Am Ende wirst du von ihm auch noch in den Nationalrat gewählt.

Humor sollte nie ideologisch sein, mit Moral und so, sondern einfach, volkstümlich und brutal. Witze über Frauen sind immer gut, denn was man liebt, das neckt man. Eine alte Weisheit des Humors. Sex zieht auch immer – baue Sex in Dein Humor­programm ein, und der Kurs Deiner «Witzwährung» steigt wie … klar, was hier die Pointe ist, oder? Erfolg macht Dich unerreichbar und göttlich und zieht noch mehr Leute an Deine Humor-Events, an Deine Humor-Tagungen, Deine Gig-für-Gags-Megapartys. Alle fürchten sich vor Dir und Deinen Witzen, am besten sogar Bill Gates.

Übers Militär und Gott hingegen macht man keine Witze. Das wäre geschäftlich witzlos. Ebenso ein No-Go sind Witze über den betrogenen US-Präsidenten Donald Trump. Du darfst natürlich über seine Politik Witze machen, aber nicht über den Menschen Trump – etwa seine Hautfarbe. Okay ist also zum Beispiel: «Warum bekommt Trump das Geld für seine Mauer nicht? Weil zu viele Mexikaner an ihrem Corona-Bier gestorben sind!» Oder: «Warum haben ausgerechnet Mittel­amerikaner keine Mittel?» Nicht okay aber ist: «Wo ist Donald Trump aufgewachsen? In einem Orangenbaumhain.»

Irgendwann wird Dir die Kantine der Bank und der Saal im «Löwen» zu klein – und dann wechselst Du in die Millionärs­liga, zu den Humorzünften, zu den Satire­vereinen, zum Beispiel Schalk 04, Prustia Mönchen­gladlach oder gleich direkt nach St. Pointen, wo Du als Rechts­aussen lachst und fightest.

Klappt das nicht, musst Du dich nicht grämen. Professionelle Humoristen Deines Stands werden auch in Anwalts­kanzleien gesucht, um die in sogenannten Wahlen stimmen­mässig (aber nicht gefühlt) oder gefühlt (aber nicht stimmen­mässig) unterlegenen Politikerinnen und Politiker in die Regierungen und Parlamente zu bringen oder Bundesräte anzuklagen, Presse­konferenzen zu organisieren oder auch nur, um einfache zornige Bürger vor der Unrechts­justiz der Schweiz zu verteidigen.

Die Krönung aber ist, wenn Du in der Premium-Presse arbeiten darfst, beim grossen traditions­reichen «Nebel­spalter» des Alfred Escher des 21. Jahrhunderts, Dr. Konrad Hummler, im neuen 18-stöckigen «Nebelspalter»-Hochhaus an der Bahnhof­strasse in Zürich. Chefredaktor Markus Somm leitet dort als Stratege den episch tobenden, niemals endenden Humor­kampf. Der neue «Nebel­spalter» wendet dabei modernsten Cyberhumor an – bereits im März 2021 war er ins Internet vorgedrungen. Das, weil der Auftrag ist, die ganze Schweiz, Europa und die Welt zu belehren und zu erheitern. Wobei: Dass man lacht, ist nur das Zwischen­ziel. Über den echten tighten Oberklasse-Humor eines Konrad Hummler (Kolumne) lacht niemand mehr – der Leser steht klein und bedeutungslos vor ihm wie vor dem Telldenkmal. Du wirst in diesem Konzern wieder als Witzbold ganz unten anfangen müssen. Aber diesmal nicht in der Provinz, sondern im antiken Rom des Humors. Deine Sporen abverdienen wirst Du einige Jahre in der «Humorecke» (immer auf Seite 49) – zum Beispiel: «Hansli fragt seine Mutter, was ‹Black Lives Matter› heisst. Die Mutter sagt: «Wahrscheinlich irgendein Verein von Thomas Matter.»

Wenn Du beim «Nebelspalter» an die Spitze willst, musst Du aber an Thiel vorbei­kommen, dem grossen Hünen im Büro 3. Er schreibt Vollzeit über den Koran, an seinen lichten Tagen über den eher liberalen Süd-Koran, in finsteren Wochen über den verschlossenen Nord-Koran – und in diesem Zustand ist Thiel extrem herrisch, sodass daneben der Diktator Alain Berset fast wie ein Demokrat wirkt. Der frühere Satiriker Thiel darf nun keine Satire mehr schreiben, weil er nie eine für den bürgerlichen Humoristen unumgängliche Banklehre absolviert hat – und gemäss den Bestimmungen des strengen Humor-Personal­chefs Walter Frey (Autor-Importeur) keinen Humoristen- oder Satiriker­titel mehr tragen darf. Die Strafen im Humor­business sind hart. Aber wer einen korrekten Ausbildungs­weg hinter sich hat wie Du, der wird weder seinen Job noch seinen hart angelernten Humor verlieren.

So, schliesst der Vater, kann etwas aus Dir werden – und Du kannst damit sehr viel Geld verdienen, denn Konrad Hummler hat selbst nach dem Verlust seiner Bank immer so viel davon, dass er nicht alles in seiner Bach-Stiftung verjubeln kann. Er soll überhaupt, für Dich, Sohn, ein Vorbild sein: Denn er ist der Darth Vader des Schweizer Lach- und Bank­geheimnisses, er fightet, zeichnet und schreibt mit seinem Laser­kugelschreiber gegen seine geschäftlichen und politischen Gegner, gnadenlos, bis sie an Alters­schwäche zusammen­brechen … Sie werden nicht an Hummler, sondern mit Hummler sterben. Und Du, mein geliebter Sohn, kannst als Humorist ein paar Strahlen vom Glanz der grossen Bürger­geschlechter Hummler und Somm für Dich erhaschen und dadurch Deine Lebens­säfte stärken lassen. (Durch Vitamine, Eiweiss, Samenbank Wegelin etc.).

Herr Liberg stellt klar: Unser Diktator Alain Berset zeigt Fehlfunktionen. Er muss sofort ersetzt werden!

These 11: Stellt ein Maskottchen ein!

Blick hatte den Käfer, Milka die Kuh, die amerikanischen Patrioten den Frosch Pepe – und der «Staats­spalter» hat für den «Nebel­spalter» als Abschieds­geschenk das Identifikations­maskottchen Herr Liberg erfunden. Zwecks freier Verwendung.

Denn wenig schafft eine grössere menschliche Verbundenheit als ein immerzu wieder­kehrendes Maskottchen!


PS: Also – zeigen Sie Mut und abonnieren Sie den neuen «Nebelspalter». Und verzeihen Sie ihm die ersten zehn Fehler. Auch er ist ein Projekt gegen die Wahrscheinlichkeit.

PPS: Oder abonnieren Sie die Republik, falls Sie als Konservativer nichts Neues riskieren wollen.

PPPS: Schön, dass Sie hier unten angekommen sind. Sollten Sie Ihr Republik-Abonnement noch nicht verlängert haben, nehmen Sie sich eine Minute und verlängern es (wenn Sie hier unten angekommen sind, haben Sie bereits derart viel Zeit verschwendet, dass es auf eine Minute mehr nicht ankommt).

PPPPS: Fast hätten wir das Wichtigste vergessen! Hier noch die versprochene Auflösung des Bilder­rätsels in der Rubrik «Hier lacht der Chef»: Sie sind ENT(E) + LASS(O) + EN(TE)!

Sie sind entlassen!

Zu den Co-Autoren

Patti Basler ist Bühnenpoetin, Kabarettistin und Autorin. Patrick Karpiczenko ist Filmproduzent, Regisseur, Autor und Komiker. Philippe Kuhn ist Produzent, Klavier­spieler, Pädagoge und Kabarettist. Ruedi Widmer ist Cartoonist und Kolumnist.

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