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Wie FDR das amerikanische Jahrhundert einläutete – und der Tanz mit dem Risiko

20.02.2021

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Ladies and Gentlemen – and everybody beyond

Willkommen im Wochenende. Das haben wir heute im Angebot:

Wie soll es denn heissen? Die Namensfindung hat schon manch werdendes Elternpaar an den Rand der Trennung getrieben. Nicht so Constantin Seibt und seine Partnerin. Als ihr Sohn vor zweieinhalb Jahren auf die Welt kam, war schnell klar, wie er mit Mittelnamen heissen soll: «Franklin». Und zwar, sagt Seibt, damit er sich beim Blick in den eigenen Pass an drei sehr wichtige Dinge erinnere: «Nichts zu fürchten ausser der Furcht. Im Zweifel experimentieren. Und an die wichtigste Pflicht von allen: die Pflicht, glücklich zu sein.» In seinem Essay lesen Sie über einen ganz und gar ungewöhnlichen amerikanischen Präsidenten. Und darüber, was der neue Bewohner des Weissen Hauses von ihm lernen könnte.

  • «Was denkt der Präsident?», fragte einmal ein Reporter die First Lady. Sie antwortete: «Mein Junge! Der Präsident denkt nicht. Er entscheidet.» Das hatte etwas. Niemand, wahrscheinlich nicht einmal der Präsident selbst, wusste, was er zu einem Thema dachte, bevor er eines Tages dazu eine Entscheidung traf. Trotzdem, oder gerade deswegen, ging Franklin Delano Roosevelt als einer der besten US-Präsidenten in die Geschichte ein. Als einer, der eine komplett neue Art der politischen Kommunikation erfand. Der einen Alkoholschmuggler anheuerte, um die Börse zu überwachen. Der die erste weibliche Ministerin in sein Kabinett berief. Der einer Regierung vorstand, die mal sozialistische, dann anarchistische, konservative, faschistische, kapitalistische, mal zentralistische und mal föderale Ideen verfolgte. Und der in einer Welt aufwuchs, die er später zu zerstören half. Kurz, schreibt Constantin Seibt, ein Präsident, bei dem sich Joe Biden unbedingt ein paar Dinge abgucken sollte. Wie Franklin D. Roosevelt das amerikanische Jahrhundert einläutete – Theorie und Praxis der politischen Furchtlosigkeit.

  • Wer die Installation betritt, kommt in einen Raum, in dem auf alle vier Wände tanzende Polizisten projiziert sind. Ihre Arme halten sie hinter dem Rücken verschränkt, als trügen sie Handschellen. Ausserdem tanzen da Menschen mit kugelsicheren Westen, ausgewiesen als people, also die Bevölkerung. «Dancing Mania» reflektiert die aktuellen Lebensbedingungen zwischen pandemischer Kunstproduktion, Polizeigewalt, Ungleichheit und über soziale Netzwerke verbreiteter Massenhysterie. Im «Blickwechsel» stellen wir Ihnen die soziale Simulation vor – und die Künstlerin dahinter: Hito Steyerl.

Und damit zum Rückblick auf die Woche.

Die Soziologin und Dokumentarfilmerin Agnès De Féo. Jonas Unger
  • «Den Leuten ist nicht bewusst, wie weit die Sitten realer Nikab-Trägerinnen von den Fremdbestimmungsklischees entfernt sind», sagt Agnès De Féo, die seit 15 Jahren über die Vollverschleierung forscht. Im Gespräch mit Daniel Binswanger zeigt sie auf, wie vielschichtig das Phänomen ist, und erklärt am Beispiel von Frankreich, wie ein Verbot des Nikab das Gegenteil dessen bewirkt, was es bezweckt.

Till Lauer
Vollkorn Kollektiv
  • Eigentlich möchte Felix Crêpes verkaufen. Da er das im Moment nicht machen darf, plagen ihn Existenzängste. Ähnlich fühlt sich Anna, die nach einem Hochschulpraktikum keine Stelle findet. Die Arbeitslosenzahlen sind so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Was bedeutet das für die Betroffenen? Republik-Autorin Ronja Beck hat mit fünf Menschen gesprochen, die während der Pandemie ihren Job verloren haben: «Kein Job in Sicht».

  • Sie haben jetzt den ganzen Newsletter doppelt abgegrast und nirgendwo auch nur den Hauch eines Fitzelchens zur aktuellen Binswanger-Kolumne gefunden? Dem ist so, unser Kolumnist ist in den Ferien. Dürfen wir stattdessen einen Abstecher ins Archiv empfehlen? Hier finden Sie alle 152 bisher erschienenen Ausgaben.

Geniessen Sie Ihr Wochenende. Bis Montag wieder, wenn Sie mögen.

Ihre Crew der Republik

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