Bessere Nachrichten!

Weil es Tradition ist – und nach all den «Bad News» im letzten Jahr besonders nötig: eine Runde Optimismus zum 1. Januar.

Von Olivia Kühni und Simon Schmid, 01.01.2021

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Krankheit, Misere, Zwietracht – wer letztes Jahr regelmässig Zeitung gelesen, Radio gehört oder ferngesehen hat, wurde mit schlechten Nachrichten rund um das Corona­virus konfrontiert. Phasenweise befassten sich ganze 70 Prozent aller Schweizer Medienberichte mit der Pandemie.

Das ist nachvollziehbar. Das Virus betrifft jeden Bereich der Gesellschaft – Gesundheit, Arbeit, Familien­leben, Schule, Sport, Kultur. Und zwar überwiegend negativ: Seniorinnen vereinsamen, Eltern brennen aus, lernschwache Schüler verlieren den Anschluss, Selbstständige ihre Existenz.

Für viele Menschen in Ländern ohne staatliches Sicherheits­netz bedeutet die Pandemie den Rückfall in bitterste Armut. Die Weltbank geht davon aus, dass die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder ansteigen wird.

Darüber zu berichten, ist wichtig. Gleichzeitig belasten Negativ­news viele Leute stark, wie verschiedene Studien gezeigt haben. Wissenschaftler haben früh davor gewarnt, dass exzessiver Medienkonsum während der aktuellen Pandemie ein Gesundheitsrisiko darstellt. Tägliche Updates von steigenden Todes­zahlen, Berichte über Einzel­schicksale – und auch gehässige Debatten, die über Social Media geführt werden: All dies verlangt Medien­konsumentinnen viel ab. Die Balance zu halten, ist schwierig: So fand das Forschungs­zentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) der Universität Zürich heraus, dass bis zur Hälfte der Leute im Frühling der Ansicht waren, es werde zu viel über die Pandemie berichtet.

Besonders im Winter, wenn es dunkel und kalt ist, können negative News aufs Gemüt schlagen. Als Gegenmittel dazu haben wir Ihnen bereits vor einem Jahr eine Sammlung guter Neujahrs­nachrichten präsentiert. Nun doppeln wir nach.

1. Medizin

An erster Stelle stehen – natürlich: die Impfstoffe gegen Covid-19. Einzelne von ihnen sind in den USA, in der EU und in der Schweiz schon zugelassen. Weitere dürften folgen. Dank den Vakzinen stehen die Chancen gut, dass der Winter in einem Jahr um einiges normaler verlaufen wird als der jetzige.

Dass die Impfstoffe schon zum Jahresende bereit­stehen, hat viele überrascht. «Selbst Optimisten dachten nicht, dass Covid-19-Impfungen so rasch starten würden», sagt Daniel Speiser, Immunologe an der Universität Lausanne.

Die Corona-Pandemie hat die medizinischen Innovations­kräfte beflügelt. Der «grösste Schwenk in der Geschichte der Wissenschaft» habe stattgefunden, meint der Wissenschafts­journalist Ed Yong in der Zeitschrift «Atlantic»: Die Welt der Impfstoff­entwicklung werde nach der Pandemie nie mehr dieselbe sein. Zahlreiche Gebiete erhielten laut Yong Auftrieb: So werde etwa Krankheiten wie dem chronischen Erschöpfungs­syndrom, das eine Langzeit­folge von Covid-19 sein kann, vermehrt Beachtung geschenkt.

Doch auch abseits von Corona hat die Medizin 2020 für gute Neuigkeiten gesorgt. Die Fortschritte sind dabei oft langfristiger Natur: Schon seit Jahren sinke die Zahl der Menschen, die an Infektions­krankheiten sterben, vermeldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa im Dezember. HIV/Aids fordert weltweit heute nur noch halb so viele Todesopfer wie um die Jahrtausend­wende. Bei der Tuberkulose, einer Lungen­krankheit, sind die Opfer­zahlen über die vergangenen 20 Jahre um 30 Prozent gefallen.

Die globale Lebens­erwartung ist in dieser Zeit um 6 auf 73 Jahre gestiegen.

Impfstoffe trugen einen Teil zu dieser Entwicklung bei. 2019 fiel der Anteil der Kinder, die an der Leber­krankheit Hepatitis B erkranken, auf unter 1 Prozent, teilte die WHO im Juli mit. Damit sei eines der Entwicklungs­ziele erreicht worden, die sich die Vereinten Nationen bis 2020 gesetzt hatten. Anders als gegen Hepatitis B gibt es gegen Hepatitis C keinen Impfstoff. Doch das Virus, dessen Entdecker dieses Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, kann seit einigen Jahren sehr wirksam mit neuen Substanzen behandelt werden.

Die Weltgesundheitsorganisation bescheinigte dieses Jahr auch, dass das Polio-Wildvirus in der Region Afrika nach vier Jahren ohne einen Fall als eliminiert gelten kann. WHO-General­direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus bezeichnet dies als eine der «grössten Errungenschaften für die öffentliche Gesundheit». Kinder­lähmung kann bis heute nicht geheilt werden. Doch mit Impfungen ist es über die letzten Jahrzehnte gelungen, die Ansteckungen um 99 Prozent auf weltweit noch gut 100 bestätigte Fälle zu reduzieren.

Allerdings ist der Kampf noch nicht zu Ende: Als Folge unvollständiger Impfkampagnen zirkulieren in Pakistan, Afghanistan und einigen Ländern Afrikas sogenannte vakzin-abgeleitete Virenstämme. Die gute Nachricht: Die WHO hat einem Impfstoff gegen sie im November die Zulassung erteilt.

Medizinische Efforts

Bestätigte Polio-Fälle

Polio-Wildvirus
Vakzin-abgeleitetes Virus
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Quelle: WHO

Im November haben die WHO-Mitglieds­länder ausserdem eine Strategie gegen Gebärmutterhalskrebs beschlossen. Damit die Krankheit bis 2050 verschwindet, sollen 90 Prozent der Mädchen gegen Humane Papillomaviren geimpft werden. Sie lösen die vierthäufigste Krebsart bei Frauen häufig aus.

«Viele Infektionskrankheiten sind auf dem Rückzug», sagt der Lausanner Forscher Daniel Speiser, «doch das trifft nicht für alle zu, und neue Erreger können sich jederzeit verbreiten.» Universitäten, Pharma­firmen und Gesundheits­behörden müssten deshalb die Entwicklung weiterer Impfstoffe vorantreiben – beispielsweise gegen das Mers-Coronavirus, einen Verwandten von Sars-CoV-2, der bei Kamelen grassiert. «Die Pandemie hat hier einen Schub ausgelöst – eine tolle Entwicklung.»

2. Klima

Schlechte Nachrichten nehmen auch beim Klima schnell überhand. So hielten uns dieses Jahr etwa die Wald­brände in Kalifornien, in Australien und im Amazonas in Atem. Und im Juli kam eine Studie zum Schluss: Das Emissions­szenario, das man bis dahin für den Worst Case hielt, ist leider das realistischste – es stimmt bis jetzt am besten mit der Wirklichkeit überein.

Auch im Klimapolitik-Report, den die Republik vor zwei Wochen erstellt hat, überwogen negative Töne und Kritik – die Schweiz hat im Corona-Jahr eine einmalige Chance verpasst, beim Klima­schutz aufs Tempo zu drücken.

Trotzdem gab es 2020 auch erfreuliche Nachrichten. Und zwar aus einer Ecke, aus der es viele nicht erwarten würden: der Unternehmenswelt.

Immer mehr multinationale Firmen haben sich in den vergangenen Jahren zum Ziel gesetzt, ihre Treibhausgas­emissionen zu reduzieren. So will zum Beispiel Apple sein Geschäft bis 2030 CO2-neutral betreiben. Das ist nicht unbedeutend, denn der CO2-Fussabdruck des Computer­herstellers ist ähnlich gross wie jener von Sri Lanka oder Kuba. Auch der Mischkonzern Unilever hat dieses Jahr angekündigt, seinen Putzmitteln bis 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr beizumischen. Walmart will bis 2040 klimaneutral werden.

Von den 500 weltgrössten Firmen im Fortune-Global-500-Index haben sich mittlerweile 30 Prozent ein explizites Klimaziel gesetzt – sei es auf Ebene der CO2-Emissionen oder mit dem Bestreben, nur noch erneuerbare Energie zu verbrauchen. Das sind über sechsmal mehr als noch vor fünf Jahren.

Die Wirtschaft wird grüner

Anteil der Fortune-Global-500-Firmen mit Klimaziel

20052010201520200102030 %

Halbjährliche Zählung. Zu den Klimazielen zählen: Netto null Emissionen, Kohlenstoff­neutralität, 100 Prozent erneuerbare Energie­produktion, «science-based targets». Quelle: Natural Capital Partners

Auch bei der Elektro­mobilität hat der Privat­sektor einen Gang zugelegt. So will etwa der Taxidienst Lyft bis 2030 nur noch elektrisch betriebene Fahrten anbieten. Volkswagen investiert Dutzende von Milliarden in E-Mobilität. Und es zeichnet sich ab, dass in absehbarer Zeit auch Lastwagen ohne fossilen Treibstoff fahren werden. Toyota, Hyundai und Nikola treiben hier die Technologie voran.

Selbst Ölfirmen wie BP oder Shell sind dieses Jahr umgeschwenkt. Sie wollen über kurz oder lang zu Anbietern von erneuerbaren Energien werden. Der Zubau an solchen Energie­gewinnungs­anlagen war 2020 rekordhoch: Solar-, Wind- und Wasserkraft­werke machten erstmals die Mehrheit der gesamten Kapazität zur Stromproduktion aus, die in einem Jahr installiert wurde.

Im September kündigte die Investment­bank Morgan Stanley an, bis 2050 ein Netto-null-Ziel anzustreben. Die Credit Suisse verfolgt dasselbe Ziel, zudem will sie bis 2030 bald ein Zwischenziel ankündigen. Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentral­bank, möchte in der Anlagepolitik künftig grüne Kriterien berücksichtigen. Und auch die Schweizerische Nationalbank kündigte im Dezember an, aus Kohlefirmen auszusteigen.

«2020 hat sich im Finanz­bereich einiges bewegt», sagt Peter Haberstich, Campaigner bei Greenpeace Schweiz. «Das ist sehr motivierend im Hinblick auf den Weg, den die Industrie in den nächsten Jahren gehen muss.»

Beim Klima findet ein Umdenken statt. Innerhalb eines Jahres hat sich die Anzahl der Staaten verdoppelt, die beim Kohlenstoff ein Netto-null-Ziel anstreben, berichtete die Uno im September. Städte wie Paris, Mailand oder San Francisco haben während der Corona-Pandemie zusätzliche Velowege erstellt. Die staatlichen Bahnen von Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz haben beschlossen, das europäische Netzwerk der Nachtzüge wiederaufzubauen.

Sicher: Zum Erreichen der globalen Klimaziele braucht es noch mehr. Doch die Initiativen, die verschiedenste Akteure ergreifen, machen Hoffnung.

3. Biodiversität

Auch im Tier- und Umwelt­schutz gibt es zahlreiche Initiativen. Und zuweilen auch Erfolgs­meldungen. So aus Kenia: Im dortigen Amboseli-Nationalpark kam es dieses Jahr zu einem Babyboom. 2020 kamen eineinhalbmal so viele Elefanten­kälber zur Welt wie im Vergleichs­jahr 2018.

Verschiedene Gründe sind dafür verantwortlich. Einerseits das Wetter: In den vergangenen zwei Jahren hat es viel geregnet, dadurch stand Elefanten mehr Nahrung zur Verfügung. Andererseits sind die Behörden effektiv gegen die Wilderei vorgegangen: Nachdem die kenianische Elefanten­population in den 1970er- und 1980er-Jahren dezimiert wurde, haben sich die Bestände erholt. Zwischen 1989 und 2019 hat sich die Zahl der Tiere von 16’000 auf 34’800 mehr als verdoppelt.

«Solche Meldungen sind wichtig», sagt Walter Salzburger, Zoologe an der Universität Basel. «Sie zeigen, dass Initiativen für den Tierschutz durchaus etwas bewirken können. Die Natur kann sich erholen, wenn man sie lässt.»

Dass Ökosysteme immer grösserem Druck ausgesetzt sind, liest man häufig. 2020 machte etwa eine «Nature»-Studie Schlag­zeilen, die das Ausmass der Amazonas-Abholzung geschätzt hat: Dieses Jahr werde so viel Waldfläche in Südamerika wegfallen wie in den vergangenen 10 Jahren nicht mehr. Eine andere Studie warnte davor, dass die Land­wirtschaft den Lebens­raum von Tausenden Tierarten bedroht – wenn sie nicht ökologischer gestaltet wird.

Die generellen Trends sind tatsächlich alarmierend. Intensive Landnutzung, zunehmende Verschmutzung und Klimawandel bedrohen die Biodiversität. Fast alle Indikatoren in diesem Bereich verschlechtern sich kontinuierlich. Besonders die Kleintiere – wie Insekten und Schnecken –, aber auch Fische, Reptilien und Vögel tauchen vermehrt auf der roten Liste der bedrohten Arten auf.

Doch punktuell gibt es immer wieder positive Neuigkeiten:

Viele dieser Erfolgs­meldungen stehen in direktem Zusammen­hang mit dem Tierschutz: Sie sind auf internationale Abkommen zurück­zuführen, welche die Tötung bestimmter Arten verbieten, oder sie sind das Ergebnis von lokalen Bestrebungen, etwa zur Einrichtung von Parks und Schutzgebieten.

Eine weitere Nachricht: Die Natur­flächen, die weltweit unter Schutz stehen, nehmen seit mehreren Jahrzehnten zu. Dies geht aus der «Protected Planet»-Datenbank hervor, die von der Uno und weiteren Organisationen gepflegt wird. Besonders viel Fläche wurde zuletzt im Meer unter Schutz gestellt.

Naturschutz im Aufwind

Anteil der weltweit geschützten Flächen

Meer19701995202017 %01020 % Land19701995202013 %01020 %

Meer: ohne internationale Gewässer. Quelle: Protected Planet (via OECD)

Anlass zu Optimismus gibt ein Pakt, den 14 Länder im Dezember unterzeichnet haben. Sie verpflichten sich, bis 2025 sämtliche Ozean­gewässer in ihrem Territorium nachhaltig zu bewirtschaften und 30 Prozent davon bis 2030 als marine Schutz­zonen zu deklarieren. Laut «National Geographic» ist es das weitreichendste Meeres­schutz­abkommen, das je geschlossen wurde.

Umgekehrt wurde in diversen Ländern auf umwelt­schädliche Projekte verzichtet: In Kamerun wird der Ebo-Wald, in dem Schimpansen und Gorillas leben, doch nicht für den Holzschlag freigegeben; in Brasilien bleiben Mangroven entgegen den Plänen von Präsident Jair Bolsonaro unberührt; in Kanada wird eine Teersand-Mine nach Umweltprotesten doch nicht gebaut.

4. Menschenrechte

Auch die Anerkennung von Menschen mit nicht binären Geschlechts­identitäten und die Entwicklung zu mehr rechtlicher Gleichstellung für alle geht – langsam, aber dennoch – vielerorts voran.

Kurz vor Weihnachten öffnete das Schweizer Parlament nach einem jahrzehnte­langen Kampf die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare; verheiratete Frauen­paare erhalten ausserdem Zugang zu Samen­spenden. Auch in Costa Rica dürfen gleich­geschlechtliche Paare seit vergangenem Mai heiraten. Damit kennen nun 30 Staaten weltweit die «Ehe für alle».

Zunehmende Anerkennung von LGBT

Rechtliche Situation gleichgeschlechtlicher Paare

Ehe anerkannt
gewisse Rechte
Anti-Diskriminierungs-gesetze
keine Angabe

Quelle: Council on Foreign Relations

In den USA haben der künftige US-Präsident Joe Biden und seine Vizepräsidentin Kamala Harris – die erste Frau auf diesem Posten – zahlreiche offen schwul oder lesbisch lebende Experten in ihr Regierungskabinett geholt. Darunter den designierten Verkehrs­minister Pete Buttigieg, der bis zu seinem Rückzug im März als erster offen schwuler Politiker für das US-Präsidentenamt kandidiert hatte.

Gleichzeitig wählten die Bürger des US-Bundesstaats Delaware dieses Jahr mit Sarah McBride zum ersten Mal in der Geschichte eine Transfrau als Senatorin in den Kongress. Auch sonst leben immer mehr Trans­menschen auf öffentlich sichtbaren Posten ihre tatsächliche geschlechtliche Identität. Die WDR-Journalistin Georgine Kellermann, die seit letztem Jahr als erste prominente deutsche Fernseh­journalistin offen als Transfrau lebt, erhielt im September ihre neue Geburts­urkunde als Frau – ein sehr glücklicher Moment, wie sie persönlich vermeldete. In der Fussball­nation Argentinien wiederum spielte dieses Jahr mit Mara Gómez erstmals eine Transfrau in der obersten Liga des Landes. Das öffentliche Coming-out des Schau­spielers Elliot Page («Juno») als Transmann machte vielen Menschen Mut.

Im Sudan erkämpfen sich die Frauen nach dem Sturz von Diktator Omar al-Bashir ihre Grundrechte. Bereits vor Jahresfrist schaffte das Land ein Gesetz ab, auf dessen Basis Frauen für ihre Kleidung oder Reden in der Öffentlichkeit verfolgt und bestraft werden konnten. Diesen Sommer nun erklärte der Sudan die seit Generationen verankerte Praxis der weiblichen Genital­verstümmelung für illegal – ein hoffnungs­froher Anfang auf einem langen Weg in dem politisch instabilen Land.

Ausserdem in diesem Jahr beobachtet:

  • England diskriminiert Schwule nicht mehr bei der Blutspende. Früher waren Männer davon ausgeschlossen, wenn sie in den drei vorangehenden Monaten Sex mit einem Mann hatten – jetzt gilt dieselbe Regel wie bei Heteros: nicht mehr als ein Partner im letzten Quartal.

  • Der prestigeträchtige Booker Prize setzte dieses Jahr so viele Frauen und People of Color auf seine Shortlist wie noch nie – von den sechs Auserwählten sind vier Frauen und vier People of Color.

5. Ungleichheit

Wenn es um ökonomische Ungleichheit geht, insbesondere um die Verteilung von Einkommen und Vermögen innerhalb von Ländern, haben die letzten Jahrzehnte sehr unterschiedliche Entwicklungen gebracht.

Die Anzahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, hat in den letzten 20 Jahren stark abgenommen. Millionen Menschen vor allem in Asien sind in die globale Mittel­schicht aufgestiegen und haben gegenüber Europa und Nordamerika aufgeholt. Entsprechend ist auch die Einkommens­ungleichheit weltweit gesehen gesunken – mehr Menschen gehören heute zur Mittelschicht als jemals zuvor in der Geschichte. Das sind gute Nachrichten.

Gleichzeitig aber haben in manchen reichen Ländern die Einkommen der meisten Menschen stagniert, während die der Spitzen­verdiener in schwindel­erregende Höhen gewachsen sind. Das gilt am dramatischsten für die USA. Die dortige Einkommens­ungleichheit ist in dieser Deutlichkeit sonst fast nur in Latein­amerika und Südafrika zu finden. Das sind zunächst – nun leider doch – schlechte Nachrichten. Doch die gute, zumindest leise Hoffnung spendende Neuigkeit ist: Die Pandemie hat die prekäre Situation der amerikanischen Gesellschaft derart sichtbar gemacht, dass inzwischen mehr als nur eine kleine Minderheit von Ökonomen ein Umdenken fordert.

In den USA und in Grossbritannien sprechen sich zahlreiche Expertinnen öffentlich dafür aus, spätestens jetzt zur Pandemie­bewältigung die Vermögenssteuer zu erhöhen. Eine deutliche Mehrheit der Bürgerinnen sprach sich in den traditionell steuer­skeptischen USA bereits Anfang 2020 dafür aus, die Reichen im Land endlich stärker zu besteuern (auch mehrere Dutzend Superreiche haben dazu aufgerufen). Und der designierte Präsident Joe Biden hat genau das angekündigt: die Steuern für Spitzen­verdienerinnen ab 400’000 Dollar Jahres­einkommen und für Unternehmen zu erhöhen.

Vermögenssteuern sind mehrheitsfähig

«Sehr Reiche sollten einen Extra-Anteil ihres Vermögens abgeben»

ja
eher ja
weiss nicht
eher nein
nein
Demokratische WählerinnenRepublikanische Wählerinnen0 25 50 75 100 %

Quelle: Ipsos

Argentinien übrigens hat kurz vor Jahresende eine Pandemie-Sondersteuer für Vermögende beschlossen. Ob sich die Steuerpläne in den Vereinigten Staaten durchsetzen lassen, hängt unter anderem davon ab, ob die Demokraten am 5. Januar in Georgia die Senatorenwahl gewinnen und damit beide Parlaments­kammern kontrollieren. Wir blicken dem Rennen, gestützt auf die aktuellen Umfragetrends, vorsichtig optimistisch entgegen.

Und, und, und …

Die verschiedenen Bereiche zeigen: Noch längst ist in der Welt nicht alles gut. Und fast jede positive Nachricht lässt sich relativieren: «Ja, aber …» Trotzdem sind solche Neuigkeiten wichtig. Zur besseren Einordnung, als Inspiration – oder einfach nur, um sich für einige Augen­blicke daran festzuhalten.

Zum Schluss: Weitere Meldungen in loser Form und mit Dankeschön unter anderem an «Science Mag», «Good News Network» und «Future Crunch».

  • Nach über 10 Jahren vergeblichen Übens haben es die Pandas im Hongkonger Zoo geschafft, sich zu paaren.

Haben wir eine gute Nachricht übersehen? Oder eine Schlagzeile zu Unrecht als Good News apostrophiert? Lassen Sie es uns bitte unbedingt im Dialog wissen.

Wir wünschen einen vergnügten Start ins neue Jahr!

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