Kleinigkeiten
Ludwig van Beethoven: 11 Bagatellen, Nr. 3 und Nr. 9
Von Tomas Bächli (Audio), 26.03.2020
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Beethoven ist der Klassiker schlechthin: Jeder kennt die Fünfte, die Neunte und die Mondscheinsonate. Und nun, im Jahr seines 250. Geburtstages, ist Beethoven sowieso überall. Ist da noch etwas, was uns an seiner Musik wirklich überrascht? Gibt es noch Seiten dieses Künstlers und seines Werks, die uns immer noch ganz neu und unbekannt sind?
Bei Beethoven lohnt es sich, die kleinen Formen zu beachten. Das Genre der Bagatellen hat er erfunden, er nannte sie «Kleinigkeiten». Diese Miniaturen, die er in verschiedenen Lebensphasen komponiert hat, waren sein Labor für Experimente: Er gestaltete darin eine musikalische Zeitspanne ganz ohne formale Vorgaben.
Immer wieder frage ich mich, wie ich diese Musik wahrnehme. Ich empfinde sie weder intellektuell noch emotional, sondern körperlich. Es sind Erfahrungen ähnlich wie das Erleben von Kälte und Wärme, von Hunger und Sättigungsgefühl, etwa wenn sich in der Musik eine Spannung auflöst – oder auch gerade nicht. Es ist eine Körperwahrnehmung, wenn die Musik plötzlich abbricht und uns mit dem seltsamen Gefühl zurücklässt, dass da etwas noch nicht fertig ist. Oder wenn einem ganz kurzen Stück eine bombastische Schlussformel angehängt wird – das ist, wie wenn jemand ewig nicht aufhört zu reden. Was will uns Beethoven damit sagen?