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Sudans Revolution ist weiblich, ein Ausstellungstipp und der Wochenrückblick

06.12.2019

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Guten Tag

Stellen Sie sich vor: Wie Sie, Sie ganz persönlich, sich kleiden, wäre Gegenstand der Staatsräson. Würden Sie eines Tages entscheiden, Hosen zu tragen, dann sähe die Regierung das als direkten Angriff auf ihre Macht.

«Es ging darum zu zeigen, dass die Ideologie erfolgreich war, und dies kann man durch nichts besser sichtbar machen als durch die Kleider der Frauen. Die ganze Würde des Volkes hängt dann an der Würde der Frau», sagt Hadia Hasaballah. Sie ist Frauenrechtlerin und Professorin an einer Uni im Nordwesten der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Kommen Sie mit zur nächsten Station auf unserer Reise durch die arabische Welt.

  • «Am Ende waren wir an einem Punkt, wo das Risiko zu demonstrieren weniger schlimm war, als weiterzumachen wie bisher.» Im Frühjahr 2019 jagten die Menschen im Sudan den islamistischen Diktator Omar al-Bashir aus dem Amt. Die Armee setzte ihn ab, als der Druck nach monatelangen Demonstrationen schliesslich zu gross wurde. Nun befindet sich das Land in einer delikaten Übergangsphase. Dass die Militärs nicht bald wieder alle Macht an sich reissen, ist alles andere als sicher. Doch die Frauen, die unsere Reporter Amir Ali und Monika Bolliger getroffen haben, werden es den Generälen auf keinen Fall leicht machen. Zu sehr haben sie unter den religiösen Fundamentalisten gelitten, zu hart haben sie sich die neue Freiheit erkämpft. «Wir Frauen waren der Motor der Revolution», sagt eine Aktivistin. Und sie alle denken gar nicht daran, jetzt mit dem Kämpfen für ihre Rechte einfach aufzuhören. Lesen Sie Teil 3 unserer Reportageserie «Reise in die arabische Welt»: Die Revolution ist weiblich.

  • Die Reiseroute und eine Übersicht über alle Folgen der Serie finden Sie hier. Alle Folgen sind übrigens auch in einer Hörversion verfügbar, gelesen von Patrick Venetz und Anna-Tina Hess.

  • In unserem Nachrichtenbriefing «Was diese Woche wichtig war» können wir gleich zu vier Themen Neuigkeiten vermelden, die in der Republik schon prominent vorgekommen sind. Cum-Ex-Geschäfte sind strafbar, sagt ein deutsches Gericht. Die maltesische Regierung zerbricht ob des Mordes an Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia. Baukartell-Whistleblower Adam Quadroni prüft eine Klage. Und: Neues zur Credit Suisse und zu den «geheimen Schulden» von Moçambique.

  • Nach dem Schriftsteller Elias Canetti können Künstler in zwei Gruppen eingeteilt werden: Destillierer und Chaotiker. Erstere widmen ihr Künstler­leben einer alles bestimmenden formalen Aufgabe, Letztere suchen nach ihrem künstlerischen Ausdruck, indem sie ruhelos mit unterschiedlichsten Medien und Lösungs­ansätzen experimentieren. Die deutsche Künstlerin Raphaela Vogel gehört zur zweiten Gruppe, wie viele feministische Künstlerinnen. Rezensent Max Glauner nimmt die Werkschau von Raphaela Vogel im Kunsthaus Bregenz zum Anlass für einen Streifzug durch aktuelle feministische Kunst und stellt fest: «Die Zeit der unverrückbaren Wahrheiten ist vorbei. Selbstbewusst tritt eine Kohorte junger Künstlerinnen auf den Plan, die eine neue Ästhetik des Feminismus leben.»

Ausserdem:

  • Morgen wird unsere Gerichtsreporterin Brigitte Hürlimann Doctor iuris honoris causa! Die Uni Bern verleiht ihr diese Würde, weil sie «sich nicht gescheut hat, es in ihrem Einsatz für eine unabhängige und qualitativ hochstehende Justizberichterstattung auch mit den Mächtigen in Politik und Medien aufzunehmen». Wir freuen uns und gratulieren! Mehr über die Arbeit von Frau Ehrendoktorin Brigitte Hürlimann erfahren Sie in diesem Artikel von Januar 2018: 30 Jahre vor Gericht.

Wir sehen uns im Wochenende, wenn Sie mögen.

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