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Analyse zum Mauerfall-Jubiläum, Kolumne zum Urteil im Fall Mike – und das Beste der Woche

09.11.2019

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Ladies and gentlemen and everybody beyond

Die Geschichte ist nichts für schwache Nerven: Die sogenannte Parkhausmörderin Caroline H. sitzt seit fast zwanzig Jahren in Einzelhaft, weil sie gestand, zwei Frauen getötet und eine dritte schwer verletzt zu haben. Sie ist verwahrt, ohne Perspektive, das Gefängnis zu verlassen.

Aber was, wenn sie gar keine Mörderin ist?

Dieser Frage ist Republik-Reporter Carlos Hanimann in einer jahrelangen Recherche nachgegangen. Heute veröffentlichen wir die fünfte und letzte Folge der Serie, die übrigens auch in einer Hörversion verfügbar ist.

  • Die Recherche nimmt eine überraschende Wendung. Der Reporter erhält einen anonymen Brief, angeblich aus Ermittlerkreisen. Darin wird als möglicher Täter für den 1997 begangenen Mord im Chinagarten an der Zürcher Seepromenade ein Mann genannt. Im Brief steht auch sein Name. Was jetzt? Kann man einen offenbar sehr gefährlichen Mann einfach fragen: Haben Sie vor zwanzig Jahren einen Mord begangen? «Die gefährlichste Frau der Schweiz?», Folge 5: Handwerker X.

  • Heute vor 30 Jahren fiel die Mauer. Doch viele Ostdeutsche sehen in der Wiedervereinigung keinen Grund zum Feiern. Dies, schreibt Tim Guldimann, einst Schweizer Botschafter in Berlin, liege daran, wie sie beschlossen wurde: unter dem Diktat der Alternativlosigkeit. Lesen Sie seinen Essay zum Mauerfall-Jubiläum: Wohlstand, aber fremdbestimmt.

  • Diese Woche wurde das Urteil über Mike gefällt, der unter dem Pseudonym Carlos landesweite Berühmtheit erlangte. Der Fall Mike, schreibt unser Kolumnist Daniel Binswanger, steht nicht nur für die Tragödie eines jungen Straftäters, sondern auch für den fundamentalen Wertewandel des Rechtsempfindens. Der Präventionsgedanke wird immer wichtiger; die Motive dafür sind legitim, doch die Folgen hoch problematisch.

  • Der Fotograf Dominic Nahr berichtet in seiner Tonbildschau diese Woche aus Ghana. Im Fischerdorf Elmina steht eine Burg, die 1482 gebaut wurde und den Portugiesen, Holländern und Engländern als Versandort für Sklaven diente. Ab dem 18. Jahrhundert wurden von dort aus jedes Jahr 30’000 Sklaven nach Amerika verschifft.

Zum Rückblick auf das Beste der Woche:

Deniz Yücel im Gespräch mit der Republik. Madlen Krippendorf
  • Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel sass ein Jahr lang im Gefängnis, weil er kritisch über das Erdoğan-Regime berichtet hat. Im Gespräch mit Reporter Elia Blülle erzählt er, was er während der Gefangenschaft über autoritäre Regime gelernt hat, wie er Erdoğans jüngste Militäroffensive beurteilt und warum Journalistinnen den Herrschenden auf die Finger schauen müssen – trotz allen Risiken.

  • Im Datenbriefing «Auf lange Sicht» zeigt Autorin Olivia Kühni auf, wie ein politischer Entscheid des Westens der Wirtschaft in der DDR nach dem Mauerfall den Todesstoss versetzte.

  • Als Schweizerin geboren, als Ausländerin aus der Schweiz gewiesen: Im Justizbriefing «Am Gericht» beleuchtet Reporterin Brigitte Hürlimann einen schier unglaublichen Fall, der aufzeigt, wie die Diskriminierung von Frauen in der Vergangenheit bis in die Gegenwart wirkt.

Die Rechercheserie zum Fall Caroline H. Joan Wong
  • «Caroline H. – die gefährlichste Frau der Schweiz?» Seit Dienstag haben wir täglich eine neue Folge der Rechercheserie veröffentlicht. Falls Sie den Einstieg verpasst haben, hier ein kurzer Abriss. In Folge 1 trifft Reporter Carlos Hanimann auf einen Informanten, der glaubt, ihm sei einer der Morde angekündigt worden – aber nicht von Caroline H. Folge 2 beschreibt, wie Caroline H. nach zwei schweren Einschnitten in ihrem jungen Leben zur gefährlichen Brandstifterin wird. Und wie sie, scheinbar ohne Motiv und Anlass, zwei Frauen getötet haben soll. In Folge 3 offenbart der Informant seine Theorie. Die Strafverfolger hätten auch einen anderen Täter in Betracht gezogen, ihn später aber aus den Akten entfernen lassen, um die überraschenden Geständnisse von Caroline H. nicht angreifbar zu machen. In Folge 4 trifft der Reporter auf den Polizisten, der Caroline H. überführte – und doch an ihren Aussagen zweifelte. Und auf einen Psychiater, der die Parkhausmörderin für eine faszinierende Persönlichkeit hält, die ihre Gefährlichkeit inszeniert – aber trotzdem keine Zweifel daran hat, dass sie eine Mehrfachmörderin ist. Den Auftakt der Serie finden Sie hier.

So viel für heute. Geniessen Sie das Wochenende. Bis Montag.

Ihre Crew der Republik

www.republik.ch

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