Aus der Arena

Wenn Basler ungemütlich werden

Von Ronja Beck, 13.05.2019

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Wenn man ihnen ans Liebste will, werden die Baslerinnen ungemütlich. So richtig ungemütlich. Erinnern Sie sich an den letzten Sommer? Da kritisierte jemand eine Fasnachts­gugge wegen ihres rassistischen Logos, und dann wurde es sehr, sehr ungemütlich.

Seit einigen Monaten ist man in Basel wieder ziemlich nervös. Diesmal geht es um den Zolli. Der Basler Zoo will nämlich ein Ozeanium in die Stadt pflanzen. Ein Salzwasser­aquarium soll es werden und gleichzeitig das grösste Aquarium der Schweiz. Die Architekten sind beauftragt, die Eröffnung ist auf 2024 angesetzt. Kostenpunkt: 100 Millionen Franken, finanziert von Spendern und dem Zoo. Das Basler Parlament stimmte dem Projekt im Oktober 2018 deutlich zu. Doch der Widerstand liess nicht lange auf sich warten.

Eine Allianz aus Umwelt- und Tier­schützern, allen voran die Grünen und die Fondation Franz Weber, halten dagegen. Sie fürchten um das Wohl der Tiere und halten ein Aquarium für ein «veraltetes Konzept». Das Referendum kam zustande. Am 19. Mai dürfen die Basler Stimm­bürgerinnen deshalb nun entscheiden: Ozeanium – yay or nay?

Dazu muss man wissen: Viele Basler lieben ihren Zoo. Bei den Kindern ist das selbstverständlich, bei den Erwachsenen zuweilen vielleicht etwas befremdend. Aber eigentlich ist das egal, denn es ist einfach so. Er ist für sie das Liebste. Deshalb ahnen Sie vielleicht auch schon, was jetzt passieren muss:

Die Basler werden verdammt ungemütlich.

Die lokale Prominenz und Politik, die Biologin und der Grossvater, die Stadt­nervensäge und der Gastro­mogul: Sie alle sprangen aus ihren Sesseln, rückten ihren Tschopen zurecht, liessen ihr grinsendes Konterfei auf Poster drucken und an alle Litfass­säulen der Stadt kleistern. Schaut, wie ungemütlich wir sind – für unseren Zolli!

Mit den Zolli-Ungemütlichen in Basel ist es ein bisschen wie mit den Masern in Bern: Plötzlich sind sie überall. In jedem Basler Tram sitzt heute jemand Ungemütliches. Die Ungemütlichen infiltrieren jedes Gespräch. Auch auf den nationalen Redaktionen hat sich die Ungemütlichkeit breitgemacht: so in der Weltwoche – oder in der NZZ, in der ein Basler Journalist die Ozeanium-Gegner kürzlich als kulturfeindlich bezeichnet hatte. Kultur – wieder so ein Thema, bei dem man am Rheinknie sehr ungemütlich wird.

So viel Widerspenstigkeit für ein Ozeanium. Vielleicht täte etwas Entspannung jetzt gut. Wissen Sie, was sehr entspannend ist? Fische beobachten, zum Beispiel.

Das könnte man in Basel auch heute schon. Im Vivarium des Zollis.

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