Leben im Bunker – Teil 1

Lebt seit zehn Jahren zwischen Ankunft und Abreise: Juri, abgewiesener Asylsuchender, im November 2018 im Herbstwald von Urdorf. Annick Ramp

Unsichtbare Grenzen

In Urdorf leben etwa fünfzig abgewiesene Asylsuchende. Viele von ihnen dürfen die Gemeinde nicht verlassen. Einer davon ist Juri. Ein Leben zwischen Bunker und Gefängnis. Teil 1.

Von Adelina Gashi (Text), Annick Ramp und Simon Tanner (Bilder), 19.04.2019

Juri* dreht sich eine Zigarette. Selbst gedrehte sind günstiger. Er sitzt mit zwei Zimmer­genossen, Roman* und Singh, am Waldrand auf Holz­paletten. Wenn es warm ist, geht das. Besser, als im dunklen, stickigen Zimmer zu sitzen. Juri lebt in einem Bunker unter der Erde am Ortsrand der Gemeinde Urdorf, gleich neben der A 3, der Zürcher Westumfahrung.

Mit sieben anderen Männern teilt sich Juri ein Zimmer. Besonders oft hält er sich dort aber nicht auf. Es ist zu eng, zu schwül, von Tageslicht keine Spur.

Die Unterkunft wird von der Firma ORS geführt, einem privaten Unternehmen, das im Auftrag der Zürcher Sicherheits­direktion Asyl­suchende betreut. Jeden Morgen zwischen halb neun und halb zehn Uhr meldet sich Juri am Empfang, wo er 8 Franken und 50 Rappen erhält. Sein Budget für den Tag. Verschläft er, wird ihm der Tagessatz gestrichen. Abends muss er sich nochmals bei den Mitarbeitern der ORS melden.

Juri nimmt einen Schluck aus seiner Energydrink-Dose. Er hat schütteres Haar, trägt Jeans und ein weisses T-Shirt mit dem roten Logo eines amerikanischen Sport­vereins. An den Füssen Crocs. Er spricht sehr gut Deutsch. Juri gehört zu den 651 abgewiesenen Asyl­suchenden, die im Kanton Zürich leben. Er hält sich illegal in der Schweiz auf. Seit zehn Jahren lebt er zwischen Abreise und Ankunft.

Wenn Juri erzählt, dann oft zynisch. «Wie in einem Konzentrations­lager ist es hier», sagt er über den Bunker. Er habe sie alle schon gesehen, fährt er fort, während er an seiner Zigarette zieht, «aber Urdorf ist das schlimmste». Er spricht von den Zürcher Durchgangs­zentren, in denen er bereits gelebt hat. Der Bunker in Urdorf ist eine von vier Not­unterkünften des Kantons Zürich. Und die letzte, die unter der Erde liegt.

Wie es genau im Bunker aussieht, wissen wir nicht. Der Zutritt bleibt uns Journalistinnen verwehrt. Wir dürfen lediglich in den Aufenthalts­raum. Und auch das nur, wenn wir einen Termin mit einem der Bewohner haben.

Juri erzählt, dass sich die rund fünfzig Männer, die in der Not­unterkunft leben, vier Schlaf­zimmer teilen, ausgestattet mit Doppelstock­betten. Daneben gibt es zwei Aufenthalts­räume, ein Bad, eine Küche und einen Essens­raum, in dem sich an der Wand die Kühl­schränke aneinanderreihen und der Fernseher läuft, vor dem meistens niemand sitzt.

«Wie in einem Konzentrations­lager ist es hier», sagt Juri: Eingang zur unterirdischen Notunterkunft (Bild vom 15. Oktober 2017). Annick Ramp

In den Not­unterkünften werden abgewiesene Asyl­suchende untergebracht, Geflüchtete, deren Anträge abgelehnt wurden und die zurück in ihr Herkunfts­land müssten – eigentlich.

Allein aufgrund ihrer physischen Anwesenheit verstossen Menschen wie Juri deshalb gegen das Ausländer­gesetz. Mehrmals war er deswegen schon im Gefängnis. In sogenannter Administrativhaft.

Ginge es nach den Zürcher Behörden, wären Menschen wie Juri längst nicht mehr in der Schweiz. Damit der Graben zwischen gesetzlichem Wunsch und gelebter Realität nicht zu gross erscheint, heisst es offiziell: Abgewiesene Geflüchtete verbringen nur ein paar Wochen oder Monate in Not­unterkünften, bevor sie wieder in ihr Heimat­land zurückgeschickt werden. Doch im Bunker unter der Urdorfer Erde leben Menschen, die bereits seit Jahren in diesem Schwebe­zustand verharren. Sie wollen nicht zurück. Sie können nicht zurück. Und weil die Schweiz mit vielen Ländern kein Rücknahme­abkommen hat, können viele der Abgewiesenen nicht zur Ausreise gezwungen werden.

Das Dorf

Spitzacker heisst das Einkaufs­zentrum Urdorfs. Mittendrin hat die SVP einen Stand aufgestellt. Es ist September 2018, Abstimmungen stehen an. Die Fair-Food-Initiative müsse abgelehnt werden, steht auf Plakaten. Draussen vor dem Gebäude haben sich zur selben Zeit die Mitglieder der Autonomen Schule Zürich platziert. Die Gemeinde Urdorf hatte ihren Antrag abgelehnt, einen Stand drinnen vor den Geschäften aufzustellen. Man wolle keine politisch motivierten Aktionen, so die Begründung.

Die Autonome Schule ist ein Verein, der sich für Migranten einsetzt. Seine Mitglieder organisieren kostenlose Deutsch­kurse, Informations­veranstaltungen und Zusammenkünfte. Gemeinsam mit dem Bündnis «Wo Unrecht zu Recht wird» setzen sie sich als Aktions­gruppe für die abgewiesenen Asyl­suchenden in Urdorf ein.

Ihre Aktivistinnen sprechen Passanten an, fragen sie, ob sie den Bunker im Dorf kennen. Viele zeigen sich ahnungslos. Sie hätten davon gehört, aber nicht gewusst, welche Zustände dort herrschten. In ihren Gesichtern: eine Mischung aus Betroffenheit und Ratlosigkeit. Mit einem Flyer in der Hand ziehen die meisten weiter.

Den Handzettel hat das Bündnis kreiert. Er zeigt einen Stierkopf, das Wappen der Gemeinde. Nur dass der Stier wütend schnaubt und die Gitterstäbe durchbricht, hinter denen er gefangen ist. Der Flyer soll die Urdorferinnen aufklären. Darüber, wie es im Bunker zugeht und was ein Leben als abgewiesener Asyl­suchender in Zürich bedeutet. Das Bündnis hofft auf die Solidarität der Dorfbewohner.

Es ist Pflicht des Kantons, abgewiesenen Asyl­suchenden Nothilfe zu leisten. Das geschieht in Form von Geld, Kleidern, Hygiene­artikeln und medizinischer Grund­versorgung. Dafür erhält der Kanton eine Pauschale des Bunds. Auch die vielen Gefängnis­aufenthalte wegen illegalen Aufenthalts kosten etwas. Hier greift nicht das Asyl-, sondern das Ausländerrecht.

Unter dem Strich profitiert die Gemeinde vom Bunker. Denn jede Zürcher Gemeinde muss gemäss einem Verteil­schlüssel eine bestimmte Zahl an Asyl­suchenden aufnehmen. Weil auf ihrem Gebiet eine Not­unterkunft steht, muss die Gemeinde Urdorf im Gegenzug weniger regulären Asyl­suchenden eine Unterkunft bieten.

Ein heisser Sommer

Gleich neben dem Einkaufs­zentrum hat die Aktions­gruppe einen Genossenschafts­raum gemietet. Später am Tag findet dort ein Spaghetti-Essen mit allen Mitgliedern der Gruppe statt. Auch Juri und andere Bewohner des Bunkers sind eingeladen. Es gibt kostenloses WLAN, Kaffee – und Tageslicht.

Mit einem Kaffee in der Hand tritt Juri hinaus in den Garten und raucht mit Zimmer­genosse Roman eine Zigarette. Er trägt Kopf­hörer um den Hals, ein weisses, ausgeleiertes T-Shirt und ausgeblichene Jeans. Bald müsse er wohl ins Gefängnis, sagt er. «Für nichts: weil wir schwimmen gehen wollten.»

So fühlt sich das Rayonverbot für Juri an: Fotograf Simon Tanner hat die Welt ausserhalb der Urdorfer Gemeindegrenze aus seinen Bildern retouchiert. Simon Tanner
Ein Rayonverbot teilt die Welt für den Betroffenen in zwei Teile: Einen erlaubten Teil innerhalb der Grenze. Und einen nicht existierenden Teil ausserhalb. Simon Tanner

Er und Roman wurden vor ein paar Wochen festgenommen, weil sie Urdorf verlassen und damit ein Rayon­verbot missachtet hatten. Auch das ist eine Massnahme, um jene unter Druck zu setzen, die sich weigern, in ihr Herkunfts­land zurückzukehren. Das Zürcher Migrations­amt beschreibt das Rayon­verbot als Zwangs­massnahme, um «dem Ausländer bewusst zu machen, dass er sich hier illegal aufhält und nicht vorbehaltslos von den mit einem Anwesenheits­recht verbundenen Freiheiten profitieren kann». Für Juri und Roman ist es ein unsichtbarer Käfig.

«Wir waren auf dem Weg zur Limmat», sagt Juri. «Es war heiss. Etwa 30 Grad. Wir hatten nicht gemerkt, dass wir die Orts­grenze überschritten hatten. Etwa 200 oder 300 Meter weiter hat uns die Polizei angehalten. Sie waren uns wohl gefolgt. Ich werde vor Gericht gehen. Ich will nicht ins Gefängnis.» Auch Roman wolle vor Gericht, sagt Juri. Doch der steht nur qualmend daneben und winkt ab. Er mache sich keine grossen Hoffnungen.

Schlagernacht

Aus der Turnhalle dröhnt laute Musik. An einem Stand vor dem Gebäude wendet ein Mann mit Schürze Chlöpfer auf dem Grill. Drinnen johlt das Partyvolk. Draussen stehen ein paar Fest­besucher, kauen auf ihren Würsten oder rauchen. Manche Männer tragen Leder­hosen, viele Frauen sind im Dirndl gekommen. Es ist Schlager­nacht in Urdorf.

In der Turnhalle tritt Melissa Naschenweng auf. Die Schlager­sängerin hüpft enthusiastisch auf der Bühne herum und animiert das Publikum zum Mitsingen. Die Menge grölt, steht händeklatschend auf den Tischen.

Am 8. September 2018 trifft man sich an der Schlagernacht Urdorf in der Zentrumshalle. Die österreichische Schlagersängerin Melissa Naschenweng sorgt für Stimmung. Annick Ramp

Draussen nippt ein Mann mit schwarzen Haaren an seiner Dose. Ali heisst er und sitzt mit zwei Freunden auf der Beton­bank vor der Turnhalle. Sie wollen noch nicht zurück in den Bunker, vertreiben sich die Zeit bei einem Bier im Ortskern. «Klar. Wir würden auch gerne mitfeiern. Aber wir haben kein Geld. Wir können uns den Eintritt nicht leisten.»

Juri suchen wir hier vergeblich. Er trinkt nicht mehr gerne. Er sagt, er wolle lieber einen klaren Kopf bewahren.

Gerichtstermin

Juri und Roman eilen durchs das Bezirks­gebäude Dietikon, ein grauer Betonklotz. Im Schlepp­tau ihrer Anwältin, die bereits ungeduldig auf die zwei gewartet hat. In wenigen Minuten beginnt die Einvernahme bei der Staats­anwaltschaft. Juri und Roman wollen versuchen, sich gegen die drohenden Gefängnis­strafen wegen Missachtung des Rayon­verbots zu wehren.

Eine Stunde später sind beide wieder draussen. Der Staats­anwalt wird Straf­befehle ausstellen. Weil die Anwältin diese anfechten wird, kommt es zur Verhandlung vor Gericht. Wir setzen uns zusammen in ein Café. Roman ist sauer. Er findet, es sei nicht gut gelaufen. Juri macht hingegen gute Miene zum bösen Spiel: Abwarten. Vielleicht werde man ja vor Gericht mehr Glück haben.

Zwei Tage später erhalten wir von Juri eine Nachricht: Roman wurde wegen illegalen Aufenthalts verhaftet und ins Flughafen­gefängnis gebracht.

Chilbi in Urdorf

Es riecht nach Chnobli­brot und Zucker­watte. Sonntag­morgen, Chilbi in Urdorf. Im vollen Festzelt unterhält die Liveband Alpen Zick Zack die morgendlichen Fest­besucherinnen. Wir schlendern an Essens­ständen vorbei. Die Bewohner des Bunkers sind hier nicht zu sehen.

Vor der Not­unterkunft treffen wir Juri. Die Sonne scheint durch die Baum­kronen. Er sitzt wieder auf der improvisierten Bank und nimmt einen Schluck dampfenden Kaffee aus seiner Tasse. Wieder ist Singh dabei. Und wir lernen Reza kennen, einen jungen Iraner, der schon seit zehn Jahren als abgewiesener Asyl­suchender in der Schweiz ist.

Juri erzählt. Er sei in seinem Heimatland Ingenieur gewesen. Erst habe er für eine Solar­technologie­firma gearbeitet, später sein eigenes Unternehmen gegründet. Zusammen mit seiner Frau hat er zwei Kinder. Als klar wurde, dass ihr Mann nicht mehr in die Heimat zurückkehren würde, wanderte sie mit den Kindern in ein Drittland aus.

Wieso er geflohen ist, darüber will Juri lieber nicht sprechen. Nicht hier.

Juri, der nicht Juri ist

Später wartet Juri in einem Kebabladen beim Einkaufs­zentrum Spitzacker. Wir bestellen Kaffee und ziehen uns in den hinteren Teil des Lokals zurück. Juri erzählt weiter.

Er dürfe nicht darüber sprechen, woher er stamme, sagt er. Auch seinen richtigen Namen würden wir nicht erfahren. Weder wir noch die Behörden. Denn damit er nicht ausgeschafft werden kann, hat er bei seiner Einreise falsche Angaben zu seiner Person gemacht.

Die Schweizer Behörden wissen, dass Juri seine Identität nicht preisgibt. Dazu zwingen können sie ihn nicht. Seit seiner Ankunft in der Schweiz ist er Juri. Er interessiert sich für Informatik, besitzt einen Laptop, auf dem er regelmässig programmiert. Es sei ein altes Modell, tue aber seinen Dienst. Er habe an einer technischen Hoch­schule studiert. In der Schweiz habe er sich das Programmieren beigebracht, um mit seiner Zeit hier etwas Sinnvolles anzufangen.

Sein Geschäft, das er in seiner Heimat gegründet hatte, lief nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Um die Firma behalten zu können, habe er regelmässig Schutz­geld bezahlen müssen. So sei ein Schulden­berg gewachsen.

Dann eskalierte die Situation. Juri erhielt Mord­drohungen, weil er nicht mehr zahlen konnte. Eines Tages stellte sich ihm auf der Strasse ein Mann in den Weg und fragte nach dem Geld. Juri ahnte, dass ihm nicht mehr viel Zeit bliebe.

Er beschloss zu fliehen. Sein Bruder, der selbst im Ausland lebte, arrangierte alles für ihn. Er buchte ihm einen Flug und versicherte ihm, dass er bei einer befreundeten Familie in der Schweiz unterkommen könne.

Die Odyssee

Als Juri im Herbst 2009 in Zürich ankommt, holt ihn das Ehepaar wie geplant ab. In den nächsten drei Monaten lebt er bei ihnen. Aber er kann nicht bleiben. Juri stellt einen Asylantrag. «Ich musste den Behörden in einem stundenlangen Interview erklären, warum ich hier bin. Wieso ich geflohen war.» Doch nach einem Monat wird der Antrag abgelehnt.

Wenige Monate später wird Juri verhaftet und ins Ausschaffungs­gefängnis gebracht. Aber weil die Behörden seine Personalien nicht abgleichen können, können sie ihn auch nicht ausschaffen. «Ich hatte mich bei der Einreise unter falschem Namen angemeldet.»

Juri gilt nun als abgewiesener Asyl­suchender. Man bringt ihn in eine Not­unterkunft. Alle sieben Tage muss er seinen Wohnort wechseln. Das ist 2010 noch so vorgesehen. So pendelt Juri während Jahren zwischen dem Büro der Rückkehrberatung an der Schaffhauser­strasse in Zürich, wo ihm die Beamten die jeweils neue Wohn­adresse mitteilen, und den verschiedenen Not­unterkünften im Kanton. Bis sich das Verfahren ändert und Juri mehrere Jahre in Adliswil untergebracht wird. Seit einem Jahr ist er nun in Urdorf.

«Ich war neunmal im Gefängnis, weil ich einmal eingereist bin», sagt Juri. Ausserdem habe er zwei Einträge im Straf­register. «Ich habe zweimal gestohlen, das war ganz am Anfang meiner Zeit hier. Blödsinnig von mir.» Die anderen Male war Juri im Gefängnis, weil er sich illegal in der Schweiz aufhielt. Die Maximal­strafe wegen illegalen Aufenthalts hat er mittlerweile abgesessen. Jetzt ist er eingegrenzt, darf den Rayon von Urdorf nicht verlassen.

Genau deswegen droht ihm jetzt aber wieder Haft.

Das Urteil

Früher Morgen im benachbarten Dietikon. Juri und seine Anwältin haben einen Termin beim Bezirks­gericht, das im selben Gebäude wie die Staats­anwaltschaft untergebracht ist. Diesmal zur öffentlichen Gerichts­verhandlung. Juri hofft, dass ihm seine Strafe wegen der Verletzung des Rayon­verbots im vergangenen Sommer erlassen wird.

Eingegrenzt: Hier endet Urdorf. Und hier endet auch die Welt von Juri. Simon Tanner

Juri und seine Anwältin argumentieren, dass die Ortsgrenze nicht klar definiert gewesen sei. Die Karte, die sie vom Migrations­amt erhalten haben, um ihr Eingrenzungs­gebiet zu kennen, ist eine verpixelte Google-Maps-Darstellung. «Sogar die Polizisten, die uns verhaftet haben, konnten auf dieser Karte nicht zeigen, wo genau Urdorf endet.» Juris Anwältin will für ihn eine Milderung der Strafe erwirken und argumentiert in ihrem Plädoyer für eine Probezeit als Ersatz­strafe. Er habe zwar Vorstrafen, sagt die Anwältin, aber diese seien schon eine Weile her und nicht so schwer.

Nach der Anhörung berät sich das Gericht vierzig Minuten lang. Juri ist nervös. Aber er macht sich Hoffnungen. «Meinen Sie, ich könnte vielleicht sogar ein Härtefall­gesuch in Angriff nehmen?» – «Dafür müssten Sie aber Ihre Personalien freigeben», sagt die Anwältin. Jetzt heisst es erst mal abwarten.

Der Richter ruft wieder in den Saal. Der SVP-Mann zeigt Verständnis. «Das ist nur menschlich, dass ihr in dieser Hitze schwimmen wart.» Aber er müsse sich an die Gesetze halten. Er könne das Straf­mass nicht mildern. Juri habe schliesslich ein Smart­phone bei sich gehabt und dort auf der App nachschauen können, wo die Ortsgrenze liegt. Es bleibt bei den drei Monaten Haft.

Die Anwältin und Juri sind enttäuscht. «Ein strenges Urteil», sagt sie. Juri will das Urteil weiterziehen, wenn nötig bis vor Bundes­gericht. «Ich gehe doch nicht ins Gefängnis, nur weil wir schwimmen gehen wollten.»

* Name geändert.

Zur Fotografin, zum Fotografen

Annick Ramp (*1987 in Auckland) lebt und arbeitet in Zürich als NZZ-Fotografin und freischaffend. In ihrer selbstständigen Tätigkeit übernimmt sie Aufträge oder verfolgt eigene Projekte. 2012 schloss sie das Studium zur Fotodesignerin an der Berufsschule für Gestaltung ab.

Simon Tanner (*1983 in Bern) lebt und arbeitet in Zürich. Nach dem Studium der Neuesten Geschichte und der Politikwissenschaften an der Universität Bern absolvierte er den Studiengang Redaktionelle Fotografie am MAZ in Luzern. Neben seiner Tätigkeit als Fotograf für die NZZ unterrichtet er an der F+F Schule für Kunst und Design in Zürich.

Leben im Bunker

Sie lesen: Teil 1

Juri – und das Ray­on­ver­bot

Teil 3

Reza – und der Härtefall

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