Im Namen der Pressefreiheit
Zusammen mit dem Mediennetzwerk One Free Press Coalition stellt die Republik jeden Monat Journalistinnen und Journalisten vor, die wegen ihrer Arbeit in Gefahr sind oder gar ihr Leben verloren haben.
Von Sylke Gruhnwald, 06.04.2019, Update: 02.10.2019
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Die maltesische Reporterin Daphne Caruana Galizia wird am 16. Oktober 2017 mit einer Autobombe ermordet. Der Investigativjournalist Ján Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová werden am 21. Februar 2018 in ihrem Haus erschossen. Der Kolumnist der «Washington Post» und Regimekritiker Jamal Khashoggi wird am 2. Oktober 2018 in der saudischen Botschaft in Istanbul umgebracht, seine Leiche zerstückelt und entsorgt.
Mehr als 1330 Morde in 27 Jahren
Gemäss Recherchen der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Committee to Protect Journalists wurden seit 1992 1350 Journalistinnen und Journalisten ermordet. Viele Fälle – wie die von Caruana Galizia, Kuciak und Khashoggi – sind bis heute nicht aufgeklärt. Die verfolgten, bedrohten und ermordeten Journalistinnen und Journalisten geraten in Vergessenheit. Solche Angriffe auf die Pressefreiheit machen anderen Schlagzeilen Platz.
Für die Pressefreiheit kämpft die One Free Press Coalition, ein Zusammenschluss von internationalen Medien, darunter «Forbes», das «Time Magazine», die «Financial Times», Yahoo News, die «Süddeutsche Zeitung», die Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters. In der Schweiz sind «Le Temps» und Republik Partner des Netzwerks.
Gemeinsam stellen die Medienhäuser jeden Monat Journalistinnen und Journalisten vor, die staatliche Repressionen erleiden, weil sie regierungskritisch berichten. Denen Haft droht oder die im Gefängnis sitzen, weil sie Korruption und Machtmissbrauch aufdecken. Die um ihr Leben fürchten müssen, weil sie autoritären Regimes die Stirn bieten. Oder die wegen ihrer journalistischen Arbeit umgebracht wurden.
Oktober 2019
Afgan Mukhtarli
Ist im Hungerstreik.
Land: Aserbeidschan
Medium: Meydan TV und Institute of War and Peace Reporting
Der Journalist Afgan Mukhtarli ist im September in den Hungerstreik getreten, um gegen seine Haftbedingungen in einem aserbeidschanischen Gefängnis zu protestieren. Seit Januar 2018 sitzt Mukhtarli eine sechsjährige Freiheitsstrafe ab.
Der Investigativreporter erhielt Morddrohungen, weil er zu Korruption in Aserbeidschan recherchierte. Deshalb flüchtete er 2014 ins Nachbarland Georgien. Dort wurde er entführt, nach Aserbeidschan gebracht und wegen illegalen Grenzübertritts und Schmuggels verurteilt.
Abduljalil Alsingace
Zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.
Land: Bahrain
Medium: eigener Blog «Al-Faseela»
Abduljalil Alsingace, inhaftierter Blogger aus Bahrain, berichtet von Schmerzen in der Brust. Er braucht dringend medizinische Versorgung. Die Gefängnisleitung verwehrt ihm diese.
Alsingace wurde im März 2011 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er soll «eine Verschwörung zum Sturz der Monarchie geplant» haben. Er ist einer von mehreren Kritikern der bahrainischen Führung, die wegen ihrer Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung und Unterdrückung der politischen Opposition in Bahrain verhaftet wurden.
Jesús Medina Ezaine
Sitzt im Gefängnis.
Land: Venezuela
Medium: freischaffender Fotograf
Anklage: Gründung einer kriminellen Vereinigung und Hetze
Seit einem Jahr ist der Fotograf Jesús Medina Ezaine im venezolanischen Militärgefängnis Ramo Verde inhaftiert. Ein erster Gerichtstermin ist für den 3. Oktober angesetzt. Ihm wird vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung gegründet und Hass geschürt zu haben.
Austin Tice
Wird vermisst.
Land: Syrien
Medium: «Washington Post», McClatchy und Al Jazeera English
Vor sieben Jahren verschwand der US-amerikanische Journalist und Fotograf Austin Tice in Syrien. Er hatte freiberuflich für verschiedene Medien über den syrischen Bürgerkrieg berichtet. Zuletzt wurde er an einem Checkpoint gesehen. Seine Familie und das US-amerikanische Aussenministerium gehen davon aus, dass Tice am Leben ist.
Mahmoud Hussein Gomaa
Sitzt im Gefängnis ohne Prozess.
Land: Ägypten
Medium: Al Jazeera
Seit mehr als 1000 Tagen ist der ägyptischen Journalist Mahmoud Hussein Gomaa inhaftiert. Alle 45 Tage verlängern die ägyptischen Behörden seine Untersuchungshaft. Ob und wann es zu einem Prozess kommt, ist unklar.
Gomaa wurde am 23. Dezember 2016 festgenommen. Er soll staatsfeindliche Propaganda und Fake News verbreitet haben. Der arabische TV-Sender Al Jazeera hatte zuvor Gomaas Dokumentarfilm über die Wehrpflicht in Ägypten ausgestrahlt.
Hajar Raissouni
Wurde festgenommen.
Land: Marokko
Medium: Nachrichtenwebsite «Akhbar al-Youm»
Anklage: ausserehelicher Geschlechtsverkehr und illegale Abtreibung
Die Journalistin Hajar Raissouni sitzt im Gefängnis. Raissouni hatte zusammen mit ihrem Verlobten einen Arzt aufgesucht. Danach wurde sie verhaftet. Ihr wird vorgeworfen, sie habe ausserehelichen Sex gehabt und illegal abgetrieben. Es sind Vorwände der marokkanischen Behörden. In den Verhören wurde die Reporterin nach ihrer Arbeit für die Nachrichtenwebsite «Akhbar al-Youm» befragt.
September 2019
Lydia Cacho
Wird bedroht.
Land: Mexiko
Medium: freischaffende Reporterin
Die mexikanische Investigativreporterin Lydia Cacho wird wegen ihrer Recherchen und ihres Einsatzes für die Meinungsfreiheit angegriffen. Im Juli stiegen Einbrecher in ihr Haus ein, töteten ihre Haustiere und stahlen ihre Rechercheunterlagen über Fälle von sexuellem Missbrauch. Cacho erhält immer wieder Morddrohungen.
Erick Kabendera
Wurde festgenommen.
Land: Tansania
Medium: regionale Wochenzeitung «The East African»
Anklage: Geldwäscherei, Steuerhinterziehung und organisierte Kriminalität
Der tansanische Journalist Erick Kabendera wurde Ende Juli festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, Geld gewaschen, Steuern hinterzogen und organisierte Kriminalität unterstützt zu haben. Kabenderas Anwälte werten die Anklage als Vorwand. Der Reporter hatte für die regionale Wochenzeitung «The East African» kritisch über die Regierungspartei Tansanias berichtet. Kabendera drohen 15 Jahre Freiheitsstrafe.
Roberto Jesús Quiñones
Verurteilt zu 1 Jahr Gefängnis.
Der kubanische Reporter Roberto Jesús Quiñones wurde Ende April von Polizisten verprügelt und festgenommen. Er berichtete für das Nachrichtenportal «CubaNet» von einem Gerichtsprozess. Der Journalist wurde inhaftiert, schliesslich freigelassen. Fünf Tage nach seiner Entlassung behaupteten die kubanischen Behörden, dass Quiñones während der Haft «Widerstand» geleistet hätte. Anfang August verurteilte ihn ein Gericht in Guantánamo zu einem Jahr Gefängnis. Der US-amerikanische Aussenminister Mike Pompeo verurteilte das Vorgehen der kubanischen Behörden als «Missachtung von Rechtsnormen».
Khadija Ismayilova
War im Gefängnis und wird bis heute schikaniert.
Land: Aserbeidschan
Medium: Radio Free Europe / Radio Liberty
Die aserbeidschanische Investigativjournalistin Khadija Ismayilova war für 537 Tage inhaftiert. Sie hatte aufgedeckt, wie sich der aserbeidschanische Präsident und seine Familie am eigenen Land bereichern. Heute wird die Reporterin schikaniert: Sie darf das Land nicht verlassen, ihr Konto wurde eingefroren, sie soll Steuern hinterzogen haben.
Masoud Kazemi
Verurteilt.
Land: Iran
Medium: «Sedaye Parsi»
Masoud Kazemi, der Chedredaktor des iranischen Politmagazins «Sedaye Parsi», wurde im Juni zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Er soll regimekritische Propaganda verbreitet und Beamte beleidigt haben; Kazemi hatte über Korruption im iranischen Innenministerium berichtet. Kazemi wird nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zwei Jahre nicht als Journalist arbeiten dürfen.
August 2019
Juan Pardinas
Wird schikaniert und erhält Morddrohungen.
Mexikanische Reporterinnen und Journalisten wie auch ganze Redaktionen im Land werden bedrängt und belästigt, weil sie kritisch über die Regierung des amtierenden Präsidenten Andrés Manuel López Obrador berichten. Einer der Journalisten ist Juan Pardinas, Chefredaktor der mexikanischen Zeitung «Reforma». Präsident López Obrador kritisierte im April während einer Pressekonferenz dessen Recherche. Seitdem erhält Pardinas Morddrohungen. Die mexikanische Regierung hat ihm Schutz angeboten.
Paul Chouta
Ist im Hochsicherheitsgefängnis.
Land: Kamerun
Medium: Nachrichtenwebsite «Cameroun Web»
Der kamerunische Reporter Paul Chouta wurde im Mai von fünf Polizisten in der Kameruner Hauptstadt Yaoundé verhaftet. Der Journalist wurde zunächst wegen Diffamierung, Verbreitung falscher Nachrichten und Volksverhetzung angeklagt. Der Anklagepunkt der Volksverhetzung wurde nur einen Tag später fallen gelassen. Chouta wird seit seiner Verhaftung in einem Hochsicherheitsgefängnis festgehalten. Seine Familie darf ihn dort nicht besuchen.
Ayşe Nazlı Ilıcak
Verurteilt zu lebenslanger Freiheitsstrafe.
Land: Türkei
Medium: «Özgür Düşünce» und Can Erzincan TV
Ayşe Nazlı Ilıcak wurde 2016 verhaftet und im Februar 2018 zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. Die türkische Journalistin kommentierte die Regierungsarbeit Recep Tayyip Erdoğans für die oppositionelle Zeitung «Özgür Düşünce» und den Fernsehsender Can Erzincan TV. In einem weiteren Prozess wurde sie im Januar wegen der Offenlegung von Staatsgeheimnissen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Juli 2019
Norma Sarabia
Wurde im Juni 2019 ermordet.
Land: Mexiko
Medium: «Diario Presente» und «Tabasco HOY»
Norma Sarabia wurde am 11. Juni 2019 in ihrem Haus im mexikanischen Gliedstaat Tabasco erschossen. Die Korrespondentin von «Diario Presente» und «Tabasco HOY» berichtete regelmässig über Kriminalität und Gewalt. Sie erhielt bereits 2014 Drohungen wegen ihrer Berichterstattung. Die mexikanische Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Mordfall. Allerdings erfolglos: Bis heute wurde kein Verdächtiger festgenommen.
Marzieh Amiri
Ist in Haft.
Land: Iran
Medium: «Shargh Daily»
Marzieh Amiri wurde am 1. Mai 2019 festgenommen. Die Reporterin der iranischen Zeitung «Shargh Daily», berichtete über die Mai-Demonstrationen in der Hauptstadt Teheran. Seit der Verhaftung Amiris hat deren Familie kaum Kontakt zu ihr. Die Behörden beschuldigen die Journalistin, Verbrechen gegen die nationale Sicherheit begangen zu haben – weitere Einzelheiten nennen die iranischen Ermittler nicht.
Stanislav Aseyev
Ist in Haft.
Land: Ukraine
Medium: freischaffender Reporter
Der ukrainische Journalist Stanislav Aseyev verschwand vor zwei Jahren in Donezk. Damals, am 2. Juni 2017, soll er von russischen Separatisten in der Ostukraine festgenommen worden sein. Später sagte Aseyev vor Kameras eines russischen Fernsehsenders aus, er sei angeblich ein ukrainischer Spion, der Russland ausspioniere. Heute befindet er sich in Haft. Seine Familie hat kaum Kontakt zu ihm.
Daphne Caruana Galizia
Wurde ermordet.
Land: Malta
Medium: freischaffende Journalistin und Bloggerin
Am 16. Oktober 2017 wurde die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe unweit von ihrem Zuhause ermordet. Trotz internationaler Ermittlungen ist der Fall bis heute ungeklärt, mutmassliche Hintermänner befinden sich weiter auf freiem Fuss, die Täter sind nicht gefasst. Die Republik hat im vergangenen Jahr ausführlich über die Ermordung von Caruana Galizia berichtet.
Jones Abiri
Wurde festgenomen und angeklagt.
Land: Nigeria
Medium: «Weekly Source»
Seit Mai 2019 sitzt der Herausgeber und Chefredaktor der nigerianischen «Weekly Source» wieder im Gefängnis. Ihm wird vorgeworfen, gegen das Cyberkriminalitäts-, das Anti-Sabotage- und das Terrorpräventionsgesetz verstossen zu haben. Die Anklage in drei Punkten entspricht den Anschuldigungen gegen Abiri im Jahr 2016, als ihn das Ministerium für Staatssicherheit von Juli 2016 bis August 2018 – ohne Anklage und Kontakt zu seiner Familie oder einem Anwalt – festhielt.
Wei Zhili
Ist im Gefängnis.
Land: China
Medium: «ILabour.net»
Der chinesische Redaktor Wei Zhili wurde Ende März 2019 in Südchina verhaftet. Zhili arbeitete für die Website «ILabour.net» und recherchierte Verstösse gegen das chinesische Arbeitsrecht. Offiziell werfen ihm die chinesischen Behörden vor, die öffentliche Ordnung gestört zu haben. Weis Familie glaubt, er werde wegen seiner Recherchen im Gefängnis festgehalten.
Juni 2019
Jamal Khashoggi
Wurde ermordet.
Land: Saudiarabien
Medium: «Washington Post»
Der Journalist Jamal Khashoggi wurde am 2. Oktober 2018 im saudiarabischen Konsulat in Istanbul brutal ermordet. Monate danach und trotz der Erkenntnisse des amerikanischen Geheimdienstes CIA, die auf eine Beteiligung des saudischen Kronprinzen hindeuten, gibt es keine unabhängigen Ermittlungen der Uno. Forderungen, die US-amerikanische Regierung möge die Berichte der Geheimdienste veröffentlichen, blieben bisher unbeachtet.
Truong Duy Nhat
Ist im Gefängnis.
Land: Vietnam
Medium: Radio Free Asia
Der vietnamesische Blogger hatte im Januar im Büro der Flüchtlingsorganisation UNHCR in der thailändischen Hauptstadt Bangkok Asyl beantragt. Einen Tag später verschwand Truong Duy Nhat zunächst spurlos. Heute sitzt er in Hanoi in Haft – ohne Anklage. Die Umstände sind bislang nicht klar. Seine Frau geht davon aus, dass Truong Duy Nhat gegen seinen Willen nach Vietnam gebracht wurde. Nhat wurde im Jahr 2013 wegen seiner kritischen Berichterstattung über die vietnamesische Regierung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er arbeitete für das vom US-amerikanischen Kongress finanzierte Medium Radio Free Asia.
Sevinc Osmanqizi
Wird eingeschüchtert und erpresst.
Land: Aserbeidschan
Medium: eigener Youtube-Kanal Osmanqizi TV
Der regierungsfreundliche aserbeidschanische Nachrichtensender Real TV schikaniert die Journalistin Sevinc Osmanqizi und versucht sie zu erpressen. Osmanqizi lebt im Exil in den USA und betreibt von dort aus einen Nachrichtenkanal auf Youtube. In ihren Sendungen kritisiert sie wieder und wieder die aserbeidschanische Politik. Real TV veröffentlichte Aufnahmen eines Telefongesprächs der Journalistin. Ein Nachrichtensprecher des Senders drohte zudem, intime Fotos von Osmanqizi zu veröffentlichen – es sei denn, sie stelle ihren Youtube-Kanal ein.
Abderrahmane Weddady und Cheikh Ould Jiddou
Sind inhaftiert.
Land: Mauretanien
Medium: eigener Blog
Die mauretanischen Blogger Abderrahmane Weddady und Cheikh Ould Jiddou werden seit März im Gefängnis von Dar-Naim festgehalten. Sie hatten über Korruption in dem nordwestafrikanischen Land berichtet. Die Behörden befragten die Blogger über 18 Stunden, beschlagnahmten ihre Pässe, nahmen sie fest. Der Vorwurf: Weddady und Jiddou würden Falschnachrichten verbreiten.
Seyoum Tsehaye
Ist im Gefängnis.
Land: Eritrea
Medium: Mitgründer des staatlichen TV-Senders Eri-TV
Seit fast 20 Jahren lebt der eritreische Journalist und Fotograf Seyoum Tsehaye in Haft. Tsehaye ist einer von mehreren eritreischen Journalisten, die verhaftet wurden, nachdem die Regierung im Jahr 2001 als Reaktion auf die Kritik an Präsident Isayas Afewerki die private Presse kurzerhand verboten hatte. Die eritreischen Behörden haben sich bis heute nie öffentlich über den Aufenthaltsort, den Gesundheitszustand oder den rechtlichen Status von Seyoum Tsehaye und seinen Kollegen in Haft geäussert.
Mina Karamitrou
Eine Autobombe sprengt ihr Auto in die Luft.
Land: Griechenland
Medium: CNN Griechenland
Im Mai 2019 detonierte morgens um 2.30 Uhr ein Sprengsatz unter dem Auto der griechischen Journalistin Mina Karamitrou. Bei der Explosion vor ihrem Haus wurde niemand verletzt. Karamitrou arbeitet als Polizeireporterin für die griechische Ausgabe von CNN. In einem Fernsehinterview sagte Karamitrou, dass der Anschlag mit der Autobombe im Zusammenhang stehen könnte mit ihrer Berichterstattung über einen Mörder, der lebenslang im Gefängnis sitzt. Mutmassliche Verdächtige wurden bisher keine festgenommen.
Mai 2019
Azory Gwanda
Wird vermisst.
Land: Tansania
Medium: «Mwananchi» und «The Citizen»
Der freischaffende Journalist Azory Gwanda ist seit 21. November 2017 verschwunden. Er arbeitete vor allem im ländlichen Tansania. Unter anderem hatte der Investigativjournalist über eine Mordserie in der Region Kibiti berichtet. Die Anschläge richteten sich gemäss Gwandas Recherche vor allem gegen Polizisten und Beamte. Aufgeklärt sind die Morde bis heute nicht.
Wa Lone und Kyaw Soe Oo
Zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Land: Burma
Medium: Reuters
Anklage: Geheimnisverrat
Am 7. Mai 2019 wurden Wa Lone und Kyaw Soe Oo nach mehr als 500 Tagen in Haft freigelassen. Die Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters waren am 12. Dezember 2017 verhaftet worden. Ihnen wurde vorgeworfen, gegen den Official Secrets Act verstossen zu haben. Das Gesetz stammt aus der britischen Kolonialzeit und stellt unter Strafe, behördliche Dokumente zu erhalten und zu veröffentlichen. Tatsächlich berichteten die Reporter über ein Massaker von Sicherheitskräften an Rohingya-Männern und -Jungen im westlichen Rakhine State. Sie wurden zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Der oberste Gerichtshof von Burma hat das Urteil im April bestätigt.
Mahmoud Abou Zeid, genannt «Shawkan», und Alaa Abdelfattah
Müssen sich täglich bei der Polizei melden.
Land: Ägypten
Medium: Fotograf und Blogger
Der ägyptische Blogger Alaa Abdelfattah und der Fotograf Mahmoud Abou Zeid sassen fünf Jahre im Gefängnis. Im Frühjahr wurden die Journalisten entlassen. Doch frei sind die beiden nicht: Jeden Tag um 18 Uhr müssen sich Abdelfattah und «Shawkan» auf dem Polizeiposten melden. Und das für die nächsten fünf Jahre.
Aasif Sultan
In Haft.
Land: Indien
Medium: «Kashmir Narrator»
Das Zuhause von Aasif Sultan wurde im August 2018 von der Polizei durchsucht. Wenige Tage später wurde der indische Journalist verhaftet. Ihm wird Landesverrat vorgeworfen. Sultan wurde wiederholt verhört und aufgefordert, der Polizei seine Quellen offenzulegen.
Mimi Mefo
Wurde verhaftet und freigelassen.
Land: Kamerun
Medium: Equinoxe Television
Die Journalistin Mimi Mefo wurde im November 2018 verhaftet. Die Vorwürfe: Verbreitung von Fake News und Cyberkriminalität. Nach vier Tagen im Gefängnis wurde sie freigelassen. Mefo hatte zuvor kritisch über die Unruhen im Nord- und Südwesten Kameruns berichtet. Heute engagiert sich Mefo für die Pressefreiheit in Kamerun und kämpft gegen die Schikanierung von Journalistinnen und Journalisten.
April 2019
Anna Nimiriano
Lebt unter ständigen Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen.
Land: Südsudan
Medium: «Juba Monitor»
Anna Nimiriano ist die erste Chefredaktorin der Zeitung «Juba Monitor» im Südsudan. Sie wird bedroht und eingeschüchtert. Die Regierung ordnet immer wieder an, die Zeitung zu schliessen. Nimiriano kämpft dagegen an. Sie holt ihre Reporterinnen und Redaktoren aus dem Gefängnis, trotzt der Zensur im Land.
Maria Ressa
Wurde mehrfach verhaftet und juristischem Druck ausgesetzt.
Land: Philippinen
Medium: «Rappler»
Anklage: üble Nachrede im Internet und Steuerhinterziehung
Am 13. Februar 2019 wurde Maria Ressa von Beamten der philippinischen Bundespolizei in der Redaktion des digitalen Nachrichtenportals «Rappler» verhaftet. Der Chefredaktorin wird vorgeworfen, einen Geschäftsmann im Internet verleumdet zu haben. Sie wurde am nächsten Tag freigelassen. «Rappler» wird ausserdem unterstellt, Steuern hinterzogen zu haben. Am 28. März 2019 erliessen Behörden auf den Philippinen Haftbefehle gegen Redaktoren und leitende Angestellte des Nachrichtenportals. Ressa wurde erneut vorübergehend festgenommen. Ressa und «Rappler» berichten kritisch über den Anti-Drogen-Krieg des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte.
Osman Mirghani
Wurde festgenommen.
Land: Sudan
Medium: «Al-Tayar»
Sudanesische Behörden verhafteten im Februar 2019 den Chefredaktor der Zeitung «Al-Tayar» Osman Mirghani. Sein Gesundheitszustand hat sich im Gefängnis verschlechtert. Ende März wurde er freigelassen. Die Behörden gaben bis heute nicht bekannt, welche Anklage gegen ihn erhoben wird. Vor seiner Festnahme hatte Mirghani über Proteste im Sudan berichtet.
Amade Abubacar
Ist seit Januar 2019 ohne ordentliches Gerichtsverfahren inhaftiert.
Land: Moçambique
Medium: Rádio e Televisao Comunitária Nacedje de Macomia und Zitamar News
Der Radiojournalist Amade Abubacar wurde im Januar 2019 festgenommen. Er fotografierte gerade Familien, die vor Angriffen der Miliz im Norden der moçambiquanischen Provinz Cabo Delgado flohen. Er wurde zunächst in ein Militärgefängnis gebracht, ohne Kontakt zur Aussenwelt. Mittlerweile wurde Abubacar in ein Gefängnis verlegt, weit von seiner Heimat entfernt. Er sitzt ohne Gerichtsverfahren in Haft.
Miguel Mora und Lucía Pineda Ubau
Sind in Haft.
Land: Nicaragua
Medium: 100% Noticias
Anklage: Anstiftung zu Hass und Gewalt
Im Dezember 2018 stürmte die nicaraguanische Polizei den Fernsehsender 100% Noticias und verhaftete den Senderdirektor Miguel Mora und dessen Nachrichtenchefin Lucía Pineda Ubau. Beide Journalisten wurden wegen Anstiftung zu Hass und Gewalt angeklagt. Ein Anwalt wird ihnen verweigert. Die letzten Einträge auf der Website des Nachrichtenportals stammen vom 23. Dezember 2018. Seitdem darf 100% Noticias nicht mehr senden.
Rana Ayyub
Wird bedroht und eingeschüchtert.
Land: Indien
Medium: Freischaffende Investigativjournalistin
Die Reporterin Rana Ayyub recherchiert Tabuthemen wie Gewalt gegen Angehörige niedrigerer Kasten und Minderheiten in Indien. Ayyub wird seit 2018 auf Facebook und Twitter bedroht: Pornografische Videos wurden gestreut, in die ihr Gesicht montiert wurde, es folgten Aufrufe zu Gruppenvergewaltigungen, ihre Adresse und ihre Telefonnummer wurden veröffentlicht.
Tran Thi Nga
Wurde zu neun Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Land: Vietnam
Medium: eigener Blog
Anklage: Propaganda
Am 25. Juli 2017 wurde Tran Thi Nga schuldig gesprochen, gegen Paragraf 88 des Strafgesetzbuches verstossen zu haben. Als Beweismittel präsentierten Staatsanwälte 13 Videos. In den Videos wirft Nga dem vietnamesischen Regime vor, gegen die Menschenrechte verstossen zu haben. Sie habe Propaganda betrieben, urteilt das Gericht. Der Prozess dauerte nur einen Tag.
Miroslava Breach Velducea
Wurde im März 2017 ermordet.
Land: Mexiko
Medium: «La Jornada»
Im März 2017 wurde die «La Jornada»-Korrespondentin Miroslava Breach Velducea in der nordmexikanischen Stadt Chihuahua erschossen. Sie hatte Verbindungen von mexikanischen Politikern zu organisierter Kriminalität und Drogenkartellen recherchiert. Vor ihrem Tod hatte sie mindestens drei Drohungen wegen ihrer Berichterstattung erhalten. Derzeit befindet sich ein Verdächtiger in Haft. Die nächste Anhörung im Fall der ermordeten Journalistin wird voraussichtlich in einigen Monaten stattfinden.
Azimjon Askarov
Wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.
Land: Kirgistan
Medium: unter anderem die regionalen Nachrichtenportale «Golos Svobody» und «Ferghana News»
Anklage: Beihilfe zum Mord an einem Polizisten und Verbrechen gegen den Staat
Der kirgisische Journalist Azimjon Askarov verbüsst eine lebenslange Freiheitsstrafe im Gefängnis. Er hatte Folter von Polizisten, politische Verfolgungen und Menschenrechtsverletzungen während des ethnischen Konflikts 2010 im südlichen Kirgistan aufgedeckt. Während seines Verfahrens wurde Askarov gefoltert. Zudem wurden falsche Anschuldigungen gegen ihn vor Gericht eingebracht, und es fehlten Beweise. Seine Verurteilung wird von Menschenrechtsorganisationen und dem Ombudsmann der kirgisischen Regierung kritisiert.
Claudia Duque
Wird seit 2001 eingeschüchtert, belästigt, bedroht und überwacht.
Land: Kolumbien
Medium: Radio Nizkor
Die erfahrene kolumbianische Reporterin Claudia Duque wurde entführt, überwacht, gefoltert und musste wiederholt das Land verlassen. Drei hochrangige Offiziere der kolumbianischen Sicherheitsbehörden wurden vor Gericht für schuldig gesprochen, Duque und ihre Tochter gefoltert zu haben. Im Januar wurden diese freigelassen. Duque ist staatlicher Repression ausgesetzt, seit sie 2001 begann, den Mord an dem Journalisten Jaime Garzón zu recherchieren.