Das Leben spielt

Wir finanzieren keinen Terrorismus, Ehrenwort

Von Michael Rüegg, 02.03.2019

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Vor einigen Jahren stoppten die US-Behörden die Gagen­zahlung des Jazzfestivals St. Moritz an einen berühmten amerikanischen Pianisten. Der Mann hiess Ahmad Jamal. Wer solch einen Namen trägt und 10’000 Dollar aus dem Ausland zugeschickt bekommt, muss einfach Terrorist sein, so die Behördenlogik.

In gewissen Kreisen ist es üblich, bei Bank­überweisungen im Feld «Zahlungszweck» eine nette Botschaft zu hinterlassen. Beliebt sind etwa «für sexuelle Dienst­leistungen», «Waffen­lieferung» oder Formulierungen wie «für Nutten und Koks». Man geht jeweils davon aus, dass die Leute auf der Bank den nötigen Humor besitzen, um darüber hinwegzusehen – ja, man tut ihnen gar einen Gefallen, weil die Ärmsten in ihren Fliessband­jobs eh nichts zu lachen haben. Für die Banken ist die Sache mitunter nervig, wie wir vergangenes Jahr wieder einmal nachlesen konnten. Sie müssen nämlich jedem Verdacht auf Geldwäsche nachgehen. Das verursacht Arbeit, und Arbeit bedeutet Kosten.

Doch man muss keinen Schabernack im Kopf haben, um die Kontrolleure der Schweizer Banken auf Trab zu halten.

Vor ein paar Tagen erhielt der Finanzchef der Republik einen Anruf einer Mitarbeiterin unserer Hausbank. Man habe, so die Dame, eine verdächtige Zahlung blockiert. Die Republik hatte versucht, einem gewissen «Amir Ali» mit dem Zahlungszweck «Phosphat Syrien» Geld zu überweisen.

Das war natürlich zu viel des Guten für die Geldwäscherei­vermuterin beim Finanz­institut. Syrien, so wurde unser Finanzchef belehrt, sei im Fall mit Sanktionen belegt. Er möge doch bitte erklären, wer dieser Amir Ali sei und was es mit dem Phosphat auf sich habe.

Glücklicherweise hatte unser Finanzchef eine gute Erklärung. Die aufmerksame Leserin erinnert sich an einen Republik-Artikel, der unlängst erschienen ist. Verfasser ist der Zürcher Journalist und Dozent Amir Ali. Er zeigt darin auf, wie das Assad-Regime Russland für seinen Kriegs­einsatz mit dem Rohstoff Phosphat belohnt.

Die Sache war uns eine Lehre. Wir werden inskünftig neutralere Zahlungs­zwecke vermerken.

Da wir nun vermutlich auf irgendwelchen roten Listen stehen, eine Bitte: Falls Sie uns, aus welchen Gründen auch immer, Geld überweisen möchten, lassen Sie das Feld mit dem Zahlungs­zweck bitte leer. Sonst sehen wir womöglich nie etwas von der Kohle.

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