Ctrl-Alt-R

Filippo Leutenegger erklärt die Tablets

Von Adelina Gashi, 05.09.2018

Teilen0 Beiträge
Kampagnen-Logo

Unabhängiger Journalismus lebt vom Einsatz vieler

Unterstützen auch Sie die Republik mit einem Abo: Einstiegsangebot nur bis 31. März 2024.

Wählen Sie Ihren Einstiegspreis
Ab CHF 120 für ein Jahr

Auzelg ist eine QUIMS-Schule: eine Schule mit einem hohen Anteil an fremdsprachigen und ausländischen Schülerinnen und Schülern. Die Kinder des Schulhauses Auzelg haben vergangenen Freitag gelernt, was es eigentlich mit dem Tablet auf sich hat.

Mit dabei: Filippo Leutenegger, Stadtrat in Zürich und Schulvorsteher wider Willen. Er ist hier, um die Kinder zum Lernen zu animieren. Denn neue Technologien müsse man nutzen, und auch er habe ein Tablet, das er sehr aktiv nutze, auch wenn er noch kein Profi sei.

Eine Horde Medienschaffende begleitet seine Stippvisite. Während der Schulpause gibt er kurz Interviews – die Kids sind begeistert. «Ich will auch ins Fernsehen», ruft ein Junge und winkt im Hintergrund in die Kamera.

Die Schülerinnen haben ihre Tablets nach den Sommerferien bekommen. Jetzt nutzen sie sie im Unterricht. Die Stadt hat nämlich letztes Jahr entschieden, dass alle fünften Klassen ein solches Gerät erhalten. Französische Vokabeln zum Beispiel kann man nun per App lernen.

Ich komme mir alt vor. Mit zehn Jahren habe ich mit meinen Schulgspänli in der Pause Pingpong gespielt und die Franz-Wörtli aus étape trois minutiös auf Kärtli notiert. Baum – arbre, und so weiter. Jetzt können die Schülerinnen ihre Kärtli auf dem Tablet hin und her swipen.

Ob sich Leutenegger wohl auch alt vorkommt? Der Stadtrat finde es gut, dass man nun iPads in Schulen nutze, sagt er. Es sei ein nützliches Arbeitsinstrument. iPad? Es seien keine iPads, sondern Acer-Geräte, wirft der Kommunikationsleiter ein.

Nicht so wichtig. Wichtig sei, dass man die Tablets auf breiter Skala eingeführt habe. Niemand solle diskriminiert werden, alle Schüler die gleichen Möglichkeiten haben. Auch die Schüler im strukturschwachen Auzelg. QUIMS steht übrigens für: Qualität in multikulturellen Schulen.

Die Glocke klingelt, die nächste Schulstunde beginnt. Leutenegger macht sich auf in die nächste Lektion: Medien und Informatik. Hier gehts nicht ums Wörtli-Lernen, sondern erst einmal darum, sich mit dem neuen Gerät vertraut zu machen.

Die Schüler sind etwas nervös, sie trauen sich kaum, etwas zu sagen. Aber die Aufregung ist unnötig. Nach einer kurzen Begrüssung steht Leutenegger still, fast gelangweilt, am Rand. Checkt sein Handy. Als die Kinder ihr Tablet hervorholen, wirft er einen flüchtigen Blick über ihre Schultern.

Neben dem Tablet liegen die Lehrbücher der Kinder. Dort sollen sie das Gelernte notieren. Ich bin ein wenig froh. Papier und Stift sind also noch nicht ganz aus der Mode. Die Lehrerin will von ihren Kids wissen, wie der Name des Geräts sei. «Acer Switch 5», meint einer der Schüler.

Nach zwanzig Minuten hat Leutenegger dann auch schon genug gesehen. Die Lektion endet hier für ihn. Immerhin hat er gelernt, wie der Name des Geräts lautet. Aber jetzt muss er weiter, der nächste Termin wartet. Was ist schlimmer als ein Politiker, der nicht auftaucht? Ein Politiker, der auftaucht, den es dann aber nicht so wirklich interessiert.

Kampagnen-Logo

Unabhängiger Journalismus lebt vom Einsatz vieler

Artikel wie diesen gibt es nur, wenn genügend Menschen die Republik mit einem Abo unterstützen. Kommen Sie bis zum 31. März an Bord!

Wählen Sie Ihren Einstiegspreis
Ab CHF 120 für ein Jahr