Was diese Woche wichtig war

Keine Schweizer Werbung für die AfD, kein Özil für die Deutschen, dafür Wasser auf dem Mars

Woche 30/2018 – das Kurzbriefing aus der Republik-Redaktion.

Von Isabelle Schwab, 28.07.2018

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AfD will keine Schweizer Werbung mehr

Darum geht es: Die Alternative für Deutschland (AfD) untersagt dem Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten, ihren Parteinamen und das Logo zu verwenden sowie in ihrem Namen Parteiwerbung zu machen. Der ominöse Verein bezeichnet sich als parteipolitisch ungebunden, unterstützt jedoch seit dem Frühjahr 2016 den Wahlkampf der AfD mit Plakaten und einem «Extrablatt» in Millionenauflage. Gestaltet wurden die Kampagnen des Vereins von der Schweizer Agentur Goal AG, bekannt durch ihre Schäfchen-Kampagne für die SVP.

Warum das wichtig ist: Die Unterlassungsaufforderung ist laut AfD-Schatzmeister Klaus Fohrmann Folge einer Ermittlung der Bundesverwaltung in Sachen illegale Parteifinanzierung. Der Vorwurf: Die Unterstützungskampagnen des Vereins sollen mit der AfD abgesprochen worden sein. Dazu gibt es mehrere Hinweise: Anlass zur Untersuchung gab eine Aussage des AfD-Landtagskandidaten Guido Reil in Nordrhein-Westfalen. Er habe während des Wahlkampfs direkte Unterstützung durch die Goal AG bekommen. Der Inhaber der Agentur, Alexander Segert, wiederum ist mit dem Parteivorsitzenden der AfD Jörg Meuthen befreundet, der 2016 für den Landtag von Baden-Württemberg kandidierte. Segert habe damals für Meuthen als Freundschaftsdienst eine Website erstellt und ihn bei «Werbemassnahmen» unterstützt, heisst es im Rechenschaftsbericht der AfD. Meuthen räumte zwar ein, dass der Verein in der Vergangenheit «wahlkampfunterstützende Massnahmen ergriffen» habe. Dennoch habe er nie mit ihm zusammengearbeitet.

Was als Nächstes geschieht: Die Ermittlungen der Bundesverwaltung dauern an. Bisher konnten der AfD keine illegalen Tätigkeiten nachgewiesen werden.

Özil bricht sein Schweigen

Darum geht es: Der deutsche Fussballspieler Mesut Özil erklärt nach der anhaltenden Kritik an seinem Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vergangenen Sonntag seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft. In einem Statement wirft er dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) Rassismus und fehlenden Respekt vor.

«Mesut-Özil-Strasse» steht auf den beiden Schildern – oben der Fussballer mit einem Arsenal-Trikot und Recep Tayyip Erdogan, unten im Tenue der Deutschen Nationalmannschaft (24.07, in der türkischen Stadt Devrek). Gokhan Yilmaz/Anadolu Agency/Getty Images

Warum das wichtig ist: Özil und sein Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan haben sich vor der türkischen Präsidentschaftswahl im Mai mit Erdogan fotografieren lassen. Das wurde als Wahlkampfhilfe für den Staatschef interpretiert. Nach monatelangem Schweigen verteidigte Özil am Sonntag das Foto als Respektsbezeugung gegenüber dem Präsidenten des Landes seiner Vorfahren und holte zum Rundumschlag gegen Medien und DFB aus, die nicht seine Leistung kritisieren würden, sondern seine türkische Abstammung. Besonders von DFB-Präsident Reinhard Grindel fühlt er sich ungerecht behandelt: Grindel habe sich nie für seine Meinung in der Erdogan-Sache interessiert, sondern habe vielmehr beabsichtigt, seine eigenen politischen Ansichten zu platzieren. Özils Austritt aus der Nationalmannschaft hat hohe Wellen geschlagen, denn Özil war nicht irgendein Fussballspieler, er war der Vorzeigeimmigrant der Nation. Ein Strassenfussballer aus Gelsenkirchen, der in 92 Länderspielen brillierte, Angela Merkel in der Kabine mit nacktem Oberkörper nach der WM 2010 die Hand schüttelte, 2010 den Bambi für Integration gewann – wobei sein «unverkrampfter Umgang mit türkischen Wurzeln und deutschem Nationaltrikot» als vorbildlich gehypt wurde – und heute als Spieler für FC Arsenal Millionen scheffelt. Mehr Posterboy geht gar nicht. Seine Abrechnung in drei Akten ist ein Schlag in die deutsche Magengrube.

Was als Nächstes geschieht: Reinhard Grindel geriet durch Özils Vorwürfe in Bedrängnis. Die Affäre könnte die Bewerbung des DFB für die EM 2024 untergraben, für die Deutschland bisher als Favorit gehandelt wurde. Ausgerechnet die Türkei ist Mitbewerber. Entschieden wird am 27. September. Bis dahin ist auch das Amt Grindels gesichert: Er ist im Exekutivkomitee der Uefa.

Wasser auf dem Mars

Darum geht es: Forscher der European Space Agency (ESA) haben auf dem Mars einen 20 Kilometer breiten und 1,5 Kilometer tiefen See entdeckt.

Diese Aufnahme von der Marssonde MEX European Space Agency zeigt Wasser unter einer Eisschicht auf einem See. Handout NASA/Anadolu Agency/Getty Images

Warum das wichtig ist: Wo Wasser ist, könnte es Leben geben. Die Entdeckung beweist zwar nicht, dass Leben auf dem Mars existiert, doch sie macht den Forschern neue Hoffnung. Der Planet ist bedeutend kälter als die Erde, am Äquator erreicht die Temperatur etwa 21 °C, nachts kann sie bis auf –73 °C sinken. Damit das mit einer dicken Eisschicht bedeckte Wasser flüssig bleiben kann, muss es sehr salzhaltig sein, vermuten Wissenschaftler. In Salzseen auf der Erde existiert Leben in Form von Bakterien.

Was als Nächstes geschieht: Die Nachricht könnte privaten Marsmissionen wie SpaceX von Elon Musk oder dem Start-up MarsOne neuen Aufwind geben. Zudem gibt es Hinweise, dass eine neue Marsmission ausgerüstet wird, um Wasserproben zu nehmen.

Alice Weidels Herz brennt für die Schweiz (nur kurz)

Ein herber Schlag für Patriotinnen: Ohne baldigen Regenguss darf in drei Kantonen am 1. August kein Feuerwerk angezündet werden, in neun weiteren herrscht ein Feuerverbot in Waldesnähe. Grund ist die anhaltende Trockenheit. Doch die Schweiz lässt sich auch anders feiern, wie ein Tweet von Alice Weidel beweist: Auf einer Wandertour gefiel der AfD-Spitzenpolitikerin, die zweitweise in Biel lebte, der Gotthardpass derart, dass sie ihn kurzerhand nach Deutschland holen wollte.

Was diese Woche wichtig war

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