Eine wichtige Erkenntnis. Eine, die man immer im Bewusstsein behalten muss.
Die Wirtschaftswissenschaften tätigen Beobachtungen, die immer auch auf das Verhalten des beobachteten Systems einwirken. Im (kybernetisch-)systemtheoretischen Jargon auch „positive Rückkopplung“ genannt. Etwas, das im Extremfall - gerade bei Prognosen - auf eine self fulfilling prophecy (Otto Neurath) hinausläuft.
Augenfällig wird dies, da Wirtschaftswissenschaften stark verkoppelt sind mit Wirtschaftspolitik. Letztere sich also in ihren Entscheidungen und ihrem Verhalten auf das Wissen von ersterer bezieht. Dies im Gegensatz etwa zur Physik, wo es keine entsprechende „Physikpolitik“ gibt - ausser man betrachtet „Technologie“ als solche.
Deshalb ist die Wirtschaftswissenschaft - wie alle Sozialwissenschaften - nicht nur eine deskriptive, sondern auch und v. a. eine normative Wissenschaft. Trotz aller Bemühungen sich durch Mathematisierung den Anschein einer „reinen“ Wissenschaft zu geben. Auf die Gefahr hin einen „Modellplatonismus“ (Hans Albert) zu betreiben.
Zum Schluss dieser Anmerkungen eine Frage: Welchen Einfluss hatte im Schweizer Fall die Geldpolitik der Nationalbank während der Finanz- und Währungskrise? Bzw. welche Einfluss hatten die SECO-Modelle auf die Entscheidungen der Nationalbank? Die Vermutung ist, dass diese die Währungspolitik beeinflusste, dergestalt, dass die Volkswirtschaft das prognostizierte Potenzial mehr oder weniger ausschöpfen konnte. Dahingehend wäre auch interessant, auf welchen „politischen“ Kriterien gewisse Variabeln des komplexen Kalküls beruhen.
Eine weitere anschliessende Vermutung ist, dass das komplexe Modell sich stärker an den „realen“, also auch realpolitischen Gegebenheiten orientiert, so dass die „Trends“ eher das „reale“ Potenzial wiedergeben, als dass es der „idealisierte“ Trend machen würde. Während etwa für Italien normativ doch eher das Ideal wünschbar bleibt (Stichwort „Arbeitslosenzahlen“). Dadurch aber umso stärker Wunsch und Wirklichkeit auseinanderfallen.