@Autor Simon Schmid
Ich finde sehr fragwürdig, was Sie schreiben:
*"Notenbanker könnten noch lange über die Vor- und Nachteile eines Vollgeld-Systems debattieren. Sie würden vermutlich vor allem die Nachteile betonen:
etwa dass das Vollgeld-System die Geld- mit der Fiskalpolitik verquickt, weil ein solches System eine Notenbank viel direkter als heute dazu zwingt, ein Budgetdefizit (etwa in einer Rezession) mit Gelddrucken auszugleichen (warum, das steht etwa in Papieren von Giuseppe Fontana und Malcolm Sawyer und von Sheila Dow, Gudrun Johnsen und Alberto Montagnoli);
oder dass eine Notenbank wie die SNB bei der Umstellung aufs Vollgeld-System vermutlich gezwungen wäre, einen beträchtlichen Anteil der Wertpapiere, die sie hält, zu verkaufen, und in Zukunft womöglich machtlos wäre, einer allfälligen Entwertung des Frankens etwas entgegenzuhalten (die SNB betont solche Risiken in ihrem Frage-Antwort-Papier);
oder dass die Notenbank im Zuge der Umstellung grössere Kreditrisiken in ihre Bücher nehmen müsste, als dies im aktuellen System der Fall ist."*
Das sind alles Behauptungen ohne Begründung. Ich würde sagen, "the burden of proof" liegt bei Ihnen. In einer Diskussion gehört es sich, dass man Argumente bringt nicht nur Behauptungen. Ein Verweis auf ein Paper reicht nicht. Zumindest in den Grundzügen müssten Sie erklären, wie Sie zu dieser Behauptung kommen, von der SNB habe ich nämlich noch nichts Konkretes in diese Richtung gehört. Thomas Jordan behauptet immer nur.
In meinen Augen beziehen Sie zu wenig in Betracht, dass die SNB nicht nur als neutrale Auskunftsstelle sondern auch als Betroffene kommuniziert. Aus den Veröffentlichungen der SNB zum Vollgeld geht aufgrund der Wortwahl und der Stilmittel klar hervor, dass sie nicht nur (zu Recht) ihre Bedenken äussert, sondern dass sie die Stimmbürger gezielt beeinflussen will. Die SNB erwähnt nur potenzielle Nachteile und malt die schwärzesten Teufel an die Wand. Postitive Szenarien blendet sie konsequent aus. Ich habe das starke Gefühl, dass Herr Jordan den Banken einiges näher steht, als man sich das als normaler Bürger von einem Beamten in einer Aufsichtsfunktion erhofft.
1a. Wieso soll Vollgeld die SNB dazu zwingen, bei Budgetdefiziten des Staates die Geldmenge auszuweiten? Die SNB ist "nur dem Gesetz" verpflichtet.
1b. Welche volkswirtschaftlichen Gründe zwingen die SNB mehr Geld herzustellen, nur weil der Staat temporär seine Schulden erhöht? Ich sehe absolut keinen Zusammenhang!
2a. Wie kommen Sie auf die Behauptung, die SNB müsse bei Annahme der Initiative ihre Aktiven verkaufen? Das steht nirgends im Initiativtext und das behauptet nicht mal die SNB in der von Ihnen erwähnten Publikation (Vollgeldinitiative: Häufig gestellte Fragen, letzte Seite): "Die Aktiven nähmen nicht mehr zu..." Da sind Sie wohl die Propaganda der Gegenseite auf den Leim gegangen.
2b. Auch von "Entwertung", "Devisen" und "Wechselkurs" steht nichts in dieser Publikation. Wieso sollte die SNB bei einer Entwertung des Frankens (woher die auch kommen soll) den Wechselkurs nicht mehr beeinflussen können? Sie hat ja heute extrem viele Vermögenswerte (insb. Devisen) mit denn Sie die Geldmenge und den Wechselkurs beeinflussen kann. Ausserdem könnte sie z. B. den Banken Kredite geben, die diese mit Devisen als Sicherheit hinterlegen müssten.
Dass die SNB höhere Kreditrisken übernehmen muss, ist ebenso fraglich: Die VGI verlangt nicht, dass sie Darlehen ohne entsprechende Sicherheiten an die Banken vergibt. Woher sollten diese zusätzlichen Risiken kommen?!