Aus der Redaktion

Verdeckte Politwerbung enttarnen

Die Republik lanciert gemeinsam mit Pro Publica das Werbejägerprogramm «Political Ad Collector» für die Schweiz. Wie Sie helfen können, Dark Ads aufzuspüren.

Von Ihrem Expeditionsteam, 5.12.2017, Update: 6.12.2017

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Dark Ads stehen im Verdacht, die Wahl von Donald Trump oder den Brexit begünstigt zu haben. Dark Ads – das sind politische Werbeanzeigen auf Facebook, die nur manche sehen. Sie werden punktgenau an ausgewählte Zielgruppen ausgespielt. Jemand interessiert sich für Gesundheitsthemen? Dann erhält er oder sie Botschaften zu diesem Thema. Im schlimmsten Fall angereichert mit politischen Diffamierungen, Halbwahrheiten, Falschbehauptungen.

Herkömmliche Werbung – ein Plakat an der Strasse, ein Inserat in der Zeitung – ist öffentlich. Alle sehen das Gleiche. Auf Facebook können Parteien und Interessengruppen jedem Bürger, jeder Bürgerin eine andere Wahrheit präsentieren. Sie bekommen nur noch das gesagt, was sie wahrscheinlich hören wollen. Und niemand, ausser Facebook selbst, hat einen Überblick.

Dark Ads sind gekennzeichnet. Sie tragen, wie jede Werbung auf Facebook, den Zusatz «gesponsert». Aber die Anzeigen sind nur für den sichtbar, an den sie ausgespielt werden. Andere sehen andere Anzeigen. Kein Journalist, keine Forscherin kann bis jetzt überprüfen, wer welche Botschaften gezeigt bekommt.

Längst nutzen politische Parteien in aller Welt diese Möglichkeit, den Wählerwillen zu manipulieren. Beim britischen Wahlkampf wurden – von beiden Seiten – binnen fünf Wochen rund drei Millionen Pfund in Dark Ads investiert. Russische Agenturen sollen, um in den US-Wahlkampf einzugreifen, Dark Ads im Wert von 150’000 Dollar gebucht haben, die mutmasslich über 120 Millionen Amerikaner erreichten.

Und Facebook? Hat lange geschwiegen. Sich auf Geschäftsgeheimnisse berufen. Erst auf Druck des Kongresses hat Facebook-CEO Mark Zuckerberg angekündigt, für mehr Transparenz zu sorgen. Zunächst in den USA. Wann wird das umgesetzt und wie? Ist völlig offen.

Dark Ads sind der Motor der globalen Facebook-Werbemaschinerie. Und eine Gefahr für die Demokratie.

Wie Sie uns helfen können

Hier kommen Sie ins Spiel, liebe Verlegerin, lieber Verleger, liebe Leserinnen und Leser der Republik. Zusammen mit Ihrer Hilfe wollen wir verborgene Politwerbung* auf Facebook aufspüren.

Wir haben uns mit den Kollegen des amerikanischen Recherchebüros Pro Publica zusammengetan. Sie haben eine Browser-Erweiterung programmiert, den «Political Ad Collector». Wir haben ihn für die Schweiz adaptiert. Es wäre grossartig, wenn Sie das Werbejägerprogramm in Ihrem Browser installieren würden. Damit wir gemeinsam Licht in die obskure Welt der Dark Ads bringen.

Und das geht so:

  • Installieren Sie das Add-on «Political Ad Collector» in Ihrem Browser.

  • Oben rechts in der Menüleiste sehen Sie nun ein «P». Klicken Sie von nun an regelmässig darauf, wenn Sie Facebook im Browser aufgerufen haben.

  • Klicken Sie auf das «P», öffnet sich ein Menü mit zwei Spalten. Wenn Sie auf «Anderen gezeigte Werbung» klicken, sehen Sie eine lange Liste von Anzeigen. Die bitten wir Sie zu klassifizieren. Ist es politische Werbung? Dann klicken Sie auf «Politische Werbung». Ist es Werbung für ein Produkt oder eine Veranstaltung? Dann klicken Sie auf «Andere Werbung».

  • Die Daten werden von Pro Publica gesammelt und uns zur Verfügung gestellt. So erfahren wir, welche politischen Kampagnen Ihnen präsentiert werden. Und was die anderen sehen. Wir sehen erstmals, mit welchen Werbebotschaften Schweizer Politikerinnen und Politiker, Parteien oder politische Interessengruppen bei Facebook auftreten.

* Unter «politischer Werbung» verstehen wir: Abstimmungs- und Wahlkampagnen von Parteien, Komitees, Interessengruppen und auch Privatpersonen. Grundsätzlich gilt: Ordnen Sie lieber zu viel als zu wenig der Kategorie «politische Werbung» zu.

Benutzen Sie Chrome oder Firefox? Dann installieren Sie die Erweiterung jetzt:

Leider gibt es den «Political Ad Collector» nicht für Safari und auch nicht für die Mobile Apps.

Wir garantieren: Wir haben keinerlei Zugriff auf Ihre persönlichen Daten. Sondern wir sehen lediglich die an Sie ausgespielten Werbeinhalte.

Wie wir recherchieren

Die Republik wird im Detail untersuchen, wie die Digitalisierung die Demokratie verändert. Das wird einer unserer Themenschwerpunkte sein.

Mit Ihrer Hilfe sind wir in der Lage, politische Werbung auf Facebook transparenter zu machen. Um Schmutzkampagnen, unhaltbare Wahlversprechen oder Fake-News aufzudecken. Die gibt es auch in der Schweiz. Auch unsere Politiker und Parteien pumpen zunehmend Geld in Dark Ads. Um Abstimmungen zu beeinflussen und den Wählerwillen zu manipulieren. Bei No Billag, bei den Zürcher Stadtratswahlen und anderswo.

Haben Sie Fragen? Anregungen? Tipps? Dann freuen wir uns über Ihre Nachricht – an adrienne.fichter@republik.ch

Danke für Ihre Hilfe!

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