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Vielen Dank für diesen erschreckenden Einblick ins BAG Chaos! Jetzt fehlt noch die Antwort auf die Frage, warum nicht massiv mehr getestet wird.

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Zum Beispiel, weil im Kanton Zürich die Tests am Sonntag auszugehen drohen. Bananenrepublik Schweiz.

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Wie kommt denn das? Und was ist denn mit diesem Test von Roche, von dem man lesen konnte?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Aus der Distanz ist dieser Diskussionverlauf höchst aufschlussreich. Der Tenor lautet: „Hast ja recht, aber schweig! Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür!“ Exemplarisch zeigt dies die soziale Dynamik in Krisenzeiten auf.

Zu beobachten ist auch, was ich zu Daniel Graf über Bregman sagte, dass nämlich „genau die Fähigkeit zum Guten, die mit Sympathie, Empathie und Kooperation einhergeht, auch die Fähigkeit zum Bösen sein kann, wenn die Solidarität eine exklusive ist. Man kooperiert mit der Familie, dem Team, dem Dorf oder der Nation aber verteidigt sie bis aufs Blut gegen ‚Andere‘, weil sie anders sind und als ‚Feinde‘ erklärt worden sind.“ Hinzu kommt, dass die Gemeinschaft sozusagen als Schweigekartell fungiert, die eine Schweigespirale in Gang setzt, indem sie etwa das Overton-Fenster stark verengt.

Mittlerweile schreibt auch SRF kritisch von „Versäumnissen der Behörden“:

1995 – also vor 25 Jahren! – haben die Schweizer Behörden begonnen, sich für den Fall einer Pandemie zu rüsten. 2004 hat der Bund einen nationalen Pandemieplan vorgelegt, der auflistet, welche Massnahmen ergriffen werden müssen.
Geschehen ist seither jedoch praktisch nichts.

Sollen sie – oder schon nur die Kritik – nun auch zum Schweigen gebracht werden?

Auch SRF nimmt wahr, wie die Medienfreiheit nicht mehr nur in autoritären Regimen in Gefahr gerät, sondern in Krisenzeiten auch in liberalen Demokratien.

In Krisenzeiten sind unabhängige und kritische Medien wichtiger den je. Gleichzeitig wird aber oft die Medienfreiheit eingeschränkt mit Verweis auf übergeordnete Ziele, etwa der nationale Zusammenhalt. Damit soll Regierungskritik unterbunden werden.

Der nationale Zusammenhalt ist in einer solchen Situation wichtig. Das Rezept dafür lautet oft: Es spricht nur noch eine Stimme: die der Regierung.

Wollen wir das? Als kritische Zivilgesellschaft? Ich für meinen Teil will das nicht:

Viele Regierungen hätten in der Coronavirus-Krise Fehler begangen. Das müsse thematisiert werden – damit die Politik lerne. Deshalb seien professionell arbeitende Medien in Krisenzeiten nicht lästig, sondern erst recht unentbehrlich.

Adrienne Fichter tut genau das: Professionell arbeiten, Fehler thematisieren und hoffentlich – nicht alleine natürlich – einen Lernprozess in Gang setzen.

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Hier wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, dass man auch intern über den Zeitpunkt der Veröffentlichung diskutiert habe. Ein Teil der Verleger*innen ist nun offensichtlich der Meinung, dass man den Artikel tatsächlich besser noch zurückgestellt und vielleicht auch etwas gründlicher zu den politischen und anderen Hintergründen recherchiert hätte. Daraus abzuleiten, man wolle die Medienfreiheit einschränken, ist eine Unterstellung, die ich zurückweise. Neben Behördenkritik muss auch Medienkritik erlaubt sein, sonst stehen die Fremd- und Eigenzitate etwas allzu schief, resp. einseitig in der Gegend.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Nun, SRF schreibt:

In Krisenzeiten sind unabhängige und kritische Medien wichtiger den je. Gleichzeitig wird aber oft die Medienfreiheit eingeschränkt mit Verweis auf übergeordnete Ziele, etwa der nationale Zusammenhalt. Damit soll Regierungskritik unterbunden werden.

Der nationale Zusammenhalt ist in einer solchen Situation wichtig. Das Rezept dafür lautet oft: Es spricht nur noch eine Stimme: die der Regierung.

Sie schrieben hier u. a.:

Lassen wir die ihre Arbeit tun, und halten wir mit der Kritik zurück, bis die Krise einigermassen bewältigt ist.

Das sind die Fragen, die wir uns stellen sollten, wenn diese Krise mal vorbei ist.

Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für weitere Destabilisierung.

Ihre unaufhörliche Beschwörung hat für mich etwas von einem Fetisch.

Sie stimmen also in den Chor ein und sagen im Grunde: „Hast ja recht, aber schweig! Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür! Wartet bis die Krise vorbei ist! Es spricht nur noch eine Stimme: die der Regierung!“ – also erst in 2 Monaten oder gar in 2 Jahren dürfen sich die kritischen Stimmen erheben?

Medienkritik ist gut und recht – auch wenn das Gerede von „Fetischen“ nicht unbedingt sachlich wirkt und „Destabilisierung“ eine Unterstellung ihrerseits ist. Doch das Unterdrücken von sachlich berechtigter Kritik – sei es durch die Regierung, sei es durch die Gesellschaft – ist mit Sicherheit kein Befördern der Medienfreiheit, sondern eine Einschränkung dieser.

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Warum sollte man den Artikel zum jetzigen Zeitpunkt nicht veröffentlichen? Wird die Situation besser wenn man den fehlerhaften Prozess beim Erheben der Zahlen todschweigt?

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Liebe Frau J. Bitte sagen Sie mir doch wo ich noch gründlicher hätte recherchieren sollen? An welchen Stellen? Wir können beurteilen, wann ein Text publikationsreif ist. Ich habe Belege, ich habe Evaluationen gelesen, ich habe das gesamte BAG-Meldewesen studiert, ich habe mit dem BAG-Mediensprecher selber gesprochen und ich habe mit Leuten aus verschiedenen Abteilungen (nicht nur Meldesysteme) geredet. Es haben sich nach der Veröffentlichung noch andere "betroffene" Personen und Stakeholders gemeldet bei mir. Und leider bestätigen diese das von mir gezeichnete Bild bei der Datenerfassung und -evaluation.

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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Lieber Herr Rebosura

Der Tenor (in einer nicht allzu exponierten Tonhöhe) lautet m.E. eher ‚Natürlich hast Du recht, aber so es ist mir im Moment einfach viel zuviel. Und wann ein besser Moment wäre? Ich weiss es nicht‘.
Lernprozesse? Da bin ich im Moment reichlich bedient (Umzug 28.3. - Homeoffice, ebenso Partnerin - beide Ü50, beide Riskogruppe wenn mans genau nimmt - und Einkaufen muss man ja auch mal).
Vielleicht muss ich mir raten, meinen Republikkonsum auf den Covid-19-Uhr-Newsletter und die beiden Briefing zu reduzieren. Ich meine das überhaupt nicht irgendwie frustriert, sarkastisch oder trotzig. Mich besorgt einzig die zusätzliche Vereinzelung. Denn wenn alle, denen es zuviel ist, so reagierten, würde etwas fehlen. Und das kann es doch auch nicht sein?

LGubG. K.A.

(Liebe Grüsse und bliibed gsund ;)

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Lieber Herr A., die Konsequenz ist also, die Wahrheit (‚Natürlich hast du recht‘), die man nicht erträgt (‚es ist mir im Moment einfach viel zuviel‘), auf unbestimmte Zeit zu unterdrücken und zu verdrängen (‚wann ein besser Moment wäre? Ich weiss es nicht‘)?

Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie mit Kybernetik und Systemtheorie bewandert. Luhmann schrieb (über ökologische Kommunikation), dass ein System auf grosse Störungen entweder mit zuviel oder zuwenig Resonanz reagiert. Die Kalibrierung ist schwierig, aber abhängig von der Genauigkeit der Sensoren und Akkuratheit der Daten.

Nie ist das Bedürfnis nach Information und Sicherheit so gross wie in Krisenzeiten. Doch gleichzeitig verursacht ein Zuviel an Informationen Unsicherheit. Der erste Covid-19-Uhr-Newsletter riet denn auch die Informationsabfrage auf zweimal im Tag zu reduzieren. In der Zwischenzeit kann und soll man anderes tun oder sich über anderes informieren und austauschen. Auch in der Republik, was das Problem der Vereinzelung gewissermassen aufhebt.

Zwei Metaphern, die im Diskussionsverlauf auftauchten, waren das brennende Haus oder Schiff und der Blindflug – der i. Ü. ein übliches Geschehnis ist und nicht per sei eine Notsituation darstellt. Diese liessen sich verknüpfen. Der Erkenntnistheoretiker Ernst von Glasersfeld nutzte ebenfalls die Metapher des Blindfluges um die Sicht des Konstruktivismus auf die Erkenntnissituation des Menschen zu veranschaulichen: Den (Co-)Pilot*innen im Cockpit fehlt der direkte Zugang zur Aussenwelt. Sie haben nur ihre Instrumente, die ihnen gelegentlich ein Abweichen vom Flugkurs anzeigen. Den korrigieren sie und landen schliesslich sicher. Von den eigentlichen Ursachen der Abweichungen haben sie jedoch nichts mitbekommen. Was ausserhalb unserer Erfahrungswelt liegt, können wir nie sagen.

Nehmen wir an, das Flugzeug befindet sich im Blindflug, während es brennt. Das Ausmass und die Entwicklung des Schadens registrieren die (Co-)Pilot*innen ebenfalls nur durch die Instrumente im Cockpit. Die Entscheidung, ob man es zum nächsten Flugfeld schafft oder bald eine Notlandung im Gelände machen muss, hängt von den Messdaten ab. Nun fällt jemandem auf, dass etwas mit den Sensoren nicht stimmt.

Soll man diesen nun zum Verstummen bringen – und sei es durch die Passagiere an Bord? Oder soll man dafür sorgen, dass die Sensoren repariert, verbessert oder ersetzt werden?

Soll man weiter so tun als ob alles gewiss wäre und man den Pilot*innen volles Vertrauen schenken kann? Oder soll man sich zumindest im Klaren sein mit welch höherer Ungewissheit man im Blindflug ist und man den Entscheidungen der Pilot*innen mit Vorsicht zu begegnen hat?

Man hat den nüchternen Warner*innen vor der Pandemie schon nicht zugehört. Soll man nun den nüchternen Warner*innen während der Pandemie ebenfalls nicht zuhören?

LGUBG

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Schon erstaunlich, in grossen Krisensituationen sind die ersten Vaterlandsverräter immer die Journalisten die den Finger in die Wunde des geschundenen Volksempfindens legen. Jedem sollte in der jetzigen Situation klar sein, dass eine zeitnahe Erhebung aller Infektions-, Heilungs- und Todes-Fälle von Bedeutung für die jeweiligen Entscheidungen eben jener Entscheidungsträger des öffentlichen Lebens ist, deren Aufgabe im Schutz der Bevölkerung besteht.
Das es hier offensichtlich zu einem Systemversagen kommt, wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Entwicklungen der letzten Z. Jahre, auf die einige mit Recht deuten.
Diese Debatte zurückstellen zu wollen, führt letztendlich dazu das systematische Versagen der Marktphilosophie in der Gesundheitsversorgung zu zementieren „weil, wir haben’s ja überstanden, hat doch funktioniert…“.
Jetzt! Ist die Stunde der Wahrheit und ich persönlich bin dankbar für jeden Journalisten der den Mut hat hinzustehen und momentan unbequeme Standpunkte zu vertreten. Ansonsten passiert das, was in diesem Land immer passiert wenn unbequeme Wahrheiten angesprochen werden, wir regen uns auf, legen uns wieder hin und genau nichts wird sich ändern.

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· editiert

Systemfehler kann man auch diskutieren ohne einen Schuldigen zu suchen, mit dem Finger auf ihn zu zeigen und sich drüber lustig zu machen.

Interessanter wäre die Frage, wie es denn so generell hinsichtlich einer Digitalisierungsstrategie des gesamten Bundes aussieht. Übers BAG zu diskutieren trägt nichts dazu bei, weil andere Behörden ähnliche Probleme haben. Systemfehler löst man schliesslich im System.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Das ist eine Unterstellung. Ich mache mich nicht lustig. Systeme und Prozesse sind hier ganz klar die Problematik. Alle Akteure sind überlastet. Doch es gelten auch die Entscheidungsträger zu benennen hinter Systemen. Ich bedauere lediglich dass ich Herrn Koch nicht erreichen konnte für eine Stellungnahme.

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Thomas Burgener
alt-Nationalrat und alt-Staatsrat VS, SP
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Der Artikel von Frau Fichter ist so überflüssig wie ein Kropf. Dass im schweizerischen Gesundheitswesen digitale Kommunikation im Hintertreffen ist, ist keine neue Erkenntnis. Meint Frau Fichter im Ernst, dass das Herumhacken auf dem BAG und Daniel Koch die Mängel in der Übermittlung von Daten beheben wird? Wohl kaum.

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Ich denke, die Initiative des Kanton ZH könnte das Problem beheben und das BAG entlasten (https://github.com/openZH/covid_19 ).

Es hat so viele Menschen derzeit, die helfen wollen und können, die Menschen müssen nur wissen, wo das Problem ist. Ich verstehe zum Beispiel immer noch nicht, wo genau das Problem bei den Tests liegt. Und warum keine ( zumindest freiwillige ) tracing APP angeboten wird. Das BAG muss das ja nicht selbst machen, sondern maximal koordinieren. Aber es wäre ganz wichtig, dass alle Problem transparent kommuniziert werden, damit konkrete Hilfe möglich ist. Und in diesem Fall hat der Artikel sehr geholfen.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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· editiert

@Herrn Burgener: Das ist Ihre Meinung. Es melden sich bei mir viele Leute, die etwa die Meldeformulare verbessern wollen. Und dem BAG ihre Hilfe anbieten. Ich glaube der Artikel erfüllt seinen Zweck.

Zum Zeitpunkt: Auch wir haben das intern diskutiert. Die Idee war auch ursprünglich damit noch einige Wochen zu warten. Doch die Ereignisse dieser Woche haben gezeigt, dass es nun Antworten braucht und auch Licht ins Dunkel. Die Kritik an den Verzögerungen/ungenauen Angaben zu den Fallzahlen nimmt seit letztem Wochenende zu, Gerüchte über "Geheimnisse" machen die Runde. Genau SOLCHE SPEKULATIONEN unterwandern unser Vertrauen in unsere Demokratie und in die Bundesverwaltung.

Die Wahrheit auf Basis der von mir recherchierten Fakten ist:

Nein, der Bund hat nichts zu verheimlichen. Unser Staat funktioniert! Er kommt lediglich nicht mit der Erfassung nach. Die Realität ist also ganz simpel: PDFs und Fax killen den Daten- und Informationsfluss.

Das Bundesverwaltungspersonal leistet in dieser Situation ausserordentliche Arbeit mit der manuellen Erfassung. Ich habe versucht mit dieser Recherche die vom Bund definierten Prozesse aufzuzeigen, welche Probleme daraus resultieren, und auch Ansätze darzulegen, wie man es vielleicht besser gestalten könnte.

Denn: Ohne genaue Zahlen und ohne Wissen über Verläufe der Krankheiten ist die epidemiologische Überwachung/Monitoring nicht möglich. Wie kann überhaupt so die Wirksamkeit der Massnahmen evaluiert werden?

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Beobachter
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Dieser Bericht ist vielleicht wahr aber wenig hilfreich. Ein peinlicher Versuch, endlich einmal in allen Medien und allen social Medien zitiert zu werden.
Mir graust es, wenn ich im Facebook neben allen selbsternannten Heilern, Hellsehern und Wir-werden-vom-Staat-belogen-und-beschissen-Schreihälsen jetzt auch noch einen Republik Artikel sehen muss. So nicht.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Herr H. Haben Sie den Artikel gelesen? Denn dann würden Sie feststellen, dass meine Kollegin Adrienne Fichter in ihrer Recherche alle Regeln des journalistischen Handwerkes eingehalten hat – und sie nicht in die Kerbe der «selbsternannten Heilern, Hellsehern und Wir-werden-vom-Staat-belogen-und-beschissen-Schreihälsen» schlägt. Nur weil Krise ist, pausieren wir nicht. Unsere Aufgabe als Journalisten*innen ist es, gegenüber dem dem Staat und seinen Institutionen eine kritische Einstellung einzunehmen. Die kritische Recherche müssen wir besonders dann pflegen, wenn der Staat mit Notrecht handelt. Wir sind die vierte Gewalt.

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Beobachter
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Der Artikel von Frau Fichter ist schon längst viral gegangen, wie man so schön sagt. Das bedeutet, dass er jetzt Teil der Verschwörungstheorien ist, egal wie edel Ihre Absichten waren.

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Sehr geehrter Herr H.
Da muss ich Ihnen vehement widersprechen: Genau so, Republik!

Warum? Dass das BAG die Fallzahlen nicht im Griff hat ist seit mindestens einer Woche so offensichtlich, dass dies in meinem Bekanntenkreis mehrfach ein Diskussionsthema wurde. Jetzt weiss ich 2 Dinge:

  1. Das BAG ist nicht grundsätzlich unfähig (Zahlen zu addieren), sondern die Fehler liegen in der Vergangenheit und nicht im Jetzt.

  2. Verschiedenste Stellen bieten Lösungen an, sodass in den nächsten Tagen eine bessere Übersicht herrscht (Kanton ZH et al, https://www.corona-data.ch/, etc.)

Das entlastet mich gedanklich ein wenig: Ich kann nun einordnen, warum die BAG-Zahlen Zweifel erwecken und ich freue mich dass Einzelinitiativen von Kantonen und Privatpersonen das Funktionieren von Staatswesen und Zivilgesellschaft dokumentieren.

Freundliche Grüsse

PS: Die Situation auf Facebook etc. kann ich nicht einschätzen, ich bewege mich nicht auf Social Media.

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Eine genaue Statistik heilt keinen einzigen Menschen. Es gibt im Moment wichtigere Dinge, wie die Einhaltung der Verhaltensregeln durch uns alle, auf welche die volle Aufmerksamkeit gelegt werden muss. Es ist jetzt nicht der Moment, mit polemischen Äusserungen die Bevölkerung noch weiter zu verunsichern. Dass solches Verhalten in einer schweren Krise wie jetzt kontraproduktiv ist und gerade deshalb vermieden werden muss, sollte jedem Epidemiologen klar sein. Dieses Geschwätz hat in der jetzigen Situation keinerlei positive Wirkung.
Das soll natürlich keineswegs heissen, dass nicht alle getroffenen Massnahmen kritisch hinterfragt werden müssen. Aber jetzt ist nicht der richtige Moment dazu. Und die Verbreitung der Ansichten von eitlen Epidemiologen und anderen "Spezialisten" über die Medien, welche selber auf der Jagd nach Aufmerksamkeit und Clicks noch zusätzlich alles aufplustern, auch nicht der richtige Weg. Aber in der heutigen Ego-Selfie-Gesellschaft erhaschen Leute, welche sich von den Entscheidungsträgern zu wenig einbezogen fühlen, wohl so die Aufmerksamkeit, nach welcher sie hecheln.
Als Arzt kann ich in Herrn Salathé, welcher - als Epidemiologe nota bene - von "Infiszierten" spricht, nicht als die dem Bundesrat und dem BAG fehlende Kapazität erkennen. Was für ein Kontrast dazu ist Daniel Koch. Ruhig, intelligent, fachlich fundiert, verantwortungsbewusst, dazu in wohltuendem Mass bescheiden. Eine seltene Spezies.

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Ich finde diese Haltung extrem gefährlich, werter Herr Verleger.

Das Parlament tagt nicht, Abstimmungen sind verschoben, unsere Grundrechte massiv eingeschränkt. Es ist jetzt essenziell, dass wir unsere Rolle als konstruktiv-kritische vierte Gewalt wahrnehmen. Dieser Artikel beschreibt detailliert, wie es zu den Zahlenproblemen kommt, wie das Meldeverfahren abläuft, was es für Lösungsmöglichkeiten gibt. Die Handlungsempfehlungen- und Anweisungen des Bundes werden zu keinem Moment in Frage gestellt.

Selbstverständlich ist es essentiell, die Verhaltensregeln einzuhalten. Wir versuchen unter anderem mit unserem täglichen Newsletter unseren Teil dazuzutun. Vernünftige Informationen um vernünftige Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört es auch, konkrete Missstände zu benennen.

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Atypischer Verleger, eher rechts
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Nein, werter Herr Fuchs, wenn ein Haus in Flammen steht, ist es wenig hilfreich, die ungenügende Zahl an Hydranten zu thematisieren oder zu beklagen, dass die Feuerwehr beim Löscheinsatz nicht nur die Rosen, sondern gleich auch noch den Güggel von Witwe Bolte plattgefahren hat. Darüber dürfen Sie dann gern im September (hoffentlich) berichten. Jetzt tragen Sie bloss zur Verunsicherung bei und liefern den amöbenhirnigen Ignoranten jeden Alters billige Ausreden, die Hauptbotschaft der Behörden – staythefuckathome –zu missachten.

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Verlegerin
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Hallo Herr Fuchs. Ich stolpere erstmal über die reißerischen Titel und Untertitel: Fett gedruckt „Die Zahl der Todesfälle haben wir aus Wikipedia entnommen„, „ Papierbürokratie„,“ Das Bundesamt für Gesundheit schafft es nicht mehr... (da verliere ich bereits die Lust, weiter zu lesen, aber was bleibt, ist garantiert die Aussage, dass das BAG es grundsätzlich nicht schafft...), „Formularflut“, „Verpasste Digitalisierung“,“Die Statistiken sind unbrauchbar“... Konstruktiv kritisch klingt anders, irgendwie wirken diese grossen Töne seltsam deplatziert. Und ungewohnt. Das kenne ich sonst tatsächlich eher aus der Tamedia-Ecke. Dadurch hinterlässt die Lektüre dieser eigentlich gut recherchierten Recherche von Frau Fichter, die ich ansonsten sehr schätze, einen fahlen Beigeschmack.. Als Verlegerin interessiert mich, wie diese „Schlagzeilen“ zustande kommen/gekommen sind. Ist die Autorin der Artikel dafür verantwortlich? Die Chefredaktion? Jemand alleine oder ein Kollektiv? Und was sind die Kriterien?

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ein Artikel, der mir in seiner Art und Weise, seinem Inhalt heute gar nicht weiterhilft. Und Herrn Salathé zu zitieren ist für mich noch das Letzte, was ich zur Zeit brauche.

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Ich bin ganz Ihrer Meinung. Solche Berichte sind nötig, aber NACHDEM das Ganze überstanden ist. Im Moment wäre wichtig, dass wir Vertrauen in die Massnahmen des Bundes bekommen. Dann werden wir uns nämlich auch nach ihnen richten und das ist jetzt entscheidend.

Was nützt es mir jetzt, wenn ich weiss, das im BAG ein Chaos herrscht (falls es denn wriklich so ist)? Es verunsichert mich einfach zusätzlich.

Ich finde, die Medien hätten hier auch eine Verantwortung, die sie bisher - mit Ausnahme des SRF - nicht wahrnehmen. Wie gesagt: wenn es vorbei ist kann und muss man die Fragen stellen, jetzt nützt es nichts.

Und zu Herrn Zielonkas Frage: helfen würde alles, was nicht noch mehr verunsichert. Sich hinter die Massnahmen des Bundes zu stellen, zum Beispiel.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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· editiert

Guten Tag Herr B.

Ich muss Ihnen vehement widersprechen. Unsere Aufgabe als Journalisten ist es, gegenüber dem dem Staat und seinen Institutionen eine kritische Einstellung einzunehmen. Meine Kollegin Adrienne Fichter hat basierend auf Fakten aufgeschrieben, was falsch läuft. Das ist journalistische Recherche. Die müssen wir besonders dann pflegen, wenn der Staat mit Notrecht handelt. Wir sind die vierte Gewalt.

Freundlicher Gruss

E.B.

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Bisher habe ich die Republik für ihre unaufgeregte Berichterstattung zur Coronavirus-Pandemie sehr geschätzt. Umso mehr enttäuscht mich der Artikel von Adrienne Fiechter, der schon mit dem Titel den reisserischen Stil der übrigen Medien imitiert.
Auch die (gemäss Aussagen aus dem BAG falsche) Geschichte mit der Waage scheint darauf angelegt, Empörung zu schüren - wobei wohlgemerkt wägen ein durchaus probates Mittel ist, um die Anzahl einer grösseren Menge gleicher Papierbögen zu bestimmen, und z. B. auch beim Auszählen von Wahl- oder Abstimmungszetteln zur Anwendung kommt.
Ich hoffe, dass dies ein einmaliger Ausrutscher ins "Skandal-Genre" war, und wir uns künftig wieder auf nüchterne, sachliche Titel und Beiträge freuen können.

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Stimme diesem Kommentar zu, m.E. ist der Artikel kontraproduktiv.

Zudem: Solche Meldesysteme zu bauen ist nicht so einfach wie sich die Autorin das vorstellt. Der Vorschlag mit dem QR Code und Smartphone schreit förmlich nach einem Data Breach. Zuerst sollte die Schutzbedarfsanalyse erfolgen, erst nachher die Vorschläge (nicht umgekehrt).

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Wenn ich mir noch eine weitere Anmerkung erlauben darf: Es ist nicht korrekt, dass das analoge Telefonnetz abgeschafft wurde. Das existiert noch und wird betreut; nur weil der Normalkunde keinen Anschluss mehr bestellen kann bedeutet das nicht, dass es abgeschafft wurde.

Es ist für diverse Alarmsysteme (Notruf im Lift, Brandmelder zur Feuerwehr) Vorschrift, dass die weiterhin über 2-Draht analog erschlossen sind. Wer vom Bund als „kritische Infrastruktur“ bezeichnet wird, hat auch noch analoge Anschlüsse für Notfälle bereit.

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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Vor nicht allzu langer Zeit war noch die Geschwindigkeit und Effizienz der Auswertung von Abstimmungen mal Thema. Wenn wir darüber diskutieren, dass wir am Sonntagabend beim Nachtessen nicht auf die Kommastelle genaue Wahlresultate haben, so müssen wir uns nicht wundern, wenn anderes vernachlässigt wird, besonders wenn über Jahre das oberste Ziel der Politik ein schlanker Staat ist. So ist er halt jetzt halt etwas magerer, als wir ihn jetzt auf einmal gerne hätten.

Auch wenn sicher alles stimmt im Artikel, ich weiss nicht ob es der Moment für diesen Artikel ist.
Sonst bin ich aber sehr zufrieden mit dem Beitrag unserer Republik.ch zu Corona.

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Doris Edwards
Permaculture Designer.
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· editiert

Ich denke auch, dass jetzt nicht der Moment ist, in diesem Ton zu kritisieren. Die beschriebenen Probleme sind das Resultat eines nicht zentral gefuehrten politischen Systems, welches von vielen Mitbuergern so gewollt ist. Ja, die Digitalisierung hinkt.
Ich erwarte aber mehr von der
Republik zu dieser Zeit. Solche Kritiken - just too easy!

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Liebe Frau Edwards, danke für Ihre Rückmeldung. Hier ist meine Auffassung dazu. Das Parlament tagt nicht, Volksabstimmungen sind verschoben, unsere individuellen Grundrechte sind jetzt bereits so stark eingeschränkt, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Es ist jetzt mehr denn je der Moment, staatliches Handeln präzise und fundiert zu hinterfragen.

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Ja finde auch das der Zeitpunkt schlecht gewählt ist.
Ändern kann man es jetzt ja sowieso nicht mehr.

Digitale Wahlen sind eine ganz andere Kategorie von Problem als etwas kurz in ein Webformular zu tippen damit es in einer Datenbank landet.

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Soziologe
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Liebe Frau Fichter
Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort mit und zu der Stellungnahme von Herrn Koch. Ihre Ausführungen kann ich durchaus so akzeptieren.
Etwas ist für mich nur sehr schwer nachvollziehbar. Wenn Sie im Titel des Artikels schreiben: Das Bundesamt für Gesundheit schafft es nicht mehr, die Corona-Epidemie in der Schweiz korrekt zu dokumentieren. Das erschwert die Bekämpfung des Virus, dann kann ich mich mit dem ersten Teil des Satzes durchaus abfinden. Ein Problem stellt jedoch für mich der zweite Teil dar. Sobald ich den nämlich als «Schlussfolgerung» der im ersten Teil versteckten Prämisse lese - soll man das so tun? -, dann heisst das, dass Daten, die nicht jederzeit up-to-date sind, dazu führen, dass nicht die richtigen Massnahmen getroffen werden können? Ist es nicht etwas seltsam zu glauben, dass derartig tiefgehende Entscheidungen, wie sie der Bundesrat in diesen Tagen treffen muss, davon abhängen. Ist Ihre Schlussfolgerung nicht stark überzogen?
Zudem war ja noch die Antwort von Herrn Berset zu diesem Thema interessant: Er hat genau auf die Problematik des Informationsflusses im gesamten Gesundheitswesen hingewiesen und da ist das BAG sozusagen nur das letzte Glied in der Kette. Hat die Republik darüber schon früher mal einen Artikel verfasst? Durchaus eine lohnende Sache.
Auch wenn jeder einzelne Satz in Ihrem Artikel korrekt ist, so kann es doch falsch sein, ihn jetzt veröffentlicht zu haben. Mir ist schon klar, einen solchen Entscheid treffen nicht Sie alleine, es ist eine «Schwarmentscheidung». Aber auch die kann falsch sein.
Ich kann nur meinen Apell von heute morgen wiederholen: Den Fokus im Auge halten.

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Sehr geehrter Herr K. - genau an diesen Punkten blieb ich auch hängen.

@Frau Fichter
Und es wird / wurde auf die Person Daniel Koch gespielt - es wurde von ihm als Amtsleiter geschrieben, das ist korrigiert.
Das hat nichts mit kritisch, konstruktivem Journalismus zu tun - und es hat bereits grenzwertige Statements provoziert (?) hervorgerufen...

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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· editiert

Ich kann nur wiederholen (ich bedaure einzig, dass ich Herrn Koch nicht erreicht habe für eine Stellungnahme). 2009 war die Influenza-Pandemie, Schweinegrippe. Auch damals war man heillos überfordert mit der Datenerfassung. Seither wurde immer wieder über digitale Innovationen diskutiert, eine externe Evaluation in Auftrag gegeben (2012), es wurden neue digitale Meldewege diskutiert für Labors und Ärzte diskutiert. Mit der Verordnung 2015 wurde offiziell das neue "digitale Meldesystem" legiferiert (Artikel 15, Meldemittel, elektronisches System). Verschiedene Experten und Mitarbeitende intern haben nach einem digitale Update der Meldewege gerufen, besonders was den Fax angeht. Die Abteilungsleitung um Koch herum habe gemäss meinen Quellen nicht wirklich die Meldeprozesse hinterfragt, sondern sich immer auf das Gesetz stützend behauptet: Fax ist sicher, weil es im Gesetz (Verordnung, Artikel 15) steht. (was aber aus mehreren Gründen, wie im Artikel genannt, nicht unbedingt der Fall sein muss)

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Matthias Samuel Jauslin
in den Nationalrat gewählt
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Mit diesem Bashing-Beitrag ist REPUBLIK nun definitiv auf das gleich Niveau abgesunken wie alle anderen Print-Blätter. Selbstverständlich ist es ärgerlich, dass die Infrastrukturen veraltet sind, selbstverständlich wäre es toll, wenn minutengenau die aktuellen Zahlen vorliegen und selbstverständlich wäre es für JournalistenInnen bequem, wenn sie immer und überall jegliche Informationen holen könnten um daraus eine Geschichte zu zimmern. Für mich ist aber völlig unverständlich, dass die REPUBLK in der aktuellen Situation die Arbeiten des BAG in den Dreck zieht. Das hilft nun wirklich niemanden. Ein Debriefing nach ausgestandener Krise wird genügend Platz bieten, um genau solche Schwachpunkte gezielt anzugehen. Aber auch die REPUBLIK sucht, scheinbar unabhänig vom Verlust, zuerst mal Geschichten.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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· editiert

Guten Tag Herr Nationalrat Jauslin

Unsere Aufgabe als Journalisten*innen ist es, gegenüber dem dem Staat und seinen Institutionen eine kritische Einstellung einzunehmen, wie es auch Ihre Aufgabe wäre, der Exekutive auf die Finger zu schauen. Meine Kollegin Adrienne Fichter hat basierend auf Fakten aufgeschrieben, was falsch läuft. Das ist kein Bashing, sondern journalistische Recherche. Die müssen wir besonders dann pflegen, wenn der Staat mit Notrecht handelt. Wir sind die vierte Gewalt.

Freundlicher Gruss

E.B.

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Bashing???? Ich sehe kein Bashing. Für mich ist das wie wenn ein Flugzeug im Nebel ohne Höhenmesser fliegt. Ziemlich gefährlich oder?
Der Beitrag liefert Alternativen, Private die es gut machen. Eine Lösung wäre sich die Probleme einzugestehen und die Zusammenarbeit mit Privaten zu suchen. DIe Welt da draussen ist voll von motivierten Leuten die einen wertvollen Beitrag leisten können.

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Was soll man denn dazu sagen!
·

Wenn Sie einen guten up-to-date Überblick über die Pandemie haben wollen, empfehle ich die Wikipedia, insbesondere die englischsprachige, die wird laufend nachgeführt, ist unaufgeregt, hält die Verschwörungstheoretiker aussen vor, liefert aktuelle Zahlen korrekt semilogarithmisch dargestellt, erstaunlich. Über eine Million Seitenaufrufe pro Tag.

Die Zahlen des BAG sind gut genug, um die Entwicklung der Pandemie beurteilen zu können, sie müssen nicht perfekt sein. Natürlich wollen Forschende immer mehr Daten haben, das ist schliesslich der Rohstoff ihres Geschäftes. Als EpidemioloG. K.nn ich aber auch mit unvollkommenen Daten korrekte Aussagen machen.

Für die IT in der Bundesverwaltung ist das BIT zuständig, mit Kostenfolge für die Ämter. Für die Zentralisierung der IT im BIT ist der Bundesrat zuständig. Sicher, die Digitalisierung in der Bundesverwaltung ist zu wenig fortgeschritten, aber das hat auch Vorteile: Es ist für die Ärzte meist einfacher und geht schneller, ein Formular von Hand auszufüllen als am Computer, die Probleme kommen dann später, die Datenbrüche sind sehr mühsam.

Das BAG Bashing hat eine lange Tradition in der Schweiz. Es gibt einflussreiche Kreise, die von Prävention nichts wissen wollen, da sie ihre Gewinne schmälern würde. Diese Kreise finanzieren lieber die einschlägigen Parteien im Bundeshaus, eine Hand wäscht die andere. Lieber hält man die Steuern tief, statt die öffentlichen Einrichtungen korrekt zu finanzieren.

Nicht Macht ist das Problem, sondern Machtmissbrauch. Es wäre zu zeigen, worin der Machtmissbrauch besteht, warum da irgendjemand ein Interesse an einer veralteten Administration hat. Das ist sicher nicht der Herr Koch oder seine Mitarbeitenden.

Machtmissbrauch kann überall auftreten wo Macht im Spiel ist, also auch bei der vierten Gewalt. Etwas mehr Selbstkritik, etwas weniger Rechthaberei der Redaktion wäre da schon angebracht. Natürlich ist Kritik am eigenen Tun unangenehm, und der vermeintliche Zwang, rasch reagieren zu müssen, steht der kritischen Selbstreflexion entgegen.

Ihr sollt mich nicht falsch verstehen, auch nächstes Jahr werde ich meinen Abobeitrag wieder etwas aufrunden. Fehler machen ist erlaubt, nur daraus lernt man.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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· editiert

Grüezi Herr Junker, danke für Ihren Beitrag. Zum letzten Abschnitt: "Etwas mehr Selbstkritik, etwas weniger Rechthaberei der Redaktion wäre da schon angebracht. Natürlich ist Kritik am eigenen Tun unangenehm, und der vermeintliche Zwang, rasch reagieren zu müssen, steht der kritischen Selbstreflexion entgegen.

Ihr sollt mich nicht falsch verstehen, auch nächstes Jahr werde ich meinen Abobeitrag wieder etwas aufrunden. Fehler machen ist erlaubt, nur daraus lernt man."

Ich verstehe den Abschnitt nicht. Welche Fehler meinen Sie? Zur Falschaussage Waage habe ich mich geäussert: https://www.republik.ch/dialog?t=ar…5161487c4b

Zu den Zahlen: Gemäss Fachexperten des BAG in den zuständigen Abteilungen und Epidemiologen, mit denen ich gesprochen habe, sieht das etwas anders aus: Ohne genaue Zahlen und ohne Wissen über Verläufe der Krankheiten ist die epidemiologische Überwachung/Monitoring nicht möglich.

Wenn die Datenqualität schwierig ist, wie kann man dann beurteilen:
Bis wann soll die Ausgangssperre für Schweiz halten? Wann sehen wir in den Daten ein Abflachen der Kurve? Ohne solche Abflachung bedeutet das: Massnahmen nützen nicht.

Es fehlt auch die Grundlage für eine fundierte politische Entscheidung. Das BAG macht seit einiger Zeit nur noch Stichproben bei Influenza in der "Hochsaison", weil man die Papierstapel nicht mehr bewältigen kann. Viele Länder verfügen solche Daten über Genesung, Spitalaufenthalten (ich schreibe dazu etwas in meinem nächsten Kommentar) und Demographie.

Ausserdem: wenn die Meldekriterien NOCH MEHR ausgedünnt werden und die abgewogenen Papierformulare (noch nicht erfasst) NICHT kommuniziert werden, fallen die kommunizierten Fallzahlen für Positivbefunde täglich noch tiefer aus. Und das Bild über die Pandemie wird noch ungenauer.

Es geht auch nicht um Rechthaberei, sondern ich möchte mich erklären und transparent sein.

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Ich bin sonst mit fast allem einverstanden, was die Republik schreibt. Und habe - als Ärztin- viel Kritik am BAG. Aber jetzt ein BAG Bashing oder Koch Bashing zu veranstalten, finde ich völlig daneben! Genaue Zahlen bringen uns überhaupt nicht weiter und Tests auch nicht..jede/r muss sich so verhalten, als ob er positiv wäre, das ist das Einzige was hilft..und es sind viele, VIELE, zu viele Menschen infiziert...wie viele zu viel spielt im Moment keine Rolle mehr..gestern waren von 800 Intensivpflegebetten noch 160 F...diese Information sollte genügend alarmierend sein für uns alle!

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Was mich interessant dünkt bei der ganzen Aufregung hier: die Republik ist doch sonst sehr alert, wenn es um den gläseren Bürger und andere Datenschutzthemen geht. Gesundheitsdaten gehören trotz Corona zu den besonders schützenswerten Personendaten, und ich persönlich bin froh, wenn man diesen Aspekt trotz der momentan aufgeheizten Stimmung nicht einfach unter den Tisch wischt. Auch hier braucht es eine Güterabwägung mit Augenmass, und wenn ich bspw. andernorts lese: 'Litauen veröffentlicht Bewegungsrouten von Coronavirus-Infizierten' hoffe ich einfach, dass das eine Zeitungsente ist.
Ich möchte keine Gesundheitsdaten in privaten Händen! Die Meldeformulare, die Adrienne Fichter dankenswerterweise verlinkt hat, verlangen alle eine Namensangabe des/der Betroffenen, was logisch ist, weil die Übung sonst keinen Sinn macht. Das aber bedingt besondere Daten-Schutzmassnahmen. Auch da geht es um Grundrechte, die den Betroffenen nicht einfach abgesprochen werden können, nur weil sie das Virus erwischt hat. Schütten wir das Kind nicht mit dem Bad aus.
Daten werden ja nicht gesammelt, um den sozialen Medien eine bis auf die letzte Kommastelle korrekte Statistik zu präsentieren, sondern sie sind im besten Fall Hilfsmittel zur Einschätzung für Entscheidungsträger. Was die genau brauchen, können sie selber am besten entscheiden. Lassen wir die ihre Arbeit tun, und halten wir mit der Kritik zurück, bis die Krise einigermassen bewältigt ist. Dann von mir aus gerne: Feuer F.!
Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für weitere Destabilisierung. Auch wenn das nicht so beabsichtigt war: der an sich gute Artikel bringt nicht nur Information, sondern legt Schuldzuweisungen nahe. Sätze wie: 'die Statistiken sind unbrauchbar' sind in dieser Absolutheit weder angebracht noch richtig. Auch wenn die Zahlen nicht auf den Punkt stimmen, geben sie die Trends zutreffend wieder. Mehr braucht das Gerede auf social media gewiss nicht.
Jetzt geht es wirklich darum, dass die Leute räumliche Distanz zueinander halten, Alte, Junge, jederman. Vor dieser schmerzlichen Einschränkung bewahren uns auch die genauesten Zahlen nicht. Ihre unaufhörliche Beschwörung hat für mich etwas von einem Fetisch. Aber dann reden wir doch vielleicht klüger direkt über unsere Ängste.

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Chefredaktion
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Lesen Sie im Text nochmals, wie aktuell mit diesen Daten umgegangen wird, Frau J. Digital heisst nicht automatisch gläsern und Papier nicht immer sicher.

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Lieber Herr M., ich behaupte weder das eine noch das andere.
Was ich sagte, ist, dass ich es a) interessant fände, dass Datenschutz bis auf eine oder zwei kurze Erwähnungen im Artikel von Adrienne Fichter keine Rolle spiele, und dass ich es b) aktuell nicht den richtigen Zeitpunkt für diese Art Kritik finde.
Und ich betone am Schluss nochmals, dass es aus meiner Sicht jetzt um soziale Distanzierung gehe, eine schmerzhafte Einschränkung, vor der uns auch die genauesten Zahlen nicht bewahren können.

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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Hier ein Artikel (EN, 10.3.20!)) zu ‚Daten’. Er enthält einige mir bisher unbekannte Perspektiven, auch zum Verständnis der unterschiedlichen Datenqualität. Fazit:
1.) Am verlässlichsten dokumentiert sind die Todesfälle und deshalb als Basis für Modellrechnungen besser geeignet als man denkt.
2.) Die von SARS etc. direkt betroffenen Staaten profitieren vom damaligen Lernprozess.

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Natürlich sind Todesfälle statistisch einfacher zu erfassen als lebende Menschen! Die muss man nur noch zählen, da verändert sich nichts mehr. Aber ein Krankheitsverlauf ist etwas dynamisches. Den zu dokumentieren ist zeitaufwändig. Will man Pflegepersonal und Ärzte, die am Computer sitzen und Formulare ausfüllen oder solche, die sich um ihre Patient*innen kümmern? Das sind die Fragen, die wir uns stellen sollten, wenn diese Krise mal vorbei ist. Aber bis dahin halten wir uns voneinander fern ^^

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ich habe viel Verständnis für die Reaktionen vieler auf den Artikel von Adrienne Fichter. Sie hat viel mit Angst und Unsicherheit zu tun. Und dem Bedürfnis nach Vertrauen und Gewissheit. Jede Kritik am Staat und den Führungspersönlichkeiten löst dann Verunsicherung aus. Was Immunisierungsstrategien provoziert. Dies macht die Solidarität nach innen stark. Aber auch die Loyalität blind. Und mitunter gefährlich.

Man weiss ja selbst, dass nicht alles rund läuft, aber man will es bloss nicht allzu genau wissen. Man hat Angst, dass, wenn man zu lange in den Abgrund blickt, der Abgrund in einen zurückblickt. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Einfach folgen, lautet die Devise. Dann wird alles gut.

Adrienne Fichter übte nun sachlich gerechtfertigte Kritik aus. Benennt die Institutionen und die Führungspersönlichkeiten. Es geschieht, was in solchen angespannten Zeiten offenbar geschehen musste. Empörung macht sich breit und die Journalistin wird auf eine Weise verbal angegriffen, wie es in diesem Forum zum Glück selten geworden ist.

Doch Adrienne Fichters Artikel schaute sich im Grunde nur genauer an, was bereits der SRF-Artikel „Wir wollen nichts verheimlichen“ angeschnitten hat.

Auch das SRF sprach dann von „Versäumnissen der Behörden bei der Pandemie-Vorsorge“ und benennt ebenfalls Bund, Bundesamt für Gesundheit, Bundesamt für Bevölkerungsschutz, Kantone, Parlament, die sicherheitspolitische Kommission des Nationalrates, Zivilschutz und Armee.

Daraufhin sagt Heidi Hanselmann, Präsidentin der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK): „Manöverkritik braucht es – aber erst nach der Krise“.

SRF sieht in solchen Aussagen die „Medienfreiheit in Krisenzeiten in Gefahr“. Für den nationalen Zusammenhalt und die nationale Sicherheit müsse in Krisenzeiten und im Ausnahmezustand die Kritik verstummen, Menschen und Medien gleichgeschaltet und nur noch die Stimme der Regierung gültig sein.

In Krisenzeiten sind unabhängige und kritische Medien wichtiger den je. Gleichzeitig wird aber oft die Medienfreiheit eingeschränkt mit Verweis auf übergeordnete Ziele, etwa der nationale Zusammenhalt.

Der nationale Zusammenhalt ist in einer solchen Situation wichtig. Das Rezept dafür lautet oft: Es spricht nur noch eine Stimme: die der Regierung.

Jegliche Kritik werde als lügnerisch, ja als staatsgefährdend erachtet, sagt dazu Barbara Trionfi.

Die Direktorin des International Press Institute (IPI), einer Organisation für Medienfreiheit, sagt dazu dezidiert:

die Medien (müssen) das Recht haben, Regierungsverlautbarungen wie jene in der Schweiz kritisch zu analysieren.

Viele Regierungen hätten in der Coronavirus-Krise Fehler begangen. Das müsse thematisiert werden – damit die Politik lerne. Deshalb seien professionell arbeitende Medien in Krisenzeiten nicht lästig, sondern erst recht unentbehrlich.

Besonders in Zeiten, da Lügen, Verschwörungstheorien und Falschnachrichten eine Hochblüte haben. Für Barbara Trionfi vom IPI sind zwei Dinge unverzichtbar:

Erstens der Zugang von Journalisten zu allen und zu allem: Zu Entscheidungsträgern und zur "medizinischen Front", etwa Spitälern. Darum müssten Journalisten Schutzmittel bekommen. Und zweitens sollte die journalistische Kritik in einer Krise nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung wahrgenommen werden.

Wie fast immer in Kriegen oder bei der Terrorbekämpfung sehen das auch jetzt in der Corona-Krise viele Regimes – und keineswegs nur autoritäre – anders.

Adrienne Fichter tut, was gute Journalist*innen immer tun sollen: Sie gräbt tiefer. Ihr deshalb vorzuwerfen mit ihrer Kritik direkt oder indirekt „Destabilisierung“ zu betreiben oder dem „Fetisch“ der „ständigen Beschwörung“ nachzugehen, erinnert etwas an den Vorwurf ein „Nestbeschmutzer“ zu sein. Wobei einem folgende Zitate einfallen:

Die das Nest schmutzig machen, zeigen empört auf einen, der ihren Schmutz bemerkt und nennen ihn den Nestbeschmutzer. – Max Frisch in der Laudatio für Peter Bichsel

Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht. – Kurt Tucholsky

Doch sind wir noch eine Gesellschaft, wie in Zeiten der Geistigen Landesverteidigung oder des Red Scare? Ich finde nicht. Oder ich wünsche es mir zumindest.

Wir sind stärker. Stärker als die Angst.

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Sie gräbt tiefer.

Finde ich eben nicht. Ich habe den Kommentar zu Open Data geschrieben. Was wir brauchen ist eine Vision wie die Regierung generell mit solchen Daten und Statistiken umgehen und ein Open-Data Gesetz. Nicht einfach nur ein Flickwerk irgendwo tief in der Organisationsstruktur drin.

Wir sollten drüber reden, wie wir grundsätzlich die Verwaltung "gläserner" (sage ich mal salopp) hinkriegen. Das hat jetzt nichts mit Angst oder Bashing von Journalisten zu tun. Bürger haben das Recht auf den Zugriff auf die Daten. Nicht nur vom BAG, sondern Meldedaten/interne Statistiken von sämtlichen Ämtern.

Der Ansatz von Open Data ist: Jeder Bürger kann sich von allen Ländern die Fall- und Bettenzahlen beziehen und seine eigenen Auswertungen damit anstellen. Das ist die Richtung wo wir hin müssen. Wird aber leider viel zuwenig oft thematisiert und solche innovativen Themen wären das, was hier in der Republik gut platziert wären.

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Der liebe Herr Koch wird am 13. April pensioniert, dann kümmert ihn sein Geschwätz von gestern schon nicht mehr. Sein Nachfolger darf die Scherben aufwischen.
Unter seiner Führung versagt der Bund auf der ganzen Linie, vom zögerlichen Einschreiten erst auf Druck der Kantone über das mangelhalfte Erfassen der Fälle, das zögerliche Testen bis hin zum fehlenden Zentralregister der verfügbaren Intensivpflegebetten. Ein einziges Desaster. Alles was passiert kommt nur zustande durch Druck von unten und Einzelinitiative.
https://secure.avaaz.org/de/communi…/dashboard

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Ich finde es vollkommen übertrieben, zum jetzigen Zeitpunkt von einem «Versagen auf ganzer Linie» zu sprechen. Wie wir im Vergleich mit unseren Nachbarstaaten durch diese Pandemie gekommen sind - werden wir doch frühstens in einigen Wochen genauer einschätzen können.

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Nach dem Lesen etlicher Kommentare zu diesem Artikel bin ich schockiert, wie viele sich negativ zu diesem Artikel äussern und auch Adrienne Fichter angreifen. Ich kann mir das nur mit falsch verstandener Loyalität zum Staat in einer Krise erklären, die keine Kritik mehr erträgt.
Dieser Artikel kam keine Minute zu früh, er ist sachlich und - ganz wichtig - hat auch Alternativen aufgezeigt! Ich konsultiere seither https://www.corona-data.ch/ und die dort aufgeführten aktuelleren Daten verstärken bei mir den Eindruck der Dringlichkeit massiv! Wir bewegen uns auf den 100. Corona Todesfall zu, während der Zähler vom BAG gemäss NZZ noch bei 60 steht. In der NZZ habe ich noch nirgends einen Hinweis auf die effektiv viel höheren Zahlen gesehen. Da bin ich froh, dass die Republik das tut!

Vielen Dank Frau Fichter! Machen Sie weiter und lassen Sie sich nicht zur Selbstzensur verleiten.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Vielen Dank, Herr Mages. Ich bleibe dran. Und Daniel P. hat uns mit corona-data.ch einen tollen Service gebaut, den er in seiner Freizeit ständig aktualisiert. Auch ich orientiere mich vor allem an diesen Zahlen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Daniel Koch äusserte sich an der heutigen PK (ca. ab 1:28:30) zu corona-data.ch. Sinngemäss:

'Selbstverständlich sollte man sich an den offiziellen Zahlen des BAG orientieren. Ich kenne diese Plattform nicht. Und ich weiss auch nicht, wie sie diese Zahlen erheben. Es bestehe immer die grosse Gefahr, dass Doppelerfassungen geschehen.'

Die Differenz:

  • BAG (Stand: 23. März, 12 Uhr): Positiv getestete Erkrankungsfälle: 8060 Personen; Verstorben: 66 Personen

  • corona-data.ch (Stand: 23. März, 15:55): Total Cases: 8646; New Cases Today: +740; Total Fatalities: 112

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Ein sehr interessanter Artikel der zum Denken anregt. Nur denke ich der Artikel kommt zum falschen Zeitpunkt.
Jeder, der schon mal eine Störung oder eine Krise zu bewältigen hatte weiss, eine "generelle" Kritik an der Abhandlung oder am Prozess gehört ins Debriefing oder in die Nachbearbeitung. In einer derart intensiven Krisensituation wie wir sie gerade erleben, müssen alle Beteiligten nur eines: Funktionieren. Jede Behörde und jede Figur auf dem Parkett hat seine Aufgabe zur Erfüllen. Und zwar genau so, wie der Prozess es verlangt.
Kommt hinzu das wir aktuell eine Krise erleben die wir so zuvor noch nie erlebt haben. Das Vorgehen für eine Krise wie wir sie aktuell erleben wurde bis dato nur theoretisch durchgespielt. Es gibt keine Erfahrungswerte.
Ich denke die angebrachte Kritik absolut notwendig. Es ist wichtig, dass Journalisten/innen wie Frau Fichter den Finger in die Wunde halten und auf die Missstände aufmerksam machen. Die Medien nehmen hier eine sehr wichtige Rolle ein. Aber eben - erst in der Nachbearbeitung. Dass gerade jetzt, mitten in der Krise, eine Verbesserung oder eine feststellbare Digitalisierung des Meldewesens angestossen wird scheint mir sehr unrealistisch.

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Herzlichen Dank Herr B.,
Sie kamen mir zuvor und ich muss und will mir das tatsächlich noch genau überlegen, was MIR helfen täte. Zum Beispiel eine "Zahlenpause" von ca. 10 Tagen, denn erst ab dann kann gezeigt werden, was die strengen Vorschriften (seit Montag!) gebracht haben. Ich möchte dann wissen, wieviele Personen mit dem Virus in den Spitälern liegen. Die Tests interessieren mich persönlich eigentlich nicht. Nur der Zustand in den Spitälern ist für mich relevant. (Aber auch da, Bedürfnisse und auch Gefühle sind tatsächlich sehr individuell).Was si cher alle nötig haben: eine baldige Bestätigung, dass sich "unser Verhalten und der Verzicht auf so Vieles lohnt".

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Weder die Hotline noch der Fax sind erreichbar. Ich habe schon 3 Fälle zu melden versucht. Nur der GD Zürich konnte ich melden....
NB. Die Frage muss erlaubt sein: ist das alles noch verhältnismässig?

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Hat sich die Meldesituation inzwischen verbessert?

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Herr Koch hat soeben Stellung bezogen zu unserem heutigen Text: https://www.youtube.com/watch?v=5VmkZy1SAyI&=&t=50m50s

Ich möchte darauf eingehen:

  1. Fakt ist: Der Papierstapel wird ABGEMESSEN, mit Messgeräten. Auch mit einem Massstab, das hätte ich vielleicht in meinem Text ergänzen sollen. Das haben mir mehrere Quellen bestätigt und ich habe auch Einsicht in die Formel und Anweisungen erhalten (wieviele cm/gramm wieviele 100 Fälle beinhalten). Ich habe auch nicht behauptet, dass man bei BAG NUR abmessen und nicht nachzählen/erfassen würde, das hat Herr Koch vereinfacht wiedergegeben. Es gibt zwei unterschiedliche Vorgehen bei Positiv- und Negativbefunden:

Bei den Positivbefunden wird das in einem ersten Anlauf gemacht, dann abgezählt und manuell eingegeben. Ich wiederhole: ERST gibt es eine grobe Schätzung (via Messgerät ob Massstab oder Waage), damit bereits eine erste Zahl nach aussen kommuniziert werden kann, und DANN manuelles genaues Daten abzählen und eintippen seitens der Mitarbeitenden in der Abteilung Meldesysteme (4 Mitarbeitende).

Bei den Negativbefunden wird nur noch abgemessen, nicht gezählt. Und die Labors sind in Verzug mit dem Senden der Exceltabelle wegen zu grossem Auftragsvolumen. Deswegen hat man beim BAG den Überblick über das Testvolumen verloren. Das Herumreiten auf der Waage und das Framing von Herrn Koch bezüglich der Waage ("wir zählen aus") lenkt meiner Ansicht vom Hauptproblem ab: dass Fälle via Fax, PDF und Formular erfasst werden müssen und einen riesigen Papiestapel verursachen. Nochmals: Die BAG-Medienstelle hat die ganzen Prozesse (inklusive der Messgeräte) mir gegenüber NICHT dementiert.

Ich habe obigen Punkt auch genauso so wiedergegeben: *Dagegen hinkt das BAG mit seiner Statistik hinterher. Nicht mit Absicht, sondern weil der Informations­fluss klemmt: bei den Ärzten, die die klinischen Befunde nicht oder ungenügend melden; beim Papier­stapel innerhalb des BAG, der NOCHT NICHT ABGEARBEITET wurde, oder bei fehlenden Fällen, die irgendwo via Faxkommunikation unter­gegangen sind.

Das hat bereits zu absurden Situationen geführt. Am Sonntag, dem 15. März, gab das BAG etwa einen riesigen Sprung von 800 Neuinfektionen bekannt. Dabei handelte es sich aber nicht um die Zahl der tatsächlich an diesem Tag bekannten Fälle, sondern um die Zahl der angekommenen Formulare. Für einen Teil dieser Formulare gab es aber NOCH KEINEN DATENBANKEINTRAG.

Um hier trotzdem eine Zahl zu kommunizieren, wurde der Papierstapel schliesslich auf die Waage gelegt – und auf 460 Stück geschätzt, wie eine Quelle bestätigt.*

  1. Zum Punkt Digitalisierung der Labordaten: Hier antwortete die Medienstelle: "Die digitalen Labordaten gelangen in vereinbartem Format als verschlüsseltes Mail in unser System, welche die Daten validiert und einliest."

Das vereinbarte Format sind die Formulare (PDFs oder ein anderes Format, vielleicht auch Worddokument) bei Positivbefunden im verschlüsselten Email und verschlüsseltes Excel bei Negativbefunden (bzw mit Gesamtzahl). Das ist am Schluss trotzdem ein Formular das ausgedruckt und manuell erfasst werden muss. Wie ich bereits geschrieben habe, ist man bei den Negativbefunden in grossem Verzug. Die Labors haben keine Kapazitäten die Statistiken a jour zu halten. Deswegen hat das BAG keinen Überblick über die Testvolumina in der ganzen Schweiz.

Weshalb Herr Koch von einem falschen Bericht spricht, ist mir ein Rätsel.

Auf die anderen Punkte des Texts ist er nicht eingegangen: Meine Recherche zu den klinischen Befunden, den Ergänzungsmeldungen, den Papierstapeln zu den Todesmeldungen und den Meldekriterien sind hinreichend belegt und von Medienstelle nicht dementiert.

Den ganzen Kommunikationsweg von Fax, Telefon und HIN-Mail kann man ausserdem im Internet nachlesen. https://www.bag.admin.ch/bag/de/hom…ulare.html

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Hier noch ein Update zum Thema "falscher Zeitpunkt". Eine kleine Zusammenfassung, was sich seit letzten Freitag getan hat:

  1. Es hat sich vielleicht schon "ausgefaxt":

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat ab sofort eine HIN geschützte E-Mail-Adresse für die Übermittlung von COVID-19-Fallmeldungen in Betrieb. Meldeformulare des BAG können via verschlüsseltes HIN Mail an covid-19@hin.infreport.ch übermittelt werden. Mit dieser Sofortmassnahme wollen HIN und das BAG den Meldeprozess vereinfachen und die Datenqualität der Meldungen verbessern.
Für meldepflichtige Infektionskrankheiten wie das neue Coronavirus (SARS-CoV-2/COVID-19) sieht das BAG eine Meldung via offizielles Formular vor. Bisher konnten diese Formulare nur per Post oder Fax übermittelt werden, was von verschiedener Seite als veraltet kritisiert wurde. Das BAG hat aufgrund der ausserordentlichen Lage rasch gehandelt und setzt mit HIN Mail auf den im Gesundheitswesen etablierten Standard für eine sichere Kommunikation.

https://www.hin.ch/covid-19-faelle-ans-bag-melden/

  1. Viele Fachpersonen haben sich die Meldeformulare angeschaut, Fehler gefunden (etwa doppelte Eingabefelder). Hier ein Beispiel von Claudia Krummenacher, Kay Fricke und Alain Boss. https://github.com/lakay/COVID-19_PDF-Reporting

    -Alle Felder sind mit Formular Eingaben versehen, sodass die Formulare nun vollständig am Computer ausgefüllt und versendet oder auch ausgedruckt und gefaxt werden können.

-Die Navigation über die Eingabefelder der Formulare mit der Tabulator Taste gut funktioniert und der Weitersprung nun den Inhaltsblöcken entspricht, somit eine Bedienung ausschliesslich mit der Tastatur möglich ist.

-Die Formular Felderwerden so benannt, dass die Daten automatisch ausgelesen werden können und nachvollziehbar sowie eindeutig bleiben.

-In alle Formulare einen Link auf die Email für die Meldefälle integriert: covid-19@hin.infreport.ch

-Dieser ist anklickbar und öffnet den Mail Client

- Die Entwickler haben einen ersten Prototypen, mit dem die Daten der Formulare die in einem Ordner gesammelt sind in ein CSV/XSLX (Excel Tabelle) gespeichert werden können.
  1. Es haben sich etliche Leute gemeldet, die dem BAG bei der manuellen Datenerfassung helfen wollen.

Ich würde daher sagen, der Zeitpunkt ist richtig. Schliesslich werden mit der Einführung der HIN-Mail für die Ärzte schon einige Leute entlastet und es können einige Fehler vermieden werden, etwa die fehlende Faxüberleitung oder die handschriftlichen Unleserlichkeit.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Liebe Verlegerinnen, liebe Verleger

Vielen Dank für die angeregte Diskussion.

Ich möchte hier zu einigen Kommentaren Stellung nehmen und meine Haltung erklären.

-Zuerst zum Zeitpunkt: Auch wir haben das intern diskutiert. Die Idee war auch ursprünglich damit noch einige Wochen zu warten. Doch die Ereignisse dieser Woche haben gezeigt, dass es nun Antworten braucht und auch Licht ins Dunkel. Die Kritik an den Verzögerungen/ungenauen Angaben zu den Fallzahlen nimmt seit letztem Wochenende zu, Gerüchte über "Geheimnisse" machen die Runde. Genau SOLCHE SPEKULATIONEN unterwandern unser Vertrauen in unsere Demokratie und in die Bundesverwaltung.

Die Wahrheit auf Basis der von mir recherchierten Fakten ist:

Nein, der Bund hat nichts zu verheimlichen. Unser Staat funktioniert! Er kommt lediglich nicht mit der Erfassung nach. Die Realität ist also ganz simpel: PDFs und Fax killen den Daten- und Informationsfluss.

Das Bundesverwaltungspersonal leistet in dieser Situation ausserordentliche Arbeit mit der manuellen Erfassung. Ich habe versucht mit dieser Recherche die vom Bund definierten Prozesse aufzuzeigen, welche Probleme daraus resultieren, und auch Ansätze darzulegen, wie man es vielleicht besser gestalten könnte.

Denn: Ohne genaue Zahlen und ohne Wissen über Verläufe der Krankheiten ist die epidemiologische Überwachung/Monitoring nicht möglich. Wie kann überhaupt so die Wirksamkeit der Massnahmen evaluiert werden?

Es fehlt auch die Grundlage für eine fundierte politische Entscheidung. Das BAG macht seit einiger Zeit nur noch Stichproben bei Influenza in der "Hochsaison", weil man die Papierstapel nicht mehr bewältigen kann. Viele Länder verfügen solche Daten über Genesung, Spitalaufenthalten (ich schreibe dazu etwas in meinem nächsten Kommentar) und Demographie.

-Zur Aussage "Dieser Bericht ist vielleicht wahr aber wenig hilfreich."

Wie meine Kollegen bereits schon gesagt haben: wir sind hier als vierte Gewalt nicht zuständig für Hofberichterstattung. Diesen Artikel "aus Rücksicht" nicht zu publizieren, wäre meiner Ansicht nach unjournalistisch und auch staatspolitisch falsch.

-Zum Vorwurf der einzelnen Mitarbeitenden: Ich habe tatsächlich mit vielen sprechen können, aber natürlich nicht mit allen. Es handelt sich um Mitarbeitende aus unterschiedlichen Sektionen. Jede Behauptung habe ich gegengeprüft. Das BAG hatte erst gestern die Möglichkeit auf meine spezifischen Fragen (abgestützt auf der Recherche) zu antworten (wir haben auf diese Stellungnahmen gewartet, vorher hätten wir sicher nicht publiziert).

Fakt ist: Die Medienstelle hat keine der Vorwürfe/Behauptungen bestritten.

Ausserdem: viele Informationen "lagen" schon da, im Internet. Im Netz kann man sich einen Überblick verschaffen, welche meldepflichtigen Krankheiten/Erreger eine Ergänzungsmeldung verlangen. Weshalb nicht bei covid-19? Die Verordnung schreibt zudem ein "elektronisches System" vor. Ausserdem lagen die Gutachten und auch die Evaluationen vom BAG ebenfalls öffentlich verfügbar hier im Netz öffentlich. Insofern habe ich einfach nur 1+1 zusammengezählt, mich vergewissert bei Medienstellen, Kantonsärzten und meinen Quellen, ob ich das richtig erfasst und verstanden habe.

  • Mir ist nicht ganz klar, an welcher Stelle ich ein "BAG-Bashing" betreibe. Besonders was die Tonalität angeht. Ich habe versucht einen nüchternen Ton anzuschlagen und wertende möglichst Begriffe zu vermeiden. Ein Beispiel: "Die überholten Abläufe beim BAG führen zu einem «Underreporting» der Corona-Epidemie und erschweren das Echtzeit­monitoring."

  • Ich habe auch klar festgehalten, dass "digital" nicht immer besser ist und man gewisse Prozesse aus Sicherheitsgründen vorerst vielleicht analog gestalten muss. Deswegen habe ich dafür IT-Experten konsultiert, die sich mit Gesundheitsdatensystemen und deren besonderen Herausforderungen auskennen.

Dies ist der Versuch, unsere/meine redaktionellen Entscheidungen und Haltung zu erklären.

Ich werde weiterhin kritisch am Thema dranbleiben, denn das ist mein Job.

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Unternehmer
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Auweia.

Danke für den Artikel.

Und bestürzt über die teilweise für mich nicht nachvollziehbare Rezeption.

Wir sind das BAG

Da sitzen Leute „wie Du und ich“, die jeden Tag einfach ihr eigenes bestes geben.

D.h. all die Anspielungen auf persönliche Unfähigkeiten oder gar böse Absichten kann ich nicht mehr hören.

Wir müssen bei den Rahmenbedingungen resp. bei der Systemstruktur zuerst hinschauen (das können wir spätestens jetzt sehr gut, und da ist der Beitrag dieses Artikels) und dann um- und vorsichtig umbauen (das wird ab jetzt und dann wohl noch ganz lange dauern).

Bei letzterem wird es wohl auch wichtig sein, dabei zu bleiben (und nicht gleich wieder von einer anderen Sensation oder Katastrophe vereinnahmt zu werden).

Wir, das stimmvolk, sind in einer noch existierenden Demokratie alleine verantwortlich für die richtigen Rahmenbedingungen und Systemstruktur.

Persönlicher Beitrag

Ich kam durch eine unheilvolle Kombination von Umständen zum Privileg, auf diesen Virus getestet zu werden.

Beim Test bekam ich die schriftliche Information, dass ich den Befund in “6-8 Stunden“ bekäme.

Stattdessen ging es 56(!) Stunden, bis ich den negativen Befund erhielt.

Wenn ich das richtig lese, entspricht dies fast schon der „Verdoppelungszeit“.

Falls ich da nicht Opfer einer absoluten Zufalls Panne war, und wenn ich die im Artikel genannten Schwierigkeiten hinzurechne, kann ich mir gut vorstellen, dass die „offiziellen täglichen“ Zahlen so etwa 1 Woche und zwei Verdopplungen hintendrein sind.

Zusätzlich auch aufgefallen: Es wurde in diesem "Test Zentrum" sehr stark selektiert.

Da ist es ja nicht so, dass jeder, der herkommt, einfach einen Test bekommt. Denn diese sind ja rar. Also muss man viele Fragen beantworten (selbst-Beurteilungen durch nichts-ahnende Laien wie mich) und ein paar hastig gestellte Fragen von offensichtlich (schon am ersten Tag der Existenz des von mir besuchten Testzentrum) gestressten ärztlichen Personen.

Ich unterstelle einmal mehr keinen bösen Willen. Ich meine nur, dass durch diese Selektion aufgrund von durch das schiere Alter (klein!) des Virus sehr wenigen Wissens durchaus denkbar ist, dass sogar im Testzentrum Leute an einem echten Test vorbeiziehen, die positiv sein könnten. Da zweifle ich dann an "Erkenntnissen" aufgrund von allen Statistiken aus den nachweislich getesteten Fällen.

Illustration: Falls man davon ausgeht, dass Personen mit Eigenschaft X keinen Virus haben könnten, ihnen den Test deswegen verweigert, dann wird man den Glauben daran, dass dies stimmt, nur verstärken (weil es ja keine registrierten Fälle von angesteckten Fällen mit Eigenschaft X geben wird). Und der Wahrheit und besseren Massnahmen direkt oder indirekt im Wege stehen.

Bei den aktuellen täglich neu gemeldeten Fällen gemäss BAG sind wir ja ganz nebenbei erwähnt schon bald bei der Totalität der überhaupt möglich durchführbaren Tests (obwohl diese Zahl wohl schon stetig erhöht wird). D.h. es wird schon deshalb zwingend zu einem scheinbaren "Abflachen" der Kurve kommen - obwohl das nur wegen der Test-Kapazitätsgrenze gegeben ist.

Wollt ich nur so mal sagen.

Vielleicht einfach mal schauen, was ohne Zahlen am besten unternommen werden kann...

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Danke L. S.!!! Inzwischen hat BAG selber sehr selbstkritisch dazu Stellung genommen und die Aktualität, die heute möglich ist, erklärt. Dagegen: wenn ich diesen JournalistInnen an der PK zuschaue/zuhöre dann bin ich ein weiteres Mal sehr alarmiert, ja entsetzt über den Zustand der Journaille. Liebe Leute, ich bin bei der Republik (und fast nicht mehr bei Tamedia), damit eben auch das "Leben jetzt" mit Vorrang hat: Ob diese Recherche nun gerechtfertigt ist oder nicht, vermag ich aktuell überhaupt nicht zu beurteilen. Auf alle Fälle ist es für mich (Oldie ü65) viel zu früh für urteilende "Distanz" (und ja: mittlere Distanz braucht es); ich meine, dass das auch für den weit u65-Jährigen Michel Reborusa gelten könnte. Aber ich erwarte, dass Sie Adrienne Fiechter jetzt auch einmal zwei drei Schritte zurückgehen, das Thema aus mittlerer Distanz anschauen und dann mit neuen Kräften und frischem Blick weiter dranbleiben.

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Daniel Koch hat Eure Vorwürfe gerade grösstenteils abgestritten und betonte, dass alle Zahlen aktuell und korrekt sind. Was sagt Ihr dazu?

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Chefredaktion
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Was wir dazu sagen? Dass wir Ihr Vertrauen in die Behörden begrüssen, aber dass Sie dabei nicht naiv sein sollten. Gutes Wochenende und passen Sie auf sich auf.

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Die Situation fordert alle und überfordert auch viele. Das ist normal und auch ein Stück weit zu vergeben.
Sie ist für alle Länder neu und auch wir waren nicht darauf vorbereitet. Dies nun lautstark kundzutun, ist reisserisch und bringt nicht wirklich viel.

Macht mal einen Schritt zurück: Warum müssen wir (Bevölkerung/Medien) die Zahlen sofort haben? Um hübsche Live-Ticker zu erstellen und uns krank zu sorgen? Das passt nicht zur Republik.

Es werden nur Personen aus Risikogruppen getestet, weil es momentan noch nicht genügend Tests für alle hat. Schutzmasken müssen nun teuer in der Schweiz hergestellt werden. Es gibt bisher kein digitales Meldesystem. Über diese Sachen kann man sich aufregen aber das bringt niemandem was. Zumindest nicht zur Zeit. Dies gehört zur Aufarbeitung einer Krise und da sind wir noch nicht.

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Rentner
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Auch auf die Gefahr hin, nun mit einer Flut von explizit formulierter oder mittels ‚v’-Zeichen implizierter Negativkritik bedacht zu werden, drängt es mich beim Lesen der täglichen Berichte des BAG geradezu, der völlig berechtigten Kritik von Adrienne Fichter noch eine weitere Negativkritik nachzuschieben. Ich denke, dass es Zeit ist, das BAG darauf hinzuweisen, dass der ‚Situationsbericht zur epidemiologischen Lage in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein Stand <Datum>, <Zeit> Uhr‘ in vielen Teilen kein Ruhmesblatt ist. Schliesslich werden diese Berichte - allerdings hoffentlich in verbesserter Form - noch während einer längeren Zeit veröffentlicht werden.

Nun zu den einzelnen Punkten :

Die Fallzahlen für das heutige Datum beziehen sich auf Meldungen, die das BAG bis heute früh erhalten und erfasst hat.

Nein, die Fallzahlen beziehen sich nicht auf irgend etwas. Die Fallzahlen stellen die Summe der Anzahl bis morgens eines Tages gemeldeter und erfasster positiver Einzeltestergebnisse dar.

Betroffen sind nun alle Kantone der Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein.

Die Verwendung des Wortes ‚nun‘ suggeriert, dass bis vor kurzem noch nicht alle Kantone und das FL betroffen waren. Bereits seit 9 Tagen, nämlich dem 14.März, ist das nicht mehr so !

Bisher traten 66 durch COVID-19 verursachte Todesfälle in der Schweiz auf.

Warum nicht weniger gestelzt einfach : Bisher starben in der Schweiz und dem FL mindestens 66 Menschen an Covid-19.

Zeitlicher Verlauf
In der folgenden Grafik finden Sie eine epidemische Kurve mit den Fallzahlen für die positiv auf COVID-19 getesteten Fälle. Das Falldatum entspricht in der Regel dem Datum der Probeentnahme.

Diese Grafik ist völlig überflüssig und verschleiert den tatsächlichen Verlauf der Epidemie. Zudem ist nirgends eine Kurve zu finden, sondern ein Säulendiagramm, welches die absolute Häufigkeit der (in der Regel !) an einem bestimmten Datum entnommenen und als positiv erkannten Proben, darstellt. Die Grafik lässt vor allem die chaotischen Verhältnisse des Meldewesens bei dieser Epidemie erkennen !

Die Altersspanne für die positiv getesteten Fälle betrug 0 bis 101 Jahre, im Median 51 Jahre, das heisst 50% der Fälle waren jünger, 50% älter als 51 Jahre.

Die Altersspanne betrug also im Median 51 Jahre, welcher sprachliche Unsinn. Der Median des Alters der positiv getesteten Personen betrug 51 Jahre. Und was ist mit den Personen, die 51 Jahre alt waren ? Richtig hiesse es ‚... 50% waren höchstens 51 Jahre alt, 50 % waren älter als 51 Jahre.‘ oder aber ‚... 50% waren jünger als 51 Jahre alt, 50 % waren mindestens 51 Jahre alt.‘.

Im Vergleich zu den Fällen ist die Altersspanne der Todesfälle deutlich höher. Sie lag bei 32 bis 98 Jahren.

Was soll der sprachliche Unsinn, dass die Spanne ‚32 bis 98 Jahre‘ deutlich höher sein soll als die Spanne ‚0 bis 101 Jahre‘ ? Und im Vergleich zu welchen Fällen ? Etwa den Niagarafällen ?

Im Median waren sie 85 Jahre alt.

Nein, sondern : Der Median ist 85 Jahre. Man kann sagen ‚Im Durchschnitt ist ...‘, aber kaum ‚Im Median ist ...‘ !

Abbildung 2: Inzidenz für COVID-19 pro 100 000 Einwohner nach Alter und Geschlecht in der Schweiz und Fürstentum Liechtenstein

Die Verwendung des epidemologischen Begriffs ‚Inzidenz‘ in diesem Situationsbericht ist beim gegebenen Stand der Datenerhebung äusserst fragwürdig. ,Inzidenz‘ ist in der Medizin und damit auch der Epidemiologie der Begriff zur Angabe der Häufigkeit von Infizierungen, Erkrankungen oder Todesfällen. Die Häufigkeit der positiv getesteten Fälle in dieser Situation, wo die Anzahl der tatsächlich Infizierten um ein Mehfaches (Faktor 4 - 10 ?) höher liegt, als ‚Inzidenz‘ zu bezeichnen, ist schlicht stümperhaft.

In allen Kantonen der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein wurden Fälle gemeldet.

Das weiss die Leserschaft aus dem ersten Abbsatz des Berichts.

Die untenstehende Karte zeigt die Inzidenz der Fälle nach Kanton und dem Fürstentum Liechtenstein. Die Kantone Tessin, Waadt und Basel-Stadt sind am stärksten betroffen. Diese weisen auch die höchste Zahl von Todesfällen aus.

Warum nicht einfacher und präziser ‚... zeigt die Anzahl bisher gemeldeter positiver Fälle pro 10‘000 Einwohner in den einzelnen Kantonen und dem FL‘. ? Der besseren Verständlichkeit wegen scheint mir die Bezugsgrösse ,10’000 Einwohner’ verständlicher, da es Kantone gibt, die weniger als 100’000 Einwohner haben. Alle und das FL haben aber mehr als 10’000 Einwohner.
Zudem wäre es besser ‚... höchste Zahl von Todesfällen pro 10‘000 Einwohner ...‘ zu schreiben, da diese Grössen einen Vergleich wesentlich vereinfachen.

Abbildung 3: Kantonale Inzidenz pro 100 000 Einwohner von COVID-19 in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein

‚Kantonale Inzidenz ... im Fürstentum Liechtenstein‘ ?

Bei solcher Berichterstattung entsteht bei mir der Eindruck, dass sich das BAG dem durch Rekrutenprüfungen erhärteten Befund der zunehmenden Verbreitung von funktionalem Analphabetismus anpasst oder mit solchem ‚Geschreib‘ - in Anlehnung an ‚Geschwätz‘ - noch fördert. Oder liegt hier gar ein Fall vor, der in der ‚Bundesamtlichen Inzidenzstatistik von funktionalem Analphabetismus‘ mitgezählt werden müsste ?

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Debattierfreudiger
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Schon gesehen? Die Coronafälle stabilisieren sich auf deutlich unter 1000 Neuinfektionen pro Tag. Nix mehr von exponentiellem Wachstum. Wenn das so bleibt und die BAG-Daten belastbar sind, heisst das: Da mittlerweile auch die Anzahl der Geheilten substanzielle Höhen erreicht, diese aber statistisch nicht erfasst werden und die Statistik nicht verlassen, werden wir zu keinem Zeitpunkt das Niveau von 10'000 Erkrankten und 1000 Hospitalisierten überschreiten. Die Massnahmen wirken, die Infektion ist beherrschbar. Kann aber sein, dass es auf diesem Pfad zu lange geht, bis wir durchgeseucht sind. Länger als unsere Fähigkeit, die heutigen Einschränkungen durchzuhalten.
Zeit, sich zu überlegen, was ein realistisches Ziel ist: CoVid schnell auslöschen und das Lockout und die vor allem die Grenzschliessung aus Angst vor einem Wiederaufflackern monate - bis jahrelang aufrechterhalten. Oder kontrolliert und so schnell wie möglich durchseuchen.

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Mit diesem Tool https://neherlab.org/covid19/ kann man den Verlauf der Pandemie simulieren. Mit welchen Parametern bleibt man unter 1'000 Hospitalisierten?

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Zunehmend bekunde ich Mühe mit der ewigen Kritik an Bundes- und Kantonsverwaltungen. Vielmehr müsste immer wieder darauf hingewiesen werden, dass die Parlamentsmehrheiten in Bund und Kantonen ihre Verwaltungen schon seit fast drei Jahrzehnten sukzessive heruntersparen. Den Verwaltungen fehlt es schlicht und einfach an personellen und materiellen Ressourcen! Jetzt besser zu wissen und besser gewusst zu haben, wie man es macht, greift zu kurz.

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Ich finde die Waage-Methode eigentlich ziemlich innovativ und pragmatisch. Natürlich wären exakte Zahlen zu bevorzugen, aber ich glaube kaum, dass ein Bundesrat bei seinen Entscheidungen daran interessiert ist, ob eine Statistik 1.43% oder 1.45% ausweist. Es dürfte wohl mehr darum gehen, ob es 1% oder 10% sind, und ob eine Kurve exponentiell ansteigt oder abflacht. Und dazu reicht eine Waage aus. 👍

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(von der Moderation verborgen)
Soziologe
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Frage an Sie, Frau Fichter: Lügt Herr Koch, wenn er vor ein paar Minuten beispielsweise dezidiert darauf hinweist, dass die Anzahl der Fälle nicht per Waage «erhoben» werden? Oder umgekehrt gefragt: Wie glaubwürdig sind Ihre Quellen?

Und bitte, denken Sie immer daran: Ich lese die Repulik nur, weil ich eine starke Abneigug geben Polemiken, Schnellanalysen und Unwahrheiten habe.

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...nebst vieler bereits geäusserter kritik, die ich teile, werde ich in den nächsten tagen zeit (zusätzliche) aufwenden müssen, um mit vielen verunsicherten klient_innen zu klären, was dieser artikel für sie bedeutet, . liebe repuplik, es ist aktuell streng in der pflege und ich ertrug euren heutigen artikel schlecht.. gerade noch komplizin und täglich erfreut über euren umgang mit „corona‘, bin ich nun ärgerlich und einsamer. S. J.

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Könnten wir in der Schweiz nicht auch ein Nationaler #WirVsVirus Hackathon organisieren?
https://wirvsvirushackathon.devpost.com/

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Sehr geehrte Frau Fichter,
an der Medienkonferenz vom Freitag, 20.03.2020 hat Herr Koch vom BAG bestritten, dass die Zahl der Betroffenen mit der Waage bestimmt worden sei. Auch treffe es nicht zu, dass das BAG mit der Erfassung noch im Rückstand sei, man habe den Rückstand von anfangs Woche aufgeholt. Die entsprechenden Behauptungen in der Presse seien nicht wahr (https://youtu.be/5VmkZy1SAyI , Min. 50:45 ff.). Wie stellen Sie sich dazu?

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Märchentante*onkel
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· editiert

Entschuldigen Sie bitte, Sie haben Recht. Der Beitrag war deplaziert.

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Im Moment ist zum Beispiel nicht einmal klar, wie die Spitäler, die - ausser den Privatkliniken - alle defizitär sind - die zusätzlichen Beatmungsgeräte, Masken etc. finanzieren können, vom zusätzlichen Personal ganz zu schweigen..ja, die Krankenkassenprämien steigen..viele Familien können sich die Prämien kaum mehr leisten..Hausärzte haben kein existenzsicherndes Einkommen mehr, ausser sie verkaufen Medikamente..es gäbe so viel über das Gesundheitswesen und die Gesundheitspolitik zu berichten..über Bundesrat Berset, der sich verhält wie Ludwig der Vierzehnte..l’ état c’est moi, aber effiziente Sparmassnahmen im Gesundheitswesen nicht angeht, weil sie ihn politisch den Kopf kosten könnten. (Spitalschliessungen, Rationalisierung ohne Qualitätseinbussen) , das alles geht mir durch den Kopf, gleichzeitig weiss ich, dass die Ärzte und Ärztinnen in ca einer Woche darüber entscheiden müssen, wer beatmet wird und wer stirbt...das ist dann die vierte - oder fünfte ? - Gewalt....

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Ist jetzt wirklich der Moment dazu die Bevölkerung zusätzlich zu verunsichern? Wir lernen gerade alle sehr viel punkto Digitalisierung. Und selbstverständlich können Statistiken im Detail keine Auskunft geben, wenn die Zahlen exponentiell steigen, viele zu Hause bleiben und es keinen vorher und nachher Vergleich gibt usw.; trotzdem bilden Statistiken jetzt wichtige indirekte Richtwerte für das Ansteigen der Corona Fälle.

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Ich verstehe auch nicht, was diese Kritik zu diesem Zeitpunkt und in dieser Breite soll, denn sie geht teilweise an der Sache vorbei: Das BAG weiss, auf welchen Grundlagen die Statistik zustandekommt und beschliesst auf diesen Grundlagen Empfehlungen.

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Mayumi Sugaya
Konzepter / UX
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Vielen Dank für diesen tollen Artikel und den wertvollen Link zu corona-data. Frage: Gibt es irgendwo eine laufende Statistik zum Verlauf der Todesfälle (pro Tag)? Dies wäre hochinteressant, weil damit gemäss diesem Artikel von Tomas Pueyo (https://medium.com/@tomaspueyo/coro…d3d9cd99ca) die reale Zahl der Erkrankten (inkl. Dunkelziffer) geschätzt werden kann.

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Werner Fuchs
Unternehmer
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· editiert

Ein taugliches Webformular mit Login für Ärzte z.B. via Handy ist doch echt keine Kunst? Lässt sich in wenigen Tagen bauen (unter einer Woche). Die Daten könnten direkt in eine Datenbank geschrieben und ausgewertet werrden. Ich staune über so viel Inkompetenz in Bern. Nun bei IT haben die eh meist versagt.

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Bürgerin
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wie sicher stimmen Eure Aussagen, Herr Koch streitet ab.

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Das hier ist einer der seltenen Fälle, wo Behördenschlamperei oder -überforderung eine gute Nachricht ist. Wieso? Dass das BAG mit der Erfassung nicht nachkommt, führt, wie im Artikel steht, zu einem "Underreporting", d.h. dass weniger Infizierte gemeldet werden, als es tatsächlich sind. Es gibt in Realität also mehr Infizierte, als die BAG-Zahlen nahelegen. Das heisst aber auch, dass die Letalität (=Verhältnis von Toten zu Infizierten) kleiner ist, als man aufgrund der Zahlen vermuten würde.

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Also: Zunächst spart man den Staat kaputt und dann beschwert man sich, dass eine Leistung ungenügend erbracht wird. Man kann sich auch darüber beklagen, dass zu wenige Tests, Schutzmasken, Beatmungsgeräte usw. vorhanden sind, aber eben: Reserven wollte man hier wie da aus finanziellen Gründen nicht schaffen. Also ist das einzige, das man machen kann, mit den vorhandenen Ressourcen haushälterisch umzugehen - und daraus lernen! - Und den Briten, die zehnmal weniger Kapazitäten haben, so schnell wie möglich und so gut wie möglich zu helfen.

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Entwickler & Zivi
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Es gibt doch nicht nur Schwarz und Weiss. Das BAG ist mit der Situation überfordert, was ja vielen so geht und passieren kann. Trotzdem bleibt es wichtig hinzuschauen. Ich finde die Kritik berechtigt. Auch kleine Verbesserungen tragen ihren Teil zu funktionierenden Abläufen bei.

Beim Vorschlag zur IT-Lösung bin ich aber skeptisch. Als allererst müssen die Persönlichkeitsrechte der Patienten garantiert werden. Der Rest wird darum gebaut, nicht umgekehrt. Das macht es nicht ganz einfach, ein sinnvolles System zu entwerfen. Gerade aus dem Grund wäre es aber gut gewesen, früh damit anzufangen.

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Verleger Republik
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Grundsätzlich finde ich es richtig, den Finger auf wunde Punkte im System zu legen. So gesehen ist die Recherche begrüssenswert. Allerdings gilt es zu bedenken, wem man in erster Linie Munition liefert. Ich gehe davon aus, vor allem den Besserwisserinnen und Besserwissern und den Habenwirjaschonimmergesagtern. Deshalb gelten in diesen Zeiten besondere Ansprüche ans Verfassen solcher Texte. Und da gefällt mir die Passage nicht, dass sich "die meisten Mitarbeitenden einig" seien über die Schwächen des Meldesystems. Die Autorin hat ganz sicher nicht mit den meisten Angestellten des BAG gesprochen. Es ist auch von "internen Quellen" und von "mehreren Quellen" die Schreibe; da will ich ganz einfach wissen, wer diese Quellen sind. Und dann tauchen die immer wiederkehrenden "Experten" (Mehrzahl) auf, zitiert wird dann mit Herrn Salathé aber nur einer. Schliesslich kommt noch die Geschichte mit dem Wägen der Rapporte anstelle des Zählens. Das wird auch in anderen Bereichen so gehandhabt, zum Beispiel beim "Auszählen" von Stimmzetteln bei Abstimmungen.

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Ich bin auch gespalten bei diesem Artikel. Administrative Abläufe können nun in der Krise ohnehin nicht von heute auf morgen vereinfacht werden. Dass solche IT-Projekte zurückgestellt werden hat auch damit zu tun, dass sie extrem viele zusätzliche Ressourcen binden, die in der Verwaltung häufig fehlen. Mag sein, dass die Prioritäten hier in den letzten Jahren beim BAG falsch gesetzt wurden. Nur hilft dieses Anprangern uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter. Das System gilt es nun so gut als möglich zu verbessern, mit pragmatischen Lösungen. Ich bin zuversichtlich, dass hierzu bereits Massnahmen in Planung sind. Wichtig ist dann eine rückblickende Analyse. Dann ist natürlich auch ein solch kritischer Artikel angebracht. Jetzt ist es dafür m.E. noch zu früh.

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Wir alle wissen, dass es viele Ansteckungen gibt, dass die getestete Anzahl exponentiell steigt und dass die Dunkelziffer noch viel höher ist. Ich finde es deshalb nicht sinnvoll, darauf rumzureiten, dass zu wenig Tests gemacht werden oder dass die Erhebung ungenau sei. Fokussieren wir uns doch bitte absolut darauf, dass alle ihre Kontakte einschränken und wenn immer möglich zuhause bleiben oder alleine unterwegs sind, resp. im kleinen Kreis der Lebensgemeinschaft. Und: Hygienemassnahmen sind ein Muss. Wenn alle ihren Teil der Verantwortung übernehmen - heisst ihr Verhalten über die eigene Nase hinaus verändern! - kann es helfen den Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Und ein letztes: Wir haben zahlreiche Medien, um miteinander (wenn nötig sogar visuell) in Kontakt zu sein!

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Das sind schlechte Nachrichten und bestätigen leider den Eindruck der letzten Tage, dass bei den statistischen Angaben des BAG Probleme bestehen. Die Veröffentlichungen sind unregelmässig (einmal mittags, dann erst um 17.00 Uhr), und die Antworten an den Medienkonferenzen sind ausweichend. Es mag ja stimmen, dass statistische Angaben nicht die volle Wahrheit abbilden. Wichtig wäre aber, dass man die Ungenauigkeiten erklärt und über die Probleme bei der Erhebung und Übermittlung offen informiert. Sonst riskiert man ein fatales Vertrauensproblem.
Interessant wäre es, zu wissen, wie Italien die Daten erfasst und aufbereitet. Der Chef des Zivilschutzes informiert täglich nach 18.00 Uhr die Medien über die neuen Daten, begleitet von einem medizinischen Fachmann, der die Zahlen einordnet und Fragen beantwortet. Ist das hierzulande wegen angeblichen Schlendrians oft belächelte Belpaese vielleicht um einiges besser organisiert als wir?

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Danke für diesen Blick hinter die Kulissen des BAG. Daniel Koch ist jedoch nicht Amtsleiter, er ist Abteilungsleiter übertragbare Krankheiten. Der Chef des BAG heisst Pascal Strupler, von Alt BR Chouchpin eingesetzt bei seinem Abgang. Strupler brinG. K.ine Qualifikationen für dieses Amt ausser, dass er ein Spezi von Couchpin war. Als ehemaliger Generalsekretär des Departements musst für Strupler ein standesgemässer Job aus dem Hut gezaubert werden. Couchpin, als Patron alter Schule, schaute dafür. IT-Entscheide werden auf Amtsleiter-Ebene entschieden, da trifft Koch keine Schuld. Der Fisch stinkt vom Kopf und der Kopf heisst Strupler.

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Das versaut mir den Tag, sorry. Ich bin stinksauer auf "die da in Bern" und mein Vertrauen in die Behörden hat eben zum ersten Mal einen grossen Dämpfer erhalten. Wir fliegen im Nebel in dieser Krise. Nur schon darum werden heute wohl (oder übel) die Massnahmen verschärft.
Was mich interessiert ist, wie die Situation in anderen Ländern aussieht. Stecken die digital auch noch in den 80er Jahren wie die Schweiz?

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Fotografin
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wann lernen wir endlich nicht perfekt sein zu können. transparenz! sich hinstellen und die schwierigkeit und den nachteil beim namen nennen. keine frage nach der schuld. und weiter. dann muss sich keiner unnötig damit aufhalten. bei offener kommunikation findet sich oft auch eine lösung. und ja - die bettenzahl ist auch eine zahl. nehmen wir das, was wir haben und bündeln kräfte und verstand. gemeinsam.

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Rolle hier: nein, es ist eben kein Spiel! ich bin der Reihe nach ExKrankenschwester, ExRadiojournalistin, ExSpitalpfarrerin, ExMitarbeiterin in einer Pflegewohngruppe; jetzt "nur" noch reduziert auf weit ü65 und mit dem Wissen: falls, dann gehöre ich nicht zu denen mit einer aussichtsreichen Lebenserwartung:
Deshalb verabschiede ich mich nun von dieser Debatte. Gerade mit diesem reisserischen Titel (und dem sicher sehr guten Beitrag, den ich nicht gelesen habe, der aber eventuell dem Titel nicht entspricht), mit diesen langen Argumentationen ziehen Sie mich erst wirklich in den Abgrund. Das kann ich mir für mich, die Meinen und überhaupt nicht leisten: Ich nehme jetzt das, was vorgegeben ist, ohne wenn und aber step by step. Wie L. S. (Danke!) unten sage ich: wir sind alle BAG, alle versuchen wir im JETZT das Möglichste zu tun, mit Schwächen, Fehlern, aber auch mit immer wieder mit Möglichkeiten, neuem Denken, Entscheiden, Handeln.
Damit ich es nicht vergesse: danke für Republik, die Republik-Beiträge, die mir JETZT gut tun und meinen Kopf lüften: Die Rolle der Frau in Afrika, bzw. den "Binswanger", z.B. auch den Demokratie-Check, und v.a. widme ich mich jetzt erst richtig dem ADHS-Blog. Tschüss bis zum Zusammentreffen auf einer anderen Kommentar-Seite: Bleiben Sie umsichtig, aber nicht zu sehr, bleiben Sie auch beim Ich, bleiben Sie freundlich, aber nicht zu sehr: Atmen Sie ab und zu Ihren Aerger auch laut heraus (beim Balkon-Training), und schauen Sie gut zu der Gesundheit, dem gesunden Leben, das bei Ihnen und den Ihren jetzt dran ist. Amen!!!

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Ich bin gespalten, was diesen Artikel angeht. Bundesverwaltung und EDV ist ja schon lange eine Geschichte für sich. Dass nun Mängel im System zutage treten, überrascht also nicht wirklich. Mir gefällt die Art und Weise wie diese Mängel jetzt thematisiert werden, nicht wirklich. Auch der Titel des Artikels würde wohl besser zum Blick passen.

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Die im Artikel ausgeführten Tatsachen sind seit Jahren bekannt, da hats schon diverse Bachelor- und Master-Arbeiten und andere Publikationen gegeben und ist somit überhaupt nichts neues. Zentraler - denn das ist der springende Punkt für mich - ist die Frage zu stellen warum sich der Bund nicht zu Open Data verpflichtet.

Eine Lösung könnte für mich so aussehen:

  • Bund bekennt sich zu Open Data

  • Bund entwickelt ein standardisiertes Format und stellt die passende Software als Open Source zur Verfügung

  • alle Departments und Kantone können das nutzen

  • alle Bürger erhalten (gemäss Grundsatz von Open Data) Zugriff auf die Daten

Stellen Sie sich mal die vielen Use-Cases vor. Umweltverbände könnten z.B. F. zugreifen auf die Meldedaten zu umwelt-relevanten Themen und die für sie notwendigen Auswertungen machen. Oder Konsumentenverbände erhalten Zugriff auf die Meldedaten im Gesundheitsbereich und könnten diese in Kontext bringen zu den steigenden Preisen der Krankenkassen. Hierin liegt der echte Fortschritt, den IT bringen kann und das ist auch die Richtung, in welche die Vision gehen sollte.

Das soll jetzt auch kein Journalisten-Bashing darstellen. Ich bringe damit als Leser nur zum Ausdruck, dass die Thematisierung eines einzelnen Messwerts viel zuwenig interessant finde, da für mich das "grosse Ganze" (bzw. die Vision die man umsetzen sollte) viel bedeutender ist. Generell ist Open Data etwas, dass aus meiner Sicht schon längst überfällig ist auch mal in der Republik behandelt zu werden.

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Ich verstehe die Aufregung hier auf dieser Seite nicht. Klar, die Einschätzung des BAG zeigt auf, dass die Überforderung auf allen Ebenen existiert. Soll die Republik das nicht beschreiben dürfen? Missstände nicht publizieren, nur damit sich einige hier auf dieser Seite und sicher auch sonst im Land etwas mehr in (falscher) Sicherheit wähnen können? Verschweigen und Beschönigen sind nicht die Aufgaben der Medien in einer freien Gesellschaft. Gerade in Zeiten, wo Teile der Verfassung ausser Kraft sind und die Parlamente ruhen, brauchen wir Medien ohne Scheuklappen! Ich bin froh, gibt es Kanäle wie die Republik, die ihre Aufgabe als vierte Macht im Staat engagiert wahrnehmen. Danke!

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Ich störe mich ab diesem Artikel von Adrienne Fichter. Es wird impliziert (wie z.B. der Kommentar von Werner Fuchs ( https://www.republik.ch/dialog?t=ar…b242984030 ) zeigt), dass man innert kürzester Zeit ein Tool bauen können soll, dass nun alle Anforderungen erfüllen und Probleme lösen können soll. Schon in "normalen" Zeiten ist es anspruchsvoll, zügig eine Software für viele Benutzer in Betrieb zu nehmen, in der wenigstens die groben Bugs (Softwarefehler) ausgemerzt sind. Nun sind aber (hoffentlich) alle Informatiker im Home-Office, das macht die Zusammenarbeit nicht gerade produktiver. Zudem: Wenn auch grosse IT-Firmen Probleme damit hatten, Ihre Software unter der aktuellen Last stabil betreiben zu können (z.B. Microsoft mit Ihrer Zusammenarbeitsplattform namens 'Teams'), wird für so eine schnell-schnell zusammengebastelte Plattform auch ein Problem darstellen. Wir müssen nun halt mit den Werkzeugen arbeiten, die wir haben und von denen wir wissen, dass sie funktionieren (bzw. deren Limitationen wir auch kennen). Jetzt noch dem Gesundheitspersonal eine halbgare Lösung reinzudrücken, so dass wir nachher zwei Systeme haben, welche beide nicht 100% funktionieren, macht nichts besser. Ich glaube, Daniel Koch macht unter den gegebenen Umständen einen super Job und Artikel wie diesen helfen in der aktuellen Situation niemandem.

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Roger Staub
Geschäftsleiter Pro Mente Sana, Zürich
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Als ehemaliger Mitarbeiter des BAG in der Abteilung Übertragbare Krankheiten kann ich die Informationen im Artikel leider nur bestätigen (bis 2016). Dass Daniel Koch nicht besonders innovativ und initiativ ist in Nicht-Krisenzeiten, stimmt schon. Aber leider fällt im Artikel ausser Betracht, dass die Abteilung Übertragbare Krankheiten zum Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit mit einer Direktionsbereichsleiterin und das Ganze zum BAG und das wiederum zum EDI gehört. Es ist nicht nur Koch, der ein modernes Meldewesen nicht vorangetrieben hat. Da gibt es eine Reihe von "Vorgesetzten", die hätten eingreifen können und nicht haben. Leider.

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